Etwas muss sich ändern - David Platt - E-Book

Etwas muss sich ändern E-Book

David Platt

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Beschreibung

"Ich weiß, dass es einen Gott gibt, der alles in der Hand hält. Aber warum bin ich dann so gesegnet und so viele andere nicht?" Diese Frage lässt David Platt nicht mehr los, als er mit einer kleinen Gruppe von Männern durch bitterarme Himalaja-Dörfer wandert. Die Schicksale der Menschen, denen er dort begegnet, ihre Not, Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit – all das rührt Platt so tief an, dass er spürt: So kann es in unserer Welt nicht weitergehen. Etwas muss sich ändern! Doch was kann er – als Einzelner – tun? Welche Antworten der Pastor und Bestsellerautor auf seiner Reise gefunden hat, erzählt er in diesem Buch.

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Stimmen zum Buch

Packend, erschütternd und herausfordernd zugleich: In den entlegensten Dörfern des Himalaja-Gebirges trifft David Platt auf Menschen in äußerster Armut, mit schwersten Krankheiten und bedrückendem Geisterglauben.

Biblisch ausgewogen fordert Platt jeden Christen heraus zu helfen, irdisches Leid zu mindern – dies aber niemals losgelöst vom Evangelium von Jesus Christus, der allein Menschen vor dem ewigen Leid der Hölle bewahren kann.

Dieses spannende Reisetagebuch kann ich wärmstens empfehlen!

Christian Wegert, Leiter des Gemeinde- & Missionswerks Arche in Hamburg und 2. Vorsitzender des Netzwerkes Evangelium21

Ich bin tief beeindruckt, wie empfindsam und ehrlich David Platt mit den aufwühlenden Eindrücken im Himalaja umgeht. Sein Herz nicht vor der erschütternden Not und Armut dort zu verschließen, kostet großen Mut. Wie offen und verletzlich er seine Gewissensfragen und Glaubenszweifel vor Gott bewegt und mit uns teilt, hat mich neu aufgerüttelt und mit der heiligen Unruhe angesteckt, dass sich etwas ändern muss.

Andrea Specht, Autorin, Mitbegründerin von für Nepal e.V./dolpa-kinderheim.de

Dieses Buch erzählt authentisch, aufrüttelnd und augenöffnend, wie Gott handelt: Er gebraucht Menschen, um Menschenherzen zu verändern. Die Welt schuf er in sechs Tagen, für die Veränderung von David Platt brauchte er sieben – Zeit genug, um dessen Blick für seine Herzensanliegen zu schärfen.

Eine siebentägige Himalaja-Trekking-Tour führt Platt an Orte, die er noch nie gesehen hat. Seine Erkenntnisse und Schlüsse, die er durch Bibeltexte untermauert, fordern heraus. Und es geht noch weiter, denn die Himalaja-Begegnungen kann jeder von uns haben.

Ich habe Ähnliches bei Besuchen in Slums auf Haiti, Kenia, den Philippinen und an anderen Orten dieser Welt erlebt, daher kann ich vieles aus diesem Buch nachvollziehen. Ich empfehle es allen Leserinnen und Lesern, die nicht so bleiben wollen, wie sie sind. Die Lektüre wird verändern.

Steve Volke, CEO Compassion Deutschland

DAVID PLATT

ETWASMUSS SICH

ÄNDERN

Wie sieben Tage imHimalaja mir gezeigt haben,

was wirklich zählt

Originally published under the title: Something Needs to Change

Copyright © 2019 by David Platt

This translation published by arrangement with Multnomah, animprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC.

Published in association with Yates & Yates, www.yates2.com

Titel der Originalausgabe: Something Needs to Change

© 2019 David Platt

Bibelzitate folgen dem Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen. Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.

Alle Rechte vorbehalten.

Ferner wurde verwendet und mit „Hfa“ gekennzeichnet: Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Fontis – Brunnen Basel.

© der deutschen Ausgabe: 2021 Brunnen Verlag GmbH, Gießen

Lektorat: Konstanze von der Pahlen

Umschlagfoto: shutterstock

Umschlaggestaltung: Jonanthan Maul

Satz: DTP Brunnen

ISBN Buch 978-3-7655-0759-5

ISBN E-Book 978-3-7655-7588-4

www.brunnen-verlag.de

Für „Aaron“ und all diejenigen, für die er steht

Inhalt

Anmerkung des Verfassers

Warum die Tränen?

Vorbereitung

Tag 1Ankunft

Tag 2Noch ein weiter Weg vor der Nacht

Tag 3Leichenbrecher und Buttertee

Tag 4Ich sah winzige Lichter den Berg heraufziehen

Tag 5Krankenschwestern, Lehrer und Forellenkotexperten

Tag 6Wie ein König, der in den Krieg ziehen will

Tag 7Zerbrochene Teegläser Strahlendes Licht

Tag 8Etwas muss sich ändern

Was nun?

