Kinderlachen - Folge 024 - Moni Sommer - E-Book

Kinderlachen - Folge 024 E-Book

Moni Sommer

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Beschreibung

"Ich kann Ihnen nur zu einem Schwangerschaftsabbruch raten."

Unaufhörlich hallen die schockierenden Worte des Arztes in Pia Schröders Kopf nach. Seit jener schicksalhaften Stunde, in der sie von dem Tumor ihres ungeborenen Kindes erfahren hat, ist ihre Verzweiflung unerträglich. Wie sehr hat sie sich auf ihr Baby gefreut! Darauf, mit ihm die Welt neu zu entdecken! Und dieser Traum soll für immer zerbrochen sein?

Nein! Niemals wird sie über Tod oder Leben des Ungeborenen entscheiden können, das sie unter ihrem Herzen trägt und dessen Bewegungen sie schon deutlich spürt.

Ein langer, schwerer Weg liegt vor ihr. Doch sie wird ihn gehen - für ihr Baby!

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Seitenzahl: 108

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Inhalt

Cover

Impressum

Bis ich dich in den Armen wiege

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Minnikova Mariia

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3929-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Bis ich dich in den Armen wiege

Niemand wollte ihrem Baby eine Chance geben

Von Moni Sommer

»Ich kann Ihnen nur zu einem Schwangerschaftsabbruch raten.«

Unaufhörlich hallen die schockierenden Worte des Arztes in Pia Schröders Kopf nach. Seit jener schicksalhaften Stunde, in der sie von dem Tumor ihres ungeborenen Kindes erfahren hat, ist ihre Verzweiflung unerträglich. Wie sehr hat sie sich auf ihr Baby gefreut! Darauf, mit ihm die Welt neu zu entdecken! Und dieser Traum soll für immer zerbrochen sein?

Nein! Niemals wird sie über Tod oder Leben des Ungeborenen entscheiden können, das sie unter ihrem Herzen trägt und dessen Bewegungen sie schon deutlich spürt.

Ein langer, schwerer Weg liegt vor ihr. Doch sie wird ihn gehen – für ihr Baby!

Pia zog den Bogen sanft über die Saiten, und der letzte Ton von Albinonis »Konzert für Oboe und Streicher« verhallte leise. Für einen Moment herrschte totale Stille in dem riesigen Opernsaal.

Angespannt blickten die Musiker auf den Dirigenten.

Der massige Mann legte den Stab auf das Pult und strich sich eine graue Strähne aus der Stirn. Endlich, nach mehreren Sekunden bangen Wartens, erlöste er die Musiker.

»Wunderbar! Ich bin sicher, wir werden heute Abend nur begeisterte Zuhörer haben.«

Damit war die Orchesterprobe beendet. Erleichtert begannen die Musiker ihre Instrumente einzupacken. Herr Ehlert war nicht leicht zufriedenzustellen.

Pia Reisinger erhob sich, nahm den Geigenkasten vom Boden auf, legte das wertvolle Instrument vorsichtig hinein und schloss den Deckel.

»Ach, Pia! Könnten Sie bitte noch einen Augenblick bleiben?« Herr Ehlert blickte die talentierte Geigerin auffordernd an.

Die Musikerin winkte einer Kollegin zu, die ihr einen Gruß zugerufen hatte, und wandte sich dann zu dem Dirigenten um.

»Wissen Sie schon, wann Sie nach der Geburt Ihres Kindes zurückkommen werden?«, fragte er. »Ich muss in den nächsten Tagen die Teilnehmer für die Amerika-Tournee im nächsten Frühjahr festlegen.«

Die junge Frau kräuselte leicht die vollen Lippen und richtete den Blick ihrer braunen, klaren Augen auf Herrn Ehlert.

»Ich weiß. Ich denke unentwegt daran«, sagte sie leise.

Noch bevor sie fortfahren konnte, unterbrach sie der ältere Herr: »Es ist die Chance für Sie, Pia! Sie sind eine junge, begabte Musikerin und müssen jede Gelegenheit wahrnehmen, sich einen Namen zu machen. Sie wollen doch wohl nicht immer nur eine Geigerin unter vielen sein, oder?« Seine Stimme klang beschwörend, und um seine Worte zu bekräftigen, nahm er ihre Hand und drückte sie fest.

