Game Nights at Tokyo - Bettina Auer - E-Book
SONDERANGEBOT

Game Nights at Tokyo E-Book

Bettina Auer

0,0
4,99 €
1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Annabell will als professionelle Gamerin durchstarten, das ist ihr größter Traum – allerdings hält sie sich bisher gerade so über Wasser und die Followermassen bleiben aus. Als eine dauerhafte Zusammenarbeit mit der japanischen Entwicklerfirma GamesCore in greifbare Nähe rückt, scheint sie in Tokyo ihrem Ziel endlich ein großes Stück näher zu kommen. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht ihr Herz, das beim Anblick des Teamleiters Katzuta verrücktspielt … Ungewollt verfängt sich Annabell in einem gefährlichen Spiel, das sie alles kosten könnte, wofür sie so hart gearbeitet hat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bettina Auer

Game Nights at Tokyo

Gefährliches Spiel

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Impressum

 

© Juni 2023 Seidl, Bettina

Rosenstraße 2

93086 Wörth an der Donau

[email protected]

www.bettinaauer.com

 

Lektorat: Teja Ciolczyk - Lektorat Gwynnys Lesezauber, www.gwynnys-lesezauber.de

Umschlaggestaltung:  Katja Hemkentokrax, www.cover-atelier.de  

Illustration:  Herzkontur - Linda Grießhammer, www.herzkontur.de

 

eBook-Vertrieb: Bookrix

1

 

»…und gestern hat sie wieder die Ablage benutzt! Ich habe ihr bereits zigmal gesagt, dass sie mich vorher fragen soll, wenn sie etwas für die Abteilungsleitung ausdruckt! Dann musste ich … Annabell! Hörst du mir überhaupt zu?«

Nope. Seit zehn Minuten schon nicht mehr, dachte ich, aber stattdessen erwiderte ich: »Ja, natürlich habe ich dir zugehört, Lene.« Da meine Schwester - wie so oft - vergaß, mich beim Spitznamen zu nennen, betonte ich ihren dafür absichtlich.

Marlene verdrehte die braungrünen Augen und warf ihr langes, rotblondes Haar nach hinten. »Wenn du weniger in dein Smartphone starren würdest, wäre alles ein bisschen einfacher«, meckerte meine Schwester.

Um des Friedens willen legte ich besagten Störenfried zur Seite. »Besser?« Ich nahm einen Schluck von meinem Latte Macchiato und widerstand dem Drang, auf meiner Smartwatch nachzusehen, wie viel Zeit wir bereits in diesem in der Münchner Innenstadt liegenden Café verbracht hatten.

Einmal im Monat trafen wir uns hier, wobei Marlene deutlich anzusehen war, dass sie ein anderes Etablissement bevorzugt hätte – allerdings hielt ich an dem Treffpunkt fest. Ich genoss es sogar regelrecht, dass sie jedes Mal diese pikierte Miene zog, sobald wir das Café betraten.

Die Einrichtung war alt, sie erinnerte an die 50er-Jahre, und jedes Mal, wenn ich hier war, entdeckte ich eine neue Kleinigkeit, die mir ins Auge fiel. Sei es das alte Grammofon in der Nähe der Theke oder die goldene Tischlampe, die oben auf einem rustikalen Regal an der Wand stand.

Doch meine Schwester hatte für derlei Dinge keinen Sinn. Unsere Gespräche waren zudem sehr anstrengend, es gab wenig zu lachen und ich war jedes Mal zutiefst erleichtert, wenn wir nach unserem gemeinsamen Kaffee wieder unserer Wege gingen.

Bei unseren Treffen drehte es sich immer um die gleichen drei Themen: Arbeit, Eltern und meine Wenigkeit. Dazu sei gesagt, dass die ersten zwei Punkte nur zur Tarnung dienten, denn immerhin war ich das schwarze Schaf der Familie.

Während meine zwei Jahre ältere Schwester einen geregelten Job, ein fast abgeschlossenes Studium, einen Freund mit ebenso herausragendem Einkommen und eine tolle Wohnung hatte, sah mein Leben in ihren Augen nicht rosig genug aus.

Klar hatte ich einen Job. Sogar zwei. Einen Minijob im Supermarkt und das Einkommen, das ich als Spieletesterin und durch meine Let‘s Play-Videos bekam.

Allerdings war das in den Augen eines Ärztepaares und einer angehenden Anwältin nichts, was vorzeigbar war. Mit meinen vierundzwanzig Jahren hatte ich bisher im Grunde nichts erreicht. Laut ihnen. Und das durfte ich mir einmal im Monat von Marlene unter die Nase reiben lassen.

Meine Eltern sah ich nur an Geburtstagen oder Weihnachten. Sonst hatte ich es bisher immer geschafft, jede noch so unnötige Einladung zu umgehen. Es reicht mir schon, wenn ich mir von meiner Schwester regelmäßig was anhören musste.

