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Zwanzig Jahre: Die Henker E-Book

Roman Just

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Beschreibung

Inhalt: Biografien und Werdegänge von den Größen in der Zeit des Nationalsozialismus. In diesem Teil werden die Kommandanten der Konzentrationslager beschrieben. Fassungslos macht die Unmenschlichkeit, die zu 99,99% bei 64 Henkern zu Tage tritt. Überwiegend lassen sich menschliche Abgründe lesen, die fassungslos machen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Zur Person:

Die Henker

Hans Aumeier

Richard Baer

Hermann Baranowski

Hans Bothmann

Alois Brunner

Karl Buck

Anton Burger

Karl Chmielewski

Heinrich Deubel

Irmfried Eberl

Theodor Eicke

Walter Eisfeld

Hermann Florstedt

Otto Förschner

Kurt Franz

Karl Fritzsch

Albert Konrad Gemmeker

Wilhelm Gideon

Wilhelm Göcke

Amon Göth

Adam Grünewald

Adolf Haas

Max Hähnel

Fritz Hartjenstein

Johannes Hassebroek

Hans Helwig

Gottlieb Hering

Paul Werner Hoppe

Rudolf Höß

Hans Hüttig

Heinrich Jöckel

Anton Kaindl

Karl Otto Koch

Max Koegel

Josef Kramer

Karl Künstler

Herbert Lange

Arthur Liebehenschel

Hans Loritz

Max Pauly

Alexander Piorkowski

Hermann Pister

Paul Otto Radomski

Karl Rahm

Franz Reichleitner

Arthur Rödl

Eduard Roschmann

Albert Sauer

Albert Sauer

Johann Schwarzhuber

Siegfried Seidl

Franz Stangl

Fritz Suhren

Günther Tamaschke

Richard Thomalla

Hilmar Wäckerle

Martin Weiß

Eduard Weiter

Jakob Weiseborn

Christian Wirth

Franz Ziereis

Egon Zill

Hinweise

Impressum

Zwanzig Jahre

Die Henker

Über den Autor

Roman Just ist in der Welt der Literatur in verschiedenen Genres unterwegs. Mit den Thrillern der "Tatort-Boston-Reihe" hat er den Einstieg in die Literaturwelt begonnen, sie dann mit den "Gelsenkrimis" fortgesetzt. Neben den Thrillern und Krimis arbeitet er an einer mehrteiligen Dystopie und einer historischen Familiensaga, hinzu kommen Ausflüge in andere Genres.

Der Autor und bekennender Selfpublisher ist Jahrgang 1961, lebt in Gelsenkirchen, leidet mit dem vor Ort ansässigen Fußballclub seit 1971 zu allen Zeiten mit, spielt außerdem gerne mit Mitmenschen Schach und beschäftigt sich leider nur noch gelegentlich mit der Astronomie.

Der Selfpublisher betreibt auf seiner Homepage zu allen seinen veröffentlichten Titeln Leserunden, außerdem bietet er einen Leserkreis, an dem ebenfalls aktiv teilgenommen werden kann.

Mehr über den Autor und seine Titel gibt es hier:

https://www.gelsenkrimi.de

https://www.gelsenkrimi.de/ueber-mich

https://www.gelsenkrimi.de/leserkreis

https://www.gelsenkrimi.de/gelsenshop

Zur Person:

Sternzeichen: Jungfrau

Gewicht: Im Moment viel zu viel

Erlernter Beruf: Kellner

Derzeit tätig als: Autor/Selfpublisher

Charaktereigenschaften: Impulsiv/Hilfsbereit

Laster: Nie zufrieden mit einem Ergebnis

Vorteil: Meistens sehr geduldig

Er mag: Klare Aussagen

Er mag nicht: Gier und Neid

Er kann nicht: Den Mund halten

Er kann: Zuhören

Er verachtet: Tyrannen und selbstverliebte Subjekte

Er liebt: Das Leben

Er will: Ziele erreichen

Er will nicht: Unterordnen

Er steht für: Menschlichkeit

Er verurteilt: Hass, Mobbing, Eitelkeit

Er denkt: Auch Einfaches ist nicht einfach zu erledigen

Er meint: Die Achtung und der Respekt vor der Würde eines Menschen werden durch das Gendern nicht gestärkt. 

Die Henker

Hans Aumeier

Kommandant des KZ Vaivara

H

ans Aumeier, geboren am* 20. August 1906 in Amberg, starb am 24. Januar 1948 in Krakau. Er war ein deutscher SS-Führer und Kriegsverbrecher, der in leitender Funktion in mehreren Konzentrationslagern eingesetzt wurde.

Aumeier brach seine Schullaufbahn bereits nach sechs Jahren ab und arbeitete danach als Eisendreher in der Gewehrfabrikation, unterbrochen von Phasen der Arbeitslosigkeit. Aumeier gehörte der SA an und wurde dort kurzzeitig hauptamtlich tätig. Im August 1929 wurde Aumeier Mitglied der SS und gehörte bald nach seinem SS-Beitritt dem Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler in München an. In der SS stieg Aumeier 1944 bis zum SS-Sturmbannführer auf. Zum 1. Dezember 1929 trat Aumeier der NSDAP bei. Nach der Gründung des KZ Dachau im Jahr 1933 durchlief Aumeier als Angehöriger des 1. Wachbataillons "Oberbayern" dort die "Dachauer Schule" von Theodor Eicke.

Ab April 1936 gehörte Aumeier dem 4. SS-Totenkopfregiment "Ostfriesland" beim KZ Esterwegen an und wechselte im Dezember 1936 ins KZ Lichtenburg, wo er als Kompanieführer beim 2. SS-Totenkopfregiment "Elbe" ebenfalls zur Bewachung des Konzentrationslagers eingesetzt war. Danach wurde Aumeier beim 3. SS-Totenkopfregiment "Thüringen" in gleicher Funktion beim KZ Buchenwald eingesetzt, bevor er Anfang August 1938 zum KZ Flossenbürg versetzt wurde und dort als Schutzhaftlagerführer tätig war.

Am 1. Februar 1942 löste Aumeier Karl Fritzsch auf dem Posten des Schutzhaftlagerführers im Stammlager des KZ Auschwitz ab und übte diese Funktion bis zum 16. August 1943 aus. Aumeier gab den Kapos weitreichende Befugnisse, was zu einer Steigerung des Lagerterrors führte. Er führte die strafweise Tortur der Stehzellen in Block 11 ein und erschoss Häftlinge an der Schwarzen Wand. Für Massenerschießungen und Selektionen im Stammlager Auschwitz war Aumeier mit verantwortlich und nahm nach dem gescheiterten Aufstandsversuch der Strafkompanie im Juni 1942, ebenso wie Otto Moll und Franz Hößler, an der Ermordung der Überlebenden des Aufstandes teil. Wegen Diebstahls und Korruption wurde er auf Veranlassung von Rudolf Höß noch Mitte August 1943 nach Estland in das neu geschaffene KZ Vaivara versetzt, wo er bis zu der Evakuierung des Lagers im Sommer 1944 der Lagerkommandant war.

