ERLEDIGT! - Peter Bock - E-Book

ERLEDIGT! E-Book

Peter Bock

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Beschreibung

In 150 fiktiven - realitätsnahen - Situationen wird durch pointierte, humorvolle Darstellung das oft Skurrile unseres Alltags vor Augen geführt.

Das E-Book ERLEDIGT! wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Humor, Satire, Gesellschaftskritik

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Seitenzahl: 750

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Peter Bock

ERLEDIGT !

© 2017 Peter Bock

Verlag und Druck: tredition GmbH, Grindelallee 188, 20144

Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-7439-6391-7

Hardcover:

978-3-7439-6392-4

e-Book:

978-3-7439-6393-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

1. A

2. Abendprogramm

3. Advent Poetry

4. Afrika!

5. Akzeptanz

6. Ansichtskarten

7. BABA

8. Bauer sucht… (I)

9. Bauer sucht… (II)

10. Beste Freundinnen

11. Bridget & Marvin

12. Bruder Martin

13. Cave canem

14. Chic im Alter

15. Das füllt halt doch!

16. Das Land als Familie: Griechenland

17. DDD

18. Der hat doch ´ne Meise!

19. Der Kandidat

20. Diamanten-Hochtiet

21. Die Ärzte sagen einem ja nichts!

22. Die HEGEMA 2024

23. Die Ware Schönheit

24. Doch nicht!

25. Egoist!

26. Ein Experte

27. Ein guter Tropfen?

28. Ein tierisches Abenteuer

29. Ein Vorfall

30. Ein Welttrainer

31. Einbruch

32. Eine Frage der Zeit

33. Eltern

34. Endlich Klarheit

35. Entscheidungen

36. Fahrt ins Blaue

37. Feierabend

38.„Finger“

39. Flirten für 1.499 Euro

40. Freunde

41. Furts? Gau?

42. Gehen

43. Gerade noch rechtzeitig

44. Geschafft!

45. Gold!

46.Grüne Scholle

47. Grund zur Freude?

48. Gutscheine

49. Halt ein geiler Preis!

50. Happy End

51. Held der Arbeit

52. Herzlich willkommen!

53.Hilde hilft

54. Himmel noch mal!

55. Hochbegabt?

56. Höhe 614

57. Hominiden

58. Imagewandel

59. Im Wartezimmer

60. Insomnie?

61. Intertours

62. In vino veritas

63. Kamel-Trekking

64. Kasse oder privat?

65. „Kjakk!“

66. Kochkönig!

67. Kolonie Schachtelhalm

68. Konferenz

69. Kontaktanzeigen

70. Krankenbesuch

71. Kühe mit Migrationshintergrund

72. Kulturverlust

73. Kyno-Logopäden

74. Leistung muss sich lohnen!

75. Letzter Versuch

76. Lieblingsspeise?

77.Literatur pur

78. Live aus dem Olympiastadion

79. Mängelrüge

80. Maier - Müller - Schmidt

81. Mailo - Großer Held auf kleinen Pfoten!

82. Mal muss Schluss sein!

83. Meister Adebar

84. Mensch, Omi!

85.Minimalistische Fülle

86. Mir ist so nach Grüner Woche

87. Misswahl

88. Modern Management

89. Mundraub

90. Musical Partners

91. Mutterliebe

92. Nachfrage

93. Namen sind Schall und Rauch

94. Nebenwirkungen

95.Needles against Need

96. Nepp in der Linde?

97. Neulich auf der A7

98. Noch neuere Rechtschreibung

99. Nouvelle Cuisine! Nouvelle Cuisine?

100. Null Grad

101. Ohrenbeichte

102. Passt!

103. Peinlich!

104. Perfekt!

105. Petzolds

106.Pflanzenwelt

107. Pünktlich

108. Regen in Schleswig-Holstein

109. Reim-Maschine

110. Reisen bildet

111. Rund um den Karolinger-Turm

112. Schaden vorne rechts

113.Schöne Schnauzen

114.Senior Plus

115. Song Contest?

116. Spielerfrauen

117. Staatsbürgerlicher Enkeltrick

118. Stabfeuerzeuge

119. Sterne lügen doch!

120. Sternenhimmel

121. Svetlanas Entscheidung

122. Systemfragen

123. Tax Ranking

124. Taxi!

125. The Best Man

126. Tipps für Führungskräfte

127. Tomcat Valley

128. Twei?

129. Uhlandstraße 34

130. Unentschieden

131. UNESCO-Zwerge

132. United! What else?

133. Unvollständig

134. Verantwortung!

135. Verluste? Welche Verluste denn?

136. Versuch macht klug!

137. Vielleicht ja diesmal

138. Viva España: Urlaub - so nett!

139. Vorbereitungen

140. Was gehört zusammen?

141. Was ist denn bloß los?

142. Wat man glöben deit

143. Welches Programm?

144. Weltdeutsch

145. Wichtige Post

146. Wiehnachn

147. Wir schaffen das!

148. Zu Schulungszwecken

149. Zur Ehrenrettung von Prince Charles

150. Was ich noch sagen wollte…

A

A? Warum nicht A? Irgendwie muss man ja anfangen, oder? Natürlich gibt´s das auch beim Schreiben: horror vacui, die Angst vor der Leere, vor der unbeschriebenen Seite. Ursprünglich meinte Aristoteles damit das Phänomen, dass die Natur kein Vakuum kennt. So wollte man auch auf Gemälden keinesfalls unbemalte Leinwand zulassen, dann lieber - wie in der viktorianischen Kunst oder im Barock - alles überladen. (Erst im 20. Jahrhundert fand sich der Mut zur freien Fläche als Gegenpol zur Angst vor der Leere.)

Und hier und jetzt? Was hilft bei lähmender Umklammerung durch eine Schreibblockade? Wie zwingt man seine Muse herbei?

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Natürlich könnte man das leere Blatt mit Satzzeichen und Symbolen versehen, schon stünde in späteren Schaffensphasen ein Zeichenvorrat für eine angemessene Interpunktion bereit.

als gangbar wird auch ein recht zielloses beginnen angeregt ganz ohne punkt und komma unter verzicht auf bildhafte lexik übliche rechtschreibung und grammatik um sich quasi warm zu schreiben etwa vergleich-bar dem musiker der sich vor dem eigentlichen konzert einspielt oder wie kolumbus seinerzeit einfach loslegen und dann zu sehen wo man landet

Einige meinen, dass jeder Ortswechsel inspirierend sei, statt des ge-wohnten Arbeitszimmers der Garten, ein Zugabteil oder ein Café. Oder genügt das nicht? Sollte man besser das Komplettpaket buchen: Treppe statt Aufzug, mal den ganzen Tag nur die linke Hand nehmen, mit dem unbeliebtesten Kollegen der Abteilung ein Gespräch führen, alte Be-kannte kontaktieren, die man schon seit Ewigkeiten nicht getroffen hat, einen Fremden um Rat fragen, in einem fragwürdigen Lokal irgendwo am Stadtrand zu Mittag essen, ein Buch mit völlig nichtssagendem Titel lesen, …? Warum? Inspiration!

Oder all das gerade nicht? Sollte man möglichst alle Störfaktoren aus-blenden und sich ausschließlich um das Schreiben kümmern, ohne jede Ablenkung von außen, wodurch auch immer?

Hilfe versprechen sich einige von einer eindeutigen Gliederung, die nur das umrissene (und in der Überschrift bereits unmissverständlich be-nannte) Thema verfolgt und weiter nichts! Dem wird entgegnet, dass man besser mitten im Text (In welchem eigentlich?) beginnt. Beim Blick auf irgendwelche Notizen - falls vorhanden - sollte man seiner Intuition nachgeben und denjenigen Aspekt wählen, der spontan anregt. Diesen Punkt später mit anderen zu vernetzen, erweist sich so als vergleichs-weise leichte Aufgabe.

Und wie sind die Großen damit fertiggeworden? Viele haben sich erst-mal einen eingegossen, wenn sie eigentlich schreiben wollten/sollten. Ernest Hemingway, zum Beispiel, hatte dafür immer reichlich Whiskey in Reichweite; nicht zufällig sind auch heute noch etliche Bars rund um den Globus nach ihm benannt. Jack London verhielt sich ähnlich, Fjodor Dostojewski auch, allerdings nahm der eher Wodka - Kunststück.

Wenn es nun partout nicht klappen will, der zündende Funke fehlt? Dann alles rauslassen, fluchen, unendlich jammern: Der festsitzende Frust löst sich unvermittelt, der Gedankenstau ebenso. Da ist er ganz plötzlich, der Flow! Wie von allein finden die Zeilen zueinander!

Was wollte ich jetzt? Richtig, ein kurzes Protokoll verfassen zum all-abendlichen Ritual in zahllosen Haushalten…

Abendprogramm

Hast du schon geguckt?

Nee, bin ich nicht zu gekommen. Lass mal gemeinsam sehen.

Also, das Erste… Letzte Paradiese: Galapagos.

Galapagos, Galapagos, Galapagos! Das kann doch keiner mehr hören! Außerdem war das erst vor ein paar Monaten: Riesenschildkröten, Meerechsen und Winkerkrabben.

Ja, all die komischen Tiere, über die du so gelacht hast.

Über die weniger, aber über diese merkwürdigen Namen: Wasser-wanderläufer, Schwarznacken-Stelzenläufer, Schlanknatter. Der helle Wahnsinn!

Okay, schnell ins Zweite. Rosamunde Pilcher mit dem Film…

Herz-Schmerz-Schmus vor britischer Kulisse? Das ZDF hat über 100 Folgen davon auf Lager. Denen hat man sogar den British Tourism Award gegeben!