»Und? Hast du dich bei der Firma beworben, von der ich dir neulich erzählt habe?«, begann Marlene plötzlich im arglosen Tonfall.

Schnell riss ich mich zusammen, um die Miene nicht zu verziehen.

Auch das noch.

»Ja. Ich hatte sogar ein Vorstellungsgespräch, aber es hat leider nicht geklappt.«

Marlene rührte gerade in ihrem Latte und summte leise eine Melodie, bevor sie einen Schluck aus ihrem Glas nahm. »Ach? Tatsächlich? Weißt du, Nina, die Personalchefin, ist übrigens eine gute Freundin von Clemens. Sie meinte, als wir letztens bei ihr und ihrem Mann zum Grillen eingeladen waren, dass sie von dir keine Bewerbung auf ihrem Tisch hatte. Mhm?«

Ein lautes Stöhnen verließ meine Lippen und ich ließ mich zurück in den Stuhl fallen. »Mein Gott! Ich habe gelogen, sorry! Ich hatte keinen Bock, mich dort zu bewerben! Zufrieden?«

»Annabell, so kann das nicht weitergehen! Nina hätte dich genommen, weißt du das? Ich habe sie auf Knien angefleht, dass sie dir die Stelle gibt, sobald du dich bewirbst. Du brauchst einen Job, einen richtigen, mit regelmäßigem Einkommen! Das im Supermarkt ist doch reine Zeitverschwendung. Außerdem kannst du nicht ständig von den mickrigen Euros leben, die dir ein paar faule Penner für deine unnützen Spielevideos sponsern, weil sie zu unbegabt sind, das Spiel selbst zu spielen! Du verschwendest damit nur goldene Lebenszeit! Und zieh endlich aus! Dass mit Theo und dir ist auf Dauer kein Zustand. Mama meinte, du kannst gerne so lange in deinem alten Kinderzimmer wohnen, bis du etwas Eigenes gefunden hast. Clemens ist Immobilienmakler - er wird dir sicherlich eine Wohnung vermitteln, wenn es so weit sein sollte.«

Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. Ich hatte es satt – so was von! »Ach? Soll ich mich dann auch von ihm flachlegen lassen, damit ich die superschöne Wohnung bekomme, mit dem Blick auf den Englischen Garten? Bist du dir wirklich sicher, dass du bisher die Einzige warst, bei der er diese Nummer abgezogen hat? Wer sagt, dass er das heute nicht noch immer tut? Wissen unsere Eltern überhaupt, dass er von seiner Frau getrennt lebt und einen kleinen Sohn hat? Dass er bisher noch immer nicht geschieden ist? Vater wird durchdrehen, wenn er davon erfährt, dass die perfekte Tochter doch nicht so makellos ist, wie er stets meint!«

Mit jedem Wort war das Gesicht meiner Schwester röter geworden und ich spürte, wie ich vor Genugtuung grinste. Es war mir egal, dass uns die vier alten Damen vom Tisch nebenan missbilligende Blicke zuwarfen und sich die zwei jungen Kellnerinnen am Tresen gerade noch das Lachen verkniffen. Es tat so gut, endlich einmal alles rauszulassen.

»Das … ist nicht wahr! Clemens und ich waren vorher schon zusammen. Es war nur Zufall, dass er ausgerechnet derjenige war, der besagte Wohnung in seinem Katalog hatte! Und eigentlich geht es dich ja nichts an, aber er und ich werden unseren Eltern in einer Woche alles über seinen Sohn und seine Ex-Frau erzählen. Immerhin wollen wir nächstes Jahr im Sommer in Frankreich heiraten. Du darfst gerne dabei sein, wenn wir reinen Tisch machen.«

»Was?!« Ich schrie so laut, dass uns jetzt jeder Gast im Café sein Interesse schenkte. »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du willst doch nicht wirklich diesen Lackaffen heiraten! Wer sagt dir, dass er nicht in drei, vier Jahren die nächste Studentin vögelt und dich mit Kind sitzen lässt?«

Das Gesicht meiner Schwester glühte vor Scham und ich sah lodernden Zorn in ihren Augen. »Annabell! Könntest du bitte aufhören, solch einen Unsinn von dir zu geben? Clemens liebt mich, er würde mir so etwas nie antun! Ja, unsere Beziehung hatte einen sehr holprigen Start, aber das war auch schon alles. Du bist doch bloß neidisch, weil dein Theo eine andere hat! Darum geht es dir doch nur!«

»Das ist überhaupt nicht wahr!«, zischte ich wie eine Schlange zurück, meine Hände umklammerten zitternd mein leeres Glas. »Außerdem mag ich Katja! Sie ist sehr nett!«

Lene lachte kurz auf. »Ja klar.«

Ich verdrehte die Augen. Wortlos stand ich auf, warf das Geld für den Kaffee hin und schnappte mir Smartphone und Tasche.