Dank

Anmerkungen

Anmerkung des Verfassers

In manchen Teilen der Welt ist es ein gefährliches Unterfangen, Jesus nachzufolgen. Auf diesen Seiten habe ich beschrieben, was ich auf meiner Trekkingtour in den Bergen des Himalaja erlebt und gehört habe – einer Gegend, in der das Evangelium nicht immer auf offene Ohren stößt. Alles hat sich tatsächlich so ereignet. Aus Sicherheitsgründen wurden jedoch wichtige Namen, Orte, Zeiten und andere Details verändert, um die beteiligten Personen zu schützen.

Warum die Tränen?

In einem Gästehaus am Fuße des Himalaja saß ich auf meinen Knien und weinte bitterlich. Ich war allein – um mich verstreut mein Gepäck der vergangenen Woche: ein Rucksack, Trekkingstöcke, Wanderschuhe. Nach einer siebentägigen Tour über einige der höchsten Berge der Welt würde ich in wenigen Stunden zurück nach Hause in die Vereinigten Staaten fliegen.

Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich meine Reise in Tränen aufgelöst beenden würde.

Bisher hatte ich die wenigen Male, die ich in meinem Erwachsenenleben geweint hatte, an einer Hand abzählen können. Zuletzt waren Tränen geflossen, als ich telefonisch die Nachricht erhalten hatte, dass mein Vater ganz plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben war.

Aber dieser Tag in einem asiatischen Gästehaus war anders. Diesmal weinte ich nicht, weil mir jemand oder auch nur etwas fehlte. Nein, ich heulte hemmungslos, weil anderen etwas fehlte – Männern, Frauen und Kindern, denen ich in der vergangenen Woche begegnet war. Der tiefe Schmerz darüber, dass sie so vieles entbehren mussten – Wasser, Nahrungsmittel, Angehörige … Freiheit und Hoffnung –, brach unaufhaltsam aus mir heraus. Schluchzend warf ich mich auf den Boden und weinte mir die Augen aus.

Was wir brauchen

Wenn ich an diesen Tag im Gästehaus zurückdenke, frage ich mich, warum dieses Uberwältigtsein von der Not anderer für mich so etwas vollkommen Neues war. Wie oft habe ich in Gottesdiensten schon über die Nöte von Menschen in aller Welt geredet und davon gehört. Ich denke an all die Predigten, die ich über den Dienst an Notleidenden gehalten habe. Ich denke sogar an die Bücher, die ich selbst geschrieben habe, auch über die Hingabe unseres Lebens aus Liebe zu Christus und zur Welt um uns herum. Warum aber haben mich die Nöte anderer nur selten so stark angerührt, dass ich weinend vor Gott niedergefallen bin?

Ich glaube nicht, dass es nur mir so geht. Wenn ich an all diese Gottesdienste zurückdenke, erinnere ich mich nur an sehr wenige Augenblicke, in denen ich mit anderen Christen darüber geweint habe, dass es so vielen Menschen an Wasser, Nahrungsmitteln, Familie, Freiheit oder Hoffnung fehlt. Warum ist das bei uns eine solche Seltenheit?

Unwillkürlich frage ich mich, ob wir die Fähigkeit zum Weinen verloren haben. Ich frage mich, ob wir unmerklich, schleichend und beinahe unbewusst einen Schutzwall um unser Leben, unsere Familien und selbst unsere Kirchen gebaut haben und Gottes Worte an uns in einer Welt existenzieller geistlicher und leiblicher Not nicht mehr an uns heranlassen. Wir betonen oft, wir müssten verstehen, was wir mit unseren Köpfen glauben. Ich aber frage mich, ob wir nicht verlernt haben zu fühlen, was wir in unseren Herzen glauben. Wie erklären wir es uns sonst, dass wir im Gottesdienst in Liedern und Predigten Jesus als die Hoffnung der Welt feiern und doch nur selten (wenn überhaupt) niederfallen und über die Menschen weinen, die diese Hoffnung nicht haben? Und dass wir so wenig tun, um diese Hoffnung zu verbreiten?

Warum haben wir uns vom Weg Jesu offensichtlich so weit entfernt? Jesus hat über die Notleidenden geweint. Er war voll Mitgefühl für die Menschenmengen. Er lebte und liebte, um den Zerbrochenen Heilung und Trost zu bringen. Er starb für die Sünde der Welt. Warum lassen wir, die wir seinen Geist in uns haben, uns nicht genauso von ihm bewegen und treiben? Gott hat das Evangelium von Jesus nicht dazu bestimmt, in unseren Köpfen und Kirchen eingesperrt zu bleiben, als hätte es mit unseren Empfindungen und unserem Handeln in der Welt nichts zu tun.

So viel steht fest: Etwas muss sich ändern.

