Familie mit Herz 96 - Moni Sommer - E-Book

Familie mit Herz 96 E-Book

Moni Sommer

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Beschreibung

Wer Michelle gekannt hat, der weiß nur Lobenswertes über die Vierzehnjährige zu erzählen. Immer höflich, hilfsbereit und fröhlich - ein Kind, wie es sich alle Eltern wünschen.
Doch dann, von einem Tag auf den anderen, verändert sich das Mädchen. Das niedliche Gesicht wird mit schrillem Make-up "entstellt". Fragen werden mit "coolen Sprüchen" abgetan, Verabredungen mit ihren Freundinnen nicht mehr eingehalten und die Schule geschwänzt.
Was ist passiert? Die verzweifelten Eltern stehen vor einem Rätsel.
Und dann ist Michelle M., 14 Jahre, eines Tages spurlos verschwunden ...


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Inhalt

Cover

Verführt von falschen Freunden

Vorschau

Impressum

Verführt von falschen Freunden

Gestern schien sie ein glückliches Kind – heute steht sie am Abgrund

Von Moni Sommer

Wer Michelle gekannt hat, der weiß nur Lobenswertes über die Vierzehnjährige zu erzählen. Immer höflich, hilfsbereit und fröhlich – ein Kind, wie es sich alle Eltern wünschen.

Doch dann, von einem Tag auf den anderen, verändert sich das Mädchen. Das niedliche Gesicht wird mit schrillem Make-up »entstellt«. Fragen werden mit »coolen Sprüchen« abgetan, Verabredungen mit ihren Freundinnen nicht mehr eingehalten und die Schule geschwänzt.

Was ist passiert? Die verzweifelten Eltern stehen vor einem Rätsel.

Und dann ist Michelle M., 14 Jahre, eines Tages spurlos verschwunden ...

Martina Möller ging im Büro auf und ab, während sie ihrer Sekretärin einen Brief diktierte. Nachdenklich zog sie die Stirn kraus, als sie nach einer passenden Formulierung suchte. Es war wichtig, diesen neuen Kunden zu gewinnen.

Schließlich war sie mit dem Entwurf zufrieden.

»›... mit freundlichen Grüßen‹! Sie wissen schon, Frau Fischer.«

Ihre Sekretärin blickte von der Tastatur auf.

»Alles klar, Frau Möller.«

Mit langen Schritten eilte Martina Möller, der man ihre siebenunddreißig Jahre keineswegs ansah, in ihr eigenes Büro zurück. Dort ließ sie sich auf der Schreibtischkante nieder und griff nach dem Hörer ihres Telefons. Flink drückten ihre Finger die Tasten. Gerade als sie auf das Freizeichen wartete, öffnete sich die Tür zu ihrem Büro, und ihr Mann trat ein.

Verzweifelt hielt Robert ihr einen Blatt Papier entgegen.

»Hallo, Martina. Kannst du bitte ganz dringend mal einen Blick hier drauf werfen?«

Resigniert ließ Martina den Hörer wieder sinken. In diesem Büro blieb noch nicht einmal Zeit, um zu Hause anzurufen und sich nach dem Befinden ihres kranken Kindes zu erkundigen.

Glücklicherweise wusste sie die achtjährige Denise, die wegen einer Erkältung das Bett hüten musste, in guten Händen. Am Vormittag war Frau Schmitt, die Haushälterin, bei ihr, und nachmittags hatte Michelle versprochen, auf die kleine Schwester zu achten.

Martina Möller atmete tief durch und wandte sich ihrem Mann zu. Innerhalb weniger Sekunden war der Anruf vergessen, und die Eheleute waren aufmerksam über das Papier gebeugt. Leise sprachen sie miteinander.

Mit einem Aufatmen streckte sich Robert nur wenig später.

Er drückte die Schulter seiner Frau und meinte: »Was täte ich nur ohne dich, Liebste!« Es war aber keine Frage, sondern eher eine Feststellung.

Er hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Wange. In der Firma vermieden sie tunlichst allzu große Vertraulichkeiten.