»Was soll das werden?«, fragte Marlene lachend und schüttelte dabei den Kopf.

»Ich gehe nach Hause. Ich habe die Schnauze voll!«

»Typisch Annabell! Sobald dir etwas unangenehm wird, verschwindest du. Das war schon immer so. Mich wundert es langsam gar nicht mehr, dass du dein Leben nicht auf die Reihe kriegst, denn du versuchst es ja nicht einmal!«

»Das ist überhaupt nicht wahr!« Aufgebracht knallte ich die flache Hand auf den Tisch. »Das ist reiner Selbstschutz, Schwesterherz! Ich habe keine Lust, so ein Leben wie du oder unsere Eltern zu führen. Ständig einem Zwang folgend!«

Marlenes Blick war voller Wut, genauso wie meiner.

»Im Übrigen«, setzte ich noch nach. »Ich hasse Annabell, und das weißt du! Nenn mich gefälligst Ann, wie alle anderen auch! Ach ja, ich werde sicherlich nicht dabei sein, wenn du und dein ach so toller Freund unseren Eltern alles beichtet!«

Ohne auf eine Antwort von Lene zu warten, ging ich.

 

2

 

Ich schloss die Tür zur Wohnung auf und schaffte es gerade noch, dem Besen auszuweichen, der hinter der Tür gestanden hatte. Klappernd fiel er zu Boden. Mit einem tiefen Seufzen hob ich ihn auf und nickte dem Studenten zu, der schräg gegenüber wohnte und gerade seine Wohnung verließ.

Er sah kurz zu mir und erwiderte mein Nicken, anschließend steckte er sich seine Kopfhörer in die Ohren und ging weiter. Ich sah ihm hinterher, überlegte es mir aber dann anders.

Ehrlich gesagt wollte ich ihn schon länger nach seinem Vornamen fragen, aber bis jetzt hatte ich mich das noch nicht getraut. Er sah ganz süß aus - soweit ich es beurteilen konnte, und ich hatte ihn bisher nie mit einem Mädchen oder einem Jungen gesehen.

Sei nicht albern, Ann. Wenn es schiefgeht, musst du ihn trotzdem jeden Tag sehen.

Ich schloss von innen die Wohnungstür und lehnte mich erschöpft dagegen. »Wie immer war dieses Treffen ein Desaster!«, sagte ich laut zu mir selbst.

Ich wusste, dass Theo nicht da war. Es war ein Donnerstagnachmittag und um diese Zeit war er meistens noch in der Uni oder mit seiner Freundin unterwegs.

Ich frage mich, ob er heute überhaupt nach Hause kommt, dachte ich und verzog die Mundwinkel.

Genau genommen hatte meine Schwester völligen Schwachsinn geredet. Zwar wohnten Theo und ich offiziell noch zusammen, jedoch kam er nur alle zwei oder drei Wochen vorbei, um zu sehen, wie es mir ging. Die meiste Zeit schlief er bei Katja und seine Eltern bezahlten brav die Wohnung weiter. Wieso?

Nun, Theos Eltern wussten nicht, dass wir nicht mehr zusammen waren. Mich hatten sie, im Gegensatz zu meinen Eltern, sehr wertgeschätzt und mein Ex wusste, dass sie wegen der Trennung nicht begeistert wären.

Theo und ich hatten beschlossen, dass wir diese Scharade noch eine Weile aufrechterhalten würden, bis er dieses Semester beendet hatte. Danach würde er zu seinen Eltern in die Nähe von Köln fahren und dort gestehen, dass wir uns getrennt hatten.

Ich habe also noch drei Monate, um mir eine Alternative zu überlegen. Hoffen wir mal, die WG-Zimmer zur Besichtigung am Sonntag sind etwas für mich, dachte ich und mahlte mit den Zähnen.

Eigentlich hätte ich die Wohnung gerne behalten, jedoch konnte ich sie mir allein unmöglich leisten. Noch dazu hatten Theo und ich hier viel gemeinsame Zeit verbracht, was ein zusätzlicher Punkt war, sie aufzugeben.

Ich ließ meinen Blick durch die winzige Wohnung schweifen.

Links von mir befand sich das kleine Bad, in dem man sich nur schwer umdrehen konnte. Rechts von mir war die noch beengtere Kochnische, die nur aus einem Kühlschrank, einem Waschbecken, einer Herdplatte und einer Arbeitsplatte bestand. Benutzt wurde die Küche sowieso selten, denn ich kochte nicht – gehörte nämlich nicht zu meinen Stärken.

Dann sah ich zum Herzstück meines bescheidenen Heims. Dort standen eine Schlafcouch, der Fernseher, an dem meine Spielkonsolen angeschlossen waren, und ein riesiger Schreibtisch mit zwei Bildschirmen; direkt vor der Glasfront meines Balkons, der auf eine kleine Grünanlage des Wohnblocks zeigte. Hier und da lagen Kleinigkeiten herum, dennoch war es im Grunde ordentlich.

