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Inhalt: Werdegänge zu Größen in der Zeit des Nationalsozialismus. In diesem Band werden die Handlanger beschrieben, deren Nachname mit den Buchstaben A bis E beginnt. Unter den Handlangern befinden sich nur zwei Namen, denen nichts oder nur wenig angelastet werden konnte, überraschend viele haben den Krieg überlebt und ebenso mussten zahlreiche Handlanger ihre Haftstrafen nur bedingt absitzen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Zur Person:
Politiker und Funktionäre
A
B
C
D
E
Hinweise
Impressum
Zwanzig Jahre
Die Handlanger
A-E
Recherchiert, übernommen und überarbeitet von
Roman Just
Roman Just ist in der Welt der Literatur in verschiedenen Genres unterwegs. Mit den Thrillern der "Tatort-Boston-Reihe" hat er den Einstieg in die Literaturwelt begonnen, sie dann mit den "Gelsenkrimis" fortgesetzt. Neben den Thrillern und Krimis arbeitet er an einer mehrteiligen Dystopie und einer historischen Familiensaga, hinzu kommen Ausflüge in andere Genres.
Der Autor und bekennender Selfpublisher ist Jahrgang 1961, lebt in Gelsenkirchen, leidet mit dem vor Ort ansässigen Fußballclub seit 1971 zu allen Zeiten mit, spielt außerdem gerne mit Mitmenschen Schach und beschäftigt sich leider nur noch gelegentlich mit der Astronomie.
Der Selfpublisher betreibt auf seiner Homepage zu allen seinen veröffentlichten Titeln Leserunden, außerdem bietet er einen Leserkreis, an dem ebenfalls aktiv teilgenommen werden kann.
Mehr über den Autor und seine Titel gibt es hier:
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Sternzeichen: Jungfrau
Gewicht: Im Moment viel zu viel
Erlernter Beruf: Kellner
Derzeit tätig als: Autor/Selfpublisher
Charaktereigenschaften: Impulsiv/Hilfsbereit
Laster: Nie zufrieden mit einem Ergebnis
Vorteil: Meistens sehr geduldig
Er mag: Klare Aussagen
Er mag nicht: Gier und Neid
Er kann nicht: Den Mund halten
Er kann: Zuhören
Er verachtet: Tyrannen und selbstverliebte Subjekte
Er liebt: Das Leben
Er will: Ziele erreichen
Er will nicht: Unterordnen
Er steht für: Menschlichkeit
Er verurteilt: Hass, Mobbing, Eitelkeit
Er denkt: Auch Einfaches ist nicht einfach zu erledigen
Er meint: Die Achtung und der Respekt vor der Würde eines Menschen werden durch das Gendern nicht gestärkt.
Wilhelm Adam
Adjutant von Friedrich Paulus
W
ilhelm Adam, geboren 28. März 1893 in Eichen, gestorben am 24. November 1978 in Dresden, war ein deutscher Offizier und Politiker der DDR-Blockpartei NDPD.
Adam wurde 1893 in Eichen bei Hanau als Sohn eines Landwirtes geboren. Nach seinem Abitur besuchte von 1908 bis 1913 das Lehrerseminar in Schlüchtern. Ab dem 1. Oktober 1913 leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Wehrdienst bei der 5. Kompanie des 2. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88 ab. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs kam er am 8. August 1914 als Gefreiter an die Westfront, wurde am 16. September 1914 verwundet und in ein Lazarett eines evangelischen Krankenhauses in Düsseldorf gebracht. Bereits zehn Tage später wurde er dem Ersatz-Bataillon seines Regiments zugeteilt und am 1. April 1915 zum Feldwebel befördert. Von April bis Mai 1915 nahm er als Offiziersaspirant an einem Kursus im Lockstedter Lager teil und erhielt am 22. Mai seine Beförderung zum Leutnant. Am 14. Juni war er als Zugführer dem 1. Rekruten-Depot des XVI. Armee-Korps zugeteilt und ab 5. Oktober 1915 in der 5. Kompanie des Infanterie-Regiments "Graf Werder", 4. Rheinisches, Nr. 30. Nach einer Erkrankung im Juli 1916, die er in einem Feldlazarett bei Germersheim auskurierte, erfolgte die Versetzung zum 1. Ersatz-Bataillon des 2. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88. Am 28. September 1916 wurde er Führer einer MG-Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 424. Ab 28. Oktober war Adam Ordonnanzoffizier der 70. Landwehr-Infanterie-Brigade. Er wurde nach Ende des Krieges am 31. Januar 1919 als Leutnant aus der Armee entlassen.
Von 1919 bis 1929 war Adam Volksschullehrer im hessischen Langenselbold und von 1929 bis 1934 Oberfachschullehrer an der Heeresfachschule II im thüringischen Weimar tätig. Parallel dazu studierte Adam von 1922 bis 1924 an der Universität in Frankfurt am Main und legte 1927 die Prüfung als Mittelschullehrer ab. Er wurde 1919 Mitglied des "Militärvereins Langenselbold" und 1920 des Jungdeutschen Ordens. 1923 trat Adam in die NSDAP ein und war 1923 am Münchener Hitlerputsch beteiligt. 1926 schloss er sich der DVP an, der er bis 1929 als Mitglied angehörte. Der 1925 neu gegründeten NSDAP trat er offenbar nicht wieder bei.
1933 wurde Adam Mitglied des Stahlhelms und gehörte nach der Eingliederung des Stahlhelms in die SA im Februar 1934 der neugebildeten "SA-Reserve I" an, die aus dem ehemaligen Stahlhelm gebildet wurde. Hier hatte Adam den Dienstgrad eines SA-Oberscharführers und wurde Träger des Blutordens. Adam wurde schließlich beim "Referat für weltanschauliche Schulung" beim "Stab der Standarte 94" in Weimar eingesetzt. 1934 erfolgte Adams Reaktivierung im Rang eines Hauptmanns sowie nach einem Kriegsschulkurs am 1. Januar 1938 die Ernennung zum Major. Bis 1939 war er als Lehrer zunächst an der Infanterieschule Döberitz und dann an der Kriegsschule Dresden tätig. 1939 wurde Adam Adjutant im XXIII. Armeekorps und 1941 Adjutant der 6. Armee unter den Armeeoberbefehlshabern Walter von Reichenau und später Friedrich Paulus. Zum 1. März 1942 wurde er zum Oberst befördert. Im Verlauf der Schlacht von Stalingrad wurde er am 17. Dezember 1942 als Kampfgruppenführer mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Adam geriet am 31. Januar 1943 gemeinsam mit Paulus in Stalingrad in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Während der vom Chef des Generalstabes der 6. Armee Schmidt geführten Übergabeverhandlungen hatte er zuvor dem im Nebenraum befindlichen Generalfeldmarschall Paulus über deren Stand unterrichtet.
Seine Kriegsgefangenschaft verbrachte er im Kriegsgefangenenlager Krasnogorsk, später in Susdal und im Kriegsgefangenenlager 5110/48 Woikowo. In Krasnogorsk besuchte er die "Zentrale Antifa-Schule" und war Mitglied des "Bundes deutscher Offiziere". Er nahm als Gast an einer Vollsitzung des Nationalkomitees Freies Deutschland, NKFD, am 3. August 1944 teil, wo er dem "Oberstudienrat im Offiziersrock", Oberleutnant Fritz Rücker, begegnete. Mit Rücker und weiteren Lehrern war er an der Ausarbeitung der Richtlinien für den Unterricht in deutscher Geschichte 1944/45 im ehemaligen Erholungsheim in Lunjowo im Auftrage des NKFD beteiligt. Adam wurde von einem nationalsozialistischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
1948 kehrte Adam nach Deutschland, da in die sowjetische Besatzungszone, zurück. Er gehört zu den Mitbegründern der NDPD und wurde Vorsitzender des NDPD-Landesverbandes Sachsen. 1948 bis 1949 war er als Referent bei der sächsischen Landesregierung tätig. Von 1950 bis 1952 war er Finanzminister in Sachsen und von 1949 bis 1963 Abgeordneter der Volkskammer der DDR.
Adam bekleidete bei seinem Eintritt am 1. September 1952 in die Kasernierte Volkspolizei, KVP, den Rang eines Obersten und wurde Leiter der Abteilung Inspektion für die Verwaltungslehranstalten. Von 1953 bis 1958 war er als Nachfolger von Generalmajor Walter Freytag, Kommandeur der "Hochschule für Offiziere" der KVP, ab 1956 der NVA, in Dresden. 1958 wurde Adam mit 65 Jahren in den Ruhestand versetzt. Er war weiter in der "Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere" tätig. Zum 28. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1977 wurde er zum Generalmajor a. D. ernannt. Adam starb 1978 in Dresden und wurde auf dem Heidefriedhof beigesetzt.
Ludolf-Hermann von Alvensleben
Adjutant von Heinrich Himmler
L
udolf-Hermann Emmanuel Georg Kurt Werner von Alvensleben, meist nur Ludolf von Alvensleben, auch genannt Bubi von Alvensleben, geboren 17. März 1901 in Halle an der Saale, wahrscheinlich am 1. April 1970 in Santa Rosa de Calamuchita, Provinz Córdoba, Argentinien, gestorben, war ein deutscher NSDAP-Reichstagsabgeordneter, SS-Gruppenführer sowie Generalleutnant der Polizei und Waffen-SS. Dem zum Tode Verurteilten werden zahlreiche Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs zur Last gelegt, für die er nie zur Rechenschaft gezogen wurde, weil er nach Argentinien flüchtete.
Ludolf-Hermann von Alvensleben entstammte der niederdeutschen Adelsfamilie von Alvensleben. Er war der Sohn des preußischen Generalmajors Ludolf von Alvensleben und dessen Ehefrau Antoinette, geborene von Ricou. Von 1911 bis 1918 gehörte er dem preußischen Kadettenkorps an. 1918 trat er in das Magdeburgische Husaren-Regiment Nr. 10 ein, ohne jedoch noch im Ersten Weltkrieg zum Einsatz zu kommen. 1920 war er für sechs Wochen Mitglied eines Freikorps in Halle. Zwischen 1923 und Juli 1929 gehörte er dem Stahlhelm an.