Aber wie? Ich lag in diesem Gästehaus nicht deshalb auf dem Boden, weil ich etwas Neues über das Leiden in der Welt gehört hätte, nicht einmal, weil ich in Gottes Wort etwas Neues entdeckt hätte. Auf dem langen Flug nach Asien hatte ich tatsächlich eine ganze Predigt über Armut und Unterdrückung in der heutigen Welt vorbereitet, gespickt mit alarmierenden Zahlen. Doch ich hatte sie aus einer emotional sicheren, erschreckend kaltherzigen Perspektive geschrieben. Der Blick auf Statistiken über Armut, selbst mit der Bibel in der Hand, hatte meine Seele nicht wirklich angerührt. Aber als ich dann Männern, Frauen und Kindern in existenzieller geistlicher und leiblicher Not von Angesicht zu Angesicht begegnete, fiel die Mauer um mein Herz in sich zusammen. Und ich weinte bitterlich.

Eines ist klar: Die notwendige Veränderung geschieht nicht einfach dadurch, dass wir noch mehr Fakten sammeln oder noch mehr Predigten hören (oder auch halten). Was wir brauchen, ist keine Auslegung des Wortes Gottes, keine Erklärung der Welt und auch keine weiteren Informationen. Nein, wir brauchen eine Erfahrung mit dem Wort Gottes in der Welt, eine Erfahrung, die die verborgensten Winkel unseres Herzens erreicht. Wir müssen es wagen, der Not und Verzweiflung um uns herum ins Auge zu sehen und Gott zu bitten, in uns ein tiefes Werk zu tun, das wir selbst niemals bewirken, beeinflussen oder vollbringen könnten.

Dies ist mein Gebet für die folgenden Seiten.

Ein Risiko

Beim Schreiben dieses Buches habe ich einen anderen Ansatz gewählt als sonst. In der Regel bin ich ein Prediger, der seine Punkte ausführlich darlegt und erläutert. Aber wie schon gesagt: Ich glaube nicht, dass es das ist, was wir brauchen. Ich glaube, wir brauchen eine Erfahrung – eine Begegnung, die theoretische Wahrheiten tiefer in unser Herz fallen lässt, als bloße Worte es vermögen.

Also möchte ich in diesem Buch von der Kanzel steigen und Sie einladen, mich auf eine Trekkingtour über einige der höchsten Berge Asiens zu begleiten. Ich lade Sie ein zu essen, was ich aß, zu trinken, was ich trank, in die Gesichter zu sehen, die ich sah, die Menschen zu berühren, die ich berührte, und bei all dem das nachzuempfinden, was ich empfand.

Am Ende möchte ich mit Ihnen gemeinsam überlegen, wie wir diese Tour durch den Himalaja in unseren Alltag übertragen können – an den Platz, an dem wir leben. Ich möchte mir mit Ihnen gemeinsam ausmalen, was passieren könnte, wenn wir das Evangelium vom Kopf ins Herz fallen lassen, sodass es den Kurs unseres Lebens, unserer Familien und unserer Kirchen in der Welt tiefgreifend verändert.

Wenn ich meine Trekkingtour als Rahmen für dieses Buch wähle, dann bedeutet das ein Risiko – für Sie und für mich. Für mich heißt es, die Sicherheit der Kanzel, wo ich normalerweise predige, zu verlassen. Es heißt auch, hinter dem Schreibtisch hervorzukommen, wo ich normalerweise schreibe. Denn ich lasse Sie teilhaben an inneren Kämpfen mit Dingen, die ich predige, mit Wahrheiten, die ich glaube. Wenn ich Sie auf diese Pfade mitnehme, möchte ich Ihnen in meine persönlichsten Gedanken Einblick geben und selbst bohrende, fundamentale Fragen nicht verschweigen.

Zum Beispiel: Wenn das Evangelium wirklich wahr und Gott wirklich gut ist, wo sind dann die Wahrheit und Güte Gottes inmitten von extremer Armut und äußerstem Leid zu finden? Und wo sind sein Friede und sein Schutz für die Unterdrückten und Ausgebeuteten?

Und wie ist das mit dem Leben jenseits dieser Welt? Wenn ein guter Gott dieses Universum regiert, gibt es dann tatsächlich eine Hölle, die auf ewig besteht? Und wenn sie tatsächlich existiert und nie ein Ende hat, warum werden dann so viele Menschen in eine Hölle auf Erden hineingeboren, nur um sie am Ende gegen die ewige Hölle einzutauschen? Werden die Milliarden von Menschen, die nicht an Jesus glauben, tatsächlich an diesen Ort kommen, selbst wenn sie niemals die Chance hatten, von Christus zu hören?

