Ein gefahrvolles Spiel - Sabineee Berger - E-Book
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Ein gefahrvolles Spiel E-Book

Sabineee Berger

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Beschreibung

Die junge Grafikerin Kate entdeckt zu später Stunde Licht im Fenster ihres Nachbarhauses. Von einer bisher unbekannten Neugier getrieben, entschließt sie sich heimlich zu beobachten und verfällt dabei einem überaus verlockenden Spiel eines fremden Mannes. Nie zuvor hat sie eine Hingabe an den Moment so genossen und zugleich bedauert. Die Erotik, die sie mit ihm erlebt, übersteigt ihre kühnsten Träume und doch häufen sich zugleich auch seltsame Nachrichten, die immer aufdringlicher werden und sie um ihr Leben bangen lassen. Will sich ihr Ex-Mann etwa an ihr rächen oder ist es gar der schöne Fremde, der sie plötzlich bedroht?

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Seitenzahl: 492

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Sabineee Berger

Ein gefahrvolles Spiel

 

 

 

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- gekürzte Vorschau -

Inhaltsverzeichnis

Titel

01.Kapitel

03.Kapitel

04.Kapitel

05.Kapitel

06.Kapitel

07.Kapitel

08.Kapitel

09.Kapitel

10.Kapitel

11.Kapitel

12.Kapitel

13.Kapitel

14.Kapitel

15.Kapitel

16.Kapitel

17.Kapitel

18.Kapitel

19.Kapitel

20.Kapitel

21.Kapitel

22.Kapitel

23.Kapitel

24.Kapitel

25.Kapitel

Weiteres E-Book

Impressum tolino

01.Kapitel

Leichter Regen plätscherte gegen das Fenster und produzierte glitzernde Flächen aus verwundenen Schlieren und schimmernden Tropfen.

Beinahe wie Glas auf Glas ... dachte Kate melancholisch und schenkte dem Schauspiel einen faszinierten Blick … nur sind sie viel weicher und formbarer. Das schimmernde Kerzenlicht des Raumes fing sich warm im Bauch der einzelnen Tröpfchen, ebenso wie das satte Rot der Leuchtreklame des gegenüberliegenden Hauses. Es war ein mitreißendes Spiel von Wasser, Wölbung und Reflexion. Ein Zauber, der mit dem monotonen Geräusch des Regens eine fast hypnotische Wirkung auf sie hatte. Über eine halbe Stunde starrte Kate nun schon gedankenverloren auf das Fenster und vergaß dabei ihren Arbeitsauftrag vollkommen. Mit träumerischer Selbstverständlichkeit glitt ihr der Bleistift aus der Hand und kollerte die Schräge ihres Reißbrettes hinab. Nicht einmal das klackernde Geräusch des Aufschlags konnte ihren schwärmerischen Blick von dem monotonen Geschehen ablenken.

Ich mag den Regen ... träumte sie weiter und ließ ihren Kopf mit einem Seufzer der Zufriedenheit in ihre Handflächen sinken.

Erst Minuten später schweifte ihr Blick von der glitzernden Pracht zu der leicht flackernden Kerze am Fensterbrett. Irgendwann einmal hatte sie es sich zur Angewohnheit gemacht, eine Kerze ins Fenster zu stellen. Anfangs war es nur aus einer „dieser Stimmungen“ passiert, doch mit jedem Tag mehr, war daraus ein fixer Bestandteil ihres schon bestehenden Tagesablaufs geworden. Vielleicht war es nur eine verträumte Spinnerei oder ein kleiner Ersatz für ein Kaminfeuer, doch mit diesem Ritual hatte sie sich zu dem künstlichen Licht des Zimmers auch ein wenig „echtes“ in ihr Leben geholt. Sie mochte ganz einfach den Duft und den warmen Schein von Kerzen. Für sie war es ein besonderer Akt, ein Streichholz zu entzünden, den Docht der Kerze zu entflammen und den leichten Schwefelgeruch wahrzunehmen.

Müde rieb sie sich die Augen, blickte dann aber von der Kerze wieder zurück zu dem bunten Glitzermeer ihres Fensters. Sie dachte gar nicht daran, gleich wieder mit der Arbeit zu beginnen. Seit Stunden hatte sie sich schon diesem Auftrag gewidmet und ihre Schultern dabei so verspannt, dass ihr eine kurze Pause durchaus recht kam. Mit zusammengekniffener Stirn und einer leichten Grimasse drehte Kate ihre beleidigten Schultern zuerst nach vorne und dann wieder zurück. So versuchte sie die betroffenen Muskelpartien für ein paar Minuten zu lockern und wieder in Schwung zu bringen. Sie war noch weit davon entfernt entspannt zu sein, als das schrille Klingeln ihres Telefons sie zusammenfahren ließ.

Verdammter Mist! Die ungeschickte Bewegung erzeugte einen neuerlichen Schmerz in ihrem Rücken. Tief ein- und ausatmen … sagte sie sich vor und versuchte den Schmerz auf die Schnelle wegzuatmen, dann kam sie in die Höhe. Ich komm ja schon ... brummte ihr Pflichtbewusstsein, während sie wie ferngesteuert zum Apparat eilte und nur mühsam ein genervtes Schimpfwort unterdrückte.

»Ja bitte? ... Wo? ... Ja … aha … ist gut! Kein Problem … natürlich … Danke … auf Wiederhören.« Wütend knallte sie den Hörer zurück auf die Station. Denn ja … sie hatte noch ein altertümliches Ding mit Festnetzanschluss. Vintage-Not-Mobile halt. Wie oft hatte sie sich wohl schon geschworen es endlich zu entsorgen, weil es nicht nur unpraktisch war, sondern auch viel zu laut? Vintage hin oder her. Und was brachte ihr das Ding schon außer Rückenschmerzen und Ärger, denn es war immer dasselbe! Ihr Auftraggeber hatte gerade in letzter Minute noch eine seiner Entscheidungen revidiert und quasi vor der Fertigstellung noch um eine „klitzekleine“ Änderung gebeten. Kate musste einen Cartoon anfertigen, der als Abschlusselement in einem firmeninternen Prospekt ihres Auftraggebers platziert werden sollte. Doch da offenbar inhaltlich noch etwas geändert worden war, musste nun der geplante Comicteil gekürzt werden. Somit durften jetzt nur noch fünf statt der bestellten sieben Bilderreihen verwendet werden.

»Aaaahhhh ...«, brüllte sie in einem neuerlichen Anflug von Ärger. Ist ja nur gut, dass ich bereits mit dem sechsten Bild fertig bin! ... maulte sie dann leise in Gedanken, weil sie sich immer viel zu sehr verbiegen musste für die Wichtigkeiten anderer. In ihrer Branche war das mehr oder weniger üblich, aber sie vergaß nun mal zu oft auf sich selber und musste dabei noch höflich bleiben. Flexibilität kann auch ein Fluch sein, dachte sie, weil sie auf diese Qualität zwar stolz war, aber dennoch damit oft ihre Ressourcen verschwendete. Zumindest konnte sie nun die beiden letzten Arbeitsstunden völlig vergessen und musste dafür gleich noch ein, zwei hinten dranhängen.

Wieder Mitternacht … ging es Kate mürrisch durch den Kopf, denn auch heute würde sie eine Nachtschicht einlegen müssen, um rechtzeitig fertig zu werden. Im Prinzip konnte ihr der Mehraufwand egal sein, denn die Rechnung würde der Kunde serviert bekommen, doch neben den verlorenen Stunden Schlaf war solch eine verspätete Änderung auch immer wie ein „Beschneiden“ der eigenen Fantasie. Sie hasste es, einen Cartoon kürzen und in ein vorgegebenes Schema pressen zu müssen. Das war in gewisser Weise zwar immer der Fall, doch in solch ausgereiftem Stadium der Entwicklung besonders schmerzhaft.

So musste also die bereits halbfertige Sequenz mit dem pinkelnden Hund entfallen – auch wenn es ihr schwerfiel, den kleinen, süßen Kerl jetzt noch zu eliminieren. Zurzeit bestand der haarige Vierbeiner gerade mal aus zwei Schlappohren, einer halbfertigen Schnauze und einem noch viel zu langen Rückgrat, aber in Gedanken hatte sie sich schon seine leicht sabbernde Schnauze und sein ungeschickt angehobenes Beinchen ausgemalt.

»Sorry, mein Kleiner, aber jetzt gehst du ex«, murmelte sie und knüllte das Papier mit dem Entwurf zu einer Kugel, warf sie in den Papierkorb und griff nach dem kalten Kaffee, der auf einem Beistelltisch neben ihrem Arbeitsplatz schon seit Stunden Duft und Konsistenz zu seinem Nachteil verändert hatte.

Egal ... dachte sie und vermeinte schon beim ersten Schluck der dunklen Brühe die aufputschende Wirkung zu spüren, die sie brauchte, um gut starten zu können. Das Vorbereiten der veränderten Handlung und das Planen der neuen Szene waren dann eigentlich gar nicht aufwendig, denn der Prozess der Neufindung hatte bei Kate schon während dem Telefonat begonnen. Blitzschnell fanden sich nun Cartoons in nur fünf Bildern in ihrem Kopf. Der Kaffee schmeckte klarerweise auch für sie nicht besonders gut, doch seine Wirkung war jedes Mal erstaunlich. Ein kurzes Tief und dieses schwarze Göttergetränk schaffte es binnen Sekunden, sie wieder auf Vordermann oder Vorderfrau zu bringen.