»Dann werde ich mal sofort rüber in die Halle sausen, damit sie sich gleich daran machen.«

Robert war schon fast draußen, als ihm noch etwas einfiel: »Übrigens, hast du Lust, mit mir zu Mittag zu essen?«

Martinas Gesicht leuchtete auf.

»Sicher. Wozu willst du mich einladen: Filet Mignon oder Kaviar?«

»Na ja, ich dachte eher an ein Sandwich und einen Salat aus dem Schnellrestaurant an der Ecke.«

Martina legte den Kopf schief und zuckte ergeben die Schultern.

»Dann spendiere ich das Mineralwasser«, erwiderte sie.

»Na, toll. Dann bis um eins.«

Sie blickte Roberts hochgewachsener Gestalt lächelnd nach.

Nach sechzehn Jahren Ehe liebte sie ihn immer noch genauso sehr wie zu Beginn ihrer Beziehung. Gottlob war ihre Liebe mit den Jahren ein wenig ruhiger geworden. Zu Anfang hatte Martina manchmal geglaubt, so viel Glück auf die Dauer nicht ertragen zu können. Damals hatte sie Robert gesehen und gewusst: Das ist der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will!

Mit der Geburt ihrer Töchter war dann der Alltag in ihr Leben eingekehrt, und sie war nicht mehr ausschließlich auf Robert fixiert gewesen.

Die erste echte Bewährungsprobe hatten die Eheleute erfahren, als Robert letztes Jahr völlig überraschend seinen Job hatte aufgeben müssen. Die Computerfirma, bei der er gearbeitet hatte, hatte kräftig rationalisiert, und bei der Gelegenheit hatte ein Vorgesetzter, dem Roberts direkte Art nicht immer gepasst hatte, versucht, ihn loszuwerden. Das Unternehmen hatte ihrem Mann die neue Produktionsanlage in Manila angeboten.

Martina wäre ihrem Mann überall hin gefolgt, aber Robert hatte dieses Ansinnen als tiefe Kränkung empfunden. Seine Leistungen waren nachweislich so gut gewesen, dass eine Versetzung einfach als Affront betrachtet werden musste.

Schließlich hatte ihm seine Frau eines Abends, als sie gemütlich im Bett gelegen hatten, vorgeschlagen, sich selbstständig zu machen.

»Du hast das Know-how, und wir haben das Geld.«

Robert hatte gewusst, dass seine Frau auf die Erbschaft anspielte, die sie vor zwei Jahren gemacht hatten. Trotzdem hatte er Bedenken geäußert.

»Wir wollten mit dem Geld das Studium der Kinder finanzieren. Was, wenn wir mit unserer Idee baden gehen?«, hatte er eingewandt.

»Bis die Mädchen so weit sind, haben wir das Geld wieder verdient. Du bist noch zu jung, um irgendeinen Job anzunehmen, bloß, weil sich nichts Besseres anbietet. Und du bist einer der Besten. Ich bin sicher, dass wir es schaffen. Außerdem könnte ich dir helfen. Wozu habe ich Betriebswirtschaft studiert, wenn nicht, um mein Wissen anzuwenden?«

Ihr Mann war noch immer nicht überzeugt gewesen.

»Was wird aus den Kindern? Sie sind es gewohnt, dass du immer für sie da bist.«

Mit einer Handbewegung hatte Martina seine Bedenken beiseite gewischt.

»Sieh mal, Robert, Michelle ist vierzehn, und Denise geht auch schon in die zweite Klasse. Ich hätte mir in absehbarer Zeit sowieso eine Arbeit gesucht. Ich will doch nicht den Rest meines Lebens untätig zu Hause herumsitzen und Däumchen drehen!«

Dabei hatte sie ihm die Arme um den Hals gelegt und ihn aus ihren blauen Augen angestrahlt. Alle Eventualitäten waren bedacht, alle Zeichen sprachen dafür. Da hatte Robert alle Zweifel begraben, und sie innig geküsst. Auf seine Frau konnte er sich immer und in jeder Situation verlassen.

Also hatte er seinen Job gekündigt, sehr zur Erleichterung seines damaligen Vorgesetzten, und sich mit der ihm eigenen Tatkraft daran gemacht, einen Kundenstamm für seine Produkte aufzubauen.

