Fake Lovers - Daniela Felbermayr - E-Book
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Daniela Felbermayr

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Beschreibung

Piper Hollingsworth schwebt auf Wolke sieben und kann es kaum glauben: Der tolle Typ, der in ihrem Buchladen aufgetaucht ist und eigentlich nur einen Reiseführer für seine Eltern kaufen wollte, ist nicht nur an ihr interessiert, er ist auch ein waschechter Milliardär und CEO eines multinationalen Imperiums. Tom ist ein Volltreffer in allen Belangen und hat sich ausgerechnet und wahrhaftig für sie entschieden. Dumm nur, dass Piper nichts von der Wette weiß, die Tom auf sie abgeschlossen hat. Und davon, dass sie zu einem wichtigen Schlüssen für seine zukünftige Karriere geworden ist. Der Milliardär Tom Sotheby hat alles, wovon es sich zu träumen lohnt: Geld, Macht, Ruhm. Und die schönsten Frauen an seiner Seite. Von festen Beziehungen hält er nichts, denn warum sollte er sich auf eine Frau festlegen, wenn er doch aus dem Vollen schöpfen kann? Als sein bester Freund Greg ihm jedoch vorwirft, dass die Frauen, mit denen er sich umgibt, nur an seinem Geld interessiert sind, lässt er sich auf eine Wette ein: gelingt es ihm, einer Frau eine Beziehung vorzugaukeln, ohne sein Vermögen einzusetzen, ist ihm die Highspeed-Motoryacht seines Kumpels sicher. Eine todsichere Sache, glaubt Tom. Zunächst jedenfalls. Denn ehe er sichs versieht, steht ein ganz besonderer Wetteinsatz auf dem Spiel: nämlich sein eigenes Herz ...

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FAKE LOVERS

Die Milliardärswette

DANIELA FELBERMAYR

Inhalt

PROLOG

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

EIN MONAT SPÄTER

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

EPILOG

Danksagung

PROLOG

Ich hätte sie behalten. Sie hat heiß ausgesehen, Mann.“

„Behalten? Sie war doch kein Hund. Und … sie war auch nur wie alle anderen. Ich habe sie geprüft, ich habe sie getestet und letztendlich habe ich sie für nicht gut genug befunden.“ Tom Sotheby lachte kehlig und prostete seinem Freund Arnie Styne zu, der sein Glas ebenfalls erhob. 

„Meinst du nicht, dass du langsam, aber sicher den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst?“, fragte Greg Thyseman, der das Dreiergespann abrundete. Die Männer kannten sich, seit sie damals allesamt in dieselbe Klasse an der Elite-Highschool St. Marthas gekommen waren. Reiche, privilegierte Jungen, denen die Welt offen stand.

„Das sagst du nur, weil du den Fehler gemacht hast, jung zu heiraten“, antwortete Tom selbstsicher.

„Ich stimme Tom zu“, sagte Arnie, „und bin selbst der Meinung, dass ich mich zu früh gebunden habe. Hätte ich Toms Möglichkeiten, würde ich mich auch nicht festlegen.“

Tom klatschte Arnie ab und bestellte bei der Bedienung im Paradise Room, einem Exklusivclub an der Upper West Side, eine weitere Runde Cognac. Arnie war ein ziemlich schleimiger Typ, der zwar Geld wie Heu, dafür aber keinen Anstand hatte. Auf der Highschool war er der typische dickliche Nerd gewesen, der von den anderen gehänselt worden war und sich an Tom hängte wie eine Klette. Jetzt war er einundvierzig, mit einer ehemaligen Schönheitskönigin verheiratet und hätte eigentlich glücklich sein können. Doch … er hatte Affären und Seitensprünge, sowie sie sich anboten – und bekam in Toms Fahrwasser bei jeder Frauenbekanntschaft die Freundin der jeweiligen Angebeteten ab.

„Ich finde, du hast gar kein Gespür mehr für die Richtige“, beharrte Greg. Greg Thyseman war immer schon der Besonnenste der drei gewesen – das Speedboot, das er im vergangenen Jahr gekauft hatte und das seine Ehe nahezu ruiniert hatte, einmal ausgenommen. „Ich meine, du wechselst deine Frauen im Wochentakt. So hast du ja noch nicht einmal Gelegenheit dazu, eine richtig kennenzulernen, weil du alle paar Tage schon die nächste an der Angel hast.“

„Ich habe hohe Ansprüche. Eine jede wird mir eben nicht gerecht“, sagte Tom und zwinkerte der Bedienung zu, die den georderten Cognac vor den drei Männern abstellte. Natürlich nicht, ohne ihre Aufmerksamkeit Tom zu widmen. Er war es gewohnt, von Frauen beachtet zu werden, was nicht nur daran lag, dass er höllisch gut aussah, sondern auch daran, dass er einer der reichsten Männer der Stadt, wenn nicht sogar des Landes war. 

