Familie mit Herz 85 - Moni Sommer - E-Book

Familie mit Herz 85 E-Book

Moni Sommer

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Beschreibung

Welch ein herrlicher Sommertag! Hannah Berger genießt diese kostbaren Stunden besonders, weil sie sie mit Fabian und David im Schwimmbad verbringen kann. Einen freien Nachmittag mit ihren beiden Söhnen kann sich die berufstätige Mutter nur selten erlauben.
Die junge Frau legt zum Schutz gegen die Sonne die Hand vor die Augen und sucht das Planschbecken ab. Dort entdeckt sie Fabian, der sich kreischend mit einem Klassenkameraden herumbalgt. Doch - wo ist David? Kaum hat sie den kleinen Schlawiner aus den Augen gelassen, schon ist er weg!
Ein paar Stunden später wird für Hannah und ihren Mann Julian der Albtraum eines jeden Elternpaares Wirklichkeit: Ihr Sohn David ist spurlos verschwunden. Augenzeugen werden später berichten, dass er von einer schönen Frau gewaltsam mitgezerrt wurde ...


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Seitenzahl: 106

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Inhalt

Cover

Impressum

Drei Jahre nach der Entführung

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: marypastukh / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0465-6

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Drei Jahre nach der Entführung

Kann David die Schrecken der Vergangenheit jemals vergessen?

Von Moni Sommer

Welch ein herrlicher Sommertag! Hannah Berger genießt diese kostbaren Stunden besonders, weil sie sie mit Fabian und David im Schwimmbad verbringen kann. Einen freien Nachmittag mit ihren beiden Söhnen kann sich die berufstätige Mutter nur selten erlauben.

Die junge Frau legt zum Schutz gegen die Sonne die Hand vor die Augen und sucht das Planschbecken ab. Dort entdeckt sie Fabian, der sich kreischend mit einem Klassenkameraden herumbalgt. Doch – wo ist David? Kaum hat sie den kleinen Schlawiner aus den Augen gelassen, schon ist er weg!

Ein paar Stunden später wird für Hannah und ihren Mann Julian der Albtraum eines jeden Elternpaares Wirklichkeit: Ihr Sohn David ist spurlos verschwunden. Augenzeugen werden später berichten, dass er von einer schönen Frau gewaltsam mitgezerrt wurde ...

Der Wecker summte leise. Halb sieben. Julian Berger tastete mit der Hand hinüber, und das Brummen verstummte. Der noch schlaftrunkene Mann reckte sich ein wenig, dann warf er einen zärtlichen Blick auf seine schlafende Frau, die neben ihm lag.

Hannah Berger lag eng zusammengerollt auf ihrer Seite. Eine Hand lag unter ihrem Gesicht, die andere neben ihrem Kopf.

Ihr langes blondes Haar war im Schlaf ganz verwuschelt und bedeckte die Hälfte ihres Gesichtes. Sie sah entspannt aus, so, als träume sie etwas sehr Schönes.

Julian Berger beugte sich hinüber und hauchte ihr einen kleinen Kuss aufs Haar. Dann stand er mit einem leisen Seufzer auf und verließ das Schlafzimmer. Nachdem er kurz das Badezimmer aufgesucht hatte, ging der Mann leise die Treppe hinunter, mit einem Jogging-Anzug bekleidet, ein Paar Laufschuhe in der Hand.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Jetzt erst zog Julian seine Laufschuhe an und bückte sich, um sie zu binden. Er richtete sich auf und streckte sich. Er liebte diese frühe Morgenstunde.

Als Inhaber einer Firma, die Computerteile vertrieb, saß Julian Berger mehr am Schreibtisch, als ihm lieb war. Abends war er oft so ausgepowert, dass er einfach zu müde war, um Sport zu treiben. Außerdem wollte er auch genug Zeit mit seiner Familie verbringen.

Also lief Julian an fast jedem Werktag sechs bis acht Kilometer, um sich fit zu halten. Beim Laufen konnte er seine Gedanken ordnen. Nach so einem Lauf war sein Kopf klar für den Tag.

