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Wenn der eigene Körper versagt, ist die Herausforderung, vor der wir stehen, unermesslich. Egal, welchen Ausmaßes, wir können mit einer solchen Kränkung, die das Schicksal uns zufügt, nur schwer umgehen. Die Zeit heilt alle Wunden. Wer kennt diesen Ausspruch nicht? Doch wie soll man diese Zeit überstehen? Und stimmt das überhaupt? Die Autorin weiß, wovon sie spricht. Sie sucht einen Weg des Umgangs mit der Krankheit. Die Fragen, die sie sich selbst stellt, und die Antworten, die sie findet, geben ihr Halt. Indem sie in das Reich der Fantasie abtaucht, gelingt es ihr, die Gedanken zu fesseln, um den weiteren Heilungsverlauf mit seinen Einschränkungen zu akzeptieren. Denn: Fantasie hilft Wunden heilen. Sie nutzt die Zeit und versucht das Beste, was sie tun kann: Sie geht in sich und schreibt sich frei! Folgt den Gedanken, zu denen die Zeit sie führt. Sie findet eine Radierung und lässt sie zu ihrem Ort der Geborgenheit werden. All das fasst die Autorin in diesem Büchlein zusammen. Vielleicht kann es auch anderen Mut machen, die mit dem Schicksal hadern.
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Seitenzahl: 19
Veröffentlichungsjahr: 2018
WIE FANTASIE WUNDEN HEILT
Wenn der eigene Körper versagt, ist die Herausforderung, vor der wir stehen, unermesslich. Egal, welchen Ausmaßes, wir können mit einer solchen Kränkung, die das Schicksal uns zufügt, nur schwer umgehen. Ich weiß, wovon ich spreche.
Es war im März des Jahres 2018. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, in den Abgrund gezogen zu werden. Meine rechte Gesichtshälfte versagte mir den Dienst. Kein Lächeln, kein Zwinkern. Der Mund schief. Was für eine Tragödie! Um Hilfe ringend nahm ich den Kampf auf gegen Gott und die Welt. Gegen die Ärzte und die Krankenkasse. Gegen die Bürde der Betreuung eines kranken Menschen. Gegen meine eigene Hilflosigkeit. Ich tat alles, was möglich war. Investierte eine Unmenge Geld in alternative Heilmethoden und klammerte mich an das therapeutische Mittel, das die von den Kassen bezahlte Schulmedizin in einem solchen Fall als Empfehlung für den Patienten zu bieten hat: üben, üben, üben. Die Gesichtsmuskulatur am Leben erhalten. So wie mich selbst. Die vielen Ärzte, die ich konsultierte, konnten oder wollten im Sinne einer Therapie nichts weiter tun, als mich und meine Nerven mit Neuroleptika zu „beruhigen“. Obwohl ich dringend Entspannung und Entlastung von der Pflege meines Mannes brauchte, hielt die Krankenkasse eine stationäre Kur für „nicht zweckmäßig“.
Monate vergingen. Ich spürte allmählich auch auf der rechten Seite wieder Bewegung. Was blieb und mich fast an den Rand des Wahnsinns brachte, war der Schmerz bei dem vergeblichen Versuch, das rechte Auge zu schließen. Und sei es auch nur zum Blinzeln. Ich musste das Auge salben und weitestgehend abdecken, um ein Austrocknen und jegliche Reize zu vermeiden. Halbblind verzweifelte ich bei jeglichem Schriftverkehr, den ich auch für meinen Mann zu erledigen hatte. Ich konnte die Einschränkungen beim Lesen und Schreiben nicht mehr ertragen.
Wie sollte ich damit leben? Konnte ich das überhaupt? Mit dem winzigen Schimmer der Hoffnung, dass nach weiteren Monaten Besserung eintritt? Mich in eine fast ausweglose Situation fügen? „Die Zeit heilt alle Wunden.“ sagt ein altes Sprichwort. Doch wie soll man diese Zeit überstehen? Und stimmt das überhaupt?