Fleischeslust - T.C. Boyle - E-Book

Fleischeslust E-Book

T. C. Boyle

4,6

Beschreibung

Ein junger Mann befreit aus Liebe zu einer engagierten Tierschützerin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Hunderte von Truthähnen. Allerdings geht das Mädchen danach mit einem anderen Tierschützer auf und davon, und die Geschichte nimmt speziell für die Truthähne ein schlimmes Ende. In einer anderen Geschichte wird ein Vater durch seine kleine Tochter mit der eigenen Hippie-Vergangenheit konfrontiert, zu der er sich nicht mehr bekennen kann. Ein reiches Sammlerpaar heuert eine Firma an, die gegen teures Geld ihr vollgestopftes Heim entrümpelt, und zwar so radikal, daß die beiden nicht einmal ihre Matratzen wiederfinden. Boyle ist nichts heilig, wie seine Leser wissen, und gerade das schätzen wir an ihm. Doch sollten sein Mangel an Respekt und an politischer Korrektheit nicht darüber hinwegtäuschen, daß er die Themen, mit denen er sich beschäftigt und die auch uns beschäftigen, ganz und gar ernst nimmt.Die neueste Sammlung T. C. Boyles, des Geschichtenerzählers, überrascht wieder einmal durch die phantastischen Motive, die Bandbreite der Themen, die bizarren Personen, die bei aller Verschrobenheit doch völlig wirklichkeitsnah sind.

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Seitenzahl: 434

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Hanser E-Book
T. Coraghessan Boyle
Fleischeslust
Erzählungen
Aus dem Amerikanischen von Werner Richter
Carl Hanser Verlag
Die Originalausgabe erschien erstmals 1994 unter dem Titel Without a Hero bei Viking in New York.
ISBN 978-3-446-24389-7
© T. Coraghessan Boyle 1994
Alle Rechte der deutschen Ausgabe:
© Carl Hanser Verlag München Wien 1999
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch
E-Book-Konvertierung: Beltz Bad Langensalza GmbH
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de
Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur
Für Mitchell Burgess und Robin Green
Damit sich alles erfüllte... brauchte ich nur zu wünschen, daß am Tag meiner Hinrichtung viele Zuschauer dasein würden und daß sie mich mit Schreien des Hasses empfangen würden.     Albert Camus, Der Fremde
Nun... meldeten sich, zu ihrem Entsetzen, die ersten Zweifel. Wie, wenn sie ihre Jungfernschaft durch einen Menschen verloren hatte, der ihr nicht nur angst machte, sondern, wie er selbst sagte, auch durch und durch nichts taugte?     Mary McCarthy, Die Clique

Inhalt

Großwildjagd
Keimende Hoffnung
Sammlerinnen und Jäger
Ohne Held
Ehrenwerte Gesellschaft
Höhere Gewalt
Zurück ins Eozän
Fleischeslust
Die 100 Gesichter des Todes, Folge IV
56:0
Ende der Nahrungskette
Byrd the Third
Beat
Der Nebelmann
Auf dem Dach der Welt

