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Da sie sich vor einem verrückten Ex-Freund versteckt, ist Hannah Winters fest entschlossen, ihren Kopf gesenkt und ihr Herz sicher verschlossen zu halten. Erschöpft von ihrer Arbeit im medizinischen Bereich und dem Umgang mit einem kontrollierenden Mistkerl, ist ihr Interesse an Romantik gleich null…bis sie auf der Bildfläche erscheinen. Ein Blick auf Cole und Declan und Hannah wird es schwerfallen, das Eis um ihr Herz vor dem Schmelzen zu bewahren.
Declan wuchs in Bridgewater auf. Durch seinen Beruf als Polizist hat er einen Instinkt für Schwierigkeiten und Hannah Winter ruft alle möglichen Gefühle hervor, die er nicht bekämpfen kann. Als sein Freund Cole von der sexy Typ-A Frau, mit dem Verlangen in ihren Augen, aber Lügen auf ihren Lippen, erfährt, ist er genauso entschlossen, sie zu zähmen und ihre tiefsten Ängste aufzudecken – und ihre Sehnsüchte.
Als ihre Vergangenheit sie einholt, sind es Cole und Declan, die sie davon überzeugen, nicht mehr vor Vergangenem und dem Verlangen, das glühend heiß zwischen ihnen entbrannt ist, davonzulaufen. Sie werden sie erobern, auch wenn sie es auf die harte Tour machen müssen…mit einem verführerischen Kuss nach dem anderen.
Warnung: Höschen können Feuer fangen! Erobert Mich Hart ist das zweite Buch der unglaublich heißen Serie, in der zwei besessene Alpha Cowboys ihre Typ-A Heldin treffen. Dieses alleinstehende Happy End dreht sich nur um sie – kein M/M.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Copyright © 2017 von Vanessa Vale
Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.
Alle Rechte vorbehalten.
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Umschlaggestaltung: Bridger Media
Umschlaggrafik: Period Images
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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
MEHR WOLLEN?
Nehmt Mich Schnell - Prolog
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ÜBER DIE AUTORIN
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HANNAH
Ihre Hände lagen auf mir. Ja, ihre. Zwei Paar großer, rauer Hände glitten über meine nackte Haut und weckten jedes Nervenende auf ihrem Weg. Ich konnte sie fühlen, einer auf jeder Seite von mir. Ich war eingeklemmt zwischen zwei harten, muskulösen Körpern, wobei ihre Erektionen gegen meine Hüften drückten. Sie wollten mich, das war offensichtlich.
Aber zwei Männer? Ich war Ärztin. Mein Sozialleben existierte aus einer einstündigen Abendessen Pause um Mitternacht zwischen Traumafällen. Die einzige Abwechslung in meiner Kleidung bestand darin, ob ich grüne oder blaue OP-Klamotten mit meinem weißen Arztkittel tragen würde. Meine Schminke war im zweiten Jahr des Medizinstudiums abgelaufen und meine Haare waren für ebenso lange Zeit nie anders frisiert worden, als in einem Pferdeschwanz, um sie aus meinem Gesicht zu halten.
Ich konnte nicht einen Mann in mein Bett locken, geschweige denn zwei. Na gut, ich hatte einen Mistkerl verführt, aber ich war noch nie so gewesen. War noch nie so heiß und erregt, wild und…ungezogen gewesen. Einer entdeckte die Rückseite meines Knies, zog mich weit auseinander. Der Andere passte seine Handlungen an, so dass ich auf meinem Rücken lag, meine Beine gespreizt. Da sie mich mit ihren Händen offenhielten, war ich ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, stand ihnen zur Verfügung für, was auch immer sie tun wollten. Und das beinhaltete einen Finger, der sehr sanft meine Klitoris umkreiste.
„Du machst deine Höschen klatschnass“, sagte die Stimme, dunkel und rau. Er schien sehr zufrieden zu sein, dass ich so erregt für ihn war. Ich war feucht. Ich konnte die Feuchtigkeit auf meinen Schamlippen spüren. Raue Bartstoppeln scheuerten über meinen Hals, während ich geküsst wurde. Meinen Kopf zur Seite drehend, bot ich ihm besseren Zugang.
