Eisige Weihnachten - Ella Danz - E-Book

Eisige Weihnachten E-Book

Ella Danz

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Beschreibung

Große Lust hat Kerstin nicht auf das weihnachtliche Familientreffen in einem einsam gelegenen Hotel. Wie soll sie die drei Tage mit ihrer komplizierten Schwester, Vaters nerviger Freundin Lilo und ihrer freudlosen Schwiegermutter nur überstehen? Dazu noch ihr Mann André, der Kerstin zunehmend lästig wird. Als sie endlich am Ziel ankommen, ist es dunkel, das Hotel geschlossen, die Familie entnervt und vom Himmel fällt unablässig Schnee. Das Weihnachtsfest verspricht traumhaft zu werden …

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Ella Danz

Eisige Weihnachten

Weihnachtskrimi

Zum Buch

Ungemütlich Weihnachten mit der ganzen Familie in einem abgelegenen Hotel mitten im Wald – ob das eine gute Idee ist? Der Einzige, auf den Kerstin sich wirklich freut, ist ihr Papa. Auf dessen geschwätzige Freundin oder ihre komplexbeladene Schwester Anke könnte sie verzichten. Mittlerweile auch auf ihren Mann André, den sie schwer verliebt, sehr spontan geheiratet hat. Das Schneetreiben wird immer dichter und als sie endlich am Hotel ankommen, verkündet ein Schild: Geschlossen ab 21. Dezember. Es ist kalt, es ist dunkel, es schneit wie aus Kübeln und es gibt kein Netz – sie kommen hier nicht mehr weg. Hotelbesitzerin Nicole, die im Haus nur nach dem Rechten sehen wollte, lässt sie den Heiligabend im Hotel verbringen. Mit einer warmen Heizung und Vorräten hat das Ganze etwas von einem luxuriösen Abenteuerurlaub. Bis Kerstin sich plötzlich eingeschlossen in der Kühlkammer wiederfindet, fast unter einer Ladung Schnee begraben wird und beinahe die steile Treppe zum Weinkeller hinunterstürzt. Alles nur Zufälle, wie André meint?

Ella Danz, gebürtige Oberfränkin, lebt seit ihrem Publizistikstudium in Berlin. Nach Jahren in der Ökobranche ist sie mittlerweile als freie Autorin tätig. Ihr spezielles Interesse gilt der genauen Beobachtung von Verhaltensweisen und Beziehungen ihrer Mitmenschen. In ihren Büchern wird gern gekocht und gegessen, und das Zusammenleben ihrer Protagonisten mit Genuss und Ironie durchleuchtet.

 

Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

Strandbudenzauber (2018)

Von Zimtsternen und Zimtzicken (2016, zusammen mit Friederike Schmöe, Isabel Morf und Jennifer B. Wind)

Schockschwerenot (2015)

Unglückskeks (2014)

Geschmacksverwirrung (2012)

Ballaststoff (2011)

Schatz, schmeckt’s dir nicht? (2010)

Rosenwahn (2010)

Kochwut (2009)

Nebelschleier (2008)

Steilufer (2007)

Osterfeuer (2006)

Impressum

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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Martina Walther / stock.adobe.com

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-6088-3

Haftungsausschluss

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Kapitel I

Was für eine bescheuerte Idee, dieses Familientreffen an Heiligabend in einem Hotel zu veranstalten, noch dazu in so einer gottverlassenen Gegend. Und noch bescheuerter, dass sie sich darauf eingelassen hatte.

»Es ist ein unheimlich schönes Hotel, wirklich, und heißt ›Die blaue Bergvilla‹ – wie das schon klingt! Total romantisch, oder?«, hatte Anke ins Telefon geflötet, als sie Kerstin den Plan unterbreitete. Froh, dass die monatelange Funkstille mit ihrer komplizierten Schwester erst einmal beendet war, hatte Kerstin spontan zugestimmt. Doch zur Romantik gehören mindestens zwei, dachte sie nun und schaute erst auf ihren Mann und dann missgelaunt nach draußen, wo schmutziggrau und trüb die Eintönigkeit der Leipziger Tiefebene vorbeizog.

André hatte Kerstins kurzen Blick bemerkt, schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und tätschelte ihr Knie, was sich wie ein angenehmer, leichter Stromstoß anfühlte. Doch sie vermied es, ihn anzuschauen. André erhöhte die Geschwindigkeit des Scheibenwischers und summte eine Melodie. Er schien gute Laune zu haben. Ob er die auch nach diesem Weihnachtsfest noch haben würde?