Hier und da hob der Mann grüßend die Hand. Es waren immer dieselben wenigen Menschen, die ihm so früh am Morgen begegneten. Ein paar Leute, die um diese Zeit zur Arbeit mussten, oder Hundebesitzer, die ihre Tiere ausführten.

Julian überlegte, ob er dem Wunsch seiner beiden Söhne nach einem Hund nachkommen sollte. Das Tier könnte dann morgens mit ihm laufen. Na ja, mal sehen, eine solche Entscheidung musste gut überlegt werden.

Wieder zu Hause angekommen, betrat er das Haus durch den Hintereingang. Er ging durch die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein.

Beim Hinaufgehen vermied er es, die knarrenden Stufen zu betreten. Die Bergers hatten das Häuschen mit den sechs Zimmern erst vor einem Jahr gekauft und in liebevoller Arbeit selbst renoviert. Jetzt war es ein richtiges Schmuckstück mit den hellen, abgebeizten Türen und den neuen großen Fenstern.

Nach einer heißen Dusche ging Julian im Bademantel ins Schlafzimmer hinüber und setzte sich auf den Bettrand neben seine schlafende Frau.

Als spürte sie seine Anwesenheit, zitterten zuerst leicht ihre Lider, dann schlug sie die Augen auf.

»Na, du Schlafmütze!«, neckte er Hannah zärtlich.

»Sind die Kinder schon wach?«, wollte sie wissen.

»Nein, ausnahmsweise nicht. Wir haben«, er warf einen Blick auf den Wecker, »noch mindestens eine Viertelstunde für uns.«

Hannah warf schwungvoll die Decke zurück und schwang die Beine vom Bett.

»Sie schlafen noch! Ich kann es nicht glauben.« Dann schwang sie die Arme um Julians Hals und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. »Geh nicht weg. Ich komme gleich wieder.« Sie huschte hinüber ins Bad.

Als Hannah zurückkam, hatte sich ihr Mann noch einmal unter die Decke verzogen. Die junge Frau kuschelte sich eng an ihn.

Julian schloss sie in seine Arme und hielt sie ganz fest. Diese Viertelstunde am frühen Morgen war fast so etwas wie ein Geschenk. Normalerweise erwarteten ihn die Jungen nämlich immer schon, wenn er vom Laufen zurückkam.

»Ich habe nachgedacht«, sagte er verhalten, »über uns, unser Haus und unser Leben. Wir haben es doch gut, oder?«

»Es ist wundervoll«, stimmte ihm Hannah aus ganzem Herzen zu.

Julian räusperte sich, dann fuhr er fort: »Ich weiß, dass du mit deinem Laden ausgelastet bist. Fabian und David machen auch genug Arbeit. Aber irgendwie, jetzt wo wir so viel Platz haben ...« Er geriet ins Stocken.

Hannah sah aufmerksam zu ihm hoch. Liebevoll betrachtete sie seine markanten Gesichtszüge. Wenn er lächelte, so wie jetzt, erschienen auf beiden Seiten seines Mundes Grübchen, die seinem Gesicht die Strenge nahmen. Seine warmen braunen Augen blickten zärtlich auf sie hinunter.

Seine Frau stupste ihn lächelnd in die Seite.

»Na, komm. Sag schon, was dir zum Glücklichsein noch fehlt.«

»Ich dachte, ob wir nicht noch ein Kind haben könnten, jetzt, wo die beiden aus dem Gröbsten raus sind. Was meinst du?«

Hannah lachte auf und sah ihren Mann spitzbübisch an. Ihre grünen Augen funkelten, als säßen tausend Lichter darin.

»Das fände ich eine großartige Idee. Und wann möchtest du ein Kind?«

Julian erwiderte ihr Lachen verlegen.

»Sobald als möglich!«

Hannah hob ihre Hände und tat so, als zähle sie an ihren Fingern etwas ab.

»Also gut«, erwiderte sie dann, »sagen wir in sieben Monaten.«

Aufmerksam verfolgte sie, wie sein Gesicht sich staunend verzog. Endlich schien Julian zu begreifen.

»Was, wieso? Seit wann?«

»Ich wollte eigentlich erst darüber reden, nachdem ich beim Arzt war. Aber nach zwei Schwangerschaften glaube ich zu wissen, was los ist.«

Julians Fassungslosigkeit war in Freude umgeschlagen. Er drückte seine Frau fest an sich.

