Grappa und der Tod aus Venedig - Gabriella Wollenhaupt - E-Book

Grappa und der Tod aus Venedig E-Book

Gabriella Wollenhaupt

4,4

Beschreibung

Mord in Bierstadt führt Grappa zum Tod in Venedig Drei Leichen in der Bierstädter Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes: Der DGB-Chef und zwei Frauen, die dem Hobbymaler als ›Musen‹ dienten, wurden erschossen. Reporterin Maria Grappa glaubt zunächst an Rache der Arbeiterklasse, doch dann schlägt der Mörder ein zweites Mal zu. Neben dem toten Mundartdichter Karl Krawottki findet Grappa eine venezianische Maske. Und noch andere Spuren führen nach Venedig, wo sich die rothaarige Journalistin, ein sensibler Komponist, ein knochenharter Staatsanwalt und ein schöner Koch ein spannendes Versteckspiel liefern.

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Jansen grinste, als er den Artikel gegenlas. »Du willst tatsächlich eine Dienstreise nach Venedig rausschinden, Grappa-Baby.«

»Wieso rausschinden?«, tat ich beleidigt. »Ich weiß gar nicht, was du hast. Alle Spuren führen nach Venedig. Das sieht ja wohl ein Blinder!«

»Du denkst zu eindimensional. Vielleicht haben die Morde mit den Mädchen zu tun«, gab Jansen zu bedenken. »Ein eifersüchtiger Freier. Beide Männer hatten schließlich was mit den Zwillingen.«

»So ein Quatsch«, entgegnete ich. »Ein Freier bringt die Nebenbuhler um, aber nicht die Objekte seiner Begierde. Außerdem ist der Fall nicht so platt.«

»Aber, Grappa! Platter geht es doch wohl kaum. Eine Knarre und bumm, bumm!« Jansen zielte mit seinem Arm auf mich und drückte ab. Ich zuckte zusammen.

*

Drei Leichen in der Bierstädter Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes: Der DGB-Chef und zwei Frauen, die dem Hobbymaler als ›Musen‹ dienten, wurden erschossen. Reporterin Maria Grappa glaubt zunächst an Rache der Arbeiterklasse, doch dann schlägt der Mörder ein zweites Mal zu. Neben dem toten Mundartdichter Karl Krawottki findet Grappa eine venezianische Maske. Und noch andere Spuren führen nach Venedig, wo sich die rothaarige Journalistin, ein sensibler Komponist, ein knochenharter Staatsanwalt und ein schöner Koch ein spannendes Versteckspiel liefern.

*

E-Book © 2013 by GRAFIT Verlag GmbH

Originalausgabe © 2004 by GRAFIT Verlag GmbH

Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund

Internet: http://www.grafit.de/

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagillustration: Peter Bucker

eISBN 978-3-89425-994-5

Gabriella Wollenhaupt

Die Autorin

Gabriella Wollenhaupt, Jahrgang 1952, arbeitet als Fernsehredakteurin in Dortmund.

Als Kriminalschriftstellerin debütierte sie im Frühjahr 1993 mit Grappas Versuchung.

Personen

Michelangelo Baci ein Mann mit Möglichkeiten

Betty Blue ist schlauer als jeder Mann

Anton Brinkhoff ein Mann mit Moral

Kati Fidibus Mann muss sie mögen

Veronica Franco liebt Männer und Musik

Maria Grappa liebt Mann und das Melodram

Ansgar Hunze ein Mann mit Macken

Lotte Hunze vermisst keinen Mann

To Dinh Huong will keinen Mann

Puppa und Rosi Ischenko brauchen Männer mit Geld

Peter Jansen ein Mann, der Fakten sehen will

Karl Krawottki sollte Mann wirklich nicht lesen

Bob Rabatt eher Macho als Mann

Anneliese Schmitz backt sich ihren Mann

Ben Wiesengrundel

Sie werden bezahlen.

aus: Thomas Mann

Maybe I didn't treat you

Quite as good as I should have

Maybe I didn't love you

Quite as often as I could have

Little things I should have said and done

I just never took the time

You were always on my mind

gesungen von Elvis Presley

Frauengespräche

»Weißt du, Grappa«, sagte Kati, »du hättest nicht Journalistin, sondern Psychologin werden sollen.«

»Ach was?«, wunderte ich mich. Dass mir jemand Einfühlungsvermögen unterstellte, passierte nicht oft. »Wie kommst du denn da drauf?«

»Du bist eine, die um die Ecke denken und sich mit Gestörten voll identifizieren kann, weil sie ihnen geistig nahe ist.«

»Herzlichen Dank«, meinte ich eingeschnappt. »Schön, dass ich endlich mal erfahre, dass du mich für bekloppt hältst.«

»Tu ich doch nicht! Aber neurotisch bist du schon ein bisschen.«

»Meine Neurosen machen das Leben bunt.« Ich griff zum Wein. »Zumindest meins.«

Kati hob das Glas und prostete mir zu. Ich hatte italienisch gekocht und das passende Getränk besorgt: einen leichten Rosé aus dem ›sonnendurchfluteten‹ Friaul – so stand es wenigstens auf dem Etikett. Sonnendurchflutet wäre jetzt schön gewesen – draußen goss es in Strömen.