 

Tom Sotheby war der einzige Sohn von Vince Sotheby, der in den Sechzigerjahren ein Immobilienunternehmen aus dem Boden gestampft hatte, das seinesgleichen suchte. Mittlerweile war fast jede dritte Luxusimmobilie, die in den Staaten gehandelt wurde, über den Tisch von Sothebys Realty gegangen. In den Achtzigerjahren hatte das Unternehmen begonnen, sich auf Luxushotels zu spezialisieren, und Vince Sotheby hatte einmal in einem Interview gesagt, wenn er in dieser Minute aufhören würde, zu arbeiten, so wären sechs Generationen seiner Nachkommen finanziell in der Art abgesichert, dass sie dasselbe Luxusleben würden führen können wie er. Schon als Tom zur Welt gekommen war, hatte er praktisch den Silberlöffel im Mund gehabt. Er war behütet aufgewachsen und es hatte ihm an nichts gefehlt. Er war bisher immer den leichten Weg gegangen, hatte zwar in Harvard studiert, aber sich niemals wirklich einen Zacken aus der Krone brechen müssen, was seinen Werdegang betraf. Heute bekleidete er eine Vorstandsstelle im Unternehmen seines Vaters und hoffte darauf, ihn eines Tages ablösen zu können, wenngleich dieser Karriereschritt noch nicht in trockenen Tüchern war. Vince liebte seinen Sohn zwar aufrichtig, doch mit dessen Moralvorstellungen und seinem lockeren Lebensstil kam er so gar nicht zurecht. Tom ließ eben nichts anbrennen, und genauso wie er Frauen in Bars und Clubs reihenweise abschleppte, so sprang er auch mit Geschäftspartnerinnen, Töchtern oder gar Ehefrauen von Partnern um. Eigentlich hatte Tom die Firma übernehmen sollen, doch so, wie er sich gebar, sah es eher nicht danach aus. Vince Sotheby zog tatsächlich in Erwägung, die Firmenleitung jemand Externen zu übertragen. Natürlich würde Tom deshalb keinen Nachteil erleiden, doch es hatte ihn ziemlich hart getroffen, als sein Vater ihm diese Entscheidung mitteilte. Vince hatte Tom gesagt, er erwägte, in den nächsten Monaten seinen langsamen Rücktritt aus der Firma bekannt zu geben und Toms Bruder zum Finanzchef des Unternehmens zu machen. Er, Tom, hätte eigentlich CEO werden sollen, doch aufgrund der schlechten Presse, die er praktisch dauerhaft einfuhr, hatte er sich umentschieden. Prinzipiell war es Tom auch egal, ob er der neue Vorstand der Firma seines Vaters werden sollte, beziehungsweise war es ihm auf der einen Seite nur recht. Je weniger Verantwortung er zu tragen hatte, desto mehr konnte er sich auf seine umfangreichen Freizeitaktivitäten konzentrieren. Und trotzdem wurmte es ihn unendlich. Erst recht, wo in seinem Umfeld langsam, aber sicher die Unternehmen von den Vätern auf die Söhne übertragen wurden und er hin und wieder müde belächelt wurde. Dass man hinter vorgehaltener Hand munkelte, er wäre seinem eigenen Vater einfach nicht gut genug, um die Firma in seine Hände zu legen, störte ihn mittlerweile sogar. Doch welche Wahl hatte er schon? Er hätte sein Leben ändern können, sich eine unscheinbare, langweilige Ehefrau suchen und die Firma übernehmen. Am Ende des Tages zog er sein Leben als Playboy vor.

„Du kannst den Hals nicht vollkriegen“, sagte Greg. „Und ich wette, eines Tages bist du ein alter, einsamer Mann, der sich darüber ärgert, immer nur Spaß gehabt zu haben.“ Tom sah Greg fast entgeistert an. „Du spinnst doch“, entgegnete er. „Außerdem werde ich selbst im fortgeschrittenen Alter noch junge Dinger daten bis zum Umfallen.“ Er lachte.

„Nein, ich meine es ernst. Mel hat erst vor Kurzem ein Buch gelesen, in dem einflussreiche Personen von den Dingen erzählten, die sie in ihrem Leben am häufigsten bereuen, nicht getan zu haben“, fuhr Greg fort. „Und die meisten Kerle, die alles im Leben hatten, haben es bereut, nicht wirklich geliebt zu haben. Und niemals wirklich geliebt worden zu sein.“

Tom sah Greg an. Auf den ersten Blick wirkte es, als würde er tatsächlich darüber nachdenken, was ihm im Leben entging. „Du solltest weniger Alkohol trinken, Mann, du redest Schwachsinn.“ Er grinste.

„Das ist mein voller Ernst. Ich meine, wann hast du die letzte Frau kennengelernt, die dich deinetwegen wollte. Nicht, weil du Tom Sotheby bist, der genug Kohle hat, um halb Manhattan zu kaufen, sondern weil du du bist? Die Tussis lernen dich doch von vornherein als spendablen Milliardär kennen, der gern mal was springen lässt. Glaubst du ernsthaft, die Tussis wären an dir interessiert, wenn du irgendein Mechaniker wärst? Oder ein Kerl, der Hotdogs verkauft?“

„Ich bitte dich, Greg, ich bekomme meine Dates doch nicht nur deshalb, weil ich gut aussehe und Kohle habe“, winkte Tom ab. „Natürlich spielt auch das eine Rolle, aber so ist es eben in der gesellschaftlichen Schicht, in der ich mich bewege. Wir uns bewegen. Da geht es nicht um die wahre Liebe, sondern … da sind Beziehungen mehr ein Geschäft. Wenn ich es drauf anlegen würde, könnte ich jede kriegen, unabhängig davon, ob sie von meinem finanziellen Background weiß oder nicht. Ich habe eben … das notwendige Charisma.“ Er lachte.

