Eine Prise Mord - Robin Stevens - E-Book

Eine Prise Mord E-Book

Robin Stevens

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Beschreibung

Daisy und Hazel sind zurück in Deepdean, und die Schule bereitet sich auf die große Feier zum 50-jährigen Bestehen vor! Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, doch Deepdean scheint sich verändert zu haben: Daisy hat ihren Beliebtheitsstatus an eine neue faszinierende Mitschülerin verloren, und viele ihrer Verbündeten sind jetzt plötzlich Feinde der Detektei. Dann werden die Mädchen Zeuginnen eines schockierenden Vorfalls in den nahe gelegenen Wäldern – ein Verbrechen, das sicher mit dem Jahrestag in Verbindung steht. Als die Eltern zum Jubiläum anreisen, kommen jahrzehntelange Rivalitäten und Geheimnisse an die Oberfläche, ein Mord geschieht und damit steht die Zukunft von Deepdean auf dem Spiel. Können die Mädchen den Fall lösen – und ihr Zuhause retten?

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Seitenzahl: 362

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Titel der Originalausgabe: Top Marks for Murder

Erschienen bei Random House Children’s Publisher UK,

a division of The Random House Group Limited.

Copyright Text © 2019 Robin Stevens

Published by Arrangement with Robin Stevens

Copyright Gestaltung © 2019 Nina Tara Design

Diese Ausgabe wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

2. Auflage 2021

Deutsche Erstausgabe

Copyright © 2020 Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG, München

Ein Unternehmen der Média-Participations

Umschlagadaption: Leonore Höfer, Knesebeck Verlag

Übersetzung: Nadine Mannchen, Helmbrechts

Lektorat: Theresa Scholz, Knesebeck Verlag

Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

Herstellung: Arnold & Domnick, Leipzig

eISBN 978-3-95728-603-1

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise.

www.knesebeck-verlag.de

Für meinen Mann David.Ich verspreche, du kommst in keinemmeiner Bücher vor.

Eine Prise Mord

Ein Bericht über

den »Fall des Jubiläumsmords«im Rahmen der Ermittlungen derDetektei Wells & Wong.

Aufgezeichnet von Hazel Wong(Schriftführerin und Vizevorsitzendeder Detektei), fast 15 Jahre alt.

Begonnen am Samstag, 4. Juli 1936.

INTERNAT DEEPDEAN

ANGESTELLTE

Miss Barnard, »Barny« – Direktorin

Miss Lappet – Fräulein für Geschichte und Latein

Mr MacLean – Pastor

Mademoiselle Renauld, »Mamzelle« – Fräulein für Französisch

Miss Runcible – Fräulein für Naturkunde

Miss Morris – Fräulein für Musik und Kunst

Miss Dodgson – Fräulein für Englisch

Miss Talent – Fräulein für Leibeserziehung

Mrs Minn, »Minny« – Krankenschwester

Hausmutter – Hausmutter

DIE MÄDCHEN

Daisy Wells – Zehntklässlerin und Vorsitzendeder Detektei Wells & Wong

Hazel Wong – Zehntklässlerin, Vizevorsitzendeund Schriftführerin der Detektei Wells & Wong

Lavinia Temple – Zehntklässlerin und Mitgliedder Detektei Wells & Wong

Rebecca »Küken« Martineau – Zehntklässlerin undMitglied der Detektei Wells & Wong

Kitty Freebody – Zehntklässlerin und Mitgliedder Detektei Wells & Wong

DIE GROSSEN

Pippa Daventry

Alice Murgatroyd

Astrid Frith

Emmeline Moss

Jennifer Stone

ZEHNTKLÄSSLERINNEN

Clementine Delacroix

Sophie Croke-Finchley

Rose Pritchett

Jose Pritchett

Amina El Maghrabi

NEUNTKLÄSSLERINNEN

Lallie Thompson-Bates

Binny Freebody

Ella Turnbull

Martha Grey

Alma Collingwood

Die Marys

ACHTKLÄSSLERIN

Betsy North

SIEBTKLÄSSLERIN

Emily Dow

DIE GÄSTE

Mrs Jean Rivers – Vorsitzende des Aufsichtsrats

Mr Omar El Maghrabi – Vater von Amina El Maghrabi

Mrs Nour El Maghrabi – Mutter von Amina El Maghrabi

Mr Hugh Murgatroyd – Vater von Alice Murgatroyd

Mr Godfrey Dow – Vater von Emily Dow

Mrs Sukie Dow – Mutter von Emily Dow

Mr Hilary North – Vater von Betsy North

Mr Thomas Stone – Vater von Jennifer Stone

Mr James Thompson-Bates – Vater vonLallie Thompson-Bates

Mrs Cordelia »Cordy« Thompson-Bates –Mutter von Lallie Thompson-Bates

Mr Reginald Turnbull – Vater von Ella Turnbull

Mrs Artemis Turnbull – Mutter von Ella Turnbull

SIE SIND HERZLICH EINGELADEN ZUM

JUBILÄUMSWOCHENENDE

»FÜNFZIG JAHRE DEEPDEAN«,

um die glorreiche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Mädcheninternats Deepdean zu feiern.

FREITAG, 3. JULI – MONTAG, 6. JULI 1936

Konzert: Freitag, 19 Uhr Freundschaftsspiele: Samstag, 14 Uhr

Galadinner: Samstag, 19 Uhr Andacht: Sonntag, 10 Uhr

Gartenparty: Sonntag, 14 Uhr Jubiläumstheater: Sonntag, 19 Uhr

Abschlussgottesdienst: Montag, 9 Uhr

nur für geladene Gäste

RSVP:

Unterkunftsempfehlung:

Direktorat Deepdean

Majestic Hotel,

Oakeshott Hill Road

The Parade,

Deepdean

Deepdean

Parkplätze für Automobile befinden sich in der Oakeshott Road

Den Schülerinnen ist es erlaubt, am Samstag zwischen 10 und 14 Uhr das Schulgelände in Begleitung von Eltern oder Aufsichtspersonen zu verlassen. Wir weisen darauf hin, dass die Jubiläumsfeier weder einem normalen Exeat noch Ferientagen entspricht – die Schülerinnen dürfen außerhalb der genannten Zeiten das Schulgelände NICHT verlassen, ebenso wenig ist es ihnen gestattet, außerhalb des Wohnheims zu übernachten. Wir wissen es zu schätzen, dass Sie unsere Schulregeln respektieren.

Inhalt

• TEIL EINS • Was Küken beobachtet hat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

• TEIL ZWEI • Gehst du heute in den Wald …

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

• TEIL DREI • Seltsamer und seltsamer

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

• TEIL VIER • Gefahr unter Eltern

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

• TEIL FÜNF • Der Mittelpunkt der Feier

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

• TEIL SECHS • Schampus mit Schuss

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

• TEIL SIEBEN • Zum Wohl der Schule

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Daisys Deepdean-Führer

Anmerkung der Autorin und Danksagung

• TEIL EINS •

Was Küken beobachtet hat

1

Ich beginne dieses neue Fallbuch, weil in Deepdean wieder einmal der Tod zugeschlagen hat.

