Traumprinz und Märchenkönig - Karo Stein - E-Book

Traumprinz und Märchenkönig E-Book

Karo Stein

0,0
1,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eigentlich will Henri nur seiner besten Freundin Katja einen Gefallen tun, indem er für sie die Rolle des Schneewittchens auf dem Weihnachtsmarkt übernimmt. Immerhin besteht seine einzige Aufgabe darin, mit einem roten Apfel in der Hand, schlafend in einem gläsernen Sarg zu liegen. Allerdings hat er nicht bedacht, dass Philipp, in den Henri schon eine Weile verliebt ist, den Märchenkönig spielt. Doch plötzlich scheint es, als würde sich Henri in einem echten Märchen befinden, und er kann nicht erkennen, ob es nur ein Traum oder Realität ist ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Karo Stein

Traumprinz und Märchenkönig

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

1.

Es war einmal … Gedanklich ließ Henri die drei Worte in seinem Kopf kreisen.

Es war einmal ein junger Mann, dessen beste Freundin sich in eine böse Hexe verwandelt hatte. Das war die einzig plausible Erklärung dafür, weshalb sie ihm das hier antat.

Es war einmal ein junger Mann, der einfach nicht nein sagen konnte und der sich nun in dieser verrückten Lage befand.

 

Noch immer fragte sich Henri, wie es hierzu kommen konnte. Theoretisch wusste er es natürlich, denn immerhin hatte er sich von Katja überreden lassen. Einmal mehr war es seiner Freundin gelungen, ihn von etwas zu überzeugen, was er überhaupt nicht wollte. Innerlich verfluchte er sie und vor allem sich selber dafür. Er nahm sich vor, dass diese Frau nicht länger seine beste Freundin sein würde. Diesmal gab es nichts, womit sie die Situation wieder gutmachen konnte. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, denn es war ein wenig überzeugender Vorsatz. Tatsache blieb nämlich, dass es niemanden auf dieser Welt gab, der ihm mehr bedeutete als Katja. Schließlich kannten sie sich schon ewig. Außerdem konnten sie sich gar nicht gegen ihre Freundschaft wehren, die dank ihrer Mütter vorherbestimmt war. Natürlich hätte es auch anders laufen können, aber das war es nun einmal nicht.

Letztendlich spielte es auch überhaupt keine Rolle, denn Katja und Henri waren beinahe so etwas wie siamesische Zwillinge. Lediglich den schlechten Geschmack, den Katja im Hinblick auf die Wahl ihrer Männer hatte, besaß Henri zum Glück nicht. Vermutlich hatten sie sich deshalb auch noch nicht in den gleichen Kerl verliebt.

Henri wollte sich eine solche Situation gar nicht vorstellen. Im Gegensatz zu Katja war er bisher noch nicht oft verliebt gewesen. Er ließ es lieber locker angehen und genoss die Möglichkeiten, die das schwule Leben ihm bot.

Katja hatte dafür nur wenig Verständnis, denn sie befand sich stets auf der Suche nach Mister Right und zog damit zielstrebig alle Arschlöcher dieser Welt an. Und genau so ein Kerl war auch der Grund dafür, weshalb Henri Katja in Gedanken verfluchte. Sie hatte ihn dazu überredet, ihre Rolle zu übernehmen, damit sie sich mit Mister Arrogant treffen konnte. Einen Typen, bei dem Henri auf den ersten Blick gesehen hatte, dass er nichts für Katja war.

Allerdings wusste er aus Erfahrung, dass es keinen Zweck hatte, sie davon abzuhalten, in ihr Verderben zu laufen. Insgeheim hatte er bereits zwei Flaschen Sekt, eine Packung Eis und mehrere Tafeln Schokolade gekauft. Obendrein befanden sich die passenden Liebesfilme längst auf seiner der Watchlist und eine Großpackung Taschentücher lag ebenfalls bereit. Für das, was Katja ihm hier antat, hatte sie nichts davon verdient, aber ...

Henri seufzte erneut leise. Er konnte es nicht ertragen, wenn sie litt. Schon jetzt spürte er, dass die Wut auf sie verblasste und dabei lag er erst seit wenigen Minuten in diesem verdammten gläsernen Sarg. Sie fühlten sich jedoch bereits wie Stunden an. Es war unbequem und viel zu eng.