„Bist du dir da sicher?“, fragte nun auch Arnie.

„Du auch noch? Echt?“ Tom sah ihn an.

„Na ja, ich meine, es stimmt schon, dass du einen gewissen Frauentyp anziehst. Aber vielleicht bist du ja auch einer der Kerle, die von vornherein nur diese überkandidelten Schnepfen abbekommen. Es gibt ja jede Menge Paare, die mit ihren Partnern eine Art Zweckgemeinschaft haben. Die Frau sieht perfekt aus und macht was her, und der Kerl hat Kohle und kann ihr was bieten.“

„Du hast sie ja nicht mehr alle“, sagte Tom. „Ich bin eben ein Frauentyp, unabhängig davon, ob ich Kohle habe oder nicht. Ich könnte jede bekommen, die ich will.“

Arnie und Greg sahen auf und sich gegenseitig an, ohne ein Wort zu sagen, was Tom nur noch mehr aufstachelte.

„Wollt ihr mir etwa einreden, ich wäre einer dieser armen alten Kerle, die sich Frauen kaufen müssen, damit sie sich mit ihnen abgeben? Ihr habt sie ja nicht alle. Ich kann jede kriegen, die ich möchte. Jede.“ Tom redete sich beinahe in Rage.

„Wie lautete der Nachname von Rebecca?“, fragte Greg ruhig. Tom sah seinen Freund fragend an.

„Rebecca?“, wiederholte er und erkannte erst einige Sekunden zu spät, dass Rebecca die Freundin gewesen war, die er vor Lillian, dem letzten Mädchen, gehabt hatte.

„Ich kenne ihren Nachnamen“, sagte er selbstbewusst und log dabei wie gedruckt. Rebecca und er hatten nicht sehr viel Zeit mit Reden verbracht. Sie hatten … andere Dinge zu tun gehabt. Und um ehrlich zu sein, hatte es ihn auch gar nicht interessiert, wie Rebecca mit Nachnamen hieß, was sie gern mochte und was sie ablehnte. Sie war für eine gewisse Zeit verfügbar gewesen, er hatte sich an ihr abreagieren können und das war gut so.

„Du weißt es wirklich nicht.“ Greg riss die Augen auf. „Ich meine, ich hatte diese Frage scherzhalber gestellt, aber … du weißt es wirklich nicht.“

„Mein Gott, okay, ich weiß nicht, wie Rebecca mit Nachnamen geheißen hat. Aber es ist mir auch egal. Sie ist Vergangenheit, also ist es auch nicht wichtig. Wichtig ist – ich könnte jede Frau kriegen, die ich will. Egal welche. Ich habs einfach drauf, unabhängig davon, wie viel Geld ich habe oder wie mein Nachname lautet.“

„Na ja, dass dem nicht so ist, beweist du doch im Augenblick. Ich meine, was ist mit der Firma? Hat dein Dad nicht gesagt, er übergibt sie dir nur, wenn du endlich sesshaft wirst?“

„Echt jetzt, Mann? DAS wirfst du mir vor?“ Tom konnte es kaum glauben. „Mein Alter Herr hat sie nicht alle und ist frustriert, weil er langsam in Rente gehen muss. Er hat Angst davor, dass ich seinen Job besser machen könnte als er, deswegen hat er das gesagt. Und es noch nicht einmal so gemeint.“ Doch insgeheim wusste Tom, dass Vince es todernst gemeint hatte. Er hatte ein grundsätzliches Problem mit dem Lebensstil seines Sohnes und hatte ihm als Bedingung, die Firma nach seiner Pensionierung in Toms Hände zu legen, auferlegt, Tom müsse eine feste Beziehung mit einer ehrbaren Frau haben. Keines dieser Partyflittchen, die hinter seinem Geld und seinem Ansehen her waren. Eine Frau, die ihn liebte, wie er war, und ihn um seinetwillen mochte. Tom war von vornherein bewusst gewesen, dass er diese Anforderung nicht würde erfüllen können. Er warf seinem Vater vor, neidisch auf sein Leben zu sein und zu bereuen, dass er sich dafür entschieden hatte, zu heiraten. Niemals würde Tom sich verbiegen und sein Dasein aufgeben für eine Frau, die langweilig und hässlich und alt und faltig war. Nein. Er würde sich nicht von seinem alten Herren die Lust am Leben nehmen lassen.

„Ich wette, du schaffst es nicht, dass eine Frau dich deinetwegen mag“, sagte Greg einfach so dahin. „Ohne das Geld im Hintergrund. Ohne die Autos und Jets. Ohne teure Geschenke.“ Tom setzte sich auf und sah ihn an.