Dort führte die Lagerleitung unter Aumeier Selektionen durch, welchen Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Danach war er für die Lager des KZ-Außenlagerkomplexes Kaufering, Außenstellen des KZ Dachau, zuständig. Im Januar 1945 übernahm Aumeier als Kommandant das Polizeihäftlingslager Grini in Norwegen, das bis zum 8. Mai 1945 existierte. Während seiner letzten Station soll sich Aumeiers Verhalten erheblich verändert haben, da er sich nun fast human zeigte und auch Verhandlungen mit dem Roten Kreuz führte. Aumeier wurde am 11. Juni 1945 von der britischen Armee in Norwegen verhaftet, in das Internierungslager Staumühle verlegt und dort verhört. Während der Verhöre leugnete er zunächst jegliches Wissen über die Gaskammern in Auschwitz, revidierte aber später seine Aussage. Nach der Auslieferung an Polen wurde Aumeier im Krakauer Auschwitzprozess vor dem Obersten Nationalen Tribunal Polens zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 24. Januar 1948 durch Hängen vollstreckt.

Richard Baer

Kommandant KZ Auschwitz und KZ Dora-Mittelbau

R

ichard Baer, geboren 9. September 1911 in Floß, Oberpfalz, gestorben am 17. Juni 1963 in Frankfurt am Main, war ein deutscher Sturmbannführer der Waffen-SS und letzter Kommandant der Konzentrationslager Auschwitz sowie Mittelbau-Dora.

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm er mit der SS-Division "Totenkopf" am Westfeldzug und dem Überfall auf die Sowjetunion teil. Infolge einer Kriegsverletzung kehrte er zum bereits zuvor versehenen Dienst in einem Konzentrationslager zurück und stieg im Frühjahr 1942 zum Adjutanten des Lagerkommandanten im KZ Neuengamme auf. Im November wechselte er, ebenfalls als Adjutant, zum Leiter des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes Oswald Pohl. Kurz nach seinem dortigen Ausscheiden im Mai 1944 wurde er Lagerkommandant des Konzentrationslagers Auschwitz bis zu dessen Räumung im Januar 1945. Ab Juli 1944 war er zusätzlich Standortältester der SS in Auschwitz. Von Anfang Februar bis Anfang April 1945 leitete er das Konzentrationslager Mittelbau. Nach Kriegsende konnte Baer zunächst untertauchen, wurde jedoch 1960 im Zuge der Ermittlungen zum ersten Frankfurter Auschwitzprozess als gesuchter Kriegsverbrecher in Untersuchungshaft genommen. Baer, der als Hauptangeklagter für diesen Prozess vorgesehen war, starb noch vor dem Hauptverfahren.

Richard Baer war der Sohn von Karl Baer und dessen dritter Ehefrau Anna, geborene Meierhöfer. Seine Eltern bewirtschafteten einen acht Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb und führten einen Kolonialwarenladen. Aus den beiden vorangegangenen Ehen seines Vaters entstammten zwei Halbschwestern und ein Halbbruder. Er wurde evangelisch erzogen. Von 1917 bis 1924 besuchte er in seinem Heimatort die Volksschule, wobei er mittelmäßige Leistungen zeigte. Nach dem Ende der Schulzeit verließ er 1925 das Elternhaus und machte in Weiden in der Oberpfalz beim örtlich ansässigen Konditorei- und Caféhausbesitzer Fritz Stark eine dreijährige Ausbildung zum Konditor und besuchte zeitgleich die Berufsfortbildungsschule. Nach abgeschlossener Lehrzeit begab er sich als Geselle in Bayern auf mehrjährige Wanderschaft. Zuletzt kehrte er im Winter 1932 wieder zu seinem Lehrbetrieb zurück und kündigte im März 1933 sein Anstellungsverhältnis. Baer trat zum 1. Februar 1931 in die NSDAP ein, in Nachkriegsvernehmungen nannte er als Eintrittsdatum den 18. Dezember 1930. Anlass für den Parteibeitritt war laut Baers Aussage von Ende Dezember 1960 die Beerdigung eines Nationalsozialisten, der Vater eines Schulfreundes gewesen war. Dabei habe ihn der Aufmarsch von uniformierten und mit Fahnen ausgestatteten Parteimitgliedern fasziniert. Am 1. Juli 1932 wurde er Mitglied der Allgemeinen SS. In der örtlichen SS traf er auf den späteren KZ-Lagerkommandanten Martin Gottfried Weiß. Die zehn bis zwölf Angehörigen des SS-Sturms in Weiden trafen sich zunächst während ihrer Freizeit einmal wöchentlich zu Wehrsportübungen. Unter der Leitung von Weiß bot die kleine SS-Truppe an Wochenenden in den umliegenden Dörfern auf Parteiversammlungen Rednerschutz.

Baer gab später nach seiner Festnahme in Vernehmungen an, nicht aus politischen Gründen der Allgemeinen SS beigetreten zu sein. Ihm habe dort die soldatische Disziplin und die Freude am Soldatenspielen gefallen, das habe damals Spaß gemacht. Im Alltag spielte seine Zugehörigkeit zur SS zunächst keine Rolle, so legte Baer seine SS-Uniform erst im Vereinslokal an.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten dienten sich die meisten Männer des Weidener SS-Sturms dem Ortsgruppenleiter als Hilfspolizisten an und patrouillierten gemeinsam mit regulären Polizeibeamten durch Weiden. Zusammen mit einigen Hilfspolizisten wurde Baer am 19. April 1933 zum Wachdienst ins KZ Dachau versetzt, wo ihm unter Theodor Eicke militärischer Drill, weltanschauliche Schulung und systematisierter Terror gegenüber Häftlingen zur Befähigung für den Lagerdienst vermittelt wurden.

Bei späteren Vernehmungen beschrieb er die Schulung für den Wachdienst im KZ Dachau als sehr streng und er sei dort mit seinen Kameraden mächtig geschliffen worden: "Je mehr wir geschliffen wurden, je stolzer waren wir darauf". Im Verlauf des Jahres 1934 wurde Baer dem Wachsturmbann Brandenburg in Oranienburg zugeteilt und verrichtete unter anderem im KZ Columbia-Haus, einem Gefängnis der Gestapo, vom 20. Dezember 1934 bis zum 31. März 1935 Wachdienst.

