Familien-Erinnerungen aus vergangenen Jahrhunderten - Christoph Weißer - E-Book

Familien-Erinnerungen aus vergangenen Jahrhunderten E-Book

Christoph Weisser

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Beschreibung

Von den Greueln und Nöten des Dreißigjährigen Krieges, wie sie ein einfacher Landpfarrer erlebte, bis zu den Reisetagebüchern eines Gymnasiallehrers, der 60jährig während der Sommerfrische in der Schweiz vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht wurde, von den Schwierigkeiten eines Dorfpfarrers im Konflikt zwischen katholischer weltlicher und evangelischer geistlicher Herrschaft im 18. Jahrhundert bis zu den Erlebnissen eines Forstmeisters im zaristischen Rußland des frühen 19. Jahrhunderts, von der ausführlichen Lebensbeschreibung eines Universitätsprofessors im 18. Jahrhundert bis zu Kindheitserinnerungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, vom Zug eines Freiwilligenkorps, das im Rahmen der Befreiungskriege 1814 ausrückte, bis zu den Einsätzen eines Pioniergenerals in den russisch-türkischen Kriegen des 19. Jahrhunderts: Von alledem berichten Vorfahren der hohenlohisch-fränkischen Familie Ebert. Begonnen von Dr. Friedrich Ebert (1882-1971), wurde die Sammlung von Lebensberichten, Tagebüchern, Nachrufen, Archivalien und Würdigungsgedichten weitergeführt, ergänzt und herausgegeben von seinem Enkel. Ausführliche Orts- und Personenregister erschließen die vielfältigen Beziehungen in der damaligen Welt.

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Christoph Weißer (Hg.)Familien-Erinnerungen Ebert

FAMILIEN-ERINNERUNGEN AUS VERGANGENEN JAHRHUNDERTEN

Dokumente zur Geschichte der Familie Ebert

Lebensberichte, Tagebücher, Nachrufe, Archivalien vom Dreißigjährigen Krieg bis 1914

Nach den Vorarbeiten von

FRIEDRICH EBERT

bearbeitet und herausgegeben von

CHRISTOPH WEIßER

HAMBURG 2020

Dr. Christoph Weißer

Koppbergweg 14

97080 Würzburg

[email protected]

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http//dnb.dnb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

© Christoph Weißer 2021

Alle Rechte vorbehalten

Satz: Christoph Weißer

Umschlaggestaltung: Christoph Weißer unter Verwendung des Manuskripts von Johann Wilhelm v. Baumer Titelabbildung: Wappen des Georg Friedrich Ebert (1639–1710) aus dem Schragschen Rothenburger

Wappenbuch [BORCHARDT (2007), S. 92]

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg

ISBN:

978-3-347-34040-4 (Paperback)

 

978-3-347-34041-1 (Hardcover)

 

978-3-347-34042-8 (e-Book)

Inhalt

Vorwort

Das Geschlecht Ebert aus Langenburg an der Jagst 1593–1914 aus Urkunden zusammengestellt von Friedrich Ebert

Familienbuch 1636–1710, begonnen von Hans Jörg Ebert (1616–1664)

Geschlechtsregister, aufgestellt von Karl Johann Friedrich Ebert (1732–1788)

Georg Friedrich Ebert (1639–1710), Lebenslauf 1710

Anna Maria Ebert, geb. Nusch (1668–1737), Leben und Sterben

Friedrich Christian Ebert (1693–1776), Annotatio, 1758

Trauergedicht auf Maria Magdalena Ebert, geb. Pfeifer (1699–1765)

Karl Johann Friedrich Ebert (1732–1788), Pfarrer in Waldmannshofen 1765–1788 (Aktenauszüge)

Julius Christian Heinrich Ebert (1779–1861), Kurzgefaßter Lebenslauf

Gustav Ebert (1820–1907), Mein Lebensgang (1820–1881)

Adolf Ebert (1855–1923), Kinderjahre in Battenberg, Rothenburg und Polsingen 1855–1868

Adolf Ebert (1855–1923), Notizbuch 1891–1914

Weitere Quellen zur Familiengeschichte

Johannes Plebanus (1581– nach 1648), Tagebuch 1636/37

Balthasar Nikolaus Mützel: Johann Jakob Ley (1642–1699), Lebens- und Amtsgeschichte

Johann Christoph Friedrich Meister: Johann Andreas Baumann (1704–1773), Lebens- und Sterbensgeschichte

Richard Loth: Dr. Johann Wilhelm Baumer (1719–1788), Lebensbeschreibung

Georg Thudichum, Glückwunschgedicht zur Goldenen Hochzeit von Johann Wilhelm Christian v. Baumer (1753–1829) und seiner Gemahlin Wilhelmine, geb. Baumer

Johann Wilhelm von Baumer (1781–1863), Familien-Erinnerungen; Lebenslauf

Lebenslauf bei der Beerdigung des Forstmeisters a. D. Johann Wilhelm von Baumer

Karl Friedrich Albrecht von Baumer (1787–1839), Lebensabriß

Ahnenreihen

Literatur

Abbildungsnachweis

Glossar

Ortsregister

Personenregister

Vorwort

Die Familie Ebert war seit jeher sehr an ihrer Geschichte interessiert und hat seit dem 17. Jahrhundert Aufzeichnungen über Vorfahren und Nachkommen zusammengetragen. Diese Aufzeichnungen hat Friedrich Ebert (1882–1871), mein Großvater, dessen Todestag sich 2021 zum fünfzigsten Mal jährt und der neben seinen vielen anderen Interessengebieten auch ein akribischer Familienforscher war, im Lauf seines Lebens in Abschriften gesammelt. Um die Dokumente zur Familiengeschichte und zu seinen Vorfahren für seine Nachkommen zu erhalten, hat er sie abgeschrieben und mit der Schreibmaschine in wenigen Exemplaren getippt. Diese Zusammenstellung wurde nun durch weitere Texte ergänzt und zu einem Buch zusammengefaßt,

Der Titel entstammt der ausführlichen Lebensbeschreibung von Wilhelm v. Baumer (1781–1863) und findet sich dort in Goldprägung auf dem Rücken des schwarzen Leineneinbandes seiner zu einem etwa 250 Seiten umfassenden Buch gebundenen Aufzeichnungen.

Friedrich Eberts Beispiel folgend, sind in einem ersten Teil Berichte von und über Vorfahren aus der Ebertschen Linie zusammengestellt, während der zweite Teil Berichte von Angehörigen sonstiger Ahnenreihen enthält. Die zugehörigen genealogischen Tafeln sind separat zusammengefaßt, um die familiären Zusammenhänge und Abstammungslinien deutlich zu machen.

Die Texte wurden in der ursprünglichen Orthographie der Originalhandschriften übernommen, offensichtliche Tippfehler der Textvorlagen wurden stillschweigend korrigiert. Dieses Vorgehen soll einerseits die zunehmende Vereinheitlichung der Rechtschreibung im Lauf der Jahrhunderte dokumentieren, aber auch den unterschiedlichen Sprachgebrauch deutlich machen, wie er etwa von einfachen Handwerksleuten verwendet wurde, die immerhin des Schreibens mächtig waren, dabei aber durchaus so schrieben, wie sie sprachen, im Unterschied zu den akademisch gebildeten Pfarrern, die sich eines deutlich gepflegteren Stils bedienten, der allerdings allenthalben von lateinischen Einsprengseln durchsetzt war – als zeitgemäßer Ausdruck ihres gehobenen Bildungsstandes. Und schließlich finden sich Beispiele von geschraubter barockisierender Kanzleisprache, die unseren modernen Ohren recht fremd anmutet. Auch bei den Ortsnamen ist die Schreibung der Urtexte beibehalten; sofern sie zu abweichend von den modernen offiziellen Namen ist, ist diese jeweils in eckigen Klammern angefügt. Lageangaben und moderne Ortszugehörigkeiten als Folge von Eingemeindungen können dem Ortsregister entnommen werden, in dem moderne Ortsnamen aufgeführt sind.