Verstehen kann ich das. Wenn regelmäßig sieben Millionen zugucken, werden ein paar von denen bestimmt auch mal die Koffer packen. Gut, weiter… Hier ist ein Film mit Willy Birgel, der…

Geh mir weg mit diesem Vorkriegs-Frauenschwarm, den Goebbels 1937 noch zum „Staatsschauspieler“ befördert hat. Da weiß man ja gleich, wes Geistes Kind der Knabe gewesen sein muss.

Außerdem wär´ der in schwarz-weiß gewesen, ist übrigens hier auch noch einer - ein Film noir, mal ´ne ganz andere Richtung.

Aber irgendwie düster. Manchmal sind die ja spannend, aber nur so trübe Bilder, das kann ich am Montag nicht ab.

Der gejagte Jäger hat in der Fernsehzeitung den Daumen nach oben, sollte also ein guter sein.

Mit wem?

Jeremy Mosley, Jack O´Connell, Claire Richardson.

B-Film, wenn wir Glück haben, mit Pech auch C!

Dann könnte ich dir ein politisches Interview nahebringen mit diesem Dings, den wir neulich…

Sag nicht, die haben wieder diesen Dicken da. Den kann man doch nicht an den Zähnen haben! Wer wählt den bloß?

Ehe du dich aufregst, schnell eine Sendung, die dir garantiert weiterhilft: Ratgeber Gesundheit - „Hämorrhoiden müssen nicht sein“.

Nee, wirklich nicht! Eklig! Allein die Vorstellung!

Wissen ist Gold! Wir raten mit, wenn andere die Kohle abschleppen.

Eigentlich nicht schlecht, aber die hatten neulich diese Studentin, die gleich bei der 50-Euro-Frage gepatzt hat. Da fragt man sich schon, wer heute so alles studieren darf. Nee, also auf Raten hab´ ich heute keinen Bock. Hast du keinen Krimi?

45 Minuten mit dieser amerikanischen Privatdetektivin und ihrem Hund.

Da hast du neulich gesagt, das wär´ das erste Mal, dass ein Collie eine Darstellerin an die Wand spielt.

Stimmt, dann lieber einen Tatort im Dritten.

Nicht aus Österreich oder vom Bodensee! Münster ist mir zu albern, Köln geht - oder München. Also, was ist? Hast du Batic und Leitmayr oder Ballauf und Schenk?

Nö, aber einen Dokumentarfilm über Tunnelbau in den Alpen.

Geht´s noch? Das interessiert ein paar Ingenieure, sonst doch keine Socke! Was ist mit Sport?

Live vom Darts-Festival in Liverpool.

Erklär mir mal, was daran so faszinierend sein soll, wenn dicke, schwitzende Männer mit einem Bierglas in der Hand Pfeile irgend-wohin werfen und jemand kommt und zählt die Punkte zusammen?

Das muss man mögen! Hier ein Brüller: Reality-TV, wo sie Frauen tauschen und nach einer Woche…

Hab´ ich schon von gelesen, neulich beim Friseur. So ein Quatsch! Was willst du da denn noch groß tauschen? Die nimmt doch so schon kaum einer! Oder diese Auswanderersendungen… Da, wo sie weg-gehen, vermisst sie keiner, und da, wo sie ankommen, braucht sie keiner. Das ist ´ne typische Lose-Lose-Situation.

Weißt du was, ich hab´ jetzt zehn Dinger vorgeschlagen, und du hast überall was zu quaken. Hier ist die Zeitung - du bist dran.

Okay. Hier! Eine prima Serie aus Dänemark. Haben wir mal die erste Staffel gesehen, und die war echt spitze.

Hört sich gut an.

Ja, aber heute kommen die Folgen 3 und 4.

Toll, kein Anfang und kein Ende, denn ob wir nächste Woche…

Wie wäre es mit einer Talk-Show aus Bayern?

Grundsätzlich nicht schlecht, aber du verstehst die ja kaum, unsere Süd-staatler. Da gehören Untertitel dazu, schlimm ist das!

Aus dem Hohen Norden Deutschlands eine Doku über Bio-Gemüse?

Wir haben beide den Start in die Woche einigermaßen geschafft. Sollten wir da wirklich unsern Abend mit einem Beitrag über Stangenbohnen, Zwergtomaten und Frühlingszwiebeln krönen?

Oder diese Wahrsagerin, wo man anruft und dann…

„Mit wem sprech ich, bitte?“ Als Wahrsagerin! Mein lieber Scholli!

Wir haben auch seit Ewigkeiten nicht mehr Schach gespielt.

Das war heute ein anstrengender Tag, da mag ich mich jetzt nicht noch mit der sizilianischen Eröffnung befassen oder darauf konzentrieren, wo ich den Turm hinschieben soll.

Und Mensch ärger dich nicht? Was ist damit?

Da hab´ ich noch genug vom letzten Mal! Wie kann einer allein nur so viel Pech haben?

Wir müssen ja nichts spielen, können zur Abwechslung die Kiste mal ganz auslassen und uns einfach nur in Ruhe unterhalten.

Und wenn wir doch noch mal kurz beim Tatort reinschauen?

Advent Poetry

Ein herzliches Willkommen Ihnen allen, die Sie gerade heute, wo man allenthalben mit einem weiteren „einkaufsfreien Wochenende“ dem Kommerz huldigt, innehalten wollen und sich der wahren Be-sinnlichkeit zuwenden möchten, weniger im kirchlichen, als viel-mehr im literarischen Sinne.

Wir von der Volkshochschule hielten „Advent Poetry“ für einen et-was „reißerischen“ Projektnamen, daher haben wir uns für „Auf den Spuren Eichendorffs“ entschieden. Dieses berühmte Gedicht des Freiherrn gehört zu unser aller Gemeingut und bildet quasi eine Grundlage, auf der wir hier und heute fußen wollen.

Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh´ ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus.

Sehen Sie, Sie erinnern sich! Joseph von Eichendorff erblickte 1788 das Licht der Welt und war damit in seinem Schaffen ein Kind des frühen 19. Jahrhunderts. Da waren die Weihnachtsfeste gewiss be-sinnlich still, und es ging nicht um Geld, um teure Geschenke, um Ge-schäfte, nein, in jenen Tagen dominierte die Familie! Dennoch lässt Eichendorff seinen Protagonisten allein durch die Straßen ziehen, und auch in der zweiten Strophe bleibt er Betrachter und nimmt nicht wirklich, etwa mit seiner Ehefrau und seinen Kindern, am Geschehen teil:

An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, Sind so wunderstill beglückt.

Eichendorff stellt sich somit gegen den Zeitgeist mit der Familie als Lebensinhalt, schließlich galt und gilt immer noch Weihnachten alsdas Familienfest. Er geht noch einen Schritt weiter und verlässt so-gar die gerade geschilderte Szenerie:

Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins weite Feld, Hehres Glänzen, heil´ges Schauern! Wie so weit und still die Welt!

Aber anders als heute, wo so viele Menschen dem ganzen Trubel ent-fliehen und einer familiären Feier am heimischen Herd nichts abge-winnen mögen und stattdessen ein paar Tage auf den Kanaren oder andernorts an sonnigen Gestaden verweilen, bleibt Eichendorff an Ort und Stelle und lässt sich gefangen nehmen von der ihn umgeben-den Atmosphäre:

Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees Einsamkeit Steigt´s wie wunderbares Singen - O du gnadenreiche Zeit!

Damit zeigt Eichendorff, dass in dieser Einsamkeit auch eine Chance liegt zum mystischen Erleben einer Verbindung zum ganzen Univer-sum oder – im christlichen Sinne – zur Schöpfung an sich.

Liebe Freunde, Sie verzeihen mir bitte diesen kleinen Exkurs, aber Sie verstehen nun, weshalb wir gerade an Eichendorff bei unserer Titelfindung nicht vorbeigehen konnten und wollten! Andererseits wird er für uns nicht etwa eine Messlatte vorgeben; wir wollen eine Art Workshop sein, gern auch ein Forum, wo man einander stützt und hilft. Wie geht es weiter? Was haben wir gemeinsam vor? Nun, Sie stehen heute im Mittelpunkt! Sie stellen vor, was Ihnen im Laufe der letzten Wochen und Monate aus der Feder geflossen ist! Aus ers-ten Vorgesprächen weiß ich, dass das Thema „Weihnachten“ von Ihnen aus verschiedenen Perspektiven angegangen, in vielfältige li-terarische Formen gegossen worden ist. Und darauf freuen wir uns! Wir wollen beginnen mit Herrn Hallmann, der einen höchst eigen-willigen Ansatz gefunden hat. Herr Hallmann, bitte.

Ja, mein Name ist Hansjörg Hallmann, und ich hab´ mich wirklich etwas „gaga“ an unser Thema herangemacht oder besser gesagt, etwas „dada“. Ich weiß nicht, ob alle hier mit dem Begriff Dadaismus etwas verbinden. Dazu könnte man in der Tat einen ganzen VHS-Kurs füllen, daher hier nur die wesentlichen Fakten. Man bezeichnete damit eine künstlerische und literarische Richtung mit ihren Anfängen gegen Ende des Ersten Weltkrieges, als ringsherum alles in Schutt und Asche lag, das Kaiserreich und damit eine ganze Epoche zu Ende ging und eine gewisse Orientierungslosigkeit herrschte. Es ist nicht verwunderlich, dass sich auch Künstler dem Althergebrachten verweigerten und jeder Kunst-schaffende seinen Zugang zur Kunst neu zu definieren hatte. Der absolute Individualismus herrschte vor in einfachen, willkürlichen, nicht sel-ten zufallsgesteuerten Aktionen. In der Literatur wurde sogar die Spra-che ihres Sinns entleert, indem man den Zusammenhang zwischen Wortlaut und Bedeutung aufhob. Die phonetischen Klangbilder wurden so zur Kunst an sich! In diesem Sinne war alles erlaubt, damit wird der Dadaismus auch zur idealen Spielwiese der Trivialkultur, und in genau diesen Zusammenhang möchte ich mein Gedicht gestellt wissen. Es heißt „Ahhh, WeihnAchten!“

Ahhh, WeihnAchten!

