Gruppen der Lust - Bernadette Binkowski - E-Book

Gruppen der Lust E-Book

Bernadette Binkowski

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Beschreibung

Fünf Frauen. Fünf Erlebnisse. Fünf Wege zu hemmungsloser Lust. Ob im Schweigekloster, zwischen Reben, am Strand oder unter maskierten Händen – in diesen Geschichten steht sie im Zentrum: neugierig, selbstbestimmt, hemmungslos. Mit mehreren Männern. Mit Hingabe. Mit Macht über ihre eigene Lust. „Gruppen der Lust“ versammelt fünf erotische Kurzgeschichten über weibliches Begehren, Körpervielfalt und das Spiel mit vielen. Sinnlich, explizit, stilvoll – und immer mit ihr im Mittelpunkt. ACHTUNG! Enthält sexuell anstößige Texte und ist erst ab 18 Jahren geeignet!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 172

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Titelseite

Disclaimer

Nachts im Schweigekloster 1 Stille

Nachts im Schweigekloster 2 Nächtlicher Besuch

Nachts im Schweigekloster 3 Berührung

Nachts im Schweigekloster 4 Eine Gruppe Mönche

Nachts im Schweigekloster 5 Abschied

Drei Helfer für die Winzerin 1 Kapitel 1

Drei Helfer für die Winzerin 2 Kapitel 2

Drei Helfer für die Winzerin 3 Kapitel 3

Drei Helfer für die Winzerin 4 Kapitel 4

Lara lädt ein 1 Die Einladungen

Lara lädt ein 2 Die Gäste

Lara lädt ein 3 Das Spiel beginnt

Lara lädt ein 4 Vom Spiel zur Jagd

Lara lädt ein 5 Verlangen

Lara lädt ein 6 Ein unerwartetes Angebot

Im Rausch der Wellen 1 Allein am Strand

Im Rausch der Wellen 2 Gestrandet

Im Rausch der Wellen 3 Wärme, Hingabe und Übertragung

Im Rausch der Wellen 4 Die Rückführung

Im Rausch der Wellen 5 Erlösung

Im Rausch der Wellen 6 Neuanfang

Selenis im Zentrum der Lust 1 Ein verlockendes Angebot

Selenis im Zentrum der Lust 2 Der erste Besuch

Selenis im Zentrum der Lust 3 Der zweite Besuch

Selenis im Zentrum der Lust 4 Revolution

Selenis im Zentrum der Lust Sehnsucht

© 2025

like-erotica

Legesweg 10

63762 Großostheim

www.like-erotica.de

[email protected]

like-erotica ist ein Imprint des likeletters Verlages.

 

Dieses Buch enthält sexuell anstößige Texte und ist für Personen unter 18 Jahren nicht geeignet.

Die Personen sind alle über 18 und wie der Inhalt frei erfunden.

Alle Rechte vorbehalten.

 

Autorin: Bernadette Binkowski

Cover: Midjourney/Canva

 

ISBN: 9783689792695

 

Teilweise kam für dieses Buch bzw. die Bilder künstliche Intelligenz zum Einsatz. Die Texte (und/oder Illustrationen) wurden dabei von der Autorin inhaltlich bearbeitet und weiterentwickelt.

 

Gruppen der Lust

 

Fünf prickelnde Kurzgeschichten

 

Bernadette Binkowski

Dieses Buch enthält explizite erotische Inhalte und richtet sich ausschließlich an volljährige Leser:innen (ab 18 Jahren).Alle dargestellten Personen und Handlungen sind frei erfunden. Sämtliche sexuellen Handlungen erfolgen einvernehmlich und freiwillig.

