Hohlbein Classics - Die Tochter der Katzengöttin - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Die Tochter der Katzengöttin E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Der King-Konzern, einer der Welt-Konzerne, die nicht selten den Lauf der Geschichte bestimmen, hat sich einen Riesenauftrag gesichert: den Bau eines Zivilflughafens inmitten des Nil-Deltas in Ägypten. Als man mit den Ausschachtungsarbeiten beginnt, stoßen zwei Arbeiter auf eine mächtige Steinplatte. Die Untersuchung ergibt, daß es sich dabei um den Eingang zu einer Grabkammer handelt, die gleichzeitig als Andachstätte für Bastet, die Katzengöttin, diente. Was sich jedoch als archäologische Sensation ankündigt, entwickelt sich schnell zun einem Brandherd, der nicht nur die Existenz des King-Konzerns, sondern sogar der ganzen Welt droht. Damona und Mike Hunter unternehmen die Reisen in die Tropen und landen mitten in einem Inferno. Die Gesandten des Zwichenreichs bereiten ihnen einen heißen Empfang!


"Die Tochter der Katzengöttin" erschien erstmals am 19.04.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe "Damona King".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

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Seitenzahl: 146

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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumDie Tochter der KatzengöttinVorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Die Tochter der Katzengöttin

Ein Damona King Roman

Der King-Konzern, einer der Welt-Konzerne, die nicht selten den Lauf der Geschichte bestimmen, hat sich einen Riesenauftrag gesichert: den Bau eines Zivilflughafens inmitten des Nil-Deltas in Ägypten. Als man mit den Ausschachtungsarbeiten beginnt, stoßen zwei Arbeiter auf eine mächtige Steinplatte. Die Untersuchung ergibt, daß es sich dabei um den Eingang zu einer Grabkammer handelt, die gleichzeitig als Andachstätte für Bastet, die Katzengöttin, diente. Was sich jedoch als archäologische Sensation ankündigt, entwickelt sich schnell zun einem Brandherd, der nicht nur die Existenz des King-Konzerns, sondern sogar der ganzen Welt droht. Damona und Mike Hunter unternehmen die Reisen in die Tropen und landen mitten in einem Inferno. Die Gesandten des Zwischenreichs bereiten ihnen einen heißen Empfang!

»Die Tochter der Katzengöttin« erschien erstmals am 19.04.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe »Damona King«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Die Tochter der Katzengöttin

Ein Damona King Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Damona King

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1444-1

Die Tochter der Katzengöttin

Gespensterkrimi von Henry Wolf

Joseph Clayton war so gut wie tot.

Das Schicksal hatte ihm noch ein paar Minuten zugestanden, aber davon ahnten weder er noch einer seiner Kollegen etwas. Im Gegenteil – der grauhaarige Ire fühlte sich an diesem Nachmittag wohl und aufgekratzt wie schon seit Wochen nicht mehr, und selbst die Aussicht auf weitere vier Stunden schweißtreibender Arbeit in der Gluthitze der Ägyptischen Wüste konnten seiner Hochstimmung keinen merklichen Abbruch tun. In den ersten Tagen, in denen er hier gearbeitet hatte, hatte er geglaubt, sich niemals daran gewöhnen zu können; nicht an die Hitze, nicht an dieses Land mit seinen exotischen Gerüchen und Gebräuchen, und auch nicht an dieses Volk mit seiner fremden Sprache und seinen manchmal für einen Europäer bizarren Sitten. Aber das war lange her – Clayton war jetzt seit mehr als drei Monaten als Baggerführer auf der Großbaustelle beschäftigt. Er hatte angefangen, sich an seine neue Heimat zu gewöhnen, und er hatte sogar seine Ressentiments überwunden und Kontakt zu den Einheimischen geknüpft. Das Einzige, an das er sich vermutlich nie würde gewöhnen können, war die Hitze, jene mörderische, unerträgliche Hitze, die nur in diesem Teil Afrikas zu finden war und die niemand, der sie einmal erlebt hatte, wieder vergessen konnte.