Nach Kriegsende absolvierte Alvensleben eine Landwirtschaftslehre. Schon im Dezember 1912 hatte er das seit 1849 verpachtete Rittergut Schloss Schochwitz im Mansfelder Seekreis geerbt. Von 1923 bis 1928 pachtete er das Rittergut Storkau in der Altmark. 1928 übernahm er selbst die Bewirtschaftung von Schochwitz, das zu dieser Zeit hochverschuldet war. Er bezeichnete sich selbst als Herr auf Schochwitz, Krimpe und Wils.
Am 3. Mai 1924 heiratete er die aus einer alten Frankfurter Patrizierfamilie stammende und in den Briefadel nobilitierte Melitta von Guaita, Tochter des Leon von Guaita. Von ihm pachtete Alvensleben auch zeitweise ein bei Dahme/Mark gelegenes Restrittergut Glienig mit der Größe von 172 ha, mit 50 ha Waldbesitz. Diese kleine Begüterung wurde durch einen Verwalter geführt. Aus der Ehe der von Alvensleben-Schochwitz gingen vier Kinder hervor. André Germain hat ihren Charme und ihre zerbrechliche Grazie in einem seiner Bücher beschrieben. Ludolf-Hermann von Alvensleben hatte außerdem mindestens einen außerehelichen Sohn mit dem Namen Guntram Weber, der durch den Lebensborn betreut wurde.
Zum 1. August 1929 trat Ludolf-Hermann von Alvensleben in die NSDAP und SA ein. Er leitete bis 1930 die Eislebener NSDAP-Ortsgruppe, zudem war er zwischen 1. Dezember 1929 und 25. März 1934 Bezirks- und Kreisleiter im Mansfelder Industriegebiet. Von 1930 bis 1933 gab er die nationalsozialistische Zeitung "Der Mansfelder" heraus und war Parteiredner der NSDAP. In der SA organisierte er ab Juli 1931 die Motor-SA im Gau Halle-Merseburg. Im Februar 1932 trat er aus der SA aus. Zwischen 1930 und Januar 1933 wurde Alvensleben mehrfach verurteilt, unter anderem wegen eines Verkehrsdelikts und 1931 in Eisleben wegen Beleidigung des sozialdemokratischen Landrats Wilhelm Koch. Am 12. Februar 1933 leitete Alvensleben den Überfall von 600 meist bewaffneten SS- und SA-Leuten auf eine Arbeitersporthalle und ein von der KPD genutztes Gebäude in Eisleben. Bei diesem "Eisleber Blutsonntag" starben vier Menschen, 24 weitere wurden schwer verletzt. Von Februar 1933 bis zum 31. Mai 1933 war er kommissarischer Landrat im Stadtkreis Eisleben. Von März 1933 bis April 1934 war Alvensleben Mitglied des Kreistages und Kreisausschusses in Eisleben sowie des Provinziallandtages der preußischen Provinz Sachsen. Vom 5. März bis zum 14. Oktober 1933 gehörte er zudem dem Preußischen Landtag an. Ab dem 12. November 1933 war Alvensleben Mitglied des im nationalsozialistischen Deutschen Reich bedeutungslosen Reichstages. In der NSDAP war Alvensleben von 1933 bis zum 25. März 1934 Gauinspekteur West für den Gau Halle-Merseburg. Am 5. April 1934 trat er in die SS ein. Als SS-Obersturmbannführer übernahm er die SS-Standarte 46 in Dresden. Am 22. August 1934 erteilte Himmler als "Reichsführer SS" Alvensleben einen strengen Verweis, da dieser im April 1934 in Leipzig eine Frau beleidigt habe. Da er wieder in der Nähe seines Gutes Schochwitz sein wollte, übernahm er am 1. Oktober 1935 die Führung der SS-Standarte 26 in seiner Geburtsstadt Halle. Am 20. September 1936 wechselte er zur Führung des SS-Abschnitts X nach Stuttgart, am 1. Juli 1937 in gleicher Funktion zum Abschnitt XXXIII in Schwerin. In der SS hatte Alvensleben am 30. Januar 1937 den Rang eines Oberführers erreicht, nachdem er schon am 20. April 1936 Standartenführer geworden war. Vom 14. November 1938 bis zum 31. Januar 1941 arbeitete Alvensleben als Erster Adjutant des Reichsführers SS, Heinrich Himmler. Faktisch endete Alvenslebens Tätigkeit als Adjutant Himmlers bereits am 9. November 1939. Nach dem Überfall auf Polen war Alvensleben vom 9. September bis zum 22. November 1939 Leiter des sogenannten Volksdeutschen Selbstschutzes in Westpreußen. Diese aus Angehörigen der Deutschen Minderheit in Polen unter Führung der reichsdeutschen SS gebildeten Einheiten waren für die Ermordung oder Vertreibung tausender polnischer Bürger verantwortlich, unter anderem in Fordon. Alvensleben berichtete am 17. September 1939 an Himmler: "Die Arbeit macht, Reichsführer, wie Sie sich ja denken können, eine riesige Freude. Leider wird nicht so durchgegriffen, wie es nötig wäre und zwar liegt das an den sogenannten Kriegsgerichten und an den Ortskommandanten der Wehrmacht, die Reserveoffiziere und aufgrund ihrer bürgerlichen Berufe zu schwach sind." Alvensleben war auch einer der Hauptverantwortlichen für die Massaker von Piaśnica, die zwischen 10.000 und 13.000 Menschen das Leben kosteten. Am 3. November 1939 eignete sich Alvensleben im damaligen Reichsgau Wartheland Güter in Eichenbarleben, polnisch Rucewo, und Kleineichenbarleben, polnisch Rucewko bei Güldenhof an, die sich zuvor in jüdischem Besitz befunden hatten. Alvensleben fungierte bis Juni 1943 als Treuhänder, dann als Geschäftsführer der Güter. Gegenüber Himmler begründete er dies damit, dass er seine Schwester mit fünf unmündigen Kindern unterstützen müsse. Schon 1937 hatte die SS die beträchtlichen Schulden Alvenslebens beglichen. Von Dezember 1939 bis Dezember 1940 war Alvensleben zum Stab des Höheren SS- und Polizeiführers, HSSPF, "Ost", Friedrich-Wilhelm Krüger, in Krakau im Generalgouvernement kommandiert. Während dieser Zeit wurde er vom 25. April 1940 bis zum 10. Juni 1940 zum SS-Regiment "Germania" der Waffen-SS einberufen. Am 23. Mai 1940 wurde Alvensleben in der Waffen-SS zum SS-Hauptsturmführer der Reserve befördert.
Von Februar 1941 bis Mai 1941 war Alvensleben Dienststellen des Reichssicherheitshauptamtes zugeordnet. Ab dem 22. Oktober 1941 übernahm er in Tschernigow im Norden der Ukraine den Posten des SS- und Polizeiführers, SSPF. Am 19. November 1941 wechselte er als SSPF Taurien nach Simferopol auf die Krim. Am 1. Januar 1942 zum Generalmajor der Polizei befördert, übernahm Alvensleben vom 6. Oktober 1943 bis zum 11. Februar 1944 die Funktion des SSPF in Nikolajew. Formell war er von Oktober bis Dezember 1943 Höherer SS- und Polizeiführer, HSSPF), "Schwarzes Meer" bei der Heeresgruppe A, trat diesen Dienst jedoch nie an. Alvenslebens Aufenthalt in der Ukraine war von Saufgelagen und häufigem Urlaub gekennzeichnet. Während seiner Amtszeit in Simferopol kam es zu Massenexekutionen, unter anderem ließ er nach Fertigstellung einer Straße die dafür eingesetzten jüdischen Zwangsarbeiter erschießen. Am 9. November 1943 zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei befördert, wurde Alvensleben am 19. Februar 1944 Amtsnachfolger von Udo von Woyrsch als Höherer SS- und Polizeiführer in Dresden und Führer des dortigen SS-Oberabschnitts "Elbe". In diesem Oberabschnitt befand sich Alvenslebens hochverschuldetes Rittergut in Schochwitz. Unter Ausnutzung seiner dienstlichen Stellung ging Alvensleben gegen Carl Wentzel, einen seiner Gläubiger und Besitzer des Gutes in Teutschenthal, vor. Bei der Alvensleben unterstellten Sicherheitspolizei gingen mehrere anonyme Denunziationen gegen Wentzel ein, ehe dieser im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet wurde und Alvensleben sein Gut wieder übernehmen konnte. Wentzel hatte nach dem Attentat Carl Friedrich Goerdeler in seinem Jagdhaus in Gorenzen verborgen und wurde am 20. Dezember 1944 hingerichtet. In mehreren Briefen an Himmler beteuerte er, "wie unangenehm ihm doch dieses merkwürdige Zusammentreffen sei."
Bei Kriegsende flüchtete Alvensleben, der am 1. Juli 1944 noch zum Generalleutnant der Waffen-SS ernannt worden war, von Dresden Richtung Westen.
Im April 1945 geriet Alvensleben in britische Kriegsgefangenschaft. Ende 1945 gelang ihm die Flucht aus dem Internierungslager Neuengamme. Nach kurzem Aufenthalt in Schochwitz setzte sich Alvensleben 1946 mit seiner Familie über die „"Rattenlinien" nach Argentinien ab.
Unter dem Namen Carlos Lücke lebte er bis Juli 1956 in Buenos Aires, dann zog er nach Santa Rosa de Calamuchita. Seit dem 27. November 1952 argentinischer Staatsbürger, war er als Inspektor der Fischzucht am Herrero-See tätig. 1957 nahm Alvensleben an der Gesprächsrunde von Willem Sassen teil, zu der auch Adolf Eichmann gehörte. Ein Protokoll ist erhalten.
Versuche der Strafverfolgung hatten für Alvensleben keine Konsequenzen: Ein im polnischen Thorn in Abwesenheit Alvenslebens durchgeführter Prozess endete mit der Todesstrafe.
Am 31. Januar 1964 erließ das Amtsgericht München Haftbefehl wegen der Tötung von mindestens 4247 Polen durch Einheiten des Volksdeutschen Selbstschutzes unter Alvenslebens Kommando im Herbst 1939: "Mit schärfsten Maßnahmen musste vorgegangen werden gegen 4247 ehemalige polnische Staatsangehörige", hatte Alvensleben am 5. Oktober 1939 nach Berlin gemeldet. Ein Prozess in München fand nicht statt.
