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Beschreibung

Inhalt: Biografien und Werdegänge von den Größen in der Zeit des Nationalsozialismus. In diesem Teil werden Adolf Hitler und sein engster Kreis in folgender Reihenfolge beschrieben: Der Reichskanzler - Martin Bormann - Hans Frank - Joseph Goebbels - Hermann Göring - Rudolf Heß - Reinhard Heydrich - Heinrich Himmler - Joachim von Ribbentrop - Ernst Röhm - Alfred Rosenberg - Baldur von Schirach - Arthur Seyß-Inquart - Albert Speer - Otto Georg Thierack

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Zur Person:

Der Reichskanzler

Führende Politiker

Martin Bormann

Hans Frank

Joseph Goebbels

Hermann Göring

Rudolf Heß

Reinhard Heydrich

Heinrich Himmler

Joachim von Ribbentrop

Ernst Röhm

Alfred Rosenberg

Baldur von Schirach

Arthur Seyß-Inquart

Albert Speer

Otto Georg Thierack

Hinweise

Impressum

Zwanzig Jahre

Die Täter

Über den Autor

Roman Just ist in der Welt der Literatur in verschiedenen Genres unterwegs. Mit den Thrillern der "Tatort-Boston-Reihe" hat er den Einstieg in die Literaturwelt begonnen, sie dann mit den "Gelsenkrimis" fortgesetzt. Neben den Thrillern und Krimis arbeitet er an einer mehrteiligen Dystopie und einer historischen Familiensaga, hinzu kommen Ausflüge in andere Genres.

Der Autor und bekennender Selfpublisher ist Jahrgang 1961, lebt in Gelsenkirchen, leidet mit dem vor Ort ansässigen Fußballclub seit 1971 zu allen Zeiten mit, spielt außerdem gerne mit Mitmenschen Schach und beschäftigt sich leider nur noch gelegentlich mit der Astronomie.

Der Selfpublisher betreibt auf seiner Homepage zu allen seinen veröffentlichten Titeln Leserunden, außerdem bietet er einen Leserkreis, an dem ebenfalls aktiv teilgenommen werden kann.

Mehr über den Autor und seine Titel gibt es hier:

https://www.gelsenkrimi.de

https://www.gelsenkrimi.de/ueber-mich

https://www.gelsenkrimi.de/leserkreis

https://www.gelsenkrimi.de/gelsenshop

Zur Person:

Sternzeichen: Jungfrau

Gewicht: Im Moment viel zu viel

Erlernter Beruf: Kellner

Derzeit tätig als: Autor/Selfpublisher

Charaktereigenschaften: Impulsiv/Hilfsbereit

Laster: Nie zufrieden mit einem Ergebnis

Vorteil: Meistens sehr geduldig

Er mag: Klare Aussagen

Er mag nicht: Gier und Neid

Er kann nicht: Den Mund halten

Er kann: Zuhören

Er verachtet: Tyrannen und selbstverliebte Subjekte

Er liebt: Das Leben

Er will: Ziele erreichen

Er will nicht: Unterordnen

Er steht für: Menschlichkeit

Er verurteilt: Hass, Mobbing, Eitelkeit

Er denkt: Auch Einfaches ist nicht einfach zu erledigen

Er meint: Die Achtung und der Respekt vor der Würde eines Menschen werden durch das Gendern nicht gestärkt. 

Der Reichskanzler

Adolf Hitler

ab 1921 Vorsitzender der NSDAP, ab 1933 Reichskanzler und ab 1934 "Führer und Reichskanzler"

I

m November 1923 versuchte er mit einem Putsch von München aus die Weimarer Republik zu stürzen. Mit seiner Schrift Mein Kampf aus den Jahre 1925/26 prägte er die antisemitische und rassistische, auf Eroberung von sogenanntem Lebensraum ausgerichtete Ideologie des Nationalsozialismus. Hitler wurde am 30. Januar 1933 von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Reichskanzler ernannt. Innerhalb weniger Monate beseitigte sein Regime mit Terror, Notverordnungen, dem Ermächtigungsgesetz, Gleichschaltungsgesetzen, Organisations- und Parteiverboten die Gewaltenteilung, die pluralistische Demokratie, den Föderalismus und den Rechtsstaat. Politische Gegner wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, gefoltert und ermordet. 1934 ließ Hitler anlässlich des "Röhm-Putsches" politische Gegner und potenzielle Rivalen in den eigenen Reihen ermorden. Hindenburgs Tod im August 1934 nutzte er, um das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers vereinen zu lassen, und regierte ab da als Führer und Reichskanzler.

Die deutschen Juden wurden ab 1933 zunehmend ausgegrenzt und entrechtet, besonders durch die Nürnberger Gesetze vom 15. September 1935, die Novemberpogrome 1938 und die Arisierung von Unternehmen jüdischer Eigentümer sowie zahlreiche weitere Gesetze und Verordnungen, die ihnen schrittweise die Teilnahme am wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben unmöglich machten und sie ihrer Vermögen und Erwerbsmöglichkeiten beraubten. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise und die Massenarbeitslosigkeit ließ er mit einer enormen Ausweitung der Staatsverschuldung bekämpfen: mit Investitionsprogrammen und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie dem Autobahnbau und mit der Aufrüstung der Wehrmacht über das System der Mefo-Wechsel. Zudem führte er einen paramilitärisch organisierten Reichsarbeitsdienst ein.

Mit dem zunächst ab 1934 geheimen Aufbau der Reichsluftwaffe, der Wiedereinführung der Wehrpflicht, der Aufrüstung der Wehrmacht und der Rheinlandbesetzung brach Hitler den Versailler Vertrag. Die nationalsozialistische Propaganda stellte die Wirtschafts-, Sozial- und Außenpolitik als erfolgreich dar und steigerte so bis 1939 Hitlers Popularität.

1938 übernahm er die unmittelbare Befehlsgewalt über die Wehrmacht und setzte den Anschluss Österreichs durch. Über das Münchner Abkommen vom 30. September 1938, das ihm die Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich gestattete, setzte er sich mit der Zerschlagung der Rest-Tschechei bereits am 15. März 1939 hinweg. Mit dem durch den Abschluss des sogenannten Hitler-Stalin-Pakts vom 23./24. August 1939 mit der Sowjetunion vorbereiteten Überfall auf Polen am 1. September 1939, der vertragsgemäß die Zerschlagung des polnischen Staates und die Aufteilung seines Territoriums unter den Vertragspartnern zum Ziel hatte und auf den bald die sowjetische Besetzung Ostpolens folgte, löste er den Zweiten Weltkrieg in Europa aus. Nach dem Sieg über Frankreich im Westfeldzug vom 10. Mai bis 25. Juni 1940 und dem Beginn der später gescheiterten Luftschlacht um England am 10. Juli 1940 teilte er am 31. Juli 1940 Vertretern des Oberkommandos der Wehrmacht seinen Entschluss mit, die Sowjetunion anzugreifen und gegen sie einen Vernichtungskrieg zur Eroberung von "Lebensraum im Osten" zu führen. Den am 22. Juni 1941 begonnenen Krieg gegen die Sowjetunion ließ er unter dem Decknamen "Unternehmen Barbarossa" vorbereiten und führen.

Im Zweiten Weltkrieg verübten die Nationalsozialisten und ihre Helfer zahlreiche Massenverbrechen und Völkermorde. Bereits im Sommer 1939 erteilte Hitler die Weisung, die "Erwachseneneuthanasie" vorzubereiten. Zwischen September 1939 und August 1941 wurden in der "Aktion T4" über 70.000 psychisch kranke sowie geistig und körperlich behinderte Menschen, bis Kriegsende über 200.000 Menschen systematisch ermordet. Hitlers Antisemitismus und Rassismus gipfelte schließlich im Holocaust. In diesem wurden etwa 5,6 bis 6,3 Millionen Juden, im Porajmos bis zu 500.000 Sinti und Roma ermordet. Hitler autorisierte die wichtigsten Schritte des Judenmordes und ließ sich über den Verlauf informieren. Seine verbrecherische Politik führte zu vielen Millionen Kriegstoten und zur Zerstörung weiter Teile Deutschlands und Europas. Er beging am 30. April 1945 im Bunker der Reichskanzlei Suizid, acht Tage später folgte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Hitlers Familie stammte aus dem niederösterreichischen Waldviertel an der Grenze zu Böhmen. Seine Eltern waren der Zollbeamte Alois Hitler und dessen dritte Ehefrau Klara Pölzl. Alois war unehelich geboren worden und trug bis zu seinem 39. Lebensjahr den Familiennamen seiner Mutter, nämlich Schicklgruber. Maria Anna Schicklgruber hatte 1842 Johann Georg Hiedler geheiratet. Hiedler gilt in der Forschung mitunter als Alois Vater, doch bekannte er sich zeitlebens nicht dazu. 1876 wurde er posthum als Alois Vater bestätigt und in der Schreibweise Hitler beurkundet. Manche Historiker halten indes Johann Georgs jüngeren Bruder Johann Nepomuk Hiedler, bei dem Alois Hitler als Ziehkind aufwuchs, für dessen leiblichen Vater. Davon abgesehen war Klara Pölzl die Enkelin Johann Nepomuk Hiedlers. Somit hatte Alois seine Halbnichte ersten oder zweiten Grades geheiratet.

Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 in Braunau am Inn geboren und zwei Tage später in der Braunauer Stadtpfarrkirche getauft. Seine älteren Geschwister Gustav und Ida waren vor seiner Geburt gestorben. Die drei jüngeren Geschwister waren Otto, der nur sechs Tage alt wurde, Edmund und Paula Hitler, die 1960 verstarb. Ottos korrekte Lebensdaten wurden erst 2016 ermittelt. Hitlers zwei ältere Halbgeschwister Alois Hitler und Angela Hitler stammten aus der zweiten Ehe seines Vaters. Sie wuchsen nach dem Tod ihrer Mutter im Haushalt von Hitlers Eltern auf. Ab 1923 verschwieg Hitler manche Details seiner Herkunft. 1930 verbot er Alois Hitler junior und dessen Sohn William Patrick Hitler, sich in Medien als seine Verwandten vorzustellen, weil seine Gegner seine Herkunft nicht kennen durften. Er wollte das öffentliche Interesse an seiner Abstammung beenden. Beunruhigt wegen entsprechender Äußerungen seines Neffen, soll Hitler 1930 seinen Anwalt Hans Frank, später Generalgouverneur im besetzten Polen, damit beauftragt haben, eine jüdische Herkunft seines Vaters zu widerlegen. Nach dem Krieg stellte Frank die so genannte "Frankenberger-These" auf, wonach Hitlers Großvater väterlicherseits Jude gewesen sein könne. Diese These wurde jedoch von allen maßgeblichen Hitlerbiografen verworfen und 1971 von Werner Maser widerlegt. Als ausländische Medien 1932/33 wiederholt behaupteten, der Führer der antisemitischen NSDAP habe jüdische Vorfahren aus dem Ghetto von Polná, ließ er zwei Ahnenforscher seinen Stammbaum untersuchen, der 1937 veröffentlicht wurde.

Nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 erklärte Hitler die Heimatdörfer seines Vaters und seiner Großmutter im sogenannten Ahnengau, Döllersheim und Strones, zum militärischen Sperrgebiet. Bis 1942 ließ er dort einen großen Truppenübungsplatz anlegen, die etwa 7000 Einwohner umsiedeln und mehrere Gedenktafeln für seine Vorfahren entfernen. Auch das Ehrengrab seiner Großmutter wurde zerstört, während die Taufakten ihrer Familie erhalten blieben. Dem Journalisten Wolfgang Zdral zufolge wollte Hitler mit all diesen Maßnahmen Zweifel an seinem "Ariernachweis" unterbinden und Inzest-Vorwürfen wegen der Blutsverwandtschaft seiner Eltern vorbeugen.

Wegen der Beförderung des Vaters zum Zollamts-Oberoffizial übersiedelte die Familie im Sommer 1892 in die deutsche Grenzstadt Passau. Im Frühjahr 1895 kehrte die Familie nach Österreich zurück und bezog das Rauschergut in Hafeld, sodass Hitler ab Mai die einklassige Volksschule in Fischlham besuchte. Mit dem Umzug nach Lambach im Juli 1897 absolvierte er die zweite und dritte Klasse und schließlich mit dem Umzug nach Leonding die vierte Klasse. Er galt als guter, aufgeweckter Schüler. Ab 1900 besuchte er die K. k. Staats-Realschule Linz, wo er zweimal wegen Verfehlung des Leistungszieles nicht in die nächstfolgende Klasse aufsteigen konnte. Den Religionsunterricht bei Franz Sales Schwarz verachtete er, nur der Geografie- und der Geschichtsunterricht bei Leopold Pötsch interessierten ihn. In Mein Kampf hob er den positiven Einfluss von Pötsch hervor. In seiner Realschulzeit las Hitler gern Bücher von Karl May, den er zeitlebens verehrte. Sein Vater hatte ihn für eine Beamtenlaufbahn bestimmt und reagierte auf seine Lernunwilligkeit mit häufigen und erfolglosen Prügelstrafen. Da der Vater am 3. Januar 1903 starb, erhielt Adolf einen männlichen Vormund, nämlich den Leondinger Gemeindevorstand Joseph Mayrhofer, Mit dessen Einverständnis schickte die Mutter Hitler im Jahr 1904 auf die Oberrealschule in Steyr. Nach erfolgreich bestandener Nachprüfung im Herbst 1905 hätte Hitler in die fünfte Klasse aufsteigen können, er entschied sich aber, die Schule abzubrechen.

In Linz lernte Hitler durch Mitschüler, Lehrer und Zeitungen das Denken des radikalen Antisemiten und Gründers der Alldeutschen Vereinigung, Georg von Schönerer, kennen. Er besuchte erstmals Aufführungen von Opern Richard Wagners, darunter Rienzi. Dazu äußerte er später: "In jener Stunde begann es." Unter dem Eindruck der Hauptfigur soll er laut seinem damaligen Freund August Kubizek gesagt haben: "Ich will ein Volkstribun werden."

In Mein Kampf stellte Hitler sein Schulverhalten als Lernstreik gegen den Vater dar und behauptete, ein schweres Lungenleiden habe seinen Schulabschluss vereitelt. Die Gewalttätigkeit des Vaters gilt als mögliche Wurzel für seine weitere Entwicklung. Nach dem Zeithistoriker Joachim Fest schwankte er schon in der Schulzeit zwischen intensiver Beschäftigung mit verschiedenen Projekten sowie Untätigkeit und zeigte ein Unvermögen zu regelmäßiger Arbeit.

Nach dem Tod seines Vaters bezog Hitler als Halbwaise ab 1903 eine anteilige Waisenrente. Ab 1905 erhielt er Finanzhilfen von seiner Mutter und seiner Tante Johanna. Anfang 1907 wurde bei seiner Mutter Brustkrebs festgestellt. Der jüdische Hausarzt Eduard Bloch behandelte sie. Da sich ihr Zustand rapide verschlechterte, soll Hitler auf der Anwendung von schmerzhaften Iodoform-Kompressen bestanden haben, die letztlich ihren Tod beschleunigten.

Seit 1906 wollte Hitler Kunstmaler werden und trug später diese Berufsbezeichnung. Er sah sich zeitlebens als verkannter Künstler. Im Oktober 1907 bewarb er sich erfolglos für ein Kunststudium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie. Er blieb zunächst in Wien, kehrte nach Linz zurück, als er am 24. Oktober erfuhr, dass seine Mutter nur noch wenige Wochen zu leben habe. Nach Aussage Blochs und Hitlers Schwester versorgte er den elterlichen Haushalt bis zum Tod der Mutter am 21. Dezember 1907 und sorgte für ihr Begräbnis zwei Tage darauf. Er bedankte sich dabei bei Bloch, schenkte ihm einige seiner Bilder und schützte ihn 1938 vor der Festnahme durch die Gestapo. Als vorgeblicher Kunststudent erhielt Hitler von Januar 1908 bis 1913 eine Waisenrente von 25 Kronen monatlich sowie das Erbe seiner Mutter von höchstens 1000 Kronen. Davon konnte er etwa ein Jahr in Wien leben. Sein Vormund Josef Mayrhofer drängte ihn mehrmals vergeblich, zugunsten seiner minderjährigen Schwester Paula auf seinen Rentenanteil zu verzichten und eine Lehre zu beginnen. Hitler weigerte sich und brach den Kontakt ab. Er verachtete einen "Brotberuf" und wollte in Wien Künstler werden. Im Februar 1908 ließ er eine Einladung des renommierten Bühnenbildners Alfred Roller ungenutzt, der ihm eine Ausbildung angeboten hatte. Als ihm das Geld ausging, besorgte er sich im August von seiner Tante Johanna einen Kredit über 924 Kronen. Bei der zweiten Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie im September wurde er nicht mehr zum Probezeichnen zugelassen. Er verschwieg seinen Verwandten diesen Misserfolg und seinen Wohnsitz, um seine Waisenrente weiter zu erhalten. Deshalb gab er sich bei Wohnungswechseln als akademischer Maler oder Schriftsteller aus. Ihm drohte die Einziehung zum Wehrdienst in der österreichischen Armee.

Nach August Kubizek, der mit ihm 1908 ein Zimmer teilte, interessierte sich Hitler damals mehr für Wagner-Opern als für Politik. Nach seinem Auszug im November 1908 mietete er in kurzen Zeitabständen immer weiter von der Innenstadt entfernte Zimmer an, offenbar weil seine Geldnot wuchs. Im Herbst 1909 bezog er für drei Wochen ein Zimmer in der Sechshauser Straße 56 in Wien. Danach war er drei Monate lang nicht behördlich angemeldet. Aus seiner Aussage in einer Strafanzeige ist ersichtlich, dass er ein Obdachlosenasyl in Meidling bewohnte. Anfang 1910 zog Hitler in das Männerwohnheim Meldemannstraße, ebenfalls ein Obdachlosenasyl. 1938 ließ er alle Akten über seine Aufenthaltsorte in Wien beschlagnahmen und gab ein Haus in einem gehobenen Wohnviertel als seine Studentenwohnung aus.

Ab 1910 verdiente Hitler Geld durch nachgezeichnete oder als Aquarelle kopierte Motive von Wiener Ansichtskarten. Diese verkaufte sein Mitbewohner Reinhold Hanisch bis Juli 1910 für ihn, danach der jüdische Mitbewohner Siegfried Löffner. Dieser zeigte Hanisch im August 1910 wegen der angeblichen Unterschlagung eines Hitlerbildes bei der Wiener Polizei an. Der Maler Karl Leidenroth zeigte Hitler, wahrscheinlich im Auftrag Hanischs, wegen des unberechtigten Führens des Titels eines akademischen Malers anonym an und erreichte, dass die Polizei ihm das Führen dieses Titels untersagte. Daraufhin ließ Hitler seine Bilder von dem Männerheimbewohner Josef Neumann sowie den Händlern Jakob Altenberg und Samuel Morgenstern verkaufen. Alle drei waren jüdischer Herkunft. Der Mitbewohner im Männerwohnheim, Karl Honisch, schrieb später, Hitler sei damals "schmächtig, schlecht genährt, hohlwangig mit dunklen Haaren, die ihm ins Gesicht schlugen", und "schäbig gekleidet gewesen, habe jeden Tag in derselben Ecke des Schreibzimmers gesessen und Bilder gezeichnet oder gemalt.