Um 1.00 Uhr früh konnte Kate dann endlich alles zufrieden liegen und stehen lassen. Müde nahm sie die Brille ab, fuhr langsam über ihre Nasenwurzel und rubbelte mit beiden Händen belebend über ihr Gesicht. Danach gähnte sie herzhaft und klopfte sich selbst ermunternd auf ihre tapferen Schultern. Schließlich hatte sie ein ordentliches Arbeitspensum hinter sich gebracht und das nicht gerade mit der „leichten Brillenvariante“. Zurzeit probierte sie einen seltsamen Trick, um ihre Sehkraft zu verbessern – auch wenn der mit deutlich mehr Kopfschmerzen verbunden war. Sie nannte ihn den Gegenteiltrick, weil sie ihre geringe Kurzsichtigkeit nicht mit der üblichen Brille, sondern mit einer Weitsichtigkeitsbrille bearbeitete. So wollte sie nicht die Schwäche unterstützen und damit einem Symptom hinterherhinken, sondern die Stärke und den Kampfgeist ihrer Augen fördern. Was ganz klar mit mehr Anstrengung und Kopfschmerzen einherging. Den Trick hatte sie von einem Kollegen und irgendwie glaubte sie auch daran, aber manchmal verfluchte sie sich selbst für ihre Experimentierfreude, obwohl sie durchaus bemerkte, dass das Sehgefühl danach gar nicht so übel war und sie auch irgendwie stolz war, denn schließlich hatte sie beschlossen Ihrer Sehschwäche und damit ihrer Angst den Kampf anzusagen. Jeder wusste doch, dass Ängstlichkeit angeblich auch Kurzsichtigkeit hervorrief. Oder so.

Nachdem sie auch jetzt ihre Brille abgelegt hatte, schlenderte Kate müde zum Fenster. Dort stand sie leise gähnend und blickte durch das Meer von Tropfen in die Nacht hinaus. In der Dunkelheit konnte sie nicht alles genau erkennen, denn dafür waren ihre 1,5 Dioptrie immer noch ein Zuviel an Fehlsichtigkeit, aber es genügte, um das Haus gegenüber, die Leuchtreklame, die Straße mit ihren Laternen und die nassen, glänzenden Autos zu erkennen. Die Atmosphäre war selbst mit dieser diffusen und unscharfen Betrachtung sehr interessant und geheimnisvoll.

Mit einem leisen Seufzer und einem unerklärlichen Gefühl der Sehnsucht ließ sie ihren Blick weiter durch die Nacht schweifen. Im Haus gegenüber war bereits fast alles dunkel. Bis auf ein helles Fenster wirkte alles düster und wie von der dunklen Fassade des Gebäudes verschluckt. Doch in eben diesem einen Fenster brannte dafür das Licht umso heller und strahlender.

Kein Wunder ... dachte Kate und gähnte noch einmal herzhaft in ihre Faust hinein … um diese Zeit schlafen anständige Leute auch längst. Und weil sie die Müdigkeit gar so bleiern in ihren Armen und Beinen spürte, hatte sie gar keine Lust mehr, länger die Nachtatmosphäre zu bewundern, sondern nur noch Sinn für ihr Bett. Vorsichtig legte sie ihre Hand um die brennende Kerze und löschte das Licht mit einem liebevollen Hauch. Graue Kringel zogen malerisch durch die Luft und verbreiteten mit lasziver Langsamkeit jenen Geruch, den Kate so liebte. Ganz unbewusst ließ sie ihre Hand in dieses Gemisch aus Kringel und Schlieren gleiten, um mit einer fächernden Handbewegung das Dufterlebnis zu intensivieren. Dabei stob das graue Etwas wild durcheinander, formte neue Bilder und wurde dünner und dünner, bis es sich in der Weite ihres Zimmers verlor.

Jeden Tag zelebrierte sie dieses Ritual auf gleiche Art und Weise, weil sie so ihr kreatives Schaffen huldigte. Das aufflammende Feuer war dabei das Symbol für die Entfaltung ihrer ureigensten Schöpfungskraft und das Erlöschen wiederum der duftende Ausklang, der die aufgebaute Spannung reduzieren und die Rückkehr in die „reale“ Welt ermöglichen sollte. Sie bildete sich auch ein, erst dann wirklich gut und befreit schlafen zu können.

Und jetzt? Jetzt musste sie nur noch aus ihrer Kleidung und dann ab ins Bett. Meist arbeitete sie in sehr bequemen Sachen, die ihr ein kuscheliges Gefühl von Zuhause und Geborgenheit gaben. Ihr Haar trug sie zusammengebunden mit einem Haarband aus Stoff, das in seiner Schäbigkeit schon wieder einen gewissen Charme hatte und farblich nur zufällig zu ihren dunklen Haaren passte. Ihre Kleidung war zweckmäßig und alles andere als eine erotische Sensation – ebenso wie es der Akt des Entkleidens selbst war. Immerhin schaffte sie es durch das Entledigen des Oberteils zugleich das T-Shirt sowie auch besagtes Haarband zu entfernen. So gut wie immer landete dann der bequeme Trainingsanzug, das T-Shirt, oder was auch immer sie gerade trug, gemeinsam mit dem Haarband auf einem ziemlich unordentlichen Wäschehaufen im nächstbesten Eck ihres Arbeitszimmers. Dazu schleuderte sie dann immer mit Genuss und einem Gefühl von unverschämter Freiheit die Hose hinterher. Kreative brauchten eben eine gesunde Portion Chaos und die Freiheit, Verpflichtungen vernachlässigen zu können. Kate konnte nie schnell genug aus den Sachen herauskommen, weil das kuschelige Trainingsgewand zwar gut für die Arbeit geeignet war, aber mit dem Gefühl von „ganz ohne“ nicht konkurrieren konnte.

Nackt ging sie zurück zum Fenster, um die kühle Nässe durch das abschirmende Glas noch einmal auf sich wirken zu lassen. Bei ihrem zweiten Rundblick schien das Gegenüber sogar noch finsterer geworden zu sein, denn selbst das einzig helle Fenster hatte sich dem Schlaf ergeben und ohne viel Aufhebens der stummen Eintönigkeit der Nacht angepasst.

Finstere, unheimliche Assimilation ... ging es Kate beim Anblick der schwarzen Fensterreihe durch den Kopf. Geschluckt von der Nacht und für immer verschwunden … jammerte ihre innere Stimme so theatralisch, dass es ihr selbst zu viel wurde und sie die Gedankenrichtung stoppte. Kurz schüttelte sie sogar den Kopf und lächelte, weil sie nicht allzu lange zur Melancholie neigte. Genau in dem Moment wo sie selbstvergessen lächelte, wurde in dem Fenster auf der anderen Seite wieder Licht angeknipst. Weil Kate aber nun mal nackt war, griff sie automatisch nach dem Seitenteil des Vorhangs, um sich notdürftig zu bedecken. Eigentlich gab es nichts, wofür sie sich schämen musste, aber provokant ins Rampenlicht wollte sie sich nun auch wieder nicht stellen. Außerdem beruhigte sie sich damit, dass es in ihrer Wohnung ja stockdunkel war und die Wahrscheinlichkeit gesehen zu werden daher recht gering sein musste. Trotzdem verspürte sie auch ein verhaltenes Interesse und eine unerklärliche Spannung, sonst wäre sie wohl längst abgetaucht und gegangen. Stattdessen fragte sie sich jedoch warum dieser fremde Jemand von gegenüber noch ein zweites Mal Licht gemacht hatte.

Warum nur? … dachte sie gerade zum dritten oder vierten Mal und beschloss sich das ein wenig genauer anzusehen und die Brille vom Tisch zu fischen. Mit einer entzückend akrobatischen Einlage – denn, um nichts in der Welt wollte sie den Seitenteil des Vorhanges loslassen – schaffte sie es dann sogar die richtige Brille gegen Kurzsichtigkeit zu erwischen. Das Gegenprinzip hätte hier nichts gebracht. Sie schob die Brille gerade bis zur Nasenwurzel und sah aus dem Fenster, als der plötzlich klare Anblick sie wie ein heißer Schock traf!

Um Himmels Willen … fuhr es ihr wie ein elektrischer Schlag durch den Schädel, während sie mit einem leisen Aufschrei zur Seite flüchtete und sich zur Gänze hinter den schweren Vorhang presste. Hoffentlich hat er mich nicht gesehen … dachte sie mit wild pochendem Herzen und plötzlich überhitzten Wangen. Vollkommen überrascht und auch peinlich berührt, presste sie ihre Handfläche auf die Stelle, wo ihr Herz so heftig klopfte und versteckte sich mehr und mehr hinter dem blickdichten Vorhang. Der Anblick hatte sie vollkommen überrascht und auch erschrocken, obwohl sie sich dabei lächerlich vorkam, weil sie sich gerade wie ein Schulmädchen hinter einem Vorhang versteckte. Schließlich war sie 29 Jahre alt und ganz sicher kein kleines Mädchen mehr!