WeihnAcht! GAben? DA. WAr´s dAs? DAs, dAs, dAs! Ach wAs! LAben? GAns An KAviAr! DAnAch? KAffeekAnne nAhe WeihnAchtstAnne. AlternAtiven? MAlediven!

Herr Hallmann, haben Sie vielen Dank! Sie erkennen am Applaus, dass Ihr Werk durchaus Zustimmung gefunden hat. Ja, dadaistische Züge sind nachweisbar, wenngleich Sie, lieber Herr Hallmann, über ein rein phonetisches Experiment hinausgegangen sind und uns et-was erzählen. Bedauerlicherweise, aus Sicht eines gläubigen Christen, findet Ihre Geschichte nicht unter dem festlich geschmückten heimischen Weihnachtsbaum ihr Ende, sondern auf einem Eiland inmitten des Indischen Ozeans, aber dennoch! Nach diesem gerade vernommenen „A-Experiment“ kommt uns allen beinahe zwangs-läufig „Ottos Mops hopst“ in den Sinn. Herr Hallmann hier, Ernst Jandl da - das muss ja nicht die schlimmste Parallele sein, nicht wahr, liebe Literaturfreunde?

Als nächste Kandidatin möchte ich Frau Behrens nach vorn bitten. Wir kommen weg vom Experimentellen und wenden uns einem klassischen Format italienischen Ursprungs zu. Bei der einst „ballata“ genannten Form handelte es sich um ein Tanzlied, also um ein von Tanzenden gesungenes, kurzes, strophisches Lied, das die Troubadoure später kunstvoll weiterentwickelten. Gerade auch im Frankreich des 14. und 15. Jahrhunderts war die Ballade die vor-herrschende lyrische Form. Heute jedoch wollen wir nicht tanzen und auch nicht singen, sondern Frau Behrens mit ihrer Ballade zu Wort kommen lassen.

Guten Abend! Mein Name ist Behrens, genauer Belinda Behrens. Nor-malerweise tun Vornamen nichts zur Sache, in diesem Fall allerdings schon - Sie werden sehen. Ja, die Ballade. Wir haben bereits von den Anfängen erfahren, aber es geht noch weiter, denn im 18. Jahrhundert wurden aus den Tanzliedern volkstümliche und besonders leicht sing-bare Erzähllieder. „Helden“ spielten darin durchweg eine Rolle. Ich möchte Ihnen heute meine „Weihnachtsballade“ vortragen, sage aber gleich vorweg, dass es sich hier um einen bloßen Arbeitstitel handelt. Sollte Ihnen spontan eine griffige, passende Überschrift einfallen, scheuen Sie sich bitte nicht, mich nachher darauf anzusprechen. Wir werden sehen…

Zur Weihnachtszeit eine Ballade? Tja, ein Job, der ziemlich schlaucht! Es ist nicht einfach, da man gerade für diese Form viel Helden braucht. Geht man zurück zur Zeit um Christ kann man nicht leicht erkennen, wer „hero“ und wer „loser“ ist. Da muss man deutlich trennen!

Jeder weiß, für diese Form („Ballade“ - für die Doofen) ist der Aufwand ganz enorm, zumindest doch sechs Strophen! Der Zeilenzahl so acht bis zehn, den Kehrreim soll man wählen, so könnte es in etwa geh´n. Ich fang schon an zu zählen…

Richtig, ja, das Weihnachtsfest, ich hatt´s beinah vergessen. Irgendwie steck ich jetzt fest, vielleicht war´s doch vermessen… (Ich darf jetzt nicht versagen!) Und ist die Arbeit noch so schwer, ich muss sie einfach wagen! Hilft ja nichts: Ein Held muss her!

Josef, ja der fällt mir ein - Der könnte hierfür passen! Er ist so gut, er ist so rein, das muss der Neid ihm lassen! Er liebt Maria, seine Frau, Kurzum, man mag ihn gern sehen. Held? Ich weiß nicht so genau, er ist nicht wie im Fernsehen!

Maria? Ja, die könnte gehen. Man weiß, wie Frauen leiden, sind sie erst in den Wehen. Das lässt sich nicht vermeiden! Ob das allein zur Heldin reicht? (Millionen Frauen gebären!) Das wäre wohl ein wenig seicht. Sie alle „Heldinnen“ wären!

Bald ist sie fertig - die Ballade, sind nur noch wenige Zeilen! Noch fehlt der Held - wie schade! Ich soll mich wohl beeilen! Ein Held muss etwas Großes sein, muss ganz Besonderes leisten. Da fällt mir nur Belinda ein - dichtet besser als die meisten!

Danke auch Ihnen, Belinda, will sagen, liebe Frau Behrens. Tja, Ihre „Weihnachtsballade“ ist in der Tat eher ein Gattungsbegriff und we-niger eine konkrete Überschrift des Folgenden. Mir würde hier „Belindas Ballade“ wesentlich besser gefallen, denn auf diese Weise wird ein Bezug hergestellt zur Verfasserin, deren Vorname am Ende schließlich wieder auftaucht und damit gleichsam einen Bogen schließt, innerhalb dessen dieses Werk gesehen werden sollte. Vie-len Dank, Frau Behrens. Wir freuen uns gewiss alle, bald mehr von Ihnen zu hören.

Als nächstes wird Herr Berthold Polzin zu Wort kommen, und ich möchte seinen Vortrag mit einem Buchstabenrätsel eröffnen: abba abba cdc cdc. Haben Sie´s erkannt? Noch einmal: abba abba cdc cdc. Natürlich haben Sie: Zwei Quartette, daran anschließend zwei Ter-zette - das ist… ein… Sonett! Im Barock war dies sogenannte Klang-gedicht sehr populär, aber auch heute noch finden sich immer wieder Anhänger gerade dieses recht strengen Versmaßes. Bitte, Herr Polzin.

Ja, hallo erstmal. Also, ich wollte auch mal ein Weihnachtsgedicht schreiben, und da hab´ ich mich natürlich von den wirklich Großen in-spirieren lassen. Der Freiherr von Eichendorff wurde vorhin ja schon genannt, und mit dem bin auch ich angefangen, aber hört selbst…

Weihnachten - so nett!

„Markt und Straßen steh´n verlassen…“ Wer mag noch Gedichte hören, wenn schon Flöten Ruhe stören? (Obgleich sie zur Zeit gut passen!)

Soll man ein Sonett verfassen, sich an seinem Klang betören, sitzend unter Weihnachtsfören? (Dabei dieses Versmaß hassen!)

So nett gesellt sich Wort zu Wort, im reich geschmückten Arbeitszimmer (Und an so manch anderem Ort!)

Es hakt mitunter hier und dort - guter Vers gelingt nicht immer! (Es reimt sich nun mal nicht sofort…)

Also, mir hat´s gefallen, lieber Herr Polzin! Weiter so! Ruhig ein we-nig rumprobieren, nur so werden Sie eines Tages „Ihre“ Form finden und sich darin verwirklichen können! Liebe Freunde, Sie haben vorhin Papier und Bleistift erhalten und meinen Auftrag dazu, nämlich einen zum bevorstehenden Jubelfest passenden Vierzeiler zu verfassen. Hier nun zum Abschluss die Ergebnisse:

Heil´ge Nacht mit tausend Kerzen brennst so hell in uns´ren Herzen! Bei Tannenduft und Kerzenschein mögen wir alle fröhlich sein!

So wünschen wir uns das Weihnachtsfest: Kerzenschein und eine schöne Tanne gehören nun einmal dazu! Beim nächsten dürfen auch die Plätzchen nicht fehlen:

Zeit für Liebe und Gefühl, endlich Schluss mit dem Gewühl! Lebkuchenherz und Weihnachtsduft - Weihnachten liegt in der Luft!

Die Verfasserin oder der Verfasser des folgenden Vierzeilers weist zu Recht darauf hin, dass all die wunderschönen Feiertage ohne hin-reichende Gesundheit, ohne Frieden auf Erden, nicht wirklich genos-sen werden können:

Es lässt tief heraus aus dem Dunkeln die Weihnacht ihre Sterne funkeln! Dir sei Gesundheit auch und Frieden zu diesem tollen Fest beschieden.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Allenfalls noch dieser kleine Zettel hier; da hat es nur zu einem Zweizeiler gereicht:

Die Sterne leuchten hell und klar: Ein frohes Fest, ein gutes Jahr!

Besser kann man es doch nicht sagen! Genau das wünsche ich Ihnen allen! Danke für Ihr Kommen, für Ihre Beiträge! Ich hoffe auf ein Wiedersehen hier in Ihrer Volkshochschule im kommenden Jahr. Nehmen Sie bitte gern noch vorn am Ausgang unser aktuelles Pro-grammheft mit.

Afrika!

Ja, also, dann… Schön, dass es doch noch geklappt hat! Verschoben haben wir es oft genug, mal war der eine verhindert, mal der andere, oder es passte bei uns nicht, irgendwas war immer. Nun ist er end-lich da, unser langersehnter Dia-Abend! Ja, wir gehören nicht zur Power Point-Generation, bei uns wird wie in der guten alten Zeit ge-rahmt und nicht gebeamt. Warum auch nicht? Wir haben die Geräte noch, die Projektionsleinwand usw. Also kam mir der Gedanke, …

Ich hatte die Idee!