In Wien las Hitler Zeitungen und Schriften von Alldeutschen, Deutschnationalen und Antisemiten, darunter eventuell die Schrift Der Unbesiegbare von Guido von List. Deren Wunschbild eines vom Schicksal bestimmten, unfehlbaren germanischen Heldenfürsten, der die Germanen vor dem Untergang retten und zur Weltherrschaft führen werde, kann laut Brigitte Hamann Hitlers späteren Anspruch auf Auserwähltheit und Unfehlbarkeit mit erklären. Für Hitler damals zugänglich war auch die Zeitschrift Ostara, die der List-Schüler Jörg Lanz von Liebenfels herausgab, und die von Eduard Pichl verfasste Biografie Georg von Schönerers. Dieser hatte seit 1882 die "Entjudung und Rassentrennung" per Gesetz gefordert, einen Arierparagraphen für seine Partei eingeführt, ein völkisch-rassistisches Deutschtum gegen den Multikulturalismus der Habsburger Monarchie und als Ersatzreligion für das katholische Christentum vertreten. Hitler hörte Reden seines Anhängers, des Arbeiterführers Franz Stein, und seines Konkurrenten, des Reichsratsabgeordneten Karl Hermann Wolf. Beide bekämpften die "verjudete" Sozialdemokratie, tschechische Nationalisten und Slawen. Stein strebte eine deutsche Volksgemeinschaft zur Überwindung des Klassenkampfes an. Wolf strebte ein Großösterreich an und gründete 1903 mit anderen die Deutsche Arbeiterpartei. Hitler hörte und bewunderte auch den populären Wiener Bürgermeister Karl Lueger, der die Christlichsoziale Partei gegründet hatte, für Wiens "Germanisierung" eintrat und als antisemitischer und antisozialdemokratischer "Volkstribun" massenwirksame Reden hielt. Hitler diskutierte 1910 nach Aussagen seiner Mitbewohner im Männerwohnheim über politische Folgen von Luegers Tod, lehnte einen Parteieintritt ab und befürwortete eine neue, nationalistische Sammlungsbewegung. Wieweit diese Einflüsse ihn prägten, ist ungewiss. Laut Hans Mommsen herrschte damals Hitlers Hass auf die Sozialdemokraten, die Habsburgermonarchie und die Tschechen vor. Während bis Sommer 1919 einige wohlwollende Aussagen Hitlers über Juden überliefert sind, griff er ab Herbst 1919 auf antisemitische Klischees zurück, die er in Wien kennengelernt hatte. Seit 1923 stellte er Schönerer, Wolf und Lueger als seine Vorbilder dar.

Im Mai 1913 erhielt Hitler das Erbe des Vaters, etwa 820 Kronen, zog nach München und mietete in der Schleißheimer Straße 34 in der Maxvorstadt ein anfangs mit Rudolf Häusler geteiltes Zimmer. Ein Grund dafür war die Flucht vor der militärischen Dienstpflicht in Österreich. Um diese zu vertuschen, ließ er nach dem Anschluss Österreichs 1938 seine militärischen Dienstpapiere beschlagnahmen. In München las Hitler unter anderem Houston Stewart Chamberlains damals populäre Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts, malte weiterhin Bilder, meist nach Fotografien bekannter Gebäude, und verkaufte sie an eine Münchner Kunsthandlung. Er behauptete später, er habe sich nach einer deutschen Stadt gesehnt und sich zum Architektur-Maler ausbilden lassen wollen. Nachdem die Münchner Kriminalpolizei ihn am 18. Januar 1914 aufgegriffen und beim österreichischen Konsulat vorgeführt hatte, wurde er am 5. Februar 1914 in Salzburg gemustert, als waffenunfähig beurteilt und vom Wehrdienst zurückgestellt.

Liebesbeziehungen Hitlers zwischen 1903 und 1914 sind unbekannt. Kubizek und Hanisch zufolge äußerte er sich in Wien verächtlich über weibliche Sexualität und floh vor Annäherungsversuchen von Frauen. 1906 verehrte er, ohne Kontaktaufnahme, die Linzer Schülerin Stefanie Isak. Später bezeichnete er eine Emilie, vielleicht Häuslers Schwester, als seine erste Geliebte. Auch diese Beziehung stuft Brigitte Hamann als Wunschdenken ein. Hitler soll schon 1908, wie die Alldeutschen, ein Verbot der Prostitution und sexuelle Enthaltsamkeit für junge Erwachsene gefordert und Letztere aus Angst vor einer Infektion mit Syphilis selbst praktiziert haben.

Wie viele andere begrüßte Adolf Hitler im August 1914 begeistert den Beginn des Ersten Weltkriegs. Nach eigener Darstellung hatte er die königliche Kanzlei Bayerns mit einem Immediatgesuch vom 3. August 1914 erfolgreich um die Erlaubnis ersucht, als Österreicher in die Bayerische Armee einzutreten. Am 16. August sei er als Kriegsfreiwilliger dort aufgenommen worden, am 8. Oktober sei er auf den König von Bayern vereidigt worden. Heute wird vermutet, dass Hitlers Staatsbürgerschaft für das bayerische Königreich im Trubel des Kriegsausbruches bei seiner Meldung keine Rolle spielte, zumal er nicht der einzige Österreicher im Regiment war. Möglicherweise wurde er gar nicht danach gefragt. Eine von ihm später behauptete, kurzfristig beantragte österreichische Sondergenehmigung gilt als Legende. Am 1. September 1914 wurde er der ersten Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 16 zugeteilt. Hitler nahm Ende Oktober 1914 an der Ersten Flandernschlacht teil. Am 1. November 1914 wurde er zum Gefreiten befördert und am 2. Dezember 1914 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, weil er am 15. November 1914 mit einem zweiten Meldegänger im Verlauf der Ersten Flandernschlacht nordwestlich von Messines das Leben des unter französischem Feuer stehenden Regimentskommandeurs Philipp Engelhardt geschützt und eventuell gerettet hatte. Ab dem 9. November 1914 bis zum Ende des Krieges diente Hitler als Ordonnanz und Meldegänger zwischen dem Regimentsstab und den Stäben der Bataillone mit 1,5 bis 5 Kilometer Abstand zur Hauptkampflinie, zunächst am Wytschaete-Bogen der Westfront. Entgegen seiner späteren Darstellung war er also kein besonders gefährdeter frontnaher Meldegänger eines Bataillons oder einer Kompanie und hatte weit bessere Überlebenschancen als diese.

Vom März 1915 bis September 1916 wurde er im Sektor Aubers-Fromelles und in der Schlacht von Fromelles eingesetzt. In der Schlacht an der Somme wurde Hitler am 5. Oktober 1916 bei le Barqué durch einen Granatsplitter am linken Oberschenkel verwundet, was später zu zahlreichen Spekulationen über seine Monorchie führte. Er wurde bis zum 4. Dezember im Vereinslazarett Beelitz in Potsdam gesund gepflegt und hielt sich danach zur Pflege in München auf. Später wollte er dort erstmals die schwindende Kriegsbegeisterung in Deutschland bemerkt haben.

Am 5. März 1917 kehrte Hitler zu seiner inzwischen nach Vimy verlegten alten Einheit zurück. Im Frühjahr nahm er an der Schlacht von Arras, im Sommer an der Dritten Flandernschlacht, ab Ende März 1918 an der deutschen Frühjahrsoffensive und an der kriegsentscheidenden zweiten Schlacht an der Marne teil. Im Mai 1918 erhielt er ein Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit und das Verwundetenabzeichen in Schwarz. Am 4. August erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse für einen Meldegang an die Front nach dem Ausfall aller Telefonleitungen. Der Regimentsadjutant Hugo Gutmann, ein Jude, hatte ihm dafür diese Auszeichnung versprochen, der Divisionskommandeur genehmigte sie nach zwei Wochen. Hitler bestritt später, das Eiserne Kreuz I. Klasse im Ersten Weltkrieg getragen zu haben, da es dem Juden Gutmann, laut Hitler "ein Feigling sondergleichen", ebenfalls verliehen wurde. Am 21. August 1918 verließ Hitler das in schwere Kämpfe verwickelte Regiment zu einem einwöchigen Telefonistenkurs in Nürnberg, um daraufhin seinen regulären Heimaturlaub in Berlin anzutreten. Während er später immer wieder auf seine Eindrücke in Berlin zu sprechen kam, verschwieg er den vermutlich erstmaligen Besuch in der späteren Stadt der Reichsparteitage zeitlebens, was zu Spekulationen über Zusammenhänge mit dem aus Nürnberg stammenden Vorgesetzten Gutmann Anlass gab. Am 27. September kehrte er an die Westfront zurück, wo sein Regiment inzwischen von den Auflösungserscheinungen betroffen war, die mit dem Schwarzen Tag des Deutschen Heeres am 8. August an der gesamten Westfront begonnen hatten.

Am Morgen des 14. Oktober 1918 geriet Hitler auf einem Meldegang bei Wervik in Flandern in einen Senfgasangriff, den er auch in Mein Kampf schilderte. Gelangte das Gift in die Augen, schwollen die Lider unter heftigen Schmerzen schnell an, was zur funktionellen Erblindung führte. Kamen keine Komplikationen hinzu, klangen die Symptome wie bei Hitler nach wenigen Wochen oft vollständig ab. Die derart Verwundeten galten als leicht verwundet. Mit dieser Einstufung wurde Hitler unter der Nummer 7361 mit der Diagnose "gasvergiftet" am 21. Oktober in das Reservelazarett Pasewalk, ein Genesungsheim für Leichtverletzte, eingeliefert. Üblicherweise dauerte der Genesungsaufenthalt vier Wochen. Hitler ging am 19. November als kriegsverwendungsfähig zum Ersatzbataillon des 2. Bayerischen Infanterieregiments nach München ab.

Hitler erfuhr in Pasewalk am 10. November von der Novemberrevolution und den Waffenstillstandsverhandlungen von Compiègne, was er zutiefst empört aufnahm. Später bezeichnete er diese Ereignisse im Sinne der Dolchstoßlegende als größte Schandtat des Jahrhunderts, die ihn zu dem Entschluss veranlasst habe, Politiker zu werden. Letzteres gilt als unglaubwürdig, da Hitler damals nahezu mittel- und perspektivlos war, keine Kontakte zu Politikern hatte und den angeblichen Entschluss bis 1923 nie erwähnte.

Hitler verhielt sich laut Zeitzeugen unterwürfig gegenüber Offizieren. "Den Vorgesetzten achten, niemandem widersprechen, blindlings sich fügen", gab er 1924 vor Gericht als seine Maxime an. Er klagte nie über schlechte Behandlung als Soldat und sonderte sich damit von seinen Kameraden ab. Darum beschimpften sie ihn als weißen Raben, als jemanden, der sich für etwas Besonderes hielt oder eine von der Mehrheit abweichende Meinung vertrat. Nach ihren Aussagen rauchte und trank er nicht, redete nie über Freunde und Familie, war nicht an Bordellbesuchen interessiert und saß oft stundenlang lesend, nachdenkend oder malend in einer Ecke des Unterstands.