Ich fühlte ein Ziehen an meiner Hüfte, dann vernahm ich das Reisen meiner zarten Unterhose. Das war mein einziges Zugeständnis an meine Weiblichkeit. Schicke Höschen. Dieses war nun ruiniert, nur noch ein Fetzen unbrauchbaren Stoffes, aber es war mir egal. Ein Kerl hatte gerade meine Unterhose von mir gerissen. Ich würde mich nichtbeschweren.
„Hast du jemals zuvor zwei Männer gehabt?“ Die Worte wurden in mein Ohr geflüstert. Es war der zweite Mann, seine Stimme war rauer, wenn das überhaupt möglich war. Bei diesem Klang breitete sich Gänsehaut auf meiner Haut aus.
Ich schüttelte meinen Kopf, stieß gegen seine Stirn.
„Du wirst es lieben.“
Eine Hand streichelte über meine entblößte Brustwarze und ich keuchte auf. Mein Körper reagierte stark, die Spitze wurde sofort hart. Ich drückte meinen Rücken durch, gierig nach mehr. Diese leichte Berührung war nicht genug.
Ja, ich würde es lieben.
Ein Finger umkreiste meinen Eingang, rund herum im Kreis, aber glitt nicht nach innen.
„Bitte“, bettelte ich. Ich wusste, was ich wollte und das waren sie. Ich wollte alles, was sie mir geben würden.
„Geduld. Gute Mädchen bekommen genau das, was sie verdienen“, sagte die Stimme, während seine Finger in mich eindrangen.
„Ja!“
Auf einmal wurde ich kalt. Die sanften und leidenschaftlichen Hände waren verschwunden. Ich fühlte sie nicht länger um mich. Ich war allein. Es war dunkel und anstatt begehrt, fühlte ich mich schmutzig. Verängstigt. Entblößt.
„Böse Mädchen bekommen genau das, was sie verdienen.“
Diese Stimme.
Oh Gott. Ich kannte diese Stimme.
Es war nicht die Stimme der anderen Männer. Nein, es war Brad.
Er war böse. Wütend. Ich erschauderte und rollte mich zu einem Ball zusammen, um mich selbst zu schützen.
Ich roch das vertraute, widerliche Gesichtswasser. „Du bist die Meine. Du wirst niemals von mir wegkommen.“
Ich saß kerzengerade im Bett und keuchte, während ich mit den Bettlaken kämpfte, die sich um meine Beine gewickelt hatten, und versuchte fortzukommen.
Ein Traum.
Gott, es war alles nur ein Traum.
Keine heißen Männer. Kein Brad.
Ich war in meiner neuen Wohnung über dem Diner. Allein. Frei von Brad, aber schwerlich frei.
Ich war schweißbedeckt und mein T-Shirt feucht, mein Atem kam stoßweise. Meine Haut kühlte sich schnell ab, meine Nippel verhärteten sich. Meine Pussy schmerzte, erinnerte sich an die Art, wie ich im Traum berührt worden war. Meine Hand glitt unter die Decke, unter mein Höschen. Ich war feucht und erregt von dem Traum. Ich wollte, dass mich diese Finger kommen ließen, sogar bei dem verrückten Gedanken, dass es während eines Dreiers geschah. Wahnsinnig. Unwirklich. Es war jedoch nichts anderes als ein Traum gewesen. Ein heißer, schmutziger Traum, aber Brad hatte ihn ruiniert. Nicht nur in meinem Schlaf, sondern auch in meinen wachen Stunden.
Er hatte alles ruiniert.
Ich mag zwar aus LA und vor seinen grausamen Fäusten geflohen sein, aber die Stimme in meinem Kopf hatte zu wahr geklungen.
Ich würde ihm nie entkommen.