Ab 1937 war er Zugführer bei der Wachmannschaft des KZ Sachsenhausen. Von der 2. SS-Totenkopfstandarte Brandenburg wurde er Anfang März 1938 nach einem Lehrgang zur 3. SS-Totenkopfstandarte Thüringen abkommandiert, wo er als Zugführer und Ausbilder bei der Wachmannschaft des KZ Buchenwald eingesetzt war. Zuletzt war er Kompanieführer der 4. Polizeiverstärkungskompanie. Innerhalb der SS war er im September 1938 mittlerweile bis zum SS-Untersturmführer aufgestiegen. Ab Ende 1938 leitete er den Wachtrupp im neu errichteten KZ Neuengamme, zu diesem Zeitpunkt noch Außenlager des KZ Sachsenhausen. Der ihm unterstellte Wachtrupp führte Aufsicht über ein 100 Menschen umfassendes Häftlingskommando, das in einer Ziegelei Zwangsarbeit verrichten musste.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde er im Mai 1940 nach Korbach zur SS-Totenkopfdivision versetzt und nahm am Westfeldzug teil. Danach war er bei den Besatzungstruppen in Frankreich kurzzeitig Standortkommandant und wurde am 9. November 1940 SS-Obersturmführer. Nach einem Kompanieführerlehrgang und der Verlegung seiner Einheit nach Ostpreußen im Juni 1941 führte er während des Überfalls auf die Sowjetunion eine Kompanie der SS-Totenkopfdivision. Am 17. November 1941 erlitt er bei Gefechten in Demjansk einen Oberschenkeldurchschuss. Im Dezember 1941 wurde er ins KZ Neuengamme zurückverlegt, wo er seine Kriegsverletzung im Offizierslazarett auskurierte und anschließend verblieb.

Am 6. Januar 1942 ehelichte er die Verkäuferin Maria L. aus Hamburg-Bergedorf, die Tochter eines Malermeisters, die er seit dem Winter 1938/39 kannte. Das Paar blieb kinderlos. Anfang 1942 verkaufte er seinen Erbteil des elterlichen Hofes und verpachtete dort weiteres Land an das nahe gelegene KZ Flossenbürg. Auf den Teichgrundstücken musste ein Häftlingskommando des KZ Flossenbürg eine Forellenzucht aufbauen. Der ihm bereits vom SS-Sturm Weiden bekannte und nun als Lagerkommandant des KZ Neuengamme fungierende Martin Weiß machte Baer im Frühjahr 1942 zu seinem Adjutanten. Obwohl formell eigentlich der Schutzhaftlagerführer Stellvertreter des Lagerkommandanten war, übernahm Baer diese Funktion im KZ Neuengamme. Baer wurde bis Anfang April 1942 als Angehöriger der SS-Totenkopfdivision geführt und danach bei einem SS-Ersatzbataillon. Offiziell gehörte er erst ab dem 1. Juli 1942 als Adjutant dem SS-Sturmbann Neuengamme an. Nachdem Weiß Anfang September 1942 die Lagerkommandantur im KZ Dachau übernommen hatte, leitete Baer bis zum Eintreffen des neuen Lagerkommandanten Max Pauly für zwei Monate vertretungsweise das KZ Neuengamme.

Im KZ Neuengamme beteiligte er sich nach Aussagen KZ-Überlebender an der Selektion kranker und arbeitsunfähiger Häftlinge im Rahmen der Aktion 14f13. Ende September 1942 wurden im Arrestbunker des Lagers 197 sowjetische Kriegsgefangene mit Giftgas ermordet.

Anfang November 1942 wurde Baer ins KZ Auschwitz versetzt, wo er als Adjutant des Lagerkommandanten Rudolf Höß vorgesehen war. Nach wenigen Tagen wurde er von dort wieder abkommandiert und am 13. November 1942 als Adjutant von Oswald Pohl, dem Leiter des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes, kurz WVHA, eingesetzt. Zu dieser Entscheidung hatten Pohl Richard Glücks, Gerhard Maurer, Baers Bekannter Weiß und auch Höß geraten. Laut Baers Aussage im Dezember 1960 habe er sich gegenüber Glücks, dem Leiter der Inspektion der Konzentrationslager, verwundert darüber gezeigt, dass er als Soldat und ohne Kenntnisse als Verwaltungsführer für diesen Posten ausgewählt wurde. Glücks habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass Pohl "gerade einen Frontoffizier als Adjutanten" suche. Baer zeigte sich ausgesprochen ehrgeizig in dieser Funktion, besuchte die verschiedenen Konzentrationslager und war über die dort herrschenden Zustände sowie den Holocaust im Bilde.

Im April 1944 übergab Baer im KZ Auschwitz persönlich einen von Pohl verfassten Brief an den Lagerkommandanten Arthur Liebehenschel, um ihn zur Trennung von seiner Lebensgefährtin Anneliese Hüttemann zu bewegen. Liebehenschel hatte sich wegen Hüttemann im Dezember 1943 von seiner Ehefrau scheiden lassen und die Familie verlassen. Seine neue Lebensgefährtin galt für einen SS-Führer als nicht standesgemäß, da sie 1935 wegen Rassenschande in Schutzhaft genommen worden war. Liebehenschel wurde im Mai 1944 schließlich als Lagerkommandant in das bereits geräumte KZ Majdanek versetzt. Diese Affäre bot wohl nur den Anlass für die Versetzung, wahrscheinlich war diese jedoch durch Liebehenschels Abschaffung von etlichen Maßnahmen der Lagerbeherrschung motiviert.

Im Mai 1944 ordnete Pohl im KZ Auschwitz Personalwechsel der dort eingesetzten Lagerkommandanten an, lediglich Heinrich Schwarz blieb als Lagerkommandant des KZ Auschwitz-Monowitz auf seinem Posten. Auf Liebehenschel folgte am 11. Mai 1944 Pohls Vertrauter Baer als Lagerkommandant des Stammlagers.

Laut einem Schreiben Pohls habe Baer somit "eine der verantwortungsvollsten Stelle des KL.-Wesens erhalten". Drei Tage zuvor hatte Josef Kramer im KZ Auschwitz-Birkenau seinen Vorgänger Friedrich Hartjenstein in dieser Funktion abgelöst. Zeitgleich mit Kramers Antritt wurde Höß Standortältester im KZ Auschwitz und damit Vorgesetzter der dort eingesetzten Lagerkommandanten. Höß organisierte ab diesem Zeitpunkt im KZ Auschwitz-Birkenau für knapp drei Monate die sogenannte Ungarnaktion, den Massenmord an den ungarischen Juden. Daneben war er mit der Einarbeitung der neu eingesetzten Lagerkommandanten befasst. Nach dem Weggang von Höß wurde Baer am 29. Juli 1944 Standortältester im KZ Auschwitz. Zuvor war Baer am 21. Juni 1944 zum SS-Sturmbannführer der Waffen-SS befördert worden, seinem höchsten innerhalb der SS erreichten Rang.