Max Amann
Präsident der Reichspressekammer
M
ax Amann, geboren 24. November 1891 in München, gestorben vor Ort am 29. März 1957, war ein deutscher Politiker in der NSDAP und Publizist. Er zählte zu den frühesten Gefolgsleuten Adolf Hitlers. Von 1908 bis 1911 besuchte Amann eine Handelsschule und absolvierte eine kaufmännische Lehre in einer Münchner Anwaltskanzlei. Von 1914 bis 1919 diente er im Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16, zuletzt als Offiziersstellvertreter, und war während des Ersten Weltkrieges als Vizefeldwebel zeitweise Hitlers Vorgesetzter. Er übernahm als enger Vertrauter Hitlers bereits zum 1. August 1921 die Geschäftsführung der NSDAP, obwohl er erst am 1. Oktober 1921 in die Partei eintrat. Im April 1922 übernahm er auch die Geschäfte des Parteiorgans Völkischer Beobachter und die Direktion des Franz-Eher-Verlags. Hitler ernannte ihn 1922 zum Reichsleiter für die Presse.
Im Jahr 1923 nahm Amann am Hitlerputsch teil und verbüßte 41⁄2 Monate Festungshaft in Landsberg. Ab dem 9. November 1924 saß er bis April 1933 im Stadtrat von München. Nach dem Verbot der Partei 1923 gehörte er Anfang 1925 zu den Mitbegründern der wieder zugelassenen NSDAP. Während eines Aufenthalts in Obersalzberg in der Nähe des späteren Berghofes diktierte Hitler ihm den zweiten Teil von Mein Kampf, den Amann auf der Schreibmaschine schrieb. Ab 1925 baute er den Franz-Eher-Verlag zum Zentralverlag der NSDAP aus und formte daraus ein schlagkräftiges Presseimperium, das unter anderem den "Völkischen Beobachter" und das SS-Kampfblatt "Das Schwarze Korps" veröffentlichte. Vom 9. Juni 1928 bis zum 12. Juni 1930 war er Mitglied des Kreistages von Oberbayern. 1933 wurde Amann, der 1931 bei einem Jagdunfall den linken Arm verloren hatte, zudem für den Wahlkreis 24, Oberbayern-Schwaben, in den Reichstag gewählt, dem er auch nach der Errichtung der NS-Diktatur bis zu deren Ende angehörte.
Nach der Machtübernahme der NSDAP hatte Amann, neben Joseph Goebbels und Otto Dietrich, erheblichen Einfluss auf die Gleichschaltung der deutschen Presse. 1933 wurde er Präsident der Reichspressekammer, einer Abteilung der von Goebbels geleiteten Reichskulturkammer. Am 28. Juni 1933 übernahm er den Verbandsvorsitz des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, VDZV, mit dessen Gleichschaltung zum "Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger" er sich 1934 die Kontrolle über das gesamte deutsche Verlagswesen sicherte. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels berief Amann im Oktober 1933 in den Verwaltungsrat des Werberats der deutschen Wirtschaft.
Amann galt als Hitlers Finanzberater und verwaltete die Tantiemen für dessen Werk Mein Kampf, das in einer Auflagenhöhe von über zehn Millionen Exemplaren im Eher-Verlag erschienen war. Amann war es auch, der Hitler überzeugt hatte, den Titel des Buches von Viereinhalb Jahre Kampf gegen Lüge, Dummheit und Feigheit in Mein Kampf zu ändern. Seit dem 15. März 1932 bekleidete Amann innerhalb der SS ehrenhalber den Dienstgrad eines SS-Gruppenführers. Beim sogenannten Röhm-Putsch am 30. Juni 1934 war Amann bei der Ermordung des SA-Gruppenführers Edmund Heines anwesend. Am 30. Januar 1936 wurde er zum SS-Obergruppenführer ernannt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Amann inhaftiert und verbrachte die Zeit bis zu seiner Verurteilung in mehreren US-amerikanische Internierungslagern. Am 8. September 1948 wurde Amann vom Landgericht München zu zweieinhalb Jahren Gefängnis für die Misshandlung des Chefredakteurs der anti-nationalsozialistischen Wochenzeitung Der gerade Weg, Fritz Gerlich, verurteilt. Zwei Monate später wurde er von der Hauptkammer München im Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger eingestuft und zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, jedoch bereits 1953 entlassen. Sein Vermögen wurde eingezogen und die Pensionsrechte wurden ihm aberkannt.
Benno von Arent
Reichsbühnenbildner, Reichsbeauftragter für die Mode
B
enno von Arent, geboren 19. Juni 1898 in Görlitz, gestorben am 14. Oktober 1956 in Bonn, vollständiger Name: Benno Georg Eduard Wilhelm Joachim von Arent, war ein deutscher Architekt und in der Zeit des Nationalsozialismus Reichsbühnenbildner.
Arent war der Sohn des preußischen Oberstleutnants Benno von Arent und Enkel des preußischen Generalleutnants Benno von Arent. Nach dem Abitur war Arent Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und danach in Freikorps-Verbänden und der Reichswehr tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Arent Lehrling in einer Gasmesser- und Armaturenfabrik und dann Kostümzeichner bei einer Ausstattungsfirma. In der Zeit hoher Arbeitslosigkeit arbeitete er unter anderem als Autovertreter und erlernte nebenher als Autodidakt den Beruf eines Architekten.
Ab 1923 war er Operetten-Ausstatter an verschiedenen Berliner Bühnen, anfangs noch ohne Erfolg. Politisch war er Mitglied im völkisch gesinnten, antisemitischen Kampfbund für deutsche Kultur, 1931 trat er in die SS und zum 1. Mai 1932 in die NSDAP ein. 1932 war von Arent Gründer des "Bundes nationalsozialistischer Bühnen- und Filmkünstler", der 1933 in "Kameradschaft der Deutschen Künstler" umbenannt wurde. Nach der Machtübernahme der NSDAP gehörte Arent dem Vorstand der Reichstheaterkammer und ab 1935 dem Reichskultursenat an. Neben seiner Tätigkeit als Bühnenbildner, vor allem für das Goebbels unterstehende Deutsche Opernhaus, die vorherige Städtische Oper Berlin, entwarf er auch Orden und Uniformen und er stattete politische Veranstaltungen aus. So stammte etwa der Entwurf des Ordenszeichens für den Deutschen Orden der NSDAP von Arent.
Nach persönlichen Aufträgen für Adolf Hitler wurde Arent 1936 zum Reichsbühnenbildner, im Volksmund: "Reibübi", ernannt, ein Titel, der vor allem dazu dienen sollte, Arents vorbildhafte Stellung als Bühnenbildner und Ausstatter NS-gemäßer Theateraufführungen zu unterstreichen, zu dem Arent das Einspruchsrecht im gesamten deutschen Ausstattungswesen verliehen wurde. Hitler drängte ihm dabei gelegentlich in einer Art Lehrer-Schüler-Verhältnis eigene Bühnenentwürfe auf, ein Verhältnis, das die Karriere des Reichsbühnenbildners mitbegründete. Hitler bezeichnete ihn noch 1942 in einem Tischgespräch als einen der drei wichtigsten Bühnenbildner, aber obwohl er Arent an verschiedenen Bühnen lancieren konnte, gelang es ihm nicht, ihn bei den Bayreuther Festspielen unterzubringen. Arent, dessen künstlerische Ansichten von Hitler geteilt und wohl auch beeinflusst wurden, bevorzugte bei seinen eigenen Bühnenbildern und -kostümen einen realistischen, oft monumentalen Stil, dem er durch Volkstümlichkeit und Verständlichkeit Massenwirkung zu geben versuchte. Einen eigenen Stil konnte er aber bei Kriegsausbruch angesichts künstlerisch bedeutenderer Konkurrenz nicht entwickeln oder gar durchsetzen. Seine Aufgabe als Gestalter der Feststraßen bei bedeutenden Aufmärschen wirkte sich auch auf seinen Bühnenstil aus, unter anderem bei der Parteitagsinszenierung der Meistersinger. Arent organisierte 1936 eine umfangreiche nazistisch orientierte Bühnenbild-Ausstellung in Berlin und beabsichtigte, eine deutsche Bühnenbild-Akademie einzurichten. 1936 wurde Arent Beauftragter für die Überwachung der Bühnenbildner und Präsidialrat der Reichstheaterkammer. Am 20. April 1937 erhielt er wie viele führende NS-Kulturfunktionäre den Titel Professor. Parallel zu seinen parteibezogenen Pflichten arbeitete von Arent weiterhin als Architekt. Sein bekanntestes Werk war die Gestaltung des "Berliner Hauses der Deutschen Arbeitsfront, kurz DAF. Im Frühjahr 1939 wurde von Arent zum "Reichsbeauftragten für die Mode" ernannt, ein Amt, das wegen des Krieges aber bereits nach kurzer Zeit wieder aufgelöst wurde.
Während des Krieges gegen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg gehörte Arent zum Stab Heinrich Himmlers. Am 15. August 1941 war er nach dessen Aufzeichnungen Augenzeuge eines Kriegsverbrechens bei Minsk, bei dem Partisanen und Juden ermordet wurden. Arent wurde 1944 zusätzlich Mitglied der Waffen-SS und zum SS-Oberführer ernannt. Bei Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1953 freigelassen wurde. Zwischenzeitlich wurde seine Schrift "Ein sudetendeutsches Tagebuch" ( in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt. 1956 wurde in Berlin ein Entnazifizierungsverfahren angestrengt, kurz nach dessen Urteilsverkündung starb Arent.
Heinz Auerswald
Kommissar des Warschauer Ghettos
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einz Auerswald, auch: Heinz Auerwald, geboren 26. Juli 1908 in Berlin, gestorben am 5. Dezember 1970 in Düsseldorf, war ein deutscher Jurist und während des Zweiten Weltkriegs Kommissar des Warschauer Ghettos.
Auerswald wurde als Sohn eines Berliner Werkmeisters geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er mit seiner Mutter oft auf dem Lande bei Verwandten. Er besuchte die Volksschule und die Oberrealschule in Berlin-Moabit, bevor er 1927 sein Abitur machte. Danach war er 3½ Jahre bei der Firma Knorr-Bremse AG in Berlin angestellt, bevor er mit dem Jurastudium begann, das er mit der Promotion abschloss und daraufhin als Anwalt in Bremen arbeitete.