HANNAH
Die blassgrüne Uniform des Diners konnte kaum als modisch bezeichnet werden, aber sie war bequem…und beruhigend. Ich fuhr mit meinen Händen über die Polyester Mischung und holte tief Luft. Dies war weit entfernt von der OP-Bekleidung, die ich gewöhnt war, aber das einfache Kleid mit seiner sauberen weißen Schürze war wie eine Rückkehr in eine andere Ära, genau wie diese Stadt, in der ich gelandet war. Bridgewater. Wie zur Hölle, war ich hierher gelangt? Nicht nur hier, wie in Montana, sondern hier, wie in Verstecken. Ich hatte mein echtes Leben wegen einem Arschloch Ex auf Eis gelegt. War verängstigt davongerannt.
Diese Frage schien mir in einem konstanten Kreis durch den Kopf zu gehen, seit ich in dieser kleinen, blinzle-und-du-hast-es-verpasst Stadt vor zwei Wochen angehalten hatte. Obwohl ich in einem, wie gemalt wirkenden, Tal saß, war es nicht unbedingt London. Es war weit entfernt von einem Urlaubsziel und Kellnern in einem lokalen Diner war das komplette Gegenteil von dem Traumberuf, den ich hinter mir gelassen hatte. Niemand lässt einfach so zehn Jahre an Ausbildung, Facharztausbildung und Assistenzarztzeit hinter sich. Niemand außer mir. Aber eine Frau auf der Flucht konnte nicht wählerisch sein und Bridgewater war so weit weg von der Zivilisation, wie es eine Stadt nur sein kann. Und das war der springende Punkt, oder nicht? Ich war hier nicht im Urlaub. Ich schaute mir keine Sehenswürdigkeiten an. Ich war schlicht und einfach hier, um mich zu verstecken.
Eine mittlerweile bekannte Wut stieg in mir auf und ich holte tief Luft, um meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Ich warf einen Blick auf mich im Badezimmerspiegel. Nur ein Hauch Schminke – irgendetwas musste die dunklen Ringe unter meinen Augen verbergen – und das Haar in einem glatten Pferdeschwanz zurückgebunden. Die Facharztausbildung ließ einem nicht viel Zeit, um sich schick zu machen, also war ich daran gewöhnt, mich mit meinem natürlichen Aussehen zufrieden zu geben. Ich war auch an dieses Schlafmangel Aussehen gewöhnt. Hier arbeitete ich jedoch keine achtundvierzig Stunden Schicht in der Notaufnahme. Ich sah aus wie ein Geist, weil ich Angst hatte. Und das machte mich so verdammt wütend! Er hatte mich auf das reduziert. Halb verängstigt, halb wütend. Ehrlich gesagt, war ich in diesen Tagen nicht sicher, auf wen ich wütender war – meinen Ex dafür, dass er mich verletzt hatte, oder mich selbst, dass ich wie ein Feigling davongerannt war. Oder zunächst einmal dafür, dass ich überhaupt an diesem Mistkerl interessiert gewesen war.
Brad Madison war der ideale Freund gewesen…am Anfang. Gutaussehend, aufmerksam, sogar süß. Aber ich schätze, das war die Art, wie es immer anfing. Niemand kam mit einem Typen zusammen, von dem sie wusste, dass er ein Monster war. Sie waren immer süß und charmant, liebevoll und verliebt. Brad hatte sich auch nicht über Nacht verändert. Seine Abwärtsspirale ging langsam und heimtückisch von statten. Er war allmählich immer kontrollierender geworden und mit der Zeit wurden seine Worte gemein. Nach einigen Wochen Distanz erschien das alles so offensichtlich. Die Art, wie er mich manipuliert hatte und mich dazu brachte, an mir selbst zu zweifeln – Lehrbuch des emotionalen Missbrauchs. Ich hatte es die ganze Zeit in der Notaufnahme gesehen: Frauen, die „in Türen rannten“ oder „gefallen waren“. Aber das war das Schöne der späten Einsicht, hinterher war man immer klüger.