»Ich mag dich jedenfalls.«

»Hast du nicht schon eine Mutter?«, muffelte ich.

»Klar, aber die versteht mich nicht.«

»Und ich verstehe dich?« Rührung stieg in mir auf und ich schob ihr die Schüssel mit dem Nachtisch hinüber.

»Irgendwie schon. Du gehst prima auf mich ein und nimmst mich ernst.«

»Du stellst mein psychologisches Können allerdings oft auf eine harte Probe. Und meine Geduld. Kann mir gut vorstellen, dass deine Mutter sich mit dir schwer tut. Allein deine vielen Männergeschichten! Die halten ja sogar mich ordentlich auf Trab!«

»Jeder Mensch muss jemanden haben, dem er sich anvertrauen kann und der ihm gute Ratschläge gibt. Und ich hab dafür dich.«

Jetzt hatte mich die Rührung tatsächlich vollständig im Griff. »Mach ich doch gern«, behauptete ich. »Aber im Ernst: Wenn jemand psychologisch betreut werden muss, dann sind es deine abgelegten Lover.«

»Echt?« Kati tat überrascht. »Soll ich sie zu dir in die Sprechstunde schicken?«, grinste sie.

»Ich glaube nicht, dass ich die wieder alltagstauglich recyceln kann«, entgegnete ich. »Aber ich geb's zu: Die letzten neuneinhalb Wochen waren wirklich prickelnd. Du solltest einen Roman drüber schreiben!«

»Den schreibst du«, erklärte Kati und löffelte sich das Tiramisu mit einer affenartigen Geschwindigkeit in den Mund. »Ich mache einfach weiter, erzähl dir alles und du machst einen tollen Sex-Roman daraus. So einen ähnlichen wie diesen Schocker aus Frankreich. Von der Millet – oder wie die Mutter heißt. Sie hatte manchmal fünfzehn Männer am Tag und ...«

»Die kann dem Weihnachtsmann erzählen, dass sie Spaß dabei hatte«, unterbrach ich Kati.

»Mit dem hat sie es bestimmt auch getrieben«, kicherte sie.

»Die Frau mochte keine Männer mit Bart«, sagte ich – ohne es wirklich zu wissen. »Und ein Buch schreibe ich über dein Sexualleben bestimmt nicht. Schriftsteller sollten nur über das schreiben, was sie selbst erlebt haben – habe ich mal irgendwo gelesen. Nur dann wird es richtig gut.«

»Dann wirst du wohl nie einen erotischen Roman zu Stande bringen, Grappa!«

»Könnte sein«, stimmte ich milde zu. »In meinem Alter schreiben die Frauen eher Kochbücher oder fangen mit dem Sammeln von Insel-Büchern an.«

»Stimmt!« Kati deutete auf das kleine Regal, in dem ich meine ›Schätze‹ aufbewahrte. »Hast du die Schinken wenigstens durchnummeriert?«

»Brauche ich nicht. Die haben schon fortlaufende Nummern.«

»Apropos Nummer! Wann warst du eigentlich das letzte Mal verliebt?«

»Das ist schon Lichtjahre her.«

»Was ist eigentlich Liebe?«

O je, immer diese Sinnfragen!

»Keine Ahnung«, gab ich zu. »Ich denke, dass man Liebe schon merkt. Bis dahin ist Erotik ja auch sehr schön.«

»Also Sex!«

»Pass mal auf, Kati.« Ich nahm noch einen Schluck Rosé. »Ich will dir mal den Unterschied zwischen plattem Sex und erstklassiger Erotik erklären. Sex ist die Rein-raus-Nummer und Erotik ist ...« Ich suchte nach den passenden Worten.

»Nicht die Rein-raus-Nummer?«, fragte sie scheinheilig.