„Wette angenommen“, sagte er.

„Was?“

„Ich gehe die Wette ein. Du suchst eine Frau für mich aus, und ich bekomm sie rum, ohne mein Geld einzusetzen. Egal welche. Was ist dein Einsatz?“

„Das kann doch unmöglich dein Ernst sein, Tom?“

„Es ist mein vollster Ernst. Du suchst eine Frau für mich aus. Irgendeine. Und ich zeige dir, dass sie sich in mich verlieben wird. Ohne dass ich meinen finanziellen Hintergrund erwähne oder sie mit teuren Geschenken überschütte.“

„Du willst ernsthaft eine Wette eingehen? Die verlierst du, Mann. Du schaffst es ja noch nicht mal, einer ein paar Wochen lang treu zu sein.“

„Ein paar Regeln müssen wir schon festlegen. Es muss eine Frau sein, die zu haben ist, und eine, die an Männern interessiert ist. Eine in meinem Alter. Keine Kampflesbe, die jeden Kerl hier auf Erden zwangskastrieren will oder so.“

„Und … der Wetteinsatz?“ Greg wirkte plötzlich ziemlich interessiert. Arnie blickte zwischen seinen beiden Kumpels hin und her, als würde er ein aufregendes Tennismatch verfolgen.

„Wenn du verlierst, gehört mir dein Boot.“

Greg sah auf. „Nein. Mel hätte mich fast umgebracht, als ich es gekauft habe. Wenn ich es jetzt wegen einer Wette verliere, bin ich ein toter Mann.“

Tom schmunzelte. Als Greg sich vor einem Jahr eine Sunseeker zu seinem vierzigsten Geburtstag um knappe dreihundert Riesen gekauft hatte, hatte dies fast seine Ehe zerstört und Mel, seine Frau, hatte nur klein beigegeben, weil sie irgendwann eingesehen hatte, dass das Boot die Materialisierung von Gregs Midlifecrisis sein musste. Vermutlich war sie froh, dass es sich dabei nur um ein Boot und nicht um eine heiße Zweiundzwanzigjährige gehandelt hatte.

„Gak-Gak-Gak-Gak-Gak“, machte Tom und winkelte dabei seine Arme an, sodass er wie ein mit den Flügeln schlagendes Huhn wirkte. „Hast du etwa Schiss, mein Bester?“

„Was ist dein Wetteinsatz?“, fragte Greg, ohne auf Toms Frage einzugehen. Ihm war klar, dass Geld für Tom keine Rolle spielte.

„Mein Boot gegen dein Boot“, schlug der nach einer Weile vor. Greg sah ihn an. „Aber du hast doch gar kein …“ Er hielt inne. „Nein. Du meinst doch nicht etwa …“

„Doch. Ich meine die Jacht. Mein Boot gegen dein Boot. Wenn ich gewinne, bekomme ich deine Sunseeker. Wenn du gewinnst, bekommst du die Jacht.“

Greg fühlte sich benebelt. Als Tom vor einem halben Jahr verkündet hatte, dass er sich – praktisch aus einer Laune heraus – eine Luxusjacht im Wert von knapp neunzig Millionen Dollar gekauft hatte, war selbst den hartgesottensten seiner Freunde die Spucke weggeblieben. Dass die Sothebys reich waren, wussten alle. Aber … dass Tom einfach so eine Luxusjacht um neunzig Millionen kaufte, war doch eine Besonderheit.

„Das meinst du nicht ernst“, sagte Greg.

„Und wie ich es ernst meine. Und weißt du was? Wenn du gewinnst, bekommst du nicht nur die Jacht, ich bezahle auch weiterhin den Liegeplatz und die Crew für ein ganzes Jahr.“ Dann hielt Tom kurz inne. Eine Idee hatte sich in ihm manifestiert. Ein breites Grinsen setzte sich auf seine Lippen, und er sah aus, als habe er gerade erfahren, dass er ein ganzes Wochenende mit den Models der Victoria’s-Secret-Show würde verbringen dürfen. Er war nun in einer Situation, in der er praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. Es ging um alles oder nichts.

„Und weißt du was? Ich werde nicht nur dieses Mädchen erobern, das du mir aussuchst, ich werde mit ihrer Hilfe die Firma meines Vaters übernehmen.“

Bevor Greg noch einmal darüber nachdenken konnte, schlug er ein.

„Ich fühle mich richtig elitär“, meinte Abby und sah sich im Paradise Room um.