Also, da haben wir gedacht, wir laden mal unsere Freunde ein und präsentieren ganz wie früher eine Schau bunter Bilder von unserer großen Reise. Tja, Gisela und ich, wir wollten unbedingt noch vor unserem 60. los; zwei Wochen Afrika mit allem Drum und Dran steckst du ja als bemoostes Haupt nicht mehr so einfach weg.

Eigentlich waren es nur zwölf Tage, denn die Flüge muss man ja abziehen.

Afrika! Warum Afrika? Eigentlich ging das schon als Kind los, mit den beliebten Tarzan-Heften: Ich Tarzan! Du Jane! Und Cheeta, dieser Orang-Utan.

Schimpanse, Helmut! Schimpanse!

Später kamen all die Erdkundestunden in der Schule hinzu, die Fern-sehsendungen mit Professor Grzimek, Dokumentationen in den Me-dien usw. Irgendwann sind wir darauf in konkrete Überlegungen eingestiegen und haben uns schließlich Anfang März letzten Jahres auf den Weg gemacht.

Am 12. März ging´s los.

Man reist ja heute nicht mehr wie im 19. Jahrhundert, das ist klar. Mit all den Annehmlichkeiten heutzutage kommen echte Strapazen kaum auf, aber dennoch. Wir sind gegen drei Uhr früh hoch, halb vier los und dann die 400 Kilometer nach Frankfurt. Damit fing es an.

Drei Uhr ist gut, ich war schon kurz nach zwei in Gang. Einen Happen wollten wir ja doch vorher und einen Schluck Kaffee. Und was man so macht als Haus-frau: Müll in die Tonne, Antennenstecker raus, überall noch mal hingucken, ob alles ausgeschaltet ist, abgeschlossen und so. 03:37 zeigte das Navi; von unse-rer Garage zu P4/C368 in Frankfurt waren es exakt 382 Kilometer!

Dann das Übliche mit Einchecken und Warten, bis wir endlich abhe-ben konnten. Wir fliegen immer Lufthansa, da sind wir auf der siche-ren Seite. Wir sind auch schon mit Billigfliegern unterwegs gewesen, aber Lufthansa bleibt doch Lufthansa.

Mit Lufthansa hatten wir gerechnet, aber geschickt haben sie uns einen Jumbo von Air France. Ihr wisst ja, die Großen bilden einen Pool und unterstützen sich gegenseitig, damit die alle günstiger kalkulieren können.

Flug ist Flug, da lässt sich nicht viel erzählen. Bequem gesessen, gut gegessen und schön geschlummert. Tadelloser Service! Alles easy, diese elf Stunden direkt von Frankfurt nach Johannesburg.

Ich krieg auf diesen Flügen kein Auge zu! Ein Stündchen ist da schon viel. Und die Turbulenzen! Dieses Geschüttel gleich über den Alpen hat Helmut gar nicht so mitgekriegt. Und das Essen erst! Ich hatte so undefinierbares Zeug mit Reis, das roch schon so merkwürdig. Als ich die Stewardess darauf aufmerksam ma-che, wird die Ziege auch noch pampig. Hätte ich man bloß die Finger davon gelassen. Als wir endlich unten waren, da ging´s einigermaßen…

Das erste Bild ist kurz vor Mitternacht. Wir hatten unser Gepäck, standen vorm Johannesburg International und wollten ins Taxi, da hat so ein junger Mann uns beide schnell mal fotografiert.

OR Tambo International Airport – so heißt das Ding. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man das hinten links auch noch erkennen. Junger Mann? Das war eigentlich noch ein Kind, und ich hab´ mich gefragt, was der so spät noch auf dem Flughafengelände zu suchen hat. Und ob der womöglich mit unserer Kamera stiften geht. Aber ist alles gut gegangen.

Das Taxi kam um die Ecke, und da musste ich doch staunen, denn am Steuer saß kein Farbiger, sondern ein Inder!

Sein Englisch konnte man gut verstehen, und da erzählte er, seine Familie stammte aus Pakistan, er selbst und seine vier Geschwister wären aber alle in der Republik Südafrika zur Welt gekommen.

Unser Hotel hatten wir schon von Deutschland aus gebucht, das ma-chen wir für den ersten und letzten Tag grundsätzlich so, da wollen wir kein Risiko eingehen. Sonst klären wir alles immer da, wo wir gerade sind.

Kommt drauf an. Vor Ort geht auch nicht immer, sonst ist ja der halbe Urlaub weg. Und mitunter verstehen die einen nicht richtig, und schon stehst du da.

Wir sind abgestiegen in diesen Michelangelo Towers. Die haben schon was: 135 Meter hoch und von da oben dieser wahnsinnige Ausblick auf die Magaliesberge und die Skyline von Johannesburg.

Da waren wir vor dem Rückflug, Helmut. Direkt nach unserer Ankunft sind wir im Melrose Arch Hotel abgestiegen. Im Prospekt hieß es: „Im exklusiven Melrose Arch Bezirk gelegen, unterscheidet sich dieses klassische Hotel in Eleganz und Sicherheit von seinen Mitbewerbern.“ Die Sicherheit hat letztlich für uns den Ausschlag gegeben, man hatte ja eine Menge gehört über die Kriminalität da unten.

Wir haben uns erst noch Johannesburg angesehen, aber was heißt das schon bei rund acht Millionen Einwohnern? Da kannst du einen Monat bleiben und kriegst nicht mal die Hälfte mit. Riesig alles! Die politische Hauptstadt ist ja Pretoria, runde 60 Kilometer weg.

Johannesburg ist das eigentliche Zentrum, Südafrikas reichste Region. Das boomt da, deshalb sind die mittlerweile mit Pretoria zusammengewachsen.

Dies Bild zeigt Gisela und mich vor dem Eingang zur unterirdischen Goldmine - die Gold Reef City Tour, von der Förderung bis zum Barren. Da gehört ein Freizeitpark dazu, und das Apartheid-Museum ist in der Nähe. Da haben wir Schweighöfers getroffen. Der Günter hat auch dieses Foto von uns beiden geschossen.

Schweighöfers waren da noch in Göttingen, die sind erst eine Woche später mit uns zusammengekommen. Nee, hier hattest du den Selbstauslöser testen wol-len, und es ist ja auch ganz gut geworden.

Johannesburg wird gerne angesteuert, weil diese Stadt von den meisten internationalen Fluglinien bedient wird und man von hier günstig zum Krüger-Park, nach Kapstadt oder zu jedem anderen Ziel in Afrika weiterkommt.

Viele fliegen auch direkt nach Kapstadt.

Zum weltberühmten Nationalpark hätten wir auch fliegen können, aber da siehst du ja nichts von Land und Leuten. Und in gut vier bis fünf Stunden bist du von Johannesburg aus auch mit dem Wagen da. Wir haben uns einen Geländewagen genommen.

Geländewagen ist gut – der hatte nicht mal Allrad.

Der Krüger-Park ist das größte Wildreservat in Südafrika, so groß wie Sachsen-Anhalt. Gerade das wilde Afrika lässt sich hier in der unberührten Umgebung auf eine Art erleben, wie man sich das gar nicht vorstellen kann. Das ist der schönste Park überhaupt!

Mir hat das Madikwe-Reservat besser gefallen. Ist zwar kleiner, aber wenn man Löwen, Leoparden, Elefanten und Antilopen und über 360 verschiedene Vogel-arten hautnah erleben will, dann…

Hat man Johannesburg hinter sich, geht das rauf in eine gewaltige Gebirgslandschaft an ursprünglichen Dörfern vorbei. Wir sind durch mächtige Klippen gekommen, über die Panorama Route runter in die Krüger Nationalpark Region. Da gab´s schon allerhand zu sehen. Vor allem ist das recht kühl, und man kann da frische Bergluft atmen.

Kühl ist nicht gleich kühl – mit unserm Klima nicht zu vergleichen. Das ist ja Südhalbkugel, die haben Sommer, wenn wir Winter haben und überhaupt…

Hier seht ihr nochmal Gisela nahe dem Haupteingang vom Manyeleti Game Reserve. Sie hat sich ganz schön Gesicht und Arme verbrannt. Meine Frau ist allerdings auch empfindlich, was das angeht.

Bei uns kann ich stundenlang in der prallen Sonne laufen, das macht mir gar nichts aus, aber Afrika ist eben Afrika.

Manyeleti bedeutet Ort der Sterne, und wir beide wollten hier ein ganz besonderes Erlebnis genießen, den Sternenhimmel über Afrika am Lagerfeuer und dazu all die Geräusche des Buschs!

Für die Geräusche der großen Tiere Afrikas hatte ich kein Ohr, denn ich war vollauf beschäftigt mit den kleinen Lebewesen. Ich glaub´, ich hab´ noch nie in meinem Leben so mit Mücken zu tun gehabt. Ekelhaft!

Die hatten das ganz stilecht gemacht – sieht man auf dem nächsten Foto. Die Zelte sind errichtet im ostafrikanischen Meru-Stil; die Holzterrassen gehen einmal ganz rum. Duschen sind außen, aber sonst aller Komfort. Hier haben wir endlich auch Bobotie gegessen, schon seit dem 17. Jahrhundert in der Kap-Region bekannt: scharf gewürztes Hackfleisch vom Hammel, Rind oder Wild, das teils mit kleingeschnittenem und angedünstetem Gemüse und Früchten ge-mischt wird. Köstlich! Das Bild zeigt diese einmalig knallgelbe Farbe vom Safranreis und von den Früchten.

Leider sieht man auf diesem Bild nicht, wie blass ich davon geworden bin. Wie kriegen die Leute da so was nur runter?