Die meiste Zeit verbrachte ich auf der Couch beim Zocken an den Konsolen. Da ich meine Videos hauptsächliche dort aufnahm, lag mein Equipment zum Aufnehmen immer griffbereit auf dem Beistelltisch neben der Couch.

Am PC schnitt ich die Videos zusammen und lud sie hoch. Heute musste ich noch zwei fertig bearbeiten, weswegen es jetzt an der Zeit war, mich nun an den Computer zu setzen und loszulegen.

Mit einem lauten Seufzen ließ ich mich in den ledernen Computerstuhl fallen.

Die fast 2.000 Euro haben sich wirklich gelohnt!

Ich schaltete die beiden Bildschirme ein. Sofort sah ich, dass ich einige Nachrichten über meinen Streaming-Account erhalten hatte. Doch bevor ich mich denen widmete, ging ich auf Instagram online, denn schon im Café hatte ich bemerkt, dass er mir geschrieben hatte. Allerdings hatte ich mich in der Gegenwart meiner Schwester nicht getraut, ihm zu antworten. Mit schnell klopfendem Herzen rief ich die Message von Seyto_plays auf.

Die Nachricht war kurz, ein Link war angehängt.

»Ein absoluter Geheimtipp! Wurde gerade von GamesCore bekannt gegeben. Sieh es dir an!«, las ich und runzelte die Stirn.

Die Firma kannte ich. Sie war seit zirka fünfundzwanzig Jahren im Geschäft, ich hatte schon das ein oder andere Spiel aus ihrem Studio gespielt. Hauptsächlich entwickelte die Firma, die in Japan ihren Hauptsitz hatte, Japan-Role-Playing-Games, kurz JRPG’s, für PC und Konsole.

Ich wusste auch, dass sie seit einigen Jahren an einer neuen Spielkonsole arbeiteten, doch bis jetzt war dazu nicht mehr bekannt gegeben worden.

Vielleicht hat sich das ja doch im Sande verlaufen.

Ich klickte auf den Link, sofort öffnete sich vor mir die neue Seite, die mein Browser augenblicklich von Japanisch ins Deutsche übersetzte. Aufmerksam las ich und bemerkte, dass in der Mitte des Beitrags ein englischsprachiges Video eingebettet war.

Ich startete es und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Zuerst war nur ein schwarzer Bildschirm zu sehen, dann erschien das Logo der Firma und im nächsten Moment wich es einem weißen Hintergrund.

Dort lag der Fokus auf einem Podest, auf dem irgendetwas stand. Die Kamera im Video zoomte näher heran und dann erkannte ich es: eine Spielkonsole. Verwirrt sah ich genauer hin.

Sie wirkte auf den ersten Blick recht klobig und sah aus wie ein schief geratener Würfel mit schrägen Kanten – unwillkürlich legte ich den Kopf zur Seite. Plötzlich begann eine körperlose Stimme zu sprechen und die Kamera schwenkte weiter über die Konsole.

Die Stimme stellte das Gerät als GamesPart vor und erklärte auch, dass man nach fast vierjähriger Planungs- und Entwicklungsphase endlich in die Testphase übergehen könnte. Es wären sogar schon einige Spiele dafür in Entstehung, die so gut wie fertig wären.

»Und jetzt kommt ihr ins Spiel«, sagte die Stimme und ich horchte auf. »Wir suchen zehn Tester, die bereit sind, die Konsole auf Herz und Nieren zu prüfen. Da jedoch alles unter strenger Geheimhaltung geschehen muss, habt ihr jetzt die einmalige Chance, einen 3-Monats-Vertrag bei GamesCore zu gewinnen. Dafür müsst ihr nur das Minispiel, das unten in der Beschreibung angehängt ist, bestehen. Wer den Highscore knackt und es somit unter die zehn Besten schafft, qualifiziert sich für die Testphase in Japan. Euch erwarten drei Monate exklusive Einblicke, eine überaus stattliche Bezahlung und ein Erlebnis, das ihr nie wieder vergessen werdet.«

Das Video endete, ich starrte auf den Bildschirm.

»Ist das ihr Ernst?«, dachte ich laut und stieß erstmal die Luft aus. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich etwas Derartiges jemals von einer anderen Firma gehört hatte. Soweit ich wusste, hatte GamesCore feste Testspieler, so wie viele andere auch, und von außen einen Platz zu ergattern, wurde immer schwerer. Das hier glich einer goldenen Eintrittskarte!

Plötzlich ertönte ein Ping, was mich aus meinen Gedanken riss. Ich sah oben im Tab, dass bei mir eine Nachricht auf Instagram eingegangen war. Von Seyto.