„Ich fühle mich eher wie ein hässliches Entlein unter all diesen bis zur Unkenntlichkeit geschminkten Barbies“, erwiderte Piper und sah sich skeptisch um. Sie war nur deshalb mit Abby mitgekommen, weil die Geburtstag hatte und diesem Club schon ewig einen Besuch hatte abstatten wollen. Piper selbst hielt nicht allzu viel von Szeneclubs. Zunächst einmal hasste sie all die Oberflächlichkeit, die in diesen Clubs vorherrschte. Oberflächliche Frauen auf der Suche nach reichen, oberflächlichen Kerlen, die Frauen nicht nach dem beurteilten, wer sie waren, sondern wie sie aussahen und wie leicht sie zu haben waren. Die Preise hier waren selbst für ein einfaches Glas Soda horrend und die Flasche Champagner, die sie für Abby zu deren Ehrentag ausgegeben hatte, würde ihr schmerzlich auf den Kopf fallen. Außerdem wäre sie ohnehin viel lieber zu Hause geblieben. Sie war jetzt dreiunddreißig Jahre alt und die Zeiten, in denen sie eine Partymaus gewesen war, waren lange vorbei. Wobei, so eine richtige Partyprinzessin war sie nie gewesen. Schon immer hatte sie gemütliche Abende im Kreise von Freunden oder ihrer Familie Clubs vorgezogen, in denen man bis zum Morgengrauen durchtanzte. Außerdem … war sie im Augenblick auf Männer und Dating ohnehin nicht sonderlich gut zu sprechen. Das letzte Jahr war nicht gerade ihr bestes gewesen. Zunächst einmal hatte Jason, ihr langjähriger Exfreund, sie sitzen gelassen. Aber nicht im herkömmlichen Sinne, so wie das hin und wieder vorkommt und ein Paar sich trennt. Nein. Jason war am Donnerstag auf „Geschäftsreise“ nach Kalifornien geflogen und am Sonntag als verheirateter Mann aus Las Vegas zurückgekommen. Nie würde Piper vergessen, wie unbeholfen Jason gewirkt hatte, als er ihr gebeichtet hatte, dass er eigentlich schon seit über einem Jahr eine neue Freundin hatte. Dass er ihr immer hatte sagen wollen, dass es vorbei war, aber er eben „nie den richtigen Augenblick“ dafür gefunden hatte. Niemals würde sie das Schulterzucken vergessen, das er dabei zur Schau gestellt hatte. Und das Gefühl, das sich in ihr ausgebreitet hatte, ein Gefühl der Ohnmacht und Machtlosigkeit. An die darauffolgenden Stunden konnte sie sich kaum noch erinnern. Nur, dass sie mit einer Flasche Gin in ihrem Schlafzimmer verschwunden war. Und daran, dass Jason ihr Appartement am nächsten Tag, als sie sich irgendwie in den Laden geschleppt hatte, ausgeräumt hatte und nie mehr wieder gesehen war. Danach hatte sie eine ganze Weile gebraucht, bis sie sich wieder bereit fühlte, Männer kennenzulernen. Damals hatte sie, nachdem sie ihre Wunden geleckt hatte, wirklich geglaubt, noch mal von vorn beginnen zu können. Ja, sie und Jason waren eine halbe Ewigkeit zusammen gewesen, aber so toll war ihre Beziehung in den letzten Jahren nicht verlaufen. Sie waren ziemlich unterschiedlich gewesen und hatten eigentlich die meiste Zeit nebeneinanderher gelebt. Und wenn sie ehrlich mit sich war, war eine Trennung längst überfällig gewesen. Also hatte sie sich, nachdem sie über die Sache mit Jason einigermaßen hinweg gewesen war, völlig unbedarft bei Tinder angemeldet. Seither … hatte sie ihren Glauben an die Männer generell verloren. Piper hatte nicht sehr viele Dates gehabt, doch die vier, zu denen sie es gebracht hatte, waren fürchterlich gewesen. Die Typen waren oberflächlich, interessierten sich kaum für sie und waren allesamt nur auf das eine aus. Mittlerweile hatte sie sich damit abgefunden, dass sie wohl Single bleiben würde.

„Was ist eigentlich aus diesem Typen geworden, den du letztens auf Tinder gematcht hast? Du weißt schon, der Fitnesstrainer.“ Abby schien Pipers Gedanken gelesen zu haben, als sie ihre misslungenen Verabredungen zur Sprache brachte.

Piper rollte mit den Augen. Alex. Ein ziemlich interessanter, gut aussehender Typ, mit dem sie sich online eine ganze Weile lang ziemlich gut unterhalten hatte. Bis …

„Er hat mir vor drei Tagen eröffnet, dass er ‚im Augenblick nicht frei für jemand anderes‘ ist“, sagte sie.

„Und was heißt das? Hat er also mal wieder eine Frau? Oder eine Freundin?“

Piper sah ihre beste Freundin an. „Nein. Das heißt, dass er jedes Wochenende nach Massachusetts fährt und sich dort mit einer Prostituierten trifft, in die er sich verliebt hat.“

Abby prustete los, hielt dann aber inne, als sie bemerkte, dass Piper es völlig ernst meinte.

„Das … Wirklich?“, fragte sie.