Ich hatte es zu dieser Zeit nicht bemerkt, nicht einmal in all den Stunden, die ich arbeitend im Krankenhaus verbracht hatte. Die Veränderung – in Brad und unserer Beziehung – hatte sich so schleichend ereignet, dass ich jeglichen Durchblick verloren hatte.
Bis er mich schlug.
Nur ein Mal, aber das war Teil des Problems. Meine anfängliche Reaktion, nachdem der Schock und die Angst verflogen waren, war, mir selbst einzureden, dass es ja nur ein Mal gewesen war. Ich wollte ihm glauben, wollte glauben, dass es nur eine einmalige Sache gewesen war. Dass es ihm wirklich leidtat und dass er sich tatsächlich ändern würde. Dass sein plötzliches freundliches Verhalten sein wahres Selbst war. Am schlimmsten von allem war, dass ich in die klassische Falle tappte. Ich begann, mir selbst die Schuld zu geben. Ich hatte die Eier anbrennen lassen.
Der Moment, in dem ich realisierte, dass ich Entschuldigungen für ihn erfand, war in der Notaufnahme. Ich hatte sehr viel Schminke aufgetragen sowie guten Gebrauch des Abdeckstiftes gemacht, um den Bluterguss auf meiner Wange zu verdecken. Da kam eine Frau herein, die von ihrem Ehemann zusammengeschlagen worden war. Ich hatte begonnen ihr die übliche Leier über die Anzeichen häuslicher Gewalt zu halten, wie man davonkam, dass Hilfe zur Verfügung stand, falls sie ihn anzeigen wollte. Sie hatte mich angeschaut, auf meine Wange gedeutet und gefragt, was passiert war. Ich hatte meinen Mund geöffnet, um ihr eine Lüge zu erzählen und hatte dann in einem Moment der Erleuchtung bemerkt, dass ich siewar.
Ich erzählte ihr die Wahrheit, dass ich von meinem Freund geschlagen worden war – wegen Eiern!
Ich schwor ihr, dass ich die Sache mit Brad beenden würde, wenn sie ihren grausamen Ehemann verließ. Ich hatte die Notaufnahme in dieser Nacht verlassen, um mich ein für alle Mal von ihm zu trennen. Oder um es wenigstens zu versuchen. Ich musste all meinen Mut zusammennehmen, um Brad mitzuteilen, dass es vorbei war, da ich Angst hatte er würde mich dann wieder schlagen. Wenn er mich bereits wegen einem angebrannten Frühstück schlug, was würde er dann tun, wenn ich sagte, ich würde ihn verlassen? An diesem Punkt hatte ich gehörig Angst vor dem Man, von dem ich gedacht hatte, er wäre die Liebe meines Lebens.
Ich hatte keine Ahnung, was mit der Patientin aus der Notaufnahme geschehen war. Ich musste hoffen, dass sie sich Hilfe geholt hatte, dass sie davongekommen war. Ich? Ich war davongekommen, aber es gab keine Hilfe. Nur Verstecken.
Mich in meiner schlichten Ein-Zimmer-Wohnung über dem Diner umsehend, versuchte ich mich dankbar zu fühlen, anstatt darüber zu grollen, dass ich aus meinem alten Leben und Beruf gezwungen worden war. Und ich war dankbar. Der Raum war zwar spartanisch eingerichtet, aber sauber. Die Miete war billig und der Weg zur Arbeit war nur eine Treppe. Ich hatte Glück gehabt, diesen Ort mit seinen freundlichen Einwohnern zu finden. Bridgewater war eine Western-Stadt wie aus einem Norman Rockwell Gemälde. Die Tatsache, dass es in dem alten Diner an der Main Street mit dem Westernmotto eine freie Stelle gab, war ein Glücksfall gewesen. Ich brauchte Geld, Geld, das nicht aus einem Bankautomaten oder von meiner Kreditkarte kam, deren Transaktionen nachvollzogen werden konnten. Ich hatte natürlich keine Zeit gehabt, um ein neues Leben für mich selbst aufzubauen, bevor ich weglief, also schätzte ich mich glücklich.