Großwildjagd

The way to hunt is for as long as you live against as long as there is such and such an animal.Ernest Hemingway, Green Hills of Africa
Wenn der Preis stimmte, durften die Leute abschießen, was sie wollten, sogar den Elefanten, aber Bernard hielt seine Gäste lieber etwas zurück. Einerseits gab es immer eine Riesenschweinerei, und außerdem verliehen die großen Viecher – Elefant, Nashorn, Wasserbüffel, Giraffe – dem Laden ja letzten Endes seine Glaubwürdigkeit, ganz zu schweigen vom Lokalkolorit. Und dann waren sie auch ziemlich schwer aufzutreiben. Noch heute tat es ihm leid, daß er diesem Bubi aus der Heavy-Metal-Band erlaubt hatte, eine seiner Giraffen abzuknallen – auch wenn er für die Aktion locker zwölftausend Dollar auf sein Konto hatte einzahlen können. Oder dieser Idiot von MGM, der auf eine Zebraherde losballert und dabei gleich noch zwei Strauße geköpft und den nubischen Wildesel verstümmelt hatte. Na ja, so etwas konnte vorkommen – und immerhin war er bei den großen Tieren hoch genug versichert, um den halben Zoo von Los Angeles aufkaufen zu können, wenn es sein mußte. Zum Glück hatte sich wenigstens noch keiner in den Fuß geschossen. Oder in den Kopf. Natürlich war er auch dagegen versichert.
Bernard Puff erhob sich von dem schweren Mahagonitisch und kippte seinen Kaffeesatz in den Ausguß. Er war nicht direkt nervös, aber doch etwas unruhig; sein Magen rumorte und verkrampfte sich um den unverdaulichen Klumpen eines Frühstückshörnchens, seine Hände zuckten und zitterten vom Kaffee. Er zündete sich eine Zigarette an, um ruhiger zu werden, und starrte durch das Küchenfenster auf den Pferch der Dromedare, in dem eines dieser mottenzerfressenen arabischen Viecher systematisch die Rinde einer Ulme abnagte. Er betrachtete es voller Staunen, als hätte er es noch nie gesehen – die flexiblen Lippen und dieser bescheuerte Blick, die blöde malmenden Kiefer –, und nahm sich insgeheim vor, für die Kamele einen Sonderpreis anzubieten. Die Zigarette schmeckte nach Blech, nach Tod. Irgendwo stieß eine Spottdrossel ihren gellenden, wimmernden Schrei aus.
Die neuen Gäste mußten jeden Moment eintreffen, und bei der Aussicht auf neue Gäste wurde ihm jedesmal ganz anders – es konnten einfach zu viele Dinge schiefgehen. Die Hälfte von ihnen konnte das eine Ende des Gewehrs nicht vom anderen unterscheiden, sie wollten den Brunch zu Mittag und anschließend eine Massage, und sie meckerten über alles und jedes, angefangen bei der Hitze über die Fliegen bis zum Brüllen der Löwen in der Nacht. Schlimmer noch, die meisten wußten offenbar nichts mit ihm anzufangen: die Männer sahen in ihm meist eine Art guten Kumpel im Blaumann und bedachten ihn pausenlos mit lüsternem Grinsen, dreckigen Witzen und verkehrter Grammatik, und die Frauen behandelten ihn wie eine Kreuzung zwischen Oberkellner und Wasserträger. Anfänger und Greenhorns, alle miteinander. Emporkömmlinge. Raffkes. Die Sorte Leute, die Klasse nicht einmal erkannten, wenn sie sie in die Nase biß.
Bernard drückte die Zigarette grimmig in der Kaffeetasse aus, wirbelte auf den Fußballen herum und stürmte durch die Schwingtür hinaus in den hohen dunklen Korridor, der in die Eingangshalle führte. Schon jetzt war es drückend heiß, die Deckenventilatoren rührten vergeblich in der toten Luft rund um seine Ohren, und auf seinen frischrasierten Backenknochen juckte der Schweiß. Er trampelte den Korridor entlang, ein wuchtiger Mann in Wüstenstiefeln und Khakishorts mit zuviel Bauch und einem etwas übereifrigen, tölpelhaften Gang. In der Halle war niemand, auch die Rezeption war unbesetzt. (Espinoza fütterte gerade die Tiere – Bernard konnte von weitem das Kreischen der Hyänen hören –, und das neue Mädchen – wie hieß sie gleich? – war bisher noch nie pünktlich zur Arbeit erschienen. Kein einziges Mal.) Das Haus wirkte menschenleer, obwohl er wußte, daß Orbalina oben die Betten machte und Roland sich irgendwo heimlich einen hinter die Binde goß – aber vermutlich draußen hinter den Löwenkäfigen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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