Nachdem das Interessengebiet des KZ Auschwitz im Juni 1943 eigenständiger Amtsbezirk geworden war, wurde Baer als Kommandant des Stammlagers wie seine Vorgänger Liebehenschel und Höß entsprechend Amtskommissar. Seit Mai 1944 war sein Adjutant Karl Höcker, in dessen Auschwitzalbum Aufnahmen von Baer und anderen SS-Führern der Lager-SS im KZ Auschwitz enthalten sind. Unter Baers Lagerführung wurden die von Liebehenschel abgeschwächten Instrumente der Lagerbeherrschung wieder erheblich verschärft, beispielsweise wurden statt politischer Häftlinge nun als kriminell klassifizierte Häftlinge mit Funktionsposten betraut. Baer nahm auch an Selektionen im KZ Auschwitz-Birkenau teil. Der im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 1944 intensivierte Lagerterror gegenüber den Häftlingen hing auch mit vermehrten Fluchtversuchen sowie Fluchten und verstärkter Widerstandstätigkeit inner- und außerhalb des Lagers zusammen. So wurde die unter seinem Vorgänger ausgesetzte Hinrichtung von Häftlingen, die bei Fluchtversuchen oder nach ihrer Flucht wiederaufgegriffen worden waren, erneut praktiziert.

Im Zuge einer erneuten Umstrukturierung des Lagerkomplexes Auschwitz wurde Baer am 25. November 1944 Kommandant des mit dem Stammlager zusammengeführten Auschwitz-Birkenau, das nun als KL Auschwitz bezeichnet wurde. Kurz zuvor hatte Heinrich Himmler infolge des für das nationalsozialistische Deutsche Reich ungünstigen Kriegsverlaufs die Einstellung der Vergasungen im KZ Auschwitz-Birkenau verfügt, und seitens der Lager-SS wurden dort anschließend die Krematorien und Vergasungsanlagen abgebaut. Diese Maßnahmen standen im Zusammenhang mit der bevorstehenden Räumung des gesamten Lagerareals, die ab Herbst 1944 wegen der vorrückenden Roten Armee organisiert wurde. Baer war an der Planung und Durchführung der Evakuierung des Lagers beteiligt, die erst im Januar 1945, als unmittelbar Kampfhandlungen bevorstanden, abgeschlossen wurde. Laut einer Nachkriegsaussage des Obersturmführers Wilhelm Reischenbeck wählte Baer persönlich SS-Männer als Leiter von Häftlingskolonnen aus und wies diese an, während des Marsches fliehende und zurückbleibende Häftlinge zu erschießen. Baer selbst fuhr im Zuge der Lagerauflösung mit seinem Kommandanturstab zunächst ins KZ Groß-Rosen, das als ein Ziel der Häftlinge des geräumten Lagers Auschwitz vorgesehen war.

Am 1. Februar 1945 löste Baer Otto Förschner als Lagerkommandanten des KZ Mittelbau ab, der wegen Korruptionsvorwürfen und des wachsenden Einflusses politischer Funktionshäftlinge im KZ Mittelbau als Lagerführer nach Bayern versetzt worden war. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gehörte Baer nicht der Geschäftsführung der Mittelwerk GmbH an. Die Posten innerhalb der Lagerführung besetzte Baer größtenteils mit ehemaligem Führungspersonal des KZ Auschwitz. So wurde erneut Standortarzt Eduard Wirths und Arbeitseinsatzführer Maximilian Sell sowie Schutzhaftlagerführer und damit sein Stellvertreter Franz Hößler. Leiter der Politischen Abteilung wurde Hans Schurz und Karl Höcker erneut Baers Adjutant. Infolge dieses Personalwechsels kam es unter Baers Leitung zu einer Steigerung des Lagerterrors gegen die Häftlinge. Auch wurden zahlreiche von ihnen aufgrund von Sabotage in der Rüstungsproduktion oder Zugehörigkeit zum Lagerwiderstand erhängt. Unter den Hingerichteten befanden sich viele sowjetische Zwangsarbeiter, aber auch einige dem Lagerwiderstand zugerechnete Funktionshäftlinge. Laut dem Historiker Jens-Christian Wagner wurden diese Hinrichtungen vom "Kommandeur der Sicherheitspolizei" Helmut Bischoff befohlen. Unter Baers Lagerkommandantur wurde das KZ-Außenlager Boelcke-Kaserne durch Überstellung kranker und entkräfteter Häftlinge zum Sterbelager des Lagerkomplexes Mittelbau. Das KZ Mittelbau war ab Februar 1945 Zielort kriegsbedingt geräumter Konzentrationslager. Insbesondere aus dem KZ Auschwitz und Groß-Rosen kamen über 9000 Häftlinge im Lager an, zumeist körperlich aufgrund von Hunger und Krankheiten vollkommen entkräftet. In der Endphase des Lagers stieg die Todesrate unter den Häftlingen daher erheblich an. Allein im ersten Quartal des Jahres 1945 gab es etwa 6000 Todesopfer.

Ende März 1945 kam die Rüstungsproduktion im KZ Mittelbau zum Erliegen und ab diesem Zeitpunkt bereitete Baer die Räumung des Lagers vor. Laut dem zweiten Lagerarzt Alfred Kurzke soll es zum Monatswechsel eine von Baer organisierte Zusammenkunft seines Kommandanturstabes gegeben haben, wo ein Plan von Hans Kammler zur Ermordung aller Häftlinge des Lagers erörtert worden sein soll: Vor Ankunft der US-Armee sollten alle Häftlinge in die Stollen des Kohnsteins verbracht und dort ermordet werden. Nach Wagner hat es eine solche Anordnung wahrscheinlich nicht gegeben. Gesichert ist, dass Baer zusammen mit seinem Stellvertreter Hößler ins nahe gelegene Nordhausen fuhr, um dort mit Vertretern der Reichsbahn Modalitäten von Häftlingstransporten im Zuge der Lagerräumung zu besprechen. Während der Luftangriffe auf die Stadt am 3. April 1945 brach sich Baer bei dem Versuch, in einem Haus Schutz zu suchen, den Fußknöchel. Infolge dieser Verletzung kontaktierte er Glücks und es kam zu der Übereinkunft, Hößler die Lagerleitung und damit die Verantwortung für die Räumung des KZ Mittelbau zu übergeben. Baer wurde zum KZ Flossenbürg gefahren, wo sein Bruch versorgt wurde. Kurz darauf besuchte er auf dem elterlichen Gut seine dort befindliche Ehefrau und ließ seinen Bruch weiter ausheilen. Beide wurden Mitte April 1945 zum KZ Dachau befohlen, wo auch Pohl, sein Stab sowie deren Familien eintrafen. Aufgrund seines eingegipsten Fußes fuhr er nach Rücksprache mit Pohl von Dachau zu einem Gut des WVHA nach Sankt Lambrecht in der Steiermark, wo er bis zum Kriegsende verblieb.

