Hohlbein Classics - Die Hölle stirbt - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Die Hölle stirbt E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Moron, Vorbote einer gewaltigen Streitmacht, die das Universum unterjocht, rüstet sich zum letzten Angriff. Zum Sturm auf die Hölle! Damona King muss sich mit Asmodis, ihrem erbitterten Feind, verbünden, um die Erde zu retten. Doch als sie die Abgründe der Hölle erreicht, bietet sich ihr ein Bild des Grauens.

"Die Hölle stirbt" erschien erstmals am 30.10.1984 unter dem Pseudonym Henry Wolf als Teil der "Damona-King"-Serie in der Reihe "Gespenster-Krimi".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.


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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumDie Hölle stirbt!Vorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Die Hölle stirbt

Ein Gespenster-Krimi

Moron, Vorbote einer gewaltigen Streitmacht, die das Universum unterjocht, rüstet sich zum letzten Angriff. Zum Sturm auf die Hölle! Damona King muss sich mit Asmodis, ihrem erbitterten Feind, verbünden, um die Erde zu retten. Doch als sie die Abgründe der Hölle erreicht, bietet sich ihr ein Bild des Grauens.

»Die Hölle stirbt« erschien erstmals am 30.10.1984 unter dem Pseudonym Henry Wolf als Teil der »Damona-King«-Serie in der Reihe »Gespenster-Krimi«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Die Hölle stirbt

Ein Gespenster-Krimi Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Gespenster-Krimi

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1431-1

Die Hölle stirbt!

von Henry Wolf

Die weiße Hexe ist eine begehrenswerte Frau. Doch Dämonen haben keinen Sinn für Schönheit, ihre Ziele sind Chaos und Verderben. DAMONA stellt sich auf die Seite der Menschen, kämpft in fernen Zeiten und Dimensionen für das Licht, ihre Waffen sind ein HEXENHERZ – und ihre Weiblichkeit ...

Es war so still in der Kirche wie in einem großen, kühlen Grab. Durch die kunstvoll bemalten Bleiglasfenster fiel Licht in allen Farben des Regenbogens herein und zeichnete verwirrende Muster auf den Mosaikfußboden, und der Schatten des großen, aus einem einzigen Block gemeißelten Altars streckte sich wie eine große fingerlose Hand die Stufen herab nach der einsam knienden Gestalt. Obwohl die Nacht Frost gebracht hatte und der Tag noch keine Stunde alt war, war es nicht kalt hier drinnen; die gewaltigen Mauern der Kathedrale, die dem Ansturm von Jahrhunderten getrotzt hatten, wiesen auch die Kälte ab und schufen eine Enklave der Wärme und Geborgenheit im Herzen der Millionenstadt London.

Ein einzelner, hallender Glockenschlag schwang dumpf durch die Luft, ein Laut, der die Stille und Abgeschiedenheit mehr zu betonen schien, als dass er sie durchbrach. Der Ton hallte von den gewaltigen Sandsteinmauern wider und verklang nur langsam.

Pater Brannigan sah auf. Für einen Moment war sein Blick verschleiert, als erwache er aus einem tiefen Schlaf, dann erschien eine tiefe Falte zwischen seinen dünnen, hellblonden Brauen. Er war zum Morgengebet hierhergekommen, aber er war länger in seiner stummen Zwiesprache mit sich – und vielleicht Gott – geblieben, als er beabsichtigt hatte. Einen Moment lang sah er sich noch verwirrt um, dann stand er auf, ließ seinen Blick einen Herzschlag lang durch das gewaltige, menschenleere Kirchenschiff schweifen und schlug den Ärmel seiner schmucklosen Soutane zurück. Die Anzeige der flachen Quarzuhr, die er darunter am Handgelenk trug und die so wenig zu seiner Kleidung und der Umgebung, in der er sich befand, passen wollte, verriet ihm, dass es knapp acht Minuten nach sieben war – eine Unzeit zum Glockenläuten.

Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, schwang ein zweiter, dröhnender Glockenschlag durch das Kirchenschiff.

Brannigans Stirnrunzeln vertiefte sich. Die Kirche verfügte schon lange nicht mehr über einen Küster, sondern hatte wie fast alles andere auch vor dem Ansturm der modernen Technik kapituliert: Es gab zwar noch einen Glockenturm, in dem ein Gewirr von Seilen zu den vier großen und sechzehn kleinen Glocken hinaufführte, aber das Läutwerk selbst wurde von einem Microcomputer auf den Sekundenbruchteil genau gesteuert.

Ein dritter Glockenschlag überzeugte Brannigan endgültig davon, dass es mit der Präzision der modernen Technik wohl doch nicht so weit her war. Mit einer entschlossenen Bewegung wandte er sich um, ging rasch durch das Kirchenschiff, öffnete die Tür zur Sakristei und durchquerte den kleinen, noch in schattiges Halbdunkel getauchten Raum. Die Tür zum Glockenturm quietschte in den Angeln, als er sie öffnete; seit die Glocken selbsttätig läuteten, kam kaum noch jemand hierher; auf dem Fußboden lag Staub, und die Luft schmeckte bitter und verbraucht: alt.

Ein vierter, hallender Glockenschlag ließ den Boden vibrieren, als Brannigan die Tür hinter sich ins Schloss zog und aus zusammengekniffenen Augen in das Halbdunkel blinzelte. Der Glockenturm hatte keine Fenster, nur von oben drang schwaches, graues Licht in schmalen Streifen herein, gerade genug, Brannigan die Gestalt erkennen zu lassen, die zusammengekauert auf dem Steinfußboden hockte.

Pater Brannigan blieb stehen. Ohne dass es einen logischen Grund dafür gegeben hätte, spürte er plötzlich Angst, eine Angst, die mit jeder Sekunde stärker wurde. Etwas an der Gestalt war seltsam – bedrohlich, Furcht einflößend und auf schwer in Worte zu kleidende Weise düster.

»Wer ... wer sind Sie?«, fragte Brannigan. Seine Stimme schwankte und klang seltsam verzerrt in dem gewaltigen, leeren Turm. Der Mann (Mann??, flüsterte eine Stimme in Brannigan) hob den Kopf, streckte den Arm aus und versuchte sich an einem der Seile, die rings um ihn herum zu Boden hingen, hochzuziehen. Hoch über seinem Kopf schlug die gewaltige Glocke ein fünftes Mal an.

»...fen«, flüsterte er. Seine Stimme war nicht menschlich, registrierte Brannigan erschrocken. Leise, krächzend und verzerrt, erinnerte sie eher an das mühsame Nachahmen eines Papageis. Wieder versuchte er sich hochzuziehen, und wieder sank er zurück, als hätte er nicht mehr die Kraft dazu. »Helfen ... Sie ... mir ...«, keuchte er.

Brannigan machte einen Schritt und blieb erneut stehen. Seine Augen gewöhnten sich an das hier drinnen herrschende Dämmerlicht, und er konnte mehr Einzelheiten erkennen. Der steinerne Boden rings um den Hockenden glänzte feucht (Blut?), und ein süßlicher, unbeschreiblich ekelhafter Geruch wehte zu Brannigan hinüber. Das Schlimmste aber war das Gesicht des Mannes.

Es war nicht das Gesicht eines Menschen ...

Brannigan prallte zurück, als hätte er einen Hieb erhalten. Instinktiv schlugen seine Hände das Kreuzzeichen. »Großer Gott!«, keuchte er. »Wer ... wer sind Sie? Was ist...?«

»Helfen ...«, stöhnte der Fremde. Seine Hände vollführten rasche, zuckende Bewegungen, und sein flaches, von grünen Schuppen bedecktes Echsengesicht verzerrte sich wie unter Schmerzen. Brannigan sah, dass das, was er im ersten Moment für einen Teil seiner Kleidung gehalten hatte, in Wirklichkeit ein Schwanz war. Das Wesen sah aus wie ein übermannsgroßer, aufrecht gehender Salamander.