Die Nationalsozialisten Fritz Wiedemann und Max Amann behaupteten nach 1933, Hitler habe eine militärische Beförderung abgelehnt, für die er als mehrfach Verwundeter sowie Träger des Eisernen Kreuzes erster Klasse in Frage gekommen wäre. Späteres Lob von Hitlers angeblicher Kameradschaft und Tapferkeit durch Kriegskameraden gilt als unglaubwürdig, da die NSDAP sie dafür mit Funktionärsposten und Geld belohnte. Nach seinen Feldpostbriefen missbilligte Hitler den spontanen Weihnachtsfrieden 1914. Am 5. Februar 1915 schilderte er die Kampfhandlungen detailliert und äußerte zum Schluss, er hoffe auf die endgültige Abrechnung mit den Feinden im Inneren. Deutsche Kriegsverbrechen wie Brandschatzung und Massenerschießungen zur Vergeltung angeblicher Sabotage, die 1914 im besetzten Belgien begangen worden waren, stellte Hitler im September 1941 nach Beginn des Russlandfeldzugs im Rückblick deutlich übertrieben dar und bezeichnete sie als vorbildliche Methode zur Partisanenbekämpfung im Osten. Sebastian Haffner nannte Hitlers Fronterfahrung sein "einziges Bildungserlebnis". Ian Kershaw urteilte: "Der Krieg und die Folgen haben Hitler geschaffen." Da Hitler sich 1914 erstmals in seinem Leben ganz einer Sache hingegeben habe, dem Krieg, hätten sich seine schon mitgebrachten Vorurteile und Phobien in der Erbitterung über die Kriegsniederlage ab 1916 entscheidend verstärkt. Thomas Weber urteilt dagegen: "Hitlers Zukunft und seine politische Identität waren noch vollkommen offen und formbar, als er aus dem Krieg zurückkehrte." Am 21. November 1918 kehrte Hitler in die Oberwiesenfeldkaserne in München zurück. Er versuchte, der Demobilisierung des Deutschen Heeres zu entgehen, und blieb deshalb bis zum 31. März 1920 Soldat. In dieser Zeit formte er sein politisches Weltbild, entdeckte und erprobte sein demagogisches Redetalent. Vom 4. Dezember 1918 bis 25. Januar 1919 bewachte Hitler mit 15 weiteren Soldaten etwa 1000 französische und russische Kriegsgefangene in einem von Soldatenräten geleiteten Lager in Traunstein. Am 12. Februar wurde er nach München in die zweite Demobilmachungskompanie versetzt und ließ sich am 15. Februar zu einem der Vertrauensmänner seines Regiments wählen. Als solcher arbeitete er mit der Propagandaabteilung der neuen bayerischen Staatsregierung unter Kurt Eisner zusammen und sollte seine Kameraden in Demokratie schulen. Am 16. Februar nahm er daher mit seinem Regiment an einer Demonstration des "Revolutionären Arbeiterrates" in München teil. Historiker sind sich uneins darüber, ob Hitler am 26. Februar 1919 den Trauerzug für den fünf Tage zuvor ermordeten Eisner begleitete, wie ein unscharfes Foto belegen soll.

Am 15. April ließ Hitler sich zum Ersatzbataillonsrat der Soldatenräte der Münchner Räterepublik wählen, die am 7. April ausgerufen worden war. Nach deren gewaltsamer Niederschlagung Anfang Mai 1919 denunzierte er andere Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung als "ärgste und radikalste Hetzer für die Räterepublik, trug damit zu ihrer Verurteilung bei und erkaufte sich das Wohlwollen der neuen Machthaber. Später verschwieg er seine vorherige Zusammenarbeit mit den sozialistischen Soldatenräten. Diese wird meist als Opportunismus oder Beleg dafür gewertet, dass Hitler bis dahin kein ausgeprägter Antisemit gewesen sein könne. Anders als andere Angehörige seines Regiments schloss er sich keinem der gegen die Räterepublik aufgestellten Freikorps an.

Im Mai 1919 traf Hitler erstmals Hauptmann Karl Mayr, den Leiter der "Aufklärungsabteilung" im Reichswehrgruppenkommando 4. Dieser rekrutierte ihn eventuell kurz darauf als V-Mann. Auf Empfehlung seiner Vorgesetzten nahm er im Sommer 1919 an der Universität München zweimal an antibolschewistischen Aufklärungskursen für Propaganda bei der Truppe teil. So schulten ihn erstmals deutschnationale, alldeutsche und antisemitische Akademiker wie Karl Alexander von Müller, der Hitlers Talent als Redner entdeckte, und Gottfried Feder, der das Schlagwort von der "Brechung der Zinsknechtschaft" geprägt hatte. Durch die Begegnung mit Feder, so schrieb Hitler während seiner Landsberger Festungshaft, habe er "den Weg zu einer der wesentlichen Voraussetzungen zur Gründung einer neuen Partei" gefunden.

Ab 22. Juli sollte Hitler mit einem 26-köpfigen Aufklärungskommando der Münchner Garnison angeblich von Bolschewismus und Spartakismus "verseuchte" Soldaten im Reichswehrlager Lechfeld propagandistisch umerziehen. Seine Reden weckten starke Emotionen, auch mit antisemitischen Äußerungen. Mayr stellte ihn im Frühjahr oder Herbst 1919 Ernst Röhm vor, dem Mitgründer der geheimen rechtsradikalen Offiziersverbindung "Eiserne Faust".

Mayrs V-Leute sollten neue politische Parteien und Gruppen in München überwachen. Dazu besuchte Hitler am 12. September 1919 erstmals eine Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei, kurz DAP. Dort widersprach er heftig der diskutierten Sezession Bayerns vom Reich. Der Parteivorsitzende Anton Drexler lud ihn wegen seiner Redegewandtheit zum Parteieintritt ein. Am 16. September verfasste er einen Brief an Adolf Gemlich, einen Teilnehmer der Lechfelder Kurse, der ihn um eine Stellungnahme zur Judenfrage gebeten hatte. Erst wenige Wochen zuvor hatte sich Hitler zum ersten Mal öffentlich antisemitisch geäußert. Vor 1919 gibt es, abgesehen von einem Feldpostbrief aus dem Jahr 1915, in dem er über Deutschlands "inneren Internationalismus" schimpft, keine Belege für eine antisemitische Haltung Hitlers. Im Brief an Gemlich betonte Hitler, das Judentum sei eine Rasse, keine Religion. "Dem Juden" seien "Religion, Sozialismus, Demokratie nur Mittel zum Zweck, Geld- und Herrschgier zu befriedigen. Sein Wirken wird in seinen Folgen zur Rassentuberkulose der Völker." Mehrfach kam Hitler auf die angebliche Geldgier und den "Tanz ums goldene Kalb" der Juden zurück, durch die alle jene Güter, die nach unserm inneren Gefühl nicht die höchsten und einzig erstrebenswerten auf dieser Erde sein sollen in Gefahr seien. Daher müsse der "Antisemitismus der Vernunft" die Vorrechte des Juden planmäßig und gesetzmäßig bekämpfen und beseitigen. "Sein letztes Ziel aber muss unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein. Zu beidem ist nur fähig eine Regierung nationaler Kraft nur durch rücksichtslosen Einsatz national gesinnter Führerpersönlichkeiten mit innerlichem Verantwortungsgefühl."

Der irische Historiker Brendan Simms betont den antikapitalistischen Ursprung von Hitlers Antisemitismus, der sich in diesem Brief zeige, Kommunismus, Bolschewismus und Sowjetrussland erwähnte Hitler überhaupt nicht.

Hitlers Mitgliedskarte der DAP, datiert vom 1. Januar 1920, mit der vermeintlichen Mitgliedsnummer 7. Laut Anton Drexler wurde die Nummer 555 herausretuschiert und die Nummer 7 an deren Stelle eingefügt. Hitler trat der DAP im September 1919 bei. Entgegen seiner Behauptung in Mein Kampf war er nicht das siebte Mitglied der Partei, sondern des Arbeitsausschusses der Partei als Werbeobmann. In der ersten überlieferten Parteimitgliederliste vom 2. Februar 1920 trägt er die Nummer 555, was ihn jedoch nicht zum 555. Mitglied macht, denn die Liste beginnt mit der Nummer 501 und ist zudem alphabetisch geordnet.

Was Hitler in Mein Kampf über die Umstände seines Parteieintritts berichtete, ist kritisch zu lesen. Möglicherweise trat er der DAP lediglich auf Geheiß Mayrs bei. In der Rückschau erhöhte Hitler seinen Anteil am Aufstieg der Partei auf Kosten aller anderen Beteiligten. Er sei einer Partei ohne Mitglieder und Organisation beigetreten, die sich in schäbigen Hinterzimmern getroffen habe, und erst er habe daraus kraft seines eigenen politischen Genies eine Massenbewegung zur Rettung Deutschlands geformt. Den Parteiführern Drexler und Karl Harrer sprach er die Inspiration ab. Während Hitler nach ersten erfolgreichen Reden auf Versammlungen in Bierkellern und Gasthäusern auf eine große Massenveranstaltung im Festsaal des Münchner Hofbräuhauses drängte, trat der skeptische Harrer von seinem Posten als "Reichsvorsitzender" zurück. Hitler behauptete später, Harrer habe sich auf einen kleinen politischen Zirkel beschränken wollen und seine, Hitlers, weiter reichenden Pläne blockiert. Offenbar hatte Harrer aber Kontakte zur DNVP geknüpft, während Hitler keine Kooperation mit einem mächtigeren Partner wollte. Vor Hitlers Beitritt zur DAP hatte der antisemitische Schriftsteller Dietrich Eckart bei DAP-Versammlungen gesprochen und sich offenbar des Parteineulings angenommen. Eckart hatte sich in völkischen Kreisen bereits einen Namen gemacht und öffnete Hitler die Türen zur Münchner Gesellschaft. Wohlhabende Geschäftsleute wie der Verleger Julius Friedrich Lehmann, aber auch die Reichswehr in Person von Mayrs Büro und Franz Ritter von Epp finanzierten die klamme Partei. Eckarts Freund Gottfried Grandel sollte später für die Gelder bürgen, die zum Aufkauf des Völkischen Beobachters verwendet wurden. Eckart brachte Hitler mit vermögenden Bewunderern zusammen, die zu großzügigen und treuen Geldgebern für seinen Lebensunterhalt wurden, wie Helene Bechstein, Ehefrau des renommierten Berliner Klavierfabrikanten, oder dem Münchner Verlegerehepaar Hugo und Elsa Bruckmann.