Nach Kriegsende plante er gemeinsam mit seiner Frau wieder in seine Heimatstadt zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin wurde er zweimal von Soldaten der US-Armee aufgegriffen und kontrolliert, jedoch nicht als SS-Angehöriger identifiziert und wieder freigelassen. Nach der Ankunft in Weiden schlug sich das Ehepaar nach Südbayern durch, wo Baer auf verschiedenen Bauernhöfen Arbeit fand. Die Gelegenheit, sich einen Falschnamen zuzulegen, ergab sich infolge seiner polizeilichen Abmeldung aus Nabburg, wo er unter seinem echten Namen zuletzt auf einem Bauernhof tätig war. Den mit einem Bleistift vorgenommenen Eintrag seines Abmeldescheins radierte er aus und trug stattdessen den Falschnamen Karl Neumann, geboren am 11. September 1909 in Niederau bei Düren, ein. Im Dezember 1945 gelangte das Ehepaar nach Hamburg, wo er sich auf dem Schwarzmarkt einen Entlassungsschein aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft auf seinen Falschnamen besorgte und sich unter diesem Pseudonym polizeilich anmeldete. Von Anfang 1946 bis zum Sommer desselben Jahres arbeitete er bei einem Bauern in Hohenhorn.

Ab Sommer 1946 war Baer fast durchgehend auf dem Gut der Familie Bismarck im Sachsenwald als Forstarbeiter beschäftigt, kurzzeitig aber auch beim selben Arbeitgeber als Mitarbeiter in der Verwaltung sowie als Holzverkäufer und Hausmeister. In bescheidenen Verhältnissen lebend konnte er 1950 in Dassendorf ein kleines Haus anmieten, das er mit finanzieller Hilfe seines Schwiegervaters 1959 erwarb. Seine Ehefrau lebte in ihrem Elternhaus in Hamburg-Bergedorf und zeitweise inoffiziell bei ihrem Mann. Aufgrund der erheblichen Beteiligung an NS-Gewaltverbrechen und der daraus ersichtlichen Sorge vor Entlarvung vermied Baer Nachbarschaftskontakte und über den Arbeitsrahmen hinausgehende Kollegenkontakte. Durch die Namensänderung und das Abtauchen in den Untergrund konnte sich Baer fast 15 Jahre der Strafverfolgung entziehen.

Während der ab Herbst 1955 laufenden gerichtlichen Voruntersuchungen gegen Wilhelm Reischenbeck wegen der Erschießungen während der Räumung des KZ Auschwitz geriet auch Baer in den Fokus der Ermittler. Reischenbeck hatte bei Vernehmungen angegeben, dass diese Häftlingsmorde von dem Lagerkommandanten "Bär" im Zuge der im Januar 1945 erfolgten Lagerauflösung angeordnet wurden. Trotz Beschlagnahmung der Post von Baers Ehefrau und einer eingeleiteten Fahndung wurde sein Aufenthaltsort nicht ermittelt. Auch weil ein Auschwitzüberlebender angegeben hatte, dass Baer ziemlich sicher verstorben sei, verliefen die Ermittlungen gegen ihn zunächst im Sande. Im Zuge des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses wurde auch gegen Baer ermittelt und am 21. Oktober 1960 von der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ein Haftbefehl erwirkt. Im Rahmen der Fahndung nach Baer veröffentlichte die Strafverfolgungsbehörde im Dezember 1960 sein Foto in mehreren Zeitungen. In diesem Zusammenhang spielten auch die investigativen Recherchen des Journalisten Thomas Gnielka eine Rolle: In einer von ihm verfassten umfangreichen Zeitungsreportage äußerte er die Vermutung, dass Baer irgendwo unter einem falschen Namen das Leben eines Biedermanns führen würde. Für sachdienliche Hinweise zu Baers Aufenthaltsort wurde seitens der Frankfurter Staatsanwaltschaft zudem eine Belohnung von 10.000 DM bereitgestellt. Die Ermittler erhielten mehr als 200 Informationen, von denen drei zielführend waren.

Am Morgen des 20. Dezember 1960 fuhr ein Vertreter der Staatsanwaltschaft in Begleitung zweier Polizisten zu Baers Arbeitsstelle, einem Sägewerk im Sachsenwald. Der dort angetroffene Baer ließ sich widerstandslos festnehmen. Er gab an, Karl Neumann zu sein und entsprechende Identitätsnachweise zu besitzen. Anschließend fuhren die Ermittler gemeinsam mit Baer zu dessen Haus, wo auch seine Ehefrau angetroffen wurde. Nach einer Hausdurchsuchung samt Sicherung von Beweismaterial wurde Baer anhand seiner durch die Kriegsverletzung entstandenen Narbe am rechten Oberschenkel identifiziert. Umgehend gab er zu, der Gesuchte zu sein, und bat darum, als ehemaliger Offizier nicht in Handschellen abgeführt zu werden. Nach Baers Festnahme wurde über den ehemaligen KZ-Kommandanten in der deutschen Presse berichtet. So erschienen Artikel im Stern und in der Süddeutschen Zeitung. Sein Arbeitgeber Otto Fürst von Bismarck gab zu dem Vorgang keine Erklärung ab.

Baer wurde in Untersuchungshaft genommen und infolge seiner Verhaftung kurz darauf nach Frankfurt am Main überstellt. Dort machte er nach Rücksprache mit seinem Anwalt als Beschuldigter während der Vernehmungen zwar bedingt biografische Angaben, sagte aber nicht ausführlich zur Sache aus. Obwohl Baer als Lagerkommandant mitverantwortlich für den Judenmord in Auschwitz war, stritt er während der Vernehmungen seine Beteiligung daran ab.

Für den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess war er als Hauptangeklagter vorgesehen. Laut Voruntersuchungsantrag wurden ihm im Rahmen des Tatkomplexes KZ Auschwitz "Befehle zur Tötung einer Vielzahl von Menschen, insbesondere von Juden aus Ungarn" zur Last gelegt. Auch ehemalige Angehörige der Lager-SS sagten als Zeugen aus, dass Baer als Lagerkommandant und Standortältester Befehlsgewalt über den Lagerkomplex Auschwitz ausübte und dass die Befehle im Zusammenhang des Konzentrationslagers Auschwitz als Massenvernichtungsanstalt von der Kommandantur des Stammlagers ihren Ausgang nahmen. Für den Eichmann-Prozess wurde Baer in deutscher Haft durch einen israelischen Anwalt als Zeuge befragt und gab auch in diesem Zusammenhang an, dass die Judenvernichtung nicht in seinen Verantwortungsbereich gefallen sei. Seinem Anwalt antwortete er auf die Frage nach dem Grund seiner Taten, dass dies prozesshaft geschehen sei: "Als ich einmal auf Urlaub in Hamburg war, sah ich auf der Straße ein kleines Mädchen: Sie sah aus wie eine Flamme. Sie wurde von einer englischen Bombe getroffen. Ich musste mit ansehen, wie sie zu Tode brannte. Und das war noch ehe ich nach Auschwitz kam. So gewöhnt man sich also an alles."