Zum 7. Juni 1933 wurde er Mitglied der SS. Am 22. April 1934 stieg er zum SS-Staffel-Mann auf, am 10. September 1935 zum SS-Staffel-Sturmmann und seine SS-Karriere endete mit dem Erreichen des SS-Unterscharführers am 20. April 1937. 1935 legte er auch die große juristische Staatsprüfung ab. Zum 1. Mai 1937 trat er in die NSDAP ein. Im selben Jahr meldete er sich als Freiwilliger für die Wehrmacht, wurde aber als SS-Angehöriger an die Schutzpolizei abgetreten. Seit 1938 war er auch zugelassener Anwalt am Berliner Kammergericht. Seinen Dienst bei der Schutzpolizei leistete er im September und Oktober 1938, wo er am Einsatz im Sudetenland teilnahm, sowie in der Zeit von August 1939 bis Februar 1940 im "Abschnitt Berlin-Tiergarten".
Hierbei erreichte er den Rang eines Polizeioberwachtmeisters der Reserve. 1939 war er noch Mitglied im Reichsluftschutzbund und NSRB.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm er am Überfall auf Polen teil. 1940 wurde er auf Antrag des Gouverneurs von Warschau Ludwig Fischer aus der Schutzpolizei entlassen und an die Zivilverwaltung abgegeben. Ab dem 15. Februar 1940 übernahm er die Leitung der Kennkartenstelle bei der Stadthauptmannschaft Warschau unter Stadthauptmann Ludwig Leist. Danach wurde er ab dem 1. Juni 1940 zum "Referenten für die deutsche Volksgruppe" und zum "Leiter der Unterabteilung Bevölkerungswesen und Fürsorge" in der "Abteilung innere Verwaltung" im Amt des Chefs des Distrikts Warschau ernannt.
Am 24. Mai 1941 erschien in der Krakauer Zeitung eine Bekanntmachung des Warschauer Gouverneurs Ludwig Fischer mit folgendem Wortlaut:
"Verwaltungsanordnung über den Kommissar für den jüdischen Wohnbezirk in Warschau vom 14. Mai 1941. Auf Grund des § 1 der Verordnung für den jüdischen Wohnbezirk in Warschau vom 19. April 1941 setze ich als Kommissar für den jüdischen Wohnbezirk in Warschau Rechtsanwalt Auerswald ein. Diese Anordnung tritt am 15. Mai 1941 in Kraft." Diese Funktion übte Auerswald auch nach der Räumung des Warschauer Ghettos im Juli 1942 aus. Sein Vertreter im Amt war Franz Grassler.
Er verschickte am gleichen Tag ein Rundschreiben mit dem Inhalt, es würden zukünftig eine Menge Maßnahmen durchgeführt, die den Jüdischen Wohnbezirk effektiver von der Außenwelt abschneiden und den Personen- und Warenverkehr deutlicher unterbinden würden.
Nicht urkundlich belegbar, aber durch Aussagen des Historikers Hilel Seidman und von Marcel Reich-Ranicki bestätigt nahm Auerswald vom Judenrat des Warschauer Ghettos, namentlich Ingenieur Adam Czerniaków, Geschenke für Erleichterungen an, wie zum Beispiel goldene Uhren.
Nach Aussage des polnischen Serologen Ludwik Hirszfeld war Auerswald im Umgang höflich, aber in der Handlungsweise brutal. Auf Bestreben Auerswalds soll eine Verordnung für das Warschauer Ghetto erlassen worden sein, die für jüdische Bürger die Todesstrafe für das Verlassen des Ghettos verhängte.
Am 17. November 1941 ließ Auerswald in Warschau einen von ihm unterzeichneten Aushang anschlagen, dass mit dem Urteil vom Sondergericht Warschau vom 12. November 1941 die Juden Motek Fiszbaum, Rywka Kligerman, Fagga Margules, Sala Pastejn, Dwojra Rosenberg, Josef Pajkus, Chana Zjadewach und Luba Gac zum Tode verurteilt und dieses am 17. November vollstreckt wurde, weil diese die Grenze des Ghettos durch ungerechtfertigtes Verlassen überschritten hatten. Das Urteil über zwei Männer und sechs Frauen verbreitete in Warschau wegen seiner Brutalität großen Schrecken unter der Bevölkerung.
Nach Beginn der Räumung des Warschauer Ghettos im Juni 1942, noch vor dem Aufstand im Warschauer Ghetto 1943, wurde Auerswald Mitte November 1942 als Kreishauptmann in Ostrowo eingesetzt, wo er Karl Valentin ersetzen musste, der wegen Korruption vor dem Sondergericht Warschau angeklagt wurde. Bereits Mitte Januar 1943 wurde Auerswald von Martin Lenz abgelöst und zur Wehrmacht eingezogen.
Nach Kriegsende war Auerswald als Rechtsanwalt in Düsseldorf tätig. Das bei der Staatsanwaltschaft Dortmund eingeleitete Ermittlungsverfahren wegen der Beteiligung an den NS-Verbrechen im besetzten Polen hat sich später durch seinen Tod erledigt.
Artur Axmann
Reichsjugendführer der NSDAP
A
rtur Axmann, Deckname Erich Siewert, geboren 18. Februar 1913 in Hagen, gestorben am 24. Oktober 1996 in Berlin, war ein nationalsozialistischer Funktionär und Reichsjugendführer in der Zeit des Nationalsozialismus.
Axmann, jüngstes von fünf Geschwistern, zog 1916 mit der Familie nach Berlin-Wedding, wo sein Vater bis zu seinem Tod 1916 als Versicherungsangestellter arbeitete. Nach dem Tode des Vaters sorgte die Mutter bis 1932 als Fabrikarbeiterin für den Unterhalt der Familie. 1919 eingeschult, wurde Axmann 1921 wegen herausragender schulischer Leistungen in eine Förderklasse versetzt und wechselte 1922 an die 6. Oberrealschule, die spätere Mackensen-Schule, heute Lessing-Gymnasium in Berlin-Wedding, für die er ein Stipendium erhalten hatte.
Im November 1928 trat Axmann in die Hitler-Jugend ein, nachdem er am 14. September dieses Jahres durch eine Ansprache von Joseph Goebbels auf die Nationalsozialisten aufmerksam geworden war. Kurz darauf wurde er HJ-Führer im Bezirk Wedding und aktives Mitglied des NS-Schülerbundes, dem er bis zum Abitur 1931 angehörte.
An der Berliner Universität studierte Axmann Volkswirtschaftslehre, Staats- und Rechtswissenschaft. Nachdem seine Mutter im Sommer 1931 arbeitslos geworden war, brach er das Studium ab, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Im September 1931 trat er in die NSDAP ein, 1932 wurde er in die Reichsleitung der HJ berufen und übernahm die Organisation der Betriebs- und Berufsschulzellen. Ab Mai 1933 war Axmann Gebietsführer und Leiter des Sozialen Amts der Reichsjugendführung, im November 1934 übernahm er die Führung der HJ in Berlin, im Juli 1936 wurde er Leiter des Reichsberufswettkampfes. Am 30. Januar 1939 erhielt Axmann das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP.
Am 1. Mai 1940 wurde er Stellvertreter des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und am 8. August 1940 dessen Nachfolger. Er trieb die militärische Organisation der HJ voran und widmete den HJ-Streifendienst zu einer Nachwuchs- und Rekrutierungsorganisation für die Waffen-SS um.
Im Zweiten Weltkrieg verlor Axmann als Soldat in der 23. Infanterie-Division beim Russlandfeldzug 1941 den rechten Arm. Daraufhin verbrachte er, auf Einladung des italienischen Botschafters Dino Alfieri, seinen Genesungsurlaub in dessen Landhaus auf Capri.
Ab Oktober 1941 war er Mitglied des Reichstages, Wahlkreis Ostpreußen. Auf einem von Baldur von Schirach, nunmehr Gauleiter von Wien, initiierten "Europäischen Jugendkongress" vom 14. bis 18. September 1942 in Wien, an dem Vertreter faschistischer Jugendorganisationen aus 14 von Nazideutschland besetzten oder mit ihm verbündeten Ländern teilnahmen und der als "Gründungstagung" eines "Europäischen Jugendverbands" angekündigt war, wurde Axmann per Akklamation zum Co-Vorsitzenden dieses Verbandes bestimmt.
Auf eine Idee Axmanns ging die Aufstellung der 12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend" zurück, die 1943 aus mehrheitlich 17-jährigen Freiwilligen der Hitlerjugend gebildet wurde. Hitler begrüßte Axmanns Initiative und erwartete von derartigen Divisionen, dass sie "sich phantastisch schlagen werden, weil die einen wunderbar idealistischen Geist haben". Die Division wurde später gegen die alliierte Invasion der Normandie eingesetzt.
In den letzten Kriegswochen kommandierte Axmann improvisierte Einheiten des Volkssturms in der Schlacht um die Seelower Höhen gegen die Rote Armee. Beim Endkampf um Berlin schickte er von seinem Befehlsstand im Gebäude der Reichsjugendführung Kindereinheiten des Deutschen Jungvolks in absolut hoffnungsloser Lage in den Tod.
Die letzte Kinoausgabe der Deutschen Wochenschau zeigt Axmann mit einer Abordnung von 20 Hitlerjungen im Garten der Neuen Reichskanzlei, als Hitler bei seinem letzten öffentlichen Auftritt den angetretenen Hitlerjungen das Eiserne Kreuz verlieh. Am 28. April 1945 wurde Axmann von Hitler mit dem "Deutschen Orden der NSDAP mit Lorbeerkranz und Schwertern" ausgezeichnet. Der Orden sollte laut Hitler "die höchsten Verdienste ehren, die ein Deutscher sich für sein Volk erwerben kann." Diesen Orden erhielten neben Axmann zu Lebzeiten nur drei weitere Personen, Karl Hanke, Konstantin Hierl und Karl Holz.
Kurz nach Hitlers Suizid am 30. April 1945 verließ Axmann zusammen mit Martin Bormann den Führerbunker und floh aus Berlin.
Nach Aussage des SS-Offiziers Johann Rattenhuber soll er zuvor die Pistole, mit der sich Hitler erschossen hatte, an sich genommen haben.