Er lehnte sich zurück, schaltete mit einer geübten Handbewegung die schweren Dieselmotoren des Riesenbaggers aus und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Lücke im Armaturenbrett, in der sich eigentlich eine Klimaanlage befinden sollte. Aber die war schon nach knapp drei Monaten ausgefallen, und ein Ersatz war bisher trotz mehrmaliger Bestellung nicht zu bekommen gewesen. Dabei, dachte Clayton spöttisch, stellte dieses Raumgerät das Nonplusultra modernster Abraumtechnik dar – ein mehr als vierzig Meter langes und fast halb so hohes Ungeheuer aus gelb lackiertem Stahl, das – von einem hochgezüchteten Computer und einem einzigen Mann gelenkt – in einer Stunde mehr Kubikmeter abräumen konnten als zwei Dutzend normale Bagger und eine Hundertschaft Arbeiter. Daheim in England wäre es eine Affäre von allerhöchstens zwei Tagen gewesen, einen Ersatz für die ausgefallene Anlage zu bekommen. Aber Ägypten war nicht England, das hatte er recht schnell und auf manchmal drastische Weise begriffen. Er hatte sich hier nicht nur mit anderen Menschen, sondern auch mit einer anderen Mentalität auseinander zu setzen. Und Diskussionen, die irgendwann einmal unweigerlich in einem fatalistischen Allāhu akbar und einem Schulterzucken endeten, führte er schon lange nicht mehr.

Trotzdem würde er weiterbohren. Vielleicht, sinnierte er, konnte er dem einheimischen Bauleiter einfach so lange auf die Nerven fallen, bis dieser sich aus reiner Verzweiflung um eine Ersatzanlage bemühte. Aber wahrscheinlicher war, dass er vorher an einem Hitzschlag sterben würde.

Clayton zündete sich eine Zigarette an, verbrannte sich die Finger, weil die Gasflamme des Feuerzeuges in der vor Hitze flimmernden Luft so gut wie unsichtbar war, und schaltete mit einem ergebenen Schulterzucken die Motoren wieder ein. Die fast dreitausend Pferdestärken des Baggers erwachten tief unter ihm zu grollendem Leben. Vor Clayton leuchtete eine ganze Batterie grüner und blauer Kontrollleuchten auf, die anzeigten, dass die verschiedenen Computersysteme des technischen Wunderwerkes liefen.

Er beugte sich vor, warf einen prüfenden Blick in die Baugrube hinunter und schwenkte den riesigen Arm der Maschine herum. Die stählernen Kiefer klappten lautlos auseinander und senkten sich mit einer majestätischen Bewegung hinab. Die Baggerschaufel grub sich knirschend in Sand und hartgebackenes Erdreich. Dann klappten die beiden Hälften des monströsen stählernen Gebisses zusammen und rissen in einer einzigen Bewegung eine ganze Lastwagenladung Erdreich empor. Der Ausleger schwenkte herum, als Clayton die entsprechenden Knöpfe drückte, hielt millimetergenau über der bereitstehenden Ladefläche eines Lasters an und lud seine Ladung donnernd ab. Clayton grinste, als er sah, wie das Fahrzeug merklich in die Knie ging.

Der Laster fuhr an und machte einem weiteren in der Reihe der scheinbar endlos nachkriechenden Fahrzeuge Platz, während der Bagger herumschwenkte und sich erneut in das trichterförmige Loch senkte. Claytons Blick irrte ab, während seine Finger die notwendigen Handgriffe ausführten. Er tat diese Arbeit schon so lange, dass er dabei praktisch nicht mehr zu denken brauchte.