Es bleibt nicht aus, daß in jahrhundertealten Texten Begriffe verwendet sind, die dem modernen Sprachgebrauch fremd geworden sind. Entsprechende Worterklärungen waren ursprünglich von Friedrich Ebert den einzelnen Texten angefügt. Da sie bisweilen mehrfach begegnen und um den Anmerkungsapparat nicht zu sehr zu belasten, wurden sie einschließlich altertümlicher Abkürzungen in einem Glossar zusammengeführt. Lateinische Worte und Phrasen sind unmittelbar im Text in eckigen Klammern übersetzt. Für die Übersetzungen längerer lateinischer Zitate und Passagen danke ich meinem Bruder Norbert Weißer.

Der Verbleib der Originale ist überwiegend unbekannt. Lediglich die ausführliche Lebensbeschreibung Johann Wilhelm von Baumers ist als Urschrift sowie in zwei handschriftlichen Abschriften im Familienarchiv erhalten. Die Abbildungen der Schriftproben wurden schon von Friedrich Ebert angefertigt. In einer Reihe von Anmerkungen hat er auch bei seinen Abschriften insbesondere beim ‘Familienbuch’ des Hans Jörg Ebert darauf hingewiesen, daß es sich bei diesen Aufzeichnungen nicht um einen Text aus einer Hand handelt, sondern daß im Lauf verschiedener Generationen immer wieder Einträge hinzugefügt wurden. Diese Anmerkungen sind als Fußnoten übernommen und mit seinem Namenskürzel versehen, alle anderen Anmerkungen stammen vom Herausgeber.

Friedrich Ebert hat im Lauf seines langen Lebens eine ganze Reihe von Tagebüchern und autobiographischen Texten angefertigt. Diese werden in einem separaten Sammelband dokumentiert: Dr. Friedrich Ebert (1882–1971). Autobiographische Schriften, hrsg. von Christoph Weißer, Hamburg 2021.

 

Würzburg, im Juni 2021

Christoph Weißer

Geschlechtsregister aufgestellt von Karl Johann Friedrich Ebert21

Geschlechts-Register.

1.Johann Ebert I.

Er war Bürger und Verwandter des Gerichts in der Hohenlohischen Residenz Langenburg. Von ihm ist nur so viel bekannt: Im Jahre 1593 lebte er nicht mehr. Seine Ehegattin hieß Wandel, und ist nicht gewiß, ob sie des folgenden Hans Eberts rechte oder Stiefmutter gewesen sey. Nach ihres Mannes Tod verheurathete sie sich zum zweitenmal, am 13. März 1593, mit Matthäus Schüler, Burger und Mezger in Öhringen.

 Johann Eberts Kinder waren

1) Magdalena, kopulirt mit Magister Georg Wiedmann von Öhringen, den 20. August 1593, dieser wurde, am 3. März 1594, Pfarrer zu Krispachhofen [Crispenhofen].

2) Johann Ebert, gebohren 1576, von welchem hernach ein Mehreres.

3) Anna, kopulirt, den 24. Januar 1597, mit Johann Weißmüller, Müller zu Unter-Regenbach.

4) Wandelbra, kopulirt mit Albrecht Oetig von Sindringen, den 10. März 1606.

5) Friedrich Ebert, kopulirt 1608 mit Barbara Glöckin, Wittwe zu Oehringen, wo er auch vielleicht haussäßig und Burger worden ist.

2.Johann Ebert II.

Er war Mezger, Wirth, und des Gerichts zu Langenburg Verwandter, auch nachgehends Bürgermeister daselbst, gebohren 1576. Gestorben den 2ten Januar 1626. Alt 50 Jahre. Seine Ehefrau hieß Elisabeth, Barthel Ehrmanns, Bürgers und des Gerichts zu Langenburg, nachgelaßene eheliche Tochter, mit welcher er den 9. April 1594 getrauet worden.

 Ihre Kinder sind gewesen

1) Anna, gebohren den 2. Januar 1596 kopulirt den 27. Februar 1621, mit Wilhelm Binz, der Gottesgelehrtheit Beflißnen von Schwäbischhall. Ist vermuthlich derjenige Wilhelm Binz, der nach Wibels Hohenlohischer Kirchen-Historie anfangs Kaplan zu Langenburg war, und 1635 am 22. Februar Pfarrer zu Enslingen wurde.

2) Georg, gebohren und † 1597.

3) Elisabeth, gebohren 1598 den 16. August, kopulirt 1616 am 3. Pfingsttage [21. Mai], mit Hans Brokken, Jäger zu Langenburg.

4) Wandelbra, gebohren den 30. Jänner 1600, gestorben 1601.

5) Veit, gebohren den 21. März 1601, starb ledig 1654.

6) Wandelbra, gebohren den 27. Januar 1603, kopulirt, den 24. Mai 1625 mit Johann Michael Waffenbeck, Gräflich Solmsischen Hofschneider, damals bei der Gräflichen Wittwe in Kirchberg.

7) Margareth, gebohren den 10. August 1604, gestorben den 10. September 1604.

8) Magdalena, gebohren den 7. September 1605. Von ihrer Verehlichung oder Tod findet man nichts.

9) Barbara, gebohren den 5. August 1606, kopulirt den 26. März 1634 alt Albrecht Rez, einem Jägers-Sohn von Etzlinsweiler.

10) Rosina, gebohren den 6. April 1609, kopulirt den 19. September 1637 mit Andreas Pfeifer, Jäger zu Unter-Regenbach.

11) Margareth, gebohren den 10. 0ktober 1610, kopulirt den 23. Februar 1633 mit Friedrich Julius Schüler, Hofgärtner zu Langenburg.

12) Katharina, gebohren den 3. November 1612, gestorben 1613.

13) Johann, gebohren den 2. August 1614, gestorben 1616.

14) Johann Georg, gebohren den 4. November 1616, von welchem hernach ein Mehreres.

15) Dorothea, gebohren den 24. März 1619. Von ihrer Ehe oder Tod findet man nichts.

16) Georg Friedrich, gebohren, den 21. November 1622. Von diesem ist sonst keine Nachricht vorhanden.

Die fruchtbare Mutter dieser sämtlichen Kinder starb als Wittwe 1638 zu Langenburg. den 13. Aprill.

3.Johann Georg Ebert.

Gebohren den 2. (4.) November 1616 zu Langenburg. Gestorben zu Bechlingen an Langenburg den 20. Februar 1664. Alt 47 Jahre, 3 Monathe, und etliche Tage. Er lebte anfangs vom Jahr 1635 an 12 Jahr lang als Burger und Mezger in Langenburg; hernach kam er nach Bechlingen, und hatte daselbst neben dem Handwerk auch eine Wirtschaft. Er verehelichte sich mit Barbara, Wolfgang Fischers, Wirths zu Laßbach, ehelichen Tochter, den 26. Januar 1636. In der vorhandenen Leich-Predigt von Andreas Hirschen, damaligen Pfarrer in Bechlingen, wird er als ein guter Christ, als ein arbeitsamer, verträglicher, dienstfertiger und redlicher Mann beschrieben; auch als ein solcher, der in seinen besten Jahren schon mit einem grauen Kopf herumgegangen. Seine Krankheit war die Schwind- und Lungensucht, die ihn, wie gewönlich, nach und nach verzehret.