»Du machst mich so glücklich! Ich hatte befürchtet, dass du Bedenken hast. Schließlich hast du die meiste Arbeit mit den Kindern, deinen Laden nicht zu vergessen.« Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.

Die junge Frau wehrte lachend ab.

»Wo es mit zweien geht, ist für ein drittes Kind auch noch Platz. Und der Laden ... Jetzt, wo ich Andrea und Susanne habe, läuft der doch von alleine.« Sie hob ihr Gesicht und empfing einen zärtlichen Kuss ihres Mannes.

Da wurde hinter ihnen leise an die Tür geklopft, und zwei Kinderköpfe, einer hell und einer dunkel, erschienen gleich darauf im Türspalt.

»Mami, seid ihr schon wach?«, fragte das ältere der beiden Kinder zögernd.

»Ja, kommt rein«, entgegnete der Vater seufzend.

Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Mit einem Aufschrei stürzten sie sich auf das Bett, wobei Fabian, der Größere, sich an seinen Vater kuschelte und David, der Jüngere, an seine Mami.

Nach ein paar Minuten scheuchte Hannah die beiden ins Bad. Es war höchste Zeit aufzustehen.

Das Frühstück verlief wie immer ziemlich lebhaft. Fabian war schon fast sieben und seit einem Dreivierteljahr in der Schule. Jeden Morgen sprach er darüber, was er heute in der Schule alles tun würde.

David, der gerade drei Jahre alt war und den Kindergarten besuchte, beneidete seinen Bruder glühend. Was der schon alles durfte! So ziemlich alles, schien es dem Kleinen, außer Autofahren und Flugzeugfliegen.

Seit Fabian in die Schule ging, sprach auch David von den Betreuerinnen im Kindergarten nur noch als Frau Holst und Frau Schweiger, obwohl sie vorher Tante Ulrike und Carola geheißen hatten.

Hannah hatte ihm eine Kindergartentasche kaufen müssen, die wie ein Ranzen aussah. Außerdem hatte er darauf bestanden, dasselbe Pausenbrot wie Fabian eingepackt zu bekommen. Und Julian durfte ihn, wenn er die Kinder absetzte, nie zuerst in den Kindergarten bringen. Sie mussten immer zuerst an der Schule vorbei. Bis dahin konnte David dann so tun, als ginge er mit seinem Bruder gemeinsam in die Schule.

Doch jetzt war er noch damit beschäftigt, Milch in sein Müsli zu schütten. Julian wollte ihm helfen, doch der kleine Junge sah ihn mit seinen blitzenden Augen streng an.

»Ich kann das alleine, Papi!« Obwohl sein Vater die Katastrophe voraussah, zögerte er einen Moment zu lange, einzugreifen. Der Junge war so selbstständig.

Da war es auch schon passiert! Der Milchstrahl ergoss sich ziemlich genau neben die Müslischüssel. Der kleine Kerl war so erschrocken darüber, dass er sekundenlang wie gelähmt war. Schließlich gelang es Julian, die Milchtüte wieder in die Senkrechte zu bringen.

Tränen traten in Davids blaue Augen. Enttäuscht blickte er seinen Vater an. Der griff nach einem Lappen und wischte den Milchsee auf.

»Du solltest auf mich hören, David. Du bist einfach noch zu klein, um so eine große Packung zu halten. Wenn sie leerer ist, kannst du das auch. Komm, sei jetzt nicht länger traurig. Es ist doch nicht so schlimm.« Er legte den Arm um David. Doch der hatte sich schon getröstet.

»Wenn ich groß bin, trage ich hundert Tüten auf einmal, Papi!« David machte eine große Geste, um seine Worte zu unterstreichen.

Fabian tippte sich an die Stirn. »Was willst du denn mit hundert Milchtüten?«

»Das wirst du schon sehen!«, schimpfte der Kleine.