Noch vor Beginn des Hauptverfahrens starb Baer in der Untersuchungshaftanstalt Hammelsgasse am 17. Juni 1963 an Herz- und Kreislaufversagen. Von Alt- und Neonazis wurde später eine natürliche Todesursache angezweifelt.

Überlebende in Auschwitz beschrieben Baer ähnlich wie Höß als "typische KZ-Kommandanten ohne menschliche Gefühle". Der ehemalige Häftlingsschreiber beim Standortarzt Hermann Langbein, der angab, mit Arthur Liebehenschel noch frei über die Lagerverhältnisse gesprochen zu haben, begegnete während einer Vorsprache beim Lagerkommandanten einem schweigsamen Baer. Dem damaligen Lagerältesten im Stammlager, Ludwig Wörl, gelang es trotz wiederholter Bemühungen nicht, mit Baer über die Häftlinge betreffende Fragen in Kontakt zu treten. Wörl schätzte diesen folgendermaßen ein: "Er war der schlechteste Lagerkommandant in Auschwitz. Höß führte bereits ein strenges Regime, während unter Liebehenschel spürbare Erleichterungen geschaffen wurden. Alle Erleichterungen wurden nach dem Eintreffen Baers wieder beseitigt. Er war ein sturer Befehlsausführer, es gab bei ihm keinen Spielraum, innerhalb dessen die Häftlinge, wie bei Liebehenschel, gewisse Vorteile gehabt hätten. Er war noch radikaler als Höß."

Höß, der in der Gefangenschaft zu allen Lagerkommandanten des KZ Auschwitz bis auf Kramer Niederschriften verfasste, beurteilte in diesem Zusammenhang Baer sehr negativ. Insbesondere warf er ihm mangelnden Fleiß vor und seine Privatinteressen über die Dienstgeschäfte gestellt zu haben. Er beschrieb Baer zwar auch als durchsetzungsstark und gewandten Redner, doch sei dieser durch seine Stellung als Adjutant Pohls "machtgierig und überspannt" geworden. Baers Ablehnung, sich als neuer Lagerkommandant in die Dienstgeschäfte einweisen zu lassen, da er der Auffassung war, bereits über ausreichend Erfahrung im Lagerdienst zu verfügen, erregte bei Höß ebenfalls Missfallen.

Der Standortarzt Wirths schrieb Ende November 1944 seiner Frau einen Brief, in dem er Baer einen schlichten und nüchternen Lebensstil attestierte. Die zeitweise in der Standortverwaltung des KZ Auschwitz tätigen SS-Männer Steinmetz und Kieselbach konnten sich durch ihre Funktion einen Eindruck mehrerer Lagerkommandanten in Auschwitz verschaffen und äußerten sich später bei Vernehmungen zum Auschwitzverfahren folgendermaßen: Laut Steinmetz verschlechterten sich die Zustände im Lager nach Baers Dienstantritt sowohl für Häftlinge als auch für die Lager-SS. Kieselbach gab an, dass der Lagerkommandant Liebehenschel sowohl bei Häftlingen als auch bei SS-Männern beliebter gewesen sei. Der Lagerarzt im KZ Mittelbau Alfred Kurzke gab folgenden Sachverhalt zu Protokoll: "Im Verlauf eines Besuchs im Krankenbau des KL Dora sagte Baer zu mir: Kurzke, diese Muselmänner schaffen sie mir beiseite! Bei der Besichtigung des Krematoriums lagen vor dem Eingang ungefähr 70 Leichen von einem Transport von Auschwitz nach Dora. Ja, er frug mich: Wann wird endlich einmal diese Scheiße verbrannt? Diese Aussprüche charakterisieren sein Wesen."

Hermann Baranowski

Kommandant KZ Sachsenhausen

H

ermann Baranowski, geboren 11. Juni 1884 in Schwerin. Gestorben am 5. Februar 1940 in Aue, war erst Schutzhaftlagerführer, dann Lagerkommandant zweier deutscher Konzentrationslager während der Zeit des Nationalsozialismus.

Hermann Baranowskis Vater war Brauereiarbeiter. Nach acht Jahren Volks- und Mittelschule verpflichtete sich Hermann Baranowski 1900 bei der Kaiserlichen Marine. Anfänglich Schiffsjunge, wurde er 1912 zum Deckoffizier und 1916 zum Oberdeckoffizier befördert. Im Ersten Weltkrieg war Baranowski beim Stab des I. Geschwaders, er wurde mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen ausgezeichnet. Nach Kriegsende diente er bei der IX. Minensuch-Halbflottille. Am 30. September 1920 wurde er als Leutnant zur See a. D. verabschiedet. Hintergrund war die Reduzierung der Truppenstärke des Deutschen Reiches auf Grund des Versailler Vertrages. Nach der sehr langen Zeit beim Militär tat sich Baranowski im Zivilleben offenbar schwer: Zuerst fand er eine Anstellung im Büro eines metallverarbeitenden Betriebs in Kiel, später in Hamburg in einem Lebensmittelladen.

1930 sah Baranowski Hitler auf einer Veranstaltung in Hamburg, trat zum 1. Oktober 1930 in die NSDAP und im Dezember 1931 auch in die SS ein. In der SS wurde er mehrfach befördert, eine Beurteilung vom 12. August 1933 bescheinigte: "Etwas Querkopf, aber unbedingt zuverlässig und treu. Der Vater seines Sturmbannes! Zur Beförderung geeignet". Zuletzt war er Führer der 4. SS-Standarte in Altona. In dieser Funktion wurde er am 1. März 1936 abgelöst, möglicherweise wegen eines persönlichen Streits.

Baranowski wurde den SS-Totenkopfverbänden zugeordnet und übernahm im April 1936 als Kommandant das KZ Lichtenburg. Hier kam es offenbar zu Auseinandersetzungen zwischen Baranowski und Mitgliedern der dortigen Wachmannschaft. Theodor Eicke, der Inspekteur der Konzentrationslager, urteilte über Baranowski: "Sein übertriebener Ehrgeiz gibt fortgesetzt zu Reibungen und Auseinandersetzungen mit der SS-Truppe Anlass. Belehrungen mussten sich als zwecklos erweisen, weil das Verhalten des SS-Standartenführers Baranowski auf einen krankhaften Ehrgeiz zurückzuführen ist. Der gute Wille ist B. nicht abzusprechen, jedoch besitzt er nicht das nötige Fingerspitzengefühl." Zum 1. November 1936 wurde er als "Schutzhaftlagerführer" in das KZ Dachau versetzt. In dieser Position gab es keine Berührungspunkte mit der Wachtruppe mehr. Baranowski war für den Betrieb des Lagers, seine innere Ordnung und den Tagesablauf mit den Appellen und damit für die Haftbedingungen zuständig.