Das Bild, das sich ihm zu allen Seiten hin bot, erinnerte den Baggerführer lebhaft an Aufnahmen von zerbombten Städten oder Mondlandschaften. Soweit das Auge reichte, war der Boden zerwühlt und aufgerissen, mit riesigen Löchern und scheinbar sinnlos angeordneten Gruben und Schächten durchsetzt. Am Rande der ungeheuren, mehrere hundert Meter durchmessenden Baugrube türmte sich das abgefahrene Erdreich bereits jetzt fast fünfzig Meter hoch. Und dabei hatten sie noch nicht einmal die Hälfte der Tiefe erreicht, die in der Planung vorgesehen war. Dieses Projekt war wahrscheinlich das größte, das der King-Konzern jemals in Angriff genommen hatte. Hier, inmitten des Nildeltas, in der Nähe der Stadt Es-Saquasiq, würde in kurzer Zeit einer der größten zivilen Flughäfen der Welt entstehen. Woher das relativ arme Land die dazu benötigten ungeheuren Geldmittel hatte, war sowohl Clayton als auch dem King-Konzern in London bis heute ein Rätsel geblieben. Aber soweit Clayton wusste, war eine beachtliche Anzahlung geleistet worden. Und einen Auftrag wie diesen würde sich wohl keine Firma der Welt entgehen lassen. Im Moment allerdings erinnerte noch nicht viel an das, was hier einmal entstehen sollte. Als Clayton hier angekommen war, hatte er spöttisch gefragt, seit wann man einen Flugplatz wohl unterirdisch anlegt. Heute war die Grube fast zehnmal so groß und mehr als doppelt so tief wie damals, und er hatte aufgehört, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er wurde dafür bezahlt, eine Arbeit zu tun, mehr nicht. Genau betrachtet, wurde er sogar fürstlich bezahlt – für die Summe, die er bisher schon gespart hatte, hätte er in England drei Jahre hart arbeiten müssen. Und es würde noch mehr werden – mit der heutigen Post war ein Brief von der Hauptverwaltung in London gekommen, in dem man ihm mitgeteilt hatte, dass er von der nächsten Woche an einen Posten als Vorarbeiter hatte. Das bedeutete mehr Geld, eine angenehmere Arbeitszeit und vor allem: heraus aus diesem Treibhaus von Bagger …

Auf seinem Armaturenbrett begann eine ganze Batterie roter Lampen hektisch zu flackern und riss ihn aus seinen Gedanken. Er reagierte sofort. Seine Finger pressten den Nothalt-Knopf, noch ehe die Automatik reagieren konnte. Der Ausleger kam mit einem Ruck zum Stehen. Die Motoren liefen grollend aus. Clayton beugte sich im Sitz vor, schielte über die stumpfe Schnauze des Baggers nach unten und beugte sich dann stirnrunzelnd über das auf den ersten Blick unübersichtlich aussehende Computerbrett. Die Baggerschaufel war auf Widerstand gestoßen, einen Widerstand, den nicht einmal die ungeheure Kraft der stählernen Kiefer brechen konnte, ohne die Maschine dabei zu beschädigen.

Clayton grunzte verblüfft. Der größte Vorteil dieser sündhaft teuren Maschinenmonster war, dass sie sich buchstäblich durch Berge graben konnten, ohne dabei auf mühsame Sprengungen angewiesen zu sein. Er hatte – außer bei massivem Granit – eigentlich noch nie erlebt, dass die Automatik Alarm geschlagen hatte. Diesmal hatte sie es getan.

Claytons Stimmung sank um mehrere Grade. Der Gedanke, den schwerfälligen Bagger um mehrere hundert Meter zurücksetzen und dann womöglich stundenlang auf das Sprengkommando warten zu müssen, behagte ihm nicht sonderlich. Mit einem entschlossenen Ruck schaltete er die Maschine vollends ab und öffnete die Tür.

