Familie mit Herz 128 - Moni Sommer - E-Book

Familie mit Herz 128 E-Book

Moni Sommer

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Beschreibung

Anfangs denkt Manuela Klinger, die erst vor Kurzem in diese Gegend gezogen ist, nicht weiter darüber nach, warum das Mädchen Abend für Abend im Treppenhaus sitzt. Vielleicht wartet die Kleine auf ihren Vater, der jeden Moment von der Arbeit heimkommt?!
Doch dann bekommt Manuela durch Zufall ein Gespräch zwischen dem Mädchen und einem kleineren Jungen mit - und jedes Wort, das sie hört, stößt sich wie ein Dolch tief in ihr Herz. Nebenan spielt sich eine Tragödie ab ...


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Inhalt

Cover

... denn niemand sah die Kindertränen

Vorschau

Impressum

... denn niemand sah die Kindertränen

Ergreifender Roman um ein Mädchen, das viel zu früh erwachsen werden musste

Von Moni Sommer

Anfangs denkt Manuela Klinger, die erst vor Kurzem in diese Gegend gezogen ist, nicht weiter darüber nach, warum das Mädchen Abend für Abend im Treppenhaus sitzt. Vielleicht wartet die Kleine auf ihren Vater, der jeden Moment von der Arbeit heimkommt?

Doch dann bekommt Manuela durch Zufall ein Gespräch zwischen dem Mädchen und einem kleineren Jungen mit – und jedes Wort, das sie hört, stößt sich wie ein Dolch tief in ihr Herz. Nebenan spielt sich eine Tragödie ab ...

Vito Klinger legte den Kulturbeutel in den geöffneten Koffer auf dem Bett.

»Ich lass dich nicht gern allein«, meinte er zu seiner Frau, die neben ihm stand und einen Anzug über dem Arm hielt.

Manuela lächelte und reichte ihm das Jackett.

»Es ist doch nur für zwei Tage, Vito. Uns passiert schon nichts.«

Sie wartete, bis er die letzten Sachen eingepackt hatte, und bemerkte wieder einmal, wie attraktiv Vito war. Ziemlich genau einen Kopf größer als sie selbst. Trotz seiner vielen Arbeit fand er immer noch Zeit, sich körperlich fit zu halten. Die lustigen Falten um seine grauen Augen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein zäher Verhandlungspartner war. Seine Arbeit als Anwalt in der Rechtsabteilung eines großen Unternehmens stellte Tag für Tag neue und große Herausforderungen an ihn, und Vito liebte das.

Jetzt legte er einen Arm um seine Frau und zog sie an sich. Ihre Lippen fanden sich in einem zärtlichen Kuss. Seit Manuela schwanger war, war ihre Liebe anders geworden, ruhiger, aber noch intensiver, falls das überhaupt möglich war.

»Pass gut auf unseren kleinen Purzel auf, während ich weg bin, ja?«

Ihre blauen Augen, von denen Vito behauptete, sie hätten die Farben von Saphiren, seinen Glückssteinen, strahlten. »Versprochen!«

Ein weiterer Kuss besiegelte ihr Versprechen, dann warf er einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk.

»O Gott, schon kurz vor zehn. Ich muss los!«

Mit Bedauern lösten sie sich voneinander. Dann ergriff die Hektik des Aufbruchs von ihnen Besitz.

»Hast du die Anschrift und Nummer des Hotels neben das Telefon gelegt, in dem ich eingebucht bin? Und achtest du auch immer darauf, dass dein Handy immer geladen ist?«

»Vito, ich bin erst in der fünfundzwanzigsten Woche. Aber ja, der Zettel liegt an Ort und Stelle. Und mein Handy ist immer vollgeladen in meiner Hosentasche.«

Natürlich würden sie jeden Abend miteinander telefonieren, das taten sie immer, wenn Vito einmal weg musste, aber sie spürte, dass er sie dieses Mal wirklich nur ungern allein ließ.

Manuela warf einen Blick aus dem Fenster.

»Dein Taxi kommt gerade.«

Seinen Koffer in der einen Hand, seine Frau an der anderen, so ging Vito Klinger die Treppe hinunter. Während der Fahrer sein Gepäck im Kofferraum verstaute, küsste er Manuela noch einmal.

»Bis übermorgen, mein Engel. Ich denke an dich.«

»Ja, bis übermorgen, Liebster.«

Blond und zierlich stand sie am Straßenrand. Jetzt sah man ihr die Schwangerschaft schon an.

Ein bisschen quälte Vito das schlechte Gewissen. Er hatte die letzten Monate so viel gearbeitet. Aber Manuela war wirklich ein Schatz. Kein böses Wort kam deshalb über ihre Lippen. Klaglos nahm sie hin, dass er sich abends oft noch Unterlagen mit nach Hause brachte, um sie zu bearbeiten. Sie wusste, wie wichtig seine Arbeit für ihn war.

Wenn das Baby erst einmal da war, würde er sich viel mehr Zeit für sie und das Kind nehmen, das schwor er sich. Die Familie musste an erster Stelle kommen.