Nachts im Schweigekloster

Stille

Die Stille schlug Elara wie eine Mauer entgegen, als sich das schwere Holztor des Klosters Sanctus Silentium hinter ihr schloss. Nicht die friedliche Stille eines Waldes am Morgen, sondern etwas Dichtes, Absolutes, das den Lärm der Welt nicht nur fernhielt, sondern ihn regelrecht verschluckte. Es war eine Stille, die in den Ohren dröhnte. Sie atmete tief ein. Die Luft roch nach altem Stein, kaltem Wachs und einer schweren, fast erdigen Feuchtigkeit, die in den Kleidern zu haften schien. Nach dem stickigen Smog der Großstadt und dem nervösen Geklapper ihres eigenen Alltags war diese Stille eine körperliche Empfindung, eine Enge und zugleich eine Weite, die sie beunruhigte.

Sie hatte das Schweige-Retreat als letzte Zuflucht vor der inneren Leere gebucht, die sich trotz beruflichem Erfolg und einer äußerlich geordneten Existenz in ihr ausgebreitet hatte. Eine Leere, die nicht mit Gesprächen oder Ablenkung gefüllt werden konnte. Hier, in dieser abgeschiedenen Bergfestung aus grauem Stein, hoffte sie, das unaufhörliche Gedankenkarussell zum Stillstand zu bringen. Oder wenigstens zu verstehen, was es zu übertönen versuchte.

Ein Bruder in der groben, sandfarbenen Kutte des Ordens erwartete sie. Kein Lächeln, kein Nicken. Nur ein Blick aus tief liegenden Augen, die weder freundlich noch unfreundlich wirkten, sondern einfach da waren. Präsenz ohne Worte. Mit einer fließenden Geste wies er sie an, ihm zu folgen. Ihre Schritte auf dem nassen Steinpflaster des Innenhofs klangen ungeheuer laut, ein Sakrileg gegen die alles umfassende Ruhe. Sie spürte, wie sich ihre Schultern unter dem imaginären Gewicht dieser Stille hochzogen.

Er führte sie durch karge, hohe Gänge. Das Licht fiel spärlich durch schmale, vergitterte Fenster und zeichnete lange Schatten auf die blankgetretenen Steine. Kein Bild schmückte die Wände, kein Teppich dämpfte die Schritte. Askese pur. In einer Nische stand eine einzige, schlichte Steinskulptur: eine stilisierte Hand, deren Zeigefinger sanft auf die geschlossenen Lippen gelegt war. Das Symbol des Schweigens. Elara spürte einen unwillkürlichen Impuls, selbst den Atem anzuhalten.

Ihre Zelle war ein karger Raum, kaum größer als eine Gefängniszelle. Ein schmales Bett mit einer dünnen Matratze und einer groben Wolldecke. Ein kleiner Holztisch mit einer Kerze und einem Wasserkrug aus Ton. Ein schmales Regal. Ein winziges Fenster, das einen Ausschnitt des wolkenverhangenen Himmels und der kahlen Berge zeigte. Kälte kroch aus den Steinwänden. Der Bruder deutete mit einer knappen, aber präzisen Gebärde auf die einfachen Gegenstände, dann auf eine kleine Glocke an der Tür – offenbar nur für Notfälle. Seine Hände bewegten sich mit einer seltsamen, ökonomischen Eleganz, als würden sie den Raum zwischen ihnen formen. Mit einer letzten, unergründlichen Betrachtung, die Elara bis ins Mark traf, verneigte er sich leicht und glitt lautlos aus dem Raum. Die Tür schloss sich ohne ein Geräusch.

Allein. Die Stille wuchs, wurde zu einem lebendigen Wesen im Raum. Sie setzte sich auf das Bett. Das Stroh in der Matratze raschelte unerträglich laut. Sie hörte das Schlagen ihres eigenen Herzens, das Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Die Leere, vor der sie geflohen war, schien hier, in dieser kahlen Zelle, nur noch greifbarer zu werden. Sie stand auf und trat ans Fenster. Die Welt draußen war in Grautöne getaucht, reglos und stumm.

Gegen Abend, als das spärliche Licht des Tages zu dämmern begann, hörte sie ein leises Schaben an der Tür. Ein hölzernes Tablett wurde durch eine schmale Öffnung im unteren Teil geschoben: eine Schale dünne Gemüsesuppe, ein Stück dunkles Brot, ein Becher Wasser. Kein menschlicher Laut begleitete die Geste. Elara aß mechanisch. Die Suppe war lauwarm und schmeckte nach Erde und Kräutern, das Brot zäh.

Später, als sie im Dunkeln lag, eingewickelt in die raue Decke und immer noch von der Kälte des Steins durchdrungen, hörte sie sie. Keine Schritte, eher ein gemeinsames Gleiten, ein synchronisiertes Ausatmen der Architektur selbst. Sie richtete sich auf, ihr Atem stockte. Durch den schmalen Spalt unter der Tür sah sie Schatten vorbeiziehen – nicht zufällig, sondern in einer Formation, wie Vögel im Flug. Die Mönche. Bewegen sich die Wände?, dachte sie einen irrationalen Moment lang. Die Schatten verschwanden. Stille kehrte zurück, tiefer als zuvor.

Dann, plötzlich, das Gefühl, beobachtet zu werden. Nicht durch die Tür, sondern durch das kleine Fenster. Sie wandte langsam den Kopf. Im schwachen Mondlicht, das durch die Wolken brach, sah sie die Silhouette eines Mönchs im Kreuzgang gegenüber. Er stand reglos, das Gesicht im Schatten der Kapuze, doch seine Aufmerksamkeit war unverkennbar auf sie gerichtet. Nicht aufdringlich, nicht lüstern, sondern mit einer Intensität, die durch die Distanz und das Glas hindurch zu vibrieren schien. Eine reine, unverhohlene Präsenz. Elara erstarrte. Sie wagte nicht, sich wegzudrehen, wagte kaum zu atmen. Es war keine Bedrohung, die sie spürte, sondern etwas Unbekanntes, Urzeitliches. Ein Fragezeichen aus Fleisch und Stille. Sekunden verglichen, die sich wie Stunden anfühlten. Dann, mit einer langsamen, fast zeremoniellen Bewegung, hob der Schatten eine Hand. Nicht zum Gruß, nicht zur Abwehr. Die offene Handfläche war ihr zugewandt, eine stumme Geste, deren Bedeutung sie nicht entschlüsseln konnte.

Ein Angebot? Eine Mahnung? Ein Gebet?

Bevor sie reagieren konnte, löste sich die Gestalt lautlos zurück in das Dunkel des Kreuzgangs und war fort.

Nachts im Schweigekloster

Kapitel 2

Der zweite Tag im Sanctus Silentium war ein Kampf gegen die eigene Unruhe. Die Stille, gestern noch eine erdrückende Wand, hatte sich in ein durchdringendes Summen verwandelt, das in Elaras Knochen saß. Jedes kleine Geräusch – das Kratzen der Wolldecke, ihr eigener Schluckauf, das Knarren des Bettes beim Umdrehen – explodierte in der absoluten Lautlosigkeit wie eine Beleidigung. Sie versuchte zu meditieren, fand aber nur den Wirbelsturm ihrer Gedanken: die unerledigte Arbeit, die leere Wohnung, die unbestimmte Angst, die sie hierher getrieben hatte. Die kahlen Wände schienen sich zu nähern, der Stein atmete Kälte aus, die bis in ihre Fingerspitzen kroch.

Die einzige Unterbrechung war das stille Erscheinen der Mahlzeiten. Das Schaben des Tabletts, das Klappern der Tonschale – plötzlich die aufregendsten Klänge der Welt. Einmal wagte sie es, zur Tür zu eilen, als das Geräusch ertönte, und einen flüchtigen Blick durch die schmale Öffnung zu erhaschen. Sie sah nur den Saum einer groben Kutte und eine Hand, die sich mit derselben fließenden Präzision zurückzog, mit der der Bruder sie gestern geführt hatte. Die Hand war schmal, aber kräftig, mit deutlich sichtbaren Sehnen und einem schmalen Streifen hellerer Haut um das Handgelenk – wo sonst vielleicht eine Uhr gesessen hätte. Die Beobachtung ließ ihr Herz kurz schneller schlagen. Es war die erste individuelle Nuance, die sie an einem der stummen Wesen wahrnahm.

Am Nachmittag verließ sie ihre Zelle, angetrieben von einer Mischung aus Klaustrophobie und einer nagenden Neugier. Die Regel erlaubte das Umhergehen in den Kreuzgängen und im kleinen, ummauerten Garten, solange das Schweigen gewahrt blieb. Die Luft draußen war schneidend kalt, aber frisch. Sie schritt langsam die Arkaden entlang, die Hände tief in den Taschen ihres dicken Mantels vergraben. Der Himmel war bleiern grau, das Licht flach und ohne Schatten.

Im Kreuzgarten standen sie. Drei Mönche, in ihre Kutten gehüllt, regungslos wie Säulen vor einem kahlen Rosenbogen.

Sie schienen nicht zu meditieren, sondern einfach nur… zu sein. Ihre Aufmerksamkeit war nach innen gerichtet, eine Konzentration, die eine eigene Gravitation besaß. Elara blieb stehen, fühlte sich ertappt und gleichzeitig unsichtbar. Sie zwang sich, weiterzugehen, aber ihr Blick blieb an ihnen haften. Die absolute Kontrolle, mit der sie jede Bewegung unterdrückten, nicht einmal das Zucken eines Augenlids, war faszinierend und beängstigend zugleich. Es war Disziplin als körperlicher Ausdruck, eine Abwesenheit, die eine immense Präsenz schuf.

Plötzlich, ohne Vorwarnung, drehte einer der Mönche den Kopf. Nicht ruckartig, sondern mit einer schneidend langsamen, flüssigen Bewegung. Seine Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, aber Elara spürte den Blick wie einen physischen Druck auf ihrer Haut – genau wie in der vergangenen Nacht am Fenster.

Es war eine Wahrnehmung, die jenseits des Sichtbaren lag. Sie erstarrte mitten im Schritt. Der Mönch hob seine rechte Hand. Nicht wie der Schatten gestern mit offener Handfläche, sondern mit einer komplexen, fließenden Geste: Zwei Finger berührten die Stirn unter der Kapuze, dann öffnete sich die Hand in einer schwingenden Bewegung nach außen, die Handfläche zeigte für einen Sekundenbruchteil zur Erde, bevor sie sich wieder schloss. Es war kein Gruß. Es war eine Aussage. Eine Frage? Eine Warnung? Die Bedeutung entzog sich ihr, aber die Intensität der Bewegung, die ihr gewidmet war, traf sie mit der Wucht eines unsichtbaren Schlags. Sie senkte den Kopf, ein heißer Schamröte stieg ihr ins Gesicht, und sie floh weiter, den Rücken unter diesem unsichtbaren Blick brennend.

Die Begegnung ließ sie nicht los. Sie beobachtete die Mönche nun heimlicher, aber schärfer. Beim Gang zum Brunnen, wo sie ihr Wassergefäß füllte. Im Refektorium, wo sie in strenger Reihenfolge und absoluter Stille ihre karge Mahlzeit einnahmen. Sie sah die Art, wie sie miteinander kommunizierten: nicht mit zufälligen Gesten, sondern mit einer prägnanten, fast tänzerischen Zeichensprache. Ein leichtes Heben des Kinns. Eine Drehung des Handgelenks. Die Berührung eines Fingerknöchels an die eigene Schläfe. Jede Bewegung war auf das Wesentliche reduziert, voller Bedeutung, die Elara nicht entschlüsseln konnte, aber deren Ernsthaftigkeit sie tief beeindruckte. Es war eine Sprache des Körpers, die Worte überflüssig machte und gleichzeitig eine Intimität suggerierte, die sie schwindelig machte.

Die innere Leere begann sich zu verändern. Sie war nicht mehr nur Abwesenheit, sondern eine Art vibrierende Erwartung, eine leere Saite, die darauf wartete, angeschlagen zu werden. Die Kälte des Klosters schien weniger in ihr einzudringen; stattdessen spürte sie eine unerklärliche Wärme tief in ihrem Bauch, die mit jeder beobachteten Geste, jedem intensiven Blick, der sie traf, ein wenig stärker wurde.

Dann geschah es. Beim Abendmahl. Sie stand an der schmalen Steinbank, auf der das Tablett mit ihrer Suppenschale abgestellt wurde. Ein Mönch – sie erkannte die schmalen Hände mit den markanten Sehnen wieder – reichte ihr den hölzernen Löffel. Ihre Finger streiften sich, als sie ihn entgegennahm. Es war die flüchtigste Berührung, kürzer als ein Herzschlag, kälter als der Stein um sie herum. Und doch.

Ein Funke schoss von der Stelle, wo seine raue Haut ihre glatte berührt hatte, direkt in ihr Zentrum. Nicht elektrisch, sondern wie flüssiges Gold, das sich in ihren Adern ausbreitete, warm und schwer. Ein Schauer, der nichts mit Kälte zu tun hatte, lief ihr den Rücken hinunter. Ihre Atmung stockte. Sie riss den Blick hoch, traf auf seine Augen, die unter der Kapuze hervor in der Dämmerung zwei tiefe, dunkle Pools waren. Kein Lächeln, keine Entschuldigung. Nur eine Sekunde dieses unergründlichen Blicks, der die Berührung nicht leugnete, sondern sie zu bestätigen und zu vertiefen schien. Dann wandte er sich ab, lautlos, als wäre nichts geschehen.

Elara blieb zurück, den Löffel krampfhaft in der Hand. Die Stelle an ihrem Finger, wo er sie berührt hatte, pulsierte.

In dieser Nacht konnte sie nicht schlafen. Die Kälte des Steins war nur noch ein fernes Echo unter der inneren Wärme, die seit der Berührung nicht nachgelassen hatte. Sie lag wach, lauschte in die dröhnende Stille, die nun anders klang – erwartungsvoll, geladen. Und dann, viel früher als in der Nacht zuvor, hörte sie es: das fast unhörbare Gleiten vor ihrer Tür.

Kein Schatten unter der Tür, sondern die subtile Veränderung der Luft, das Gefühl einer Präsenz, die sich vor dem Holz sammelte. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Sie richtete sich langsam auf, die raue Decke fiel von ihren Schultern. Die Kälte der Luft traf ihre Haut, aber sie spürte sie kaum.

Die Tür bewegte sich. Nicht aufgeschlossen, sondern lautlos eingedrückt, als wäre das massive Holz ein Vorhang. Die Silhouette eines Mönchs füllte den Rahmen. Größer, als sie erwartet hatte. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Er trat ein, ohne zu zögern, und schloss die Tür hinter sich.

Kein Laut. Nur die plötzliche, überwältigende Präsenz eines anderen Menschen in der Enge der Zelle, die den Raum mit etwas Undefinierbarem, Dichtem füllte – Stille in Bewegung. Elara erstarrte. Kein Zittern, kein Schrei. Ein reines, fast tierisches Innehalten.

Er bewegte sich nicht auf sie zu. Stand einfach da, ein dunkler Monolith im schwachen Mondlicht, das durch das Fenster fiel. Seine Hände lagen ruhig an den Seiten. Dann, langsam, fast zeremoniell, hob er eine Hand. Nicht die offene Handfläche wie der Mönch im Kreuzgang. Es war eine andere Geste: Die Finger leicht gekrümmt, als würde er eine unsichtbare Kugel halten, die er ihr darbot.

Eine Einladung? Ein Befehl?

Die Spannung zwischen ihnen war so greifbar, dass Elara meinte, die Luft knistern zu hören.

Sein Blick, den sie unter der Kapuze nicht sehen konnte, war ein physisches Gewicht auf ihrer Haut. Er wartete. Nicht auf Worte – die waren hier wertlos. Er wartete auf etwas, das nur ihr Körper antworten konnte. Die vibrierende Fülle in ihr, die seit Stunden wuchs, schien sich auf diesen Moment zuzuspitzen. Die Erinnerung an die flüchtige Berührung am Abend brannte auf ihrer Haut. Tief in ihr, jenseits von Angst oder Moral, regte sich etwas. Etwas, das sich öffnen wollte für diese stumme Sprache. Ihre Lippen waren trocken. Sie schloss für eine Sekunde die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war er einen Schritt näher. Kein Geräusch. Nur die Verlagerung seiner Masse, die die Luft in der Zelle verdrängte. Die Geste seiner Hand blieb unverändert – ein stummes Angebot im Dunkel.

Nachts im Schweigekloster

Berührung

Die Enge der Zelle schien zu schrumpfen, als der Mönch diesen einen Schritt vorwärts glitt. Die Luft wurde dick, schwer von seiner Präsenz und der unausgesprochenen Frage, die seine erhobene Hand stellte. Elara saß aufrecht auf dem Bett, die nackten Füße auf dem kalten Steinboden, jede Faser ihres Seins auf diesen schweigenden Eindringling fokussiert. Die vibrierende Wärme in ihrem Unterleib, die seit dem Abend wie ein glimmendes Feuer gebrannt hatte, entfachte sich zu einer Flamme unter seinem Blick. Angst war noch da, ein scharfes Pochen in ihren Schläfen, aber sie wurde überlagert von etwas Mächtigerem: einer ungeheuren, fast schmerzhaften Neugierde und einer tiefen Resonanz, die auf seine stille Frequenz eingestimmt zu sein schien.

Er bewegte sich nicht weiter. Seine Hand, immer noch in dieser gebenden, fragenden Haltung, blieb im Raum zwischen ihnen hängen. Seine ganze Aufmerksamkeit war ein körperlicher Druck auf ihrer Haut, ein Abtasten ihrer Reaktion, ohne eine Berührung. Elaras Atem kam flach und schnell. Sie wusste, Worte waren hier nicht nur nutzlos, sondern ein Sakrileg. Die einzige Antwort, die zählte, lag in ihrem eigenen Fleisch, in ihrer Bereitschaft, diese stumme Sprache anzunehmen.

Langsam, fast gegen ihren Willen, löste sich ihre Starre. Nicht mit einer Geste, sondern mit einer minimalen Veränderung ihrer Haltung. Ihre Schultern entspannten sich einen Millimeter, ihr Kopf neigte sich kaum merklich zur Seite, ihr Blick, der bislang wie angenagelt auf der dunklen Kapuze geruht hatte, senkte sich – nicht aus Unterwerfung, sondern als Einladung, als Öffnung. Es war eine winzige Bewegung, doch in der absoluten Stille des Raumes und der Intensität seiner Wahrnehmung schien sie wie ein Donnerschlag.

Ein leises, kaum hörbares Ausatmen kam von ihm. Kein Seufzer der Erleichterung, eher eine Bestätigung. Dann senkte er die Hand, die die unsichtbare Kugel gehalten hatte. Stattdessen hob er beide Hände nun vor seine Brust, die Handflächen nach oben, die Finger leicht gespreizt. Es war eine Geste der Empfängnis, der Offenheit. Eine Einladung, die über die Distanz hinweg ausgesprochen wurde.

Er schloss die letzte Lücke zwischen ihnen. Nicht in einem Schritt, sondern in einem lautlosen Gleiten, das den Boden nicht zu berühren schien. Er stand nun direkt vor ihr, so nah, dass sie den Geruch seiner groben Wolle roch – nach kaltem Stein, trockenem Kraut und einer Spur von Holzrauch. Und unter dieser Schicht, ganz schwach, der erdige Duft männlicher Haut. Seine Größe war überwältigend, nicht bedrohlich, sondern wie eine schützende, einschließende Wand. Die Kälte der Zelle schien von seiner Nähe zurückgedrängt zu werden, ersetzt durch die ausstrahlende Wärme seines Körpers.