Ihr Ehemann sah wirklich verdammt gut aus, seine Berührungen machten Lust auf mehr, trotzdem – Kerstin hatte sich fest vorgenommen, auf Abstand zu bleiben und spätestens vor ihrer Rückfahrt in aller Offenheit mit ihm zu sprechen, da sich zu Hause neben den beruflichen Verpflichtungen und in der vorweihnachtlichen Alltagshektik nie die Gelegenheit für ein umfassendes Gespräch ergeben hatte. Weihnachten war das Fest der Liebe, und die hatte so viele Facetten, sie konnte aufblühen oder welken, insofern war der Termin vielleicht gar nicht so unpassend gewählt, verteidigte Kerstin ihr Vorhaben vor sich selbst.

Das Kind, das in ein paar Monaten volljährig wurde, lag auf der Rückbank, seit Berlin im Schlafkoma. In den frühen Morgenstunden erst nach Hause gekommen, stank Lukas immer noch wie eine nicht gelüftete Eckkneipe. Auf der sogenannten Weihnachtsfeier mit seinen Freunden war der Alkohol offensichtlich in Strömen geflossen. Und wer weiß, was sie sich sonst noch so reingezogen hatten – Kerstin wollte es lieber gar nicht wissen.

Auf der A 9 herrschte lebhafter Verkehr. Scheinbar drängte es viele zu Weihnachten zu ihrem Anhang, egal, wie verfahren die familiären Beziehungen auch sein mochten. Der Gedanke an ihre Familie war nicht dazu angetan, Kerstins Stimmung zu verbessern. Ihre schöne Schwester, die ihr von jeher in einer intensiven Hassliebe zugetan war, und ihr großer, manchmal etwas einfältiger Bruder mit Anhang, Andrés Mutter und Papas Gefährtin Lilo – der Einzige, auf den sie sich wirklich freute, war Papa. Sie hatten sich nicht gesehen seit ihrer Rückreise aus Italien im September, als sie bei ihm in Bamberg einen kurzen Stopp eingelegt hatten.

Papa hätte gern auch an Weihnachten zu ihnen nach Berlin kommen können – allein, was seine Gefährtin bestimmt als Affront aufgefasst hätte. Doch Lilo war Kerstin, die sich nichts als entspannte Feiertage wünschte, einfach zu anstrengend. Aber dann war irgendwer auf diese geniale Idee vom Familienweihnachten gekommen, die Anke ihr in den schönsten Farben anpries, ganz stimmungsvoll in einem entzückenden Hotel, fernab der Zivilisation, aber mit allem Komfort und gehobener Gastronomie. Trotz ihrer intuitiven inneren Abwehr hatte Kerstin ihre Skepsis für sich behalten. Wer weiß, wie sich die empfindliche Anke, die sich für eine perfekte Organisatorin hielt, von Kerstin wieder bevormundet gefühlt hätte, wenn diese das Projekt »Romantische Waldweihnacht« sofort abgelehnt hätte. Kurzerhand hatte sie also Ja gesagt und Anke das Kommando überlassen. Irgendwie sah sie das auch als therapeutische Maßnahme für ihre kleine Schwester. Außerdem reichte es ihr vollauf, die ganzen Weihnachtsgeschenke beschaffen zu müssen.

Bei der Pause im Hamburgerladen einer Raststätte, die ihr Mann unbedingt einlegen musste, wurde das Kind plötzlich hellwach, verdrückte einen riesigen Burger plus Pommes plus Chickenwings und schüttete einen Eimer Cola hinterher. Auch André arbeitete sich an einem XXL-Menü ab, was sich bei ihm aber nicht in einem größeren Bauchumfang, sondern in Muskelmasse niederzuschlagen schien. Er trainierte mehrmals die Woche in diesem sündhaft teuren Edelschuppen von Sportstudio. Auch Kerstin war dort angemeldet, nahm das vielfältige Angebot aber höchst selten in Anspruch. Sie war froh, zwischen den vielen Geschäftsreisen einfach nur Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen zu können.

Ihr Pausensnack bestand aus einem großen Kaffee und einer im Freien hastig gerauchten Zigarette, die angesichts der feuchten Kälte kein echter Genuss war. Ihr Handy meldete sich.

»Hallo, Papa! Wo seid ihr?«

»Hallo, Kerstin, wir sind schon … ich wollte nur … wegen … dir was sagen …«

»Papa, leider versteh ich kaum was. Die Verbindung ist unheimlich schlecht. Leg mal auf, bitte. Ich ruf dich gleich noch mal an, okay?«

Rauschen, Krachen, Besetztzeichen.