Als die DAP am 24. Februar 1920 zur NSDAP umbenannt wurde, trug Hitler das von ihm, Drexler und Feder verfasste 25-Punkte-Programm vor. Am 16. März 1920 stellte Eckart ihn in Berlin einigen Initiatoren des Kapp-Lüttwitz-Putsches vor, der am Folgetag zusammenbrach. Bei einem weiteren Berlinbesuch 1920 traf Hitler Heinrich Claß, der ihn danach finanziell unterstützte und den Ausbau und die Entschuldung der Parteizeitung Völkischer Beobachter vorantrieb.

Bei seiner Entlassung aus der Reichswehr am 1. April 1920 konnte Hitler von seinen Redehonoraren leben. Er erreichte damals pro Auftritt 1200 bis 2500 Zuhörer und warb neue Mitglieder für die NSDAP an, mit welcher der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund, abgekürzt DVSTB, und die Deutschsozialistische Partei, kurz DSP, damals noch stark konkurrierten. Er hielt Drexler von einer Vereinigung der NSDAP mit der DSP ab und setzte am 7./8. August in Salzburg ein Bündnis mit der österreichischen DNSAP durch, um den alldeutschen Anspruch seiner Partei zu unterstreichen.

In seiner Grundsatzrede Warum sind wir Antisemiten? vom 13. August 1920 erklärte Hitler erstmals ausführlicher seine Ideologie: Alle Juden seien aufgrund ihres angeblich unveränderlichen Rassecharakters unfähig zu konstruktiver Arbeit. Sie seien wesenhaft Parasiten und täten alles zum Erlangen der Weltherrschaft, darunter, so behauptete er, Rassenmischung, Volksverdummung durch Kunst und Presse, Förderung des Klassenkampfes bis hin zum Mädchenhandel. Damit machte er den rassistischen Antisemitismus zum Hauptmerkmal des NSDAP-Programms.

Mit einem langen Regenmantel über dem Anzug, einem "Gangsterhut", einem auffällig sichtbaren Revolver und einer Hundepeitsche machte Hitler bei Münchner Empfängen auf sich aufmerksam. Anhänger beschrieben ihn als "grandiosen Volksredner", der äußerlich irgendwie zwischen Unteroffizier und Handlungsgehilfen, mit gezierter Unbeholfenheit und zugleich so viel Redegewalt vor einem Massenpublikum auftrat. Hitler wandelte die SA von einer "Saalschutztruppe" in eine paramilitärische Schläger- und Einschüchterungstruppe der NSDAP um. Er entwarf Hakenkreuzfahnen und Standarten für Machtdemonstrationen der SA in Stadt und Land.

Im Juni 1921 war er erneut in Berlin, um Geldmittel für seine Partei zu beschaffen. Die NSDAP München lud Otto Dickel, ein sozialreformerisches Parteimitglied aus Augsburg, als Ersatzredner ein und vermittelte ein Treffen am 10. Juli 1921 mit Nürnberger DSP-Abgesandten, um über eine Fusion zu verhandeln. Hitler, den vielleicht Hermann Esser informiert hatte, erschien. Als Eckart, Drexler und andere Dickels Vorschläge zu einer Programmreform begrüßten, verließ er wütend das Treffen. Am 11. Juli trat er aus der NSDAP aus, vielleicht weil er seine besondere Stellung in der Partei zu verlieren fürchtete. Am 14. Juli kritisierte er Dickel und dessen Ansichten in einer ausführlichen Erklärung scharf. Für seinen Wiedereintritt, den Dietrich Eckart vermittelte, forderte er diktatorische Machtbefugnisse in der NSDAP. Eine Mitgliederversammlung beschloss am 29. Juli 1921 eine Satzung mit dem geforderten diktatorischen Prinzip, übertrug Hitler die Parteileitung und schloss Drexler als Ehrenvorsitzenden von den Entscheidungsprozessen aus. Hitlers Vertrauter Amann straffte und zentralisierte die Parteiorganisation. So setzte Hitler seinen Führungsanspruch durch und verhinderte eine Linkswende der Partei. Er war jetzt ein lokaler Parteiführer, den viele Nationalisten, Demokratiegegner und Militaristen unter Intellektuellen, in der Regierung und Verwaltung Bayerns unterstützten. Um seinen Einfluss auszudehnen, hielt er seit 1920 einige Reden vor dem Berliner Nationalklub von 1919 und in Österreich. Durch gezielte Angriffe auf politische Gegner wollte er öffentlich bekannter werden. Am 14. September 1921 störten er und seine Anhänger gewaltsam eine Veranstaltung des separatistischen Bayernbunds im Münchner Löwenbräukeller. Dabei wurde dessen Gründer Otto Ballerstedt verletzt, der ihn daraufhin anzeigte. Hitler wurde am 12. Januar 1922 wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung zu drei Monaten Haft verurteilt, zwei Monate waren bei guter Führung zur Bewährung ausgesetzt. Zwischen dem 24. Juni und dem 27. Juli 1922 verbüßte er seine Strafe in Stadelheim. Bei der Säuberungsaktion im Zuge des "Röhm-Putsches" im Jahr 1934 ließ Hitler Ballerstedt ermorden.

Manche britische und US-amerikanische Presseartikel schätzten ihn damals als potentiell gefährlich, als Vertreter einer "Armee der Rache" oder als "deutschen Mussolini" ein. Als solchen ließ Hitler sich am 3. November 1922, drei Tage nach Mussolinis erfolgreichem Marsch auf Rom, von Hermann Esser in München ausrufen.

Während des Kapp-Putsches 1920 zwang die Reichswehrführung in Bayern die Koalitionsregierung Hoffmann zum Rücktritt. Die neue Regierung unter Gustav von Kahr schlug einen Rechtskurs ein, um aus Bayern die "Ordnungszelle" des Reiches zu machen. Sie gewährte vielen militanten Rechtsextremen wie Hermann Ehrhardt Unterstützung und Unterschlupf. Sie organisierten sich nach der Auflösung der Freikorps im selben Jahr in bewaffneten Einwohnerwehren und vaterländischen Verbänden, die den Sturz der Weimarer Republik anstrebten. Einige bejahten und verübten dazu politische Morde oder Fememorde. Bayern wurde infolge dieser Ereignisse zu einem Hort gegenrevolutionärer, antirepublikanischer Kräfte, die auf eine Beseitigung der parlamentarischen Demokratie drangen. Hitler und die NSDAP waren nur ein Teil dieser breiten, rechten Bewegung.

Sie umfasste auch andere völkische Gruppierungen, die DNVP und Teile der Bayerischen Volkspartei, abgekürzt BVP, und fand starke, teils offene, teils verdeckte Unterstützung im Militär-, Polizei- und Justizapparat. Der bayerische Generalstaatskommissar Gustav von Kahr verfolgte im Krisenjahr 1923 eigene Putschpläne gegen die Regierung in Berlin Zum 17. März 1922 lud der christlich-konservative Bayerische Innenminister Franz Xaver Schweyer die Vorsitzenden der wichtigsten im Bayerischen Landtag vertretenen Parteien zu einer Besprechung, um die Abschiebung des als "staatenlos" gemeldeten Hitlers aus Bayern zu erreichen. Die Vertreter der bürgerlichen Parteien stimmten Schweyers Vorschlag zu, lediglich der SPD-Fraktionschef Erhard Auer war dagegen. Die anderen Parteien gaben Auer nach und daher wurde Hitler nicht des Landes verwiesen. Nachdem die Alliierten 1921 die Auflösung der bayerischen Einwohnerwehren erzwungen hatten, betraute Kahr Otto Pittinger mit der geheimen Fortführung der "Wehrarbeit".Im August 1922 planten Pittinger, der Münchner Polizeipräsident Ernst Pöhner und Ernst Röhm einen Putsch, ausgehend von einer geplanten Massenkundgebung der vaterländischen Verbände gegen das Republikschutzgesetz am 25. August. Diese wurde jedoch kurzfristig verboten, sodass sich nur einige Tausend Nationalsozialisten versammelten. Hitler, der den Putschplan kannte, soll darüber vor Wut geschäumt und angekündigt haben, beim nächsten Mal werde er handeln. Die radikalen Kräfte um Röhm und Ludendorff lehnten Pittingers monarchistisch-föderalistischen Kurs ab und widerstanden zunehmend seinen Versuchen zur Einigung der Wehrbewegung. Zwar schloss sich die NSDAP zunächst der am 9. November 1922 gegründeten "Vereinigung vaterländischer Verbände in Bayern" an, nicht jedoch der Bund Oberland und der Bund Wiking. Im Februar 1923, während der Ruhrbesetzung, gründete sich auf Initiative Röhms die Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände, der sich die NSDAP und SA anschlossen. In ihr übte Hitler maßgeblichen Einfluss aus und definierte als ihre Ziele: "1. Erringung der politischen Macht, 2. Brutale Säuberung des Vaterlands von seinen Feinden im Innern, 3. Erziehung der Nation, geistig dem Willen nach, technisch durch Ausbildung für den Tag, der dem Vaterlande die Freiheit gibt, die Periode des Novemberverrats beendet und unseren Söhnen und Enkeln wieder ein deutsches Reich überlässt.“ Nachdem mehrere völkische Politiker, darunter Hitler, wegen Verstößen gegen das Republikschutzgesetz gerichtliche Vorladungen erhielten, ließ er die bayerische Staatsregierung im April 1923 durch die Arbeitsgemeinschaft ultimativ auffordern, Haftbefehle gegen "vaterländisch gesinnte Männer Bayerns ein für allemal" abzulehnen. Sein Einfluss stieg, als er die SA aus ihrer Verbindung mit Ehrhardts Organisation löste. Hitler forderte als Erster eine nationale Maifeier. Die traditionelle, behördlich genehmigte Demonstration der Linksparteien am Ersten Mai 1923 in München ließ sich jedoch nicht verhindern. Die Kampfverbände beschlossen daher, selbst gewaltsam gegen die Maifeier der Linken vorzugehen. Die 3.000 Bewaffneten, die sich dazu auf dem Oberwiesenfeld versammelt hatten, wurden dort jedoch von Reichswehrtruppen und Landespolizei umstellt und zur Aufgabe gezwungen. Dies schwächte Hitlers Autorität in der NSDAP, so dass er sich eine Weile aus der Öffentlichkeit zurückzog. Im Mai 1923 gründete er mit dem Münchner Stoßtrupp Adolf Hitler eine Garde von Leibwächtern und Schlägern, die aus engen Vertrauten bestand. Beim "Deutschen Tag" am 1. und 2. September 1923 in Nürnberg vereinigten Hitler, Ludendorff und ihre Anhänger den Bund Oberland mit dem Bund Reichskriegsflagge unter Röhm und der SA zum Deutschen Kampfbund. Dieser forderte eine nationale Revolution, bei der es wegen der Erfahrung vom 1. Mai primär darum gehe, von den polizeilichen Machtmitteln des Staates Besitz zu ergreifen. Am 25. September übernahm Hitler seine politische Führung. Bei einem durch Ulrich Wille junior vermittelten Aufenthalt in Zürich im August 1923 redete er vor geladenen Gästen "Zur Lage in Deutschland" und erhielt Spenden zwischen 11.000 und 123.000 Franken, meist in bar und ohne Quittung. Ob die unbekannte Gesamtsumme die Putschvorbereitung der NSDAP ermöglichte, ist ungeklärt. Am 26. September ließ der neue Reichskanzler Gustav Stresemann, DVP, den wirtschaftlich ruinösen passiven Widerstand gegen die belgisch-französische Ruhrbesetzung abbrechen. Daraufhin rief die bayerische Regierung den Ausnahmezustand über Bayern nach Artikel 48 aus und übertrug die vollziehende Gewalt auf Gustav von Kahr als Generalstaatskommissar“ Er sollte offiziell mit seinen speziellen Beziehungen zu bayerischen rechtsradikalen Organisationen und seiner bekannten völkisch-antisemitischen Gesinnung "Dummheiten von irgendeiner Seite" vorbeugen. Als eine seiner ersten Maßnahmen ließ er ostjüdische Familien aus Bayern ausweisen und ihren Besitz konfiszieren.