 Die Kinder, die er gezeuget, sind folgende:

1) Johann Michael Ebert, gebohren den 6. Februar 1637, gestorben zu Weikersheim 1664.

2) Georg Friedrich, gebohren den 20. Februar (19. Januar) 1639, von welchem hernach mit Mehrerm.

3) Johann Georg, gebohren den 26. Mai 1640. Gestorben den 10. Dezember 1641.

4) Anna Elisabeth Barbara, gebohren den 26. März 1642, gestorben zu Markbreit den 21. März 1705. Ob verehlicht, oder ledig, wird nicht gemeldet.

5) Anna Maria, gebohren den 8. August 1644, gestorben den 22. Oktober selbigen Jahres.

6) Anna Ursula, gebohren den 15. September 1646. Verehelicht an Konrad Hertlein, nachmaligen Wirth zu Lohnerstadt bei Höchstädt. Es wird von ihr gemeldet, daß sie schwangeren Leibes des Nachts auf eine unbekannte Art gestorben, und das Kind bei ihr geblieben.

7) Johann Ludwig, gebohren den 29. Dezember 1648, starb in der Wanderschaft als Mezger in Amsterdam.

8) Johann Georg, gebohren den 16. August 1652. Kam nach Weikersheim, verheurathete sich daselbst mit Anna Barbara Gruberin, und wurde als gräflicher Hofmezger, auch Rathsverwandter, ein angesehener, beliebter und vermöglicher Mann. Sein Sohn, ebenfalls ein verständiger, erfahrner und redlicher Mann, war Gastgeber zur Sonne daselbst. Die Sonnenwirthschaft kam hernach auf einen von seinen Söhnen, und eine Tochter von diesem ist dermal die Besizerin derselben.

9) Anna Walpurgis, gebohren den 27. Apri1 1657, gestorben zu Fröhstokheim den 77. September 1669.

10) Wolfgang, gebohren den 23. Januar 1659. Er kam auch nach Weikersheim als Bürger daselbst, war verehlicht, hatte aber eine schlechte Nahrung, und wurde alt. Eine Tochter von ihn war nach seinem Tod noch vorhanden, verehlicht, und wurde auch unter schlechten Umständen alt. Von diesem kommt auch Peter Ebert, Vater einer Sofia Kordula, Johann Georg Pfeifers, Bauverwalters zu Kirchheim Ehefrau; von welchem in der folgenden Zeit ein Sohn wieder eine Ebertin aus der Anverwandtschaft geheurathet, wie unten stehet.

Die Mütter dieser sämtlichen Kinder war gebohren den 5. April 1619, kam also 1636 den 26. Januar sehr früe in den Ehestand. Sie starb als Wittwe zu Weikersheim den 13. Januar 1686.

4.Georg Friedrich Ebert.

Gebühren zu Langenburg, den 20. Februar (19. Januar) 1639, gestorben zu Ober-Ikelsheim den 29. August 1710. Alt 71 Jahre. 6 Monat, 9 Tage. Sein Leichenstein ist noch zu Ober-Ikelsheim vorhanden. Im Jahr 1651 hat ihn weilend Graf Joachim Albrecht von Hohenlohe zu sich nach Kirchberg genommen, daselbst 2 Jahre lang in die lateinische Schule geschikt u. zur Schreiberei anweisen laßen. Er kam hierauf in die Gräflich Limburgische Kanzlei zu [Ober-]Sontheim, w er 4 Jahre gewesen, und dann von Graf Heinrich Kasimir von Limpurg mit auf die Universität Tübingen genommen worden. 1659 kam er als Schreiber nach Gunzenhaußen zu dem damaligen Kastner Georg Adam Ulmer; hierauf zu dem Herrn Jakob von Hüffel, Ober-Vogt und Geheimer Rath in Onolzbach, bei dem er einige Jahre als Sekretär gestanden. 1664 wurde er Gegenschreiber zu Kloster Auhaußen. Von da kam er als Geleitsmann nach Ober-Ikelsheim 1671. Hierauf als solcher nach Aub 1690, und endlich durch einen Tausch mit Herrschaftlicher Genehmigung, den er und der damalige Geleitsmann Bischoff gegeneinander getroffen, in eben dieser Qualität 1695 wieder nach Oberikelsheim, wo er ein eigenes Haus auf dem Plaz des dermaligen grosen Wirts-Hauses daselbst, und ansehnliche Feld-Güter beseßen. Er lies auch in dem untern Theil des Hauses durch seine Leute die Schenke und Gastgeberei besorgen. Er verheurathete sich erstlich zu Auhausen mit Anna Margareth, Johann Stadelmanns, Kon-Rektors zu Onolzbach hinterlassenen Tochter, den 13. September 1664, welche 1690 den 24. Oktober wieder verstorben. Die Kinder von dieser Ehe waren

1) Agnes Barbara, gebohren 1665 den 28. Julius, verheurathet an Erasmus Götzen, Gräflich Wertheimischen Renovator in Dertingen, welcher hernach als Freiherrlich Berlichingischer Beamter nach Rechenberg gekommen. Ihm folgte daselbst sein Sohn im Amt, und von diesem lebt dermal ebenfalls ein Sohn in Wertheim als Gräflicher Kammer-Rath.

2) Johann Friedrich, gebohren den 1. Januar 1667. Gestorben den 5. Julius 1671 zu Ober-Ikelsheim.

3) Ein Söhnlein, so bei der Geburt verstorben 1668 den 26. März.

4) Johann Georg, gebohren 1671 den 11. Julius. Gestorben den 17. November selbigen Jahrs.

Er trat in die zwote Ehe den 23. Februar 1691 mit Anna Maria, Johann Gottfried Nuschens, des Innern Raths und Mittler-Steuern zu Rothenburg ob der Tauber, aeltesten Tochter, welche hernach als Wittwe zu Betwar bei ihrer Tochter den 22. August 1737 gestorben.

Die Kinder dieser Ehe waren

1) Johann Gottfried Ebert, gebohren den 6. Dezember 1691. Er studierte zu Jena die Rechte, war Anfangs-Kanzleisekretär zu Kirchberg, hernach Kammer-Secretär zu Onolzbach, und starb auch daselbst in einem ziemlich hohen Alter. Er zeugte in seiner ersten Ehe mit einer gebohrnen Widerianin eine Tochter, die sich anfangs mit Johann Martin Ritter, Rechnungsrath zu Onolzbach, und hernach mit dem dermaligen Rechnungsrath Förster auch daselbst verheurathet hat, von welcher 1 Sohn und 1 Tochter aus der ersten Ehe vorhanden; dann in seiner zwoten Ehe mit einer gebohrnen Esenbekin, einen Sohn, der als Jüngling wieder verstorben, und 2 Töchter, davon die Aeltere einen Geistlichen im Pappenheimischen, Namens Schwender, geheurathet. Er war ein redlicher, brauchbarer, akkurater und in Gottesdiensten eifriger, aber dabei eigensinniger, jachzorniger und strittiger Mann, der sich zu wenig nach andern richten wollte, und eine erlaubte Weltklugheit nicht auszuüben wuste, wodurch er selbst seine äußern Umstände sehr verschlimmert. Er wurde in seinen besten Jahren zur Ruhe gesezt, und erhielt eine iährliche Pension, wovon er noch leben kunte.