So, nun aber endlich mal zu den Tieren, hier gleich ihr König höchst-persönlich… Das Fell ist bekanntlich ockerfarben, aber hier wirkt es geradezu gelb. Das kann eigentlich nicht…

Du wolltest alle Dias noch durchsehen, hatte ich dir zumindest geraten, Helmut.

Das nächste hat auch diesen komischen Gelbstich. So sieht doch kein Zebra aus, verflixt nochmal! Ich nehm noch mal ein Bild von weiter hinten… Das gleiche Malheur! Ein hellgelbes Nashorn! Mal sehen, ob ich die übrigen Dias retten kann, dann vereinbaren wir einen neuen Termin. Wenn ihr trotz der wenigen Bilder auf den Geschmack gekommen seid und eine Reise in dieses traumhafte Fleckchen Erde in Erwägung zieht, greift gern auf unsere Erfahrungen zurück. Wir ste-hen jederzeit mit Rat und Tat beiseite. Aber eins muss man bei solch einem Abenteuer wissen: Die ganze Sache steht und fällt mit dem Partner! Wenn man sich nicht sicher ist, dass man wirklich überein-stimmt und nicht heute dies diskutieren muss und morgen jenes, dann soll man das lassen. Und deswegen bin ich wirklich glücklich, sagen zu dürfen, dass ich mich auf Gisela hundertprozentig verlas-sen konnte und kann. Diesen Gleichklang erleben wir beide nicht nur zufällig mal ab und zu, sondern immer!

Na, immer ja nun auch nicht!

Akzeptanz

Hör mal, wenn wir im Herbst noch was machen wollen, dann wird das langsam Zeit. Die besseren Sachen sind sowieso schon weg.

Hm.

Was heißt „Hm“?

Ich hab´ den Kopf im Moment mit ganz anderen Sachen voll. Die Arbeit…

Ich muss auch arbeiten! Was hat das denn damit zu tun?

Jaaaa.

Also, hier, La Palma hört sich gar nicht schlecht an.

Hm.

Begeistert klingst du ja nicht gerade.

Ich weiß nicht, ob ich überhaupt fahren will.

Aber La Palma hat dir doch immer gut gefallen.

Ja, aber trotzdem.

Was trotzdem? Gerade weil wir beide so viel um die Ohren haben, würden uns ein paar Tage Kanaren doch gut tun, oder nicht?

Ich hab´ noch so viel im Garten zu tun.

Ach, der Garten, der sieht doch aus wie geleckt.

Da ist immer irgendwas.

Das ist doch wieder nur so´n Vorwand. Sag doch gleich, dass du keine Lust hast.

Hab´ ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich würde lieber zu Hause bleiben und dann vielleicht von hier aus einige Touren machen.

Ach, hör doch auf! Das wird doch nichts, das kennen wir doch. Ich hab´ einfach keine Lust, hier zwei Wochen lang rumzuhängen.

Wir können ja mal mit dem Wagen los und uns was ansehen.

Den ganzen Tag im Auto sitzen? Nee, du, das nicht! Gut, wenn es also Spanien nicht sein soll - hab´ keine Ahnung, wieso auf einmal nicht mehr - wie sieht es mit Türkei aus?

Da waren wir doch erst.

Muss ja nicht wieder Kalkan sein, da gibt es noch genug zu sehen.

Ja, aber Türkei - ich weiß nicht.

Auf einmal auch nicht mehr in die Türkei. Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?

Was soll denn los sein?

Ich kann vorschlagen, was ich will, aber du nölst immer nur rum.

Ich sagte ja, ich würde lieber zu Hause bleiben.

Dann haben dir also all unsere Reisen niemals gefallen, waren dir immer nur lästig?

Nein, natürlich nicht.

Dann erklär mir mal, warum das denn ausgerechnet dieses Mal alles so schlimm sein soll.

Davon spricht doch niemand - ich würde nur lieber mal zu Hause bleiben.

Andere unternehmen so schöne Sachen.

Deswegen müssen wir doch nicht wie die Lemminge hinterher.

Ach, sind wir also wieder da, wo wir vor gut zehn Jahren angefangen haben? Ich dachte, das hätten wir jetzt hinter uns!

Haben wir doch auch, aber ich möchte dieses Mal nicht verreisen.

Versteh mich richtig, du kannst dich frei entscheiden. Wenn du partout nicht fahren willst, dann musst du auch nicht.

Dann ist doch alles in Ordnung.

Nur, ich hätte schon gern einen Grund gewusst.

Warum soll ich das denn noch groß begründen? Es gibt keinen besonderen Grund - ich würde nur gern zu Hause bleiben.

Hab´ ich begriffen, aber ich frage nach einem Grund! Ich akzeptiere doch deine Entscheidung, nur ich möchte sie gern verstehen.

Ja, …

Wenn ich mal konkret nachfrage, kommt immer nur „Ja“, oder du schweigst.

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Ansichtskarten

Guck mal, 4,50 für ´n Zehnerpack. Kann man nicht meckern, oder? Briefmarken dazu hab´ ich im Supermercado auch gleich besorgt.

Was sollen wir denn mit so einem Haufen?

Also, da ist unsere Tochter, das haben wir Jenny versprochen. Au-ßerdem deine Eltern, Tante Martha, Onkel Herbert, Jochen und Elisabeth, die Fußballer und… äh… Lass die Nachbarn eine kriegen, zu-mindest Romeikes. Und eine an Frau Ruschkat, weil sie bei uns die Blumen gießt, Post reinholt und so.

Meinetwegen, aber du schreibst! Du hast in deinem Büchlein all die Adressen und außerdem die schönere Handschrift.

Hab´ ich mir schon gedacht, dass der Herr wieder mal zu bequem ist. Da kannst du zumindest mal an Jenny diktieren.

Liebe Jenny! Hier ist alles in Ordnung und zuhause hoffentlich auch. Du hast noch bis Sonnabend sturmfreie Bude, aber danach geht´s ans Aufräumen! Wir haben dich lieb! Deine Ollies.

An deine Eltern wie immer:

Ihr Lieben! Ordentliches Hotel, schöne Umgebung, Essen und Wetter sind auch prima. Vielen Dank noch einmal, dass ihr uns für diese Reise so großzügig unterstützt habt. Eure Kinder.

So, gleich an Romeikes hinterher.

Hallo, Nachbarn! Euer Urlaub kommt ja noch, daher hier ein Tipp: Torremolinos! Mündlich mehr - Jürgen + Renate. p.s.: Wir bringen einen schönen spanischen Roten mit!

Und was ist mit den andern?

Mierscheidts schreiben uns auch nicht. Und wenn wir Rösners ´ne Karte schicken, denken die, wir wollen bloß angeben, weil wir in Spanien sind, wo die immer nur in ´n Harz fahren. Lieber Tante Martha noch eine, irgendwas mit Blumen, da freut die sich.

Liebe Tante Martha! Wir haben es hier im Hotel gut angetroffen. All die wunder-schönen Blumen und Sträucher! Wir würden dir gern ein paar Ableger mitbringen, aber das geht ja nicht. Hoffentlich halten sich deine Geranien diesmal bes-ser als letztes Jahr. Liebe Grüße von Jürgen + Renate.

Schnell noch eine an Onkel Herbert - der ist 94, da zählt jeder Tag. Als junger Spund hat er unter Adolf auf der Seite von Franco hier gekämpft. Was ist der mir als Kind schon mit seinen Erzählungen auf den Keks gegangen.

Ich mach´ mal:Lieber Onkel Herbert! Spanien ist genau so, wie du es uns immer geschildert hast. Vor allem die Sonne und die wunderschöne Landschaft sind immer noch wie damals. Bleib schön gesund! Herzliche Grüße von … usw. usw.

An Jochen und Elisabeth schreib´ ich, denk du dir mal was für die Fußballer aus!

Hallo, ihr beiden! Viel Sonne, reichlich Sangria und jede Menge gute Laune! Wir haben schon einen leichten Sonnenbrand, aber besser so als zu viel Regen! Eure Bollmanns.

An die Adresse von Martin, der nimmt das für die Mannschaft mit.

Moin, Jungs! Aus dem Trainingslager hier in Torre meldet sich der beste Links-verteidiger, den unser Land je hervorgebracht hat. Uns geht es gut, und nächste Woche bin ich wieder auf ´m Platz. Euer Bolle.

Ich bin grad so gut in Schwung:

Liebe Frau Ruschkat! Na, wie steht´s um unsere Blümchen? Vermutlich geht es denen so gut wie uns gerade. Vielen Dank schon mal von hier aus. Da Sie ja immer die Post reinholen, soll auch mal was für Sie dabei sein! Alles Gute und bis bald - Ihre Familie Bollmann.

Dann nehm´ ich noch eine für meine Kolleginnen vom Salon!

Hi, Mädels! Hola aus España! Haltet durch und immer schön fröhlich bleiben an Schere und Bürste! Bald bin ich zur Verstärkung wieder da! Eure Nati Eine haben wir noch! Sollen wir an deine Firma auch…?

Hast du sie noch alle? Bin froh, dass ich da mal ´n paar Tage raus bin, da kommst du mir mit so was!

Sei doch nicht gleich sauer! Behalten wir die eben in Reserve. Oder die geht an FORD-Zünkler, die haben neulich auch so nett zu meinem Geburtstag gratuliert.

Dann lieber gleich an Henry Ford persönlich – direkt in die Zentrale, FORD in Dearborn/Michigan, das sollte ankommen.

Warum eigentlich nicht? Und was soll da rein?

Dear Mr. Ford, we are here in Spain on holiday. Everything is very nice, and we wish you the very best in America, too.In Germany we have a Fiesta, and when we let the motor on, do the first gang in and then give gas, our Fiesta runs therefrom like nothing. Not from bad parents, one remains the spit away! Thank you very much for this wonderful car! Heartly greetings Jürgen + Renate Bollmann. p.s.: Please, send your answer to FORD-Zünkler in Wuppertal.