Kerstin schmiss die Zigarette weg und drückte die Rückruftaste. Erst hörte sie ein Freizeichen, dann war besetzt und dann gar nichts mehr. Sofort machte sie sich Sorgen. Hoffentlich war alles in Ordnung.

Hallo, Papa! Hoffentlich alles okay? Wir sind auf dem Weg, in ungefähr zwei Stunden müssten wir am Hotel sein. Bis dann!

Auch wenn sie wusste, dass der alte Herr so gut wie nie die SMS-Funktion nutzte, schickte sie ihm die Nachricht, in der Hoffnung, sie würde ankommen und er würde sie lesen. Frierend zog sie unter ihrem Fleece-Hoodie die Schultern hoch, als sie mit Lukas und André zurück zum Auto ging.

In immer dickeren Klecksen klatschte Schneeregen gegen die Windschutzscheibe, als sie ihre Fahrt fortsetzten. Kerstin starrte nach draußen und zwischendurch immer wieder auf ihr Handy, versuchte noch mehrmals ihren Vater zu erreichen, aber ohne Erfolg. Nach einer Weile, sie fuhren jetzt Richtung Erfurt, wurde Schnee aus dem Regen, und der Blick in die aus der Tiefe herantaumelnden Flockenformationen ließ Kerstin schläfrig werden.

Sie schloss die Augen, angenehme Wärme hüllte sie ein, ein monotones Grundrauschen legte sich auf ihre Ohren. Plötzlich tauchte ein unglaublich gut aussehender Blonder vor ihr auf. Das Lächeln seiner leuchtend blauen Augen war unwiderstehlich. Sein gebräunter Körper, schlank und muskulös, ließ Kerstins Fantasie augenblicklich Purzelbäume schlagen, und in ihrem Bauch begannen Millionen Schmetterlinge zu flattern. Einzig Form und Design seiner Badehose störten den ansonsten betörenden Anblick. Sie war wild gemustert und hing etwas formlos auf den schmalen Hüften des strahlenden Helden. Doch Kerstin nahm das gar nicht wahr. Sie war wie hypnotisiert, sprach kaum noch, konnte nur schmachtende Blicke werfen – und ihm schien es genauso zu gehen! Er interessierte sich für sie! Tatsächlich für sie, die üblicherweise von den meisten männlichen Wesen übersehen wurde! Und von so einem Prachtstück war Kerstin noch nie Aufmerksamkeit geschenkt worden. Sie schwebte vor Glück. Von Tommy und Gitta, ihren beiden Mitreisenden, erntete sie verständnislose Blicke.

»Was willst du nur von dem?«, fragte Gitta, als sie zum Pinkeln in den Waschräumen aufeinandertrafen, »hast du die Badehose nicht gesehen? Marke Sporett – klingt affengeil, oder? Der ist aus der DDR, Mann!«

Kerstin zuckte nur mit den Schultern.

Es kam, wie es kommen musste. Nach romantischen Stunden am Ufer des Balaton, mit Lagerfeuer, Gitarrenmusik, Gesang und ziemlich grausligem Rotwein, führte sie der blonde Traummann zu seinem Zelt. Er hatte es von seinem Onkel geborgt, wie er entschuldigend erwähnte. Es war ein altes, ziemlich schäbiges Teil, was Kerstin aber überhaupt nicht bemerkte.

Sie verbrachten darin die Nacht zusammen, eine aufregende, ekstatische Nacht, und es war ihr egal, dass wahrscheinlich der halbe Campingplatz Ohrenzeuge ihrer wilden Leidenschaft wurde. Erst gegen Morgen konnten sie voneinander lassen und schliefen erschöpft in einer innigen Umarmung ein. Ab da waren sie für den Rest des Urlaubs unzertrennlich.

Er wohnte in Leipzig, hatte Sozialökonomie studiert und arbeitete in der Betriebsgewerkschaftsleitung der Buna-Werke. Unter anderem war er zuständig für die Vergabe von Ferienplätzen an die Mitarbeiter des Kombinats. Das Einzige, was Kerstin von den Buna-Werken kannte, war der schräge Werbespruch »Plaste und Elaste aus Schkopau«, über den sie sich jedes Mal mit ihren Westberliner Kommilitonen amüsierte, wenn sie über die Transitstrecke pendelten.

Ihr neuer Bekannter schien höchst interessiert an Kerstins BWL-Studium, stellte eine Menge Fragen und lauschte gefesselt, als sie von ihrer Hospitanz bei der Boeing Corporation in Seattle erzählte. Und noch mehr faszinierte ihn, dass Kerstin nach einem Praktikum bei McKinsey den Plan gefasst hatte, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Schließlich war die Überfliegerin Kerstin gerade mal Anfang 20 und stand schon kurz vor ihrem Abschluss. Ihren Verehrer schien wohl alles zu beeindrucken, was sie betraf.