2) Friedrich Christian, und

3) Georg David, Zwillinge, gebohren den 9. November 1693. Von jenem im folgenden ein Mehreres; dieser starb wieder den 7. Januar 1694.

4) Juliane Margareth Agatha, gebohren den 8. Oktober 1695. Wurde an Kristof Nikolaus Rüker, Pfarrer zu Betwar, verheurathet. Starb in dem Pfarr-Wittwen-Kloster zu Rotenburg, wo sie viele Jahre als Wittwe zugebracht, und hinterlies Söhne und Töchter. Unter jenen ist einer Pfarrer zu Leipendorf, einer Präceptor an der Lateinischen Schule zu Rotenburg, einer Pfarrer in Liefland, wohin er von der Universität Jena aus, als Hofmeister für eine adeliche Jugend, gieng. Der Jüngste dient dermal bei der Kanzlei zu Rotenburg. Unter den Töchtern hat sich eine nach Schrozberg an den damaligen Wildmeister Häschel verheurathet, von welcher ein Sohn, der die Chirurgie erlernet, und eine Tochter vorhanden. Dann eine andere von jenen Töchtern hat sich nach Markbreith an einen dasigen Bürger und Essigsieder, Nahmens Günther, verheurathet.

5) Maria Christina, gebohren den 31. Mai 1697. Heurathete erstlich einen Bürger und Büttner auf dem Zunahmen Philipp, in Wertheim, hernach einen Bürger und Rothgerber, Paul Plaz, auch daselbst, der ihr das Ihrige durchgebracht, und sie in sehr dürftige Umstände versezet; woran sie eher wegen ihres schläfrigen Wesens auch zum Theil Schuld war. Sie starb endlich als Wittwe bei ihrem Sohn erster Ehe, Michael Gottfried Filipp in Schüpf, der ein vermöglicher, wolgesitteter und angesehener Bürger und Rothgerber daselbst ist.

6) Magdalena Jakobina, gebohren den 16. Februar 1699. Sie verheurathete sich Anfangs an einen adelichen Beamten, Nahmens Seyfried, in Bürg, hernach an den Herzoglich Braunschweigischen Bau-Inspektor Häcker in Braunschweig, der sich damals noch in der Reichs-Stadt Heilbronn als Baumeister aufhielt. Von dem leztern hat sie sich, nachdem er ihr in der Ehe ungetreu worden, und weil er von seiner übeln Lebensart nicht abstehen wollte, selbst getrennet, und ist endlich in Anspach, wo sie eine geraume Zeit in gar schlechten Umständen gelebt, gestorben. Sie hatte einen ganz besondern Sinn und Sitten. Von der ersten Ehe war ein Sohn vorhanden, der die Chirurgie erlernet und verkommen, und von der andern eine Tochter, welche ledig gestorben.

7) Georg Friedrich, gebohren den 19. Dezember 1700. Durch Vorschub seiner Anverwandtschaft und Verheurathung mit einer gebohrnen Burkhauerin zu Rotenburg kam er daselbst in den äußern Rath und starb als Bürgermeister dieses Kollegiums in seinen besten Jahren 1749.

Der älteste Sohn, Johann Gottlieb Ebert, ist dermal auch in innern Rath daselbst, als ein würdiges Mitglied, und lebt mit einer gebohrnen Hofmännin in der Ehe ohne Kinder. Der zweite starb auf der Universität Jena; der dritte starb als Kanzellist in Rotenburg, ledigen Standes; der vierte starb daselbst als Unter-Offizier bei dem Rotenburgischen Kontingent. Auch eine Tochter lebt allda im ledigen Stand.

Anmerkung.

Von Georg Friedrich Eberts, des Geleitsmanns, zwoter Gattin, als einer gebohrnen Nuschin, war auch eine Schwester an den damaligen Spital-Pfarrer in Rotenburg, Nahmens Herrnbauer, verheurathet. Ein Sohn von demselben, ein Mann von Geschicklichkeit und Einsicht, wurde Bürgermeister des Innern Raths allda. Von diesem kommt die dermalige Herrnbauerische Familie, in Rotenburg, her, einer dermalen Senator des innern Raths, der andere Konsulent der Stadt.

2te Anmerkung.

Ein Bruder derselben, Jeremias Christian Nusch, wurde Bürgermeister des innern Raths zu Rotenburg. Dieser gab ihr, als Wittwe, den Rath, Haus und Güter in Ober-Ikelsheim zu verkaufen, und nach Rotenburg zu ziehen. Es war aber in so fern übel gerathen, daß damals die Güter in sehr niedrigen Preis stunden. Ob ihr nun das von der Sache verständigen Leuten vorgehalten wurde, so zog sie doch den Rath des Bruders vor; verkaufte ihre sämtlichen schönen Güter; gieng mit dem daraus erlösten Geld nach Rotenburg, und übergab dieses ihrem lieben Bruder zur Verwaltung, der auch sehr wol verstunde, solches mehr zu seinem als ihren Nuzen anzuwenden. Dieser ihr Bruder hatte keine Kinder, und heurathete als Wittwer noch in seinem alter zum zweitenmal eine junge Person, die als Baas in Hause war, Nahmens Schweigertin, nach der er lüstern wurde. Seine Doris unterlies nun nicht, ernstlich dafür zu sorgen, daß auch ein junger Erbe zum Vorschein kam, welchem nun sein ganzes ansehnliches Vermögen zufiel, da seine Blutsfreunde es schon in Händen zu haben glaubten, unter denen einige dessen sehr bedürftig gewesen wären. Er bestättigte also durch sein Beispiel aufs neue die 2 Wahrheiten, daß man auf Erbschaften sich nie verlassen müsse, und turpe senilis amor.22

5.Friedrich Christian Ebert.

Gebohren zu Aub den 9. November 1693. Starb zu Waldmannshofen den 29. Oktober 1776. Alt 83 Jahre, weniger 11 Tage. Wunderbar, daß er sein Begräbnis noch so nahe an dem Ort seiner Geburt finden muste; da es in den vorigen Jahren nie das Ansehen dazu gehabt. Nachdem er zu Rotenburg, wohin sich seine Mutter als Wittwe begeben, in der lateinischen Sprache und übrigen zu seinen Zweck nüzlichen Wissenschaften einen hinreichenden Unterricht empfangen, lernte er in dem Kastenamt Kleinlankheim die Schreiberei, und diente hierauf in verschiedenen Amtsstuben, als Skribent. Er kam auch als Furier, in Anspachischen Kriegsdiensten, nach Holland. In der folgenden Zeit wurde er zuerst Kanzellist bei dem Geheimen Rath und Lehen-Probst Georg Nikolaus von Oppelt in Onolzbach, dann Sekretär bei dem Freiherrn von Eyb zu Dörzbach. Endlich erlangte er die Stelle eines Freiherrlich Adelsheimischen Amts-Verwalters zu Wachbach. Hie trat er sogleich bei dem Antritt seines Amtes in die Ehe mit Maria Magdalena, Johann Friedrich Pfeifers, Haupt-ZollEinnehmers zu Roth bei Schwabach, hinterlassenen ehelichen Tochter, mit welcher er schon als Skribent in dem dasigen Kastenamt ehrlich und rechtmäßig bekannt worden, und sich verlobt hatte. Er wollte zwar, da sie hernach bald zur Waise mit mehrern Geschwisterten worden, und das Vermögen sehr gering war, bei einer Bedienstung, wo er größeres Vermögen sehr wol hätte gebrauchen können, wankend werden, und, da sie als Braut schon gegenwärtig war, drangen noch seine Anverwandte von Rotenburg darauf, sich mit ihr abzufinden; aber sein Gewissen und eine höhere Vorsehung lenkten ihn wieder ein, daß er sich im Vertrauen auf diese, am Dienstag nach Ostern 1721, zu Wachbach, mit ihr kopulieren lies. Dieser Ehestand dauerte bis 1765, da seine getreue Gattin, die mit ihm die Tage ihres Lebens unter manchen Lasten hinbrachte, schnell, an einem Schlagflus, zu Wertheim, in ihrem 65sten Jahre verschied.