Der Mann gegenüber streckte sich derweil jedenfalls genüsslich und machte nicht gerade den Anschein, sich jemals für irgendetwas in seinem Leben geschämt (oder versteckt) zu haben. Es war keine übertrieben ausschweifende Bewegung, wirkte völlig gelassen und dennoch auf eine Weise kraftvoll, die Kate faszinierte. Und er war nackt! So ziemlich und ganz. Kate klappte förmlich der Mund auf bei all dem subtilen und offensichtlichen Zeug, das da gerade auf sie einprasselte, denn natürlich konnte sie aus einem Spalt ihres Versteckes hervorblinzeln und alles ganz genau beobachten.

Nackt! Einfach so. Gleich gegenüber. Es waren ziemlich reduzierte Gedanken, dennsie war ganz schön aus dem Häuschen und versuchte normal zu atmen. Irgendwie hatte sie das Gefühl ins kalte Wasser gestoßen worden zu sein mit dieser überraschend klaren Aussicht und jetzt musste sie sich erst einmal von dem Schock erholen. Natürlich lag die Klarheit auch an der Brille, aber es war schon erstaunlich mit welcher Schärfe sie SEINEN Körper nun sehen konnte.

Gott, ist der scharf … dachte sie auch längst, versuchte es aber vor allem auf die Verbesserung ihrer Sehkraft zu schieben. Warum sonst sollte sie jede Erhebung seines muskulösen Körpers so deutlich sehen können, ebenso seine sehnige, geschmeidige Statur … bis hin zu seinem entspannt wirkenden Geschlecht? Niemand konnte nur der Gelegenheit wegen plötzlich besser sehen. Es musste also mit der Gegensatzbrille der letzten Tage zu tun haben, auch wenn das jetzt gerade wohl eher nebensächlich war. Wie auch immer, dachte sie daher und schob die ganze Fragerei beiseite. Sie war in Aufruhr und ihre Wangen mittlerweile vollkommen erhitzt. Ausblick und Anblick waren aber auch einfach umwerfend. Zumindest konnte Kate die Augen nicht von dem Mann abwenden und das Bedürfnis nach Schlaf war fürs Erste vergessen. Stattdessen baute sich prickelnde Unruhe in ihr auf und eine Neugier, die sie in dieser Form überhaupt nicht kannte. Kate hatte zwar gerade die Kerze in ihrem Fenster gelöscht, aber das hieß nicht, dass das Feuer gänzlich erloschen war. Vielmehr hatte es nur seine Symbolkraft verloren und loderte nun geradewegs in ihrem Inneren. So unerwartet stark und fordernd, dass Kate immer noch Probleme hatte ruhig zu atmen. Vielleicht war es der Reiz des Verbotenen, die Überraschung durch die klare Sicht oder der Mann selbst, warum sie gerade so intensiv empfand, aber sie wollte – nein, sie musste – den Fremden nun einfach weiter beobachten.

Dabei war der Mann möglicherweise nicht einmal attraktiv. Gesichtszüge waren schließlich nicht zu erkennen, weil sein Kopf zu sehr im Schattenbereich des Fensters lag. Dazu kam das Licht von hinten aus seinem Zimmer und erzeugte Gegenlicht, sodass vor allem seine Konturen scharf begrenzt wurden. Kate sog hörbar die Luft ein, weil hier solch eine verrückte Mischung aus Licht und Schatten vorlag, die sie einerseits ganz deutlich sehen ließ, andererseits wiederum nicht und vor allem seinen Kopfbereich abdunkelte. Aus ihrem Blickwinkel wirkte es fast so, als würde er sich – absichtlich oder nicht – hinter einer dunklen Maske verstecken und das machte ihn nicht nur anziehend, sondern auch irgendwie verrucht und mysteriös. Der Kontrast zum hellen Licht verlieh seinem nackten Körper jedenfalls eine besondere Spannung … und Erotik pur. Vielleicht lag es ja ausschließlich an ihr oder der späten Stunde, aber der Mann dort drüben und seine Haltung hatten einfach eine verheerende Wirkung auf ihr Nervenkostüm und ihren Körper. Dabei konnte sie seinen männlichen Ausdruck noch nicht einmal in Worte fassen. Sie bemerkte nur, dass der Typ gar nichts tun musste und sie dennoch völlig in Aufruhr versetzte. Ganz sicher lag es auch am schnellen Atmen und an dem Mehr an Sauerstoff, denn sie hatte das Gefühl zu schweben und das mit einer Leichtigkeit, die zusätzlich zum Prickelfaktor berauschend war. Natürlich war ihr der zweideutige Sinn der Bezeichnung „scharf sehen“ inzwischen bewusst geworden und mit einem verschmitzten Lächeln schob sie die Brille noch näher an ihre Augen, weil sie das bewusst genießen wollte.

Als der Mann sich dann erneut zu bewegen begann, konnte sie einen kleinen Freudenschrei nicht unterdrücken. Die Augen fielen ihr sowieso schon die längste Zeit aus den Höhlen, warum also nicht auch ein bisschen jubeln? Uhhhh, was für ein dezentes Muskelspiel ... raunte eine frivole Stimme in ihrem Kopf, während sie sich mit einem lauten Seufzen gegen die Fensterkante lehnte und den männlichen Anblick völlig selbstvergessen in sich aufsaugte. Es waren eigentlich ganz normale Bewegungen, die der Mann entspannt zum Besten gab, doch bei ihr kamen sie mit einer Mischung aus Kraft und Sanftheit an, die ihr die Knie weich werden ließ. Splitternackt stand er am offenen Fenster und schien sich nicht im Geringsten darum zu scheren, ob ihn jemand sehen konnte oder nicht. Vielmehr hatte sie sogar eher den Eindruck, dass er aller Welt zeigen wollte, wo Gott denn wirklich zu Hause war und wie sehr der gerade den Regen auf seinem nackten Körper genießen konnte. Dem Glanz seiner Haut nach, musste er bereits über und über benetzt sein mit kleinen Tröpfchen, die in ihrer Fantasie wie geschaffen waren, um sie lustvoll von seiner Haut zu lecken. Sanfte, perlende Tropfen, die sich wohlig an seine makellose Haut schmiegten, sich in Bewegung vereinten und langsam in Schlieren seinen Körper herunterliefen – jede Erhebung und jeden Muskel in einer kühlen Liebkosung nehmend.

Kate lief das Wasser im Mund zusammen, aber wirklich verlieren konnte sie sich in der Fantasie noch nicht, dazu bewegte der Mann sich zu interessant und lenkte schlicht mit seinem realen Anblick immer wieder ab. Und dann – Kate stockte erneut der Atem – beugte er sich übergebührlich weit vor, verkeilte seine Arme rechts und links im Fensterrahmen und tauchte mit seinem Körper noch mehr in den Regen ein. Wobei seine Körpersprache den puren Genuss spiegelte. Sein Körper glänzte nass im diffusen Licht, seine Silhouette war einfach nur perfekt und alles an ihm so durch und durch erotisch, dass Kate ihre Begierde kaum noch im Zaum halten konnte. Mit plötzlicher Heftigkeit krallte sie ihre Hände in den festen Stoff des Vorhanges, atmete noch schneller und zitterte am ganzen Körper. Viel zu stark reagierte sie auf diesen Fremden und sein sinnliches Spiel, aber sie war nun mal wie hypnotisiert oder wie in seinen Bann gezogen. Dadurch bemerkte sie gar nicht, wie ihre Hände langsam nach unten glitten und sich ihr Griff um den Vorhangstoff mehr und mehr lockerte, sodass der dunkle Stoff allmählich zur Seite glitt und fließend leicht von ihrer Haut rutschte bis sie nackt und sichtbar vor ihrem Fenster stand.

Erst nach ein paar Minuten wurde ihr bewusst wie sie dastand und in welch pikanter Situation sie sich befand. Zwei nackte Menschen in direkter Konfrontation am Fenster gab es nun mal nicht alle Nächte in dieser Gegend. Trotzdem blieb sie genau dort, wo sie war, zog sich nicht wieder zurück und suchte auch nicht wieder ein Stückchen Stoff, um sich zu bedecken. Mit ungläubigem Staunen erkannte sie ihre Bereitschaft, sich genau dieser Situation zu stellen. Die Dunkelheit ihres Zimmers gab ihr noch ein wenig Sicherheit, aber alleine das Wissen, hier vollkommen nackt zu stehen, steigerte ihre Lust etwas Verrücktes zu probieren. Was, wenn ich das Fenster auch einfach öffne? ... überlegte sie mutig und musste über ihre eigene Unverfrorenheit lächeln. Ja, das wäre schon etwas ... meinte sie verträumt und spielte dabei mit einer Haarsträhne, die sie immer und immer wieder durch ihre Finger gleiten ließ. Erst als sie ihr eigenes Spiegelbild im diffusen Glas ihres Fensters erblickte, verging ihr das Träumen gleich wieder und auch die Lust auf ein mögliches Spiel.