Ohne lange zu überlegen, wechselte ich die Seite und las, was er mir geschrieben hatte: »Hast du dir das Video schon angesehen?«

Schnell antwortete ich. »Ja klar! Aber das ist doch ein Witz, oder? Du bist doch bei ihnen angestellt. Hast du das gewusst?«

»Nein. Ich war genauso überrascht. Zwar habe ich ab und an etwas unter der Hand mitbekommen, dem jedoch keine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich finde es ehrlich gesagt gut, dass sie Spieler von außen holen wollen. Sogar wir Stammtester dürfen daran teilnehmen, jedoch hat nur einer von uns die Chance auf einen Platz, um alles fair zu halten. Machst du auch mit?«

Ich blies kurz die Backen auf.

»Äh, ne. Ich weiß nicht. Ich komme bestimmt nicht mal unter die besten Hundert. Am Schluss blamiere ich mich nur. Außerdem habe ich in zwei Stunden einen Live-Stream, den ich noch vorbereiten muss. Und eigentlich wollte ich jetzt Videos schneiden, damit ich morgen nicht mehr so viel zu tun habe.«

»Das dauert echt nicht lang, Ann! Vielleicht fünfzehn Minuten? Es ist ein banales Mini-Game. Voll easy, wenn du mich fragst ;)«

»Ich weiß nicht …«

»Ach komm! Probiere es einfach aus! Vielleicht schaffst du es ja unter die besten Zehn. Stell dir vor, du wirst für die Testphase nach Tokyo eingeladen, dann könnten wir uns endlich mal live sehen :D«

Bei diesen Worten musste ich hart schlucken, denn damit hatte er einen Nerv bei mir getroffen.

Vor zwei Jahren hatten Seyto und ich angefangen zu chatten, nachdem er einen meiner Beiträge kommentiert hatte, bei dem ich zugegeben hatte, dass ich schon lange insgeheim Fan von ihm war. Seitdem schrieben wir privat fast täglich miteinander.

Er war ein hübscher Kerl, drei Jahre älter als ich und lebte in Japan, genau genommen in Tokyo. Er besaß seinen Account seit sechs Jahren und gehörte zu den bekanntesten Gamern auf der Welt. Und er schrieb mit mir! Ein Umstand, der mir noch immer Herzrasen bescherte.

Ich seufzte tief und warf den Kopf in den Nacken. »Ach, scheiß drauf.«

»Na gut«, schrieb ich zurück, »ich werde mein Glück versuchen. Sag aber nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte, wenn ich total ablose.«

Schon bald schickte er mir einen Lachsmiley, mit den Worten: »Nein, das glaube ich nicht. Du wirst bestimmt unter die zehn Besten kommen. Vertrau mir.«

»Ich melde mich später nochmal«, schrieb ich und verließ die Seite.

»Also gut, blamiere ich mich eben«, flüsterte ich, setzte mein Headset auf und klickte auf den Link, der mich sofort zu dem Mini-Spiel weiterleitete.

Na, dann wollen wir mal …

 

3

 

»…könnt ihr gerne einen Like dalassen, wenn euch das Video gefallen hat. Euch noch eine schöne Zeit, wir sehen uns bald wieder. Eure Ann von Ann‘s playtime.«

Ich beendete die Aufnahme und ließ mich erschöpft auf die Couch sinken. Es war halb vier am Morgen und ich hatte gerade das letzte Let‘s Play-Video fertiggestellt. Das hieß, ich konnte vormittags in Ruhe die Videos bearbeiten, hochladen und danach die nächsten Tage planen.

Da ich auch nicht zu meinem Minijob musste, gönnte ich es mir, ein bisschen auszuschlafen. Ich schaltete den Fernseher aus, ging ins Bad, um mich fürs Bett herzurichten, und machte es mir danach auf meiner Couch bequem. Es dauerte nicht lange, da fielen mir die Augen zu.

 

Plötzlich blendete mich das Sonnenlicht so stark, dass ich einen Schrei von mir gab und dabei beinahe von der Couch fiel.

»Aufstehen, Schlafmütze«, ertönte Theo mit fröhlich trällernder Stimme, und riss im nächsten Moment die Balkontür auf, um die kühle Märzluft hereinzulassen. In ein paar Tage würde der April an die Tür klopfen und ich freute mich schon darauf, wenn es endlich wärmer werden würde.

»Theo …«, würgte ich hervor, die Decke dabei über den Kopf ziehend. »Es ist viel zu früh.«

»Früh? Es ist kurz nach zwölf, meine Liebe«, sagte er.

Mit einem Schlag war ich hellwach. »Was?!« Ich griff nach meinem Smartphone, das neben mir auf dem Tisch lag, und sah aufs Display. »Mist! Der Wecker um halb zehn hat nicht geklingelt. Och Mann! Dabei wollte ich noch so viel machen!« Ich stöhnte auf und raufte mir die Haare.