Nach dem Krieg wurde Axmann offiziell für tot erklärt, lebte jedoch unter dem Decknamen Erich Siewert unerkannt in Mecklenburg, bis er im Dezember 1945, nach einem Besuch bei seiner Mutter in Bad Tölz auf der Rückfahrt nach Lübeck, in Memmingen, von amerikanischen Soldaten festgenommen wurde. Diese Verhaftung passierte aufgrund der Kontaktaufnahme zu ehemaligen Funktionären der HJ und der NSDAP und unter dem Vorwurf "neonazistischer Konspiration."
Bei den Nürnberger Prozessen sagte Axmann umfangreich zu den Todesumständen des Reichsministers und wichtigsten Vertrauten Hitlers Martin Bormann Anfang Mai 1945 aus. Allerdings glaubte man ihm nicht und verurteilte Bormann in Abwesenheit am 1. Oktober 1946 zum Tode. Nach dem Fund der Leiche Bormanns 1972 bestätigten sich Axmanns Aussagen. Sämtliche Schriften Axmanns wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.
Im Oktober 1946 wurde Axmann aus der Haft entlassen, im Juli 1947 jedoch erneut inhaftiert und verhört. Im April 1949 wurde er im Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger zu über drei Jahren Arbeitslager verurteilt, auf die jedoch die Untersuchungshaft angerechnet wurde. Anschließend hatte er nach britischen Geheimdienstunterlagen Kontakte zum sogenannten Naumann-Kreis, einer Untergrundorganisation aus ehemaligen NS-Funktionären und Offizieren. Nach 1949 war Axmann als Handelsvertreter, zunächst für Kaffee, später für Baumaschinen, tätig. Am 19. August 1958 verurteilte ein Berliner Gericht Axmann in einem Sühneverfahren wegen "Verhetzung der Jugend während der NS-Zeit" zu einer Geldstrafe von 35.000 DM, die er durch den Verkauf mehrerer Berliner Grundstücke aufbringen konnte.
Ein von Axmann gegründetes Handelsunternehmen musste 1960 wegen schlechter Auftragslage schließen. Von 1971 bis 1976 plante er auf Gran Canaria für ein spanisches Unternehmen ein Freizeitzentrum. Seine Villa lag in Playa de Taurito. Nach 1976 lebte er in Berlin, zog sich ab 1985 aus dem Berufsleben zurück und arbeitete an seinen Memoiren, die 1995 unter dem Titel "Das kann doch nicht das Ende sein erschienen".
Gegen Ende seines Lebens kam Axmann noch einige Male in mehreren TV-Dokumentarsendungen zum Themenbereich Zweiter Weltkrieg und Drittes Reich als Zeitzeuge zu Wort. Bei einem Interview mit Chronos Media konnte er den Vorwurf, einem System gedient zu haben, in dem auch Verbrechen vorgekommen sind, nicht bestreiten.
Erich von dem Bach-Zelewski
Höherer SS- und Poli-zeiführer (HSSPF) Russland-Mitte
E
rich von dem Bach-Zelewski, geboren 1. März 1899 in Lauenburg in Pommern als Erich Julius Eberhard von Zelewski, ab 1925 von dem Bach-Zelewski, 1940 bis 1945 von dem Bach, gestorben am 8. März 1972 in München, war ein deutscher SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS und General der Polizei. Er war als Höherer SS- und Polizeiführer, HSSPF, Russland-Mitte am Holocaust und später als "Bevollmächtigter des Reichsführers SS für die Bandenbekämpfung" maßgeblich an den Massenmordaktionen in der Sowjetunion beteiligt. Im August 1944 befehligte er die Niederschlagung des Warschauer Aufstandes. Wegen der Ermordung von Kommunisten im Jahr 1933 wurde er 1962 zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt.
Erich von Zelewski entstammte verarmtem kaschubischem Landadel aus der gleichnamigen Wappengemeinschaft mit Wurzeln in Seelau. Er war der Sohn des Versorgungsbeamten und Landwirts Otto Johannes von Zelewski und dessen Ehefrau Amalia Maria Eveline, geborene Schimanski. Die Familie sprach ursprünglich daheim Kaschubisch sowie Polnisch und war über Generationen hinweg mit der katholischen Kirchengemeinde in Linde, polnisch Linia, verbunden, obgleich Erich von Zelewski als Erwachsener der evangelischen Kirche beitrat. Da der Vater mehrere Geschwister auszahlen musste, konnte er das ererbte Rittergut nicht halten und wurde als Handlungsreisender tätig. Zelewski, der sechs Geschwister hatte, wuchs daher in ärmlichen Verhältnissen in Bialla in Ostpreußen auf, wo er zunächst die Volksschule besuchte. Als er zwölf Jahre alt war, starb sein Vater, woraufhin die Kinder mangels Erbe auf Pflegefamilien verteilt wurden. Erich wurde als Pflegesohn des Rittergutbesitzers von Schickfuß in Trebnig aufgenommen. Später gab er mehrfach an, der Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika Emil von Zelewski sei sein Onkel gewesen. Diese Angabe fand verschiedentlich Eingang in die Fachliteratur, laut von dem Bach-Zelewskis Biographen Jan Kreutz war er mit Emil von Zelewski aber nur entfernt verwandt.
Die Schulzeit Erich von Zelewskis verlief wechselhaft. Er besuchte verschiedene Gymnasien in Westpreußen, so in Neustadt, in Strasburg und in Konitz, bis er die Schule nach der Obersekunda verließ. Unklar bleibt, warum er keine Schule in der Nähe des Wohnortes seines Pflegevaters besuchte. Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte er in den Sommerferien bei seiner Mutter in Bialla als traumatisches Ereignis. Obwohl er erst 15 Jahre alt war, gelang es ihm, sich im Dezember 1914 zur Armee zu melden. Zelewski erlangte einige Bekanntheit als damals jüngster Kriegsfreiwilliger im Heeresdienst. Er erlitt 1915 einen Schulterdurchschuss, 1918 wurde er ein zweites Mal bei einer Gasattacke verwundet. Für seine Einsätze erhielt er diverse Auszeichnungen, darunter das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse. Bei Kriegsende 1918 war er zum Leutnant avanciert. Nach 1918 schloss sich Zelewski zunächst Freikorps an, mit denen er während der Aufstände in Oberschlesien unter dem Kommando Karl Hoefers polnische Milizen bekämpfte. Anschließend wurde er in die Reichswehr übernommen, die dem Leutnant ein sicheres Einkommen für seine 1921 gegründete Familie sicherte. Politisch betätigte sich von dem Bach beim Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund und ab 1924 beim Stahlhelm und bekannte sich offen zu seinem Hass sowohl auf den Versailler Vertrag als auch auf die Weimarer Republik. Als er sich jedoch der NSDAP annäherte, musste er 1924 wegen nationalsozialistischer Umtriebe seinen Abschied nehmen. Danach schlug er sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch und betrieb anschließend ein erfolgreiches Taxiunternehmen in Berlin, bis er 1928 einen Bauernhof in Dührungshof im Landkreis Landsberg an der Warthe erwarb. Bach-Zelewski heiratete am 21. September 1921 Ruth Apfeld. Aus der Ehe gingen drei Söhne und drei Töchter hervor.
Nach eigenen Angaben trat von dem Bach-Zelewski 1930 der NSDAP bei. Zum 15. Februar 1931 schloss er sich der SS an. Er war der erste Angehörige der SS in seinem Landkreis und baute dort in den folgenden Jahren nicht nur die allgemeine SS der Regierungsbezirke Frankfurt an der Oder und Schneidemühl auf, sondern auch eine SS-Grenzschutzformation. Innerhalb der SS-Hierarchie stieg er rasch auf. Im Dezember 1932 wurde ihm der SS-Abschnitt XII in Frankfurt an der Oder übertragen, ein Jahr später avancierte er zum SS-Brigadeführer. Zusätzlich kandidierte von dem Bach-Zelewski für den Reichstag. Bei den Wahlen vom Juli 1932 wurde er als Abgeordneter des Wahlkreises Breslau gewählt, bei den Wahlen vom November desselben Jahres verlor er sein Mandat aber wieder. Bei den Wahlen vom März 1933 wurde er erneut gewählt und gehörte von da an kontinuierlich dem nationalsozialistischen Reichstag an.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung setzte er die Machtmittel, über die er als SS-Führer verfügte, rücksichtslos gegen Gegner des Regimes ein. Im März 1933 befahl er zum Beispiel, sämtliche Kommunisten des neumärkischen Woldenberg in Haft zu nehmen und zwei von ihnen zu erschießen, als Sühne für einen kurz zuvor umgekommenen SA-Mann. In Wahrheit war dieser aber einem Eifersuchtsverbrechen zum Opfer gefallen. Im Sommer 1933 ließ er zwei wegen Mordes verurteilte SS-Männer aus dem Gefängnis in Landsberg an der Warthe befreien und mit falschen Papieren untertauchen. Kommunistische Häftlinge, die Zeugen dieser Aktion gewesen waren, ließ er erschießen. Ebenfalls im Sommer 1933 befahl er seinen SS-Männern, zwei Brüder, die im Verdacht standen, 1931 am Mord an einem HJ-Jungen beteiligt gewesen zu sein, zu foltern und zu erschießen.
Im Februar 1934 wurde von dem Bach-Zelewski der SS-Oberabschnitt Nordost in Königsberg übertragen. Gleichzeitig wurde er Leiter der Staatspolizeistelle Königsberg. In diesen Funktionen beteiligte er sich an den Röhm-Morden. Zur Vorbereitung wurde er im Juni 1934 nach Berlin kommandiert, wo ihm der Reichsführer SS Heinrich Himmler mitteilte, die SA plane einen Putsch, mit dessen Niederschlagung Hitler die SS beauftragt habe. Ostpreußen sei besonders gefährdet, da Polen im Falle innerdeutscher Unruhen versuchen würde, es zu annektieren. Himmler befahl von dem Bach-Zelewski, auf ein Stichwort hin sämtliche SA-Dienststellen und von SA-Leuten geführte Behörden zu besetzen sowie Personen hinrichten oder nach Berlin überstellen zu lassen, deren Namen ihm noch zugehen würden. Als das Stichwort und die Namensliste am 30. Juni 1934 in Königsberg eintrafen, legte er seine Instruktionen sehr eigenmächtig aus: Er ließ zwar rund 100 SA-Führer verhaften, ließ sie aber nach einer Belehrung wieder frei. Nur zwei von ihnen wurden nach Berlin überstellt. Von dem Bach-Zelewski nutzte die Gelegenheit aber, um sich an Personen zu rächen, die mit dem angeblichen SA-Putsch nichts zu tun hatten. Den Gauleiter von Ostpreußen Erich Koch konnte er nicht verhaften lassen, da dieser rechtzeitig nach Berlin abgereist war. Seinen ehemaligen Mitarbeiter Anton von Hohberg und Buchwald, der durch eine Indiskretion einen Konflikt zwischen der SS und der Reichswehr ausgelöst hatte und daher als Verräter galt, ließ er ermorden, nachdem er in einem weiteren Fernschreiben aus der Gestapo-Zentrale in Berlin genannt worden war. Die Tat wurde am 2. Juli 1934 vom SS-Obersturmführer Carl Deinhard und von dem Bach-Zelewskis Chauffeur, SS-Scharführer Zummach, in Dulzen bei Preußisch-Eylau ausgeführt. Wegen seiner Verdienste bei der Niederschlagung der angeblichen SA-Verschwörung wurde von dem Bach-Zelewski am 11. Juli 1934 zum SS-Gruppenführer befördert.