Auch er war mit ein paar jungen Leuten unterwegs, die der Westlerin teils verunsichert bis reserviert – Letzteres vor allem die jungen Frauen –, manche aber auch mit kritikloser Begeisterung gegenübertraten, jedenfalls unter vier Augen. Nach ein paar Tagen aber fühlte Kerstin sich von allen akzeptiert, was nicht zuletzt an der Person ihres Lovers lag, der in der kleinen Gruppe den Ton angab. Allgemein waren die vielen Menschen ein großes Thema, die über Ungarn die DDR verließen. Doch mit ihrem Traummann redete Kerstin nicht allzu viel und darüber schon gar nicht.

»Mann, wie geil ist das denn?«

Kerstin fuhr aus ihren heißen Tagträumen hoch und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren.

»Ja, Lukas, was ist?«, fragte sie leicht verwirrt.

»Guck doch mal, wie krass das schneit! Dann kann ich morgen ja snowboarden!«

»Auf jeden Fall bleibt der Schnee liegen. Sind knapp unter null«, brummte André, »na, das ist doch perfekt für weiße Weihnachten.«

Ob der Junge aufs Snowboard würde steigen können, war noch ein ganz anderes Thema, da man ja mit allen zusammen die Feiertage verbringen sollte, dachte Kerstin. Doch so albern es war, auch sie spürte eine leise Freude beim Anblick der weißen Pracht, die den Tannenwald malerisch überzuckerte. Vielleicht wurde das Weihnachtsfest ja doch ganz nett.

Sie hatten die Autobahn verlassen. Auf der schmalen Straße, die sie immer weiter auf die Höhen des Thüringer Waldes führte, lag bereits eine geschlossene Schneedecke. Es begann zu dämmern. Nur ganz selten begegnete ihnen ein Auto. Im Licht der Scheinwerfer tanzten immer dichtere Flockenwirbel.

»Wir sind ganz schön spät dran«, bemerkte Kerstin nach einem Blick auf die Uhrzeit, »bestimmt sind die anderen alle schon da.«

»Das werden die ja wohl verstehen, dass man bei diesen Straßenverhältnissen nicht zügig vorankommt«, erwiderte André.

»Hätten wir nicht diese völlig überflüssige Rast in dem Burgerladen eingelegt, wären wir schon da«, kritisierte Kerstin, »wie lange brauchen wir denn noch?«

»Um die 30 Minuten, wenn der Schneeräumer vor uns mal endlich von der Straße verschwindet …«

»Oh Mann, wir kommen an und müssen sofort mit der Bescherung anfangen. Ich dachte eigentlich, ich könnte zuvor kurz in den Pool steigen«, seufzte Kerstin.

Sie kamen durch winzige, schwach beleuchtete Ortschaften, in denen kein Mensch auf der Straße war. Die mit blauem Schiefer verkleideten Häuser, die manchmal hübsche blau-weiße Schiefermuster aufwiesen, strahlten Gemütlichkeit aus. Vereinzelt wiegten sich mit Lichterketten geschmückte Weihnachtsbäume davor im Wind, aus erhellten Fenstern fiel warmer Lichtschein.

Kurz darauf nahm André einen Abzweig. Die Hinweisschilder waren völlig eingeschneit und unlesbar, die Straße wurde noch schmaler und führte immer weiter bergan.

»Bist du sicher, dass das hier der richtige Weg ist?«

Misstrauisch spähte Kerstin nach draußen in das Weiß, das an den Rändern der Scheinwerferkegel mittlerweile in Schwärze überging.

»Das Navi sagt Ja.«

»Zumindest haben die nicht übertrieben in ihrer Werbung: Die idyllische Alleinlage unseres Hauses in fast 900 Meter Höhe schenkt Ihnen Ruhe und Erholung abseits jeglicher Hektik«, bemerkte Kerstin mit spöttischem Unterton, »wer hatte eigentlich den Flitz mit diesem Familientreffen mitten im Wald? Irgendwie war die Idee plötzlich da. War das Papa? Oder seine liebe Lilo?«

Kerstin konnte nicht aufhören, darüber nachzugrübeln.