Theo seufzte und ich sah zu ihm. Er lehnte lässig an meinem Schreibtisch und grinste mich an. Sein braunes Haar war wie immer top gestylt, er trug das T-Shirt einer Metal-Band aus Schweden, die wir schon live gesehen hatten, und dazu eine dunkelblaue Jeans. Seine hellblauen Augen glitzerten vergnügt und er strich sich nachdenklich über den Dreitagebart. Theo war für einen Mann klein und überragte mich vielleicht um einen halben Kopf.

Er und ich waren in vielen Dingen gleich, jedoch hatten sich in den fast vier Jahren, in denen wir zusammen gewesen waren, nach und nach einige unserer Gemeinsamkeiten geändert.

Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass wir uns getrennt haben. Ich schob den Gedanken weit von mir.

»Na schön. Dann muss ich eben alles im Schnelldurchlauf erledigen.« Ich erhob mich von der Couch und streckte mich.

»Ich kann dir helfen, wenn du magst. Du weißt selbst, dass ich gut darin bin, Videos zu schneiden.«

»Wirklich? Das würdest du tun?«

»Na klar«, erwiderte er und zuckte mit den Schultern. »Ich habe Zeit.«

Ich zog die Stirn kraus. »Was machst du eigentlich hier?«

»Falls du es vergessen hast, du treibst immer noch in meiner Wohnung dein Unwesen. Ich kann also kommen und gehen, wann ich will«, sagte Theo galant.

Ich zuckte mit den Mundwinkeln. »Ja, das weiß ich doch. Aber du hast mir gestern nicht geschrieben, dass du kommst, sonst hätte ich mir einen zweiten Wecker gestellt«, entgegnete ich eine Spur zu trotzig.

Er hob abwehrend die Hände in die Luft. »Sorry! Katja hat heute Morgen erst entschieden, dass sie mit ihren Freundinnen zum Wandern in die Berge fährt. Du weißt ja, das ist absolut nicht meins. Da dachte ich mir, ich komme bei dir vorbei.«

Ungewollt musste ich grinsen. »Du willst ja nicht mal durch den Englischen Garten spazieren gehen, wieso solltest du dann auf einen Berg steigen?«

»Richtig. Du hast es erfasst«, neckte er mich augenzwinkernd. »Außerdem habe ich heute keine Vorlesungen und mein Kopf ist vom ständigen Lernen nur noch wie Brei.«

»Ich ziehe mich kurz an, dann können wir mit der Arbeit anfangen, okay?«

»Lass dir ruhig Zeit«, sagte mein Ex, der weiterhin an meinem Schreibtisch lehnte und mich anstrahlte.

Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich das Bad, nachdem ich in der Kommode an der Wand neue Kleidung hervorgekramt hatte. Ich schaltete das Wasser ein und wartete, bis es warm genug war, um zu duschen, doch vorher steckte ich mir meine Haare hoch. Sie jetzt noch zu waschen und danach zu föhnen, dafür fehlte mir einfach die Zeit, besonders, wenn Theo vor der Tür wartete.

Nach der Dusche trat ich vor den Spiegel und wischte mit der Hand den Wasserdampf vom Glas. Ein rundliches Gesicht, umrahmt von wild abstehenden rotbraunen Locken, blickte mir entgegen. Die grünblauen Augen waren von dunklen Schatten untermalt und meine Sommersprossen wirkten blass.

Ich muss dringend mehr rausgehen, nahm ich mir vor und bürstete mir grob die Haare durch, bevor ich meine alten Klamotten in den übervollen Wäschekorb stopfte und in frische Kleidung stieg. Noch schnell die Zähne geputzt, dann verließ ich das Bad.

»Ich bin fertig«, flötete ich.

Theo hatte derweil auf der Couch Platz genommen und tippte etwas in sein Smartphone. »Fangen wir an?«

»Ja, aber nur, wenn du mir versprichst, nach deiner Arbeit mit mir ins Kino zu gehen.«

»Echt jetzt?« Ich lachte auf. »Okay. Allerdings wähle ich den Film aus. Der letzte war einfach nur furchtbar.«

»Hast du was gegen meine Zombies?«, fragte er keck.

Mir blieb nur ein Kopfschütteln. »Na ja, ab und zu ist es mal ganz nett, allerdings nicht ständig. Ich glaube, ich habe während der letzten fünf Jahre jeden erdenklichen Film aus diesem Genre mit dir gesehen.«

Er grinste frech zurück. »Na komm. Bringen wir es hinter uns.«

 

*

 

»So unrealistisch! Ich meine, wie kann sie sich nur für ihn entscheiden? Er ist einfach ein mieser Kerl, der nur an sich selbst denkt. Argh!« Ich blies mir eine störende Strähne aus dem Gesicht und steckte mir einen Löffel voll Zitroneneis in den Mund. »Ich meine«, zeterte ich weiter, »ich verstehe nicht, wieso man so naiv sein kann. Ich hätte ihm gleich nach der ersten Begegnung einfach eine geklatscht. Was meinst du?«

Ich schielte zu Theo, der neben mir auf der Bank saß und völlig entspannt die Menschen beobachtete, die hier die überfüllte Fußgängerzone rauf und runter schlenderten. Er aß wie immer zwei Kugeln: Schokolade und Kokosnuss. Und wie so oft ließ er sich mit der Antwort Zeit.