Konflikte innerhalb der Polykratie des NS-Regimes führten dazu, dass von dem Bach-Zelewski seinen Posten in Königsberg verlor: So hatte er eigenmächtig einen Kreisparteirichter der NSDAP und einen Vizepräsidenten der Königsberger Handelskammer in Schutzhaft nehmen lassen. Gauleiter Koch beschwerte sich im August 1935 bei Himmler darüber vergeblich. Erst nachdem der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß eingeschaltet worden war, kamen die beiden frei. Am 18. August 1935 sorgte von dem Bach-Zelewski für einen Eklat, als er während einer Rede von Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht auf der Deutschen Ostmesse ostentativ den Saal verließ: Offenkundig gingen ihm dessen antisemitische und antikatholische Äußerungen nicht weit genug. Diesmal beschwerte sich Gauleiter Koch bei Hermann Göring, von dem Bach-Zelewski sei "nicht mehr tragbar". Daraufhin wurde er im Februar 1936 nach Breslau versetzt, wo er den SS-Oberabschnitt Südost übernahm. Hier bewährte sich von dem Bach-Zelewski durch Fleiß und konfliktfreies Verhalten. Am 28. Juni 1938 wurde er zum Höheren SS- und Polizeiführer im SS-Oberabschnitt Südost befördert.
Nach dem Überfall auf Polen wurde Ostoberschlesien vom Deutschen Reich annektiert und dem Gau Schlesien zugeschlagen. Als dortiger Kommissar für die Festigung deutschen Volkstums, wozu er am 7. November 1939 ernannt worden war, regte er im Frühjahr 1940 die Errichtung eines ersten Konzentrationslagers für 10.000 Häftlinge in Auschwitz an, das Opfer der so genannten AB-Aktion aufnehmen sollte. Die ersten polnischen Gefangenen wurden am 14. Juni 1940 in das Lager deportiert. Infolge der ersten erfolgreichen Flucht eines Häftlings am 6. Juli 1940 besuchte er das KZ Auschwitz. Er ordnete anschließend die Vertreibung der polnischen Bevölkerung in einem Umkreis von fünf Kilometern ums Lager an, was durch die Außenstelle Kattowitz der Umwandererzentralstelle vollzogen wurde. Ende Februar 1941 besichtigte Himmler das KZ auf dem Weg nach Breslau, wo er an der Geburtstagsfeier seines Protegés teilnahm.
Am 10. April 1941 wurde von dem Bach bei einem weiteren Treffen mit Himmler zum Generalleutnant der Polizei und zum Höheren SS- und Polizeiführer Russland-Mitte ernannt. Sein Nachfolger in Breslau wurde Ernst-Heinrich Schmauser. Kurz vor dem Überfall auf die Sowjetunion erfuhr er bei einer SS-Führertagung auf der Wewelsburg, dass geplant sei, den Krieg als "Volkstumskampf von unerbittlicher Härte" zu führen, in dem "durch die Kriegshandlungen und die Ernährungsschwierigkeiten 20 bis 30 Millionen Juden und Slawen umkommen werden".
Nach Beginn des deutschen Überfalls trat von dem Bach seinen Posten im weißrussischen Mogilew an und organisierte die Tätigkeit von Polizei und SS im rückwärtigen Bereich der Heeresgruppe Mitte, in Weißrussland, Ostpolen und Teilen der nördlichen Ukraine, darunter die systematischen Erschießungen von Juden durch Ordnungspolizei und Arthur Nebes Einsatzgruppe B. Bei einer Besprechung mit diesem, Kurt Daluege und Himmler, die am 8. Juli in Białystok stattfand, hatte von dem Bach noch den Standpunkt vertreten, die Ordnungspolizei könne nicht für Judenerschießungen herangezogen werden, doch hatte er sich nicht durchsetzen können. Bei dieser Gelegenheit, so erinnerte er sich später, habe Himmler erklärt, "dass grundsätzlich jeder Jude ein Partisan" sei, was er als Auftrag zur Vernichtung der gesamten wehrfähigen jüdischen Bevölkerung verstanden habe. Von nun an bestand von dem Bachs Haupttätigkeit darin, dass er den Einsatzgruppen und Polizeibataillonen die Befehle zu den einzelnen Mordaktionen an den ansässigen Juden übermittelte, auf Radikalisierung drängte, die Durchführung überwachte und den Vollzug nach Berlin meldete.
Zunächst waren seine Mordbefehle noch eingeschränkt. Nach einem Treffen mit Himmler und Heydrich am 11. Juli 1941 in Grodno wies er das Polizeiregiment Mitte an, "alle als Plünderer überführten männlichen Juden im Alter von 17–45 Jahren zu erschießen". Das war bereits eine Ausweitung des ursprünglichen Auftrags der Einsatzgruppen, die eigentlich den erwarteten "bolschewistischen Widerstand" bekämpfen sollten. "Plünderer" wurde nun zum Synonym für Juden. In den folgenden Wochen wurden die Mordaktionen aber immer weiter ausgedehnt: Am 12. Juli 1941 besichtigte von dem Bach das Stadion von Białystok, in das man die männlichen Juden der Stadt, die dem Massaker vom 27. Juni entkommen waren, ohne jede Verpflegung gesperrt hatte. Von dort wurden sie in ein nahegelegenes Waldgebiet gebracht und von Ordnungspolizisten erschossen. Von dem Bach rechtfertigte das Massaker in einer Ansprache. Am 17. Juli organisierte er die Erschießung von 1159 Menschen in Slonim. Am 15. August sah er gemeinsam mit Himmler in Minsk bei einer Massenerschießung von Juden durch die Einsatzgruppe B zu. Anschließend beschwerte er sich aber bei Himmler, mit solchen Aufgaben mache man aus den Polizisten, die die Morde ausführten, "Nervenkranke oder Rohlinge": "Solche Männer sind fertig für ihr ganzes Leben!" Noch im August lud von dem Bach Herbert Lange nach Minsk ein: Er wollte sich die Gaswagen vorführen lassen, wie sie Lange bei der Ermordung von Insassen psychiatrischer Heilanstalten im Warthegau benutzte, doch kam der Besuch nicht zustande.
Am 31. Juli trafen sich von dem Bach und Standartenführer Hermann Fegelein, der Kommandeur der SS-Kavallerieregimenter 1 und 2, in Baranawitschy mit Himmler, der mit den Ergebnissen der Mordaktionen unzufrieden war und auf Ausweitung drängte. Das SS-Kavallerieregiment 2 wurde daraufhin per Funk angewiesen: "Ausdrücklicher Befehl des RF-SS. Sämtliche Juden müssen erschossen werden. Judenweiber sind in die Sümpfe zu treiben". In der Folgezeit weiteten die von dem Bach unterstellten Männer ihre Mordaktionen immer weiter aus und gingen dazu über, nicht nur mögliche Partisanen und Plünderer, sondern ausnahmslos sämtliche Juden einschließlich Frauen und Kinder zu erschießen. Der amerikanische Historiker Christopher R. Browning sieht in dem Massaker von Mogilew am 2. und 3. Oktober 1941, das von dem Bach kommandierte, den "Wendepunkt zum Völkermord in Weißrussland". Am 9. November 1941 wurde er zum SS-Obergruppenführer und General der Polizei befördert.
Noch vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion hatte von dem Bach Kontakt mit General der Infanterie Max von Schenckendorff, dem Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes, in dessen Bereich er tätig werden sollte. Diesem machte er klar, dass seine Leute und er durchaus nicht der Wehrmacht und damit Schenckendorffs Befehlsgewalt unterstellt sein würden. Die Beziehungen zu dem deutlich älteren Schenckendorff, den er seit 1939 kannte, gestalteten sich dennoch sehr harmonisch und persönlich: Von dem Bach schildert sie in seinem nach dem Krieg überarbeiteten Tagebuch als ein Vater-Sohn-Verhältnis. Er lud Schenckendorff regelmäßig zu Inspektionen seiner Bataillone ein, Besuche, die stets mit Kameradschaftsabenden abgeschlossen wurden. Der Alkoholkonsum löste bei von dem Bach aber Nierenkoliken aus. Bei der Versorgung der landeseigenen Verbände von Hilfswilligen half von dem Bach Schenckendorff unbürokratisch, wenn auch nicht ganz selbstlos, indem er sie vorübergehend in die SS integrierte. Auch sonst nutzte er seine guten Beziehungen zu Schenckendorff, um den Einfluss der SS im rückwärtigen Heeresgebiet zu vergrößern, etwa bei der Schulung von Wehrmachtsangehörigen und was deren mögliche Proteste gegen die Massenerschießungen von Juden betraf: Am 3. August 1942 hatte Schenckendorff einen Befehl, der Terrormaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung verbot, auf die von dem Bach unterstehenden Verbände ausdehnen wollen, was dieser abbog. Einen Konflikt zwischen Oberkommando des Heeres und Reichssicherheitshauptamt um unangekündigte Stationierungen von Gendarmerieoffizieren konnte er entschärfen, indem er diese im November 1941 kurzerhand sich selbst unterstellte. Schenckendorff war einverstanden. Im Januar 1942 wurde er nach einer weiteren Kolik und einem Nervenzusammenbruch ins SS-Lazarett Hohenlychen gebracht, wo er vom Reichsarzt SS Ernst-Robert Grawitz am Darm operiert wurde. Obwohl Himmler auf seine rasche Genesung drängte, musste er bis Anfang Mai 1942 als Höherer SS- und Polizeiführer Russland-Mitte vertreten werden. Bei seiner Erkrankung spielten auch Probleme bei der psychischen Verarbeitung der von ihm befohlenen Massenmorde eine Rolle. Grawitz berichtete: "Von dem Bach-Zelewski schrie nachts auf und verhedderte sich in Halluzinationen, verfolgt von den Gespenstern eigener Schuld im Zusammenhang mit den von ihm selbst geleiteten Judenerschießungen und anderen schweren Erlebnissen im Osten."