Brille, spitze Nase, kleine Brüste … schöne Scheiße! Irgendwann einmal hatte sie sich damit abgefunden, nicht gerade die schönste Frau der Welt zu sein, doch der Anblick jetzt war ernüchternd. Sie hatte nichts Verwegenes an sich, so gar nichts! Ihr Haar war zerzaust vom schnellen, schlampigen Ausziehen, die Wangen brannten rot wie tollwütige Kirschen und die zuvor so bewunderten Tröpfchen auf der Scheibe wirkten nun wie hässliche, aufgeplatzte Pustel auf ihrer Haut. So also sah die eigentliche Wahrheit aus … und die war gerade zum Verzweifeln!

Der fremde Mann bemerkte freilich nichts von dem plötzlichen Niedergang ihres Selbstwerts. Dazu war er mit seinem Spiel im Regen viel zu sehr beschäftigt. Er stand auch weiterhin völlig lässig dort drüben und streckte mittlerweile sogar mit spielerischer Freude seine Zunge heraus. Was Kate von ihrem Spiegelbild wieder ablenkte. Zuerst dachte sie zwar, er würde sie veräppeln und die Zunge zeigen, doch dann checkte sie, dass er immer noch auf ganz erfrischende und natürliche Weise mit dem Element spielte. Er fischte sich einfach mit seiner Zunge ein paar einzelne Tropfen vom Himmel, obwohl ihm sowieso schon das Wasser über Kopf und Körper lief. Dann wandte er sein Gesicht ein klein wenig mehr der Leuchtreklame zu und Kate erlebte ihren zweiten kleinen Schock.

Oh doch! … durchfuhr es sie wie ein Blitz. Er ist tatsächlich schön! Irgendwie hatte sie das natürlich geahnt, aber die plötzliche Bestätigung ließ ihr die Knie schlottern und ihren Atem aussetzen. Herrgott, fluchte sie im Stillen. ATME! Tiefer, schneller, mach schon! Permanent mahnte sie sich zur Ruhe und schaffte es auch nach einer gefühlten Ewigkeit sich wieder etwas mehr unter Kontrolle zu bringen. Was nicht hieß, dass sie den Blick abwenden konnte. Nein, nein. Wie auch? Dieses diffus rote Licht auf seinen markanten Gesichtszügen machte ganz komische Sachen mit ihr, tauchten ihn in ein Meer von Wärme und Sinnlichkeit und sie dafür in einen Höllensturm der Begierde. Keine normale Frau hätte da wegsehen können.

Mit purer Logik wollte sie sich dann über diesen Ansturm auf ihre Libido ein wenig hinwegretten. Fakt war nämlich, dass er den Regen offensichtlich genauso liebte wie Kate, nur mit dem Unterschied, dass er einfach unbekümmert machte wonach ihm der Sinn stand. Er lebte ganz natürlich aus, was sie sich nie getraut hätte. Denn selbst wäre sie nie auf die Idee gekommen nackt das Fenster zu öffnen und sich weit hinauszulehnen, um mit der Zunge Tropfen vom Himmel zu fischen. Diese Natürlichkeit beeindruckte Kate auf der einen Seite, auf der anderen stufte sie sein Verhalten auch als unverschämt ein, weil verklemmte Menschen sich dadurch ja zwangsweise erst recht wie Spießer fühlen mussten. Vielleicht war der schöne Kerl da drüben ja auch nur ein einfacher Exhibitionist, der es für heute mal satthatte, immer nur mit dem üblichen Trenchcoat und dem Hauch von Nichts darunter herumzulaufen. Sie kannte ihn ja nicht und er konnte ALLES bzw. JEDER sein.

Egal, dachte sie nur und grinste bis über beide Ohren. Der Anblick war es allemal wert und auch, wenn sie eindeutig überreagierte und ihr Körper ganz seltsame Sachen aufführte, fühlte sie sich vor allem so lebendig wie schon lange nicht mehr. Ja! Sie mochte das, wollte diese Spannung und auch den Kick. Obwohl die Situation ein wenig verrückt war und sie sich hier vor allem viel einredete, war sie sich sicher, dass das hier etwas Besonderes war. Also riskierte sie noch einen weiteren Blick auf ihr eigenes, leicht verzerrtes Spiegelbild im Fensterglas. Allerdings probierte sie es jetzt mit mehr Wohlwollen und Zuversicht, denn sie wollte sich nicht selbst ins Aus drängen, sondern viel lieber mitspielen. Sie war nicht hässlich. War es nie gewesen. Und der positive Zugang war überraschend leicht möglich, weil sie ja auch die ganze Zeit schon lächelte. Der zweite Blick auf sich selber machte ihr jedenfalls mit einem Mal Mut.

Worauf warten? … dachte sie dann auch energisch und nahm die Brille ab. Sie war hübsch und ihr Körper schön. Fertig. Also ging sie einen Schritt näher ans Fenster heran, um es ebenfalls zu öffnen. Sie wollte es dem Fremden gleichtun und sowohl die kühle Luft als auch das Wasser auf ihrer Haut spüren. Im Grunde sehnte sie sich nach allem was mit dem Öffnen dieses Fensters einherging, selbst nach dem Duft des Regens, aber vor allem nach etwas Neuem. Die Dunkelheit ihres Zimmers gab ihr dabei die Sicherheit, die sie im Rücken brauchte, und für die Sicherheit nach vorne hatte sie bereits ihre Brille abgelegt. Es war vielleicht etwas feige, aber sie machte das schließlich zum ersten Mal und mit dieser verschwommenen Wahrnehmung bekam sie noch mehr Zuversicht.

Mit klopfendem Herzen entriegelte sie das Fenster und klappte beide Fensterteile bewusst langsam zur Seite. Freiheit, dachte sie und blickte von ihrem sicheren Reich aus in die Nacht. Erst nach ein paar Sekunden beugte sie sich dann etwas vor und damit nach außen. Was wie der Sprung in kaltes Wasser war, weil sie die kühle Feuchtigkeit der Nacht schlagartig traf, einzelne Tröpfchen ihre Haut benetzten und sie am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Vor allem aber verließ sie mit dieser kurzen, anmutigen Bewegung zum ersten Mal auch ihre Komfortzone. Raus aus der Sicherheit, dachte sie ganz kurz und präsentierte sich weiterhin nackt der Öffentlichkeit. Auch wenn alle bereits schliefen, war es doch eine Herausforderung sich aus dem Fenster zu lehnen, denn zumindest EINER hatte die Chance sie zu bemerken und alleine diese Möglichkeit erzeugte Adrenalin in ihr. Eine sanfte Brise strich wie eine Berührung über ihre Haut, fachte die Gänsehaut noch stärker an und brachte sie zum Lächeln. Es war eine total sinnliche Begegnung mit den Elementen. Luft und Wasser kamen von außen, Feuer und Erde von innen. Kate spürte den Dielenboden überdeutlich unter ihren Fußsohlen und das Feuer sowieso schon die längste Zeit in ihrem Körper. Als hätte das schlichte Öffnen des Fensters ihr das Tor zu einem neuen Reich eröffnet. Einem Reich mit mehr Lebendigkeit und Empfindungskraft. Kate fühlte sich einfach nur noch großartig, wunderschön und … verwegen, sog begierig die frische Luft ein und nahm „die neue Welt“ wie eine Belebung von Körper, Geist und Seele wahr.

Genieße es … dachte sie und fühlte sich mehr und mehr wie ein Teil vom großen Ganzen. Automatisch lehnte sie sich noch mehr aus dem Fenster und hieß die Regentropfen willkommen, die nun heftiger auf ihre Arme, Brüste und ihren herrlich flachen Bauch prasselten. Zuerst nahm sie den kühlen Trommelwirbel wie kleine Pikser auf ihrer Haut wahr, dann wie eine belebende Massage. Die Luft war herrlich prickelnd und die Versuchung unglaublich verlockend die Zunge weit herauszustrecken und sich den einen oder andern Tropfen zu angeln. Doch so weit wollte Kate nun auch wieder nicht den Fremden imitieren, egal wie verführerisch sich der weiche Regen mittlerweile auf ihrer Haut anfühlte.

Ohne Brille konnte sie das Fenster von gegenüber gerade mal noch als ein helles Viereck erkennen. Selbst die Kontur seines Körpers war nun nicht mehr wirklich wahrnehmbar, sondern nur schemenhaft zu erkennen. Dennoch spürte sie seine Aufmerksamkeit. Die Brille abzunehmen hatte ihr Mut gemacht, doch nun, wo sie sich wohl fühlte und das prickelnde Spiel mit dem Regen genießen konnte, fand sie ihre verschwommene Sicht auch interessant und aufregend. Die getrübte Sicht empfand sie nämlich wie eine leichte Augenbinde in einem erotischen Spiel und die Ungewissheit mit dem Gefühl sich bis zu einem gewissen Grad auszuliefern, heizte sie tatsächlich noch etwas mehr an, ließ sie auch ungehemmter werden.

Blickte er zu ihr herüber? Konnte er sie trotz der Dunkelheit ihres Zimmers nackt sehen? Und wenn ja – wenn ja – was dachte er dann von ihr? Rein logisch befand sie sich im Schutz der Dunkelheit, doch ihr Gefühl sagte ihr, dass er sie genauso schemenhaft sehen konnte wie sie ihn und auf ganz dumme und unerklärliche Weise hatte sie ja auch den Wunsch von ihm entdeckt zu werden. Ging es nicht sowieso in erster Linie darum? Sein Interesse wecken, ihn faszinieren, mit ihm spielen? Auch, wenn sie sich nicht erklären konnte, warum sie dieses Bedürfnis so plötzlich hatte.