»Erotische Anziehung hat nicht unbedingt etwas mit der Lust auf einen Koitus zu tun. Den bringt ja nun fast jeder Mann auf die Reihe, wenn er körperlich einigermaßen fit ist. Bei Erotik geht es um eine Geschichte zwischen zwei Menschen. Er sieht ihren Nacken, in dem sich eine Locke kringelt, und wird sofort hart. Oder er sieht, wie sie den Tropfen ableckt, der an einem Weinglas herunterläuft, und stellt sich ihre Zunge woanders vor. Oder sie sieht seine Hände den Hals eines Pferdes streicheln und würde ihr Leben dafür geben, wenn seine Hände an oder in ihr wären ... So in etwa. Kapiert?«

»Ich hab noch nie einen Mann getroffen, der ein Pferd dabeihatte.«

»Du kannst das Pferd auch gegen einen Porsche tauschen«, lachte ich. »Dann streichelt er eben das Armaturenbrett. Vorgestern hab ich zufällig an einer Tankstelle neben einem attraktiven Mann gestanden, der den Tankkolben sehr elegant in den Einfüllstutzen seines Wagens senkte. Wir sahen uns voll in die Augen und dachten beide dasselbe.«

»Und?«

»Was ›und‹?«

»Wie ging's aus?«

»Wir lächelten uns an und zogen unserer Wege.«

»Und das ist für dich Erotik?« Kati schaute mich erstaunt an.

»Ja. Weniger erotisch war allerdings, dass ich nach dem Tanken das Bezahlen vergaß und es erst merkte, als ich schon wieder ein paar hundert Meter gefahren war. Der Tankwart war gerade dabei, der Polizei meine Autonummer durchzugeben, aber ich konnte die Sache noch hinbiegen.«

»Hört sich eher nach Alzheimer an. Stell dir mal vor, der Typ wäre dir gefolgt ... oder du ihm!«

»Genau. Und unsere Stoßstangen hätten sich zärtlich berührt ... bei hundertzwanzig Stundenkilometern«, ließ ich mich mitreißen.

»Und plötzlich das!« Kati sprang auf, riss die Arme auseinander und klatschte laut in die Hände: »Piff, paff! Eure Tanks fangen Feuer, er rettet dich in letzter Sekunde aus dem brennenden Wrack ...«

»Ach, Kati«, seufzte ich. »Er hätte wohl eher seinen Laptop oder den Aktenkoffer gerettet als mich. Wenn's drauf ankommt, bleibt bei Männern die Romantik als Erstes auf der Strecke! Außerdem gibt's schon genug Unfälle und Staus auf der A 1.«

Doch so schnell gab Kati nicht auf. »Okay. Dann eben kein Unfall. Vielleicht wäre er dir bis zum nächsten Parkplatz gefolgt ... und dann hättet ihr euch die Kleider vom Leib gerissen.«

»Bei dem Wetter? Es regnet seit Tagen.«

»Und während ihr es treibt, kommen im Radio die Verkehrsmeldungen«, kicherte sie, meinen pragmatischen Einwand ignorierend. »Und dann kommt ihr beide.«

»Als Erstes käme die Autobahnpolizei. Und zwar vorbei.«

»Ich mach mal eben einen Espresso«, kündigte Kati an, rülpste ein wenig, stand auf und ging in die Küche. Ich sah ihr nach. Sie belegte seit über zwei Monaten mein Gästezimmer. Sie war noch keine dreißig, die Tochter einer Freundin und für ein paar Monate in Bierstadt. Sie studierte Jura und machte zurzeit ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft.

In der Küche fauchte die Espressomaschine. Dann hörte ich Geklapper von Geschirr und Katis Schritte. Sie hatte die Angewohnheit, mit dem ganzen Fuß aufzutreten, das Geräusch ihrer Fortbewegung hatte mit dem affektierten Trippeln weiblicher Stöckelbeine nichts zu tun. Auch sonst war sie eher der herbe Frauentyp, was ihren Erfolg bei Männern jedoch nicht beeinträchtigte. Sie nannte die Art Männer, die auf sie flogen, frech ›Warmduscher‹ und stellte ihnen gern mal ihre starke Frauenschulter zum Anlehnen zur Verfügung.

»Was ist das eigentlich für ein komischer Napf im Schrank?«, fragte Kati, während sie die kleinen Tässchen auf den Tisch stellte. »Lässt du deine Lover den Champagner aus einem Hundenapf trinken?«

»Ich hatte mal einen Kater«, klärte ich sie auf. »Er hieß Eberhard, aß sein Futter immer aus Glasschälchen und trank sein Wasser aus genau diesem Napf.«

»Was ist mit ihm?«, fragte sie. »Unters Auto gekommen?«

»Er ist an die Mosel gezogen und bringt verklemmten Weinbergschnecken das Fliegen bei.«

»Alles klar!« Kati sah mich an, als hätte ich sie nicht alle. »Und meine Mutter macht zusammen mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal auf!«

Wir lachten sogar über diesen Uralt-Gag. Dann gähnte sie: »Lass uns ins Bett gehen, ja?«

»Ich muss noch aufräumen.«

»Okay, dann geh ich schon mal vor dir ins Bad.«

Na prima, dachte ich. Auf die Idee, sich an den Arbeiten zu beteiligen, war Kati noch nie gekommen.