Brannigans Gedanken überschlugen sich. Die Angst wurde für einen Moment übermächtig. Das Wesen war kein Mensch, und alles in ihm drängte danach, einfach herumzufahren und zu laufen, so schnell und so weit er konnte.

Aber da war auch etwas, das ihn zurückhielt. Das Wesen war verletzt und brauchte Hilfe ...

Mit aller Macht drängte Brannigan seine Furcht zurück, atmete hörbar ein und bewegte sich zögernd weiter auf den Fremden zu, aber nur, um nach wenigen Schritten erneut stehen zu bleiben.

Plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste, spürte er die dämonische Ausstrahlung des Wesens, den Atem der Hölle, der die geschuppte Gestalt wie ein unsichtbarer Mantel umgab und den Glockenturm mit dem Pesthauch des Satans erfüllte. Das Blut des Fremden war schwarz.

»Satan!«, keuchte Brannigan. »Du bist ...«

Das Wesen hob in einer unendlich mühsamen Bewegung den Kopf und sah ihn aus seinen großen, pupillenlosen Augen an. Blut kam über seine Lippen. Seine Hand verlor den Halt am Glockenseil und fiel kraftlos herab. Langsam kippte er nach vorne, schlug schwer auf dem harten Steinboden auf und blieb stöhnend liegen. Seine Klauen waren nur mehr wenige Zentimeter von Brannigans Füßen entfernt. »Helfen ...«, keuchte es. »Ihr müsst ... helfen ... Sie greifen ... uns an.« •

Brannigan blieb wie versteinert stehen. Seine Gedanken wirbelten wie wild im Kreis; Furcht, Verwirrung und abgrundtiefes Grauen hielten sich noch die Waage und lähmten ihn. Das Wesen ist ein Dämon, vielleicht der Teufel selbst!, war alles, was er denken konnte. Und doch sagte ihm eine Stimme, dass er zuhören musste, dass es wichtig war zu erfahren, warum dieser Diener der schwarzen Mächte ausgerechnet hierher, in ein Haus Gottes, geflohen war.

»Tot ...«, wimmerte das Wesen. »Alle ... tot. Sie haben uns ... überlistet. Alle ... tot ... ich konnte ... entkommen, aber ... Weg ist versperrt. Warnen ... musst Asmodis ... warnen ...«

Brannigan sog hörbar die Luft ein. »Sprich diesen Namen nicht aus!«, sagte er erschrocken. »Nicht hier, in einem Haus Gottes!«

Das Wesen stemmte sich hoch, starrte ihn an und stieß ein schmerzhaftes Keuchen aus. Der Blick seiner Augen, schon halb verschleiert, klärte sich noch einmal.

»Du ... Narr«, sagte er schleppend. »Du triumphierst, weil wir sterben? Dann hör mir zu, du Wurm! Wenn wir fallen, gibt es niemanden mehr, der... eure lächerliche Welt ... schützt. Sie werden ... erst uns, und dann ... dann euch vernichten. Warne Asmodis. Sage ihm, dass sie ... durch den Schattentempel kommen. Sage ihm, dass Moron ...« Er brach ab, krümmte sich unter Schmerzen und rang sekundenlang mühsam nach Luft. Sein Gesicht war eine Grimasse der Furcht, als er wieder zu Brannigan aufsah.