Ich zog derweil eine Schnute, nahm erneut einen Löffel von meinem Eis und starrte hinauf in den bewölkten Himmel. Hier und da lugte die Sonne hindurch und ich sah, wie ein Flugzeug in Richtung Osten über die Stadt flog.

Vielleicht sitzt du ja in einigen Wochen in einer Maschine, die dich nach Japan bringt?

»Ich weiß nicht. Ich denke eher, die beiden hatten einfach nur einen schlechten Start. Sie werden sich schon zusammenraufen. Außerdem, was beschwerst du dich eigentlich? Immerhin hast du den Film ausgesucht«, sagte er trocken und kratzte den letzten Rest Eis aus seinem Becher.

»Ja, sorry! Ich dachte nicht, dass hinter dem Titel eine so öde Story steckt«, entschuldigte ich mich und warf unsere leeren Becher in den Mülleimer neben mir. »Das nächste Mal darfst du wieder wählen, okay? Mir ist gegen diesen Schund echt jeder Zombiefilm recht.«

»Ann.« Plötzlich trat ein trauriger Ausdruck in Theos Gesicht, der mir nicht behagte. »Es tut mir leid, dass wir uns getrennt haben. Wirklich. Ich … Ich wünschte, es hätte nicht sein müssen.«

Wieso fängt er jetzt damit an?

Äußerlich versuchte ich, meine lockere Haltung zu wahren, innerlich jedoch kämpfte ich sehr, nicht nervös mit dem Fuß zu wippen.

»Ach das … Ich meine, es war doch klar, dass es nicht ewig halten wird. Ich war damals neunzehn und du zwanzig, die erste große Liebe hält doch meist nicht für immer. Von daher, alles gut, Theo«, sagte ich schnell. Ich wollte die Sache einfach unter den Teppich kehren, wie so oft.

Wir waren nicht mehr zusammen. Punkt. Was gab es da noch zu reden? Wir hatten uns in Freundschaft getrennt – und genauso war unser Beziehungsstatus jetzt: Freunde.

»Ann, bitte. Ich war ein Trampel, als ich dir von einem Tag auf den anderen gesagt habe, dass ich keine Beziehung mehr möchte. Es war falsch. Wir hätten zuerst darüber reden sollen, wieso, weshalb und nicht … so verfahren, wie wir es jetzt tun. Ich fühle mich jedes Mal mies, wenn ich nach einem Treffen mit dir zu Katja gehe.«

»Theo, du musst dir das nicht so zu Herzen nehmen. Es ist völlig in Ordnung für mich. Wir sind seit über einem Jahr getrennt. Klar, die Wohnsituation ist nicht gerade die beste, aber ich habe mich schon nach etwas Neuem für mich umgesehen. In zwei Tagen habe ich gleich zwei Besichtigungen für ein WG-Zimmer, eventuell klappt es ja. Dann laufen wir uns nicht mehr so oft über den Weg und du kannst deine Wohnung wieder ganz für dich allein haben.«

»Was wäre, wenn du die Wohnung übernimmst? Vielleicht kann ich mit meinen Eltern reden, dass sie erst einmal einen Teil davon weiterzahlen?«, schlug er plötzlich vor.

Die Idee war mir zwar auch schon gekommen, aber … »Nein. Das wäre falsch. Ich möchte mit uns abschließen können. Wenn ich die Wohnung übernehmen würde, hätte ich nicht endgültig das Gefühl, dass es das zwischen uns war, verstehst du?«

Theo nickte und stieß erleichtert die Luft aus. »Ja, du hast recht. Es wäre keine gute Idee.«

Ich bemühte mich um ein Lächeln und boxte ihm gegen den Arm. »Aber wir können uns ja trotzdem hin und wieder treffen, wenn du magst. Natürlich nur, wenn Katja nichts dagegen hat.«

»Du weißt selbst, dass sie dich sehr mag. Obwohl du mit deiner Art gerne mal anderen vor den Kopf stößt«, neckte er zurück.

Empört zog ich eine Grimasse. »Hey! Das war gemein!«

»Aber es ist die Wahrheit, Ann. Ab und an ist es wirklich nicht leicht mit dir. Während Katja zweimal überlegt, was sie sagen soll, sprudelt aus dir alles auf einmal heraus. Das solltest du langsam wirklich in den Griff bekommen.«

Ich seufzte entnervt. »Danke. Wenn du weiter so nett über mich redest, überlege ich mir ernsthaft, ob ich nach meinem Auszug überhaupt noch Kontakt zu dir möchte.« Etwas pikiert verschränkte ich die Arme vor der Brust und starrte in den Himmel. Ich beobachtete die Wolken, die verschiedene Formen in das Blau des Firmaments malten.