Die Kinder aus diesem Ehestand sind folgende:

1) Kristof Leopold Ebert, gebohren den 12. Februar 1722. Er starb, als Kandidat der Rechte, am 7. Dezember 1754, an einem gefährlichen Fall, den er am 2. desselbigen vorher in dem Pfarrhaus zu Wachbach von der Stiege herunter that. Wie wol war er nun durch ein seeliges Ende versorgt! Man kunte ihn, als einen sonderbaren Menschen, der zwar Tüchtigkeit gehabt hätte, aber mit seinen Gedanken nie recht zu Hause war, nirgend gebrauchen.

2) Anna Justina, gebohren den 30. August 1723. Sie war Anfangs verehlicht an Johann Gottfried Franz, gemeinherrschaftlichen Limburgischen Landschafts-Kassier und Rechnungs-Revisor in Sontheim, hernach an Johann Saueracker, damaligen Freiherrlich Helmstättischen Amtman zu Bischofsheim am Nekar, jezigen Fürstlich Brandenburg Onolzbachischen Amtsverwalter zu Deberndorf bei Kadolzburg. Sie starb zu Bischofsheim an der Auszehrung 1759 und hinterlies von der ersten Ehe eine Tochter, die aber auch bereits ledig verstorben, und von der zwoten Ehe einen Sohn, der die Theologie studiert, und eine Tochter.

3) Scharlotte Albertina I, gebohren den 8. Junius 1725, gestorben den 23. Julius 1727.

4) Johanna Margareth, gebohren den 20. Junius 1727, † 1796. Sie lebte zuerst in der Ehe mit Johann Georg Bäurlen, Stadtschreiber in Bopfingen, ohne Kinder, hernach mit Johann Basilius Oeder, Fürstlich Oettingischen Amtspfleger zu Mönchs-Roth, von welchem 3 Töchter vorhanden. Die dritte Ehe ist mit Andreas Erasmus Scheuch, Anfangs Gräflich Wertheimischen Partikular-Hofmaler, jezigen Hof-Lakirer zu Sachsen-Meinungen, von welchem eine Tochter vorhanden.

5) Scharlotte Albertina II, gebohren den 15. Junius 1729. Starb im ledigen Stand zu Heinsheim 1797.

6) Karl Johann Friedrich Ebert, gebohren den 18. Februar 1732, von welchem hernach ein Mehreres.

7) Katharina Friederike, gebohren den 25. September 1733. Sie ist verheurathet an Johann Ernst Pfeifer, Freiherrlich Berlichingischen Amtmann zu Roßach. Es sind von ihr 2 Söhne und 2 Töchter noch vorhanden. Dieser ihr Mann stammt mütterlicher Seits von den Weikersheimer Eberten ab.

8) Margareth Christina, gebohren den 25. November 1736. Sie lebte kaum einige Wochen in der Ehe mit Johann Wolfgang Reuter, Gold- und Silber-Galanterie-Arbeiter zu Nürnberg; starb im Junius 1782. Sie hatte ein trauriges Schiksal, indem sie wegen ihrer unüberlegt getroffenen Heurath Anfangs in Schwehrmuth, hernach in eine Verrükung ihres Verstandes gerieth, und in diesem Zustand bei einer dazugekommenen Auszehrung. jedoch zulezt wieder erhaltenen Gebrauch des Verstandes, ihr Leben endigte.

Zu Friedrich Christian Eberts Gemüts-Karakter gehört Aufrichtigkeit und Redlichkeit gegen Jedermann, mitleidiges Weesen und Wohlthätigkeit gegen Nothleidende, Liebe zu Gottes Wort und erbaulichen Büchern, die er fleißig und mitt groser Aufmerksamkeit las, herzliches Beten und Innbrunst in allen gottesdienstlichen Verrichtungen, grose Akkuratesse, wo sein Hang hingieng. Die ihm eigenen Fehler hatten meistens ihren Grund in einem gewissen trägen, schläfrigen und langsamen Weesen, nach welchem es ihm an Thätigkeit da fehlte, wo sie öfters am nötigsten war, welches dann auch nicht ohne manche üble Folgen seyn kunte. In seinem Amt zu Wachbach hatte er manche Drangsalen auszustehen. Sein Herr, Friedrich Leopold von und zu Adelsheim, lebte mit einer Maitresse, die von der niedrigsten Sorte Menschen her war. Der Pfarrer des Orts hatte die Schwester derselben zur Frau, wodurch er seine Beförderung, und sonst reichen Zufluß von irdischen Gütern erlangte, auch sich manches herausnehmen durfte, des auser dem nicht thunlich gewesen wäre. Durch diese Verbindungen bekam nun der Beamte manchen Druk, und dieses um so mehr, weil er nach seiner gewönlichen Redlichkeit, Trägheit, und einiger Einbildung von sich selbst, nicht zu politisiren wuste. Die ohnehin geringe Besoldung von seinem Amte zu Wachbach wolte bei vermehrter und heranwachsender Familie nicht mehr zulangen. Es blieb also alle Jahr bei der Rechnung einiger Passiv-Rest, den aber auch der Herr alle Jahr, indem die Rechnung jederzeit richtig gestellt wurde, sahe und dazu stille schwieg, außer daß er ihm manchmal in andern Dingen, wo es nach dem Sinn des Herrn versehen war, schriftlich sehr beisende Vorwürfe machte. Endlich, nachdem sich der Passiv-Rest sehr gehäuft, wurde schnell eine Kommission über ihn verhängt, und zwar in der Person des famosen ritterschaftlichen Syndikus, nachmaligen Selbstmörders, Georg David Jägers, der seine gewöhnliche Nebenabsichten dabei hatte. Es ist also leicht zu erachten, wie man mit ihm umgegangen sey, und was für ein Urteil hier ausfallen muste.23

Seine Fehler, die er würklich begangen, und nicht zu läugnen sind, aber gewiß keine Fehler des Herzens waren, wurden überall mit grosem Eifer vergrösert, und von einer höchstverhaßten Seite vorgestellt, das man ihn also, worauf alles schon vorher abgesehen war, zulezt 1758 vom Amt sezte. Jedoch lies man ihn mit Beibehaltung aller seiner Haabseeligkeiten abziehen.