Die Außenluft traf ihn wie ein Hammerschlag. Drinnen war es heiß gewesen; hier draußen war es schlicht und einfach unerträglich. Er blieb einen Moment lang auf dem schmalen Trittbrett unterhalb der Kabine stehen und kletterte dann umständlich zu Boden. Die Metallleiter schien zu glühen. Er verbrannte sich die Hände, fluchte ungehemmt und sprang die letzten zwei Meter.

»Clayton? Was gibt es?«

Norman, der Vorarbeiter seiner Schicht, kam aufgeregt über den heißen Wüstensand herangelaufen. Clayton grinste schadenfroh. Jede Stunde, die der Bagger stand, kostete die Firma ein kleines Vermögen. Kein Wunder, dass Norman aufgeregt war. Aber schließlich – warum sollte er der Einzige sein, der sich ärgerte?

Clayton deutete mit einer knappen Geste in das trichterförmige Loch, das die Schaufel gegraben hatte.

»Ich bin auf Widerstand gestoßen«, sagte er lakonisch.

Norman blieb stehen, schluckte und sah Clayton an, als zweifle er an dessen Verstand.

»Wie bitte?«, rief er.

Clayton grinste. »Widerstand«, sagte er langsam und genüsslich. »Irgendetwas ist da unten, mit dem der Greifer nicht fertig wird. Aus. Finito.«

»Aber das ist doch ... unmöglich«, sagte Norman kläglich. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Clayton hatte plötzlich das sichere Empfinden, dass dies nicht nur von der Hitze kam.

»Scheinbar nicht«, gab er gelassen zurück. Plötzlich bereitete es ihm ein fast sadistisches Vergnügen, die Bestürzung des anderen noch zu vertiefen. Er konnte direkt sehen, wie es hinter Normans Stirn arbeitete.

»Muss ein mächtiger Brocken sein«, fügte er mit Unschuldsmine hinzu, »wenn die Schaufel es nicht schafft, ihn zu knacken. Ich fürchte, wir müssen sprengen.«

Norman schüttelte unwillig den Kopf. »Wir sind bereits jetzt weit hinter dem Zeitplan zurück«, sagte er. »Wir können uns keine Verzögerungen mehr leisten.«

»Sagen Sie das dem Felsbrocken.«

Norman schenkte ihm einen giftigen Blick und begann vorsichtig in die Grube hinunterzusteigen. »Kommen Sie mit, Clayton«, sagte er barsch. »Ich will mir das erst einmal ansehen.«

Clayton folgte ihm ergeben.

Die Grube war nicht ganz zehn Meter tief, aber der Abstieg wurde trotzdem zu einer Tortur. Der lockere Sand rutschte immer wieder unter ihren Füßen weg, und Clayton wusste aus übler Erfahrung, wie unangenehm es war, in diesem staubfeinen Sand zu stürzen. Noch nach Tagen konnte man das Zeug in Nase, Ohren und Haaren haben.

Norman erreichte schwer atmend den Boden der Grube und blieb stehen, bis Clayton neben ihm angelangt war.

»Das muss es sein«, sagte er mit einer entsprechenden Geste.

Clayton beugte sich neugierig vor. Die Baggerschaufel füllte fast den gesamten Raum aus, sodass er sich an Norman vorbeiquetschen musste, um überhaupt etwas erkennen zu können. Direkt vor ihnen lag ein hellgrauer, fast vollkommen glatter Block. Einer der riesigen Stahlzähne der Baggerschaufel hatte sich in seine Oberfläche gegraben, sie bis auf eine Tiefe von etwa zehn Zentimetern gesprengt und sich dann verkeilt.

Norman seufzte. »Sieht aus, als hätten wir Glück. Wir brauchen das Ding nur hochzufahren und aus einem anderen Winkel noch einmal zu graben. Das müsste reichen.«

Clayton antwortete nicht. Irgendetwas an dem Block kam ihm seltsam vor, wenngleich er nicht sagen konnte, was. Seine Oberfläche war zu glatt, um natürlich zu wirken. Es sah fast aus, als wäre sie poliert worden.

Norman boxte ihm erleichtert in die Rippen. »Noch einmal Schwein gehabt, Jo«, sagte er. »Kommen Sie – wir steigen hoch, und Sie reißen das Ding vollends raus.«

Clayton schüttelte den Kopf. Er wusste selbst nicht, warum, aber mit einem Male war er davon überzeugt, dass sie diesen Fels nicht zerstören durften.

»Nein«, sagte er leise.

Normans Augen schienen ein Stück aus ihren Höhlen zu quellen.

»Wie bitte?«, fragte er zweifelnd.

»Ich sagte: Nein«, wiederholte Clayton mit fester Stimme. »Wir werden diesen Stein nicht zerstören. Ich werde es nicht tun, und auch ein anderer wird es nicht tun.«

Norman schluckte und sagte zehn Sekunden lang gar nichts. Als er dann antwortete, klang seine Stimme fast zu freundlich. »Sagen Sie, Jo, sind Sie verrückt geworden, oder bekommt Ihnen die Hitze nicht?«

Clayton antwortete nicht. Er kniete neben dem Vorarbeiter nieder, legte einen Moment lang die Fingerspitzen auf den Fels und begann dann mit bloßen Händen zu graben.

»Was machen Sie da?«, fragte Norman verblüfft, nachdem er seinem Treiben eine Weile lang zugesehen hatte.

»Die Zeichen«, keuchte Clayton, während er wie ein Wilder grub und eine Hand voll Sand nach der anderen zur Seite schleuderte. »Sehen Sie doch selbst. Dieser Stein ist nicht von selbst hierher gekommen!«

Norman runzelte die Stirn, sah Clayton zweifelnd an und ging dann widerstrebend in die Hocke, um dessen Entdeckung näher in Augenschein zu nehmen.

Clayton hatte Recht – auf der glatten Oberfläche des Felsstückes konnte man bei genauem Hinsehen ein verschlungenes Muster aus Linien und Strichen erkennen, die sich zu einer Art primitiver Bildersprache aneinander zu reihen schienen.

Norman schauderte. Er hatte keine Ahnung, was die Felsmalereien bedeuteten – aber sie gefielen ihm nicht. Irgendetwas Düsteres und Bedrohliches schien davon auszugehen, fast, als wären sie nicht zur Erbauung des Betrachters bestimmt gewesen, sondern als Warnung.

Clayton grub unterdessen wie ein Besessener weiter. Nach wenigen Minuten hatte er den unteren Rand der Platte freigelegt. Seine Finger stießen auf Widerstand.

»Sehen Sie!«, sagte er aufgeregt. »Ziegel! Das sind Ziegel! Das hier muss ein unterirdisches Gebäude sein. Und die Platte ist der Eingang.«

»Wie interessant«, sagte Norman ohne rechte Begeisterung. »Ein prähistorischer Atombunker.«

Zwischen Claytons Augen erschien eine steile Falte. »Wissen Sie eigentlich, was wir da entdeckt haben?«, fragte er leise.

Norman schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, was es bedeutet. Nämlich eine monatelange Verzögerung der Bauarbeiten, vielleicht sogar deren Ende. Möchten Sie das, Clayton?«

Der Baggerführer schwieg irritiert und schüttelte dann unwillig den Kopf.

»Sie sind ein Barbar, Norman«, sagte er. »Sie haben ja keine Ahnung, wie wertvoll dieser Fund für die Archäologie ist.«

»Dieses Land wimmelt von alten Gemäuern.«

Clayton nickte. »Sicher. Aber meines Wissens nach ist erst eine einzige Grabkammer gefunden worden, die nicht ausgeraubt wurde.«

»Wieso Grabkammer?«

»Was soll es sonst sein? So tief unter der Erde und so gut gesichert?« Clayton stand auf, stieß sich den Kopf an der Baggerschaufel und stieß einen unterdrückten Fluch aus.

»Ich werde jetzt hinaufgehen und die Schaufel ganz vorsichtig anheben«, sagte er entschlossen. »Vielleicht stehen wir vor der größten archäologischen Sensation seit der Entdeckung der Pyramiden.«

»Sie stehen kurz vor dem Rausschmiss, Clayton«, grollte Norman. »Was glauben Sie, was Ihnen Mister Hunter erzählt, wenn ich ihm sage, wer für die garantiert zu erwartende Verzögerung verantwortlich ist?«

Clayton wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung zur Seite. »Wir müssen hinauf«, drängte er. »Sofort.«

Norman bewegte sich nicht. »Das Ding hat ein paar tausend Jahre dort unten gelegen, es wird auch noch zehn Minuten länger warten können«, sagte er ruhig. »Und jetzt hören Sie mir einmal zu, Jo. Ihren Forscherdrang in allen Ehren, aber ... was war das?!«

Norman fuhr herum und starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf die Felsplatte. Ein leises, schabendes Geräusch drang aus dem Fels, ein Ton, als kratze jemand von innen gegen die massive Steinplatte. Aus dem gezackten Riss, den die Baggerschaufel in die Bemalung getrieben hatte, rieselte Staub. Plötzlich durchlief ein Knirschen die Platte. Der Riss verbreiterte sich, sprang im willkürlichen Zickzack über den gesamten Fels und schickte feine Verästelungen in alle Richtungen.

Norman schrie auf, als er begriff, was geschah. »Zurück!« Er warf sich nach hinten, verlor das Gleichgewicht und riss Clayton mit sich zu Boden.

Die Felsplatte zerbröckelte vor ihren Augen. Große Stücke brachen heraus, fielen polternd zu Boden und rissen weitere Bruchstücke aus der jahrtausendealten Felsbarriere. Eine Staubwolke quoll auf und nahm den beiden Männern für Augenblicke die Sicht.

Norman hustete, stemmte sich mühsam in die Höhe und starrte aus brennenden Augen auf das, was von der Eingangsplatte übrig geblieben war. Der Fels sah aus, als hätte ihn jemand mit einem gigantischen Hammer zertrümmert. Die Teile schienen regelrecht nach außen explodiert zu sein. Der Boden war übersät mit Geröll und Steintrümmern jeder Größe. Dahinter lag ein niedriger, finsterer Stollen mit gewölbter Decke.

»Ich hatte recht!«, triumphierte Clayton. »Ich hatte recht, Norman, sehen Sie doch!«

Norman nickte finster. »Sieht so aus.«

Clayton ging auf den Eingang zu, drehte sich halb um und winkte auffordernd. »Kommen Sie, Norman.«

»Sie ... Sie wollen doch wohl nicht da hinein?«, fragte Norman entsetzt.

»Und ob!«

»Aber ... das Ding kann jeden Augenblick zusammenstürzen!«, protestierte Norman.

Clayton lächelte. »Es hat ein paar tausend Jahre lang gehalten, da wird es auch noch zehn Minuten lang halten«, zitierte er seinen Vorarbeiter.

Norman grunzte ärgerlich. »So wie die Eingangsplatte, wie?«

»Die hat die Baggerschaufel zum Einsturz gebracht«, antwortete Clayton ungeduldig. »Und jetzt kommen Sie schon. Reizt Sie der Gedanke gar nicht, vielleicht die größte Entdeckung der letzten fünfhundert Jahre zu machen?«

Norman setzte sich widerstrebend in Bewegung. Aber er musste zugeben, dass etwas von Claytons Begeisterung auf ihn übergeschwappt war. Außerdem mussten sie das unterirdische Gewölbe so oder so in Augenschein nehmen – es war gut möglich, dass dieses Rattenloch die halbe Baustelle unterminierte.