»Damona«, murmelte er. »Geh zu ... Damona King. Sie ist die Einzige, die ... die Asmodis erreichen kann. Warne sie. Sage ihr, was ich dir aufgetragen habe, oder unsere Welt wird ... wird untergehen. Und kurz ... kurz darauf ... eure.«

Etwas Seltsames geschah. Die Stimme des Wesens wurde immer leiser, war schließlich kaum mehr als das leise Flüstern des Windes in den Baumwipfeln und verklang ganz. Gleichzeitig begann sein Körper durchsichtig zu werden, verwandelte sich in einen Schatten, ein Phantom – und verschwand. Nur das schwarze Blut des Dämons blieb auf den Steinfliesen zurück.

Pater Brannigan stand minutenlang wie erstarrt da und starrte auf den großen Fleck zu seinen Füßen herab. Dann drehte er sich um und ging mit steifen Schritten aus dem Turm.

***

Auf den Hügeln jenseits der Mauer lag Schnee, und die Fenster hatten sich mit glitzernden Eisblumen überzogen. Es war kalt, klirrend kalt, und obwohl überall im Haus die Heizkörper für wohlige Wärme sorgten, hatte die Kälte hier, im Turmzimmer von Kings Castle, bereits Einzug gehalten; Monate zu früh und grimmiger als im tiefsten Winter.

Damona rieb sich fröstelnd die nackten Oberarme und trat näher ans Fenster heran. Ihr Atem kondensierte zu feinen, rhythmischen Dampfwölkchen vor ihrem Gesicht, und die Kälte ließ sie zittern, obwohl sie erst wenige Augenblicke in dem kleinen Zimmer war.

Sie wusste selbst nicht recht, warum sie überhaupt hier heraufgekommen war. Die Kammer war verschlossen gewesen, seit vielen Monaten verlassen und leer, und auf dem Boden, den Möbeln und dem pedantisch aufgeräumten Schreibtisch vor dem erloschenen Kamin lag Staub. Es war still. Die mannsdicken Mauern von Kings Castle verschluckten jeden Laut, der von außen hereindringen wollte. Gleichzeitig schien es, als bewahrten sie die Erinnerungen an die Menschen, die in ihrem Schutz gelebt hatten, sorgfältig auf ...

Damona befand sich in einer seltsamen Stimmung. Es war kein Zufall, dass sie ausgerechnet hier heraufgekommen war. Zum ersten Mal, seit sie offiziell rehabilitiert worden und in ihr Zuhause zurückgekehrt war, hatte sie Zeit gefunden, über sich und ihr Leben nachzudenken, und mit den Gedanken waren die Erinnerungen gekommen. Erinnerungen, die wehtaten. Erinnerungen an ihr Leben, wie es gewesen war, ehe sie erfahren musste, dass sie eine weiße Hexe war und – ob mit oder gegen ihren Willen – in den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse verstrickt sein würde. Erinnerungen an Mike, den einzigen Mann, den sie jemals geliebt hatte. Sie hatten mehr miteinander er- und überlebt als tausend andere, und sie waren eigentlich beide immer der Meinung gewesen, dass es nichts geben konnte, was imstande war, sie zu trennen.

Aber sie waren getrennt, und Damona hatte die Hoffnung, ihn jemals wiederzusehen, längst aufgegeben.

Auch wenn sie es sich selbst gegenüber niemals eingestanden hätte. Vielleicht war das auch der Grund, aus dem sie hierhergekommen war. Dieses Zimmer hatte Mike gehört, ihm ganz allein. In diesen winzigen Raum hatte er sich zurückgezogen, wenn er in Ruhe arbeiten wollte, aber auch wenn er einmal allein und von niemandem gestört sein wollte, und von allen Orten in Kings Castle war es dieser, in dem die Erinnerung an ihn am lebendigsten war. Sie brauchte sich nur umzudrehen und die Augen halb zu schließen, um ihn hinter seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, ganz deutlich ...

Damona seufzte, schüttelte ein paar Mal den Kopf und versuchte, sich selbst zur Ordnung zu rufen. Es gelang ihr nur halb. Es war ruhig auf Kings Castle, überall, nicht nur hier. Sie hatte das gesamte Personal fortgeschickt, selbst Henry, der beinahe sein ganzes Leben hier verbracht hatte und beinahe zum Inventar gehörte, und trotzdem glaubte sie, überall wispernde Stimmen und Schritte zu hören, Schatten und Geräusche, die nirgendwo anders existierten als in ihrer Einbildung.

Angst?, dachte sie. Sicher, sie hatte Angst, aber es war eine ganz, ganz andere Angst als bisher. Sie hatten gesiegt, hatten Moron und seine Kreaturen zurückgeschlagen, aber es war ein Sieg gewesen, an dem sie keine Freude empfinden konnte. Moran war verletzt, und. vermutlich würde er lange brauchen, sich von der vernichtenden Niederlage, die er erlitten hatte, zu erholen.

Aber er würde sich erholen, und er würde wiederkommen, und dann ...

Damona verscheuchte den Gedanken. Sie hatte ein paar Punkte in diesem ungleichen Kampf für sich verbuchen können, und es brachte nichts ein, über die Zukunft nachzugrübeln. Denn eines hatte sie gelernt in der kurzen Zeit, die sie mit Moron und seinen Schreckenskreaturen konfrontiert worden war: Ganz gleich, wie lange sie über Morons Pläne und sein Vorgehen nachdachten – er würde anders reagieren. Moron war kein Mensch, nicht einmal ein Wesen von dieser Welt. Er war absolut unberechenbar.

Mit einem Ruck wandte sie sich um, blickte noch einmal durch das beschlagene Fenster nach draußen und wollte die Turmkammer verlassen, blieb dann aber noch einmal stehen, als eine Bewegung auf den schneebedeckten Hügeln draußen vor der Mauer ihre Aufmerksamkeit erregte.

Sie zögerte einen Moment, öffnete dann mit einem entschlossenen Ruck einen Fensterflügel und beugte sich hinaus. Der Wind schlug ihr wie eine eiskalte Kralle ins Gesicht und ließ sie blinzeln; Eiskristalle stachen wie winzige Messerchen in ihre Haut, und eine eisige Bö ließ ihr Haar flattern. Für einen Moment sah sie weniger als bei geschlossenem Fenster.

Trotzdem konnte sie die einsame Gestalt auf dem Hang des Hügels erkennen. Es war ein Mensch. Er bewegte sich schwankend durch den tobenden Sturm und schien Mühe zu haben, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten.

Damona überlegte nicht lange. Sie wusste nicht, wer die Gestalt dort draußen war und was sie hier wollte, aber das zählte auch nicht. Sie war offensichtlich am Ende ihrer Kräfte, krank oder verletzt, und brauchte Hilfe.

Rasch schloss sie das Fenster, durchquerte den Raum und lief, so schnell sie konnte, die gewundene Treppe ins Erdgeschoss hinab. Ihre Schritte hallten dumpf in der weiten, vollkommen leeren Eingangshalle des Schlosses wider, als sie zum Ausgang eilte. Für einen Moment überlief sie ein kalter Schauer, als ihr Blick die hässlichen schwarzen Flecke streifte, die den Boden und die Wände verunzierten, einzige Zeugen des erbarmungslosen Kampfes, der überall auf Kings Castle getobt hatte ...

Sie verscheuchte den Gedanken, raffte im Vorbeigehen ihre Jacke vom Haken und warf sie sich über, während sie bereits das Haus verließ und zur Garage hinübereilte. Einen Moment lang überlegte sie, welchen Wagen sie nehmen sollte, dann schwang sie sich, trotz der bitteren Kälte, die wie ein gläserner Mantel über dem Land lag und jede Bewegung zur Qual werden ließ, in den offenen Ranger, startete den Motor und warf den Gang hinein. Das Getriebe knirschte vor Kälte, aber die breiten Geländereifen fanden auf dem Schnee sicheren Halt. Augenblicke später rumpelte der Wagen aus dem offen stehenden Tor von Kings Castle.