Ein Artikel mit dem Titel Die Diktatoren Stresemann - Seeckt im Völkischen Beobachter, der die Reichsregierung scharf angriff, ließ den Konflikt zwischen ihr und der Regierung Bayerns eskalieren. Reichswehrminister Otto Geßler, der nach der Verhängung des Ausnahmezustands über das ganze Reich am 27. September die vollziehende Gewalt innehatte, verbot daraufhin den Völkischen Beobachter. Kahr und der Kommandeur der Reichswehr in Bayern, Otto von Lossow, verweigerten diesen Befehl. Am 29. September erklärte Kahr, er werde das Republikschutzgesetz in Bayern nicht länger vollziehen.

Hitler besuchte am 30. September erstmals die Villa Wahnfried. Der "Bayreuther Kreis" um Cosima Wagner unterstützte seinen Putschplan und seinen Anspruch, der ersehnte nationale "Führer" zu werden. Am 7. Oktober versuchte Hitler vergeblich, Lossow und Seißer zum Eintritt in seinen Kampfbund zu bewegen Am 20. Oktober setzte Geßler Lossow ab. Kahr ernannte Lossow daraufhin demonstrativ zum Landeskommandanten und ließ die in Bayern stationierte 7. Reichswehrdivision auf Bayern vereidigen. Dieser offene Verfassungsbruch war ein erster Schritt zur Lösung Bayerns vom Reich. Nach dem Austritt der SPD aus dem Kabinett Stresemann am 2. November 1923 forderte Reichspräsident Friedrich Ebert am 3. November analog zur Reichsexekution gegen das von Kommunisten mitregierte Sachsen, Reichswehrtruppen gegen Bayern einzusetzen. Der Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, lehnte dies ab, da man nicht über ausreichende Kräfte verfüge und Reichswehr nicht gegen Reichswehr marschiere. Seeckt verurteilte zwar den Ungehorsam der bayerischen Reichswehrtruppen, ließ aber Kahr gegenüber durchblicken, dass er vor allem im Interesse der Einheit des Reiches an den verfassungsgemäßen Formen festgehalten habe. Zugleich warnte er Kahr und Lossow, sich nicht zu sehr an den völkischen und nationalen Extremisten zu orientieren. Seeckt war zudem sowohl von Vertretern der Schwerindustrie wie Hugo Stinnes als auch zeitweise von Politikern wie Ebert und Stresemann als möglicher "Notstandskanzler" einer nationalen Diktatur vorgesehen.

Auch das "bayerische Triumvirat" Kahr, Lossow und Oberst Hans von Seißer, Chef der Bayerischen Landespolizei, erwog Putschpläne gegen Berlin. In Absprache mit Kontaktleuten in Norddeutschland hofften sie im Oktober 1923, die Reichsregierung durch militärischen Druck dazu zu bringen, ein nationales Direktorium einzusetzen. Lossow sprach bei einem Treffen mit den Führern der paramilitärischen Verbände am 24. Oktober sogar von einem Marsch auf Berlin, spielte tatsächlich aber vor allem gegenüber dem Deutschen Kampfbund auf Zeit. Zu Beginn des November herrschte indes noch völlige Unklarheit über die etwaige Zusammensetzung des Direktoriums. Während Kahr als Reichspräsident im Gespräch war, wären Hitler und Ludendorff, die ein Direktorium unter ihrer Führung in München wollten, in keinem Fall daran beteiligt worden. Am 3. November stellte Seeckt freilich gegenüber Seißer fest, nichts gegen die rechtmäßige Regierung unternehmen zu wollen. Nach dem 3. November warnte Kahr alle Führer vaterländischer Verbände vor eigenmächtigen Aktionen und lehnte ein Treffen mit Hitler ab. Dieser fürchtete Kahrs Einigung mit der Reichsregierung und verabredete daher am 7. November mit den anderen Kampfbundführern den zeitlich absehbaren Putsch.

Am Abend des 8. November sprach Kahr im Münchner Bürgerbräukeller vor etwa 3000 Anhängern über die Notwendigkeit der Diktatur und des Sturzes der marxistischen Reichsregierung. Hitler ließ das Gebäude von seinem Kampfbund umstellen, verschaffte sich mit Waffengewalt Zutritt, rief die nationale Revolution aus und forderte Kahr, Seißer und Lossow unter vorgehaltener Waffe zu einer Unterredung in einem Nebenraum auf. Das "Triumvirat" war zunächst unwillig die Aktion mitzutragen. Erst nachdem Hitler durch eine kurze Rede im Saal die Stimmung in seinem Sinne gedreht und der mittlerweile eingetroffene Ludendorff Lossow und Seißer überzeugt hatte, erklärte sich auch Kahr bereit, den Putschversuch zu unterstützen und einer provisorischen deutschen Nationalregierung unter Hitlers Führung zuzustimmen. Dass diese Zustimmung allein unter Todesdrohung erpresst worden sei, war eine spätere Schutzbehauptung Kahrs, Lossows und Seißers. Joachim Fest erkennt mit Blick auf Hitlers Inszenierung des Putsches dessen "Neigung zur chargierenden Szene": So fuhr Hitler im roten Mercedes zum Bürgerbräukeller, trug einen langen schwarzen Gehrock und hatte sich sein Eisernes Kreuz angeheftet. Während der Umstellung des Gebäudes positionierte er sich unter großer Anspannung an der Saaltür. Er hielt dabei ein Bierglas in der Hand erhoben und beim Auffahren eines schweren Maschinengewehrs neben ihm nahm er einen letzten dramatisierenden Schluck, warf das Glas mit einem Klirren zu Boden und stürmte dann an der Spitze seines Stoßtrupps mitten in den Saal. Um sich Gehör zu verschaffen, sprang er auf einen Tisch und feuerte mit seiner Pistole in die Decke. Als Hitler sich daraufhin den Weg zum Podium gebahnt hatte, um die nationale Revolution auszurufen, bedrohte er zudem die Anwesenden damit, ein Maschinengewehr auf die Galerie zu stellen, sollte nicht sofort Ruhe einkehren.

Im weiteren Verlauf des Abends ließ Hitler alle anwesenden Mitglieder der bayerischen Landesregierung festsetzen und ernannte Ludendorff zum Oberbefehlshaber der Reichswehr. Dieser ließ das Triumvirat gegen 22.30 Uhr frei, das seine anfängliche Zustimmung einige Stunden später widerrief, als klar wurde, dass die Aktion, deren Zielsetzung sie teilten, dilettantisch vorbereitet war und auf Widerstand stieß. Erst dann trafen sie Maßnahmen zur Niederschlagung des Putsches. SA und Bund Oberland nahmen zahlreiche wirkliche oder vermeintliche Münchner Juden, deren Namen und Adressen aus Telefonbüchern entnommen waren, als Geiseln fest. Obwohl der Münchner Kompaniechef Eduard Dietl, frühes DAP-Mitglied und Ausbilder der SA, und der Offiziersnachwuchs sich weigerten, gegen die Putschisten vorzugehen, gelang es den von Ernst Röhm geführten Kampfbundverbänden in der Nacht zum 9. November nicht, die meisten Münchner Kasernen, den Bahnhof und wichtige Regierungsgebäude zu besetzen.