»Ja, ich glaube, Papa erzählte, dass Lilo mit deiner Mutter telefoniert hat. Die beiden verstehen sich erstaunlicherweise ja so gut. Aber dass ausgerechnet deine Mutter so eine luxuriöse Herberge empfiehlt …«

»Was ist so erstaunlich daran, wenn die beiden alten Damen sich gut verstehen?«, fragte André mit einem verständnislosen Seitenblick, »und wenn meine Mutter ein gutes Hotel empfiehlt? Sie kennt das wohl noch von früher.«

Es hatte keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren. Kerstin sah in Lilo und ihrer Schwiegermutter Ingeborg einen ziemlich irrwitzigen Zusammenprall der Systeme, aber André verstand ihren Humor eh nicht, und der Sinn für Ironie ging ihm vollends ab.

»Weiß nicht«, antwortete sie also, »aber dann war das wahrscheinlich ein glorreicher Einfall deiner Mutter, den Lilo sofort aufgegriffen hat.«

»Schon möglich. Mutti ist schon oft im Thüringer Wald gewesen. Sie kennt sich hier ziemlich gut aus. Und das Hotel liegt wirklich fantastisch, direkt am Rennsteig, mitten in der Natur, ich war auch schon mal da. Allerdings lag da kein Schnee. Ist ja auch schön hier. Die wunderbare Landschaft, hübsche Dörfer, gemütliche Bauden …«

»Das werden wir sehen«, murmelte Kerstin nur.

»… und die thüringische Küche ist auch nicht zu verachten: Rostbrätel, die berühmten Kartoffelklöße und zu Weihnachten natürlich die Gans und der Rotkohl. Und die leckeren Kuchen: Mooskuchen, Hummelkuchen, LPG-Kuchen – ich freu mich schon drauf! Das wird eine echte Schlemmerei!«

»Du hast doch nicht etwa schon wieder Hunger?«, fragte Kerstin mit einem schrägen Seitenblick auf ihren Mann. Der antwortete mit einem Achselzucken und grinste.

Die Straßenbeleuchtung wurde immer spärlicher, die Begrenzungspfähle rechts und links bildeten die einzig sichtbare Markierung für den Verlauf der nicht mehr auszumachenden Fahrbahn, waren zum Teil aber schon recht schwer zu erkennen unter dem frisch gefallenen Schnee. Ein paar Minuten herrschte Schweigen im Auto. Alle drei Insassen, selbst der coole Lukas, warfen suchende Blicke nach draußen, gespannt, wann endlich die Lichter des Hotels vor ihnen auftauchen würden. Als André anhielt, um sich zu orientieren, da die Sicht mit Dunkelheit und Schneegestöber immer schlechter wurde, bockte der Geländewagen beim Anfahren. Kerstin stockte der Atem. Sie war vor Schreck plötzlich wie gelähmt.

Kapitel II

Die Sekunden dehnten sich endlos, bevor sich das Auto schließlich weiter mühsam durch den Tiefschnee schob. Auf dem Navi wurde das Ende der Straße angezeigt. Schließlich sah man Licht durch die Bäume schimmern. Sie nahmen eine letzte Kurve und auf einer weiten Lichtung tauchte ein Bau vor ihnen auf, an dessen Umrissen Kerstin endlich das Hotel von der Website erkannte. Allerdings lag es fast komplett im Dunkeln, nur über dem Eingang schwang eine schwach leuchtende Laterne im Luftzug. Das Licht, das sie gesehen hatten, stammte von einer Reihe Autos, jedenfalls von denen, deren Scheinwerfer oberhalb der geschlossenen Schneedecke lagen. Sie parkten direkt vor dem Hotel, und waren schon von einer dicken Schneeschicht überzogen.

»Oh, oh«, machte Lukas beim Anblick des wie ausgestorben daliegenden Gebäudes von der Rückbank, »sorry, we are not opened?«

»Gib mir mal meine Jacke«, verlangte Kerstin knapp von ihrem Sohn. Das alles sah gar nicht gut aus, doch sie unterdrückte die aufsteigenden Horrorbilder vom eisigen Weihnachtsabend in eingeschneiten Autos, zog das Teil über und stieg aus dem Wagen. Sogleich stand sie bis zu den Knien im Schnee, der ihr unangenehm kalt in die Stiefeletten rutschte. Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und stapfte, was angesichts der dicken, weißen Schicht nicht ganz einfach war, auf die vor dem Gebäude stehenden Fahrzeuge zu. Dort öffnete sich ebenfalls eine Autotür, und ihre Schwester Anke schob sich ins Freie. Kein Hallo, keinen Guten Tag – so ganz ausgestanden war die letzte Fehde wohl immer noch nicht. Auf jeden Fall wirkte sie ziemlich genervt.