Jetzt bog das Taxi um die Ecke, und Vito ließ sich in die Polster zurücksinken. Seine Gedanken schalteten blitzschnell um, zu dem beruflichen Problem, das vor ihm lag.

♥♥♥

Langsam ging Manuela ins Haus zurück. Sie waren aus ihrer Stadtwohnung ausgezogen, sobald sie von der Schwangerschaft erfahren hatten. Das Baby sollte in einer großzügigen Umgebung aufwachsen. Der weitläufige Garten bot viel Platz zum Spielen. Auf der Rasenfläche würde bald eine Schaukel stehen, und ein Sandkasten sollte auch dazukommen.

Während sie noch darüber nachdachte, wie sie den Tag verbringen wollte, läutete das Telefon.

»Klinger, hallo.«

»Hallo, Manu. Ich bin's, Sarah. Du hast doch heute frei. Hättest du Lust auf einen Kaffee?«

»Gerne. Wir könnten uns im ›Café Wien‹ treffen, wenn du Lust hast. Aber ich bleibe bei meinem Kräutertee.«

»Oh, ja. Wenn nur ich meinen Kaffee bekomme. Und anschließend veranstalten wir eine Einkaufsorgie. Ich habe ein paar süße Sachen für dein Baby gesehen.«

Sie verabredeten sich für drei Uhr im Café Wien. Mit seiner Kaffeehausatmosphäre wirkte es gemütlich und sehr anheimelnd.

Als Manuela eintrat, winkte ihr Sarah schon von einem Tisch am Fenster entgegen.

Sarah Hörner war eine auffallende Erscheinung. Ihre Größe lag weit über dem Durchschnitt, und ihr schwarzes Haar fiel ihr in dunklen Kaskaden über die Schultern. Die beiden Frauen kannten sich seit ihrer Teenagerzeit und waren früher schon ein auffallend attraktives Gespann gewesen.

Sarah stand auf und umarmte die Freundin. Dann blickte sie neidvoll auf die leichte Wölbung ihres Bauches.

»Wie geht es dir, Manu?«

»Gut, danke. Ich werde immer dicker.«

Sie zog ihre Jacke aus und setzte sich.

»Ich könnte platzen vor Neid. Du wirst ein wunderbares Baby haben.«

Manuela kannte den Kummer ihrer Freundin zu Genüge. Sarah war mit einem schwerreichen Bauunternehmer verheiratet. Sie konnten sich jeden Luxus leisten, den sie wollten. Trotzdem trübte ein dunkler Fleck ihr Glück: Kinderlosigkeit. Alexander war nicht zeugungsfähig. Zurzeit überlegte das Ehepaar hin und her, ob es ein Kind adoptieren sollte oder nicht. Sarah hatte das Gefühl, dass Alexander nicht mehr wusste, wofür er arbeitete, und das tat ihr in der Seele weh.

Sarah schob ihren leeren Kuchenteller von sich.

»Wenn ich so weitermache, kannst du mich nach Hause rollen.«

Manuela lachte. »Wir hätten das Kaffeetrinken besser auf später verschoben. Wenn wir mit dem Einkaufen fertig sind.«

Unter viel Gelächter und Begeisterungsrufen durchstöberten die beiden anschließend die Kinderboutiquen. Sarah hielt immer wieder einen Strampler oder ein Kleidchen in die Höhe und war entzückt über die Schnitte und Farben.

»Dass es so viel süße Babysachen gibt! Ich fasse es nicht!« Sie hakte die Freundin unter und ließ die Papiertasche an ihrer anderen Hand baumeln. »Ich glaube, wir sollten wirklich ein Baby adoptieren. Was meinst du?«

»Ich kann dir nur zuraten. Aber ihr werdet sehr lange warten müssen. Viele Leute möchten ein Baby adoptieren.«

Sarahs Gesicht wurde einen Moment lang finster. Dann erhellte sich ihre Miene wieder.

»Ach, weißt du«, meinte sie schließlich lakonisch, »man kann auch ein größeres Kind noch ganz toll anziehen.«

Ja, so war Sarah. Sie ließ sich nicht unterkriegen. Sie machte aus allem, was das Leben ihr brachte, immer das Beste.

♥♥♥

Als Manuela wieder zu Hause war, richtete sie sich ein kleines Abendbrot her. Nachher würde sie sich vor den Fernseher setzen und einen dieser herrlichen alten Filme anschauen. So richtig mit Gefühl und Herz.

Manuela schnitt gerade eine Tomate klein und legte sie zu dem Brot auf den Teller, als ihr übel wurde.

Komisch, sie hatte doch gar nicht viel Kuchen gegessen. Nur ein Stück mit Obst. Am besten legte sie sich ein wenig hin.

Manuela ließ sich ein Bad einlaufen. Anschließend würde sie sich ein wenig ausruhen. Langsam ließ sie sich ins duftende Wasser gleiten. Doch die Übelkeit wurde immer drängender.