»So habe ich das nicht gemeint.« Plötzlich flüsterte er: »Es gibt viele Eigenschaften an Katja, die ich liebe, die ich an dir immer vermisst habe. Aber es gibt eine, die du besitzt, sie aber nicht – und das habe ich stets an dir bewundert. Deine Verträumtheit. Die Art und Weise, wie du die Welt siehst und mit ihr agierst. Ich denke, das war auch der Grund, wieso ich mich in dich verliebt habe.«

»Ach? Hast du mir deswegen damals den Drink übers Shirt geschüttet?«, frotzelte ich, um die Situation aufzulockern. Das Gespräch wurde mir langsam unangenehm. Ich wollte es nicht wissen, vor allem jetzt nicht mehr. Dennoch … »Wieso hast du dich dann getrennt, Theo? Wir hätten damals über alles reden können, aber das wolltest du ja nicht. Und jetzt ist es zu spät. Du hast bereits eine neue Freundin und ich komme gut allein zurecht.«

Oder so halbwegs, fügte ich in Gedanken hinzu.

»Weil es mir damals alles zu viel wurde. Ja, ich weiß, dass du einen Traum hast und ihn erreichen willst, aber ich verstehe auch deine Schwester, wenn sie sagt, dass ein richtiger Job nicht verkehrt wäre. Es ist schön, dass du einen Minijob hast, aber auf Dauer wird dir das nicht reichen. Und das hat mir Angst gemacht, dass ich eines Tages für uns beide allein aufkommen muss und es nicht kann. Außerdem hast du dich fast gar nicht mehr für mich oder mein Studium interessiert und du … Du hast dir überhaupt keine Mühe mehr gegeben, irgendwie meine Liebe für dich zu erhalten.«

Ich atmete tief durch und wandte ihm den Blick wieder zu. Theos Niedergeschlagenheit war ihm deutlich anzusehen. Dieses Gespräch tat ihm genauso wenig gut wie mir, allerdings war es endlich an der Zeit, es zu führen.

»Okay, wow. Wenigstens bist du ehrlich, was das angeht. Weißt du, ich hatte es so satt, dass du ständig nur von dir geredet hast, deinen Kommilitonen, deinen Vorlesungen und deinen Professoren. Ich konnte es einfach nicht mehr hören. Und ja, ich weiß, dass ich mehr aus meinen Leben machen könnte. Aber-«

»Es gibt eben keinen richtigen Job, der dich länger als drei Monate interessiert, ich weiß«, beendete er meinen Satz und seufzte schwer. Er vergrub den Kopf in den Händen und fuhr sich durch sein Haar. »Aber so kann es nicht weitergehen, das weißt du, oder? Du kannst nicht immer einem Traum hinterherjagen, der sowieso nicht wahr wird, Ann.«

»Du redest schon genauso wie meine Eltern und Lene«, meckerte ich und spürte, wie die Wut in mir hochkochte. Ich wollte das verdammt nochmal nicht hören!

Plötzlich ertönte mein Smartphone und ich war deswegen im ersten Moment so irritiert, als mir Mein kleiner grüner Kaktus um die Ohren flog, dass ich Theo zwei Sekunden anstarrte, bis ich es hervorholte.

Frieda.

Ich runzelte die Stirn, als ich den Namen las. Frieda war eine Followerin der ersten Stunde und seit gut drei Jahren waren wir befreundet, schrieben viel privat oder telefonierten miteinander. Dennoch war ich überrascht, als ich ihren Namen las.

Ich ging ran und sofort kreischte sie mir ins Ohr: »Ann! Das ist ja unglaublich! Ich freue mich sooo für dich!«

»Äh … Hallo Frieda?«, begrüßte ich sie verdattert und hielt mir das Smartphone eine halbe Armlänge vom Ohr weg, da sie mit ihrer hohen Stimme so dermaßen laut sprach, dass ich jetzt schon ein Klingeln in meinem Kopf hörte.

»O mein Gott! Wie fühlst du dich? Bestimmt bist du mega geflasht! Das wäre ich auf jeden Fall an deiner Stelle! Du bringst mir aber schon etwas mit, oder?«, redete sie munter weiter.

Erstaunt wandte ich meinen Blick Theo zu, der genauso verwirrt dreinsah, wie ich mich fühlte. »Äh, Frieda? Ich freue mich zwar immer, wenn du mich anrufst, aber worum genau geht es?«, wagte ich, zu fragen.

Eine Sekunde später stieß meine Freundin einen so schrillen Schrei aus, dass uns sogar einige der Passanten empört ansahen.

»Frieda! Ich bin gerade unterwegs, also bitte. Wenn es nichts Wichtiges ist, dann rufe ich dich später zurück, sobald ich zu Hause bin«, zischte ich ins Telefon und seufzte frustriert auf.

»Du bist dabei!«