Es war dieses Amt seinen Gemüths-Eigenschaften gar nicht angemessen, und er hätte weit beßer in eine Kanzelei, wo gute, wolgesezte und gründliche Koncepte verfertiget werden, und wo das Hinsizen angebracht ist, als für eine eigentliche Verwalterei, und Besorgung der Oekonomie eines Herrns getaugt. Seine äußern Umstände waren, an sich betrachtet. nun auf allen Seiten traurig für ihn. Er erfuhr endlich, was für eine seltene Sache Freunde in der Noth sind. Sehr nahe Anverwandte dachten nicht daran, ihm einiges Gute zu erweisen; von andern aber geschahe es auf eine sehr rümliche Weise. Und der Gott, auf den er traute, zeigte ihm vornehmlich seine Hülfe. Er begab sich nun zuerst in das benachbarte Kuhrpfälzische Oberamt Boxberg nach Schweigern, 3viertel Stund von Schüpf, wo sein Sohn damals Kaplan war, um demselben in der Nähe zu seyn; der dan auch einen grosen Theil von der Last seines Vaters, unter manchen Widerwärtigkeiten, und mit einer recht merklichen Verschlimmerung seiner eigenen äußern Umstände, auf sich nahm. Von da wandte er sich nach Wertheim, und bekam daselbst durch seine schriftliche Arbeiten, vornehmlich bei einem der regierenden Herrn Grafen, Karl Ludwig, manchen anständigen Verdienst. Als er 1765 ein Wittwer wurde,24 hielt er sich meistens, und zulezt in einem fort, bis in das 7te Jahr, bei seinem Sohn, Pfarrern in Waldmannshofen auf, wo er ganz in der Stille lebte, und sich mit Lesung nüzlicher, vornehmlich geistlicher Bücher beschäftigte, bis er endlich 1776 in seinem 83. Jahr ganz unvermerkt sizend eingeschlafen und in die ewige Ruhe eingegangen.

Anmerkung.

Der Gros-Vater von Friedrich Christian Eberts Ehegattin, väterlicher Seits war Pfarrer zu Obern-Hochstatt, im Anspachischen bei Weißenburg, und hies Johann Georg Pfeifer. Dessen Ehegattin war Johanna Barbara, M. Reinhard Friedrich Jakobäus, Stadtpfarrers in Mainbernheim, mit Johanna Elisabeth, einer gebornen Jordanin aus der Anspachischen Stad Roth, ehelich erzeugte Tochter. Von daher kommt auch die Jakobäische Familie in Uffenheim, ein ehemaliger Stadtschreiber und dessen Sohn Amts-Schreiber, ein überaus redlicher Mann und wahrer Menschenfreund, auch religiös. Ein Sohn von diesem hat die Theologie studirt.

Ein Jordan von obiger Familie wurde Admiral in den Niederlanden, und starb bei einem großen Vermögen ohne Kinder. Dieses wurde, nach der Verordnung des Verstorbenes, an gewiße Nürnberger Kaufleute verschikt, um es den Erben zuzustellen; es wurde aber von ihnen und ihren Helfern unterdrükt. Es entstund zwar einst eine grose Bewegung unter den Jordanischen Anverwandten, ihre Erbschaft rechtlich zu suchen; aber weil hiezu Geld erfordert wurde, gerieth alles wieder ins Steken.

6.Karl Johann Friedrich Ebert.25

Gebohren zu Wachbach den 18. Februar 1732, vormittags 8–9. In meiner Kindheit hatte ich den Vortheil, von dem Hofmeister bei der Adelichen Jugend, zu Wachbach, zugleich mit unterrichtet zu werden. Vergnügtes Andenken, da ich meine Zeit in unschuldigen jugendlichen Freuden hinbrachte! Im Jahre 1745 wurde ich zu meines Vaters Bruder, den Kammer-Sekretär, Johann Gottfried Ebert, zu Anspach, in die Kost gethan, wo ich das dasige Gymnasium illustre besuchte. Da hatte ich, in gewißer Absicht, harte Tage; harrete aber aus. Ich wurde auch zu einer gewißen für meine Gesundheit gefährlichen Zeit, da ein schwindsüchtiger Kranker in der Wohnstube auf eine sehr ekelhafte Art lag, durch die Güte des Höchsten erhalten. Im Jahre 1749 gieng ich auf die Universität Jena, und studierte daselbst bis 1752 die Gottesgelehrtheit. Da war ich freilich grosen Verführungen und Gefahren ausgesezt. Ach! Gott, wie treulich hast Du mich, theils bewahret, theils in der folgenden Zeit, durch mancherlei Schiksale, mein Herz aufmerksamer auf Dich gemacht! Nie will ich vergessen, was Du groses an meiner Seele gethan. Im Jahre 1753 reißte ich, nachdem ich einige Zeit zu Haus zugebracht, und mich im Predigen geübt, nach Straßburg zu einem Anverwandten, mütterlicher Seits [Randbemerkung: Namens Johann Kraus, Burgern und Mehlhändlern daselbst.] und lies mich bei der dasigen Universität immatrikuliren. Von da gieng ich, weil ich meinen Endzwek nicht erreichte, noch in selbigen Jahr, nach Billikam bei Landau und Bergzabern, zween alte Freunde zu besuchen, welches Anlas gab, daß ich in Falkenburg, einem Gräflich Leinigischen Schloß, bei dem dasigen Beamten eine Haus-Informators-Stelle annahm. Im Jahre 1755 reißte ich wieder nach Haus, und übte mich weiter im Predigen. Im Jahr 1757, in Monat Julius, wurde ich Kaplan zu Schüpf, und 1765 zur Pfarrei Waldmannshofen berufen, welche 1766 im März angetretten.

Ich verheurathete mich 1758 den 12. Jänner mit meiner dermaligen geliebten Ehegattin, Regina Katharina, weiland Herrn Johann Andreas Baumanns, Freiherrlich Holzischen Amtmanns zu Amlishagen, ältern ehelich ledigen Tochter, gebohren den 17. Junius 1738. Auch hie sahe ich die Spuren der für mein Bestes sorgenden Vorsehung recht deutlich. Andere für mich gar nicht dienliche Heurathen, wie ich erst hernach erkannte, musten zurükgehen. Ein ganz unvermutheter Umstand führte mich nach Amlishagen, und ich erhielt eine Gattin, in der Hauptsache, ganz nach den Bedürfnissen meinen Naturels, welche ebenfalls andere ihr geschehene Anträge, nach der klugen Leitung ihren Herrn Vater, ausschlug.

 Die Kinder von dieser unserer Ehe sind

1) und 2) Zwei Zwillings-Söhnlein, welche tod zur Welt gekommen den 2. Oktober 1758. Bis diese aufgewachsen wären, hätten meine häußlichen Umstände noch nicht zum Besten ausgesehen. Und wie schwehr würde mir die Zubereitung zu ihrer künftigen Versorgung in dieser Welt gefallen seyn! Wie wohl hat sie dagegen der Gott, der alles voraus siehet, versorgt!

3) Johanna Eleonore Louise Karolina, gebohren den 11. Februar 1760. [In anderer Schrift:] Starb zu Sommerhausen, bei ihrem unehel. Sohn, Paulus, den 9. März 1827. [Randbemerkung:] Für diese meine älteste Schwester Carolina habe ich in ihren letzten zehn Lebensjahren nach und nach an Kostgeld etc. bezalt sechshundert und fünf Gulden, -x. Rhein. Heinrich Ebert.

4) Augustin Friedrich Christian, gebohren den 21. August. [Andere Hand:] gestorben am 31ten Decb. 1822.

5) Elisabeth Friderike Juliane, gebohren den 31. Dezember 1763.

6) Amalia Regina Magdalena, gebohren den 31. Dezember 1765. [Andere Hand:] gestorben zu Prichsenstadt, am 30. August 1823 im ledigen Stand.

Abb. 3: Schriftprobe Karl Johann Friedrich Ebert

7) Jakob Friedrich Karl, gebohren den 28. August 1767. † den 16. März 1772. Hie fühlten wir Aeltern das erstemal, wie wehe es Thue, ein wolgeartetes Kind, das schon etwas herangewachsen, und dem aelterlichen Herz so viele Freude gemacht, durch den Tod hinweggenommen zu sehen; aber auch welchen Trost uns unsere göttliche Religion, besondere in diesem Punkt, gebe.