Aber das Geschirr und die Gläser waren schnell zusammengestellt und in die Küche gebracht, die Krümel ließen sich ganz leicht vom Parkett fegen, dann stellte ich noch Katis Schuhe in den Flur und räumte die Spülmaschine ein.

»Fertig!«, rief Kati. Sie bezog das wohl auf ihre Toilette in meinem Badezimmer. »Gute Nacht, Grappa, schlaf schön.«

Ich wünschte ihr das Gleiche, schraubte im Bad die Zahnpastatube zu, entfernte ihre blonden Haare aus meiner Bürste und legte den Deckel meiner Nachtcreme wieder auf den Tiegel.

Bleib ruhig, Grappa, sagte ich mir, Gastfreundschaft ist eine der schönsten und edelsten menschlichen Tugenden. Auf dem Weg in mein Schlafzimmer stolperte ich im schlecht beleuchteten Flur über Katis Rucksack und konnte gerade noch die Balance behalten.

Nur zwei kleine Schnitte

Ja, der Kater war weg und ich schwache Frau musste wieder allein mit mir und den Widrigkeiten des Lebens klarkommen. Nicht wirklich ein Problem, denn durch meine Arbeit beim Bierstädter Tageblatt, der liebenswerten Familienzeitung am Rande des Reviers, hatte ich zu viel um die Ohren, um mich depressiven Stimmungen lange hingeben zu können.

Seit über zehn Jahren war ich die Polizei- und Skandalreporterin des Blattes, schrieb über alles, was mir vor die ›Flinte lief‹, was mir wichtig war und was meinen Jagdinstinkt befriedigte.

Leider wurde das Wild, das sich zu erlegen lohnte, immer spärlicher und Erfolgserlebnisse blieben immer häufiger auf der Strecke. Es lag bestimmt nicht an meiner Arbeit, dass Feld und Flur bereinigt schienen, war die Welt doch auch weiterhin schlecht, waren die Menschen egoistisch und herzlos und die Politiker korrupt und skrupellos.

Hatte ich mich nicht schon lange mit der real existierenden Situation arrangiert? Kati würde sagen: Das geht dir inzwischen alles am Arsch vorbei – und sie hätte damit Recht. Die Zeiten, in denen ich zu Friedensmärschen aufbrach, mir die Hände mit dem Wachs von Lichterketten verklebte oder nächtens auf Feldern wachte, um den Bau von Flugzeugstartbahnen zu verhindern, waren für immer perdu.

Du wirst alt, Grappa, dachte ich, und zwar im Galopp. Du streichelst heute schon ungebeten jede Katze, die deine Laufbahn kreuzt, und kriegst feuchte Augen beim Blick in fremde Kinderwagen. Auch das kleine Mädchen, das neulich im Supermarkt – meiner angesichtig – seinen Vater fragte: »Papa, ist das eine alte Frau?«, hatte wohl das richtige Gespür für Zeitläufte. Tiefe Seufzer entrangen sich meiner Brust.

»Was machst du denn für ein Gesicht?«, fragte Peter Jansen. Er war in mein Zimmer gekommen, ohne dass ich es bemerkt hatte.

»Ich werde alt«, jammerte ich. »Meine Kräfte lassen nach, mein Körper verändert sich, alles fällt der Erdanziehung zum Opfer und ab und zu krieg ich schon die eine oder andere Hitzewelle. Meinst du, ich sollte Hormone nehmen?«

»Bloß nicht«, meinte mein Chef. »Dann kriegst du vielleicht Haare auf der Brust oder dir wächst ein Penis.«

»Ich kann mir auch erst mal das Gesicht straffen lassen«, schlug ich vor.