BABA

Ja, hallo und ein herzliches Willkommen, meine sehr verehrten Zu-hörerinnen und Zuhörer, liebe Freunde von Bayern unterwegs. Und unterwegs sind wir tatsächlich, nicht irgendwo im Studio, nein, das nicht! Wir sind im wunderschönen Chiemgau, genauer in Prien, dem Luft- und Kneippkurort am „Bayerischen Meer“ im Herzen Oberbay-erns zwischen München und Salzburg gelegen. Das wissen natürlich unsere Bayern längst, dass wir hier am Fuße der Alpen sind mit Blick auf die Kampenwand, aber man kann uns - so ist ja die moderne Technik inzwischen - per Internet auf der ganzen Welt empfangen, da muss ich schon ein bisserl genauer sein und mich selbst immer wieder anstoßen, dass auch Japaner, Amerikaner und Bayern-Fans in Australien jetzt zuhören. Ich werde mich um eine d-e-u-t-l-i-c-h-e Aussprache bemühen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer - ist hiermit versprochen! Versprochen ist auch, dass die Marktgemeinde Prien mit ihren gut zehntausend Einwohnern jederzeit einen Abstecher wert ist, meine Freunde! Falls Sie nicht wissen sollten, wo einkehren, dann machen Sie es einfach so wie ich, da gehen Sie doch ins „Rössl“. Heute aber besser nicht, da sind nämlich alle Räumlichkeiten besetzt von der BABA, der Bavarian Association of Beer Approach, die hier eine weitere Runde ihres inzwischen schon recht bekannten BBC durchführen möchte. „Ja, hallo“, werden Sie jetzt sagen, „bin ich denn richtig? Hab´ ich aus Versehen einen englischen Sender einge-stellt?“ Nein, das passt schon, auch wenn mit BBC schon das nächste fremdsprachliche Element in unsere Sendung eintritt: Bavarian Beer Contest. Was soll das alles? Worum geht´s?

Zunächst ein paar Daten und Fakten, liebe Freunde. Die wenigsten unter Ihnen werden wissen, dass unser schönes Bayern mit gut 600 Braustätten die höchste Dichte an Sudhäusern in ganz Deutschland aufweist. Jede zweite deutsche Brauerei hat ihren Sitz im Freistaat, so dass in Bayern eine auf 20.000 Einwohner entfällt! Mit über 4.000 bayrischen Marken sind ca. 70% aller deutschen Etikette hier behei- matet. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, der ist hart erarbei-tet, nicht zuletzt durch kreatives Marketing. Alle Braustätten unseres Landes haben sich zusammengeschlossen zur BABA, um ihre Marktposition zu behaupten und möglichst weiter auszubauen, also Bier an Kreise heranzuführen, die bislang noch nicht zu den regel-mäßigen Konsumenten zählen. Diese Approaches können sehr viel-fältig sein, und sie finden auf unterschiedlichen Ebenen statt. Hier an der Basis beginnt das BBC allmählich Fuß zu fassen und sich zuneh-mender Beliebtheit zu erfreuen. Dieser neue Bavarian Beer Contest ist ein Wettbewerb unter den einzelnen Brauereien, deren Farben jeweils Vertragstrinker vertreten. Für ihre Teilnahme erhalten sie eine zunächst bescheidene, dann aber von Runde zu Runde anwach-sende Entschädigung, die am Ende sogar zur festen Anstellung in der jeweiligen Versuchsabteilung führen kann. Es lohnt sich also, im BBC dabei zu sein.

Wie bei jedem Wettstreit liegt dem Ganzen ein strenges Regelwerk zugrunde, das die BABA in wenigen Kernsätzen zusammenfasst:

1. Wir wollen schon im Erscheinungsbild überzeugen! Lokale bzw. regionale Trachten sind Pflicht.

2. Keine Raufhändel! Wer eine tätliche Auseinandersetzung vom Zaun bricht oder daran teilnimmt, scheidet aus!

3. Fluchen, lautes Rülpsen, das Intonieren von Flatulenzen haben ein sofortiges Ausscheiden zur Folge! Gleiches gilt für Urinieren, Einstuhlen oder Erbrechen am Tisch!

4. Wer vom Stuhl fällt oder einschläft, gibt damit auf!

5. Den Anweisungen des Schankrichters ist unbedingt Folge zu leisten. Er kontrolliert den ordnungsgemäßen Zustand der Trinkgefäße und ist für deren vollständige Befüllung verantwortlich. Auf sein Kommando „Schwoamas owi!“ (Spülen wir´s runter!) wird getrunken ohne abzusetzen.

Es mag dem einen oder anderen Bierfreund möglicherweise ein we-nig überzogen vorkommen, aber diese Regeln haben schon ihre Be-rechtigung. Vor vier Wochen ist es im „Löwen“ in Ampfing zu einer recht bedauerlichen Entgleisung gekommen. Da waren in einem er-bitterten Maß-an-Maß-Rennen am Ende zwei Kandidaten übrig mit Unterstützern auf beiden Seiten: Verwandte, Freunde, Nachbarn, Kollegen, Kumpel aus den Vereinen usw. ließen es sich natürlich nicht nehmen, „ihren“ Mann gehörig anzufeuern. Wer nun den ers-ten Seidel geworfen hat, wieso plötzlich einige Gäste Stuhlbeine in Händen hielten, kann ich Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, jetzt nicht haarklein wiedergeben. Nur so viel, der Sachverständige der Versicherung hat den Gesamtschaden auf exakt 32.472 Euro be-ziffert, und der Verdienstausfall wegen des gesperrten Schankraums ist da noch nicht mal eingerechnet. Dem Polizeibericht zufolge wissen wir, dass es inzwischen Klagen gibt gegen sieben Bierfreunde wegen Körperverletzung, Beleidigung, Widerstands gegen die Staatsgewalt und vor allem wegen dieser Sachbeschädigung.

Die BABA-Verantwortlichen reagierten alarmiert und haben sofort angeordnet, die jetzige Runde ohne Publikum auszutragen, um ein unmissverständliches Zeichen zu setzen. Der BBC befindet sich schließlich noch in den Kinderschuhen, Negativ-Schlagzeilen kann und will man sich in der gegenwärtigen Phase absolut nicht leisten! Wir Medienvertreter sind glücklicherweise zugelassen, daher erfah-ren Sie von Ihrem Huber-Schorsch auch alles Wissenswerte. Zum Beispiel, dass im Rössl der kleine Saal bereits hergerichtet worden ist, mit der Resi eine erfahrene Kellnerin bereitsteht und auch die Ruheräume im Obergeschoss, falls nötig, zur sofortigen Nutzung verfügbar sind. Ich hab´ vorhin mal einen schnellen Blick hineinwer-fen können… Allerbest! Kein unnützes Möbel im Weg, direkt von der Zimmertür hin zum breiten Bett, daneben dann der unvermeid-liche Übel-Kübel, manchmal geht es halt nicht ohne, auch wenn´s schad drum ist.

Den Schankrichter hab´ ich schon getroffen, den Peter Hefner. „Alles gut“, sagt er, der Peter. Er hat die Maßkrüge schon in Augenschein genommen, keine Einwände. Wir sind ja hier nicht beim Fernsehen, daher ein paar Sätze zur Erläuterung. Wir verwenden beim BBC aus-schließlich Glaskrüge, weil nur so eine exakt vergleichbare Einfüll-menge sicherzustellen ist. Diese Krüge weisen im Glaskörper Vertie-fungen auf, die sogenannten „Augen“. Traditionell galt die durchge-hende Rille oberhalb dieser Augen als Eichmaß, aber die Neufassung des Mess- und Eichgesetzes erfordert seit 2015 Maßkrüge mit einem gesonderten Eichstrich, welcher etwa drei Millimeter über der Rille liegt. Dann haben wir genau einen Liter des jeweiligen Bieres, und so soll es ja auch sein! Früher, vor dem metrischen System, waren es sogar einmal 1,069 Liter, was einer „Maßkanne“ entsprach, eine seit dem 19. Jahrhundert in ganz Europa gebräuchlichen Volumenein-heit.

Unser Schankrichter wird nach den ersten Runden auf Wunsch eine BBB einfügen; das steht für „Brunzen-Brezen-Break“, also eine kurze Pause zum Wasserlassen und um vielleicht zwischendurch eine Brezen zu nehmen. Es darf auch eine volle Brotzeit sein, also gern auch Radi, einen Obatzten, Brot, Wurst und Schinken, aller-dings keine warmen Speisen - für Weißwurst und Leberkäs ist bei diesem Wettbewerb kein Platz! Tja, das Brunzen… Wir haben ja, wie gesagt, viele Auswärtige an den Geräten, daher auch hier eine nä-here Ausführung. „Brunzen“ ist nicht gerade ein gesellschaftsfähi-ges Wort, es steht eher auf einer Linie mit dem „Pieseln“ oder dem „Pinkeln“. Der Begriff ist seit dem 15. Jahrhundert belegt und geht zurück auf das mittelhochdeutsche Verb „brunnezen“, also „einen Brunnen machen“. Nach drei Runden ist´s dann auch höchste Zeit, denn bereits ab 300 Millilitern in der Blase verspürt ein normaler Mensch Harndrang, dem er möglichst auch nachgeben sollte. Ein Liter wurde häufiger gemessen, Fernfahrer sollen sogar schon drei Liter Blaseninhalt erreicht haben, aber gesund ist all dies natürlich nicht.