8) Christian Gottfried Karl, gebohren den 30. Dezember 1770. gestorben den 24. September 1781.

9) Johann Abrecht Friedrich, gebohren den 6. Dezember 1773. † den 17. September 1781. Der Tod dieser beiden lieben Söhnlein, welche die Ruhr so schnell und unvermuthet hinweggerissen, war mir der durchdringenste Schmerz. Dieser aber hatte wieder einen sehr gesegneten Einflus auf die Gesinnungen meines Herzens, zur Übung in der Gottseeligkeit, und zum Genuß der göttlichen Tröstungen.

10) Karl Friedrich, gebohren den 25. Julius 1775.

11) Julius Christian Heinrich, gebohren den 17. April 1779.

21 8 Bogen grauen Papieres bilden ein Heft von 32 Seiten, Format 34,8 × 21 cm. Die erste, zweite und letzte Seite sind unbeschrieben, die Übrigen enthalten gewöhnlich 27 Zeilen mit einem 8 cm breiten Rand auf der linken Seite. Abschrift 1941 (F. E.). – Über den Verbleib der Urschrift ist nichts bekannt.

22 „Turpe senex miles, turpe senilis amor“ (Ovid, Amores 1.9.4): schändlich ein greiser Soldat, schändlich greisenhafte Liebe.

23 Vgl. dazu seine „Annotatio“ von 1758, unten S. 33–36.

24 Vgl. das Trauergedicht auf Maria Magdalena Ebert (1765) unten S. 37–40

25 Vgl. zu diesem die Aktenauszüge zu seiner Amtsführung und deren Schwierigkeiten unten S. 41–65.

Im Nahmen der heiligen Hochgelobten Dreyfaltigkeit, Amen!

Christlicher Lebens-Lauf weyl. Hr. Georg Friederich Eberten, Hochfürstl. Brandenb. Onoldsbachischen Glaitsmanns zu OberIckelsheim.

Im Jahr Christi 1639 den 20. Febr. alten Calenders ist er zu Langenburg in der Grafschaft Hohenlohe von Christlichen und Ehelichen Eltern auf diese Welt gebohren worden; sein längst seel. verstorbener Vatter ist gewesen der Ehrsame und achtbahre Hr. Johann Georg Ebert, Burger und Hof-Schlachter zu Langenburg, die Frau Mutter Barbara eine gebohrne Vischerin.

Von diesen seinen lieben Eltern ist Er sogleich zur heiligen Tauff befördert und durch Johann Georg Schrecken, Würth u. Gastgebern zu Langenburg, auch Michael Breitern Wirth u. Becken zu Bechlingen versprochen und mit dem nahmen Georg Friederich in das Buch des Lebens eingezeichnet worden. Er wurde von obgedachten seinen lieben Eltern nicht nur allein in aller GottesFurcht getreul. unterrichtet, sondern auch zur Kirche u. Schulen biß in das 11. Jahr fleißig angehalten. Ao. 1651 ist er auf Kirchberg von Hr. Grafen Joachim Albrecht von Hohenlohe aufgenommen und dem demselbigen 2 Jahr in die lateinische Schul geschickt und dann zur Schreiberei angewiesen worden. In welcher Zeit Er eine Reiß mit Johann Michael Waffebecken Hochgräfl. Cammerdiener zu Kirchberg gegen Niederland in die Graffschaft Wittigenstein Alt-Kirch, Hagenburg, Weilburg, Alt- und Neu-weil gethan.26 Nach Verfließung 4 Jahr hat er sich in Limburgischen Diensten 4 Jahr in der Canzlei Sontheim enthalten, von dannen Er von Hr. Graf Heinrich Casimir Hr. von Limburg mit uff die Universität Tübingen genommen worden.

Ao. 1659 hat Er sich in das Fürstl. Anspachische gewendet und dem damaligen Castner zu Gunzenhausen Herrn Georg Adam Ulmer seine Rechnungen zusammengeschrieben, von deme Er dann nacher27 Onolzbach zu dem Frey Reichs Hochwohl-Gebohren Hr. Jakob von Huffel, Hochfürstl. Brandenb. Obervogt, Geheimen u. Hof-Rath auch Landschaftsdirektori befördert und 6 Jahr lang als Secretarius bey Ihme verharret, unter welcher Zeit Er mit Selbigen in Gesandschafften in unterschiedl. Fürsten-Höfe gereißet. Ao. 1664 ist Ihme die Gegenschreiberey des Closters Auhaußen anvertrauet worden, allwo Er sich nachgehends mit weyl. Jgfr. Anna Margareta Stadelmännin, weyl. Hr. Johann Stadelmanns, gewesenen Fürstl. Brandenb. Con-Rectoris beim Gymnasio zu Onoldsbach, Eheleibl. hinterlaßenen Jgfr. Tochter vertrauet und durch den damaligen Pfarrern Hr. Albrecht Miezeln copuliert worden, mit welcher Er in die 26 Jahr eine friedsame und fruchtbare Ehe beseßen, und durch Gottes-Segen erzeuget 4 Kinder, als 3 Söhne und eine Tochter, welche letztere annoch bey Leben und an Hr. Erasmum Gözen, Hochgräfl. Wertheimischen Renovatorem zu Dertingen verheyrathet; die übrigen 3 Söhne sind Ihme in der Ewigkeit allbereit vorangegangen.

Nach Absterbung dieses seines lieben ersten Ehegatten hat Er sich zum andernmal mit der gegenwärtig-schmerzl. betrübten Frau Wittbe, Frau Anna Maria Nuschin, deß weyl. Hochedlen und Hochgelehrten Hr. Johann Gottfried Nuschen, des Innern Raths und Mittler-Steurern in des Heyl. Reichs freien Stadt Rothenburg ob der Tauber eheleibl. ältesten Jgfr. Tochter verheyrathet, woselbsten u. zwar in dem Schwiegervätterl. Nuschischen Haus Er mit selbiger ehelich getrauet worden, mit deren Er gleichfalls in die 19 Jahr eine friedliche u. fruchtbare Ehe besessen und erzeiget 7 Kinder als 4 Söhne und 3 Töchter, wovon noch 3 Söhn und 3 Töchter bey Leben.