Ich griff nach meinem Labello, fuhr damit über meine trockenen Lippen, wobei meine Gedanken zu Brad zurückkehrten.
Nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich ihn verlassen würde, lief ich aus seiner Wohnung und war naiv davon ausgegangen, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Ich war erleichtert gewesen. Befreit. Was für eine Idiotin ich doch gewesen war. Natürlich würde er mich nicht so einfach gehen lassen. Einige Stunden später tauchte er bei meinem Zuhause auf. Ich wusste aufgrund des glasigen Ausdrucks in seinen Augen und dem Geruch von Whiskey in seinem Atem, dass er getrunken hatte.
Du gehörst mir und ich werde dich nie gehen lassen.
Diese Worte hallen nachts immer noch durch meinen Kopf, wenn ich eigentlich schlafen sollte. Genauso wie der seltsame Traum der Nacht zuvor. Eine Mischung aus heißem Sextraum und meinem schlimmsten Alptraum. Die Besitzgier in seiner Stimme in dieser Nacht und das höhnische Lachen – lassen es mir immer noch kalt über den Rücken laufen. Die Situation entwickelte sich danach von schlecht zu furchteinflößen. Er tauchte im Krankenhaus auf, wenn ich Dienst hatte, betrunken und wütend. Er schrie herum, dass er mich beobachten würde. Dass er niemals einem anderen erlauben würde, mich zu haben. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Security nicht gekommen wäre?
Und dann waren da die Blumen mit einer Entschuldigungsnotiz vor meiner Tür, gefolgt von Drohnachrichten auf meiner Sprachbox. Sein Verhalten war unberechenbar geworden und ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder die Linie von emotionaler zu körperlicher Misshandlung überschreiten würde. Ich war dafür ausgebildet worden, mit Frauen über so etwas zu sprechen, hatte aus erster Hand gesehen, was ein missbrauchender Kerl tun konnte, wenn er unter Druck gesetzt wurde.
Ich versuchte mit der Polizei zu reden, aber da noch nicht wirklich etwas passiert war, waren deren Hände gebunden.
Da wusste ich, wenn ich in LA bliebe, würde es beim nächsten Mal nicht bei einem Bluterguss auf der Wange bleiben. Und so floh ich.
Ich drehte mich, um in den Ankleidespiegel an der Rückseite der Badezimmertür zu schauen. Musterte mich selbst. Die Uniform, die Schürze. Auf Wiedersehen Hannah Winters, Hallo Hannah Lauren.
Brad war tausende Meilen entfernt und so war es auch jegliche Gefahr. Oder so hoffte ich. Nach zwei Wochen fing ich an, leichter zu atmen, begann länger als ein paar Stunden auf einmal zu schlafen und wachte nicht mehr bei jedem kleinen Knarren des alten Gebäudes auf. Oder von einem total verrückten Alptraum. Ich hatte hier in Bridgewater nichts zu befürchten – Brad war nicht hier – und das allein war ein Grund, um dankbar zu sein. Ich hatte Los Angeles verlassen und er hatte keine Möglichkeit, mich zu finden. Dafür hatte ich gesorgt. Ich mag es vielleicht verpasst haben, den Mann als denjenigen zu sehen, der er war, aber ich war nicht dumm. Ich war eine Ärztin. Ich hatte mit jemandem aus einer Notunterkunft darüber gesprochen „wie man davonkommt“ und hatte meine Spuren verwischt. Hatte meinen Nachnamen geändert.
Sobald er in der letzten Nacht gegangen war und ich sicher gewesen war, dass er nicht vor dem Apartmentkomplex wartete, war ich geflohen. Ich hatte einige Klamotten in eine Tasche geworfen, Bargeld von drei verschiedenen Bankautomaten abgehoben und war zum Busbahnhof gegangen. Ich war in den ersten Bus, den ich finden konnte, gesprungen und dann in Salt Lake City in einen anderen. Bridgewater war einfach eine der Städte, in denen der Bus angehalten hatte, um den Passagieren Zeit für eine kurze Pause und eine Mahlzeit zu geben. Als ich aus dem Bus trat und das fast surreale, in der Zeit erstarrte Bild der Main Street sah – dachte ich, dass diese kleine Stadt für eine Weile ein genauso guter Aufenthaltsort wäre wie jede andere. Um mich zu verstecken. Ich würde nur so lange bleiben, bis ich meine nächsten Schritte geplant hätte.