So, der Raum ist fertig, die Resi steht bereit, unser Schankrichter hat alles im Griff - nun könnten sie bald eintrudeln, unsere Akteure. Wen haben wir denn zu erwarten? Am besten stell ich Ihnen, liebe Zuhö-rerinnen und Zuhörer, unsere Kandidaten in alphabetischer Reihen-folge kurz vor. Da hätten wir zuerst den Geschwandtner, Alois - 20 Jahre alt ist der Loisl und ein wahrer Frauenschwarm. Aber heut kommt´s nicht auf seine Chancen bei den Maderln an, sondern da-rauf, ob er diesen BBC für sich entscheiden kann. Da sind Zweifel an-gebracht, denn der Alois aus Feldwies am südlichen Chiemsee-Ufer ist einfach noch zu stürmisch. Das mag ihm bei den Damen durchaus helfen, vielleicht auch bei den Gebirgsschützen, wo er derweil sei-nen Dienst versieht, aber beim Bier schadet ein überhastetes Vorge-hen nur! Gut, gestern in der Vorentscheidung, da hat er sich am Rie-men gerissen, aber vielleicht hatte er auch einfach nur Glück. Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew´ger Bund zu flechten wusste schon Schiller. Der Alois bräuchte eine Art „Bier-Mentor“, jemand, der ihm Schluck für Schluck einen neuen Ansatz vermittelt, weg vom überhasteten Sturztrunk, hin zu einem gemächlichen Volllaufen! Auf G folgt gleich H, nämlich der Berufskraftfahrer aus Rottau, 13 Kilometer vom Alois entfernt im Norden, Josef Hasenhüttl. Der Sepp ist Anfang 30, etwas erfahrener als sein junger Konkurrent, aller-dings nicht erfahren genug, um selbst Fehler zu vermeiden. Auf der Fahrt runter zum Gardasee haben sie ihm grad den Schein gezogen, diese Saupreiß´n, italienische. Gut, er hatte 2,4 Promille, aber die rund 250 Kilometer hätte er locker noch geschafft! Wie es jetzt be-ruflich mit ihm weitergeht? Er weiß es nicht! Verständlich, dass er im Moment sehr reizbar ist, kaum noch einen Scherz auf den Lippen. Den lustigen Seppl gibt es zur Zeit nicht, und das kann man, das muss man, verstehen.

Fehlt noch der Dritte im Bunde: Rudi Lechner heißt er, aus dem Ört-chen Grabenstätt am westlichen Chiemsee-Ufer. Rudi gehört ein Sä-gewerk, er ist ein ruhiger Gesell, ein Familienmensch. Mit seinen 45 Lenzen steht er mitten im Leben und alle vier Jahre auch mitten im Grabenstätter Passionsspiel, wo er seit Jahren schon einen Hirten spielt, wobei ihm sein beachtlicher Bart in dieser Rolle noch mehr Gewicht verleiht. Und warum ist er hier dabei, der Rudi? Neulich sagt er: „Ich muss das hier nicht machen, ums Geld geht´s mir nicht. Es ist halt mehr der Spaß an der Freud und auch das Gefühl, du gehörst noch nicht zum alten Eisen, du kannst mit den Jungen mithalten.“ In letzter Zeit wollte allerdings sein Magen nicht mehr so, daher hat der Rudi einen Antrag gestellt, dass er sein Bier mit einem Warmer vorbehandeln darf. Den Jüngeren ist solches Gerät wohl gar nicht mehr vertraut; es handelt sich um einen Metallzylinder mit heißem Was-ser, den man an einem eingearbeiteten Haken so lange in das Glas oder den Krug hängt, bis das Bier die gewünschte Temperatur er-reicht hat.

Na endlich, da sind sie ja unsere drei Wettkämpfer, alle aus dem Chiemgau, alle mit einem ähnlichen Outfit. Ihren Rundscheibling haben sie gleich draußen gelassen, weil der beim Trinken bloß hindert. Ähnlich den Uniformkopfbedeckungen werden diese Hüte von Trachtlern sonst nicht abgenommen, Ausnahmen sind das Betreten des Gotteshauses und kirchliche Handlungen im Freien. Haferlschuhe, Wadlstrümpfe, elfenbeinfarbene Baumwollhemden mit Perlmuttknöpfen, die grüne Weste - oder Laibe - mit ihren Schwalbentaschen und den silbernen Knopfketten - wunderschön das alles! Auch in ihren Joppen finden sich kaum nennenswerte Un-terschiede. Die Chiemgauer Joppe wird in den Ausführungen grau, forstgrün und auch lindgrün getragen, wobei das dunklere Grün bsonderen Festlichkeiten und Trauerfeiern vorbehalten bleibt.

Der Rudi hat sich für lindgrün entschieden, die andern beiden tra-gen eine graue Joppe. Auch bei den Lederhosen wird schon deutlich, dass wir es hier mit einem erfolgreichen Mittelständler zu tun haben, denn die zahllosen Stickereien nach alten Vorlagen fallen sofort ins Auge und auch ein besonderes Schmuckstück seitlich in seiner Lederhose: ein Hirschhornmesser, reichlich verziert mit Schnitze-reien und Silberbeschlägen. Die Lederhosen Ihnen im Detail vorzu-stellen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, würde zu weit führen und den Rahmen dieser Sendung sprengen. Konzentrieren wir uns lieber auf den unmittelbar bevorstehenden Wettbewerb. Die Herren ha-ben Platz genommen, unter ihnen der Schankrichter, unser Peter Hefner. Die Glaskrüge stehen bereit, es fehlt nur noch der Schankplan, der vom Peter in diesem Moment an die Kellnerin Resi weiter-gereicht wird und den auch ich jetzt in Händen halte. Die erste Runde beginnt mit einem Hefe-Weizen, nicht nur von Kennern ge-schätzt wegen seines einzigartigen Aromas.

„Schwoamas owi!“

Die Kandidaten lassen keine Sekunde verstreichen, greifen beherzt zu und stellen beinahe zeitgleich ihre Krüge wieder auf den Tisch. Wir können von den Gesichtern nicht ablesen, ob ihnen gerade dieses Getränk gefallen hat. Wie geht es jetzt weiter? Peter Hefner kennt die Antwort und die Resi auch. Ein Klassiker, den man gleich zu Be-ginn erwartet hätte, nämlich das Münchner Hell, wenn man so will, ein bayerisches Grundnahrungsmittel schlechthin.

„Schwoamas owi!“

Auch auf ein paar Meter weiter noch sieht man dieses köstliche Bier klar und hellgolden am Glas hochperlen. Hochperlen! Und da ist es auch schon passiert! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich habe es Ihnen vorhin schon angedeutet, ich hatte es befürchtet, es ist so gekommen. Vielleicht haben Sie es selbst an den Geräten wahrgenommen, dieses „Booooaaaaaarrrrrp“! Es war nicht zu kontrollieren! Alois hat es nicht halten können! Dieser Rülpser bedeutet das Aus! Aus bereits in der zweiten Runde! Er schaut ein wenig ungläubig drein, unser Loisl, aber das hilft alles nichts: Alois Geschwandtner ist ausgeschieden, Verstoß gegen Regel Nummer 3 aus dem unumstöß-lichen Verhaltenskodex. Jetzt also nur noch ein Zweikampf zwischen unserem sympathischen Bartträger und dem scheinlosen Kraftfah-rer. Was kommt nun? Man durfte es eigentlich erwarten: Starkbier! Resi fertig. Peter fertig. Josef und Rudi sowieso: „Schwoamas owi!“ Ja, tut das gut! Erstmals so etwas wie ein zufriedenes Lächeln auf den Gesichtern, die allmählich einen feuchten Glanz annehmen. Bislang sind keine - im Wortsinne - Schwankungen zu erkennen, noch zeich-net sich ein Favorit nicht ab.

Rudi bittet die Resi noch einmal um heißes Wasser für seinen Bierwärmer, so dass wir eine kleine Verschnaufpause einlegen können. Wir erwarten sodann ein weiteres Highlight. Es folgt in der nächsten Runde aus einer vergleichsweise kleinen Brauerei ein zweifellos großes dunkles Exportbier, kastanienbraun mit leicht rubinroten Anklängen, schon optisch ein Genuss!

Bevor nun Peter Hefners Trinkkommando erneut ertönt, eilt Resi mit dem Bierwärmer auf Rudi zu - die Zeit drängt. Nein! Das heiße Wasser direkt über den Josef! Hat er sich gerade in Resis Richtung bewegt? Hätte die Kellnerin einen größeren Bogen schlagen sollen? Egal! „Himmelherrgodnoamoi-Kruzefixhalleluja-Sakrament, du Brunzkachel, du blöde! Schoasblodan!“ Man mag ihm Verständnis entgegenbringen, unserm Seppl - der Schreck, die Schmerzen. Aber es nützt nichts: Regelverstoß! Disqualifikation! Ja, das ist live, meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer, das ist das „Rössl“ in Prien, und das ist der Sieger unseres BBCs am heutigen Tag, Herr Rudi Lechner! Vom Bayerischen Rundfunk herzliche Glückwünsche zu diesem Er-folg, Herr Lechner! Würden Sie vielleicht kurz das Wort an unsere zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer draußen im Land richten?

Ja, also, ich möchte mich auf jeden Fall beim Alois und beim Josef bedanken. Das war ein fairer Wettkampf ohne hinterfotziges Verhalten, das muss auch mal klar gesagt werden. Widmen möchte ich meinen Sieg Herrn Dr. Hinterseer, der diese leidige Magengeschichte bei mir wieder so gut in den Griff gekriegt hat. Nochmals vielen Dank, Herr Doktor!

Sagen Sie, Herr Lechner, wie geht es jetzt weiter? Was steht heute noch auf dem Plan?

Zunächst hab´ ich hier vor mir ja noch ein leckeres Exportbier, das ich mir in aller Ruhe zu Gemüte führen werde, und dann sollte meine Frau auch bald da sein. Wir wollen gleich mit der ganzen Truppe in den Biergarten in Grabenstätt. Ein paar Hendl gibt´s und bestimmt auch noch eine Maß oder zwei…

Ja, da bleibt mir nur noch Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer zu Hause und Ihnen, lieber Rudi Lechner, ein Wort zuzurufen:

Prosit!

Bauer sucht… (I)

(Alliterations-Assistenz für Inka B.)

molliger Melker

blonder Bio-Bauer

gütiger Gutsbesitzer

famoser Farmer

lachender Landmann

schwuler Schweinemäster

zünftiger Ziegenzüchter

schüchterner Schäfer

witziger Winzer

agiler Agrarier

fleißiger Feldarbeiter

imposanter Imker

pfundiger Pferdewirt

humorvoller Hühnerhalter

munterer Müller heiterer Hofhalter

süße Susanne - Saarbrücken

handfeste Heidi - Hanau

betörende Birte - Büchen

charmante Chantal - Charlottenburg

patente Petra - Potsdam

tolle Tina - Trier

anmutige Anke - Aachen

dominante Dörthe - Düsseldorf

eifrige Eike - Eisenach

frische Friederike - Friesoythe

intelligente Inge - Ingolstadt

lustige Luise - Ludwigsburg

rüstige Resie - Rosenheim

jugendliche Jutta - Jülich

kluger Kuno - Köln

Die beiden haben Schwein gehabt und sich bereits getroffen! Ob´s auch mit den ander´n klappt, ist zur Zeit noch offen…

Bauer sucht… (II)

Haben alle? Da sag´ ich erstmal Prost! Na, das tut gut, oder? Wir haben die Vorstellungrunde und das Hoffest hinter uns. Jetzt folgt die lang er-sehnte Hofwoche, und nun müssen auch die Schüchternen mal aus sich herauskommen. Damit das nicht völlig danebengeht, haben wir hier heute wieder die Lena, die mit ihren Tipps und Tricks auch dem ver-stocktesten Landwirt die Zunge löst. Ihr kennt das inzwischen, wir üben erst hinter verschlossenen Türen, bevor wir in aller Öffentlichkeit pro-bieren. Also, Männer, vergesst nicht: Ohne ein freundliches Wort bleibt ihr auch in den kommenden Jahren allein, und die einzigen weiblichen Wesen um euch herum werden euch nicht Zärtlichkeiten ins Ohr flüs-tern, sondern nur ein lautes „Muh“. So, Lena nimmt jetzt erstmal Hin-nerk aus dem schönen Dithmarschen mit ins Studio. Wir zeichnen die Szenen auf, damit ihr euch an die Kameras gewöhnt.

Ja, lieber Hinnerk, bald wirst du deine Herta abholen, und da sollte man ja nicht gleich den schlimmsten Eindruck vermitteln, oder?

Mmh.

Fangen wir mal mit den leichten Sachen an. Haareschneiden würde ich an dei-ner Stelle unbedingt vorher, vernünftige Rasur sowieso, frisch gewaschen, auch die Hände und Fingernägel, versteht sich. Wenn du´s noch nicht hast, ein Deo-Roller wär´ gut. Ist dies hier dein bestes Hemd? Da solltest du schnell noch mal investieren, am besten auch gleich ´ne passende Hose dazu. Schuhe und Strümpfe? Unterwäsche hast du? So, jetzt wird nicht nur genickt, sondern nun fangen wir mal an zu sprechen. Können wir uns darauf einigen?

Jo.

Der Anfang ist gemacht. Was sagen wir nun unserer Herta, wenn sie endlich ihr Zugabteil verlassen hat und auf dem Bahnsteig steht? Was meinst du, Hinnerk? Sie hat dich ja schon getroffen, vorstellen musst du dich also nicht nochmal. Die würde ja schön gucken, wenn du sie mit den Worten empfängst: „Ich bin Hinnerk aus Eddelak und bin 52 Jahre alt.“ Du weißt doch, diesen Satz hatten wir ja für den ersten Abend geübt. Erinnerst du dich?

Mmh.

Nicht grunzen, Hinnerk! Sprechen! Also, wie heißt das?

Jo.

So, der Zug hält, Herta steigt aus und kommt lächelnd auf dich zu. Vorstellen wollen wir uns nicht nochmal. Einen kleinen Tipp geb ich dir, Hinnerk. Wir könn-ten Herta ja mal begrüßen. Bitte, Hinnerk…

Na?

Ein bisschen mehr wird Herta bestimmt von dir erwarten, wenn sie gerade stun-denlang durch Deutschland gefahren ist, um endlich zu dir zu kommen. Also, zweiter Versuch.

Na, Herta?

Hinnerk, wir wollen hier keinen Preis für die tollste Begrüßung erringen, das nicht, aber vielleicht schaffen wir ja gemeinsam einen vollständigen Satz.

Na, Herta? Hast du gleich hergefunden oder dich unterwegs noch verfahren?

Prima, Hinnerk, dass du dich noch an unsern Satz von neulich erinnerst. Nur dieses Mal ist deine Angebetete mit der Bahn gekommen und nicht im PKW. Da ist das mit dem Verfahren schon schwierig, oder? Vielleicht fragst du sie mal, wie ihre Reise denn war.

Na, Herta? Wie war deine Reise denn?

Gut so, Hinnerk. Das merken wir uns. Wenn du diesen Satz raushaust, muss Herta kommen, und du kannst reagieren. Also, einmal noch!

Na, Herta? Wie war denn… Äh… Wie war denn die… Äh…

Hinnerk, Herta hält ihren Koffer immer noch in der Hand. Wenn du Koffer oder große Taschen siehst, woran denkst du da?

Reise.

Richtig, Hinnerk. Jetzt also, denk an die Reise!

Na, Herta? Wie war denn deine Reise?

Prima! Gut gemacht, Hinnerk! Jetzt bloß nicht wieder vergessen. Der Satz kommt nachher nochmal. Hörst du? So, Herta ist jetzt da, sie hat freundlich ge-lächelt, du auch, und sogar dein Satz war richtig. Sag ihn noch einmal!

Na, Herta? Wie war denn deine… Na… Nicht sagen jetzt! … Reise! Wie war denn deine Reise?

Wahrscheinlich wird sie dir jetzt nicht in aller Ausführlichkeit erzählen, dass ihr der Rücken wehtut vom vielen Sitzen oder dass sie unbedingt mal auf Klo muss, sondern sie wird einfach nur sagen: „Gut“. So, was jetzt?

Tja.

Hinnerk, wenn etwas gut ist, nicht schlecht oder böse oder kaputt - freut man sich da oder ist man traurig?

Freut sich.

Dann sag das doch auch! Also, alles nochmal. Zug hält an, Türen gehen auf, Herta ist draußen, hat ihren Koffer in der Hand - ihren Koffer, Hinnerk! Wir spie-len das mal. Du jetzt!

Na, Herta? Wie war deine Reise?

Gut.

Freut sich.

Hinnerk, DU freust dich! Das willst du Herta doch sagen! Also muss es hier hei-ßen: „Freut mich!“ Ich mach, was wir schon haben, einmal im Zusammenhang vor: „Na, Herta? Wie war deine Reise? Gut! Das freut mich.“ So sieht das aus. Jetzt hast du noch die ganze Zeit einen Blumenstrauß in der Hand, den dir der Aufnahmeleiter gegeben hat. Der ist ja nicht für dich, Hinnerk.

Für Herta.

Richtig! Den übergibt man nicht einfach so, da sagt man ein passendes Wort dazu. Jetzt alles nochmal, und ich geb dir ein Zeichen, wenn die Blumen fällig sind. „Na, Herta? Wie war deine Reise? Gut! Das freut mich!“ Jetzt, Hinnerk!

Da.

Meine Güte, das mit dem Wort musst du nicht so wörtlich nehmen! Es darf auch ein Satz sein. Wir wollen das hier ja zusammen machen, also bin ich wohl wieder dran: „Diese Blumen sind für dich!“ Dann sagt Herta sicher: „Die sind aber schön! Das wär´ doch nicht nötig gewesen!“ Wenn Herta zwei Sätze sagt, schaffen wir das auch, Hinnerk. Das wär´ doch gelacht, oder?

Mmh.

Du sagst da einfach: „Das hab´ ich doch gern getan.“ Und als zweiten Satz gleich hinterher, keine lange Pause: „Gib mir deinen Koffer.“ Schaffen wir das, Hinnerk? Du musst bei dem zweiten Satz auch nach dem Koffer greifen. Sprechen und greifen oder greifen und sprechen. Ist egal. Zurück auf Anfang. Ich bin Herta, du bist Hinnerk. Na ja, wer sonst? Kamera läuft… Zug hält, Herta raus, Koffer in der Hand, lächelt - jetzt dein Einsatz!

Na, Herta? Wie war deine Reise?

Gut!

Das freut mich! Diese Blumen sind für dich.

Oh, die schönen Blumen! Das wär´ doch nicht nötig gewesen.

Das hab´ ich doch gern getan. Gib mir deine Blumen!

Beinah! Beinah! Hinnerk, die Blumen hast du ihr doch gerade gegeben! Die kannst du doch nicht sofort wieder zurückverlangen.

Ah, Mist! Der Koffer.

Richtig! So, nochmal! Kamera! Bahnsteig - Herta - Koffer - Lächeln.

Na, Herta? Wie war denn deine Reise?

Gut!

Das freut mich! Diese Blumen sind für dich.

Oh, die schönen Blumen! Das wär´ doch nicht nötig gewesen.

Das hab´ ich doch gern getan. Gib mir deinen Koffer.