„Wirklich. Ich meine, ich bin ja online schon oft abserviert worden. Aber für eine Hure … das war eine Premiere.“

„Tut mir echt leid. Als du dich damals auf Tinder angemeldet hast, dachte ich wirklich, dass du bald einen tollen neuen Kerl kennenlernst.“

„Das ist heute wohl schwerer als gedacht. O Gott, wie ich diese ganzen oberflächlichen Typen satthabe, die reihenweise auf Frauen mit gefilterten und gefakten Fotos reinfallen, die ohnehin nur hinter der Kohle der Männer her sind. So wie es aussieht, bleibe ich vorerst allein. Ist bestimmt einfacher, als mit zwanzig aufgetakelten Tussen um die Gunst eines Mannes zu buhlen, der seine Frauen in Haarfarbe und Oberweite einteilt, und danach, wie viele Drinks notwendig sind, bis sie die Beine breitmacht.“

„Darauf trink ich“, sagte Abby und prostete Piper zu.

Die beiden Frauen bemerkten die drei Männer gar nicht, die ihr Gespräch neugierig belauscht hatten, seit sie sich gesetzt hatten, und unterhielten sich unbedarft weiter.

„Darf ich vorstellen – dein Wettobjekt“, sagte Greg und grinste Tom breit an. Die Frau am Nebentisch war perfekt. Sie wirkte nicht wie eine dieser dummen Nüsse, die Tom sonst immer abschleppte. Sie hatte eine feste Meinung, wirkte clever und selbstbewusst. Und sie war hübsch. Zwar kein derartiges Vorzeigeobjekt wie die, mit denen Tom sich sonst umgab, aber sie konnte durchaus von sich behaupten, überdurchschnittlich attraktiv zu sein. Außerdem dürfte sie einige Mistkerle in den letzten Monaten kennengelernt haben, was bestimmt dazu beitrug, dass sie sich nicht allzu leichtfertig auf einen Schönling wie Tom einließ. Dennoch wirkte sie nicht völlig verbittert. Tom würde kein leichtes Spiel bei dieser Frau haben, das wusste Greg. Aber die Bedingungen waren durchaus fair. Die Jacht seines Kumpels war soeben ein ganzes Stückchen in seine Richtung gesegelt.

Tom sah auf. Die beiden Frauen am Nebentisch verblassten neben den Schönheiten, die sich sonst im Paradise Room tummelten. Das erkannte er auch daran, dass sie ganz allein an ihrem Tisch saßen, während die anderen Frauen allesamt von den anwesenden Kerlen hofiert und zu Drinks eingeladen wurden. Die Blondine, die am Nebentisch saß, trug einen Verlobungsring an ihrem linken Ringfinger, sie konnte also nicht gemeint gewesen sein. Die andere war eine hübsche Dunkelhaarige, die unter normalen Umständen bestimmt so einige Blicke auf sich gezogen hätte, hier aber unter der Schönheit all der makellosen Damen, mit denen auch er sich für gewöhnlich umgab, verblasste. Ihre Blicke trafen sich kurz, als er sie ansah. Sie hatte große blaue Augen, und er bemerkte, dass sich etwas in ihrem Blick ganz kurz veränderte, als sie sich ansahen. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln, ehe er den Blick abwandte. Die Frau würde eine sichere Sache werden. Außerdem schien sie – auf den ersten Blick zumindest – genau in das Schema einer Frau zu fallen, das seine Eltern sich für ihn vorstellten. Unauffällig, vorzeigbar, langweilig. Eine Jacky unter haufenweise Marylins. Allerdings dürfte der Aufwand für das Ergebnis angemessen sein. Immerhin ging es um die Firma seines Vaters. Und nicht zu vergessen um Gregs Boot.

„Deal“, sagte er, während er in die Hand seines besten Freundes einschlug.