Warum ich so überrascht bin, weiß ich selbst nicht genau – aber so ist es. Vielleicht liegt es daran, dass der Blitz (und in diesem Fall zieht dieser Blitz Leichen nach sich) sprichwörtlich angeblich nicht zweimal an derselben Stelle einschlägt, und erst recht nicht noch öfter. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Mord zu einem Zeitpunkt verübt wurde, als wir alle uns von unserer besten Seite zeigen sollten, in gestärkten und gebügelten Kleidern, so brav und höflich und gehorsam wie Schulmädchen nur sein können.

Und obwohl ich mir in der Welt da draußen allmählich recht erwachsen und mutig vorgekommen war, ist es komisch, wie leicht es mir gefallen ist, die alte Schulroutine wieder aufzunehmen, sobald wir wieder an der Deepdean waren. Innerhalb der vergangenen zwei Tage hat es mich fast schon Überwindung gekostet, mich wie eine Detektivin und nicht nur wie ein Schulmädchen zu benehmen – und mir ist aufgefallen, dass auch Daisy ihre Probleme damit hatte, obwohl sie noch besser als ich weiß, wie dringend es ist, den aktuellen Fall noch an diesem Wochenende aufzuklären. Er ist schrecklich wichtig, und wenn wir ihn nicht lösen, werden die Folgen grauenhaft sein. Wir könnten sogar Deepdean verlieren, unser gemeinsames Zuhause.

Natürlich war die Deepdean schon früher in Gefahr und noch haben wir sie jedes Mal gerettet, aber diesmal mache ich mir wirklich Sorgen, dass dieses Rätsel unserer Schule zu sehr zusetzen könnte. Wie könnte sie nicht geschlossen werden, nachdem sie nun zum dritten Mal zum Schauplatz eines Verbrechens wurde? Und was sollen Daisy und ich tun, wenn es tatsächlich so weit kommt?

Dieser Fall hat sich zum rätselhaftesten Verwirrspiel entwickelt, das Daisy und ich je entwirren mussten. Ich habe das Gefühl, absolut alles könnte als Nächstes geschehen.

Während mir diese Gedanken durch den Kopf wirbeln und mir die Antwort auf das Rätsel in ärgerlich weiter Ferne eine lange Nase dreht, will ich versuchen, zu erklären, was sich bisher zugetragen hat und wie dieser Fall seinen Anfang nahm: Nämlich in dem Moment, als unsere Freundin Küken uns mitteilte, sie habe einen Mord beobachtet.

2

Ich sollte zuvor wohl kurz zusammenfassen, was seit unserer letzten Mordermittlung in London alles geschehen ist. Auch wenn es mir länger vorkommt, sind seitdem tatsächlich erst zwei Monate vergangen. Nach all den wilden und erwachsenen Abenteuern, die wir dieses Jahr erlebt haben, dachte ich, es würde sich seltsam anfühlen, zurück an die Deepdean zu kommen. Doch stattdessen kommt es mir vor, als wären wir nie fort gewesen, nicht wirklich. Daisy und ich sind Deepdean-Schülerinnen, und – egal wohin wir gehen – diese Schule ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. So viel wir auch herumkommen, ist sie der eine beständige Ort, den wir haben.

Ich war kaum damit fertig, die Geschichte über den Mord am Rue Theater und alles andere aufzuschreiben, was sich mit George und Alexander, mit Onkel Felix und Tante Lucy und Bridget zugetragen hatte, als plötzlich der Zeitpunkt gekommen war, ihnen allen zum Abschied zu winken und durch den qualmerfüllten Bahnhof von Paddington zu hetzen, um den Zug nach Deepdean zu erwischen.

Am Bahnhof von Deepdean holte uns ein Wagen ab, und als der am Sonntagnachmittag des 31. Mai vor dem Wohnheim anhielt, verschwand der Rest der Welt, als wäre er nur ein Traum. Es erschien vollkommen unmöglich, dass wir noch die Woche zuvor als waschechte Schauspielerinnen ein grauenhaftes Verbrechen aufgedeckt hatten. Als Daisy und ich durch die Haustür in die düstere Eingangshalle traten, war mir klar, dass dies die einzig wahre Realität war: Die große Uhr und der Essensgong, die hässliche Treppe mit den vielen Kerben, die zu den Schlafsälen führt, jeder Fleck, jede Delle und jeder Riss in der Tapete waren vertraut.

»Gute alte Deepdean«, sagte Daisy erhaben, während sie sich umschaute. »Endlich zu Hause!«

Ich stand neben Daisy und kam mir gleichzeitig zu groß und zu klein vor, erfreut und bestürzt – und dann hörte ich einen kreischenden Chor, als Kitty, Küken und Lavinia, unsere Freundinnen und Detekteimitglieder, mit denen wir uns einen Schlafsaal teilten, die Treppe herunterpolterten und sich auf uns stürzten. Ab da fühlte ich mich einfach nur glücklich.

»HAZEL! DAISY! IHR SEID ZURÜCK!«, rief Küken uns ins Ohr, bevor wir von sechs Armen gleichzeitig gedrückt wurden. Sie dufteten nach Seife und Stiften (Küken), nach Gras (Lavinia) und Parfüm (Kitty, verbotenerweise), was ich selig einatmete.

»Wir haben euch so vermisst, vermisst, vermisst!«, quiekte Küken, die auf und ab hüpfte und uns alle ordentlich durchschüttelte. »Wir haben oben gelauert und nur darauf gewartet, dass ihr kommt!«

»Ohne euch war es ziemlich langweilig«, stimmte Lavinia ihr zu. Sie sagte es mürrisch, doch als Kitty sie zwickte und Lavinia rot wurde, wusste ich, dass sie es ernst meinte.

»Oh, wir haben euch so viel zu erzählen!«, rief Kitty. »Kommt mit rauf, na los, los!«

Die Hausmutter trat aus ihrem Büro und funkelte uns auf eine Willkommen-zurück-Art an, während wir die Taschen den Hausmädchen überließen und die Treppe hinauf in unseren vertrauten Schlafsaal huschten. Nur …

»Solange ihr weg wart, haben wir die Betten umgeschoben«, erklärte Kitty. »Am Fenster ist es schrecklich kalt, wisst ihr, und da ihr ja nicht da wart, um euch davon stören zu lassen …«

»Wir können alles wieder ändern!«, sagte Küken besorgt. »Tut uns leid!«

»Nein, schon gut«, sagte ich. »Das macht uns nichts aus, nicht wahr, Daisy?«

»Von mir aus«, sagte Daisy und zuckte mit den Schultern.

Kitty riss den Mund auf und schaute von mir zu Daisy und zurück. Küken machte große Augen. Lavinia grinste plötzlich.

»Du hast dich verändert, Hazel«, sagte sie. »Wer hätt’s gedacht, auf einmal hast du das Sagen!«

»Gar nicht!« Ich wurde rot, weil ich ahnte, dass sie recht haben könnte.

»Hazel und ich haben uns nicht verändert!«, sagte Daisy. »Das ist Unfug. Rein zufällig stimme ich ihrer Einschätzung diesbezüglich lediglich zu. IHR dagegen … schaut euch drei an! Vor allem Küken!«

»Äh«, machte Küken, der die Angelegenheit eindeutig unangenehm war. »Ich kann nichts dafür, es ist einfach passiert.«

»Küken ist gewachsen«, sagte Kitty schadenfroh. »Sie ist nicht mehr winzig! Wir bleiben bei Küken, aber eigentlich müsste man sie jetzt Bohnenstange nennen.«

Es stimmte. Kükens Haare steckten noch immer in dem gewohnt wirr geflochtenen Zopf und ihre großen Augen blickten wie immer schüchtern in die Welt, doch in den fünf Monaten, in denen wir sie nicht gesehen hatten, war sie in die Höhe geschossen wie eine Bohnenranke. Nun war sie genauso groß wie Kitty, allerdings viel dünner. Sie stand da, als wüsste sie nicht recht, was sie mit ihren langen Armen und Beinen anfangen sollte.

»Lavinia hat Brüste.«

»NA UND?«, entgegnete Lavinia wütend und verschränkte die Arme vor ihrem nun recht prominenten Busen. »Ich hasse sie.«

»Außerdem ist sie im Tennisteam«, hauchte Kitty hinter ihr. »Sie ist auf einmal schrecklich gut in Sport, aber sie hasst es, wenn man es ihr sagt!«

»O Lavinia!«, rief ich. Das war nicht die Lavinia, die ich kannte, diejenige, die sich neben mir im Tor versteckte, damit wir uns nicht mit Hockeytraining herumschlagen mussten. Allerdings sah ich Lavinia an, dass sie sich insgeheim darüber freute, also freute ich mich mit ihr.

»So was!«, rief Daisy mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. »Lavinia ein Tennisass!«

»Dafür hat Kitty einen Freund!«, zahlte Lavinia es Kitty heim.

Kitty lächelte nervös. »Ich habe ihn in den Osterferien auf einem Tanz kennengelernt!«, erzählte sie. »Er heißt Hugo. Aber sagt ja nichts zu Binny.«

»Wie geht es Binny eigentlich?«, fragte ich. Kittys kleine Schwester, die in der Neunten ist, also ein Jahr unter uns, hatte letzten Herbst bei einem unserer Fälle einiges mitgemacht.

Kitty zog ein finsteres Gesicht. »Dieser Plagegeist!«, schimpfte sie. »Sie ist völlig besessen von der Neuen im anderen Zehntklässlerschlafsaal – wie alle Neuntklässlerinnen. Sie reden von niemand anderem mehr. Ihr Name ist Amina und sie ist schrecklich glamourös. Ich wünschte, ich hätte ihre Haare!«

»Sie ist sehr hübsch«, stimmte Küken seufzend zu. »Findet jeder, sogar die Lehrerinnen. Sie kann sich praktisch alles erlauben.«

Daisy setzte sich aufs nächstbeste Bett und machte einen mehr als merkwürdigen Eindruck. »Eine Neue!«, sagte sie schwächlich. »Glamourös! Aber … warum um alles in der Welt habt ihr uns nicht früher davon erzählt?!«

»Wir dachten, es würde euch nicht interessieren«, antwortete Lavinia schulterzuckend. »Ihr seht sie nachher ja sowieso. Ich finde sie übrigens nicht besonders toll.«

»Quatsch«, meinte Kitty. »Sie ist hinreißend. Sämtliche Shrimps schwärmen für sie.«

»Also wirklich!«, Daisy schnitt Kitty das Wort ab und stand plötzlich auf. »Ich habe genug von den Neuigkeiten. Hört auf!«

»Aber Amina –«, setzte Kitty an.

»Ich will nichts mehr von ihr hören!«, sagte Daisy. »Es ist unnötig. Mag sein, dass es eine Neue gibt, und mag auch sein, dass ihr alle euch verändert habt, aber ich bin genau wie immer. Und zum Glück gilt das auch für Deepdean. Ich bin wieder da und Punkt. Und was die Betten betrifft, habe ich meine Meinung geändert: Schiebt sie an den alten Platz, wenn ich bitten darf.«

In diesem Moment begriff ich, was der eigenartige Ausdruck in Daisys Gesicht zu bedeuten hatte. Auch wenn sie unseren Freundinnen gegenüber etwas anderes behauptete, hat sie sich dieses Jahr verändert, und zwar auf eine Art und Weise, die sie sich noch nicht völlig eingestehen möchte. Nichts ist mehr wir früher – nicht ich, nicht ihre Familie, nicht Daisy selbst – und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass sie verzweifelt gehofft hatte, Deepdean genau so vorzufinden, wie sie sich daran erinnerte.

Doch leider sollte Daisy feststellen, dass der Rest von Deepdean sich ebenso verändert hatte wie Kitty, Küken und Lavinia.

3

Seit Januar hatte der Mythos Daisy Wells gelitten und an Glanz verloren, da sie nicht an der Schule gewesen war, um ihn zu pflegen – und jetzt, da jemand Neues ins Rampenlicht getreten war, fiel es Daisy schwer, ihn wieder aufzupolieren.

Es war genau, wie Kitty, Küken und Lavinia gesagt hatten. Zur Hälfte des Frühlingstrimesters, während Daisy und ich in Hongkong ein schreckliches Verbrechen aufklärten, war aus der Hampden-Schule für junge Damen in Kairo Amina El Maghrabi in der zehnten Klasse der Deepdean aufgetaucht.

Bevor Amina an diesem Abend zum Essen erschien, war Daisy und mir bereits zu Ohren gekommen, dass sie eine Prinzessin war; die Tochter eines Scheichs; verlobt mit dem neuen König Ägyptens; die beste Reiterin, die Deepdean je gesehen hatte; und die rechtmäßige Eigentümerin des Koh-i-Noor-Diamanten.

»Alles Unfug!«, zischte Daisy. »Das meiste davon kann unmöglich wahr sein – immerhin gibt es in Ägypten keinen Scheich und der Koh-i-Noor stammt höchstwahrscheinlich aus Indien. Wie kommt ihr auf das alles?«

Die Antworten fielen wirr, aber voller Bewunderung aus – eines stand fest: Amina hatte alle in ihren Bann gezogen, fast ebenso wie damals die Ehrenwerte Daisy Wells, als ich an der Deepdean angefangen hatte.

Als Amina Arm in Arm mit Clementine aus dem anderen Schlafsaal durch die Türen des Speisesaals spazierte, kam sie mir wirklich wie eine Prinzessin aus den Märchen vor, die mir als Kind Su Li immer erzählt hatte. Sie hatte gleichmäßige, hellbraune Haut und glänzendes dunkles Haar, einen stolzen Ausdruck im hübschen Gesicht und dazu Füße, die so klein waren wie die von Aschenputtel. Die unförmige graue Schuluniform der Deepdean sah an ihr einfach hinreißend aus.

Sofort begriff ich, dass sie die Sorte Mensch war, über die andere ins Fantasieren gerieten.

»Die ersten zwei Wochen kam sie zu jedem Unterricht zehn Minuten zu spät und hat es geschafft, den Fräulein weiszumachen, dass sie nie die Uhr gelernt hat«, flüsterte Kitty. »Sie ist wirklich durchtrieben, aber keinen stört es.«

»Psst!«, zischte Daisy und blickte mürrisch drein.

Vor meinen Augen huschte Binny Freebody – Kittys kleine Schwester – eilig zu Amina und raunte ihr etwas ins Ohr. Amina strahlte und hauchte Binny einen Kuss zu (Binny wurde vor Freude tiefrot), bevor sie sich umdrehte und winkte. Sofort erschienen die Marys und hielten die Hände auf – Amina reichte ihnen Hut, Schal und Schultasche.

»Sie ist wie du!«, wisperte ich Daisy zu. »Sie lässt sie ihre Sachen tragen, genau wie du immer!«

Ich gebe zu, Aminas Anblick hat mich stutzig gemacht. Ich bin daran gewöhnt, die Einzige an der Deepdean zu sein, die nicht aussieht wie der Rest – und dafür leicht von oben herab behandelt wird. Doch hier war die dunkelhäutige Amina, die es schaffte, dass all die blassen englischen Dämchen ihr zu Füßen lagen. Ob es daran lag, dass sie den Eindruck vermittelte, sie würde auch nicht weniger als das erwarten?

»Sie ist überhaupt nicht wie ich!«, zischte Daisy zurück. »Nur ich bin wie ich. Daisy Wells ist einzigartig. Diese dämlichen Neuntklässlerinnen werden früh genug zu derjenigen zurückkehren, die sie wirklich anhimmeln.«

»Warum sollten sie?«, fragte Lavinia unhöflich.

»Weil … weil Menschen Respekt haben sollten!«, antwortete Daisy wütend. »Es ist ja nicht so, als wäre ich tot, oder? Alle wussten, dass ich wiederkomme! Sie erinnern sich schon noch an mich, ihr werdet sehen.«

Allerdings klang ihre Stimme dabei recht dünn und unsicher.

»Clementine, Rose und Jose haben erst versucht, auf ihr herumzuhacken«, erzählte Kitty, die neben mir saß. »Weißt du, Daisy, sie wollten ihr den Streich mit dem Koffer spielen, wie du bei Hazel. Aber sie hat sich geweigert, reinzusteigen, und anschließend hat sie bei Fortnums einen Präsentkorb voller Knabberkram bestellt, den ganz allein Sophie bekam, weil die von Anfang an nett zu ihr gewesen war. Ab da haben alle sie plötzlich freundlich behandelt.«

»Ich gebe zu, das ist genial«, sagte Daisy, während sie Amina mit verkniffenen Augen beobachtete. »Hazel – ich kann dieses Mädchen auf den Tod nicht ausstehen.«

Kurz vor dem Silentium kamen Binny und die anderen Neuntklässlerinnen zu Daisy.

»Wir haben deine Nachricht erhalten«, sagte Binny zu ihr. Sie stand möglichst aufrecht und hatte die Arme verschränkt, während die Marys, Martha und Alma sich vereint hinter ihr aufgestellt hatten – nervös, aber trotzig. »Und es ist uns egal. Wir tun, was wir wollen – außerdem ist Amina viel freundlicher zu uns als du es je warst!«

»Mumpitz! Was ist mit … was ist mit Loyalität?«, fragte Daisy.

»Loyalität!«, rief Binny. »So wie deine, als du uns das ganze letzte Jahr ausgenutzt hast, um an Informationen zu kommen, ohne uns je in deinen geheimen Club zu lassen?«

Daisy war so wütend, dass ihre Augen blau leuchteten. »O ihr … Verräter! Alle zusammen!«

»Tut uns leid«, sagte Mary.

»Wir mögen dich immer noch«, sagte Marion.

»Wir wollen nur deinen Mantel nicht mehr tragen«, sagte Maria. »Wir tragen jetzt den von Amina.«

Gemeinsam drehten sie sich um und gingen davon. Kitty brüllte ihnen nach: »DU KLEINE RATTE, BINNY!«, doch es klang hohl.

»Das mit den Marys schmerzt am meisten«, sagte Daisy und verbrachte das Silentium zusammengekauert an ihrem Tisch, wo sie kläglich ins Leere starrte.

Am nächsten Tag fand sie heraus, dass Amina ihren Platz in der Reitmannschaft eingenommen hatte und für das Theaterstück anlässlich des Jubiläums keine Rolle mehr zu vergeben war. Nach außen hin tat sie so, als würde es ihr nichts ausmachen, doch insgeheim versank sie so tief in Trübsal, dass ich ehrlich nicht wusste, was ich mit ihr anstellen sollte.

Noch nie hatte ich Daisy so erlebt. Wenn bisher etwas Schlimmes passiert war, hatte sie sich zumindest damit trösten können, uneingeschränkt über die Deepdean zu herrschen, komme was wolle. Doch nun, da sie keinen Einfluss mehr über die Schule zu haben schien, kam es mir vor, als wäre ein entscheidender Teil von Daisy verloren gegangen.

4

Ich musste etwas unternehmen. Am folgenden Tag zerbrach ich mir über dieses Problem den Kopf, bis die Erkenntnis mich wie ein Blitz traf. Es war ein Plan, den ich mir ein Jahr zuvor niemals zugetraut hätte, doch wie alle an der Deepdean hatte auch ich mich verändert. Ich bin inzwischen viel mehr als die Hazel Wong, die ich einmal war.

Nachdem das Silentium an diesem Abend vorbei war, stieg ich während des allgemeinen Zähneputzwirrwarrs im Wohnheim ganz nach oben und klopfte an der höchsten Tür. Als sie sich öffnete, stand im Schlafanzug die Schulsprecherin vor mir.

»Was willst du?«, fragte sie.

»Ich brauche deine Hilfe«, sagte ich und gab mir Mühe, angesichts ihres offensichtlichen Ärgers nicht kleinlaut zu werden. »Wir – also Daisy Wells und ich – wir haben dir vor zwei Trimestern auch geholfen, nicht wahr?«

»Schätze schon«, sagte die Schulsprecherin. »Und weiter?«

»Kannst du dafür sorgen, dass Daisy wieder in die Reitmannschaft aufgenommen wird und eine Rolle im Theaterstück bekommt?«, fragte ich. »Sie ist … traurig, weil sie ihren Platz verloren hat, und sie ist eine wirklich gute Schauspielerin, versprochen. Sie wird der Schule alle Ehre machen.«

Die Schulsprecherin runzelte die Stirn. »Besser wär’s«, sagte sie schließlich. »Du weißt, dass es in diesem Jahr etwas Besonderes ist, wegen des Jubiläums. Es wird ein wanderndes Schauspiel, bei dem die Schauspieler sich frei in der Schule bewegen und das Publikum ihnen folgt. Nur das Beste ist gut genug.«

»Daisy ist immer die Beste, wenn sie etwas angeht, das weißt du!«, beharrte ich. »Sie wird dich nicht enttäuschen, Ehrenwort! Sie ist eine echte Schauspielerin – letzten Monat hat sie im Rue gespielt, in Romeo und Julia. In London!«

Seufzend zuckte die Schulsprecherin mit den Schultern. »Na schön. Ich werde sehen, was sich machen lässt.«

»Aber bitte sag keinem, dass ich dich darum gebeten habe!«, ergänzte ich schnell. »Sie darf nichts davon erfahren.«

»Geh ins Bett, Wong«, sagte die Schulsprecherin und schloss die Tür vor meiner Nase – allerdings durchaus freundlich, wie ich fand. Und tatsächlich stellte sich am nächsten Tag heraus, dass man Daisy nur versehentlich aus der Reitmannschaft genommen hatte. Zudem gab es eine weitere Rolle im Jubiläumsstück zu besetzen: Eine Figur, die man den Geist der Schule nannte, sollte das Geschehen beobachten, während die Schauspieler durch die Schule liefen, und sie am Ende segnen.

»Die Aufsichtsschülerinnen haben mich persönlich darum gebeten!«, berichtete Daisy mir selig. »Sie meinten, eine Aufführung ohne mich wäre völlig ausgeschlossen, also habe ich natürlich Ja gesagt.«

»Schön«, sagte ich mit ernstem Gesicht.

»Danke, Hazel Wong«, sagte Daisy zwinkernd. »Versuch gar nicht, es abzustreiten – ich weiß, dass in Wahrheit du dahintersteckst.« Dann machte sie ein langes Gesicht. »Nur … Schande, aber auch, es hätte nicht nötig sein sollen, dass du dich darum kümmerst! Sie sollten die Regeln mir zuliebe einfach ändern. So wie früher! Mit dieser Schule geht es schrecklich bergab.«

»Du bist nicht der König, Daisy Wells«, sagte Kitty, die sich gerade auf Daisys Bett setzte. »Du musst dich wohl oder übel daran gewöhnen, so zu sein wie wir anderen auch.«

»Aber ich bin nicht wie ihr«, widersprach Daisy, so kraftlos, dass es mir im Herzen wehtat.

»Hmpf!«, machte Kitty und sprang auf Daisys dünnes Kissen, dass es knisterte. Daisy versteifte sich und stieß Kitty weg.

»Au!«, beschwerte Kitty sich. »Nur weil du die Wahrheit nicht verträgst! Was versteckst du unter dem Kissen?«

»Gar nichts!«, sagte Daisy. »Überhaupt nichts.«

»Zeig’s mir – ich finde es so oder so heraus, Daisy Wells«, drängte Kitty und piekte sie.

»Es ist das Programmheft meines Theaterstücks, wenn du es unbedingt wissen musst«, antwortete Daisy durch zusammengebissene Zähne, »Romeo und Julia. Es soll mich für meine Rolle als Geist der Schule inspirieren. Deshalb muss es immer unter meinem Kissen liegen, und wenn du es wegnimmst, werde ich dir schreckliche Schmerzen zufügen.«

Angespannt stellte ich mich darauf ein, dass Kitty dieser offensichtlichen Lüge auf den Grund gehen würde. Doch dann …

»Das Foto ist neu!«, sagte Kitty und beugte sich vor, um sich den Schnappschuss auf meinem Nachttisch anzusehen.

»Das sind wir mit George und Alexander«, sagte ich schnell. »Onkel Felix hat es gemacht, kurz bevor wir zurück an die Schule sind.«

Kitty musterte es neugierig und auch ich schaute es mir an: Daisy und ich gemeinsam auf einem Gehsteig in London, wir umarmten uns, während die beiden Jungen hinter uns Stellung bezogen hatten und die Hände auf unsere Schultern legten. Alle vier blinzelten wir ins Sonnenlicht.

»Sieht Alexander nicht klasse aus?«, rief Kitty. Ohne es zu wollen, wurde ich rot. »So groß. Ooh Hazel! Wäre ich meinem Freund Hugo nicht absolut treu …«

»Hmm«, machte Lavinia, die sich über uns beugte. »Der Blonde ist ganz in Ordnung, aber er sieht besser aus.« Sie tippte auf George.

»Gar nicht!«, entfuhr es mir ziemlich überrascht, denn mit solchen Augen hatte ich George überhaupt noch nie betrachtet. »Das ist … nur George.«

»Es sind beides nur Jungs«, sagte Daisy und zuckte mit den Schultern. »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«

In diesem Augenblick kam Küken so rasant in den Schlafsaal gestürmt, dass sie uns allen einen Schrecken einjagte. »Daddy hat mir geschrieben!«, rief sie. »Er kommt zum Jubiläum und er bringt Mami mit!«

5

Danach kreisten die Gedanken aller nur noch um das Jubiläumswochenende – im Rückblick kommt es mir direkt komisch vor, wie sehr sich jeder darauf freute. Die Gründung der Deepdean jährte sich zum fünfzigsten Mal, daher hatte man ein langes Wochenende geplant, um das zu feiern. Freitagabend sollte das Jubiläum mit einem Konzert beginnen, bei dem sowohl aktuelle als auch frühere Schülerinnen auftreten würden. Am Samstag standen nachmittags die Freundschaftsspiele an und abends das Galadinner für die Großen und die Eltern. Der Sonntag würde mit einer Andacht beginnen, nachmittags sollte es eine Gartenparty geben und für den Abend stand das Theaterstück auf dem Programm. Montagmorgen schließlich würde das Schuljahr mit einem Abschlussgottesdienst enden.

Die meisten Eltern reisten Donnerstagabend oder im Laufe des Freitags an und blieben bis Montag. Neben Kükens Eltern hatten sich auch Kittys angekündigt, außerdem Lavinias Vater mit seiner Verlobten und außerdem Lavinias Mutter, von der er sich derzeit scheiden ließ. Selbst Clementines Vater hatte versprochen, aufzutauchen – man munkelte sogar, dass Aminas Leute extra aus Ägypten anreisten.

Genau genommen waren Daisy und ich die einzigen Zehntklässlerinnen, die völlig allein sein würden. Ich gab mir größte Mühe, es mir nicht zu Herzen zu nehmen und stattdessen daran zu denken, was mein Vater bei seinem letzten Anruf gesagt hatte.

»Du musst das verstehen, Hazel«, hatte er ins Knistern der Verbindung gesagt. »Die Reise von Hongkong würde viel zu lange dauern. Sei tapfer und lass den Kopf nicht hängen.«

»Ja, Vater«, hatte ich gesagt, hatte aber gedacht, so tapfer, wie ich bereits gewesen bin, müsste es eigentlich für den Rest meines Lebens reichen.

»Dafür komme ich dich in den Weihnachtsferien besuchen, das verspreche ich dir«, fuhr mein Vater fort. »Und FALLS Rose und Mary sich SEHR GUT benehmen, dürfen sie mich VIELLEICHT begleiten.«

Im weit entfernten Hongkong-Hintergrund hörte ich Kreischen und wusste, dass meine kleinen Schwestern bei ihm im Arbeitszimmer waren.

Ich versuchte, mich darauf zu freuen, doch Weihnachten schien Ozeane weit entfernt, genau wie meine Familie.

»Reiß dich zusammen«, sagte Daisy, die sich betont gleichgültig gab. »Wer braucht schon Eltern? Ich bin hier, das sollte dir reichen.« Doch inzwischen kenne ich Daisy zu gut, um mich von ihrem Gehabe täuschen zu lassen. Ich wusste, dass sie in London angerufen hatte und anschließend mit hängenden Schultern aus dem Büro der Hausmutter gekommen war. Onkel Felix und Tante Lucy waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, weshalb sie nicht an der Feier teilnehmen konnten, und Bertie hatte in Cambridge zu tun, was Daisy tief verletzte.

»Ihr habt Glück!«, grummelte Lavinia. »Es ist viel schlimmer, wenn eure Leute herkommen und euch in Verlegenheit bringen. Es wird schrecklich. Meine Eltern in ein und demselben Raum – igitt! Sie hassen sich. Noch dazu bringt mein Vater Patricia mit. Wenn er mich zwingt, sie Mutter zu nennen, bringe ich ihn am Ende noch um.«

»Tut mir leid«, sagte Küken und tätschelte sie, »aber Patricia ist doch eigentlich ganz nett, oder?«

Lavinia funkelte sie an. »Ich hasse sie und ich hasse meinen Vater und ich hasse meine Mutter. Bah, am liebsten würde ich wieder weglaufen.«

Küken wirkte entsetzt.

»Hey Küken«, sagte Kitty und piekte sie. »Freu dich! Deine Mama kommt zum Jubiläum, schon vergessen?«

»Stimmt!« Kükens Augen begannen zu leuchten. Wir alle wussten, dass Kükens Mutter nicht bei bester Gesundheit gewesen war. Deshalb hatte Küken vergangenes Weihnachten bei Kitty verbringen müssen – doch nun ging es Mrs Martineau offenbar besser.

Die ganze Schule brummte vor Aufregung. Unser Fräulein für Leibeserziehung, Miss Talent, wählte Mädchen für die Freundschaftsspiele aus und unser Englischfräulein, Miss Dodgson, leitete die Theaterproben. (»Ein hoffnungsloser Fall«, kommentierte Daisy, »kein Vergleich zu Inigo.«) Das Fräulein für Musik und Kunst, Miss Morris, bestimmte die Teilnehmerinnen für das Konzert, einschließlich Sophie Croke-Finchley aus dem anderen Zehntklässlerschlafsaal, die ein Klaviersolo spielen sollte. Die energischen Melodien, die aus dem Aufenthaltsraum des Wohnheims drangen, wenn sie ihr Stück übte, wurden zu einem Dauergast in meinem Kopf, sodass ich mich in den seltsamsten Augenblicken beim Summen ertappte. Im Benimmunterricht übten wir Gehen und Knicksen, und die Großen wurden eigens in ein Zimmer zusammengeholt, um sie im Stillen an die Spitzfindigkeiten der Etikette beim Dinieren zu erinnern: wie man Messer und Gabel zu halten hatte, wie man Salz und Pfeffer immer gleichzeitig nach links weiterreichte und wie man sich gepflegt unterhielt, sodass man höflich und unterhaltsam erschien. (»Als ob sie das nötig hätten!«, sagte Daisy verächtlich. »Wir sind Deepdean-Mädchen, keine wilden Tiere!«)

Miss Runcible, Fräulein für Naturkunde, unterbrach ihren Unterricht über gelöste Stoffe und Destillation. Stattdessen ließ sie die neunte und zehnte Klasse Raketen für das Feuerwerk am Ende der Gartenparty am Sonntagabend herstellen. (Das machte mich nervös – Deepdean hat mit Feuerwerk keine guten Erfahrungen gemacht.) Und alle, von den Großen bis zu den Shrimps, tuschelten über die Streiche zum Jahresende. Auf der Deepdean gehören sie zur Tradition – doch es blieb unentschieden, ob wir uns wegen des Jubiläums diesmal zurückhalten oder aus diesem besonderen Anlass etwas umso Eindrucksvolleres einfallen lassen sollten.

»Angeblich will die Elfte den Schulteich während des Jubiläums grün färben«, berichtete Kitty.

»Ich habe gehört, die Neunten wollen Miss Barnards Podium in die Luft jagen«, sagte Lavinia.

»Das ist kein Streich, sondern ein Verbrechen«, sagte Kitty voller Verachtung. »Das würden sie nicht wagen.«

»Ich glaube, Amina und der andere Zehntklässlerschlafsaal hecken irgendetwas aus«, meinte Kitty. »Gestern habe ich gesehen, wie sie die Köpfe zusammengesteckt und gekichert haben. Und wenn Amina mitmacht, wird es sicher eine Wucht! Sie ist ungeheuer clever.«

»Könnt ihr aufhören, von Amina zu reden!«, keifte Daisy. »Streiche sind dämlich und kindisch, und wir sollten sie einfach ignorieren.«

»Eifersüchtig«, formte Lavinia stumm mit den Lippen, wobei sie Kitty ansah, und Kitty nickte zustimmend.

»Ich gehe nach oben«, sagte Daisy mit hoch erhobener Nase. »Hazel, komm mit. Der Rest von euch ist nicht eingeladen.«

Mir wurde klar, dass ihre Laune sich trotz meiner Bemühungen nicht gebessert hatte – und solange Amina auf der Deepdean war, würde sich das wohl auch nicht ändern. Sie war eine dauernde Erinnerung daran, dass die Schule sich Daisys Einfluss entzogen hatte. In diesem Moment wünschte ich mir, Amina wäre nie nach Deepdean gekommen.

Was ich noch nicht ahnte, war, wie wichtig Amina und ihre Familie für den Verlauf des Wochenendes – und für das Rätsel – werden sollten.

Der Juni verging wie im Flug, in einem Strudel aus Unterricht und Vorbereitungen – und Samstagnachmittagen in der Stadt. Küken verlor ihre Haselmaus Chutney, fand sie dann aber (absolut entsetzt) im Büro der Hausmutter wieder. Daisy und Küken bereiteten sich auf ihre Rollen im Stück vor und Lavinia auf ihr Tennisspiel.

Wir hatten die letzten Prüfungen – ein weiterer Strudel, allerdings einer, bei dem einem recht übel werden konnte. Ich musste einsehen, dass die Art von Unterricht, die uns Tante Lucy in London erteilt hatte, herzlich wenig brachte, nun da wir wieder an der Schule waren. Ich konnte meine Büffelei nicht länger verstecken, weil ich hektisch herausfinden musste, welche Könige welche Schlachten geschlagen hatten und wo Patagonien lag. Ja, selbst Daisy wurde in der Öffentlichkeit dabei gesehen, wie sie ein Buch las, das kein Krimi war.

Und dann war es Juli, der Tag der Jubiläumsfeier brach an, die Sonne schien und die Bäume vom Oakeshott-Wald hinter dem Wohnheim rauschten saftig grün.

Und Küken drehte sich zu uns um und sagte: »Ich … ich glaube, ich habe gerade einen Mord beobachtet.«

6

Es war Freitagmorgen, der 3. Juli, und wir fünf Mitglieder der Detektei Wells & Wong hielten uns nach dem Frühstück oben in unserem Schlafsaal auf. In vier Minuten würde der Schulgong zum ersten Mal zum Unterricht rufen, daher beeilten wir uns, Bücher in unsere Ranzen zu stapeln, unsere Krawatten zu binden und zu plaudern. Daisy war natürlich schon lange fertig, lag auf ihrem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und betrachtete gedankenverloren die Risse in der Zimmerdecke. Ich machte mein Bett und schlug die kratzige Decke behutsam über die ordentlichen Laken. Kitty versuchte, Locken in ihre Haare zu drehen, und Lavinia kämpfte vor dem kleinen Spiegel mit ihrer Krawatte.

Küken hatte in der sommerlich warmen Morgenluft am offenen Fenster gestanden und sich ganz verträumt das grüne Dickicht des Oakeshott-Walds angesehen – bis sie sich umdrehte und ihre Neuigkeit verkündete. Sie redete leise, verblüfft, als könnte sie selbst nicht glauben, was ihr da über die Lippen kam.

Alle verstummten und starrten sie an.

»WAS hast du gesagt?«, fragte Daisy und setzte sich schwungvoll auf.

Küken war wie versteinert. Ihre Fingerspitzen krallten sich in den Fensterrahmen. Dann schnappte sie nach Luft, schüttelte sich und zeigte mit dem Finger auf den Wald. »Kommt her und schaut! Kommt her und schaut!«, rief sie. »O schnell! Da ist er, auf der Hügelspitze, neben dem Baum mit dem kahlen Ast!«

Wir eilten zu ihr und drängten uns neben sie ans Fenster, um zum Wald zu blicken. Unser Wohnheim liegt auf dem Oakeshott Hill, oberhalb des Schulgebäudes, und unser Schlafsaal blickt nach hinten, direkt auf den Wald. Die Straße von der Schule zum Wohnheim liegt rechts von uns. Links von uns schlängelt sie sich in Richtung Stadt, daher befanden sich vor unseren Augen nur grüne Blätter und blauer Himmel – und der nächste hohe Hügel mit Bäumen.

»Wo ist er denn? Wo?«, fragte Daisy hektisch, während sie den Kopf von einer Seite zur anderen drehte, als könnte sich hinter jedem Baum ein Mörder verstecken.

»Er ist weg!« Küken klang beinahe überrascht. »Er muss sich nach ihr gebückt haben – aber er war da, und sie war da, und dann hat er die Arme ausgestreckt und … Oh! Er hat sie erwürgt, ich habe es gesehen!«

Sie zitterte. Kitty legte tröstend die Arme um sie, doch Küken stand stocksteif da und schnappte japsend nach Luft.

Daisy schaute mich durchdringend an. Mir war klar, was sie sagen wollte: dass sie Küken glaubte. Fest steht, dass Küken grundsätzlich nicht lügt, zumindest nicht absichtlich. Wenn sie behauptet etwas gesehen zu haben, dann ist sie davon überzeugt. Und wenn es ein Verbrechen war … dann war dies eine Angelegenheit für die Detektei Wells & Wong.

»Alle weg vom Fenster!«, befahl Daisy in ihrem Tonfall unserer Detekteivorsitzenden. Plötzlich leuchteten ihre Augen so hell wie das ganze Trimester noch nicht. »Abgesehen von dir, Lavinia. Du hältst Wache und beobachtest weiter, falls noch etwas passieren sollte oder er wieder auftaucht. Küken, eine Erklärung bitte, sofort. Hazel, du schreibst mit.«

»Es war schrecklich!«, schluchzte Küken immer wieder. »Schrecklich!«

»Ja, schon gut, was war schrecklich?«, fragte Daisy eindringlich, während ich zu meiner Knabbertruhe eilte und mit leicht zitternden Händen ein neues (dieses) Fallbuch herausholte. Ich schlug die erste Seite auf und sah mit gezücktem Stift Küken an. »Zeit ist entscheidend«, fuhr Daisy fort. »Wenn du es uns nicht schnell erzählst, vergisst du es!«

»Fang ganz von vorn an, Küken«, sagte ich möglichst beruhigend (denn Daisys Art ist natürlich alles andere als beruhigend). »Alles ist gut. Was ist passiert?«

Küken kaute auf dem Ende ihres Zopfs herum und runzelte die Stirn. Eine lange Pause entstand. Endlich holte sie laut Luft und begann.

»Wir waren gerade vom Frühstück zurück. Lavinia trat an den Spiegel, um ihre Krawatte zu richten. Du, Hazel, hast dein Bett gemacht und ich habe nach meinem Matheheft gesucht. Allerdings konnte ich es nicht finden, also bin ich ans Fenster, um mir den Wald anzuschauen und mich vielleicht zu erinnern. Dann musste ich daran denken, dass Mami dieses Wochenende den Wald sehen würde, und ich habe überlegt, wie sehr er ihr gefallen wird. Ich habe mich aufs Fensterbrett gelehnt und einfach so in die Ferne geguckt und da –«

In diesem Moment stieß Lavinia eine Art Grollen aus und Kitty sagte: »Sie kommt ja gleich zum Punkt, nicht wahr, Küken?«

»O ja, entschuldigt«, sagte Küken. »Jedenfalls … kennt ihr das? Wenn ihr so ins Leere schaut und sich eure Augen plötzlich wie von selbst auf einen bestimmten Punkt konzentrieren? Genau das ist mir vorhin passiert, mit dem Hügelkamm gegenüber vom Wohnheim. Auf einmal fiel mir auf, dass ich zwei Menschen beobachtete, eine Dame und einen Herrn.«

»Wie sahen sie aus?«, fragte ich.

»Ganz normal«, antwortete Küken. »Für Einzelheiten waren sie zu weit weg, aber sie trugen Sommermäntel – ihr wisst schon, wie alle Erwachsenen.«

Daisy, die sich auf ihre Hände gesetzt hatte, um möglichst die Ruhe zu bewahren, sprang auf. »Detektivin Martineau!«, rief sie. »Hast du bei mir denn gar nichts gelernt? Das ist teuflisch schlecht beobachtet. Waren sie groß? Klein? Blond oder brünett? Dick oder dünn?«

»Sie trugen Hüte!«, sagte Küken und schrumpfte in sich zusammen. »Und … ach, ich weiß nicht. Ich glaube, der Mann war ein bisschen größer als die Frau. Ich habe mir nichts dabei gedacht – sie sahen wie ganz normale Eltern aus, wie Erwachsene. Ihr wisst schon. Ich habe sie für ein Paar gehalten, so wie sie beieinander standen und sich unterhalten haben. Sie haben quasi die Köpfe zusammengesteckt. Doch dann haben sie angefangen zu streiten.

Was sie gesagt haben, konnte ich natürlich nicht hören, aber sie haben mit den Armen gefuchtelt, da wusste ich, dass es etwas Schlimmes sein musste. Dann hat der Mann die Frau zu sich gezogen und die Hände um ihren Hals gelegt und zugedrückt. Die Frau hat sich gegen ihn gestemmt, doch es hat nichts gebracht. Mit einem Mal ist sie ganz schlaff geworden und hingefallen, sodass ich sie nicht mehr sehen konnte. Er hat sie losgelassen – und da habe ich mich zu euch umgedreht und gesagt … was ich eben gesagt habe. Und als ich mich zurückdrehte, war er verschwunden! Die arme Frau!«

Küken stieß ein ersticktes Schluchzen aus und Kitty nahm sie in den Arm.

»Schon gut, Küken«, sagte sie. »Du bist hier in Sicherheit und er kann dir nichts tun.«

»Aber was, wenn er mich gesehen hat?!«, rief Küken.

»Das glaube ich nicht«, sagte Daisy. »Und selbst wenn, was hätte er auf die Entfernung schon erkennen können? Ein Mädchen mit braunen Haaren in einer Schuluniform. Das hätte jede sein können!«

»Ganz bestimmt hat er dich nicht gesehen, Küken«, sagte ich, um uns alle zu beruhigen. »Aber –«

»Aber«, fiel Daisy mir ins Wort, »ich muss feststellen, dass deine Geschichte glaubhaft genug ist, um zu ermitteln. Und wir müssen ermitteln. Detektivin Martineau, es ist vollkommen denkbar, dass du Zeugin eines Mords geworden bist!«

7

Ausgerechnet in diesem Moment schrillte die Schulglocke, grell und metallisch. Überall um uns herum flogen Türen auf und Schritte donnerten die Treppen hinunter. Wir hatten keine Zeit mehr.

»O nein!«, sagte Küken. »Es tut mir leid.«

»Vergiss die Glocke«, meinte Daisy. »Vergiss den Unterricht! Ein Verbrechen wurde begangen! Jetzt kommt es nur auf eins an: Wir müssen rauf auf diesen Hügel. Wir müssen so bald wie möglich den Tatort untersuchen!«

»Na schön, aber wann sollen wir das deiner Meinung nach anstellen?«, fragte Kitty skeptisch. »Heute haben wir keinen Sport und am Abend fängt die Jubiläumsfeier an. Nichts davon findet im Wald statt! Sollten wir nicht besser die Polizei verständigen?«

»Nun hört doch auf, an Stundenpläne zu denken!«, sagte Daisy und zog die Nase kraus. »Und nein, für die Polizei ist es noch zu früh. Wir müssen erst sichergehen, dass Küken wirklich gesehen hat, was sie glaubt, gesehen zu haben, bevor wir anderen davon erzählen. Unterricht hin oder her, wir müssen auf diesen Hügel – und ich glaube, ich weiß auch schon, wie.«

»Daisy!«, sagte ich, als ich begriff. »Nein, nicht –«

»Doch, wir werden heute das Mittagessen ausfallen lassen«, sagte Daisy streng. »Kümmert euch nicht um Hazel, sie denkt genauso wenig wie Kitty wie eine Detektivin. Wir müssen einen Weg finden, uns aus dem Haus zu schleichen, um in den Wald zu kommen. Wir können die Neuntkl– Ach, diese dämlichen Verräterinnen! Egal. Oh! Ich weiß! Watson, du nimmst meine Tasche mit – ich muss runter ins Büro der Hausmutter flitzen. Wir treffen uns am Ausgang!«

Sie machte auf dem Absatz kehrt und zischte aus dem Zimmer, dass ihre goldenen Haare hinter ihr hochflatterten.

»Was meint ihr, hat sie vor?«, fragte Kitty.

»Irgendwas Dummes«, antwortete Lavinia schulterzuckend. »Kommt, gehen wir.«

Ich schulterte neben meinem eigenen auch Daisys Ranzen und geriet unter dem Gewicht regelrecht ins Taumeln, während ich den anderen dreien aus dem Schlafsaal folgte. Dabei blickte ich ein letztes Mal aus dem Fenster zu dem verlassenen Hügel.

Ich war … irgendwie verunsichert. Zwar sah ich, wie verängstigt Küken war – sie glaubte an das, was sie uns erzählt hatte. Aber konnte es wirklich wahr sein? Daisy jedenfalls schien davon überzeugt. Sie wollte mehr als bereitwillig Ermittlungen anstellen … doch nach einem Monat Trübsalblasen brauchte Daisy so etwas auch.

In diesem Trimester steckte jeder an der Deepdean mitten in seiner eigenen Geschichte fest, während Daisy und ich lediglich Komparsen waren. Ich hatte gelernt, mich anzupassen, daher fiel es mir nicht allzu schwer, es erneut zu tun. Daisys Leben hingegen hatte sie auf keine Weise darauf vorbereitet, gewöhnlich zu sein oder im Schatten anderer Mädchen zu stehen. Doch nun, da Küken glaubte, einen Mord beobachtet zu haben, konnte Daisy endlich wieder Detektivin sein: wagemutig, wichtig und außergewöhnlich. Was für jeden anderen Gefahr bedeutete, schenkte Daisy Wells seltsamerweise Trost und sogar eine schräge Art von Sicherheit.

Würde sich Kükens Geschichte oben auf dem Hügel beweisen lassen?

• TEIL ZWEI •

Gehst du heute in den Wald …

1

In Naturkunde habe ich nur vor mich hin geträumt (zum Glück erzählte Amina der gesamten Klasse von all den Königen, die sie schon getroffen haben wollte, weshalb Miss Runcible viel zu aufgeregt zum Unterrichten war) und endlich war Süße Pause. Zuerst stellten wir uns für Kekse an – Ingwerplätzchen machen jedes Rätsel schmackhafter –, doch weil ich zu lange dafür gebraucht hatte, meine Bücher in den Ranzen zu packen, standen Daisy und ich in der Schlange ein gutes Stück weit hinter dem Rest der Detektei Wells & Wong.

Daisy seufzte und zappelte ungeduldig, während ihre Blicke betont immer wieder zwischen mir und der Keksausgabe hin- und herhuschten.

»Von mir aus kannst du ruhig vor!«, sagte ich schließlich.