Seine Krankheit und darauf erfolgten seel. Eintritt in das ewige Leben betreffend, so ist meistens bekand, daß unser seel. Herr Geleitsmann allbereit über ein Jahr lang gar baufällig worden, und großes Abnehmen so des Fleisches als der Kräfften verspühret, also daß er mit großer Beschwehrnuß am 25. Sontag nach Trinit. anni präteriti [vergangenen Jahres]28 die heilige Communion verrichtete, von welcher Zelt an er sich wegen allzugroßer Schwachheit immer in der Stuben enthalten, und meistens deß Bettlagers bedienen muste. Ob man nun wol hoffete, das darauf erfolgte FrühlingsWetter und sonst angenehme Wärme würde denen entgangenen Kräfften wieder ein wenig aufhelfen, wie dann unser seel. Hr. Gleitsmann an denen warmen Frühlings-Tagen sich hinaus in den Garten führen laßen, ein wenig frische Luft zu schöpfen und sein Gemüth in etwas zu ergözen. Allein das währete nicht lange, dann er mußte sich gänzl. der Stube und des Bettes bedienen, in währenden seinen langwührigen Lager hat die betrübte Fr. Wittib sich an unterschiedl. Orten, wo sein Verlangen hingestanden, Raths erholet, wie auch die vorordnete u. gegebene Mittel ordentl. adhibiret worden; allein sie haben die gewünschte Würkung nicht gethan. Endl., als Herr Apothecer Höhr zu Ochsenfurth sagte, aller Arzneyen Gebrauch wäre umsonst, man sollte dem Hr. Patienten nur stärkend u. labende Sachen geben, es wäre keine Hofnung zur Genesung vorhanden, so wurde mit dergl. labenden Arzneyen angehalten, auch von der nunmehr Hochbetrübten Frau Wittwe an fleisiger und sorgfältiger Pfleg u. Wart im geringsten nichts unterlaßen. Dieweil nun die auszehrende Krankheit unsers seel. Hr. Geleitsmannes ihn aller Kräfften beraubte, und den bald erfolgenden Tod, als dessen Vorbotte gleichsam ankündigte, so hat er sich dem heiligen Willen Gottes willig und gedultig ergeben, sich mit Gott und Menschen Christl. versöhnet, und das heil. Werk der Beicht u. Communion d. 23. Julj andächtig verrichtet, mithin zum sterben sich ie länger ie mehr gefaßt gemacht, in seinem ganzen langwührigen Lager aber eine sonderbahre rühmliche Christl. Gelaßenheit von sich spühren laßen, biß Er endl. bey guten Verstand, wie wol bey, vermuthl. durch einen Schlag-Fluß, gehemmten Sprach, unter dem Gebet und Thränen der umstehenden in seinem Erlöser Jesu Christo sanfft und seel. ohne einige Ungebärde eingeschlafen, nachdem er sein Ehrenvolles Alter gebracht auf 71 Jahr 6 Monath und 9 Tag.

26 Die hier genannten Orte sind bis auf Weilburg und Hagenburg nicht eindeutig lokalisierbar. Zwar liegt Weilburg (in der Nähe von Limburg) in der Richtung zum Wittgensteiner Land, doch ist das einzige nachweisbare Hagenburg am Steinhuder Meer in Niedrsachsen gelegen, also weit nördlich davon

27 nach.

28 Also am 17. Nov. 1709.

Christl. geführt und vollführter Lebens- und Sterbens-Lauf.29Anna Maria Ebert geb. Nusch (1668–1737)

Unserer nach ausgestandenen vielen Kreuz u. Leiden von ihrem Heylande in sein ewiges FreudenReich nunmehr auf und angenommene seel. Frau Mittschwester ist gebohren Ao. 1668 den 16. Jan. 1 Viertelstund auf 8 Uhr der kleineren Vormittags. Ihr längst seel. Herr Vatter ist gewesen der weyl. HochEdle und Hochgelahrte Herr Johann Gottfried Nusch, Hochmeritirter Mittler-Steurer zu Rotenburg ob der Tauber, die auch seel. Frau Mutter aber, Nahmens Anna Margareta, deß Geschlechts eine Müllerin aus Windsheim.

Von diesen Ihren seel. lieben Eltern ist sie nach der leibl. Geburth noch selbigen Tags zu den Bad der geistl. u. Wieder Geburth sogleich befördert, und bey solch heyl. Handlung von weyl. Frauen Anna Maria Rengerin, deß weyl. HochEhrwürdig und Hochgelahrten Herrn Georg Simon Rengers, treuverdient-gewesenen Vesper-Predigers zu ermelden Rotenburg, als hiezu erbettenen Tauf-Gezeugin versprochen und mit dem Nahmen Anna Maria in das Buch der Glaubigen eingezeichnet worden.

So große Sorgfalt nun Ihre erst Hochgedachte seel. liebe Eltern er unserer nun auch seel. lieben Frau Mit-Schwester bezeiget, daß sie in wahrer Gottesfurcht als dem Grund aller Tugenden Christl. auferzogen werden mögte; wie sie dann zeitl. zu Kirchen u. Schulen angehalten worden; eben so begierig war auch unsere seel. Frau Mit-Schwester, als ein Kind gutter Art, allen heylsamen Unterricht zu Ihrem geistl. Seelen-Besten zu faßen und anzunehmen, sich auch deßen auf ihre ganze Lebens-Zeit bestens zu Nuz zu machen; neben deme genoße sie auch von Ihrer ao. 1688 frühzeitig verstorbenen seel. Fr. Mutter biß in das 20. Jahr ihres Alters eine sorgfältige Anweisung zu allerhand haußl. und dem weiblichen Geschlecht wolanständigen Geschäfften, als worinnen sie deren seel. Hr. Vatter in seinem einige Zeit geführten Wittberstand ihre kindl. Treue und Uffwartsamkeit in so lange zu seiner Freude und Vergnügung sattsam erwiesen, biß dieser sich wiederum anderwärts auf göttl. Direction verehelicht und eben diese Vorsehung es nachmalen dahin gefüget, daß ao. 1691 mit guten Rath und Einwilligung Ihres Hr. Vatters, deß obhochgedachten Hr. Mittler-Steurers lobseel. Andenkens Sie sich an den WohlEdel u. Vesten Herrn Georg Friederich Ebert Hochfürstl. Brandenb. Onolzb. Wolverordneten Glaitsmann zu Aub und nachmalen zu Ober-Ickelsheim, als Wittberen ehel. verlobet, welches ehel. Verlöbnuß auch darauf in Rotenburg durch Priesterl. Einseegnung confirmiret u. bestättiget worden, mit deme sie in einer friedlichen geseegneten und vergnügten Ehe 7 Kinder, als 4 Söhn und 3 Töchter, davon 1 Sohn nach der Geburt wiederum seel. verschieden, durch göttl. Seegen erzeuget, benamtl. Herr Johann Gottfried Hochfürstl. Brandenb. Onolzbach. wolverordneter Cammer-Secretarius, ingleichen Herr Fried. Christian Hoch Freyherrl. Adelsheim. wohl bestellter Verwalter, der 3. u. iüngste Sohn Hr. Georg Fried. p. t. [pleno titulo: mit vollem Titel] deß außern Raths und bey der wohllöbl. Stadt-Deputation, die älteste Frau Tochter Jul. Marg. Agatha, verehelicht an Herrn Pfarrer Christ. Nic. Rückern hiesigen wolverordneten und treueyfrigen Pfarrern, die 2te Frau Tochter, Maria Christina, verehlicht an den in Hochgräfl. Wertheim angeseßenen Bürgern und Meister deß Rothgerber Handwerks Paul Plozen, die 3. Frau Tochter Magdal. Jacob. verehlicht an Hr. N. N. Häcker Herzogl. Braunschweig. Limburg. Stadt- u. Land-Bau Inspectorem, welche außer den 2 letztern Töchtern sämtl. dieser ihrer lieben und getreuen seel. Frau Mutter, nebst der übrigen resp. Hoch und Wohlansehnlichen Leichen-Versammlung die lezte Liebes- und Freundsschaffts-Pflicht, iene auch mit herzl. Trähnen und Wehemut, zu ihrer Grabesstätte anhero erwiesen haben. Als nun unsere wolseel. Frau GIaitsmännin durch den in ao. 1710 den 29. Aug. erfolgten seel. Hintritt in das ewige Freuden-Leben ihres herzl. geliebten Ehe-Gatten das von Ihme zu Ober-Ickelsheim nachgelaßene Hauß und Güter zu verkaufen sich wolgemeynt anrathen laßen, hat sie sich sodann nach Ihrem Rotenburg. Vatterlande im Nahmen Gottes wiederum gewendet, um ihre übrige Lebens-Zeit alda vollends zuzubringen, und, wie auch erfolget, seel. zu beschliesen, da sie in wehrender Zeit sich meistens bey Ihren Kindern und besonders der ältesten an den hiesigen S. T. [salvo titulo: