Zu bunt für Grappa - Gabriella Wollenhaupt - E-Book

Zu bunt für Grappa E-Book

Gabriella Wollenhaupt

4,6

Beschreibung

Unter der Sonne Südfrankreichs entflammt Grappa für prominente Kunst und einen heißblütigen Künstler. Ein Kollege, zwei Tote und drei Fragen beschäftigen die Journalistin Maria Grappa bei ihrem Aufenthalt in der Provence: Wem gehört der braune Hund? Ist das bisher unbekannte Gemälde von Vincent van Gogh wirklich echt? Und vor allem: Kann sie Antonio Cortez, ihrem neuen Liebhaber, vertrauen?

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Seitenzahl: 239

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»Ich werde die Sache in die Hand nehmen«, kündigte ich an und erhob mich. »Irgendwas ist da faul – ich hab ein Näschen dafür.«

»Mag sein«, meinte Thaler gelangweilt. »Wenn Sie mich fragen – ich halte die Geschichte für abgeschlossen. Mann erschießt Frau und sich selbst. Ganz alltägliche Geschichte.«

Er formte aus seiner Hand eine Pistole, richtete sie auf meinen Oberkörper, drückte ab, legte seinen Zeigefinger an den Mund und machte »puff«.

*

Ein Kollege, zwei Tote und drei Fragen beschäftigen die Journalistin Maria Grappa bei ihrem Aufenthalt in der Provence: Wem gehört der braune Hund? Ist das bisher unbekannte Gemälde von Vincent van Gogh wirklich echt? Und vor allem: Kann sie Antonio Cortez, ihrem neuen Liebhaber, vertrauen?

*

»Sie hat ein sympathisch-loses Mundwerk, eine Schwäche für schöne Männer und ein Näschen für kriminelle Machenschaften und deren Aufdeckung. Sie heißt Maria Grappa, ist Journalistin und arbeitet für Bierstadt.«

E-Book © 2013 by GRAFIT Verlag GmbH

Originalausgabe © 1999 by GRAFIT Verlag GmbH

Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund

Internet: http://www.grafit.de/

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagzeichnung: Peter Bucker

eISBN 978-3-89425-989-1

Gabriella Wollenhaupt

Die Autorin

Gabriella Wollenhaupt, Jahrgang 1952, arbeitet als Fernsehredakteurin in Dortmund.

Als Kriminalschriftstellerin debütierte sie im Frühjahr 1993 mit Grappas Versuchung. Es folgten zahlreiche weitere Romane mit und ohne Grappa. Sämtliche Ermittlungen der rothaarigen Reporterin sind als E-Book lieferbar.

Die Personen

(in alphabetischer Reihenfolge)

Antonio Cortez weiß um die Macht des Geldes

Albert Fournier bekommt, was er will

Maria Grappa erlebt unbekannte Leidenschaften

Peter Jansen bleibt als Einziger normal

Rosalie Marengo ebt in der Vergangenheit

Jean-Jacques Prébois liebt runde Sachen

Boris Thaler will alles und bekommt nichts

Joe Sterner

Für Stefan, Thomas und Cathy – ohne die ich einen Teil des Buches nicht erlebt hätte. Das war im Juni 1998.

Man hat eine ähnliche Scheu, mich ins Haus zu nehmen, wie man sich scheuen würde, einen großen zottigen Hund im Hause zu haben. Er kommt mit nassen Pfoten in die Stube – und er ist überhaupt so zottig und wüst! Allen läuft er in den Weg. Und er bellt so laut. Kurzum – er ist ein schmutziges Vieh.

Vincent van Gogh, Dezember 1883, in einem Brief an seinen Bruder Theo

Mancher trägt ein großes Feuer in seiner Seele, und nie kommt jemand, um sich daran zu wärmen; die Vorübergehenden bemerken nichts weiter davon als ein kleines bisschen Rauch, der oben aus dem Schornstein quillt, und dann gehen sie ihres Weges.

Glas auf Stein

Am Abend vor diesem Morgen setzte ich die Serie meiner Beobachtungen fort. Der Mann hatte die Rotweinflasche behutsam auf den Steintisch gestellt, die Frau trat zu ihm – in der Hand die beiden Weingläser. Ich hörte auch jetzt wieder das melodische Klingen, als Glas auf Stein traf.

Am Abend vor diesem Morgen hatte das Paar eines jener Gespräche geführt, die mir durch vertraute Gesten und harmonische Stimmlage seit Tagen bekannt waren. Niemals fiel ein unwirsches Wort, da war kein Satz, der nach Streit klang, ich hörte weder aufgeregte Töne, noch sah ich bedrohliche Bewegungen.

Meiner Beobachtungen müde hatte ich mich an diesem Abend ins Bett gelegt, doch im Morgengrauen schreckte ich plötzlich aus dem Schlaf auf. Es war die Stunde, zu der der Himmel sachte blaute, erste Lichter in den Häusern angeknipst wurden, frühe Vögel mit ihrem Lied begannen. Ein Hund bellte.

Der Schrei der Frau spaltete den Morgen in zwei schroffe Stücke. Dann fielen die beiden Schüsse.

Nach den ersten Ermittlungen der französischen Polizei hatte der deutsche Tourist seine Lebensgefährtin zunächst niedergeschlagen, ihr anschließend in den Kopf geschossen, sich den Lauf des Revolvers an den Schädel gesetzt und abgedrückt. Mord und Selbsttötung also. Die Suche nach dem Motiv gestaltete sich schwierig.

Ich horchte in der Nachbarschaft herum. Es gab keinen Abschiedsbrief, keinen Hinweis auf einen vorausgegangenen Kampf, nicht die Spur einer Meinungsverschiedenheit, die in dieser Katastrophe hätte enden können. Das Ferienhaus, das die beiden gemietet hatten, war sauber und aufgeräumt, sogar die Betten waren gemacht – recht ungewöhnlich für diese frühe Stunde. Die Kleider hingen ordentlich im Schrank, im Bad entdeckten die Ermittler eingeweichte Wäsche, im Kühlschrank Lammfilets in Olivenölmarinade und einen runden, göttlichen Käse in Eichenblättern namens Banon, den auch ich fast jeden Abend zum Dessert nahm.

Die Polizei informierte die deutsche Botschaft, die Leichen wurden fortgebracht und zwei Tage später erschien mir alles wie ein alptraumhafter Spuk, der in dieser von alten Geschichten und verwunschenen Ruinen geprägten Gegend durchaus einen Platz verdient hatte.

Was ich jedoch nicht begriff, war mein Interesse an den Toten. Ich hatte sie beobachtet, sogar ausgeforscht, ihnen gar nachspioniert bei ihren Spaziergängen im Dorf. Bei ihren Besuchen in Restaurants hatte ich mich am Nebentisch platziert, in Andenkenläden hinter Postkartenständern versteckt, um sie ungestört beobachten zu können. Niemals jedoch hatte ich etwas entdeckt, was dem Bild eines gewöhnlichen Touristenpaares widersprach. Meine Anteilnahme an den beiden lag also in mir selbst begründet, und das machte mich ein wenig konfus.

Sechs Tage nach dem Vorfall zogen neue Leute in das Haus gegenüber ein. Natürlich hatte der Besitzer eine gründliche Reinigung der Räume in Auftrag gegeben. Geschosse, die durch Münder in Gehirne gelangen, verursachen unschöne Spuren an Wänden und Möbeln.

Ein Vogel im Käfig weiß im Frühling sehr wohl, dass es etwas gibt, wozu er taugt, weiß sehr wohl, dass er etwas zu tun hat, aber er kann es nicht tun, was ist es doch? Er kann sich nicht recht erinnern, dann kommen ihm unbestimmte Vorstellungen, (...) dann prallt er mit dem Kopf an die Stäbe des Käfigs. Und der Käfig bleibt und der Vogel ist wahnsinnig vor Schmerz.

Le petit chou-chou

Ich dachte über eine vorzeitige Abreise nach. Der Urlaub in Südfrankreich hatte mir ohnehin nicht die Entspannung gebracht, die ich erhofft hatte. Wenn die Seele blockiert ist, helfen weder Sonne noch schöne Landschaften, noch der Kontakt zu freundlichen Leuten, die abends mit einem das eine oder andere Fläschchen Côte du Lubéron leeren. Eine Sinn- und Lebenskrise hatte mich voll erwischt.

Ich kletterte ein letztes Mal auf den Felsen, an dem das Dorf Saignon kauerte wie ein Vogel auf seinem Nest. Die Sonne hatte noch nicht ihre volle Kraft entfaltet. Meine Schritte scheuchten schlaftrunkene Vögel auf – sie ließen sich erschreckt über den Felssturz nach unten fallen, um mit der nächsten Luftströmung wieder nach oben gewirbelt zu werden. Ich hörte ferne Nachtigallen schluchzen und Stieglitze in den Mandelbäumen plappern.

Im Westen türmten sich bewaldete Kalkfelsen auf. Da oben war ein schönes Plateau mit Steineichen, Zystrosen, Lavendelfeldern und einer endlos erscheinenden Garrigue, aus der steinerne Ruinen und Rundbauten herauslugten.

Diese Landschaft prahlte nicht mit dem perfekten Winkel ihrer Zypressen zum Horizont, sie war nicht stolz auf den sanften Übergang des glatten Blaus ihres Himmels ins gekräuselte Grün des Waldes.

Ich atmete durch. Es wurde Zeit, an den Abstieg zu denken. Das Auto musste reisefertig gemacht, die Wohnung aufgeräumt und der Schlüssel abgegeben werden.

Merkwürdig, dass ich bisher nie jemanden zu dieser Stunde hier getroffen hatte. Das liegt an den Ferien, dachte ich, die Leute stehen spät auf und für die Einheimischen besaß eine Klettertour auf den Felsen schon längst keinen Reiz mehr.

Meine Schritte waren zögerlich auf dem Weg nach unten. Ich folgte dem leichten Bogen einer Mauer aus Naturstein, die so niedrig war, dass sie die Landschaft nicht den Blicken entzog.

Mit den Fingerspitzen berührte ich die Kräuter, die sich in den Ritzen der Steine angesiedelt hatten, zupfte einige Stängel ab, zerrieb sie zwischen den Fingern, sog den Duft ein, schloss die Augen.

Das Geräusch schreckte mich auf. Ein Knistern im Gebüsch. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück, die Mauer war in meinem Rücken. Ein riesiger hellbrauner Hund baute sich drohend vor mir auf. Sein Knurren ließ auf wenig gute Laune schließen und den unbedingten Willen, mich auf keinen Fall ungeschoren vorbei zu lassen.

Ich überlegte. Einfach weiter zu gehen erschien mir zu riskant, stehen zu bleiben hatte ebenfalls wenig Sinn. Mein Blick glitt durch die Gegend. Das Monster schien allein hier herumzustreunen, kein Herrchen oder Frauchen. Das Tier hatte noch nicht mal ein Halsband, geschweige denn eine Hundemarke. Wir waren schließlich in Frankreich auf dem Land, da wo sich kaum einer um Leinenzwang oder Hundesteuer scherte.

Der Abstand zwischen dem Köter und mir betrug etwa zweieinhalb Meter. An unser beider Körperhaltung hatte sich nicht viel geändert. Er fixierte mich, ich tat umgekehrt dasselbe. Er war kräftig, sein Fell war eine Melange von Dunkel- und Hellbraun, seine rechte Pfote fiel auf, denn sie war schneeweiß, der Übergang des hellen ins braune Fell war unregelmäßig gezackt. Doch die Farbe der Pranken machte mir weniger Sorgen als die langen Krallen der Bestie.