Als der Wind auffrischte und die erste stärkere Wasserfontäne ungestüm auf Kates Körper niederprasselte, traf sie das wie ein elektrischer Schlag und war genau der entscheidende Funke, der ihr auch noch die letzte Hemmung nahm. Mit einem lauten Jubelschrei und dem Gefühl von purer Lebenslust nahm sie nun mit offenen Armen weitere Fontänen in Empfang und verteilte das kühle Nass ekstatisch und doch anmutig mit ihren Händen auf ihrem Körper. Ihre Haut prickelte kühl und brannte, aber in ihrem Inneren loderte ein gar herrliches Feuer und setzte ihren ganzen Körper in Flammen. Es war ein Wechselbad an Eindrücken und es war einfach nur phänomenal. Kate fühlte sich herrlich, wie schwebend und zugleich so fest am Boden verankert wie nie zuvor. Sie konnte gar nicht anders als ständig lachen und immer wieder ihren Körper im Regen zu baden. Aber es war nicht nur die Freiheit, die sie so intensiv empfinden ließ oder das Spiel mit Wind und Wasser. Vielmehr war es ihr eigener Übermut und der Umstand, dass er ihrem Treiben zusah.

Allerdings … so fantastisch und befreiend die ganze Sache auch war, so kalt wurde es mit der Zeit ja doch und das neue Gefühl war zwar fantastisch, aber auch irgendwie sehr intensiv. Der Moment war zweifelsfrei genial und SIE ebenso, aber sie war auch nicht darin geschult derart intensive Empfindungen ewig lange auszudehnen. Und es war wirklich kalt. Also atmete sie noch einmal tief durch und zog sich dann wieder zurück. Mit bebenden Händen verschloss sie schließlich auch ihr Fenster und versuchte ihren Aufruhr und ihren schnellen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.

Brrrr – sie war patschnass und trotz ihrer aufgestauten Hitze war ihr die Kälte der Nacht mittlerweile bis in die Knochen gekrochen. Zielsicher holte sie die zuvor abgelegte Brille hervor und setzte sie auf ihre kleine, spitze Nase. Mit jedem Schritt ihres Rückzuges hatte sie nämlich auch den Wunsch geformt, doch noch hinzusehen und die Reaktion des Mannes zu sehen und aufzunehmen. Feig war schließlich gestern, dachte sie verwegen und hob den Blick, weil sie ihre Aktion schließlich nicht nur für sich selber gemacht hatte. Als er dann aber tatsächlich geradewegs zu ihrem Fenster blickte, blieb ihr beinahe die Spucke weg. Er sah sie direkt an. Und obwohl sie genau DAS erhofft hatte, versetzte ihr sein offenkundiges Interesse doch wieder einen kleinen Schock. Zwar hatte sie gemeint darauf vorbereitet zu sein, doch ihr schneller Puls und ihre plötzliche Schwäche in den Knien verrieten ihren wahren Zustand. Mit Sicherheit hatte er sie auch zuvor die ganze Zeit beobachtet und das war doch ganz schön viel auf einmal für sie. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, aber aus irgendeinem Grund spürte sie im Moment auch vor allem die kleinen, belebenden Wassertröpfchen auf ihrer Haut, die sich zwischen den Erhebungen ihrer Gänsehaut angesiedelt hatten. Es war erneut so ein innerer, heißer Aufruhr kombiniert mit einer deutlich körperlichen, äußeren Wahrnehmung und das fühlte sich – immer noch – sehr, sehr gut an.

Wer weiß, ob er mich überhaupt sieht … brummte sie zwar kurz, doch seine Haltung und sein Ausdruck waren eindeutig. Der Mann war ganz klar IHR zugewandt und das wahrlich mit allem, was er zu bieten hatte. Dabei wirkte er ernst und auch angespannt. Sein Körper war zwar nicht mehr so weit vorgebeugt, aber sie konnte ihn immer noch ganz gut sehen und sie wusste mittlerweile, dass er sie nicht nur betrachtete, sondern auch lächelte. Kate bildete sich das nicht nur ein, denn sie meinte das mittlerweile bis in ihre Zehenspitzen zu spüren. Bis … tja … bis ein Ruck durch seinen Körper ging und er etwas weiter nach hinten abtauchte, als würde er zurückweichen. Und das war nicht alles was passierte!

„Was ist jetzt?“, schimpfte Kate empört, als plötzlich das Licht bei ihm ausging und der Mann von einer Sekunde zur anderen quasi im dunklen Nichts verschwand. Das gibt’s doch nicht! Ja, was zum …? Kate blinzelte überrascht und konnte nicht fassen, dass besagtes Fenster mit einem Mal sein Licht aufgegeben hatte. Sie hatte doch ganz klar die Spannung gefühlt, das Interesse des Mannes bemerkt und davor den wesentlichen Schritt gewagt, nämlich das Fenster geöffnet, sich nackt präsentiert und dem Spiel hingegeben. Und zwar auf eine gute Weise und dann … dann knipste der Kerl einfach das Licht aus? Zur Hölle mit ihm!

Kate schüttelte benommen den Kopf. Wieso gab ihr Gegenüber einfach auf und ging … ja was eigentlich … etwa schlafen? Irgendwie passte das doch gar nicht zusammen mit dem verwegenen Bild, das er ihr die ganze Zeit präsentiert hatte. In ihren Augen war das jedenfalls die skurrilste Wendung überhaupt. Sie kam ja noch nicht einmal dazu peinlich berührt zu sein, weil sie in erster Linie empört und verärgert war. Über ihn, aber auch über sich selber und ihre Naivität. Und während sie hart an ihrem Ärger schluckte, verhöhnte sie das Fenster und grinste ihr weiterhin unverschämt dunkel und kalt entgegen. Natürlich wusste sie, wie dumm es war, einem Fenster solch ein Eigenleben zuzusprechen, doch diese Vorstellung war allemal besser als sich das Desinteresse eines Mannes aus Fleisch und Blut einzugestehen.

Verdammt aber auch! Das Fenster blieb dunkel und allmählich konnte sie es drehen und wenden wie sie wollte, aber der Fremde hatte scheinbar nie echtes Interesse an ihr gehabt. So viel war ja wohl mittlerweile klar und auch, wenn sie sich fragte, wie sie eine Situation derart falsch interpretieren konnte, war es immer noch vor allem Ärger, der sich mehr und mehr in ihr aufbaute. Verfluchte Schweinerei … war daher ihr vorrangiger Gedanke und die Enttäuschung, die sie dabei empfand, rührte nicht nur an ihr Selbstwertgefühl, sondern seltsamerweise auch an ihr Herz. Unwillig ballte sie die Hände zu Fäusten und blickte mit einem grimmigen Ausdruck auf das viel zu dunkle Fenster. Verdammter Scheißkerl ... dröhnte es dann in ihrem Kopf und nur mühsam konnte sie das Bedürfnis unterdrücken, ärgerlich an ihren Nägeln zu kauen – eine Angewohnheit, die sie eigentlich schon seit Jahren im Griff wähnte, aber es dämmerte ihr eben immer deutlicher, dass sie den hübschen Adonis da drüben nicht nur falsch eingeschätzt, sondern vor allem auch verschreckt hatte. Mit ihrem Tun, ihrem Aussehen, mit ALLEM halt. Peinlich war das, abschrecken, enttäuschend und verdammt frustrierend. Außerdem war es ein Witz trotz Brille nichts mehr sehen zu können ... zumindest nichts, was von Interesse war.

Kate steigerte sich also gerade so richtig schön in ein völlig anderes Wechselbad der Gefühle hinein, als sich die Szenerie doch noch änderte und ein schwächeres, sehr viel wärmeres Licht in besagtem Fenster anging. Vor lauter Überraschung hielt sie gleich wieder den Atem an und wunderte sich, dass der ganze innere Zirkus mit all dem Frust und Ärger so schnell und nur mit einem leise gedachten … Oh! … verschwinden konnte. So leicht, dachte sie nur, weil der Mann nicht nur einfach wieder das Licht angeknipst hatte, sondern vor allem ihre Zweifel damit ausradierte und ihr Herz dafür zum Hüpfen brachte. Neuerliche Erregung durchflutete ihren Körper, denn der Fremde hatte sich nicht etwa abgewandt und gelangweilt zu Bett gelegt, sondern vielmehr eine neue Komponente ins Spiel genommen, indem er die Festbeleuchtung mit dem warmen Licht seiner Nachttischlampe ersetzte. Zumindest fand sie die Vorstellung schön, dass es seine Nachttischlampe sein könnte. Das Licht gleich neben seinem aufgewühlten, warmen Bett. Das Licht war nicht nur wärmer und schaffte eine sinnlichere Atmosphäre, es verlockte auch automatisch mehr in die Tiefe zu gehen. Kate wurde regelrecht hineingezogen in das Innere seiner Wohnung, in die Vorstellung und damit auch mehr in das Spiel.

Was für Bettwäsche er wohl verwendet? dachte sie aufgewühlt und knabberte dabei ungeduldig an ihrer vollen Unterlippe. Rot? Schwarz? Oder alte Laken von seiner Mutter? Nein – biedere Bettwäsche passte nicht zu einem Mann seines Kalibers und warum dachte sie überhaupt an seine Laken oder gar an seine Mutter? Bettwäsche und Kleidung war nicht relevant. „Ohne allem“ war schließlich gefragt, aber dafür musste der Gute endlich mal wieder ans Fenster kommen! Aber irgendwie schien er sich absichtlich Zeit zu lassen. Kate riskierte jedenfalls nicht einmal mehr zu blinzeln, um nur ja nichts zu verpassen.

Und ja! Da war er wieder! Endlich! Der Mann tauchte am Fenster auf, war aber jetzt nur noch teilweise zu sehen, ging nicht ganz vor und beugte sich auch nicht wieder hinaus. Er bewegte sich absichtlich langsam und bedächtig, wodurch er noch lässiger als zuvor wirkte. Dann hielt er sogar einen Moment inne als würde er überlegen. Entweder um sein Gegenüber auf die Folter zu spannen, oder um das Spiel mehr anzuheizen. So oder so steigerte das Kates Erregung enorm. Verzögerung war also gewünscht und das schnallte sie intuitiv recht schnell. Außerdem stellte sie fest, dass dieser Anheizfaktor bei ihr bereits bestens funktionierte.

Sie wartete also und wie sie meinte auch recht geduldig. Dass ihrer Körpersprache die außergewöhnliche Spannung anzusehen war, konnte sie natürlich nicht kontrollieren. Ein klein wenig ließ er sich noch Zeit, dann machte er doch noch den wesentlichen Schritt nach vorne und stellte sich gut sichtbar in Position. Er streckte beide Hände cool zur Seite, spielte dabei dezent mit seinen Muskeln, verharrte kurz und beugte sich ein klein wenig aus dem Fenster, um vom Regen nur leicht benetzt zu werden. Allerdings hielt er dann wieder inne und gab ihr mit einer einfachen Handbewegung zu verstehen, dass nun SIE an der Reihe wäre.

Er wartet ... durchfuhr es Kate wie ein Blitz und an seiner Haltung konnte sie ganz deutlich sehen, worauf er wartete. Einzig und alleine auf sie – Kate Wont, die Frau von gegenüber. Schlagartig wurde ihr heiß bei dieser Erkenntnis und bei der für sie fast körperlich spürbaren Anforderung an ihr Geschick. Hitze breitete sich aus und nichts war mehr zu merken von der kühlen Nässe und dem Regen zuvor. Jedes noch so große Wassertröpfchen auf ihrer Haut war mit einem Mal verschwunden und hatte sich aufgelöst. In der Hitze verdampft ... dachte sie mit starrem Blick auf ihre trockene Haut und dem wohligen Gefühl, trotz der Anspannung noch Sinn für Humor zu haben. Verdampft und bereits wieder auf dem Weg zurück in die Atmosphäre … philosophierte sie wie von selbst. Prickelnde Atmosphäre, die verbindet und uns beide umspielt und … ACH, WAS SOLL DENN DAS? … unterbrach sie sich selbst energisch und schob die schwülstigen Gedanken gleich wieder beiseite. Das, was jetzt angesagt war, war keine Träumerei und auch kein Abstecher in die Philosophie, sondern Tatkraft. Reine, natürliche und erregende Tatkraft. Aber sollte sie wirklich so unverfroren sein wie er?

Sie zögerte noch und ihr Atem ging heftig. Dazu knabberte sie herzhaft an ihrer Unterlippe, während sie den Fremden keine Sekunde aus den Augen ließ. Der schien auch absolut zu wissen, was sie gerade durchmachte und überlegte, denn er neigte seinen Kopf leicht zur Seite und schenkte ihr ein geradezu entwaffnendes Lächeln. Sie war sich zumindest sicher, dass er das tat, denn in jeder Faser ihres Körpers konnte sie diese durch und durch einnehmende und neckische Geste spüren. Er wollte sie anspornen, ihr Mut machen und das auf sehr simple, aber sehr ansprechende Weise. Solch ein Lächeln konnte einen schon verzaubern. Und solch ein Körper natürlich auch, denn der war unter den neuen Lichtverhältnissen nicht mehr ganz so scharf und kontrastreich begrenzt wie zuvor, sondern wie in wunderbar weiche Harmonie getaucht. Ohne dem Gegensatz der drastischen Lichtverhältnisse konnte sie auch seine Gesichtszüge deutlicher wahrnehmen, wenn auch nicht bis ins letzte Detail sehen.

Gut ... dachte Kate nach einer kurzen Bedenkzeit. Wenn er spielen will – dann tun wir das! Mutig griff sie zu der Streichholzschachtel am Fensterbrett und entzündete mit wachsender Vorfreude eines der langstieligen Hölzer. Das Lächeln, das ihr dabei über die Lippen huschte, war sinnlich und sehr verführerisch, obwohl sie sich dessen nicht bewusst war. Aber genau das machte es besonders und natürlich, denn ihrem Gegenüber entging es keineswegs. An Kates „realem“ Aussehen hatte sich seit dem Beginn dieses Spiels nicht wirklich etwas verändert, aber an ihrer Ausstrahlung sehr wohl und das spiegelt sich in jeder Bewegung und in ihrem Gesicht wider. Sie trug nach wie vor ihre Brille, hatte zerzaustes Haar wie zuvor und ihre Wangen leuchteten immer noch kirschrot. Aber genau diese Kombination hatte etwas durch und durch Erotisches. Mit sicherem Schritt wagte sie sich noch weiter in dieses neue Spiel hinein und entzündete nun ihre Kerze. Nackt, deutlich sichtbar und voller Erwartung stand sie schließlich da, um mit einem wildfremden Mann im Regen ein erotisches Spiel zu wagen. Jeder Rest von Unsicherheit war längst verschwunden.

Die Flamme der Kerze flackerte leicht und Kate wusste, dass der schöne Fremde sie nun deutlicher sehen konnte, entspannte sich aber trotzdem mehr und mehr beim Anblick des warmen Lichts. Wasser war schon immer ihr Element gewesen und durch das regelmäßige Ritual mit der Kerze war es nun auch das Feuer geworden. Vertraut, warm und sinnlich hatte es sich in ihr Leben geschlichen und war nun bereit mit den erwachten Flammen der Begierde zu einem kleinen Flächenbrand auszuarten. Kate wusste nicht einmal im Ansatz, wie begehrenswert und schön sie in diesem Moment war und wie hingerissen ihr Gegenüber bereits von ihr und ihrer Bereitschaft war. Alles an dieser Frau war vollkommen am Aufblühen und eine totale Verlockung.

Ein weiteres Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. Auch jetzt war es nicht mehr als eine dunkle Andeutung und ein schwaches Aufblitzen weißer Zähne, doch es war stark genug, um Kate mit ganzer Kraft zu erreichen und wohlige Schauer durch ihren Körper zu jagen. Dein Busen ist nicht zu klein ... schien dieses samtige Lächeln ihr zuzuflüstern und ihr Spiegelbild gab ihm da durchaus recht, denn ihre Brüste präsentierten sich fest und wohlgeformt. Richtig keck und mit aufgerichteten Spitzen hoben sie sich dem Fremden entgegen und zeigten auf ganz natürliche Weise ihre Bereitschaft.

Er lächelt, ich kann es sehen und … spüren … dachte sie mit einem Gefühl heftigen Verlangens und dem zufriedenen Wissen, dass er sie attraktiv fand. Als sie ihren Blick dann von ihrem Spiegelbild wieder löste, hatte sie ihren Mund unbewusst leicht geöffnet. Rot und glänzend schimmerten ihre Lippen dem Fremden entgegen und verlockten auf eine Weise, die sie sich gar nicht vorstellen konnte. Sie war immer noch aufgeregt und auch ungeduldig, aber sie mahnte sich bewusst zu mehr Langsamkeit und blieb daher nun ruhig stehen. Sie hatte die Kerze entzündet und die Sicht verbessert. Fertig. Dieses Geben und Nehmen und das Warten darauf schien ein essentieller Part zu sein. Kate wartete und fragte sich, ob er nun weitergehen würde, ebenso wie sie sich fragte, ab wann er eigentlich auf sie aufmerksam geworden war. Hätte sie jedoch gewusst, dass er ihre Anwesenheit von Anfang an bemerkt und ihr Tun beobachtet hatte, wären ihr die Knie wohl wieder weich geworden. Kein noch so kleines Detail und keine ihrer Bewegungen waren ihm bisher entgangen und er war bereits Feuer und Flamme dieses Spiel mit ihr voranzutreiben. Mit einem kurzen Kopfnicken deutete er an, dass er bereit war für den nächsten Schritt.