EINS

Piper hatte ein Lächeln auf den Lippen, als sie an diesem sonnigen Montagmorgen, einen großen Becher heiße Schokolade in der Hand, die Tür ihres kleinen Ladens in der 42. Straße aufschloss. Für Piper gab es nichts Besseres als das „Little Corner of Books“. Sie liebte diese ersten Sekunden, wenn sie ihre Buchhandlung betrat. Ihre eigene Buchhandlung wohlgemerkt. Sie liebte den Geruch von Druckerschwärze und Papier, diesen ganz speziellen Geruch von Wohligkeit, den nur ein Buchladen verströmen konnte. Den Duft von Tausenden von Büchern, der in der Luft lag, sich in ihre Nase stahl, sie einhüllte und ihr dieses ganz besondere Glücksgefühl vermittelte. Sie hatte den Laden vor drei Jahren von Emma Winston, der vorigen Eigentümerin, übernommen, als die in Rente gegangen und nach Florida gezogen war. Jason war damals nicht sonderlich begeistert von der Idee gewesen, dass Piper all ihre Ersparnisse in einen Buchladen steckte, weil er grundsätzlich der Meinung war, dass Buchläden mit der Zeit verschwinden würden, weil ohnehin kaum noch jemand las. Aber für Piper war die Sache in trockenen Tüchern gewesen. Sie hatte immer einen unglaublichen Hang zu Büchern gehabt und bereits zu Highschool-Zeiten freiwillig in der Bibliothek ausgeholfen. Sie hatte Literatur und amerikanische Geschichte studiert und schon am ersten Tag auf dem College gewusst, dass sie unbedingt einmal einen Buchladen besitzen und nichts anderes tun wollte. Nachdem sie ihren Abschluss gemacht hatte, hatte sie ihre Stelle bei Emma Winston angetreten und sich von der einfachen Buchhändlerin zur stellvertretenden Geschäftsführerin hochgearbeitet. Auch ein Punkt, an dem Jason immer herumgemeckert hatte. Er konnte nicht verstehen, wieso sie „nicht mehr“ aus sich machte, als nur blöd Bücher zu verscherbeln. Doch Piper hatte ihren Traumjob gefunden. Als Emma dann in Rente ging, war es praktisch selbstverständlich, dass sie ihr anbot, den Laden zu übernehmen. Und … dass Piper zusagte. Ihr war völlig bewusst, dass sie mit dem kleinen Buchladen niemals reich werden würde und dass Jason schon recht hatte. In einem anderen Job hätte sie deutlich mehr verdient. Aber sie liebte ihren Laden, trotz der Einschränkungen, die sie dadurch hatte. Sich die Welt anzusehen, wie sie es sich bisweilen wünschte, war bisher nur sehr begrenzt möglich gewesen, aber sie gehörte dafür zu den wenigen Menschen auf der Welt, die von Grund auf liebten, was sie taten. Der Buchladen war zwar keine unsagbare Goldgrube, aber er lief verhältnismäßig gut, und obwohl Piper keine großen Sprünge machen konnte, hatte sie ihn aufgepeppt und seine Bekanntheit etwas gesteigert. Von Zeit zu Zeit gelang es ihr, lokalprominente Autoren zu einer Lesung einzuladen. Es gab Buchvorstellungen und Release-Partys und für die Kinder veranstaltete sie Mottopartys an Halloween, zu Weihnachten oder zum 4. Juli. Im „Little Corner of Books“ war eigentlich immer was los. Außerdem liebte sie ihre bisweilen ziemlich speziellen Stammkunden, die ihr bei jedem Besuch ein Lächeln auf die Lippen zauberten.

Durch die vielen Fenster des Ladens, der sich an der Ecke einer Geschäftszeile direkt in einer Seitenstraße zur 56. Straße befand, fiel helles, morgendliches Sonnenlicht auf die Wandregale mit Büchern aus diversen Genres. Piper hatte sich in den Laden verliebt, als sie ihn seinerzeit im Zuge ihres Vorstellungsgesprächs das erste Mal betreten hatte. Sie erinnerte sich noch daran, wie unglaublich einladend die Atmosphäre in dem kleinen Laden gewesen war, als sie hereingekommen war. Obwohl draußen New York in all seiner Vielfältigkeit getobt hatte, laut und präsent war, schien es, als würde sie eine andere Welt betreten, sobald sie durch die Tür des Buchladens kam. Sie und Emma waren sich praktisch sofort einig gewesen, und Piper hatte damals einen ganzen Nachmittag damit verbracht, in den Büchern zu schmökern und in fremde Welten zu entfliehen, während Emma sie mit Keksen und Limonade versorgte. Piper liebte ihren Job, ihren Laden und ihr Leben. Sie stellte mit einem Lächeln auf den Lippen die Kaffeemaschine ein, die sich in der gemütlich eingerichteten Leseecke befand. Jeder, der eine kleine Auszeit im Little Corner gebrauchen konnte, war herzlich dazu eingeladen, es sich in der Leseecke gemütlich zu machen, eine Tasse Kaffee oder Kakao zu trinken und sich den Tag mit ein paar Plätzchen oder einem Stück Kuchen zu versüßen, das Piper aus der Bäckerei gleich nebenan bei Shelly Winters holte.

Die Klingel über der Tür meldete sich zu Wort und Piper sah auf. So früh am Morgen kamen normalerweise selten Kunden. Am wahrscheinlichsten war es, dass ein Schüler der Highschool eines seiner Schulbücher versemmelt hatte und hoffte, Piper hätte noch ein Exemplar irgendwo im Lager. Der reguläre Kundenverkehr setzte erst am späteren Vormittag ein, wenn die Hausfrauen die Stadt unsicher machten und auf der Suche nach einem neuen Abklatsch von Shades of Grey waren oder sich die aktuelle Ausgabe der Cosmopolitan besorgen wollten. An diesem Morgen war Helen McCullogh Pipers erste Kundin. Helen war eine rüstige alte Dame, die die achtzig längst überschritten hatte, die man aber gut und gerne auf Ende sechzig geschätzt hätte. Piper wünschte, sie würde auch so altern wie Helen, denn die alte Dame genoss ihr Leben immer noch in vollen Zügen.

„Liebchen, kannst du mal kommen? Ich bräuchte ein ganz spezielles Buch.“ Helen beugte sich verschwörerisch zu Piper über den Verkaufstresen und sah sie mit funkelnden Augen an.

„Was kann ich für Sie tun, Helen?“ Piper lächelte die alte Dame freundlich an.