Es mag Sie vielleicht überraschen, dass auch ein Pastor, für den die Wahrheit und Zuverlässigkeit der Schrift unumstößlich ist, mit Fragen wie diesen kämpft. Doch es ist so. Und ich weiß sehr gut: Diese Fragen an einem Sonntagmorgen auf einer Kanzel in einem schönen, angenehm klimatisierten Gebäude zu stellen, ist eine Sache. Sie aber irgendwo in den Bergen zu stellen, wo eine vermeidbare Krankheit einem Mann mangels Medizin innerhalb von Stunden Frau und Kinder genommen hat, ist eine ganz andere. Oder wenn Sie in das Gesicht einer Zwölfjährigen sehen, die Sex mit Ihnen haben will, weil sie im Alter von nur zehn Jahren dazu verkauft und versklavt wurde. Oder wenn Sie zusehen, wie ein toter Körper auf einem Scheiterhaufen verbrennt und Sie wissen, dass dieser Mensch von Jesus noch nicht einmal gehört hat.

Ich möchte das Risiko eingehen und Sie hinter die Kulissen blicken lassen, wenn für einen studierten Pastor und Autor angesichts der Dunkelheit in der Welt die tiefsten Überzeugungen ins Wanken geraten und er sich fragt: Ist Jesus wirklich die Hoffnung der Welt?

Die Lektüre dieses Buches ist aber auch für Sie ein Risiko, wenngleich ich Ihnen jede Menge Gefahren erspare: Sie müssen nicht im Hubschrauber in einen abgelegenen Teil der Erde fliegen, praktisch abgeschnitten von der Außenwelt, wo Sie tagelang auf Hilfe warten müssten, sollte Ihnen etwas zustoßen. Ich erspare es Ihnen, Hängebrücken zu überqueren und auf schmalen Pfaden zu wandern, wo ein einziger falscher Schritt genügt, um Sie in den Tod zu stürzen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen wegen Höhenkrankheit, Amöbenruhr, Reisedurchfall oder Infektionen wie Cyclosporiasis, Giardiasis, Malaria, Hepatitis usw. Ich glaube, Sie verstehen, was ich meine. Und ich kann nur sagen: Gern geschehen!

Und doch gehen auch Sie ein Risiko ein, wenn Sie sich auf diese Tour mit mir einlassen. Ich hatte keine Ahnung, was nach einer Woche im Himalaja in meinem Leben geschehen würde. Wenn ich Sie also einlade, mit mir in die Berge zu kommen, dann bitte ich Sie auch, offen dafür zu sein, dass sich Ihre Sicht auf Ihr Leben, Ihre Familie, Ihre Kirche oder Ihre Zukunft dabei verändern könnte. Ich weiß nicht, ob Sie wie ich in Tränen aufgelöst auf dem Boden liegen werden. Aber ich hoffe, dass Sie es wagen, Ihre Schutzmechanismen abzulegen. Und dass Sie offen sind für etwas ganz Neues, was Gott in und durch Ihr Leben tun will.

Wenn Sie also für diese Reise bereit sind, dann lade ich Sie ein umzublättern.

Denn es muss sich etwas ändern.

Vorbereitung

Auch eine kurze Tour in den Himalaja erfordert Vorbereitung. Es war geplant, dass ich mit einem kleinen Team in bisher nie gekannten Höhen (außer im Flugzeug) über Bergpfade wandern würde. Unglaublich, aber wahr: Mehr als einhundert Gipfel im Himalajagebirge liegen auf über 3 500 Höhenmetern, stolze 15 Gipfel sogar auf über 7 000 Metern. Die Bergkette zieht sich über fünf verschiedene Länder – Nepal, Indien, Bhutan, China und Pakistan –, sechs sogar, wenn man Tibet mitzählt.

Ich wusste sehr gut, dass diese Tour körperlich anstrengend werden würde. Also trainierte ich nach der CrossFit-Methode verschiedenste Fitnessdisziplinen wie Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit und mehr. Ich lief monatelang jeden Morgen auf einem Laufband mit einstellbarer Steigung und erklomm den höchsten Gipfel in meiner Umgebung. Leider liegt er gerade einmal 300 Meter über dem Meeresspiegel. Im Himalaja würde man das nicht einmal als Hügel bezeichnen.

Neben dem körperlichen Training erforderte auch das Packen für die Tour sorgfältige Planung. Jedes Teammitglied würde seine gesamte Ausrüstung selbst tragen müssen – das heißt ohne die Hilfe von Sherpas (Einheimischen, die als Lastträger arbeiten) oder Yaks als Lasttieren. Also war es das Ziel, das Gewicht unserer gesamten Kleidung und verschiedener Ausrüstungsgegenstände auf ca. 9 kg pro Kopf zu beschränken. Da wir auf dem höchsten Gipfel bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt schlafen würden, brauchten wir einen Schlafsack, der bis -25 Grad Celsius geeignet war.

In unseren Rucksack packten wir außerdem:

•einen Satz Kleidung zum Wechseln auf halber Strecke,

•ein kleines Handtuch und einige unverzichtbare Hygieneartikel,

•einen Hut, Sonnencreme und eine Sonnenbrille zum Wandern am Tag,

•eine Stirnlampe zum Wandern bei Nacht,

•eine Wasserflasche mit Filter,

•Snacks (es gibt nicht so viele Automaten an der Strecke …),

•eine Bibel und ein Tagebuch.