»Da seid ihr ja endlich! Wieso habt ihr so lange gebraucht?«

»Hallo, Schwesterherz! Das war nicht so einfach hierherzugelangen, erst wahnsinnig viel Verkehr, dann das Wetter, die Zufahrtstraße nicht geräumt …«

Trotz des spürbaren Sträubens umarmte Kerstin kurz ihre Schwester, dann fragte sie:

»Was ist hier eigentlich los? Sieht nach ziemlichem Totentanz aus.«

»Da hängt ein Schild am Eingang: Das Hotel ist seit 21. Dezember geschlossen«, gab Anke ausgesprochen unfroh Auskunft.

»Was? Das darf doch nicht wahr sein! Ich denke, du hast für uns alle gebucht?«, erregte sich Kerstin.

»Natürlich habe ich das! Jetzt bin ich wieder schuld! Typisch Kerstin!«, ging Anke sofort in Abwehrhaltung, »hier ist die Buchungsbestätigung, siehst du!«

Sie zog ein paar ziemlich zerknautschte Blätter aus der Jackentasche.

»Die hab ich extra ausgedruckt, man weiß ja nie.«

»Warum hast du nicht gleich angerufen, als ihr hier angekommen seid? Dann hätten wir schon unterwegs nach Alternativen schauen können. Wird ja nicht ganz so einfach sein, heute am Heiligabend und um diese Uhrzeit noch ein Hotel für uns alle zu bekommen.«

»Du hast vergessen, dass wir im Osten sind!«, brach es aus Kerstins Schwester zornig heraus, »hier gibt es natürlich kein Netz, wie man es ja auch nicht für nötig hielt, uns über die Schließung des Hotels zu informieren. Ist mal wieder typisch! Ich weiß schon, warum ich meine gesunden Vorurteile habe!«

»Hast du kein anderes Thema?«, fragte Kerstin gereizt.

Einen Moment starrten beide stumm in den Vorhang aus dicken Flocken, der unablässig vor ihnen niederging. In ihren Schuhen schmolz der Schnee, und Kerstin spürte nicht nur die Kälte unangenehm von den Zehen aufwärtskriechen, sondern auch ein weihnachtliches Katastrophenszenario auf sich zukommen.

»Und was machen wir jetzt?«, wollte sie von ihrer Schwester wissen.

Allerdings war von der leider keine Lösung zu erwarten, denn bei dieser Frage begann mit einem Mal die Unterlippe der perfekten Organisatorin Anke zu zittern. Im nächsten Moment lag sie in Kerstins Armen und weinte leise vor sich hin. Tja, so war ihre kleine Schwester schon immer gewesen. Sie wollte unbedingt das Kommando haben, aber bei der ersten Schwierigkeit schmiss sie hin.

»Ich weiß nicht«, schniefte sie, »Papa und die alten Damen können auf keinen Fall die Nacht in den Autos verbringen. Und die Kinder auch nicht.«

Unvermittelt stellte sie das Jammern ein, schob Kerstin energisch weg und wischte make-up-schonend die Feuchtigkeit unter den Augen fort. Anke hatte ihren Vater kommen sehen, der inzwischen ausgestiegen war und mit einiger Mühe die wenigen Schritte durch den knietiefen Schnee zurücklegte.

»Na, mein Mädchen! Das ist vielleicht ein Mist. Aber auch mal was Neues, bisschen wie Abenteuerurlaub. So ein Weihnachten hatten wir noch nie!«, begrüßte er Kerstin.

»Papa! Ich freu mich so, dich zu sehen, wenn auch die Umstände …«

Kerstin fiel ihrem Vater um den Hals.

»Aber du bist einfach klasse, Papa, verlierst nie deinen Humor.«

»Was soll ich anderes machen? Schimpfen macht es auch nicht besser. Und bestimmt kommt sowieso bald der Winterdienst und holt uns hier raus.«

»Ja, bestimmt«, bestärkte Kerstin den alten Mann, glaubte aber nicht im Entferntesten an diese Möglichkeit. Warum sollte man eine Stichstraße zu einem geschlossenen Hotel räumen, noch dazu um diese Uhrzeit an Heiligabend? Sie mussten sich was einfallen lassen und zwar schnell. Vielleicht war die Straße, zumindest mit ihrem Geländewagen, ja noch passierbar.

»Du hattest versucht, mich auf dem Handy zu erreichen. Das war eine total schlechte Verbindung! Tut mir leid, ich hab mehrfach versucht dich zurückzurufen, aber es hat nicht geklappt.«

»War nicht so wichtig«, meinte ihr Vater und drückte Kerstins Hand, »alles in Ordnung. Wir reden später mal in Ruhe.«

Trotz seiner beruhigenden Worte erschien er Kerstin irgendwie besorgt. Doch hier im Flockentreiben, mit der nervösen Anke an ihrer Seite war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch. Außerdem schob sich auch André durch den tiefen Schnee zu ihnen durch.