Manchmal wäre er beinahe darüber verzweifelt. Einige Male hatte er den Direktor seiner Hausbank richtiggehend überreden müssen, seinen Kreditrahmen zu erweitern. Aber seit einigen Monaten sah es so aus, als hätten sie die schwierigsten Hürden genommen. Nach und nach war es Robert gelungen, ein paar lukrative Aufträge an Land zu ziehen.

Martina erledigte nach wie vor die kaufmännischen Arbeiten. Jetzt saß sie erneut an ihrem Schreibtisch und versuchte, ein paar Minuten Zeit zu finden, um zu Hause anzurufen.

Ihre jüngere Tochter Denise litt seit ein paar Tagen unter einer hartnäckigen Erkältung. Heute Morgen war sie zum ersten Mal ohne Fieber aufgewacht.

Martina empfand es als großes Glück, dass sich die beiden Kinder so gut verstanden, schließlich war der Altersunterschied beträchtlich. Doch Michelle schien es nicht das Geringste auszumachen, die Nachmittage mit ihrer kleinen Schwester zu verbringen.

Es wurde Zeit, dass sie sich einmal bei »ihrer Großen« revanchierte, überlegte Martina. Vielleicht ein gemeinsamer Kinobesuch? Oder ein Schlemmerabend in der Pizzeria?

Martina seufzte. Sobald die Firma über den Berg war, würde sie sich wieder Zeit nehmen für ihre beiden Töchter, das versprach sie sich ganz fest.

Schließlich ertönte das Freizeichen, und sie lehnte sich für einen Moment entspannt zurück.

♥♥♥

Der dunkelhaarige Junge lungerte an einem Laternenpfahl und beobachtete das schlanke, blonde Mädchen, das am Zaun des Schulhofes mit ein paar Freundinnen stand und tuschelte.

Marco war erst seit drei Monaten an dieser Schule, und genauso lange war er schon in Michelle Möller verliebt.

Wenn er die Augen schloss, sah er genau die Züge ihres feingeschnittenen Gesichtes vor sich.

Heute würde er sie ansprechen. Bloß wie? Das war ihm noch nicht klar, denn sie war ständig von einer Horde Mädchen umgeben, was für ihre Beliebtheit in der Klasse sprach, aber alle Annährungsversuche erheblich erschwerten.

»Hey, Marco! Schläfst du, oder was? Es hat geklingelt.«

Der Junge schreckte auf und trottete neben Paul auf den Eingang des Schulgebäudes zu.

Endlich ertönte am Ende von sechs endlos langen Schulstunden der Gong. Marco raffte seine Sachen zusammen und eilte nach draußen.

Heute war offensichtlich sein Glückstag. Michelle verabschiedete sich am Tor von ihren Freundinnen und strebte allein auf die Straße.

Kurz vor der nächsten Ecke hatte Marco sie eingeholt.

Zunächst ging er schweigend neben ihr her. Er musste erst mal wieder zu Atem kommen.

»Hey, Michelle. Was dagegen, wenn ich ein Stück mit dir gehe?« Sein Herz klopfte heftig, als er die schicksalsschwere Frage stellte.

»Wie du willst«, antwortete Michelle betont gleichgültig.

Was Marco nicht wissen konnte, war, dass Michelle insgeheim ein wenig für ihn schwärmte. Er hatte sein bisheriges Leben in verschiedenen Ländern Südamerikas verbracht, wo sein Vater als Ingenieur tätig gewesen war. Das gab ihm etwas Weltoffenes. Er schien auch viel reifer als die anderen Jungen in der Klasse zu sein.

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Keiner wusste so recht, wie er das Gespräch beginnen sollte.

Schließlich platzte Marco heraus: »Hättest du Lust, mit mir auf die Oberstufenparty zu kommen?«

Das Mädchen sah ihn verblüfft an.

»Bis dahin sind es noch mindestens sechs Wochen.«

»Na und? Ich möchte halt nicht, dass mir jemand anderer zuvorkommt.«

Er blitzte sie mit seinen strahlendblauen Augen schelmisch an.

Michelle musste lachen. Dieser Marco war ja sehr zielstrebig.