Diese Schwäche selbst eines seiner besten Männer war nach Ansicht des Historikers Henning Köhler für Himmler ein Anlass, nach einer Tötungsmethode suchen zu lassen, die die Mörder weniger belasten würde. Man fand sie im Giftgas Zyklon B.
Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich, den stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, am 27. Mai 1942 in Prag, sollte zunächst von dem Bach mit der Führung der Geschäfte Heydrichs beauftragt werden: Wie Himmler Karl Hermann Frank einen Tag später mitteilte, hätte Hitler Bach gern auf diesem Posten gehabt, "weil er in ihm die Gewähr sehe, dass er noch schärfer und brutaler als Heydrich durchgreife und ohne jede Hemmung durch ein Meer von Blut wate." Statt seiner erhielt aber Daluege den Posten.
Nachdem Hitler in seiner "Weisung Nr. 46 für die Kriegführung" vom 18. August 1942 die Bekämpfung des "Bandenunwesens" zur vordringlichen Aufgabe erklärt und deren Durchführung Himmler übertragen hatte, ernannte dieser von dem Bach im Oktober 1942 zum "Bevollmächtigten des Reichsführers SS für die Bandenbekämpfung". Dies entsprach seinem Wunsch, die Verantwortung für die gesamte Partisanenbekämpfung übertragen zu bekommen. Bereits seit Frühjahr 1942 hatte er Aktionen durchgeführt, die zumeist in Repressionen gegen Bevölkerungsgruppen bestanden, die die Partisanen real oder vermeintlich unterstützten. Deutsche Verluste waren daher selten. Im September 1942 hatte von dem Bach in einem Brief an Himmler auf seine Erfahrungen verwiesen und um einen zentral verantwortlichen Posten im Bereich der Partisanenbekämpfung gebeten. Den erhielt er nun. Aufgrund der damit verbundenen Ausweitung seines Aufgabenbereichs wurde er in der Folge als HSSPF Russland-Mitte zunächst von Georg-Henning von Bassewitz-Behr und anschließend Gerret Korsemann, bis zu dessen Strafversetzung in die Waffen-SS, vertreten. Hitler war mit der Beauftragung von dem Bachs hoch zufrieden, dem er bereits Anfang der 1930er Jahre schwierigste Aufgaben habe zuweisen können: "Wenn in einem Ort der kommunistische Widerstand kaum zu brechen war, habe ich ihn dahingebracht, und er hat sie zusammengedroschen".
Gleich nach seiner Ernennung zum "Bevollmächtigten für die Bandenbekämpfung" beriet sich von dem Bach mit Schenckendorff. Am 26. Februar 1943 erließ er Richtlinien zur Partisanenbekämpfung, die in erster Linie auf diesbezügliche Anordnungen Schenckendorffs zurückgingen, wobei er im Schriftverkehr mit Berlin jedoch andeutete, dass Schenckendorff Probleme mit der Disziplin seiner Truppe hätte. Im Winter 1942/43 und im folgenden Frühjahr ließ von dem Bach die 1. SS-Brigade und das Polizeiregiment 14 die äußerst blutigen Unternehmen "Nürnberg, Hamburg, Altona und Hornung" gegen die weißrussische Zivilbevölkerung durchführen. Beim Unternehmen "Franz" übernahm er im Januar 1943 sogar persönlich das Kommando, weil der zuständige SS-Gruppenführer Curt von Gottberg erkrankt war. Unterstützung bei seinen Aufgaben unterhielt von dem Bach unter anderem von SS-Brigadeführer Curt von Gottberg mit der berüchtigten "Kampfgruppe von Gottberg". Auch eigene Truppen wurden ihm temporär unterstellt, sodass er innerhalb der SS eine Hausmacht bekam. Als Bevollmächtigter für die Bandenbekämpfung hatte er nun auch Befehlsgewalt in den Bereichen der anderen HSSPF, sodass sich etwa Hans-Adolf Prützmann im Juni 1943 bei Himmler beschwerte.
Am 21. Juni 1943 wurde er unter erneuter Erweiterung seiner Kompetenzen zum Chef der Bandenkampfverbände ernannt, mit nomineller Zuständigkeit für alle Bandenkampfgebiete in ganz Europa. Sein Hauptquartier hatte er nun in Hegewald bei Schytomyr, wo auch Himmler residierte. Von dem Bach unterstanden zu diesem Zweck Einsatzgruppen, NSKK- und Schuma-Einheiten sowie Heeres- und Luftwaffeneinheiten. Im Herbst 1943 kam die von Bronislaw Kaminski geführte Brigade russischer Kollaborateure hinzu. Diese Einheiten gingen mit beispielloser Härte gegen die Zivilbevölkerung vor, die vielfach als "Bandenverdächtige" liquidiert wurde. Weitere Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, wurden als Zwangsarbeiter dem Apparat Fritz Sauckels übergeben.
Ein übliches Vorgehen war, "banditenverseuchte" Gebiete einzukesseln, die Dörfer in Listen zu erfassen, die als "bandenhörig" galten oder mit der Zwangsablieferung an "wirtschaftlichen Gütern im Rückstand waren. Dann folgte die Durchkämmung: Die Häuser wurden zerstört und die Einwohner zum großen Teil ermordet, es sei denn, sie wurden als Zwangsarbeiter versklavt. Diese Methode nannte von dem Bach "Ausrottung durch Einkesselung". Im Gebiet von Polozk wurden bei einer solchen Partisanenbekämpfungsaktion im April und Mai 1944 insgesamt 7.011 Menschen ermordet, 6.928 Gefangene gemacht sowie 11.233 Menschen als Arbeitskräfte nach Deutschland deportiert.
Trotzdem gelang es den sowjetischen Partisanen, ab 1943 große Teile des Besatzungsgebietes unter ihre Kontrolle zu bekommen. Gleichwohl war Himmler der Ansicht, von dem Bach habe sich in der Partisanenbekämpfung "sehr gut bewährt". Anfang Juli 1944 wurde er zum General der Waffen-SS ernannt. Die Frage, ob die Partisanenbekämpfung Aufgabe der Wehrmacht, der Einsatzgruppen oder von SS und Ordnungspolizei wäre, blieb umstritten. Von dem Bach strebte danach, den Einfluss der SS im Operationsgebiet zu maximieren, die Wehrmacht wollte aber Kommandogewalt nicht aufgeben. Ein mit General Erich Friderici im September 1943 geschlossener Kompromiss bezüglich des Reichskommissariats Ukraine war nicht von langer Dauer. In der Praxis erlangten die HSSPF zunehmend die Alleinzuständigkeit in der Partisanenbekämpfung und wurden darin auch von der Zivilverwaltung des besetzten Gebietes unterstützt.
Am 5. August 1944 beauftragte ihn Hitler mit der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes. Dabei wurden in 64 Tagen über 170.000 polnische Zivilisten getötet, Massenhinrichtungen ohne Verfahren und systematische Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung. Von dem Bach ließ Bronislaw Kaminski, den Kommandeur einer Brigade russischer Kollaborateure, die für diese Verbrechen verantwortlich war, hinrichten, weil er auf eigene Rechnung hatte plündern lassen. Mitte August stoppte von dem Bach die systematische Ermordung der Warschauer Bevölkerung und sondierte bei der Heimatarmee, ob man nicht stattdessen gemeinsam gegen die Rote Armee kämpfen wolle, die auf dem anderen Ufer der Weichsel in Warteposition stand. Ende September willigte er ein, die Heimatarmee als Gegner gemäß dem Kriegsvölkerrecht zu behandeln: Nach ihrer Kapitulation sollten ihre Angehörigen als Kriegsgefangene behandelt werden. Die Zusammenarbeit von Wehrmacht und Heimatarmee, die von dem Bach erhofft hatte, kam nicht zustande. Bereits am 30. September 1944 war ihm für seine Verdienste bei der Bekämpfung des Aufstands das Ritterkreuz verliehen worden. Am 1. Oktober 1944 wurde von dem Bach im Zusammenhang mit der "Niederwerfung des Aufstandes" in einer ergänzenden Meldung des Wehrmachtberichts erwähnt.
Im Oktober 1944 wurde von dem Bach von Hitler nach Budapest gesandt, um die Waffenstillstandsverhandlungen der ungarischen Regierung mit der Sowjetunion und damit einen Frontwechsel des Landes zu verhindern. Nach dem Sturz des Reichsverwesers Miklós Horthy infolge des Unternehmens Panzerfaust übernahm eine Pfeilkreuzler-Regierung unter Ferenc Szálasi die Macht. In einem Telegramm an den Reichsaußenminister Ribbentrop vom 18. Oktober 1944 berichtet Edmund Veesenmayer aus Budapest von einem Treffen zwischen dem "hierher entsandten SS-Obergruppenführer und General der Polizei von dem Bach", dem "Botschafter Rahn" und ihm selbst am 17. Oktober 1944. Rahn habe "zum Ausdruck gebracht, dass er zum ersten Mal ein so ideales Zusammenspiel von politischer, militärischer und polizeilicher Seite erlebt hat. Aus diesem Grunde sei es dann auch möglich gewesen die Operation, gemeint: Unternehmen Panzerfaust, reibungslos und fast ohne Blutvergießen durchzuführen." Vor allem wirkte er an der Vernichtung der dort lebenden Juden mit.
Im Herbst 1944 stellte er im Raum Baden-Baden das XIV. SS-Armeekorps und später in Pommern das X. SS-Armeekorps auf. Anschließend kommandierte er ab dem 17. Februar 1945 das Oder-Korps der Heeresgruppe Weichsel.
Nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde von dem Bach festgenommen und im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg interniert. In den Nürnberger Prozessen stellte er sich dem internationalen Militärgericht als Kronzeuge der Anklage zur Verfügung, womit er seine Auslieferung an die Sowjetunion vermied. Im Prozess erklärte er, alle Verantwortlichen für die besetzten Ostgebiete, Hitler, Himmler, Göring, Frank, Rosenberg, hätten größte Schuld für die Verbrechen auf sich geladen, er selbst jedoch nicht. Mit diesen und weiteren Aussagen, wie zu Beispiel. Himmler habe schon vor dem Krieg gegen die UdSSR SS-Gruppenführern mitgeteilt, "dass der Zweck des Rußlandfeldzuges die Dezimierung der slawischen Bevölkerung um dreißig Millionen Menschen sein sollte", widerlegte er die Verteidigungsstrategie der Generäle, die Wehrmacht sei im Russlandkrieg nicht an Verbrechen beteiligt gewesen, er selbst habe als Freund der Juden versucht, diesen Kampf zu vermenschlichen. Alfred Jodl und Wilhelm Keitel verlangten von ihren Anwälten, von dem Bach-Zelewski ins Kreuzverhör zu nehmen: Er sei keineswegs unschuldig, vielmehr habe ihn Hitler ihnen gegenüber als "Vorbild eines Partisanenbekämpfers hingestellt". Göring war über von dem Bach-Zelewskis Beschuldigungen sowie Selbstrechtfertigungen äußerst erbost und beschimpfte ihn als "Schweinehund".
Der Historiker Christian Gerlach sieht von dem Bach-Zelewskis Aussage in Nürnberg auch als Entlastungsversuch, da er sich auf einen höheren Befehl berufen habe. In der Sache werde sie durch weitere unabhängig von ihm erfolgte Aussagen gestützt, so etwa durch eine schon kurz vorher im Januar 1946 in Riga gemachte Aussage des HSSPF-Ostland Friedrich Jeckeln. Dass ihm selbst aber als der für das territoriale Aufgabengebiet Russland-Mitte vorgesehene Verantwortliche mit Sitz in Moskau ein Großteil dieser Vernichtungsaktion zufiel, habe er in Nürnberg ausgeblendet.
Um sich als Polenfreund darzustellen, hatte von dem Bach-Zelewski seinen polnischen Namensteil wieder angenommen. Weil auch der ehemalige Oberbefehlshaber der Polnischen Heimatarmee, Tadeusz Komorowski, ein entlastendes Zeugnis über ihn abgab, wurde von dem Bach-Zelewski nicht angeklagt. Später gab er an, er sei es gewesen, der Göring die Giftkapsel zugesteckt habe, mit der sich dieser in Nürnberg selbst tötete, um der Hinrichtung zu entgehen. In alliierter Internierung verfasste von dem Bach-Zelewski für den amerikanischen Geheimdienst einen Bericht zum Partisanenkampf in der Sowjetunion. 1947 wurde er als Untersuchungshäftling von den Amerikanern nach Warschau überstellt, wo er im Prozess gegen Ludwig Fischer, den früheren Gouverneur des Distrikts Warschau im Generalgouvernement Polen, als Zeuge aussagte. Anschließend wurde er nach Westdeutschland zurückgebracht. Im Sommer 1950 wurde er freigelassen und arbeitete als Handelsvertreter für Haushaltsartikel. Im März 1951 wurde von dem Bach-Zelewski im Rahmen der Entnazifizierung von der Münchner Hauptspruchkammer als Hauptschuldiger eingestuft und zu zehn Jahren Arbeitslager sowie Vermögensentzug verurteilt. Eine Berufungskammer rechnete ihm im Dezember 1951 die fünf Jahre, die er seit 1945 in Untersuchungshaft verbracht hatte, an. Anschließend stand er nur unter Hausarrest, den er in seiner Wohnung im fränkischen Laffenau verbrachte. Ab 1954 lebte er in Eckersmühlen bei Roth und arbeitete in Nürnberg als Nachtwächter für 400 DM monatlich, was etwas über dem damaligen Durchschnittsentgelt lag. Im Dezember 1958 wurde er erneut verhaftet und wegen des Mordbefehls gegen Anton von Hohberg und Buchwald angeklagt, den er 1934 erteilt hatte. Im Prozess, der im Januar 1961 vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth begann, wurde er im Februar 1961 wegen Totschlags zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Im November 1961 erhielt er aufgrund eines fahrlässigen Falscheids im Verfahren gegen den ehemaligen SS-Obergruppenführer und General der Polizei Udo von Woyrsch eine sechsmonatige Gefängnisstrafe und wurde daher durch das Landgericht Nürnberg-Fürth zu einer Gesamtstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt. Am 3. August 1962 wurde er in einem weiteren Prozess wegen der Morde an fünf Kommunisten und des versuchten Mordes in einem weiteren Fall im Frühjahr und Sommer 1933 zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Für seine Beteiligung am Holocaust und der "Bandenbekämpfung" in der Sowjetunion wurde er nie zur Rechenschaft gezogen. In den Urteilen finden sich allerdings Hinweise zu seinen Taten in der Sowjetunion. Die Staatsanwaltschaft am Landgericht Nürnberg-Fürth ermittelte deswegen zwar ab 1951, das Verfahren wurde jedoch im Dezember 1954 eingestellt und von dem Bach-Zelewski außer Verfolgung gesetzt. Ein Tatverdacht für seine Teilnahme an den Ermordungen von Juden und Russen lag zwar vor, doch wegen fehlender Beweismittel kam es zu keinem Hauptverfahren. Von dem Bach-Zelewski machte 1961 als Zeuge der Verteidigung eine Aussage beim Eichmann-Prozess.
Anfang März 1972 erhielt er schwerstkrank Haftverschonung, am 8. März 1972, kurz nach seinem 73. Geburtstag, starb er im Haftkrankenhaus München-Harlaching. In Polen wurde kritisiert, dass Bach-Zelewski nur wegen des Mordes an einem anderen SS-Mann von der bundesrepublikanischen Justiz verurteilt worden sei und nicht wegen Verbrechen gegen viele Tausend Polen und Russen, an denen er beteiligt war.[63] Bach-Zelewskis von 1941 bis 1945 geführtes Diensttagebuch befindet sich im Bundesarchiv in Berlin.
Herbert Backe
Reichsminister für Ernährung und Land-wirtschaft
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erbert Friedrich Wilhelm Backe, geboren 1. Mai 1896 in Batumi, Russisches Kaiserreich, gestorben am 6. April 1947 in Nürnberg, war ein deutscher Politiker. Er wurde 1933 Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, kurz RMEL, unter dem damaligen Minister Walther Darré. Ab 1936 war er zugleich Leiter der Geschäftsgruppe Ernährung in Hermann Görings Behörde für den Vierjahresplan. 1942 stieg er zunächst kommissarisch zum Leiter des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf. Im April 1944 wurde er offiziell zum Reichsminister ohne Geschäftsbereich ernannt und mit der Weiterführung der Leitung des RMEL beauftragt. Nach dem Kriegsende wurde Backe von den Alliierten verhaftet und zweimal in Nürnberg vernommen. Am 6. April 1947 erhängte er sich in seiner Zelle im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis.
Anders als Darré verfolgte Backe im Rahmen der nationalsozialistischen Agrarpolitik hinsichtlich des Autarkieziels einen pragmatischen Kurs. Während des Zweiten Weltkriegs propagierten Backe und seine Mitarbeiter vor dem Beginn des Unternehmens Barbarossa 1941 eine rigide kriegswirtschaftlich und rassenideologisch begründete Hungerpolitik, die als Backe- oder Hungerplan bezeichnet wird. Dieser hatte zum Ziel, die in den besetzten Gebieten der UdSSR produzierten Lebensmittel der dortigen Bevölkerung zu entziehen und zur Versorgung der Wehrmacht und der deutschen Bevölkerung zu verwenden, wobei der Hungertod von bis zu 30 Millionen Menschen bewusst in Kauf genommen wurde.
Herbert Backe wurde als Sohn des ausgewanderten Kaufmanns und preußischen Reserveleutnants Albrecht Backe in der damals russischen Stadt Batumi am Schwarzen Meer geboren. Seine Mutter Luise Backe stammte aus einer Anfang des 19. Jahrhunderts nach Russland ausgewanderten württembergischen Bauernfamilie. Auch weil sein Großvater mütterlicherseits es zum Fabrikanten gebracht hatte, wuchs er zunächst in durchaus gesicherten, um nicht zu sagen, wohlhabenden Verhältnissen auf, die sich durch ungünstige Wirtschaftsentwicklungen infolge der Russischen Revolution 1905 verschlechterten. Ab 1905 besuchte Backe in Tiflis das Gymnasium. 1907 beging sein Vater Suizid.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 musste er die Schule ohne Abschluss verlassen und wurde in Russland als Zivilgefangener vier Jahre lang interniert, weil er deutscher Staatsangehöriger war. Während des Russischen Bürgerkriegs gelangte Backe 1918 infolge der Vermittlung der schwedischen Botschaft in St. Petersburg nach Deutschland. Backe fand eine Beschäftigung als Hilfsdreher, später Hilfsschlosser und Lohnbuchhalter in einem Betriebsteil der Gutehoffnungshütte Oberhausen in Sterkrade und holte am Realgymnasium das Abitur nach. Gemäß seinem sogenannten "Großen Bericht" über seinen Werdegang, den er 1946 in der Nürnberger Haft anfertigte, befand sich die Familie Backes in den ersten Jahren nach der Übersiedlung ins Deutsche Reich in materieller Not, so dass Backe die kranke Mutter, den Bruder und die drei Schwestern unterstützen musste. Herbert Backe studierte von 1920 bis 1923 an der Georg-August-Universität Göttingen Landwirtschaft und schloss das Studium als Diplom-Landwirt ab. Von 1923 bis 1924 war er Assistent für Agrargeographie, insbesondere russische Agrarwirtschaft, bei Erich Obst an der Technischen Hochschule Hannover. Während dieser Assistentenzeit entstand Backes als Dissertation geplante Schrift Die russische Getreidewirtschaft als Grundlage der Land- und Volkswirtschaft Russlands. Diese wurde zwar von der Universität nie angenommen, aber 1941 nur für den Dienstgebrauch vervielfältigt, und zwar in einer Auflage von 10.000 Exemplaren im Selbstverlag.