Pia musste lächeln. »Ja, das weiß ich. Aber im Frühjahr wird mein Baby gerade erst ein paar Wochen alt sein.« Ratlos schob sie eine Haarsträhne, die sich aus ihrer Spange gelöst hatte, hinter das Ohr.

»Denken Sie noch einmal darüber nach! Und geben Sie mir Anfang nächster Woche Bescheid, ja?«

»Danke, Herr Ehlert!« Glücklich über den Aufschub beeilte sich die junge Frau, das Opernhaus zu verlassen.

Natürlich würde sie gerne mit nach Amerika fliegen. Herr Ehlert hatte mit allem, was er sagte, recht. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt, und wenn sie ihre Karriere jetzt nicht vorantrieb, würde sie im wahrsten Sinne des Wortes immer nur die zweite Geige spielen.

Pia schloss ihren Wagen auf und legte ihre Violine in den Kofferraum. Dann verharrte sie einen Moment und strich sich sanft über den Bauch. Noch war nichts zu sehen, doch sie hatte es für richtig gefunden, ihren Chef sofort zu unterrichten, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Das war vor ein paar Wochen gewesen, und inzwischen war sie im dritten Monat.

Die zukünftige Mutter konnte sich immer noch nicht vorstellen, wie sich ihr Leben mit dem Baby gestalten würde, doch sie war ziemlich sicher, dass sie es nicht fertigbringen würde, für mehrere Wochen alleine so weit zu reisen.

Ja, wenn sie den Säugling mitnehmen könnte! Aber es handelte sich nicht nur um ein einziges Konzert, sondern um eine Tournee durch mehrere große Städte: San Francisco, Chicago und New York.

Eigentlich wollte Pia nach Hause fahren, um sich für das Konzert am Abend auszuruhen, aber ihre Überlegungen hatten eine innere Unruhe ausgelöst. Deshalb entschloss sie sich, noch bei ihrer Freundin Martina vorbeizufahren. Die war nämlich seit etwas mehr als einem Jahr stolze Besitzerin einer Boutique, die allmählich florierte und Gewinn abwarf. Vielleicht konnten sie zusammen einen Kaffee trinken – oder, in Pias Fall, einen Tee. Dabei könnte sie sich etwas entspannen.

Die junge Frau stellte ihren Wagen am Straßenrand ab und öffnete die Tür der Boutique »Martine«. Ein Glockenspiel kündigte an, dass jemand den Laden betrat. Ein paar Kundinnen drehten unschlüssig die Kleiderständer oder hielten sich Pullover vor die Brust und musterten sich in den hohen Spiegeln, die überall angebracht waren. Zwei Verkäuferinnen standen an der Theke und zeichneten neu eingetroffene Ware aus.

Amüsiert beobachtete Pia, wie Martina Baumann eine Kundin beriet, die sich zwischen zwei Modellen nicht entscheiden konnte.

Als die Frau mit den beiden Kleidern überm Arm eine Umkleidekabine betrat und den Vorhang hinter sich schloss, kam die blonde, langbeinige Boutiquebesitzerin mit ausgestreckten Armen auf ihre Freundin zu.

»Pia, du siehst großartig aus. Wie geht es dir?«

»Danke, hervorragend! Und dir?«

Die beiden Frauen umarmten sich, und Martina hielt die andere ein Stück von sich weg. Selbstverständlich wusste sie über die Schwangerschaft Bescheid.

»Achtest du auch gut auf mein Patenkind?« Sie legte ihrer Freundin behutsam die Hand auf den Bauch.

»Aber sicher, ich bin mir der Verantwortung durchaus bewusst.«

Noch bevor Pia ihre Einladung zum Kaffee aussprechen konnte, kam ihr die Freundin zuvor: »Lass uns schnell von hier verschwinden! Ich bin echt geschafft. Die Kundinnen sind heute besonders anstrengend und unentschlossen!«

Die letzten Worte kamen im Flüsterton, damit sie niemand sonst hören konnte. Martina liebte ihre Arbeit, aber das hieß nicht, dass sie nicht manchmal zugab, gestresst zu sein.