Seine rechte Hand glitt vom Fensterrahmen ab und wanderte langsam hin zu seinem Körper. Dabei strich er zuerst wie zufällig über seine Schulter und berührte sich dann mit mehr sinnlicher Intensität. Kate stockte schlicht der Atem, welch knisternde Erotik er damit erzeugte. Die Entfernung zu dem Mann betrug ein paar Meter und die Lichtverhältnisse waren gut, aber eben nicht für überdeutliche Bilder geschaffen, dennoch war der Unterschied zwischen sanfter und fester Berührung erkennbar und einfach nur sensationell. Vielleicht lag es an seiner Körperhaltung oder seinem Gesichtsausdruck, dass sie diese feinen Nuancen so intensiv wahrnehmen konnte, aber ihr kam es fast so vor, als würde er hier direkt vor ihr stehen und ihr jede seiner lasziven Bewegungen ganz genau zeigen. Mittlerweile streichelte er über seinen Oberkörper, wanderte weiter zu seiner muskulösen Brust und blieb dort zu Kates Widerwillen viel zu lange liegen.

Weiter, los mach’ weiter ... keuchte sie selbst in Gedanken und konnte dieses Verharren und Hinhalten von ihm kaum ertragen. Langsamkeit, ja, ja. Dabei hatte das Spiel doch gerade begonnen richtig spannend zu werden. Kate wollte nicht, dass er aufhörte, doch ihr Gegenüber dachte gar nicht daran, gleich zu Beginn alle Karten auf den Tisch zu legen. Nein, er ließ die Hand genau dort ruhen, wo sie gerade war, blieb weiterhin in Position und blickte lediglich mit lässiger Aufforderung zurück zu ihrem Fenster. Jetzt schon? Sie sollte jetzt schon den nächsten Part übernehmen? NEIN. Kate war wie gefangen in seinem Anblick und vollkommen fasziniert von seinem Selbstbewusstsein und seiner sexuellen Ausstrahlungskraft. Trotzdem war sie auch frustriert, weil sie noch nicht an der Reihe sein wollte. Vielmehr wollte sie, dass er endlich weitermachte.

Mehr! ... war so ziemlich das Einzige, woran sie denken konnte. Mein Gott, bitte! Siestöhnte innerlich und fühlte sich verzweifelt und wie getrieben. Dabei wusste sie gar nicht, wie sehr ihr Gesicht ihm längst alles verriet, was sie dachte.

Ein zufriedenes Lächeln konnte sich der Mann nicht verkneifen und, weil er sie gerade ganz besonders heiß fand in ihrer Sehnsucht und Begierde, vollführte er noch als kleine Draufgabe eine kleine, kreisende Bewegung mit seinen Fingerspitzen über seiner Brustwarze.

Ja …. dachte Kate und hätte am liebsten applaudiert für diese Zugabe. Die Vorstellung, dass sie es sein könnte, die diese Liebkosung an seiner Brust ausführte, war dabei ein zusätzliches Plus. Allerdings wollte sie diesen Anblick nicht durch ihre Vorstellung mindern, sondern einfach hinnehmen wie es war. Der Mann brauchte schlicht keine zusätzliche Fantasie. Er war auch so eine Wucht.

Weitermachen ... ging ihr durch den Kopf, als wäre sie in einer endlosen Warteschleife gefangen und ihre Gedanken wie ein kleiner, getriebener Hamster in einem ebenso kleinen Rad. Es fühlte sich jetzt schon an wie eine Sucht, denn Kate war nun ungeduldiger als zuvor und zusätzlich völlig überreizt. Schnell leckte sie über ihre trockenen Lippen und wollte weiterhin Kraft ihrer Gedanken den Mann dazu zwingen, schneller vorzugehen und weiterzumachen.

Der Mann von gegenüber hatte zwar seinen Blick gerade nicht mehr auf Kate gerichtet, doch wusste er um diese aufwühlende Ungeduld. Wie auch nicht? Schließlich kostet es ihn bereits alle Mühe, weiterhin den Lässigen und Langsamen zu mimen. Er selbst war genauso ungeduldig und begierig auf den Rest wie sie ... und doch wollte er das Spiel intensivieren, indem er diese Ungeduld noch ein wenig mehr ausreizte. Sie wollte noch mehr sehen? Okay, dachte er sich und hielt dennoch immer wieder inne, ließ sie zappeln, steigerte die Unzufriedenheit und befriedigte mit einer kleinen Bewegung nur einen Bruchteil von dem, was hätte befriedigt werden wollen. Ein aufmunterndes Lächeln zwischendurch, ein kurzer Blick in ihre Richtung, dann glitt seine Hand wieder mit Genuss weiter. Von der Erhebung seines Brustmuskels wanderte er hin bis zu seinen Rippen und seine Augen folgten dabei der Zärtlichkeit seiner Hand. Als er dann auf seinen Lenden verharrte, zeigte er Kate mit einem atemberaubenden Blick, dass er nun einen neuen Part beginnen würde … ausschließlich für sie. Seine Hand wanderte weiter bis zu seinem Geschlecht, wo sie vorerst zum Stillstand kam und keine weitere Bewegung vollführte. So als wollte er ihr und sich beweisen, dass er durchaus noch in der Lage war, sich zu beherrschen. Dabei ging sein Atem ganz schön heftig und genau diese Tatsache beruhigte Kate auch, denn es zeigte, dass auch er vollkommen erregt war.

Es war der pure Wahnsinn, der sie hier mit Haut und Haar zu verschlingen drohte, denn die erotische Abhandlung des Fremden brachte sie vollkommen aus der Fassung. Unkontrolliert stöhnend krallte sie sich in die Seitenteile ihres Vorhanges, um nicht den Halt zu verlieren und um nichts von diesem sensationellen Schauspiel zu verpassen. Dieser Mann war absolut verwirrend, irgendwie verboten und beinahe zu schön, um wahr zu sein. ABER … nun schien er endgültig auf Pause geschalten zu haben, denn seiner Kopfbewegung nach, war nun eindeutig die Reihe an ihr. Die coole Lässigkeit nahm sie ihm aber mittlerweile nicht mehr ab, dafür war sein Geschlecht zu bereit und sein Atem zu heftig.

Gut, ich bin dran. Und sie hatte auch wirklich Lust drauf, denn sie wusste um seine Begierde und Bereitschaft. Dennoch wirkte ihre erste Bewegung ein wenig hölzern und nervös. Sie bemerkte es jedoch sofort und korrigierte ihren Fehler. Sie brauchte an nichts anderes zu denken als an die Lust und an den schönen Fremden. Kate nahm also erneut all ihren Mut zusammennehmen, blendete jede Peinlichkeit aus und berührte sich auf gleiche Weise wie er. Langsam wanderte zuerst die rechte, dann die linke Hand zu ihrem Körper, ohne dabei auch nur für eine Sekunde den Blick von ihrem Gegenüber zu nehmen. Mit beiden Händen massierte sie sanft ihren Hals und bewegte den Kopf dazu genießerisch hin und her. Ihre Augen hatte sie mittlerweile geschlossen, denn in dieser Berührung konnte sie schwelgen und sich mühelos hingeben. Das Wissen, dass dieser faszinierende Mann an ihr interessiert und bereits erregt war, stachelte sie gehörig an.

Fallen lassen ... in die Sicherheit der Selbstverständlichkeit … lächelte sie in sich hinein, während ihre Hände anmutig über ihre Brüste wanderten und zärtlich daran vorbeistrichen. Und ihre Streicheleinheit zeigte sofort Wirkung beim Gegenüber, denn mittlerweile stand der Fremde nicht mehr einfach nur lässig am Fenster, sondern manipulierte und bewegte sich in einem Rhythmus, der keinen Raum mehr offenließ für Spekulationen.

Er tut es … durchfuhr sie die Erkenntnis wie heiße Lava. Und das war wie eine Initialzündung! Ein Blick, ein Rhythmus und auch wenn sie an eine Steigerung nicht mehr geglaubt hätte, so wurde sie nun ganz elementar eines Besseren belehrt. Brennende Bahnen zogen sich hin zu ihrem Unterleib, nisteten sich dort ein und brachten ihr Innerstes zum Kochen. Ihre Weiblichkeit zuckte vor Verlangen und ihre Hände wanderten immer schneller über ihren bebenden Körper, während sich ihr Oberkörper aufbäumte und ihre Brüste sich im heftigen Rhythmus ihres Atems gegen die Scheibe drückten. Kein Lächeln lag mehr auf ihren Lippen, denn die Situation hatte schlagartig jede Verspieltheit verloren. Sein Anblick, seine angespannte Haltung und seine dynamischen Bewegungen hatten bei ihr einen Schalter umgelegt. Trotzdem wollte sie ihren Erotik-Part nicht gleich vernachlässigen, nur weil die Lust so völlig niederschmetternd über sie hereinbrach. Das Gefühl war zwar eine Wucht, aber sie wollte sich nicht nur gehen lassen, sondern vielmehr raffiniert mitspielen. Also mahnte sie sich wieder zu etwas mehr Ruhe, versuchte ihre überschäumende Erregung in den Griff zu bekommen und diese gewisse Langsamkeit zurückzuerlangen. Irgendwie halt. Das kam zwar körperlicher Schwerstarbeit gleich, doch sie wollte „das hier“ nicht vorzeitig beenden und ihn auch ein wenig zappeln lassen.