Hintergrund

Wie kam ich eigentlich dazu, diese Tour mitzumachen? In erster Linie habe ich das einer Begegnung mit einem jungen Mann namens Aaron zu verdanken, der heute ein guter Freund von mir ist.

Aaron besuchte einmal die Kirche, in der ich Pastor war. Nach einem Gottesdienst stellte er sich mir vor, erzählte aber lediglich, dass er in Asien lebe. Ich sah ihn dann einige Jahre nicht mehr. Während dieser Zeit weckte Gott in mir und meiner Frau Heather den Wunsch, ein Kind aus dem Land zu adoptieren, in dem Aaron lebt (wie ich später erfuhr). Wir hatten von den Lebensbedingungen gehört, unter denen viele Kinder dort aufwachsen, von jungen Mädchen, die als Sexsklavinnen verkauft werden. Das bewog uns dazu, eines dieser Kinder in unsere Familie aufzunehmen, und wir meldeten uns für das Adoptionsverfahren an.

Jede Nacht setzte ich mich damals mit Heather und unseren beiden Jungs zusammen, um für ihre künftige kleine Schwester zu beten. Alles lief glatt und schon bald sollte uns ein kleines Mädchen zugewiesen werden. Dann jedoch untersagte dieses Land ohne jegliche Vorwarnung Adoptionen durch Ausländer. Wir waren am Boden zerstört.

Es war ein trauriges Weihnachten für uns. Damals versuchte ich, in einem Gedicht für Heather in Worte zu fassen, was uns das Herz so schwer machte. Ich beschrieb, durch welche Kämpfe wir gegangen waren und wie brennend wir uns gewünscht hatten, das kleine Mädchen in unserer Familie willkommen zu heißen. In diesen Zeilen gab ich dem Kind, das wir niemals kennenlernen würden, eine Stimme. Das Gedicht endete mit den Worten:

So lasst eure Liebe hoffen und flehen

zu Gott für die Tochter, die für euch ersehen.

Auch wenn ihr mir niemals Eltern dürft sein,

versprecht mir, ihr tretet vor Gott für mich ein.

Für eine Adoption blieb uns dieses Land zwar verschlossen, aber Heather und ich vertrauten darauf, dass Gott es uns nicht umsonst aufs Herz gelegt hatte. Als Aaron wieder einmal in unserer Gegend war und wir nach einem Gottesdienst ins Gespräch kamen, fragte ich ihn: „Könnten wir uns morgen früh bei mir im Büro treffen?“

Am nächsten Tag erzählte Aaron mir von den schrecklichen Lebensbedingungen vieler Kinder in seinem Land. Mehr Mädchen, als wir uns je vorstellen könnten (oder wollten), würden als Sexsklavinnen verkauft. Im Laufe unseres Gesprächs lud er mich ein, ihn auf eine Trekkingtour zu begleiten. Ich brauchte nicht lange nachzudenken – ich war dabei.

Abschied

Ich besuche gerne andere Teile der Welt, um das Evangelium weiterzusagen, aber ich mag keine Abschiede. Da ich sehr oft nach Übersee fliege – und dies durchaus nicht immer an Orte, die das US-Außenministerium als Reiseziele empfehlen würde –, lasse ich Heather und den Kindern jedes Mal einen Brief zurück für den Fall, dass mir etwas zustoßen sollte. Wenn das Schreiben auch kein Vergnügen ist, so ist es doch immer wieder eine wertvolle Erfahrung, weil es mich daran erinnert, wie sehr ich die Meinen liebe.

Diesmal freute ich mich darauf, dass zwei Männer mich auf meiner Tour begleiten würden. Der eine war Chris, ein guter Freund, den ich schon seit Kindertagen kenne. Mittlerweile arbeiten wir in einer Organisation namens „Radical“ zusammen. Dieses weltweit tätige, spendenfinanzierte Missionswerk hat es sich zum Ziel gesetzt, der Kirche zu dienen und das Evangelium an Orte in aller Welt zu tragen, in denen größte Not herrscht.

Den zweiten Mann in unserem Team hatte ich gerade erst kennengelernt. Sein Spitzname ist Sigs und seine Aufgabe bestand darin, unsere Erlebnisse in Fotos und Videos festzuhalten. Ich fand sehr schnell heraus, dass Sigs eine abenteuerlustige Seele ist. Außerdem hat er das besondere Talent, mir Fragen zu stellen, die mich ernsthaft ins Nachdenken bringen. Neben seinen persönlichen Sachen hatte er auch noch die Kameraausrüstung im Gepäck, mit Ersatzbatterien und allem Drum und Dran. Denn wenn Sie im Hinterland des Himalaja Steckdosen suchen, um Ihre Geräte aufzuladen … dann viel Glück!

Gute Nachricht?