Im Jahre 1936 schloss Baranowskis Tochter Charlotte die Ehe mit Paul Werner Hoppe, der später Kommandant der Konzentrationslager Stutthof und Wöbbelin wurde. Am 1. März 1938 wechselte Hermann Baranowski vom KZ Dachau in das KZ Sachsenhausen, wo er zunächst ebenfalls die Position des Schutzhaftlagerführers innehatte und am 1. Mai 1938 der dortige Lagerkommandant wurde. Im September 1939 wurde er zunächst von Walter Eisfeld abgelöst, dem am 1. April 1940 Hans Loritz folgte. Auf sein Betreiben wurde der im KZ Sachsenhausen inhaftierte Zeuge Jehovas August Dickmann wegen angeblicher Kriegsdienstverweigerung am 15. September 1939 ohne vorherigen Prozess öffentlich hingerichtet.

Sein Adjutant in Sachsenhausen, der spätere Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß, äußerte sich nach Kriegsende wie folgt über Baranowski: "Als uralter SS-Führer und Nationalsozialist wurde er mir zum Vorbild. Auch er hatte Momente, in denen seine Gutmütigkeit, sein weiches Herz klar zu Tage traten, und doch war er hart und unerbittlich streng in allen Dienstangelegenheiten. So hielt er mir stets vor Augen, wie das in der SS geforderte harte Muss alle weichen Regungen zum Schweigen bringen musste."

Baranowski starb im Februar 1940 nach längerer Krankheit. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg. Der Grabstein wurde entfernt.

Hans Bothmann

Kommandant Vernichtungslager Chelmno

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ans Bothmann, geboren 11. November 1911 in Lohe-Rickelshof , Dithmarschen, gestorben am 4. April 1946 in Heide, Holstein, war zweiter SS-Kommandant des Vernichtungslagers Kulmhof/Chelmno und eines so genannten SS-Sonderkommandos in dem Dorf Chelmno nad Nerem, deutsch: Kulmhof, im damaligen Landkreis Warthbrücken während der deutschen Besetzung Polens 1939–1945. Bothmann war neben vielem anderen für die Ermordung von über 10.000 Juden aus dem deutschen Reich, Wien, Prag und Luxemburg im Mai 1942 verantwortlich. 1932 war er der Hitlerjugend beigetreten. Ab 1933 war er SS-Mitglied und trat zum 1. März 1935 der NSDAP bei.

Bothmann war Angehöriger der Staatspolizeileitstelle Posen, Poznań, im Rang eines Kriminalkommissars und SS-Hauptsturmführers. Im März/April 1942 löste Bothmann Kriminalkommissar Herbert Lange von derselben Dienststelle als Leiter des "SS-Sonderkommandos Kulmhof" oder "SS-Sonderkommandos X" im Vernichtungslager ab. Bothmanns Zeit in Chelmno bis Ende März 1943 umfasste die Phase der intensivsten Mordtätigkeit.

Nach einem Sonderurlaub im April 1943 kamen alle 85 Angehörigen des "SS-Sonderkommandos X", offenbar auf eigenen Wunsch unter ihrem Kommandeur Bothmann, geschlossen zur 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division "Prinz Eugen". Sie wurden in Jugoslawien im Kampf gegen Partisanen (siehe Jugoslawische Volksbefreiungsarmee) als Feldgendarmerie eingesetzt, wobei die Einheit erhebliche Verluste erlitt. Mitte Februar 1944 vereinbarten der "Reichsführer SS" Heinrich Himmler und Reichstatthalter Arthur Greiser, das Ghetto Litzmannstadt, also Lodz, sollte personell auf ein Mindestmaß verringert werden und dürfe nur so viel Juden, wie sie unbedingt im Interesse der Rüstungswirtschaft erhalten werden müssen, behalten. Zugleich wurde festgelegt: „Die Verringerung wird durch das im Gau schon früher tätig gewesene Sonderkommando des SS-Hauptsturmführers Bothmann durchgeführt werden.“ Himmler werde Befehl erteilen, Bothmann mit seinen Leuten aus dem Einsatz in Kroatien herauszuziehen und dem Gau Wartheland wieder zur Verfügung zu stellen.

Im April 1944 kehrte Bothmann mit einem Teil seiner Männer von der SS-Division Prinz Eugen nach Chelmno zurück. Die bereits beschlossene Verringerung durch das SS-Sonderkommando begann erst Mitte Juni 1944. Zwischen dem 23. Juni und dem 14. Juli 1944 wurden 7.176 jüdische Männer, Frauen und Kinder in zehn Eisenbahntransporten von Litzmannstadt in das wiedereröffnete Vernichtungslager Kulmhof abtransportiert und dort in den Gaswagen ermordet. Als sowjetische Truppen Litzmannstadt eingenommen hatten, erschossen Bothmann und seine Männer in der Nacht vom 17. zum 18. Januar 1945 die letzten noch lebenden jüdischen Arbeiter, die seit Abschluss der Transporte nach Chelmno und Auschwitz ab Ende August 1944 noch mit Aufräumungsarbeiten zur Beseitigung aller Spuren der Vernichtung befasst waren. Bothmanns Kommando setzte sich nach Westen ab, wurde endgültig aufgelöst und auf verschiedene Polizeidienststellen verteilt. Im Februar 1945 wurde Kriminalkommissar Bothmann Leiter des Grenzpolizeikommissariats Flensburg. Zum Ende des Krieges flüchteten noch eine ganze Anzahl weiterer NS-Täter, über die sogenannte Rattenlinie Nord, nach Flensburg.

Bothmann geriet nach Kriegsende in britische Haft und beging am 4. April 1946 in Heide Suizid durch Erhängen.

Alois Brunner

Kommandant Durchgangslager Drancy bei Paris

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lois Brunner, geboren 8. April 1912 in Nádkút, Komitat Vas, Ungarn, Österreich-Ungarn, gestorben zwischen 2001 und 2010 in Damaskus, Syrien, war ein österreichischer SS-Hauptsturmführer. Er war einer der wichtigsten Mitarbeiter Adolf Eichmanns bei der Vernichtung der europäischen Juden, im NS-Jargon Endlösung der Judenfrage. Als Leiter von zu diesem Zweck eingesetzten SS-Sonderkommandos war Brunner zwischen 1939 und 1945 mitverantwortlich für die Deportation von 128.500 Juden aus Wien, Berlin, Griechenland, Frankreich und der Slowakei in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager. In der Literatur wird für ihn mitunter die Kurzbezeichnung Brunner I verwendet, in Abgrenzung zu Anton Brunner, dem Brunner II.