Henri öffnete für einen kurzen Moment die Augen und starrte in den schwarzen Himmel. Sterne konnte er keine entdecken, was vermutlich an den vielen Lichtern lag, die den Weihnachtsmarkt erhellten. Etliche Lichterketten zogen sich über den Marktplatz, dazu noch die riesige, hell beleuchtete Tanne, die nur einige Meter entfernt von ihm stand.

Es war verdammt kalt, auch wenn Henri auf einer Decke lag. Der gläserne Deckel lag schräg neben ihm auf dem Boden. Ein eiskalter Wind wehte beständig über ihn hinweg und sorgte dafür, dass er zu frösteln begann.

Einige kleine Tannenbäumchen standen um ihn herum. Ebenso wie die Zwerge. Sieben Zwerge, ordentlich um ihn herum drapiert. Henri spielte das schlafende Schneewittchen, mit einem hellblauen Kleid, einer schwarzhaarigen Perücke und einer dicken Strumpfhose. Außerdem trug er verdammt enge und unbequeme Bauchwegunterwäsche von Katja. Nicht, dass er oder sie so etwas nötig hätten, aber das Teil ließ nicht nur überflüssige Pfunde verschwinden, sondern sorgte auch dafür, dass sein Schambereich platt blieb. Das gab ihm die Sicherheit, dass niemand beim Anblick des schlafenden Schneewittchens eine verstörende Erhebung erkannte. Seine Männlichkeit wurde gewissermaßen weggedrückt und er hoffte inständig, dass er keinen bleibenden Schaden davontrug.

Da seine Füße nicht in die Schuhe passten, verhüllte eine rot goldenen Decke sie. Trotzdem fühlten sich seine Zehen bereits furchtbar kalt an. Henri fragte sich, wie viel Zeit von den drei Stunden vergangen war, denn von Minute zu Minute verfluchte er Katja mehr dafür, dass sie ihm das hier antat, denn eigentlich war sie das Schneewittchen. Es gab drei verschiedene lebende Märchenbilder auf dem Weihnachtsmarkt und das hier war eines davon. In jedem Jahr suchten die Veranstalter nach Darstellern und Katja wollte in diesem Jahr unbedingt mitmachen. Das war allerdings, bevor sie Johannes begegnete.

„Idiot“, nuschelte Henri leise und bohrte mit den Fingernägeln kleine Kerben in den Apfel, den er in den Händen hielt.

Die Zwerge um ihn herum waren nicht real. Der König, der schräg rechts hinter ihm stand jedoch schon. Und er war ein weiterer Grund, weshalb Henri Katja diese Aktion nicht verzeihen würde. Dieser König war nicht irgendein Kerl, sondern der Typ, in den sich Henri ziemlich heftig verknallt hatte. So etwas war ihm schon eine Ewigkeit nicht mehr passiert. Dabei hatten sie bisher kaum fünf Sätze miteinander geredet. Aber alle Anzeichen sprachen dafür. Henri bekam kein vernünftiges Wort in seiner Nähe heraus. Er begann zu schwitzen und sein Herz raste regelrecht davon.

Sie studierten an der gleiche Hochschule, aber erst in diesem Semester bemerkte Henri Philipp. Sie belegten ein Seminar gemeinsam und wenn er Glück hatte, würden sie sogar in einer der Projektgruppen zusammenarbeiten. Natürlich sah Henri seine Chancen mit dem heutigen Auftritt deutlich schwinden. Philipp hatte lediglich schief gegrinst, als er sah, wie Henri in dieser peinlichen Aufmachung in den Sarg kletterte. Zum Glück war er nicht dabei gewesen, als Henri sich mit Katjas Hilfe umgezogen hatte.

Im Grunde wusste Henri nicht einmal, ob er sich bei Philipp überhaupt eine Chance ausrechnen durfte. Er sendete keinerlei Signale, allerdings schien er auch nicht mit Frauen zu flirten. Katja startete einmal einen Versuch, um Philipp eine Reaktion zu entlocken. Am Ende waren sie sich jedoch beide nicht sicher, wie sie sein Verhalten deuten sollten. Der Mann blieb ein Rätsel für Henri und deshalb gelang ihm die Sache mit dem Entlieben auch nicht.

Immerhin bestand eine winzige Hoffnung ... die er vermutlich mit dem heutigen Nachmittag verspielt hatte, weil er in seiner Aufmachung einfach nur lächerlich aussah. Erneut verfluchte er Katja innerlich und hoffte inständig, dass ihr Date das Schlimmste aller Zeiten sein würde. Es musste doch schließlich eine ausgleichend gerechte Strafe dafür geben, was sie ihm hier abverlangte.