So schnell sie konnte, stieg Manuela aus der Wanne und trocknete sich ab.

»Es steht nirgends geschrieben, dass einer Schwangeren nur morgens schlecht werden darf«, versuchte sie, sich zu beruhigen.

Sie hüllte sich in ihren warmen Bademantel und legte sich im Wohnzimmer auf die Couch. Doch besser wurde es auch jetzt nicht. Im Gegenteil, sie fühlte sich sterbenselend.

Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie musste einfach wissen, ob es ihrem Baby gut ging. Sie konnte nicht bis morgen warten.

Mit zitternden Fingern wählte Manuela die Nummer eines Taxiunternehmens. Sie würde nicht selbst fahren und ihr Baby der Gefahr eines Unfalls aussetzen.

Bis der Fahrer kam, war Manuela angezogen und wartete unten vor dem Haus.

»Zum städtischen Klinikum, bitte.«

Völlig erschöpft von der Anstrengung der letzten halben Stunde ließ sie sich in die Polster sinken.

♥♥♥

»Wir sind da.« Der Taxifahrer drehte sich um und sah Manuela im Schein der Straßenlaternen ins Gesicht. »Geht es Ihnen nicht gut, junge Frau?«

»Nein, nicht so besonders. Nur einen Moment, bitte.«

»Wo müssen Sie denn hin?«

»Zur Gynäkologie«, murmelte sie undeutlich.

Der Pförtner der Klinik streckte den Kopf aus seinem Häuschen. Manuela konnte nicht verstehen, was die beiden Männer miteinander redeten.

»Ich fahre direkt zu dem Gebäude. Der Pförtner ruft dort an, damit man Sie abholt.«

Der Taxifahrer startete erneut den Wagen. Der jungen Frau ging es nicht gut, das konnte er deutlich sehen. Ihr blasses Gesicht glänzte vor Schweiß.

Als sie bei der Gynäkologischen Abteilung hielten, öffnete sich die Tür, und eine Krankenschwester kam mit einem Rollstuhl heraus. Mit der Hilfe des Fahrers setzte sie Manuela hinein und schob sie durch die Halle der Klinik in ein Untersuchungszimmer.

Noch während sie die Personalien der Patientin aufnahm, kam die diensthabende Ärztin.

»Ich bin Doktor Schwaiger. Wir werden gleich wissen, wo der Grund für ihre Übelkeit liegt.«

Während der Untersuchung unterhielt sie sich mit Manuela, fragte nach ihrem Tag, nach den Mahlzeiten und dergleichen mehr.

»Bis jetzt kann ich nichts finden, was mir Sorgen bereitet, Frau Klinger. Vorsichtshalber höre ich aber noch die Herztöne Ihres Babys ab und mache eine Ultraschalluntersuchung.«

»Was ist mit meinem Baby? Haben Sie es gehört?«, fragte Manuela nach einer Weile ängstlich.

»Nun ...« Frau Dr. Schwaiger wand sich ein wenig. »Es ist anscheinend sehr lebhaft. Ich konnte seinen Herzschlag nicht ausmachen.«

Manuela verspürte eine nie gekannte Panik in sich.

»Sie haben es nicht gehört? Wieso nicht?«

»Das ist kein Grund zur Sorge, Frau Klinger. Es dreht sich wahrscheinlich ständig. Wir machen jetzt eine Ultraschalluntersuchung, dann wissen wir mehr.«

Mit großen Augen verfolgte die Schwangere das Bild auf dem kleinen Schirm. Ihr ungeübtes Auge konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass Frau Dr. Schwaiger ihr sagen würde, dass alles in Ordnung sei.

Diese hob den Kopf, und jetzt konnte sie nicht mehr verbergen, dass sie zutiefst besorgt war.

»Ihr Baby bewegt sich nicht, Frau Klinger. Ich muss das im Auge behalten. Ich werde veranlassen, dass Sie an einen Wehenschreiber angeschlossen werden. Wir müssen herausfinden, was mit Ihrem Kind los ist.«

Sie drückte Manuelas Hand und verließ den Raum.

Manuela war ratlos. Erst behauptete die Ärztin, ihr Kind wäre zu lebhaft, und jetzt bewegte es sich nicht. Was sollte das? Die Schwangere hatte das Gefühl, dass Frau Dr. Schwaiger ihr längst nicht alles gesagt hatte, was sie wusste.

Mit einem aufmunternden Lächeln legte ihr die Krankenschwester das Gerät an.

»Sie werden sehen, Frau Klinger, Ihr Baby hält nur ein Schläfchen.«

Sanft tupfte sie die Schweißperlen von Manuelas Stirn, die sich dort gebildet hatten. Sie hatte entsetzliche Angst und das Gefühl, dass man nicht ganz ehrlich mit ihr war.

Als die Schwester sich abwenden wollte, hielt Manuela sie an der Hand zurück.

»Bitte, ich möchte noch einmal mit Doktor Schwaiger sprechen!«

»Ich werde es ihr sagen, Frau Klinger.«