Helen wartete einige Sekunden, so, als würde sie überlegen, ob sie Piper tatsächlich mit ihrem Anliegen behelligen sollte. Dann begann sie breit zu grinsen. „Ich suche ein spezielles Buch.“

„Ein spezielles Buch?“

„Ja. Ein spezielles. Du weißt schon.“ Sie zwinkerte Piper durch ihre dicken Brillengläser zu, die keine Ahnung hatte, ob Helen nun nach dem Atlas der Pilze suchte, die Kinder aus Bullerbü kaufen wollte oder sich für die Biografie von Sarah Jessica Parker interessierte. Wobei keine dieser drei Bücher im herkömmlichen Sinne „speziell“ gewesen wäre. Helen grinste Piper immer noch an wie ein Honigkuchenpferd, sagte aber kein Wort. Es hatte nahezu den Anschein, als würde sie von Piper erwarten, dass sie erriet, nach welchem Buch sie auf der Suche war.

„Und … was für ein Buch möchten Sie?“, fragte Piper und grinste die alte Dame ebenfalls an.

„Ein … spezielles eben“, sagte sie. Jetzt bemerkte Piper, dass die alte Dame leicht rot anlief. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wollte Helen etwa erotische Literatur kaufen? Für einen Augenblick überlegte sie. Seit Shades of Grey den Buchmarkt erobert hatte, waren viele Trittbrettfahrer auf den Markt gekommen und diese Bücher hatten natürlich ihre Zielgruppe. Helen McCullogh gehörte eher nicht dazu.

„Ich bräuchte schon eine ungefähre Richtung, Mrs. McCullogh“, sagte sie, war sich aber insgeheim längst sicher, wonach Helen suchte. Erwartungsvoll blickte sie ihre Kundin an. Piper hatte keine Ahnung, ob sie Helen von sich aus erotische Literatur vorschlagen wollte oder ob sie tatsächlich so falschlag und die alte Dame wirklich nur etwas völlig Unverfängliches suchte.

Helen sah sich im Laden um, um sich zu versichern, dass auch niemand außer ihr hier war. „Ich will das, wo der Milliardär die Studentin mit Kabelbindern ans Bett fesselt“, rief sie plötzlich und sah Piper erwartungsvoll an. „Wie kannst du das denn nicht wissen?“

„Ich … Sie wollen also Shades of Grey kaufen?“ Piper schmunzelte. Shades of Grey war nach wie vor hoch im Kurs. Obwohl das Buch schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, schien es immer noch genügend Leser zu geben, die es noch nicht kannten oder es sich einfach in einer neuen Auflage gönnten. Interessanterweise waren die Käufer oft gar nicht ausschließlich Frauen, sondern auch Männer, die den Titel zum Hochzeitstag, zum Geburtstag oder zum Jahrestag verschenkten. Vermutlich, um etwas Schwung ins Schlafzimmer zu bringen.

„Und? Hast du es da?“, fragte Helen jetzt wieder in genau dem verschwörerischen Ton wie zuvor. Sie klang fast, als würde sie bei Piper eine größere Drogenlieferung abholen wollen. Die schmunzelte.

„Ja, natürlich hab ich es hier. Kommen Sie mit.“ Sie führte die alte Dame zu einem der Büchertische, die überall in dem kleinen Laden aufgestellt und mit allerlei Titeln befüllt waren. Shades of Grey war ziemlich zentral darauf platziert. Piper nahm ein Exemplar vom Stapel und überreichte es Helen, deren Augen leuchteten wie jene eines Kindes an Weihnachten.

„Genau. Das ist es. Meine Freundinnen vom Kaffeekränzchen haben es alle schon durch. Es soll ja ganz besonderer Lesestoff sein.“ Selig grinste sie.

„Es kommt bei den Lesern ziemlich gut an, ja“, sagte Piper. „Darf es sonst noch etwas sein?“

„Nein. Für die nächsten paar Nächte bin ich versorgt.“ Die alte Frau grinste und folgte Piper zur Kasse.

„Das macht dann vierundzwanzig neunundneunzig, Mrs. McCullogh, sagte Piper und tippte den Betrag in ihre Registrierkasse ein. Die Klingel über ihrer Tür vermeldete einen neuen Kunden und sie blickte kurz hoch. Ein Mann betrat den Laden. Ein unglaublich gut aussehender Mann. Er war groß, sportlich, dunkelhaarig und hatte ein markantes Gesicht. Pipers Herz setzte einen Schlag aus. So einen gut aussehenden Mann sah man selten. Und … dieses Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte, selbst auf die Entfernung … sie warf ihm ein „Guten Morgen“ zu und wandte sich dann wieder an Helen McCullogh, die in ihrem Portemonnaie herumfischte und schließlich ihre Kreditkarte herausholte. Während sie die Karte zaghaft an den Scanner hielt, stellte sich der Mann hinter sie und sah sich im Laden um. Großer Gott. Wie konnte es nur sein, dass solche gut aussehenden Kerle hier frei herumliefen? Piper musste sich zusammennehmen, um den Mann nicht anzustarren. Dann beruhigte sie sich wieder etwas. Einer wie er war nicht Single. Dieser Typ war bestimmt längst vergeben. Verlobt oder verheiratet mit einer modelhaften, perfekten Frau und zwei, drei ebenso modelhaften und perfekten Kindern.

---ENDE DER LESEPROBE---