Nachdem Julian noch Saft ausgepresst und Brote getoastet hatte, erschien Hannah in der Küche. Sie trug ein taubenblaues, weich fallendes Jerseykleid, das von einem breiten schwarzen Gürtel gehalten wurde. Ihr schulterlanges, blondes Haar war jetzt in einem losen Knoten aufgesteckt. Sie war ungeschminkt bis auf den Lippenstift, der etwas dunkler war als ihre Lippen.

Der kleine David sah seine Mami ehrfürchtig an.

»Du bist schön wie eine Prinzessin, Mami«, sagte er.

Hannah beugte sich hinab und küsste ihn auf die Stirn.

»Es freut mich, dass ich dir gefalle, kleiner Mann«, gab sie lächelnd zurück. Sie strich ihrem älteren Sohn liebevoll über das Haar. »Hast du deine Schultasche gerichtet, Fabian?«

»Ja, schon gestern Abend, Mami.«

»Na, dann kann es ja losgehen.« Julian rieb sich die Hände.

Es dauerte noch fünf Minuten und ein paar Umarmungen, bis sich die Tür hinter den dreien schloss. Die junge Frau setzte sich an den Tisch und schenkte sich Kaffee ein. Noch eine Viertelstunde, bis sie selbst los musste. Aber die paar Minuten gehörten ihr. Sie konnte sich in Ruhe auf ihren Tag vorbereiten.

Sanft strich sie sich über ihren Bauch, der noch völlig flach war. Und obwohl die junge Frau noch nicht die ärztliche Bestätigung für ihre Vermutung hatte, spürte sie ganz deutlich, dass in ihr ein neues Leben heranwuchs. Sie lächelte verträumt. Vielleicht wurde es diesmal ja ein Mädchen?

♥♥♥

Währenddessen stellte Martina Förster, eine junge Frau, deren Schicksal eng mit dem der Bergers verwoben war, erbittert und wütend fest, dass sie wieder einmal nicht schwanger geworden war.

Tränenblind starrte die junge Frau in den Badezimmerspiegel und fragte sich zum wiederholten Mal, was mit ihr nicht in Ordnung war. Sie besaß alles, was man für Geld kaufen konnte, dank dem Vermögen, das ihr Vater ihr hinterlassen hatte. Und jetzt hatte sie auch endlich Kai Dendorfer, den sie in einigen Monaten zu heiraten gedachte. Es fehlte nur noch ein Kind, um ihn endgültig an sie zu binden.

Aus dem Spiegel sah ihr ein schmales, apartes Gesicht entgegen, umrahmt von einer Flut dunkler Locken. Martina strich sich das Kleid über den zerbrechlich wirkenden Hüften glatt. Alle Frauen in ihrer Bekanntschaft beneideten sie um ihre makellose Figur. Sie ahnten ja auch nicht, welchen Preis Martina dafür bezahlte. Wie viel harte Arbeit und wie viel Hunger diese Figur kostete!

Jeden Tag verbrachte die junge Frau mindestens zwei Stunden im Fitnessstudio, wo sie alles für ihren Körper tat, was man nur tun konnte. Und wenn gar nichts mehr ging, legte sie ein paar Hungertage ein. Dass sie damit ihrem Körper keinen Gefallen tat und vielleicht sogar selbst verhinderte, schwanger zu werden, bedachte sie dabei nicht.

»Bist du fertig, Schatz?« Kai Dendorfer war von hinten an sie herangetreten und umfasste mit beiden Armen ihre überschlanke Figur. Er schnupperte an ihrem Hals.

»Du riechst gut, weißt du das?«

Unwillig schob die junge Frau seine Hand beiseite. Ausgerechnet jetzt wurde er zärtlich, wo sie gerade festgestellt hatte, dass sie ihre Periode bekommen hatte.

»Glaubst du, dass wir meinen Eltern bald eine frohe Nachricht überbringen können?«, kam auch prompt die Frage.

Martinas Gesicht gefror förmlich zu einer Maske. Ihr Lächeln, zu dem sie sich zwang, erstarrte.

»Vielleicht bald, Liebling«, wehrte sie ab.

Während sie im Wagen zu seinen Eltern fuhren, starrte sie blicklos aus dem Wagenfenster.

Sie fühlte sich betrogen. Ihr Vater hatte immer gesagt, mit Geld könne man alles kaufen.