Während unser Flugzeug eine Zeitzone nach der anderen hinter sich ließ, versuchte ich zunächst zu schlafen. Dann las ich in meiner Bibel und kritzelte ein paar Notizen in mein Tagebuch. Schon jetzt vermisste ich Heather und die Jungs. Ich betete still und intensiv für sie und bat Gott um seinen besonderen Schutz für sie während meiner Abwesenheit.

Dann hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Sitznachbarn. Er hieß Charles und ich erfuhr, dass er aus dem Kongo stammte und blind war. Als er mich an seiner Geschichte teilhaben ließ, erwähnte er auch, dass seine Blindheit auf eine verpfuschte Augenoperation zurückging. Im Laufe unserer Unterhaltung erzählte ich ihm vom Zweck meiner Reise und hatte Gelegenheit, ihm das Evangelium weiterzusagen.

Charles reagierte befremdet, als er erfuhr, dass ich Christ bin. Er berichtete, dass Missionare aus Europa viel Leid über sein Volk gebracht und, wie er versicherte, im Namen Jesu Schreckliches in seinem Land angerichtet hätten. Deshalb hatte Charles leider eine sehr verzerrte Sicht von Jesus.

Es stimmte mich sehr traurig, dass seine Erfahrungen mit der „guten Nachricht“, so wie er sie gehört hatte, alles andere als gut waren. Offensichtlich kann das Evangelium in unterschiedlichster Weise verdreht werden und Menschen tatsächlich noch weiter von Gott wegtreiben.

Wie gerne hätte ich Charles davon überzeugt, dass der wahre Jesus nicht so ist wie die Menschen, die ihn so verletzt hatten, aber offenbar gelang es mir nicht. Später schrieb ich in mein Tagebuch, wie sehr ich mir wünschte, die Botschaft Jesu nicht zu verfälschen:

O Gott, das ist das Letzte, was ich möchte. Bitte hilf mir, den Menschen ein richtiges Bild von dir vor Augen zu malen, ein Bild, das sie zu dir hin- und nicht von dir wegzieht.

Tag 1

Ankunft

Aufgeregt, aber müde

Nach dreißig Stunden Flug in der Touristenklasse sind wir völlig erschöpft und übermüdet. Die letzte Etappe unserer Reise hat uns von Europa nach Asien geführt. Als unsere Maschine zum Terminal rollt, meint Chris gähnend: „Jetzt will ich nur noch meine Beine ausstrecken!“

„Wem sagst du das“, entgegne ich. Ich blicke über den Gang zu Sigs hinüber. Nachdem er seinen Tisch hochgeklappt und seinen Sitz aufrecht gestellt hat, ist er tatsächlich noch einmal eingenickt. Oh, wie sind wir müde!

Wir angeln nach unserem Handgepäck und machen uns zum Aussteigen bereit. Als wir von der Fluggastbrücke ins Terminal treten, prasselt eine Fülle von neuen Eindrücken, Gerüchen und Geräuschen wie ein Gewitterschauer auf uns ein. Die Leute um uns herum sprechen die unterschiedlichsten Sprachen. Viele Frauen tragen lange, locker fallende bunte Kleider und eine Kopfbedeckung, manche Männer lange, weite, zweireihige Hemden und dazu passende Hosen. Die Flughafenrestaurants verströmen einen einzigartig scharfen Duft von exotischen Gewürzen. Trotz unserer Erschöpfung merken wir sehr schnell, dass wir uns nicht mehr in Kansas befinden.

Etwas orientierungslos stehen wir da und werden langsam unruhig, weil wir nicht genau wissen, was wir nun eigentlich tun oder wo wir hingehen sollen. Die Beschilderung am Flughafen ist verwirrend, wir verstehen die Sprache nicht und können uns aus den gelegentlichen englischen Übersetzungen meist keinen Reim machen.

Im Zweifelsfall der Herde folgen, beschließen wir, packen unsere Bündel und trotten hinter unseren Mitreisenden her in Richtung Zollabfertigung. Stöhnend starren wir auf die lange Schlange, die sich kaum vom Fleck bewegt. Während wir nur im Schneckentempo vorankommen, tauschen wir resignierte Blicke aus. Bestimmt sieht man uns an, was wir – wohl nicht ohne eine gewisse Arroganz – dabei denken: Denen müsste man mal beibringen, wie ein effizientes System funktioniert! Aber das ändert nichts. Wir können im Moment nichts weiter tun, als dazustehen und uns gelegentlich einen Schritt weiterzuschleppen.

Nach einer einstündigen Wartezeit, die uns hinlänglich Gelegenheit gegeben hat, unsere Beine auszustrecken, reichen wir endlich einem Beamten unsere Pässe. Er wirft einen Blick auf die Fotos, dann auf unsere Gesichter und versichert sich, dass wir gültige Visa besitzen.

„Warum reisen Sie in dieses Land ein?“, fragt er.

„Wir machen eine Trekkingtour im Gebirge“, entgegne ich.

Er nickt, stempelt unsere Pässe ab und winkt uns durch.

Da wir alles, was wir brauchen, in unseren Rucksäcken haben, können wir uns den Weg zur Gepäckausgabe sparen. Als wir aus dem Terminalgebäude treten, erwartet uns Aaron bereits. Ich begrüße ihn mit Handschlag und einer herzlichen Umarmung, dann mache ich ihn mit Sigs und Chris bekannt.

„Ihr seht aber müde aus!“, bemerkt Aaron grinsend. Wir nicken zustimmend. Er führt uns zu seinem winzigen Kleinbus. Nachdem wir eingestiegen sind – mittlerweile froh, wieder zu sitzen –, lässt er den Motor an, fädelt sich in den Verkehr ein und sagt: „Ich bringe euch jetzt schnell zum Gästehaus. Dort könnt ihr erst einmal schlafen.“

Verrückter Verkehr

In dieser riesigen asiatischen Großstadt herrscht selbst mehrere Stunden nach Sonnenuntergang noch dichter Verkehr. Und mit Verkehr meine ich Massen von allen erdenklichen zwei-, drei- oder vierrädrigen fahrbaren Untersätzen, angefangen bei Fahrrädern über Rikschas und Rollern bis hin zu Autos, Bussen und Kleinlastern. Chaos!

Aaron aber scheinen die andauernden Beinahe-Zusammenstöße nicht sonderlich zu stören. Er schlängelt sich mit seinem Transporter durch das Gewühl und hupt immer wieder kräftig. Hupen haben offenbar ihre ganz eigene Sprache und werden laufend zur Verständigung der Fahrer untereinander betätigt. Mittlerweile sind wir alle hellwach. Der Berufsverkehr bei uns zu Hause ist ein Kinderspiel gegen das, was wir hier erleben. Es ist unmöglich, die Verkehrsregeln zu verstehen (falls es überhaupt welche gibt). Rote Ampeln scheinen eher Vorschlagsals Vorschriftscharakter zu besitzen. An manchen Kreuzungen kommen aus allen Richtungen Fahrzeuge und verbinden sich in der Mitte zu einem Knäuel, bevor sich jeder langsam seinen Weg in die gewünschte Richtung bahnt.

Aber es ist nicht nur dieses Durcheinander, das meine Augen anstrengt; ich merke auch, wie sie von der schlechten Luft anfangen zu brennen. Kein Wunder angesichts der Abgas- und Staubwolken auf den unzureichend befestigten Straßen. Manche der Zweiradfahrer tragen Atemschutzmasken, um sich vor der staubigen Luft zu schützen.

Wir überholen ein Motorrad; der Fahrer hält ein Kind auf dem Schoß, hinter ihm hocken zusammengedrängt vermutlich seine Ehefrau – im Damensitz – mit Baby auf dem Arm und noch zwei weitere Kinder. Wer braucht schon einen Kleinbus, wenn ein Motorrad völlig ausreicht?

Nach einer Stunde in diesem hektischen Verkehr kommen wir am Gästehaus an. Hier werden wir endlich Gelegenheit haben, in unsere Betten zu fallen und zu schlafen. Unser Gepäck wird in einem gesonderten Raum aufbewahrt.

Bevor wir in unsere Zimmer gehen, ruft Aaron uns noch einmal zusammen. Er hat ein paar Infos für uns und versucht uns ein wenig aufzubauen: „Ich weiß, dass ihr nach der langen Reise müde seid. Vermutlich könnt ihr dem Gedanken, morgen noch einmal in die Luft zu steigen, nicht viel abgewinnen. Aber glaubt mir: Der Flug wird euch unvergesslich bleiben!“

Ich muss das aufschreiben

Ich ziehe mich in mein Gästezimmer zurück, das nur mit einem Bett und einem Nachttisch möbliert ist. Ein kleines Fenster ist nach draußen geöffnet und lässt eine kühle Brise sanft in den Raum wehen. Mit dem leichten Wind jedoch dringt auch der unaufhörliche Lärm der Straße ins Zimmer, wo Männer, Frauen, Autos und Motorräder anscheinend rund um die Uhr unterwegs sind.

Beim Zubettgehen ziehe ich mein Tagebuch aus meinem Rucksack. Vor Jahren hat mich einmal ein Mentor ermutigt, über meine Beziehung zu Gott Tagebuch zu führen. Seit dieser Zeit halte ich meine Gedanken schriftlich fest – Gedanken über das, was Gott mich in seinem Wort lehrt und wie ich ihn in meinem Leben und in meinem Umfeld wirken sehe. Dieses Nachdenken mündet immer unwillkürlich in Lob- und Dankgebete, in Bitten für mein Leben und Fürbitten für andere. Ich kann nicht behaupten, seitdem jeden Tag etwas hineingeschrieben zu haben. Anfangs habe ich das Tagebuch nur ab und zu zur Hand genommen, in den letzten Jahren aber ist es mir zu einer täglichen Gewohnheit geworden.

Auch wenn mir nun schon fast die Augen zufallen, lese ich die folgenden Verse aus der Schrift (in meiner täglichen Bibellese bin ich in diesem Teil des Lukasevangeliums angelangt):

Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Gouverneur von Judäa, Herodes regierte als Tetrarch in Galiläa, sein Bruder Philippus in Ituräa und Trachonitis, Lysanias in Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajafas. Da bekam Johannes, der Sohn des Zacharias, in der Wüste von Gott seinen Auftrag. Er durchzog die ganze Jordangegend und rief die Menschen dazu auf, umzukehren und sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu empfangen. So erfüllte sich, was im Buch des Propheten Jesaja steht:

„Hört, eine Stimme ruft in der Wüste: ‚Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet seine Pfade!‘ Jedes Tal soll aufgefüllt und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen werden. Krumme Wege müssen begradigt und holprige eben gemacht werden. Und die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt“ (Lukas 3,1–6).

Im Tagebuch notiere in meine Gedanken dazu:

Reden von der Hoffnung. Täler werden aufgefüllt, krumme Wege begradigt und holprige eben gemacht, und alle sollen Gottes Heil sehen. Diese Worte, die Jesaja vor Tausenden von Jahren gesprochen hat, finden im Kommen Jesu Erfüllung. Er ist die Hoffnung, auf den die ganze Geschichte hingedeutet hat.

Ich lese weiter bei Lukas:

Die Menschen kamen in großer Zahl zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Doch er sagte zu ihnen: „Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht entgehen? Bringt Früchte, die zeigen, dass es euch mit der Umkehr ernst ist, und denkt nicht im Stillen: ‚Wir haben ja Abraham zum Vater!‘ Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen“ (3,7–9).

Umkehr ist viel wichtiger als Religion. Gott stellt klar, dass wir uns auf unserer Religiosität nicht ausruhen können. Wir müssen umkehren. Und echte Umkehr zeigt sich in der Frucht unseres Lebens.

Da fragten ihn die Leute: „Was sollen wir denn tun?“

Johannes gab ihnen zur Antwort: „Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit dem teilen, der nichts hat.“

Auch Zolleinnehmer kamen, um sich taufen zu lassen; sie fragten ihn: „Meister, was sollen wir tun?“

Johannes erwiderte: „Verlangt nicht mehr von den Leuten, als festgesetzt ist.“

„Und wir“, fragten einige Soldaten, „was sollen wir denn tun?“

Er antwortete: „Beraubt und erpresst niemand, sondern gebt euch mit eurem Sold zufrieden!“ (3,10–14).

Umkehr führt zu einem veränderten Lebensstil. Umkehr erfordert Veränderung.

Das Volk war voll Erwartung, und alle fragten sich, ob Johannes etwa der Messias sei. Doch Johannes erklärte vor allen: „Ich taufe euch mit Wasser. Aber es kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin es nicht einmal wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Er hat die Worfschaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Den Weizen wird er in die Scheune bringen, die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.“ Mit diesen und noch vielen anderen ernsten Worten verkündete Johannes dem Volk die Botschaft Gottes (3,15-18).

Es ist eindeutig: Die Gute Nachricht – das Evangelium – beinhaltet auch eine Kehrseite, eine Warnung vor dem kommenden Gericht, sogar vor einem nie erlöschenden Feuer. Herr, hilf mir, dieses Evangelium zu verstehen; zu ermessen, was es bedeutet, dass dein Zorn tatsächlich über all diejenigen kommen wird, die nicht umkehren und an Jesus glauben. Und doch kann ich diese Wahrheit wohl nicht einmal in Ansätzen verstehen oder fassen. Es fällt mir viel leichter zu glauben, dass du denen gnädig bist, die umkehren und Jesus vertrauen.

Mit meinem Tagebuch und meiner Bibel auf der Brust schlafe ich ein.

Zum Nachdenken

Da ich in diesem Buch meine Erfahrungen auf den Pfaden des Himalaja mit Ihnen teilen möchte, werde ich jeden Tag unserer Trekkingtour mit ein paar Fragen abschließen. Sie sollen Ihnen helfen, von dieser Reise möglichst viel für sich mitzunehmen. Also stellen Sie sich vor, Sie liegen am Ende dieses Tages in einem Gästebett (ab morgen dann in einem kalten Schlafsack), während Sie diese Fragen durchdenken und vielleicht eigene Gedanken oder Gebete aufschreiben, die Ihnen in den Sinn kommen.

•Was würde Sie vor einer solchen Tour am meisten nervös machen? Was würden Sie daran am aufregendsten finden?

•Was ist für Sie am Evangelium am schwersten zu verstehen?

Tag 2

Noch ein weiter Weg vor der Nacht

An den Enden der Erde