Energisch drückte sie sich von der Scheibe fort. Ihre Finger zitterten und wären am liebsten in untere Gefilde abgetaucht, doch sie schaffte es ihre Hand mit reinster Willenskraft zu ihren beiden Brustspitzen zu führen. Mit kreisenden Bewegungen stimulierte sie ihre Brustwarzen, ehe sie die rechte Fingerspitze ausgiebig in ihrem Mund befeuchtete und dazu eine schaurig-schöne Saugeinlage lieferte. Dann kehrte sie zurück zum eigentlichen Verwöhnprogramm an ihren Nippeln, bis sie den süßen Schmerz einfach nicht länger ertragen konnte.

Ihr Gegenüber aber war durch ihre kleine Zusatzshow mittlerweile vollkommen außer Kontrolle geraten, denn er bewegte sich gar so heftig, als müsste er jeden Moment aus dem Fenster stürzen … oder zumindest zum Höhepunkt kommen. Sein leidenschaftliches Tun war dann der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wild entschlossen stützte Kate sich mit ihrer linken Hand am Fensterrahmen ab und widmete sich nun auch mit ganzem Engagement dem letzten Kapitel des Spiels. Sie schrie sogar kurz auf, als ihre Hand hektisch zwischen ihre Beine glitt und sofort die heiß pulsierende Stelle fand, die so dringend Berührung brauchte. Kate war zwar deutlich kleiner gewachsen als der Fremde und ihr Körper ab dem Nabel abwärts vom Mauerwerk verdeckt, doch auch so war ihrem Partner sicher klar, wo sich ihre rechte Hand gerade befand und mit welcher Heftigkeit sie sich nun dem gemeinsamen Ziel widmete.

Gleich ... sie konnte es intuitiv an seinen Bewegungen erkennen und brauchte selbst kaum mehr etwas für ihre Steigerung tun, weil sie bereits fast so weit war. Gleich … nur noch … Kate konnte die erste Woge ihres Höhepunkts schon erahnen, als sich bei ihrem Gegenüber plötzlich etwas veränderte. Er bewegte sich für einen Moment langsamer und zwar so, als ob er ein wenig auf sie warten wollte, beugte sich vor und dann …

Um Himmels Willen! … durchfuhr es Kate gerade, als sie ihren Höhepunkt nicht mehr aufhalten konnte und ihr Körper sich den lustvollen, wilden Zuckungen hingab. Ein Arm! … zischte es durch ihren Kopf, als sie den schlanken, hellen Arm um seine Taille bemerkte. Ihr Höhepunkt war zwar eine unglaublich intensive Woge des Wohlgefühls und doch im Moment des Erkennens zugleich der Schock ihres Lebens. Eine ausgiebige Hingabe an den Moment war daher nicht möglich und sobald Kate dazu in der Lage war, löschte sie die Kerze und zog die Vorhänge mit einem schnellen Ruck zu.

Zittrig und beschämt blieb sie dann für einige Minuten hinter ihrem Vorhang stehen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Nur mit Mühe konnte sie das Erlebte verarbeiten und ihrer Verwirrung Herr werden.

Unglaublich ... dachte sie noch und schluckte schwer an der bitteren Erkenntnis, dass der Mann mit ihr solch ein doppeltes Spiel getrieben hatte. Er hat eine Frau bei sich! Während er ... während er mit mir …

Sie konnte nicht einmal mehr weiterdenken, weil ihr plötzlich ganz schlecht wurde bei der Vorstellung, dass sie sich gerade einem One-Night-Stand auf Entfernung hingegeben hatte, während ihr Gegenüber die ganze Zeit schon sein eigentliches Betthäschen hinter sich versteckt hatte.

02.Kapitel

Am nächsten Morgen bereitete sich Kate gewissenhaft auf ihren bevorstehenden Geschäftstermin vor. Um Punkt 10.00 Uhr sollte eine Besprechung und damit die Übergabe der Reinzeichnung ihres neuen Cartoons stattfinden. Einen schnellen Kaffee gönnte sie sich noch, dann war sie auch schon bei der Türe.

Wirklich geschlafen hatte sie freilich nichts mehr, aber die dunklen Schatten um die Augen hatte sie geschickt mit etwas getöntem Puder überdeckt. Sex mit einem Wildfremden über eine Distanz von ungefähr 25 Metern klang so verrückt, dass auch jetzt – bereits zwischen Tür und Angel – ihre Gedanken immer noch ständig um dieses Ereignis rotierten. Und sie ertappte sich dabei, wie sie einerseits voller Unverständnis den Kopf schüttelte, andererseits aber über ihre Unverfrorenheit schmunzeln musste. Sie war ein paar Mal ganz schön über ihren Schatten gesprungen, hatte sich etwas getraut und Schönes erlebt. Abgesehen von dem unschönen Ende natürlich. Lange hatte sie über das abrupte Ende und die unvorhersehbare Wendung nachgedacht. Und natürlich hatte sie sich wohl hunderte Male gefragt, wie ein Mann so dreist sein konnte und mit der einen Frau Spaß haben wollte, während die andere im Bett auf ihn wartete.

Doch jetzt musste Kate erst einmal zu ihrem Kunden und diese Gedanken aus ihrem Kopf verbannen. Wie sie sich jedoch von nun an „gegenüber“ ihrem „Gegenüber“ verhalten würde, stand für sie noch in den Sternen. Mit Sicherheit wusste sie jedenfalls, dass sie ihr Fenster nun mit etwas mehr Respekt betrachten und wohl nicht mehr so schnell unbekümmert hinausblicken würde, um eine faszinierend laue Nacht oder gar einen delikaten Nachbarn zu genießen. Geschweige denn, dass sie SO ETWAS je noch einmal zulassen würde.

Als sie die Türe dann mit entschlossener Miene von außen versperrte – schließlich hatte sie sich vorgenommen, nicht weiter an den Vorfall zu denken – fiel ihr ein kleiner Zettel auf, der ein wenig abseits von ihrer Eingangstüre lag. Wahrscheinlich Werbung ... überlegte sie verärgert, denn immer wieder fanden sich Reklamestücke auch direkt an der Haustür. Meist handelte es sich dabei um unseriöse Diätprogramme oder Werbungen für Fitnesscenter, die sich sowieso kein Mensch leisten konnte. Hinweise wie „Bitte keine Werbung!“ blieben in der Regel unbeachtet und über die Zeit hatte sie sich daran gewöhnt, diesen Werbe-Müll aus ihrer Tür entfernen zu müssen.

Sie bückte sich also ganz automatisch nach dem Zettel und stellte dafür mit einem leisen Schimpfwort auf den Lippen ihre große Grafikmappe zur Seite. Viel Aufwand für einen kleinen, karierten Zettel, dachte sie noch und zugleich auch, dass die Werbung nicht wirklich gelungen war. Diese Bewertung kam so selbstverständlich wie das Amen im Gebet, denn als Grafikerin konnte sie den ersten Eindruck von Reklame nicht einfach verleugnen. Auch, wenn sie in diesem Fall ein wenig zu voreilig urteilte, denn von Werbung war hier nun mal nicht die Rede.

„Du bist sehr schön – das nächste Mal will ich mehr!“, stand da mit leicht krakeliger Schrift auf dem Zettel und irgendwie war es wohl vor allem die Schrift, die Kate sofort ein sehr komisches Gefühl bescherte. Die Schrift eines Irren, kam ihr in den Sinn, während sie erst allmählich den Inhalt erfasste und verarbeiten konnte. Zuerst wurde sie blass, dann wurde ihr heiß und gleich darauf war ihr kalt. Vielleicht war die Nachricht als Kompliment gedacht, doch sie empfand den Zettel als klare Überschreitung einer Grenze. Jemand hatte sich in ihren Wohnbereich geschlichen und diese Nachricht hinterlassen, punktgenau bei ihrer Tür. Mit einem deutlichen Bezug zum nächtlichen Ereignis, das sie am liebsten vergessen oder zumindest unbekümmert sehen würde. Doch der Zettel verdeutlichte, dass hier nichts unbekümmert war und diese Erkenntnis schnürte ihr mit plötzlicher Deutlichkeit die Kehle zu. Hektisch las sie den Satz immer und immer wieder und blickte dazwischen angespannt den Gang auf und ab, um zu prüfen, ob der Eindringling, der diese dreiste Nachricht an ihre Haustüre gesteckt hatte, womöglich sogar noch anwesend war. Hatte sich ihr erotischer Nachbar etwa tatsächlich die Mühe gemacht, ihre Wohnung ausfindig zu machen? Und die nächste Frage war dann wohl, wie er überhaupt hereingekommen und die Sprechanlage ausgetrickst hatte. Außerdem war es nicht so einfach ihre Türnummer zu eruieren.

Kate fühlte sich richtig benommen, denn das erotische Erlebnis von letzter Nacht hatte somit nicht nur ein dummes Ende gefunden, sondern plötzlich auch einen ziemlich aufdringlichen, beklemmenden Beigeschmack.

- Ende der Buchvorschau -

Impressum

Texte © Copyright by Sabine Berger Autorenname Sabineee Berger www.bumaku.at

Bildmaterialien © Copyright by Sabine Berger Autorenname Sabineee Berger www.bumaku.at

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7394-3997-6