Brunner wurde in Deutsch-Westungarn als Sohn des Bauern Josef Brunner geboren. Von 1918 bis 1927 besuchte er die Volks- und die Bürgerschule und absolvierte anschließend eine kaufmännische Lehre in Fürstenfeld. Zum 29. Mai 1931 trat der damals 19-Jährige in Fürstenfeld in die NSDAP und etwa ein halbes Jahr später auch in die SA ein. Sein Eintritt in die SA kostete ihn, wie er später in einem Lebenslauf angab, 1932 seine Stelle beim Kaufmann in Fürstenfeld. Nachdem er 1932 in Graz einen dreimonatigen privaten Kriminalkurs besucht hatte, war er ab Anfang 1933 zwei Monate lang Bezirksstellenleiter eines Grazer Darlehensverbandes in Hartberg, danach von Mai bis September 1933 Pächter des Hartberger "Kaffeerestaurants Wien", wobei seinen Angaben zufolge das väterliche Erbteil und damit sein gesamtes Vermögen verloren ging.

Im September 1933 reiste Brunner ins Deutsche Reich aus und meldete sich dort bei der Österreichischen Legion. Als Grund für seine Ausreise aus Österreich gab er 1938 in einem NS-Personalfragebogen an, dass er auf Befehl seines Kreisleiters gehandelt habe, da er in der Schweiz einen Posten habe antreten wollen. Bis Juni 1938 blieb er bei der Österreichischen Legion und brachte es in dieser Zeit zum SA-Obertruppführer, vergleichbar dem Rang eines Oberfeldwebels in der Wehrmacht, im Nachrichtensturmbann. Nach dem Anschluss 1938 kehrte er nach Österreich zurück und war im Sommer 1938 für kurze Zeit Außenstellenleiter der Kreisbauernschaften Eisenstadt und Oberpullendorf beim Reichsnährstand in Eisenstadt. Vermutlich auch angesichts des schwindenden Einflusses der SA gegenüber der SS trat er zum 15. November 1938, wie er in seinem Lebenslauf angab, freiwillig der SS bei.

Im November 1938 wurde Brunner der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien zugeteilt, wo er die Sekretärin Anna Röder kennenlernte, die er 1942 heiratete. Zuerst als Mitarbeiter Eichmanns, dann ab 1941 als Leiter der Zentralstelle, organisierte Brunner fortan die Deportation der Wiener Juden in Ghettos und Vernichtungslager im Osten. Januar 1942 wurde er zum Hauptsturmführer befördert. Am 9. Oktober 1942 meldete er, dass Wien judenfrei sei, was bedeutete, dass 180.000 Wiener zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen oder aber bereits in den sicheren Tod geschickt worden waren. Von Oktober 1942 bis Jänner 1943 arbeitete er im Berliner Eichmannreferat und ließ 56.000 Berliner Juden deportieren. Im Februar 1943 wurden er, Dieter Wisliceny und Alfred Slawik versetzt. Von Eichmann in das nach dem Balkanfeldzug 1941 besetzte Griechenland geschickt, organisierten sie als Mitglieder des Sonderkommandos der Sicherheitspolizei für Judenangelegenheiten Saloniki-Ägäis den Transport von 50.000 Juden aus Saloniki in die Todeslager. Neben seiner Menschenjagd fand er immer wieder Zeit, sich an dem Hab und Gut der Verfolgten zu bereichern. Der systematische Raub von Wohnungen, Möbeln und Kunstwerken begleitete sein Wirken vom Anfang bis zum Ende. Schon 1938 zog er mit seiner Verlobten in eine beschlagnahmte Villa im Wiener Nobelbezirk Währing.

Sein nächster Einsatz erfolgte in Paris: Im Juli 1943 wurde er Leiter eines Sonderkommandos der Gestapo im Durchgangs- und Sammellager Drancy. 22 Transporte jüdischer Menschen gingen unter Brunners Kommando nach Auschwitz. In Verhören neuer Ankömmlinge erfuhr er die Namen von weiteren Verwandten der Opfer und ließ ganze Familien verhaften. Er war der Hauptverantwortliche der SS und organisierte den Nachschub für die Vernichtungslager. Brunner leitete die Jagdkommandos, die versteckt lebende Juden aufspürten. Mit Unterstützung des Vichy-Regimes setzte Brunner im Herbst 1943 seine systematische Verfolgung von Juden im unbesetzten Südfrankreich fort. Pro Jude waren 1000 Franc Belohnung ausgesetzt. Hier war unter anderem auch "Judensachbearbeiter" und SS-Obersturmführer Heinz Röthke beteiligt. Die Verhaftungen fanden meistens nachts statt, Folter diente zur Erpressung weiterer Namen. Während die Wehrmacht bereits auf ihrem Rückzug aus Frankreich war, ließ Brunner in der Zeit vom 20. bis 24. Juli 1944 noch 1327 jüdische Kinder in Paris verhaften und deportieren. Als Brunner am 17. August 1944, eine Woche vor der Befreiung von Paris, im letzten Zug aus dem Durchgangslager Drancy mit einundfünfzig deportierten Personen sowie weiterem deutschen Militärpersonal Frankreich verließ, war beabsichtigt, die Deportierten als potenzielle Geiseln zu verwenden.

Brunner hatte 23.500 Juden jeglichen Alters aus Frankreich in die Todeslager verschleppen lassen. Von September 1944 bis Februar 1945 sorgte er für die Zerschlagung der jüdischen Untergrundbewegung in der Slowakei und leitete das KZ Sereď, von wo aus er 12.000 Menschen zur Vernichtung nach Auschwitz deportieren ließ. Außerdem wird vermutet, dass Brunner persönlich Siegmund Bosel während eines Häftlingstransports nach Riga erschossen hat.

Im Frühjahr 1945 traf sich Brunner ein letztes Mal mit Eichmann und dessen verbliebenen Mitarbeitern in Altaussee. Danach versteckte er sich zeitweise in Lembach im Mühlkreis und geriet dann kurzzeitig in Linz in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Brunner flüchtete dann von Linz nach München und arbeitete unter falschem Namen als LKW-Fahrer für die US-Besatzungstruppen. Im Dezember 1945 brachte Brunners Ehefrau die gemeinsame Tochter zur Welt. Ab 1947 arbeitete Brunner in der Zeche Carl Funke in Essen. Als er zum Betriebsrat gewählt werden sollte, drohte seine Identität aufzufliegen. Trotzdem lebte Alois Brunner als "Alois Schmaldienst" bis 1954 in Essen und war sogar polizeilich gemeldet. Ein Verfahren wegen falscher Namensführung wurde angestrengt.

---ENDE DER LESEPROBE---