Erste Grundlagen des Verhaltenskapitalismus - Andreas Herteux - E-Book

Erste Grundlagen des Verhaltenskapitalismus E-Book

Andreas Herteux

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Beschreibung

Eine Welt der Veränderung ermöglicht es einer neuen Spielart des Kapitalismus, immer mehr Macht und Einfluss zu gewinnen. Dieser wirkt, durch die technologische Entwicklung, immer stärker in das gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und individuelle Leben ein, ohne dass dessen Mechanismen bislang klar identifiziert werden konnten. Diese Lücke schließt das Modell des Verhaltenskapitalismus, das dem Ungefähren eine Struktur gibt, die eine allgemeine Diskussion ermöglichen soll. Die vorliegende Monographie besteht dabei aus den bisherigen publizistischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen und ergänzt sie um Teile der Diskussion.

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Seitenzahl: 67

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Vorwort zur 11. Auflage

Einleitung

Grundlagen des Verhaltenskapitalismus

Der Verhaltenskapitalismus – Rekapitulation

Verhaltenskapitalismus und Überwachungskapitalismus – Ein Vergleich zweier Deutungen einer Entwicklung des Kapitalismus

Einleitung

Definitionen und Ursprung

Funktionsweise

Abwägung

Zum Ende hin

Fragen und Antworten

Der Wertekapitalismus: Das Modell der Alternativen Hegemonie (AH-Modell)

Glossar

Vorwort zur 11. Auflage

Ein Vorwort für eine neue Auflage eines Buches schreiben zu dürfen, bedeutet immer auch, dass das vorliegende Werk einen gewissen Erfolg aufzuweisen hatte. Dass diese Monografie das Potential haben wird, eine Diskussionsgrundlage zu schaffen, war dabei nicht überraschend. Erstaunlich ist dagegen, dass die gedruckte Ausgabe einen solchen Absatz fand und stetig neue Auflagen von Nöten machte. Ungewöhnlich vor allem deswegen, weil die Inhalte der 1. Auflage von Anfang an als kostenloser Download, wenngleich auch nur in einschlägigen wissenschaftlichen Netzwerken oder Fachzeitschriften, zur Verfügung gestellt wurden. Von dieser Möglichkeit machten, soweit das aus der Ferne betrachtet werden kann, für die verschiedenen Sprachversionen, bislang eine große Anzahl Interessierter Gebrauch. Eine beeindruckende Menge, die aber zeigt, dass neue Sichtweisen oder Erklärungen zumindest gesucht werden. Qualitativ verifizieren lässt sich das, anhand der reinen Masse, aber nicht.

Dies macht auch Hoffnung darauf, dass die inhaltliche Auseinandersetzung in der Fachwelt und den nationalen sowie internationalen Medien weiter vorangetrieben wird.

Was hat sich aber im Laufe der verschiedenen Auflagen verändert? Schlicht die ganze Welt, die nun im Moment unter einer Pandemie leidet, welche gravierende Verschiebungen mit sich bringt. Ein Brandbeschleuniger, der nicht wenige der in diesem Buch beschriebene Mechanismen vorantreiben wird. Vieles, was in der vorliegenden Monografie aufgegriffen wurde, profitiert massiv von einem „Lockdown“, der letztendlich die Macht des Verhaltenskapitalismus festigen muss. War mancher Satz daher vielleicht noch im September 2019, zum Zeitpunkt des Erscheinens der 1. Auflage, für den Leser fern des eigenen Lebens, ist er es nun womöglich nicht mehr. Eine erstaunliche Entwicklung.

Inhaltlich wurden für die 11. Auflage einige Aspekte abgerundet bzw. einzelne Kapitel aktualisiert und ergänzt. Hinzugefügt wurde ein Abschnitt über den Wertekapitalismus, der dazu beitragen könnte, die Macht des Verhaltenskapitalismus zu demokratisieren sowie ein Glossar.

In der Summe haben die letzten Monate gezeigt, wie schnell sich das Leben verändern kann. Diese Monografie beschreibt einen solchen Wandel, der zudem ursächlich mit der kommenden Entwicklung nach der Pandemie zusammenhängt. Sie ist damit aktueller denn je zuvor.

Andreas Herteux, Mai 2020

Einleitung

Die Welt wandelt sich in rasender Geschwindigkeit. An keinem Punkt ist dieses deutlicher zu erkennen, als am technologischen Fortschritt, der das gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und individuelle Leben gravierend umgestaltet und oft grundlegend verändert hat. Doch diese Entwicklung ist weitaus mehr als nur eine kleine Erweiterung des bisherigen Seins. Es ändert dieses vielmehr fundamental und trotzdem scheint es für diesen Prozess und dessen kommerzielle Nutzung noch keine ausreichende Beschreibung zu geben. Sind es lediglich einige Internetkonzerne, die ganz neue Angebote haben? Oder ist alles in einem größeren Rahmen zu deuten? Wohin führt es? Was geschieht mit den Daten und wie werden sie benutzt? Wie wird mit unserem Verhalten Profit generiert? Wird hier unter Umständen auch manipuliert? Kritische Fragen gibt es daher durchaus, aber sie bleiben Stückwerk.

In der Summe scheint zwar ein Gespür dafür entstanden zu sein, dass es um weitaus mehr geht, als um neue Geschäftsmodelle und doch fehlte bislang eine Form der Artikulation, eine beschreibende Struktur, die klar benennt, dass nicht mehr von dem Geschäftsgebaren einzelner Unternehmen die Rede sein kann, sondern wir bereits von einer neuen Spielart des Kapitalismus reden müssen: Dem Verhaltenskapitalismus. Dieser Kapitalismus erhob sich mit atemberaubender Geschwindigkeit empor und ist aus dem Leben vieler Menschen nicht mehr wegzudenken, da er eng mit der technologischen Entwicklung verknüpft ist. Er bietet Chancen, aber auch Risiken, da seine Macht, im Gegensatz zum ebenso im Schatten aufgestiegenen Finanzkapitalismus, bis in die Intimspähe des Einzelnen reicht und sich immer weiter festsetzt. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutung ihn aus dem Ungefähren und Nebulösen ins Licht zu holen, klar zu benennen und zu diskutieren. Bislang war das, bis auf einzelnes Stückwerk, nicht möglich.

Das Modell des Verhaltenskapitalismus versucht diese Lücke zu füllen und schafft damit erstmals eine Ordnung, die eine neue Spielart des Kapitalismus greifbar und verständlich macht. Zugleich entsteht so eine Argumentationsbasis, die dazu geeignet ist, die Kreise der Experten und Gelehrten zu verlassen und sie allgemein sowie verständlich zu verbreiten, denn die Diskussion über den Verhaltenskapitalismus ist keine, die lediglich innerhalb kleiner Zirkel, bestimmter Milieus oder im Feuilleton geführt werden darf, sondern muss vielmehr ein zentrales Thema der breiten Öffentlichkeit werden.

Mit diesem Vorhaben stehen wir heute noch ganz am Anfang. Beginnen wir aber nicht, wird der Verhaltenskapitalismus, analog dem Finanzkapitalismus, im Schatten wirken und vielleicht ein Potential entfalten, dass mehr zu Macht und Herrschaft genutzt werden kann, denn zum Wohle des Menschen. Im Lichte und mit der Hilfe öffentlicher Beobachtung erscheint es leichter, den reißenden Fluss in die richtigen Bahnen zu lenken, statt kindlich-naiv darauf zu hoffen, dass dieses schon von alleine geschehen wird. Doch wir stehen mit diesem Gedanken noch an der imaginären Startlinie.

Daher umfasst diese Schrift primär die bisherigen Veröffentlichungen zum Thema des Verhaltenskapitalismus. Diese werden demnach so abgedruckt, wie sie veröffentlicht wurden. Redundanz ist daher gegeben, schafft aber zweifellos auch Erinnerungswerte.

Aus diesen Veröffentlichungen heraus sind erste Diskussionen und Fragen entstanden, die in einem separaten Teil behandelt werden.

Es handelt sich daher um eine Dokumentation einer frühen Phase, die als gedrucktes Nachschlagewerk dienen kann, aber keinesfalls von sich behauptet, den Forschungsgegenstand abschließend und final darzustellen.

Weiterhin ist anzumerken, dass der Verhaltenskapitalismus ein zentrales Thema des 21. Jahrhundert sein wird, dennoch aber lediglich ein Teilstück bleibt. Ein wichtiges zwar, welches aber für ein stimmiges Bild von Gegenwart und Zukunft nicht von Elementen wie dem Milieukampf, der Reizgesellschaft, dem Zeitenwandel und dem kollektiven Individualismus getrennt werden kann. Nur eine Gesamtbetrachtung stellt den Schlüssel für ein globales Verständnis und damit zu einer umfassenden Lösung dar. Der Verhaltenskapitalismus ist daher ein wichtiges Erklärungsmuster, aber eines, dass der Einordnung in ein größeres Gefüge bedarf, das allerdings nicht Teil dieser Schrift sein wird.

Dieses im Gedächtnis zu behalten, mag, aufgrund der Bisanz und der inhaltlichen Dominanz der einzelnen Teilbereiche schwierig sein, da jedes für sich das Thema eines ganzen Forscherlebens sein könnte, ist aber unbedingt von Nöten, da es sonst zu einseitigen Fehlurteilen kommen kann. Diese gilt es durch besagte Gesamtschau zu vermeiden.

Andreas Herteux

Grundlagen des Verhaltenskapitalismus

Menschliches Verhalten ist ein nutzbarer Rohstoff.

Dieser Rohstoff entwickelte sich durch den technologischen Fortschritt zu einem Produktionsfaktor.

Besagter Produktionsfaktor hat zu neuen Geschäftsmodellen geführt, die inzwischen einen massiven Einfluss auf das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Leben ausüben.

Daher ist von einer neuen Spielart des Kapitalismus zu sprechen: dem Verhaltenskapitalismus.

Diese neue Form des Kapitalismus wird noch nicht als eine solche begriffen, was die Gefahr mit sich bringt, dass sie Macht- und Marktverhältnisse schafft, die sich später kaum oder nur sehr schwer korrigieren lassen.

Die Welt erlebt einen Zeitenwandel sowie eine Ära der Veränderung. Diese erfolgt dynamisch und schnell – und an welcher Stelle ist dies deutlicher zu erkennen als am technologischen Fortschritt, der kraftvoll und mit einem unglaublichen Tempo das persönliche sowie das gemeinschaftliche Leben verändert und beinahe kein Feld, sei es Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft, unberührt lässt. Im Rahmen dieses Prozesses haben sich Einflussverhältnisse verschoben und neue begründet. Das alles geschah aber beinahe unmerklich, fast schleichend im Schatten stehend und doch am Ende so gut wie alles tangierend. Technologie bedeutet mehr denn je Macht und dieser spezielle Einfluss durch die smarte Welt findet sich heute in der westlichen Hemisphäre bei einigen wenigen Unternehmen erstaunlich gebündelt. Diese haben aber naturgemäß wenig Interesse daran, die Risiken ihrer Tätigkeit allzu öffentlich darzulegen, da sie primär in ihrem Tun Chancen sehen und nicht die Gefahren.1 Wer will es ihnen verdenken? Doch wie viele verstehen wirklich ihre Geschäftsmodelle? Kamen sie nicht scheinbar aus dem Nichts, diese milliardenschweren, heute nicht mehr wegzudenkenden Unternehmen?