Seit den Ereignissen vom 1. Mai wusste Hitler, dass ein Putsch ohne Unterstützung von Reichswehr und Polizei aussichtslos war. Um sie und die Bevölkerung doch noch auf ihre Seite zu ziehen und den Umsturz in München zu erzwingen, beschlossen Hitler und Ludendorff, mit bis zu 4000 teilweise bewaffneten NSDAP-Anhängern vom Bürgerbräukeller durch die Innenstadt zum Sitz des Wehrkreiskommandos zu marschieren. Eine Einheit der Landespolizei unter Michael von Godin stoppte diesen Marsch nahe der Feldherrnhalle. In einem kurzen Feuergefecht starben 15 Putschisten und 4 Polizisten sowie ein Unbeteiligter. Eine tödliche Kugel traf den Finanzier der NSDAP, Max Erwin von Scheubner-Richter, der sich bei Hitler untergehakt hatte. Als er stürzte, zog er Hitler mit sich, der sich dabei die Schulter ausrenkte. Dennoch gelang es ihm zunächst, zu fliehen und sich im Haus Ernst Hanfstaengls am Staffelsee zu verstecken. Dort wurde er am 11. November verhaftet. Die schon in neun deutschen Ländern verbotene NSDAP wurde ebenfalls in Bayern und am 23. November reichsweit verboten. Ebert hatte Seeckt trotz dessen Befehlsverweigerung noch am 8. November 1923 den Oberbefehl über die Reichswehr übertragen, damit dieser die bayerische Reichswehr zum Vorgehen gegen die Putschisten bewegen konnte. So bewirkte Hitlers und Ludendorffs Alleingang ungewollt, dass die 7. Division den Zusammenhalt mit der übrigen Reichswehr wahrte, die republikfeindlichen Kräfte gespalten und die Putschpläne des bayerischen "Triumvirats" durchkreuzt wurden. Hitler lernte daraus, dass er die Macht "nicht in totaler Konfrontation mit dem Staatsapparat, sondern nur im kalkulierten Zusammenspiel mit ihm" erreichen konnte und dazu den "Schein der Legalität" wahren musste

Der dilettantisch inszenierte, gescheiterte Putschversuch wurde ab 1933 zum Triumph umgedeutet und jährlich als heroische Tat mit dem Gedenken an die "Blutzeugen der Bewegung" gefeiert.

Ab 26. Februar 1924 begann vor dem bayerischen Volksgericht, nicht vor dem zuständigen Reichsgericht in Leipzig, ein Prozess gegen zehn Putschteilnehmer. Die bayerische Staatsregierung, insbesondere Justizminister Franz Gürtner, der Hitler nach 1933 in gleicher Funktion auf Reichsebene diente, setzte alles daran, die Hintergründe des Putschversuchs zu verschleiern, vor allem die Verwicklung Kahrs, Lossows und Seißers. Weder ihre Verbindungen zu Hitler noch dessen Rolle am 1. Mai 1923 wurden als Gegenstand des Verfahrens zugelassen, sondern ausschließlich die Ereignisse des 8./9. November. Aber selbst die Geiselnahmen und die Tötung der vier Polizisten wurden nicht verhandelt.

Mit dem Vorsitz wurde der deutschnational eingestellte Landgerichtsdirektor Georg Neithardt betraut, der Hitler und den übrigen Angeklagten mit äußerstem Wohlwollen begegnete. So ersetzte er ein erstes Verhörprotokoll Ludendorffs, aus dem dessen monatelange, aktive Putschvorbereitungen hervorgingen, durch ein zweites, in dem er behauptete, von dem Putschplan nichts gewusst zu haben. Indem Neithardt ihm Gelegenheit zu ausführlichen politisch-propagandistischen Statements gab, ermöglichte er es Hitler, sich von Beginn an als treibende Kraft des Putschversuchs darzustellen. Hitler bestritt allerdings den Vorwurf des Hochverrats und behauptete, die "Novemberverbrecher" von 1918 seien die eigentlichen Verräter. Sein scheinbar mutiges Auftreten war die Folge eines Angebots von Neithardt: Dieser hatte Hitler ein mildes Urteil in Aussicht gestellt, falls er die Putschpläne der als Zeugen geladenen Kahr, Lossow und Seißer verschweige. Die "Justizkomödie", wie Hitlers erster Biograf Konrad Heiden den Prozess nannte, endete am 1. April 1924 mit einem Freispruch für Ludendorff und milden Strafen gegen fünf Mitangeklagte wegen Beihilfe zum Hochverrat.

Richter Neithardt hatte schon 1922 den ersten Prozess wegen Landfriedensbruchs gegen Hitler geführt und wusste daher, dass die damalige Haftstrafe noch zur Bewährung ausgesetzt war. Auch dass vier Beamte der Münchner Polizei von den Putschisten erschossen worden waren, wurde nicht zum Gegenstand der Verhandlungen gemacht. In einem Akt der Rechtsbeugung verurteilte er Hitler lediglich zur Mindeststrafe von fünf Jahren Festungshaft mit der Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung und einer Geldbuße von 200 Goldmark. Zudem verweigerte das Gericht seine nach dem Republikschutzgesetz zwingend vorgeschriebene Ausweisung als straffällig gewordener Ausländer, da er eine "ehrenhafte Gesinnung" habe, deutsch denke und fühle, viereinhalb Jahre freiwillig im deutschen Heer Soldat gewesen und dabei verwundet worden sei. Sowohl die Möglichkeit der Strafaussetzung zur Bewährung als auch der Verzicht auf die Ausweisung widersprachen eindeutig den geltenden Gesetzen, die für vergleichbare Taten die Todesstrafe vorsahen.

Hitler genoss während seiner Haft in einem separaten Trakt der Gefangenenanstalt Landsberg am Lech zahlreiche Privilegien. Er hatte engen Kontakt mit Mitverurteilten und durfte mehr Besucher empfangen, als in der Strafvollzugspraxis bis dahin üblich war. Unter Berücksichtigung der Mehrfachnennungen verzeichnet die Besucherliste Hitlers 330 Personen. Die meisten Besucher sprachen nur kurz mit Hitler. Längere Gespräche führte Hitler mit Edwin und Helene Bechstein, Ludendorff, Max Amann und Hermine Hoffmann. Mit politischen Gesinnungsfreunden durfte Hitler regelmäßig vertrauliche Gespräche führen. Besucher bezeichneten seinen Haftraum wegen der vielen Feinkostwaren als "Delikatessenladen". Für seine "Hofhaltung" ließ die Anstaltsleitung sogar zusätzliche Zellen herrichten.

Hitler rechnete fest mit einer Entlassung nach einem halben Jahr zum 1. Oktober 1924. Dem widersprach die Staatsanwaltschaft München, da ein umfangreicher Briefschmuggel aufgedeckt worden war. Dennoch wurde Hitler auf Fürsprache des Leiters der Gefangenenanstalt wegen angeblich guter Führung nach weniger als neun Monaten Haft am 20. Dezember 1924 entlassen. Dass Landsberg Hitlers "Hochschule auf Staatskosten" gewesen sei, gehört zur Legendenbildung um die Festungshaft, die nach 1933 einsetzte. Hitlers Haftstube wurde bis 1937 von 180.000 Personen besucht. Hitler selbst kehrte nur 1934, 1936 und 1938 jeweils unangemeldet in die Haftanstalt zurück.

Bis zum Prozess hatte Hitler sich eher als "Trommler" der völkischen Bewegung gesehen, der den Weg für einen anderen "Retter Deutschlands" wie etwa Ludendorff frei machen sollte. Die Bühne, die das Gericht ihm bot, erlaubte es ihm nun, in eine neue, führende Rolle zu schlüpfen. Durch die Prozessberichte wurde er auch im Norden Deutschlands als radikalster völkischer Politiker bekannt. Seine Anhänger verehrten ihn als Helden und Märtyrer für die nationale Sache. Das stärkte seine Stellung in der NSDAP und sein Ansehen bei anderen Nationalisten. Wegen dieser Zustimmung, des Propagandaerfolgs seiner Verteidigung, seiner Reflexion beim Abfassen von Mein Kampf und des Zerfalls der NSDAP während seiner Haft sah Hitler sich selbst in der Rolle des großen, von vielen erhofften Führers und Retters Deutschlands. Er wollte die NSDAP nach seiner Entlassung als straff organisierte, von anderen Parteien unabhängige Führerpartei neu aufbauen.

Hitler schrieb in seiner Haftzeit 1923/24 weitgehend ohne fremde Hilfe den ersten Teil seiner Programmschrift Mein Kampf. Eine Autobiografie oder einen Ersatz für das 25-Punkte-Programm beabsichtigte er nicht. Der erste Band wurde von 1925 bis 1932 etwa 300.000 Mal verkauft und durch viele Rezensionen in öffentlichen Konflikten weithin bekannt. Beachtet wurden davon jedoch fast nur Hitlers außen- und parteipolitische Ziele, nicht seine Rassentheorie.

Fast kein führender Politiker des Auslands las das Buch. Der 1926 erschienene zweite Band Die nationalsozialistische Bewegung führte Hitlers Vorstellungen zur Außenpolitik, Aufgabe und Struktur der NSDAP genauer aus und wurde noch weniger beachtet. Hitlers zweites Buch von 1928 führte seinen extremen Antisemitismus, Rassismus und seine bevölkerungspolitischen Pläne näher aus, blieb aber unveröffentlicht.

Im ersten Band von "Mein Kampf" entfaltete Hitler seinen seit Sommer 1919 vertretenen Rassenantisemitismus mit dem politischen Ziel einer "Entfernung der Juden überhaupt". Zentralidee war ein Rassenkampf, der die Geschichte der Menschheit bestimme und in dem sich zwangsläufig das Recht des Stärkeren durchsetze. Er verstand die "großen, unvermischten Bestände an nordisch-germanischen Menschen" im deutschen Volkskörper, womit er sich auf die Rassenideologie Hans F. K. Günthers bezieht, als die stärkste, zur Weltherrschaft bestimmte Rasse. Als welthistorischen Todfeind der Arier sah Hitler die Juden: Diese strebten ebenfalls die Weltherrschaft an, sodass es zu einem apokalyptischen Endkampf mit ihnen kommen müsse. Denn da sie keine eigene Kraft und Nation besäßen, trachteten sie, als "Parasit im Körper anderer Völker", alle anderen Rassen zu vernichten. Da dieses Streben in ihrer Rasse angelegt sei, könnten die Arier ihre Rasse nur durch Vernichtung der Juden bewahren. Im letzten Kapitel des zweiten Bandes von Mein Kampf schrieb er über deutsche Juden: "Hätte man zu Kriegsbeginn und während des Krieges einmal zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unserer allerbesten deutschen Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden mußten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Zwölftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hätten vielleicht einer Million ordentlicher, für die Zukunft wertvoller Deutschen das Leben gerettet." Das belegt Hitlers Bereitschaft zum Völkermord.