Wo gab es einen Fluchtweg? Die Mauer in meinem Rücken half mir nicht – ganz im Gegenteil. Einen Stock hatte ich nicht dabei, auch keine Jacke, die ich um meinen Arm wickeln konnte, so wie ich es beim Schäferhundetraining mal gesehen hatte. Außerdem gab mir niemand eine Garantie, dass mich das Biest nicht in die Waden oder in andere edle Teile meines Bodys biss.

Ich beschloss, es mit Reden zu versuchen. Das konnte ich schon immer gut. Du kannst jemanden tot quatschen – mir fiel einer von Peter Jansens Lieblingssprüchen ein. Jansen war mein Kollege und er hätte sich sicher krumm gelacht, mich in dieser ausweglosen Situation zu sehen. Also los!

»Ah, bonjour, mon petit chou-chou«, begann ich mit leicht zitternder Stimme. »Tu es si beau, tu es un très joli chien ...«

Es passierte nichts. Das Tier spitzte lediglich die Löffel.

»Tu es le plus beau chien du monde«, stammelte ich.

Jetzt knurrte er wieder, ich hatte wohl maßlos übertrieben mit meinen Schmeicheleien.

»Verpiss dich, du Pinscher«, bemühte ich meine Muttersprache. »Oder es passiert was.« Mein Ton war härter geworden.

Endlich ein Erfolg. Er stand auf die harte Nummer. Muss wohl ein Rüde sein, dachte ich, er hört auf knappe, eindeutige Befehle.

Das Tier legte sich nieder, den Kopf auf den Pfoten. Die gelben Augen blieben dennoch an mir haften.

Mutig trat ich einen Schritt vor. Sofort erhob sich der Hund, doch er knurrte nicht mehr.

Ich ging auf ihn zu, verfiel aber wieder in dieses dämliche ›Ah! Mon petit chou-chou‹, versicherte ihm nochmals, dass er der schönste Hund der ganzen Welt sei, dass er um Himmels willen ruhig bleiben sollte, dass ich eine bekannte Tierschützerin aus Deutschland sei, die regelmäßig Reportagen über Tierheime und geschlagene Hunde anfertigt, und so weiter.

Dann hatte ich das Tier überzeugt. Der Braune ließ mich vorbei, knurrte nicht mehr. Es handelte sich tatsächlich um ein männliches Tier. Ich behielt ihn im Auge, doch sein Interesse an mir schien zum Glück erlahmt. Ich atmete auf.

Noch mit weichen Knien durchschritt ich die engen Gassen. Verstohlen blickte ich mich um, ob der Hund mich hinterrücks zu überfallen drohte, doch chou-chou war nicht zu sehen. Guter Hund, mutige Grappa. Ich entspannte mich.

In den Straßen des Dorfes hatte das Leben noch nicht so richtig begonnen. Scheue Katzen kreuzten jetzt meinen Weg, auf einer Fensterbank hockten zwei schneeweiße Tauben, eine weiße löcherige Gardine wehte über mir.

Es könnte leicht sein, dass mein Unbehagen in diesen Tagen mit einer Art Umschwung in der Arbeitsweise zusammenhängt, nach dem ich schon öfter gesucht und über den ich schon viel nachgedacht habe.

Leere im Herzen

Wieder zurück in Bierstadt vergaß ich die Sache mit den beiden Toten im französischen Steinhaus. Wenigstens zunächst.

»Von Erholung keine Spur«, kam ich der Frage meines Chefs Peter Jansen zuvor. Er hatte sich vor meinem Schreibtisch niedergelassen, in der Hand einen Becher Kaffee und vor sich die neueste Ausgabe des Bierstädter Tageblattes.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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