Martina bat die Verkäuferinnen, für eine Stunde die Stellung zu halten. Dann nahm sie ihre Handtasche, und die beiden Frauen verließen den Laden, um im Café um die Ecke ein Eis zu essen.

Genüsslich leckte Martina eine Weile später den Löffel ab.

»Ah, jetzt fühle ich mich schon viel besser! Einfach himmlisch, dieser Amarettobecher! Tut mir wirklich leid, dass du dir diesen Genuss versagen musst, Pia.«

Pia lächelte. »Der Erdbeerbecher ist mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser.«

Ihr Gegenüber hob den Löffel und dozierte mit gespielter Strenge: »Keinen Alkohol und keine Genussmittel während der nächsten Monate! Als du vorhin gekommen bist, dachte ich, du hättest etwas auf dem Herzen!«

Martina nahm kein Blatt vor den Mund, wenn sie sich um ihre Freundin sorgte. Sie kannten sich seit mehr als acht Jahren und waren seither unzertrennlich. Vielleicht lag es daran, dass sie beide Einzelkinder waren.

»Na ja! Ganz so schlimm ist es nicht. Aber Herr Ehlert hat mich gefragt, ob ich im Frühjahr mit in die USA fliege.« Die junge Frau seufzte leise.

»Und, fliegst du?«, fragte Martina gespannt.

»Es wäre beruflich sehr wichtig für mich. Auch für zukünftige Engagements, weißt du? Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das Baby alleine lassen möchte. Und mitnehmen kann ich es nicht!«, schloss sie.

»Nein, ich denke auch nicht, dass das eine gute Idee wäre. Aber was sagt denn Uli dazu?« Martina Baumann lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück und beobachtete die Freundin aufmerksam.

»Er sagt, dass ich das selbst entscheiden muss. Uli will mich nicht in meiner Entscheidung beeinflussen.« Pia verzog unwillig den Mund. Manchmal wünschte sie schon, ihr Lebensgefährte wäre nicht so verflixt modern und rücksichtsvoll.

»Was willst du auch erwarten? Wie oft hast du diesem Traum von einem Mann eine Abfuhr erteilt – dreimal?« Ihre Freundin lachte.

»Zweimal!« Pia war entrüstet, dass Martina ausgerechnet in diesem Moment Ulis Heiratsanträge ins Feld führte.

»Und du hast ihm jedes Mal einen Korb gegeben. Pass bloß auf, dass keine kommt, die entschlossener ist! Ein Mann wird schnell anfällig und schwach, wenn ihm die Frau, die er liebt, zu verstehen gibt, dass sie ihn nicht heiraten will!«

»Ich habe ihm keinen Korb gegeben. Ich fühlte mich lediglich noch zu jung, um mich endgültig zu binden. Das ist alles!«, verteidigte sich Pia.

»Hat er dich nochmals gefragt, seit du schwanger bist?«, wollte die Freundin wissen.

»Nein, vielleicht denkt er, jetzt müsste ich ihn fragen«, witzelte die Musikerin.

»Und, wirst du es tun?«

Pia fühlte sich langsam wie vor Gericht. »Sag mal, soll das ein Verhör sein?«

Martina lehnte sich schnell nach vorn und legte ihre auf Pias Hand.

»Quatsch. Ich will dir doch bloß helfen! Schau, Uli denkt sicher, er kann dir keine Vorschriften machen. Und das ist auch gut so. Doch er würde bestimmt die Entscheidung mittragen, wenn ihr verheiratet wärt. Aber nachdem du ihm zweimal zu verstehen gegeben hast, dass du ihn nicht heiraten willst, glaubt er wahrscheinlich, nun müsste die Initiative von dir ausgehen.«

Die junge Frau errötete und wandte den Blick ab.

»Martina, ich kann Uli doch keinen Heiratsantrag machen!«

»Ach, und warum nicht? Ich wusste gar nicht, dass du so altmodisch bist. Wahrscheinlich wartet er nur darauf.« Die beiden Freundinnen sahen sich an, und plötzlich mussten sie beide loslachen.

Pia presste ein Taschentuch auf ihren Mund, als der Anfall gar nicht enden wollte.