»Hast du doch nicht nötig, Grappa-Baby«, log er. »Nennt man dich nicht auch Pfirsichblüte? Oder war's Kullerpfirsich?«

»Guck mal«, forderte ich ihn auf und zog mit zwei Fingern die Haut meiner Wangen nach oben. »Nur zwei kleine Schnitte und ich sehe zehn Jahre jünger aus.«

»Siehst du nicht«, widersprach er. »Schlitzaugen stehen dir nicht. Du bist Grappa und nicht Suzie Wong. Also hör auf mit dem Blödsinn.«

»Ich könnte mich ausschütten vor Lachen«, motzte ich. »Und die Hitzewellen?«

»Dreh die Heizung runter, mach das Fenster auf und such dir einen jungen Liebhaber. Oder mehrere.«

»Ich habe keine Lust mehr auf eine Welpenspielgruppe«, wehrte ich seinen Vorschlag ab. »Das Schlimme ist, dass die manchmal mit mir reden wollen. Wenigstens dazwischen. Und jetzt sag mir noch was Nettes, bitte!«

»Was denn?«

»Die nächsten Lottozahlen!«

Wir lachten und es ging mir gleich etwas besser. Jansen schaffte es doch immer wieder, mich auf den Teppich zurückzuholen und depressive Wolken zu verscheuchen.

»Wie wär's mit einem Mandelhörnchen?«, fragte er.

»Verführer! Zu viele Kalorien.«

»Warum, glaubst du, bin ich in dein Zimmer gekommen?«

»Hast du etwa ...?«

»Klar. Heute ist Montag.«

»Du bist extra für mich in der Konditorei gewesen?« Wärme stieg in mir auf und das Wasser lief mir im Mund zusammen.

Feierlich reichte mir Jansen eine weiße Papiertüte. »Meine Sekretärin macht gerade frischen Kaffee. Ich dachte mir, dass die Woche für dich harmonisch und lecker beginnen sollte. Also, Grappa, iss und trink und fang dann endlich an zu arbeiten.«

»Ich bin gerührt!«

»Was tut man als Chef nicht alles für ein gutes Arbeitsklima.« Damit trottete er aus meinem Zimmer.

Endlich war die Tür zu und ich konnte über das erste Hörnchen herfallen. Eigentlich mochte ich Süßes nicht besonders gern, aber den gebogenen Dingern vermochte ich nicht zu widerstehen. Ihre goldbraune Farbe erhielten sie durch feingehobelte, geröstete Mandeln auf der Außenhaut und ihr weiches und leicht zähes Inneres konnte wahlweise gelutscht oder gekaut werden. Der Höhepunkt war für mich allerdings die späte Attacke auf die beiden in Bitterschokolade getauchten Enden. Erst aß ich die Mitte weg, bis nur noch die schwarzbraun überzogenen Stücke übrig waren; die blieben dann eine Weile liegen und ich schlich um sie herum – sie ständig beobachtend –, manchmal vertilgte ich sie erst Stunden später, meist kombiniert mit einer starken Tasse Kaffee. Die Art der Hörnchenbehandlung hatte manchmal orgiastische Züge und war so spannend, wie einen schnuckeligen Mann von seiner Kleidung zu befreien – nur dass ich da meist viel zügiger zu Werke ging.

Bevor ich mich weiter in unpassenden Gedanken ergehen konnte, klingelte mein Handy. Kati, verriet mir das Display.

»Hier Grappa«, sagte ich kurz.

»Drei Tote«, teilte sie mir mit. Sie nannte einen Namen und eine Adresse in der Innenstadt und legte den Hörer auf.

Ich stopfte mir die Reste des hellen Hörnchenteils in den Mund, ließ sonst alles stehen und liegen – auch die beiden Schoko-Enden – und lief in Jansens Büro. Der hatte gerade den Telefonhörer in der Hand und sprach mit jemandem. Er sah mich, wusste sofort, dass etwas Wichtiges passiert war, und verabschiedete sich von seinem Gesprächspartner.

»Alarm«, verkündete ich. »Drei Leichen. Im DGB-Haus!«

»Beim Gewerkschaftsbund?«, wiederholte er. »Ist der Tipp sicher?«

»Klar. Meine Quelle sitzt an der Quelle.«

»Die Kleine bei der Staatsanwaltschaft?«

»Genau die«, bestätigte ich.

»Gut! Die ist ja fixer als die Bluthunde«, freute sich sein Journalistenherz.

Kopfloser DGB

Das Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes lag mitten in der City, war ein schlichter Plattenbau mit gelblichem Anstrich und mit alten und neuen Graffiti verziert. Ich war schon oft hier gewesen, hatte an zahlreichen Pressekonferenzen teilgenommen, in denen es um Tarifautonomie, Arbeitnehmerrechte, Warnstreiks und die nächsten Protestaktionen gegen Sozialabbau oder Ausländerfeindlichkeit gegangen war.

Im Erdgeschoss befand sich der Laden der Büchergilde Gutenberg, daneben das Reisebüro des DGB und eine chemische Reinigung. Darüber thronten die Leute und ganz oben die Metaller und der DGB. Und dort mussten wohl gerade drei Tote herumliegen.

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