»Hallo, Schwiegerpapa, hallo, liebe Schwägerin«, grüßte er in die Runde und schüttelte Hände, »sagt mal, das sieht ja ziemlich geschlossen aus.«

»Sehr gut erkannt, lieber Schwager«, meinte Anke biestig, »mein Fehler ist das aber nicht. Vielleicht hast du ja eine Idee, was wir jetzt tun sollen. Ein Netz gibt es in dieser ostdeutschen Wüste nämlich auch nicht.«

Diese Bemerkung gefiel André nicht, wie sein Gesichtsausdruck zeigte, doch bevor er antworten konnte, tauchte Ankes Mann neben ihnen auf.

»Prima, dass ihr es auch noch geschafft habt.«

Er gab Kerstin ein Wangenküsschen, schlug André kumpelhaft gegen den Oberarm.

»Schöne Scheiße hier, was? Aber ich sach mal so: Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.«

In seiner Linken schwenkte Helmut einen Wagenheber. Er wirkte sehr fest entschlossen.

»Wir gehen da jetzt rein. Schließlich haben wir gebucht, oder?«

»Meinst du wirklich?«, fragte Anke verunsichert. Doch ihr Mann beachtete sie gar nicht. Trotz Ankes Anweisung, im Wagen zu bleiben, hatten sich Emily und Charlotte inzwischen auch herangeschlichen und schauten ihren Vater mit großen Augen an.

»Aber Helmut, das kannst du doch nicht machen!«, klang Lilos durchdringende Stimme herüber. Erstaunlicherweise hatte sie sich bisher noch nicht sehen lassen. Angesichts des hohen Schnees war es nicht ganz einfach, die Autotür zu öffnen. Aber sie hatte es geschafft und war ausgestiegen, nur hinderten sie die Schneemassen, näher zu kommen. Trotzdem hatte sie Helmuts Ankündigung genau verstanden, denn wenn etwas funktionierte, dann ihr fast 80-jähriges Gehör und ihr Mundwerk.

Musste sich Vaters Gefährtin immer in alles einmischen? Auch wenn sie ihren Schwager im Allgemeinen nicht schätzte, fand Kerstin seinen aktuellen Vorschlag gar nicht so schlecht. Was sollten sie sonst tun? Es schneite immer noch wie bekloppt, und da drinnen wären sie wenigstens im Trockenen. Und ganz so kalt wäre es wahrscheinlich auch nicht. Alles Weitere würde man sehen.

»Hast du einen besseren Vorschlag, Lilo? Dann lass mal hören«, giftete Kerstin in Richtung der alten Dame, die nicht antwortete und umgehend ins Auto stieg.

Inzwischen war auch Jörg zu dem Grüppchen gestoßen. Er boxte Kerstin freundschaftlich in die Seite und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

»Na, Schwesterherz, ist doch super hier, oder?«

Das schien er tatsächlich ernst zu meinen. Aber so war er nun mal, ihr großer Bruder – immer locker, immer gut drauf.

»Und, was schlägst du vor, was wir jetzt machen sollen?«

Charmant lächelnd zog Jörg die Schultern hoch.

»Keine Ahnung. Habt ihr keinen Plan?«

Statt einer Antwort zeigte Helmut den Wagenheber in seiner Hand.

»Du meinst, du willst da einbrechen? Tja, warum nicht. Wir haben schließlich reserviert und immer noch besser als hier draußen zu erfrieren, oder?«

Jörg lachte und warf einen Zustimmung heischenden Blick in die Runde.

»Ich weiß nicht«, zögerlich wiegte André seinen Kopf, »könnte das nicht Ärger geben?«

»Oh Mann, André«, Kerstin verdrehte die Augen, »mir frieren bald die Füße ab! Das wird ja wohl jeder verstehen, dass wir in unserer Situation hier so handeln mussten!«

»Selbst die Volkspolizei!«, lachte Helmut hämisch, und die anderen nickten grienend.

»Wenn ihr meint«, fügte sich André, dem das Vorhaben offensichtlich zu heikel war, und folgte ihnen hinüber zum Hotel, dessen verglaste, dreiflügelige Eingangstür unter einem kleinen Vordach lag.