Sie überlegte nicht lange: »Okay, ich gehe gerne mit dir hin.«

»Ehrlich?«

»Klar.«

Am liebsten hätte Marco einen Luftsprung gemacht. Das schönste Mädchen der Klasse würde mit ihm die Party besuchen. Wenn das nicht das Beste war, das ihm je passiert war!

»Find ich echt cool«, sagte er so lässig wie möglich, damit sie nicht merkte, wie es um ihn bestellt war. Dann wagte er sich noch weiter vor: »Wie wäre es mit einem Eis heute Nachmittag?«

Doch er hätte es wissen müssen. Man kann nicht alles haben.

»Tut mir leid, aber meine kleine Schwester ist krank. Sie hat eine echt nervige Grippe. Ich muss mich um sie kümmern.«

Michelle zuckte bedauernd die Schultern.

»Arbeitet denn deine Mutter?«

»Ja, sie erledigt im Betrieb meines Vaters die Büroarbeit.« Unbefangen erzählte das Mädchen weiter: »Die beiden haben sich erst vor Kurzem mit einer Computerfirma selbstständig gemacht. Und jetzt ackern sie wie die Wilden, damit der Laden läuft.«

»Hm, ich kann ja meinen Vater überreden, unsere nächsten Computer bei euch zu kaufen, dann haben alle was davon.«

Michelle warf den Kopf zurück und lachte herzlich. Ihre blauen Augen strahlten den Jungen derart an, dass ihm Hören und Sehen verging.

»Mein Vater ist nur Zulieferer. Er stellt allein die Zubehörteile für große Computerunternehmen her. Aber trotzdem, danke für dein Angebot.«

Nach ein paar Schritten holten ihre nächsten Worte Marco wieder auf die Erde zurück.

»Hier wohne ich. Also, bis morgen. Ciao!«

Sie winkte knapp und war schon durch die kleine Tür in den Garten getreten.

»Ja, ciao«, entgegnete Marco noch schnell.

Der Junge blieb stehen und blickte Michelle nach, bis sie im Haus verschwunden war. Sie war so süß!

♥♥♥

Michelle betrat die Küche durch den Hintereingang und begrüßte Frau Schmitt, die an den Vormittagen bei den Möllers nach dem Rechten sah.

»Hallo, Frau Schmitt. Wie geht es Denise heute?«

»Grüß dich, Michelle. Also meiner Meinung nach ist das Kind gesund. Die kleine Hexe hat mich den ganzen Vormittag in Beschlag genommen.« Sie schöpfte etwas Gemüsesuppe in einen Teller und stellte ihn auf dem Tisch ab. »Ich muss los. Meine kleinen Racker werden auch bald zu Hause sein.«

Hastig räumte Frau Schmitt ihre Sachen in eine riesengroße Tasche ein, die all ihre Habseligkeiten zu beherbergen schien, und griff nach ihrer Jacke.

»Die eingegangenen Anrufe habe ich alle auf den Block neben dem Telefon geschrieben. Was Wichtiges war nicht dabei.«

»Okay, Frau Schmitt, bis morgen.«

Michelle griff nach ihrem Teller und trug ihn nach oben ins Zimmer ihrer Schwester.

»Hallo, Kleine. Na, wie geht's dir heute?«

Sie küsste Denise auf die Stirn, dann widmete sie sich hungrig ihrer Suppe.

»Viel besser. Ich kann schon wieder richtig gut reden.«

»Na, toll, du kleine Quasselstrippe. Dann kannst du ja auch bald wieder in die Schule gehen.«

Denise nickte erfreut. »Ja, endlich! Wir basteln nämlich gerade ganz tolle Blüten für unser Frühlingsplakat. Spielen wir was?«

So war die achtjährige Denise. Ihre Gedanken sprangen von einer Sache zur anderen, und sie ließ ihre Umgebung immer an allen Gedankensprüngen teilhaben.

»Gewonnen!«, rief sie eine Weile später glücklich. Und bettelte dann sofort: »Bitte, bitte, Michelle, noch ein Spiel.«

Ihre dunklen Augen waren flehend auf die Schwester gerichtet.

»Na gut«, gab Michelle nach.