Köpfe drehten sich nach den Frauen um, die sich da gegenübersaßen und vor Lachen nicht mehr richtig Luft holen konnten.

»Okay! Ich mach’s!« Pia wischte sich die letzten Lachtränen aus den Augen und versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen.

Martina holte einen Taschenspiegel hervor und sah sich die Schäden, die das Gelächter an ihrem Make-up angerichtet hatte, an.

»Und wann?« Geübt zog sie sich die Lippen nach.

Pia Reisinger hob den Arm und blickte auf ihre goldene Armbanduhr mit den Brillantsplittern auf dem Ziffernblatt. Ein Geschenk von Uli. Er hatte sie ihr umgelegt, als sie sich genau zwei Jahre kannten.

Dann fasste die junge Musikerin einen Entschluss.

»Jetzt gleich!«, verkündete sie. »Ich fahre bei Uli im Büro vorbei und sehe zu, dass er seine Mittagspause mit mir verbringt. Dann werde ich ihn fragen.«

»Wenn das keine klare Ansage ist!« Martina erhob sich und griff nach ihrer Tasche. Ihre beiden Verkäuferinnen warteten darauf, ebenfalls Mittagspause machen zu können. Sie legte ein paar Euro auf den Tisch, beugte sich hinab und küsste Pia zum Abschied leicht auf die Wange.

»Und vergiss die Blumen nicht!«, flüsterte sie der Freundin ins Ohr, worauf beide wieder anfingen zu kichern.

Pia bezahlte und verließ das Café.

Doch, es war eine gute Idee! Es war Zeit, ihrem Leben und dem ihres Babys eine solide Basis zu geben. Uli hatte ein Recht darauf, Entscheidungen, die das Kind betrafen, mitzutragen.

***

Auf der Etage, auf der die Anlagefirma »Mayer, Steiner & Schröder« ihre Büros und Konferenzräume hatte, herrschte reges Treiben. Angestellte liefen mit Aktenordnern hin und her. Aus einigen Büros war das Läuten von Telefonen zu hören. Die Kopierer liefen auf Hochtouren.

Pia kannte diese Hektik bereits von früheren Besuchen. Die Firma, bei der ihr Freund als Partner tätig war, machte immense Umsätze auf dem Aktienmarkt, und das Unternehmen florierte.

Pia winkte einer stark geschminkten Blondine am Empfangstisch zu und schritt beschwingt den Flur entlang.

Vor Ulis Bürotür hob sie die Hand und klopfte leise an. Eine zornige Frauenstimme übertönte ihr Pochen. Es war weniger der Tonfall der Stimme, als vielmehr das, was die Frau sagte, das Pia innehalten ließ.

»Du hast es mir versprochen, Uli. Und zwar schon vor Wochen!«

»Damals wusste ich noch nicht, dass Pia schwanger werden würde, Christin.«

Pias Knie begannen zu zittern. Was hatte das zu bedeuten? Und wer, zum Teufel, war Christin?

»Ach, und was ändert das?« Die Frauenstimme klang spöttisch. Dann veränderte sich der Tonfall und wurde einschmeichelnd: »Ach, Uli! Wir könnten es so schön miteinander haben! Ich habe mich unendlich auf diese drei Tage gefreut …«

Wovon redete diese Frau eigentlich, und wieso sprach sie in so vertrautem Tonfall?

Pia hätte nie gedacht, dass sie einmal an einer geschlossenen Tür lauschen würde. Das war ganz gewiss nicht ihre Art. Aber sie hätte auch niemals für möglich gehalten, was dahinter ganz offensichtlich passierte. Mit hochrotem Kopf stand sie da und wartete darauf, was weiter geschah, doch in dem Raum hinter der Tür herrschte jetzt eine unerträgliche Stille.

Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Sie musste Gewissheit haben!

Mit ein paar tiefen Atemzügen versuchte Pia, die aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen. Ohne noch einmal anzuklopfen, riss sie die Tür auf und wünschte im selben Moment, sie hätte es nicht getan.

Uli lehnte weit zurückgebeugt über seinem Schreibtisch, und eine rothaarige Frau hing an seinem Hals. Sie wühlte mit beiden Händen in seinen dunkelblonden Haaren und bedeckte seinen Mund mit Küssen.