»Wo sollen wir anfangen?«, fragte Helmut, als sie direkt davorstanden. »Oder möchte erst jemand versuchen, das Schloss zu knacken? Freiwillige vor!«

»Psst! Seid doch mal leise!«, machte Kerstin, die sich endlich die erste Zigarette seit der letzten Rast angezündet hatte, plötzlich zu den anderen, »hört ihr das auch?«

»Ich hör nix.«

»Ach Papa, ist auch ziemlich weit weg, und so gut ist dein Hörgerät leider nicht, fürchte ich«, lächelte Kerstin ihren Vater an, »aber ihr andern, hört doch mal! Ist das ein Räumfahrzeug?«

Alle standen bewegungslos unter dem Vordach, hielten den Atem an und lauschten. Tatsächlich, ein Motorengeräusch war zu vernehmen, das langsam näher kam.

»Also ich finde, das klingt eher wie so ’n kurzatmiger Trabbi«, kommentierte Helmut spöttisch, »mit Schneeketten!«

Wenig später tauchte ein Lichtkegel zwischen den Bäumen auf, dann rauschte mit ohrenbetäubendem Fauchen und Knattern ein Gefährt heran, das kurz vor ihnen abbremste. Zwei Personen saßen auf dem roten Ding mit einem weißen Rallyestreifen, das nicht mehr das Neueste zu sein schien und wie ein Panzer auf zwei Raupen fuhr. Hinten stieg grauweißer Rauch auf, vorne schaute eine Kufe heraus.

»Boah, ein richtig altes Snowmobil. Krass!«, freute sich Lukas, der mittlerweile auch aus dem Auto gekommen war.

Der hinten sitzende Passagier stieg von dem Motorschlitten, bedankte sich beim Fahrer fürs Mitnehmen und winkte allen fröhlich zu. Als der Mann im Polaranorak mit seinem aufgeschnallten Rucksack näher kam, starrte Kerstin ihn ungläubig an.

»Burkhard! Wo kommst du denn her?«, fragte sie entgeistert. Bei seinem Anblick meldeten sich sofort Schuldgefühle, die sie aber trotzig zu ignorieren versuchte.

»Von drauß vom Walde – nie waren diese Worte so wahr wie heute!«

»Und was willst du hier?«

»Vielleicht Weihnachten feiern?«, meinte er spöttisch lächelnd, als er bei ihr angekommen war und schob die fellgefütterte Kapuze vom Kopf. Kerstin, die in dem Moment am liebsten unsichtbar geworden wäre, reichte ihm förmlich die Hand.

»Woher weißt du überhaupt, dass wir hier sind?«

»Super, dass du gekommen bist, Burki!«, freute sich Lukas, stürzte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.

Na warte, dachte Kerstin, mit dir muss ich später noch ein ernstes Wort reden, mein Sohn. Sie verstand ja durchaus, dass Lukas gern mit seinem Vater an Weihnachten zusammen sein wollte, aber er hätte schließlich vorher fragen können.

Inzwischen hatte die wie ein Eskimo gekleidete Person den Motor abgestellt und war vom Fahrzeug gestiegen. Als sie unter dem Vordach im schwachen Licht der Laterne ihre dicke Fellmütze abnahm, kam das perfekt geschminkte Gesicht einer Frau unter kurzen, schwarzen Haaren zum Vorschein.

»Guten Abend! Mein Name ist Nicole Winter …«

»Wie heißen Sie?«, unterbrach sie Jörg mit einem bitteren Lacher, »das glaub ich jetzt nicht!«

»Mein Name ist Nicole Winter, ich kann nichts dafür. Ich bin die Hotelchefin und muss mich wohl als Erstes bei Ihnen entschuldigen …«

Sie kam nicht weiter, denn vielstimmiger Unmut schlug ihr entgegen. Einen Moment hörte sie sich die Vorwürfe und Beschimpfungen nickend an, erst nach mehreren Versuchen gelang es ihr schließlich weiterzureden.

»Also, wie gesagt, ich entschuldige mich in aller Form, dass man Ihnen anscheinend nicht rechtzeitig mitgeteilt hat, dass wir schließen. Natürlich bekommen Sie Ihre Anzahlung zurück …«

»Anscheinend nicht rechtzeitig ist sehr nett ausgedrückt. Wir verlangen eine Entschädigung!«, rief Helmut aufgebracht, »schließlich versauen Sie uns damit das ganze Weihnachtsfest!«

»Selbstverständlich haben Sie recht, das hätte niemals passieren dürfen, natürlich müssen wir auch über eine Entschädigung reden.«

Diese Frau Winter verhielt sich ausgesprochen korrekt. Sie war nicht unbedingt herzlich, fand Kerstin, doch trotz der teils heftigen Anwürfe ihrer aufgebrachten Umgebung war sie von professioneller Freundlichkeit.