Seine rechte Hand hob sich wieder. Langsam, unendlich langsam, wie eine Bewegung unter Wasser. Die Finger streckten sich nicht nach ihr aus, sondern näherten sich mit einer fast ehrfürchtigen Vorsicht. Sie zuckte nicht zurück. Ihre Augen waren weit geöffnet, gefangen in dem undurchdringlichen Schatten unter seiner Kapuze, aus dem sie seinen Blick wie zwei glühende Kohlen spürte.

Die Fingerspitzen berührten zuerst ihre Stirn. Es war nicht die flüchtige Streifung wie am Abend. Es war eine feste, sanft andrückende Berührung, die sich wie ein Siegel auf ihre Haut legte. Warm. Trocken. Rau von Arbeit oder Gebet. Die Berührung drang ein, nicht durch die Haut, sondern direkt in ihren Schädel, in ihr Bewusstsein. Ein Strom von Stille, von Präsenz, schoss durch sie hindurch. «Ein Gebet», dachte sie wieder, und diesmal war es keine Frage, sondern eine Erkenntnis. Dies war keine menschliche Zärtlichkeit; es war ein ritueller Akt, eine Übertragung. Die vibrierende Flamme in ihrem Unterleib schlug hoch, ein heißer Schauer lief über ihre Kopfhaut.

Seine Hand glitt hinab. Nicht streichelnd, sondern mit derselben präzisen, bedeutungsschweren Absicht. Die Fingerkuppen folgten der Linie ihrer Schläfe, berührten leicht den geschwungenen Knochen ihrer Wange. Jeder Kontaktpunkt war eine Brandmarke der Aufmerksamkeit, ein Fokuspunkt, der ihren ganzen Körper in Resonanz versetzte. Seine Handfläche legte sich flach gegen ihre linke Wange, der Daumen ruhte sanft an der Kante ihres Kiefers. Die Wärme seiner Haut gegen die ihre war überwältigend. Ihr Atem stockte, dann entfuhr ihr ein tiefer, zitternder Seufzer – das erste hörbare Geräusch seit seinem Eintreten, das in der Stille wie ein Ruf klang.

Seine andere Hand folgte. Sie hob sich, umfasste nicht, sondern legte sich mit derselben zielgerichteten Sanftheit auf die andere Seite ihres Gesichts. Sie war nun eingefasst von seinen Händen, sein Gesicht, verborgen unter der Kapuze, nur Zentimeter von ihrem entfernt. Sein Atem, warm und gleichmäßig, strich über ihre Lippen. Die Intimität war atemberaubend, überwältigend. Sie war nicht gefangen, sondern gehalten. Ein Gebet aus Fleisch und Wärme. Ihre Augen schlossen sich. Alle Gedanken lösten sich auf, ersetzt durch das reine, pulsierende Gefühl seiner Berührung, der Resonanz in ihrem eigenen Fleisch, der dröhnenden Stille, die nur vom rasenden Schlag ihres Herzens und seinem ruhigen Atmen unterbrochen wurde.

Die Hände an ihrem Gesicht blieben, eine zeitlose Sekunde lang, bevor sie sich wieder bewegten. Sanft führte er ihr Gesicht nach vorne, bis ihre Stirn gegen den groben Stoff seiner Kutte über seiner Brust ruhte. Sie spürte die feste Muskulatur darunter, die gleichmäßigen Schläge seines Herzens – ein dumpfes, beruhigendes Pochen, das sich mit ihrem eigenen wilden Rhythmus zu vermischen begann. Seine Hände lösten sich von ihrem Gesicht und glitten nach unten. Eine Hand legte sich flach auf ihren Rücken, zwischen die Schulterblätter, ein Gewicht, das sie zentrierte, erdete. Die andere Hand senkte sich, langsam, unendlich langsam und legte sich mit der ganzen Fläche über ihr Herz.