Der Bus war ohne mich weitergefahren und ich ertappte mich dabei, wie ich die sechs Blöcke, die das Stadtzentrum von Bridgewater darstellten, auf und ab schlenderte. Die Main Street war mit zweistöckigen Backsteingebäuden gesäumt, die geradewegs aus dem neunzehnten Jahrhundert stammten, sowie mit Geschäften, die ungelogen Cowboy Hüte und Stiefel verkauften zusammen mit Angeln, Gewehren und jeder anderen Ausrüstung, die jemand in der Natur möglicherweise brauchen würde. Es war reizend, sicherlich, aber nicht unbedingt ein Zentrum für Jobmöglichkeiten. Es war wirklich ein Glücksfall gewesen, dass das Diner ein „Hilfe gesucht“ Schild im Fenster hängen hatte. Ich hatte sogar noch mehr Glück, dass die Besitzerin des Diners, Jessie, mich zu mögen schien, trotz der Tatsache, dass ich eine Außenstehende mit absolut null Erfahrung im Kellnern war. Ich war gerade erst aus dem Bus ausgestiegen und sie bot mir den Job in dem Restaurant an und die kleine Wohnung darüber.
Bis jetzt hatten sich die Dinge in Bridgewater ziemlich gut entwickelt. Die Schichten im Restaurant beschäftigten mich, die Einheimischen waren unglaublich freundlich und ich war sicher vor Brad. Ich war vollständig außerhalb seines Radars. Ich zwang ein Lächeln auf mein Spiegelbild. Siehst du? Dankbar.
Weit auseinander stehende grüne Augen starrten aus dem Spiegel zurück zu mir. Immerhin waren sie nicht länger mit Angst gefüllt – das war etwas, das ich nie wieder für selbstverständlich halten würde. Die dunklen Schatten unter meinen Augen waren auch verschwunden. Auch wenn ich bisher noch keine Nacht durchgeschlafen hatte, so war ein Arzt doch an Schlafmangel gewöhnt. Eine Kleinstadt Kellnerin zu sein, war nicht auf meinem Fünf-Jahres-Plan gestanden, als ich mein Medizinstudium abschloss, aber ich hatte bemerkt, dass es mir wundersamer Weise ausreichend gefiel.
Der Job war auf seine eigene Art anstrengend, aber ich genoss die Ablenkung. Außerdem mag die praktische Arbeit vielleicht hart sein, aber es war bei weitem nicht so stressig wie die Arbeit in der Notaufnahme. Diejenigen, denen ich hier half, waren nicht krank oder am Sterben. Sie wollten einfach nur eine Tasse Kaffee oder das Tagesgericht. Ich vermisste natürlich meinen Job, aber die Pause von dem Leben-oder-Tod Stress war eine Erleichterung. Ich hatte dank Brad mit genug Stress in meinem Leben zu kämpfen gehabt.
Kellnern war eine ermüdende Arbeit. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit schlief ich am Ende des Tages ein und in letzter Zeit wachte ich immer weniger wegen Alpträumen auf.
Außerdem würde ich nicht für immer eine Kellnerin sein. Ich würde bald wieder zu meinem alten Job zurückkehren. Mein Aufenthalt in Bridegwater war für kurze Zeit, nur so lange bis Brad weggeschickt werden würde. Da er in der Armee und sogar ein Oberstleutnant war, musste er tun, was ihm befohlen wurde und er konnte den befehlshabenden Offizieren nicht einfach sagen, dass er nicht ins Ausland geschickt werden wollte. Er konnte sie nicht schlagen, wenn er nicht mit ihnen glücklich war.
Er hatte erwähnt, dass er nach Süd-Korea geschickt werden würde, um ein Bataillon, das sich um die Helikopter des Lagers kümmerte, zu führen. Er würde für vier Jahre fortgeschickt werden und es gab keine Möglichkeit, wie er mich verletzten könnte, wenn er erst einmal gegangen war. Ich kannte nicht das genaue Datum seiner Abreise, aber es konnten allenfalls nicht viel mehr als ein paar Monate sein, bis uns der Pazifische Ozean trennen würde. Alles was ich tun musste, bis er gegangen war, war mich bedeckt zu halten und dann könnte ich das Leben, das er mir gestohlen hatte, zurückfordern. Er würde in Asien sein. Auch wenn ich mir nicht wünschte, dass er das, was er mir angetan hatte, jemand anderem antut, so wusste ich, dass er wahrscheinlich eine neue Frau finden würde, die er kontrollieren und manipulieren konnte. Dann würde er mich vergessen.
Ich strich meine Haare zurück, da der Pferdeschwanz meine wilden Locken nicht wirklich bändigen konnte. Mein Dienst würde jede Minute beginnen und ich wollte nicht zu spät sein, besonders nicht wegen meiner dummen, täglichen, mentalen Motivationsrede. Das Diner der Stadt war zur Essenszeit immer bis auf den letzten Platz besetzt und meine Tage flogen nur so dahin, während ich hin und her hastete, um die Kunden zufrieden zu stellen.
Zwei Kunden stachen besonders heraus – Declan und Cole. Ich grinste meinem Spiegelbild zu. Nun diese beiden waren Kunden, die ich sehr gerne befriedigen würde. Mein sanftes Kichern klang misstönend in der stillen Wohnung. Ich hatte mein eigenes Lachen in viel zu langer Zeit nicht gehört. Die fraglichen Männer waren während jeder meiner Schichten der letzten Woche zum Mittagessen gekommen und ich betete, dass es heute nicht anders wäre. Zu sagen, dass ihre Gegenwart der Höhepunkt meines Tages war, ließ mich erbärmlich klingen. Aber, wenn ich beobachtete, wie sie durch die Eingangstür hereinkamen und sich in einer Nische in meinem Bereich – immer in meinem Bereich – niederließen, fühlte ich mich wie eine Sechzehnjährige, die für den High-School Quarterback schwärmt.
War es falsch einen Schwarm – okay, zwei Schwärme – zu haben, während man auf der Flucht war? Wahrscheinlich. Ich mag nur einen kleinen Koffer gepackt haben, aber ich hatte jede Menge Gepäck. Diese zwei sexy Cowboys zu sehen, ließ mein Herz fast aus meiner Brust springen und brachte meine Handflächen zum Schwitzen. Nur der Anblick des männlichen Duos ließ meine Nippel hart werden und ich war mir sicher, dass das offensichtlich durch den dünnen Stoff meiner Uniform und dem darunterliegenden BH war.
Sie waren durch und durch Cowboys und Jessie hatte mich bereits beim Starren erwischt. Sie hatte sich am ersten Tag genähert, sich zu mir gebeugt und gesagt, dass beide große Schlucke Wasser wären. Ich hatte keine Ahnung, was dieser Ausdruck bedeutete, aber falls er aussagte, dass sie die Höschen von Frauen nur durch ein durchdringendes Starren feucht machten, dann hatte sie absolut recht.
Ihre heiße Cowbowy Art funktionierte bei mir. Die breiten Schultern, das scharfkantige Kiefer, der durchdringende Blick. Ja, es funktionierte absolut. Jeden verdammten Tag. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich abends ins Bett krabbelte, war ich bereit mich selbst zu verwöhnen, während ich an Declans blaue Augen und Coles breites Lächeln dachte.
Sie waren Kavaliere – Jessie hätte mich ansonsten gewarnt – aber ihre koketten Kommentare und schmeichelhafte Aufmerksamkeit ließen mich darüber nachdenken, ob sie privat vielleicht anders wären.