Aus Hitlers Rassismus folgte seine Ablehnung alles Schwachen als unwertes Leben ohne Lebensrecht: "Der Stärkere hat zu herrschen und sich nicht mit dem Schwächeren zu verschmelzen, um so die eigene Größe zu opfern." Nach außen wertete er die Slawen als minderwertige Rasse ab, die zu Staatenbildung unfähig und darum künftig von höherwertigen Germanen zu beherrschen sei. Nach innen forderte er etwa eine Zwangssterilisation von zeugungsfähigen Erbkranken, Menschenzucht und Euthanasie. So sagte er auf dem Nürnberger NSDAP-Parteitag 1929: "Würde Deutschland jährlich eine Million Kinder bekommen und 700.000 bis 800.000 der Schwächsten beseitigt, dann würde am Ende das Ergebnis vielleicht sogar eine Kräftesteigerung sein." Diese Ideen gehen auf Vertreter der deutschsprachigen Rassenhygiene wie Alfred Ploetz und Wilhelm Schallmayer zurück. Sie betrafen vor allem Menschen mit Behinderungen. Hitlers Vorstellung des "Artfremden, Asozialen oder Entarteten" betraf auch in Mein Kampf ungenannte Gruppen, etwa "Zigeuner" gemeint waren Roma und Jenische, Homosexuelle und christliche Pazifisten wie die Zeugen Jehovas, die Hitler als idealistisch verirrte und darum politisch gefährliche Verweigerer des notwendigen Überlebenskampfs abwertete. Ab 1933 ermordeten die Nationalsozialisten viele Mitglieder dieser Gruppen. Die programmatische Forderung nach der Eroberung von Lebensraum im Osten zielte auf Vernichtung des jüdischen Bolschewismus, wie Hitler das System der Sowjetunion nannte, und die "rücksichtslose Germanisierung" osteuropäischer Gebiete. Gemeint war das Ansiedeln von Deutschen und Vertreiben, "Aussiedlung, Vernichten oder Versklaven" insbesondere der slawischen Bevölkerung. Eine kulturell-sprachliche Assimilation lehnte er als "Bastardisierung" und letztlich Selbstvernichtung der eigenen Rasse strikt ab. Damit hatte er, so Kershaw, "eine feste gedankliche Brücke zwischen der Judenvernichtung und einem auf den Erwerb von Lebensraum gerichteten Krieg gegen Rußland hergestellt“.

Auf dieser ideologischen Basis sollte Osteuropa bis zum Ural als Ergänzungs- und Siedlungsraum für das nationalsozialistische Deutsche Reich gewaltsam erschlossen werden. Hitlers Lebensraumidee knüpfte an Karl Haushofers Theorien zur Geopolitik an und überbot sie, indem er die Eroberung Osteuropas zum primären Kriegsziel der NSDAP und zum Mittel für dauerhafte ökonomische Autarkie und Hegemonie Deutschlands in einem von Grund auf neugeordneten Europa erhob.

Gegen Demokratie, Gewaltenteilung, Parlamentarismus und Pluralismus setzte Hitler ein unbeschränktes Führerprinzip: Alle Autorität in Partei und Staat sollte von einem nicht gewählten, nur per Akklamation bestätigten Führer des Volkes ausgehen. Dieser sollte die ihm untergeordnete Führerebene ernennen, diese wiederum die nächsttiefere Ebene. Die jeweilige Gefolgschaft sollte blind und bedingungslos gehorchen. Diese Führeridee war seit 1800 im modernen Nationalismus entstanden und seit 1900 als Sehnsucht nach einem Volkskaiser oder einem autoritären, kriegerischen Reichskanzler wie Otto von Bismarck im demokratiefeindlichen Lager Allgemeingut geworden.

Hitler hatte sie in Linz als Kult um Georg von Schönerer kennengelernt und in Wien die Wirkung antisemitischer Volksreden Karl Luegers erlebt, den er nun als Vorbild eines "Volkstribuns" hervorhob. Dem Führerprinzip entsprach die paramilitärische Organisation der NSDAP. Er reklamierte die Rolle des nationalen Führers ab November 1922 nach Mussolinis erfolgreichem Marsch auf Rom für sich und übernahm den damit verbundenen "Führerkult" und ein voluntaristisches Politikverständnis aus dem italienischen Faschismus. Demgemäß behauptete er, er habe seine Ideologie in Wien bis 1913 als Autodidakt erworben und dieses "granitene Fundament" seines Handelns seither kaum verändert. Schönerer und Lueger hätten ihm zwar die Augen für die Judenfrage geöffnet und ihn gelehrt, die Juden in allen Varianten als fremdes Volk zu betrachten, aber durch eigenes Forschen habe er die Identität von Marxismus und Judentum erkannt und so seinen instinktiven Hass bis 1909 zu einer Weltanschauung verdichtet.

Hitler blieb trotz Ablehnung der Amtskirchen, die er als Konkurrenz sah und auf ideologischer und organisatorischer Ebene sich unterzuordnen suchte, zeitlebens Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Rhetorisch bekannte er sich zu einem persönlichen Gott, den er als "Allmächtigen oder Vorsehung" bezeichnete und als in der Geschichte wirksame Macht verstand. Er habe das deutsche Volk geschaffen, zur Herrschaft über die Völker bestimmt und Einzelpersonen wie ihn selbst zu seinen Führern auserwählt. Damit übertrug er die biblische Erwählung des Volkes Israel auf das Deutschtum und integrierte sie in das rassistische Weltbild des Nationalsozialismus. Für dieses beanspruchte er in der Politik einzige und totale Geltung. Der Philosoph Hermann Schmitz charakterisiert Hitler in Adolf Hitler in der Geschichte als antichristlich. Zum Beleg zitiert er unter anderem Joseph Goebbels Tagebucheintrag vom 8. April 1941: "Der Führer ist ein ganz auf die Antike ausgerichteter Mensch. Er hasst das Christentum, weil es alles edle Menschentum verkrüppelt hat."

Gemäß dem NSDAP-Programm, das ein überkonfessionelles positives Christentum gegen den jüdisch-materialistischen Geist im Rahmen des Sittlichkeits- und Moralgefühls der germanischen Rasse bejahte, erklärte Hitler den politischen Antisemitismus zum Willen Gottes und sich zu dessen Vollstrecker: "So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn." Diesen Erlösungsantisemitismus behielt er bis zu seinem Suizid unverändert bei und hob ihn immer wieder als Kern seines Denkens hervor. Aus dem Scheitern der "Los-von-Rom"-Bewegung Schönerers folgerte er: Der Nationalsozialismus müsse beide Großkirchen und ihre Lehren als wertvolle Stützen für den Bestand unseres Volkes respektieren, schützen und konfessionelle Parteipolitik bekämpfen. Gläubige Protestanten und Katholiken könnten ohne Gewissenskonflikte in der NSDAP mitwirken. Schönerers Kampf gegen die Kirche habe die Volksseele missachtet und sei taktisch falsch gewesen, ebenso Luegers Judenmission, statt eine Lösung für die Lebensfrage der Menschheit anzustreben. Als Einfluss nach 1918 lobte er nur Gottfried Feder.

Da Hitler fast alle seine Ideen aus dem Antisemitismus, dem Sozialdarwinismus und pseudowissenschaftlichen Biologismus des 19. und 20. Jahrhunderts übernahm, wird seine Ideologie und sein Aufstieg nicht als Ausnahme, sondern als Bestandteil und Ergebnis dieser Strömungen eingestuft. So war die Gleichsetzung von Sozialdemokraten, Marxisten und Juden in Österreich-Ungarn bei Christsozialen, Deutschnationalen und böhmischen nationalen Sozialisten seit den 1870er Jahren üblich. Viele Einzelmotive seiner frühen Vorträge wie das angebliche Nomadentum der Juden und ihre angebliche Unfähigkeit zu Kunst, Kultur und Staatenbildung entnahm Hitler aus vielfach neu aufgelegten Schriften deutscher Antisemiten, die er 1919/20 vom Münchner Nationalsozialisten Friedrich Krohn ausgeliehen haben kann. Darunter waren H. Naudh, "Die Juden und der deutsche Staat" 12. Auflage 1891, Eugen Dühring "Die Judenfrage als Frage des Racencharakters", 5. Auflage 1901, Theodor Fritsch "Handbuch zur Judenfrage", 27. Auflage 1910, Houston Stewart Chamberlain "Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts" 1899, Ludwig Wilser "Die Germanen", 1913, Adolf Wahrmund "Das Gesetz des Nomadentums und die heutige Judenherrschaft", München 1919 und die deutsche Übersetzung der Protokolle der Weisen von Zion, die Ludwig Müller von Hausen 1919 veröffentlicht hatte. Hitler benutzte die "Protokolle" wie vor ihm Feder als Beweis für die angebliche "jüdische Weltverschwörung".

Um die Nationalsozialisten als unglaubwürdige Heuchler zu entlarven, betonten politische Gegner den Widerspruch von Hitlers Rassenideal zu seinem Aussehen. So zitierte Fritz Gerlich in der katholischen Zeitung Der gerade Weg 1932 ein "Gutachten des „Rassenhygienikers" Max von Gruber von 1923, "Gesicht und Kopf schlechte Rasse, Mischling", und kam anhand der Rasse-Kriterien von Hans F. K. Günther zu dem Ergebnis, Hitler gehöre einer "ostisch-mongolischen Rassemischung" an. Gerlich wurde vor allem wegen dieser Kritik 1934 ermordet. Auch Kurt Tucholsky bezeichnete Hitler 1932 als "hergelaufenen Mongolenwenzel". Die Kritik an Hitlerkult und NS-Ideologie lebte nach 1933 als lebensgefährlicher Flüsterwitz fort: "Blond wie Hitler, groß wie Goebbels, schlank wie Göring und keusch wie Röhm."

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