Margarethe Seeliger (1863 - 1944) - Die Bildung der Mädchen als Lebensmaxime - Rosel Ebert - E-Book

Margarethe Seeliger (1863 - 1944) - Die Bildung der Mädchen als Lebensmaxime E-Book

Rosel Ebert

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Beschreibung

Margarethe Seeliger ein Frauenporträt Vor 120 Jahren legte eine Frau, von Beruf Lehrerin, den Grundstein für die höhere Schulbildung der Mädchen in Treptow-Baumschulenweg. Es war ein steiniger Weg, den sie gehen musste, bevor sie in diesem Ortsteil als Vorsteherin einer Privatschule Fuß fassen konnte. Diese Frau wurde für ihr Engagement und ihre Leistung gelobt und geehrt, solange, bis sich die Gemeindevertreter auf der Grundlage der Preußischen Mädchenschulreform von 1908 dazu entschlossen, mit einem bombastischen Schulneubau in Baumschulenweg den Grundstein für eine Mädchenschule von gymnasialem Charakter zu legen. Die Einweihung dieser Schule erfolgte im Jahr 1913 und für die Lehrerin war nichts mehr so wie zuvor. Denn nicht ihr, der bisherigen Schulvorsteherin, übertrug man die Leitung. Nein. Der zukünftige Direktor war ein Mann! Noch einmal zum Verständnis: Es geht um keine Knabenschule. Auch nicht um eine, wo Kinder beider Geschlechter lernen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um eine Öffentliche Höhere Mädchenschule. Aber die konnte oder durfte keine Frau leiten. Für die Autorin ist diese Entscheidung mehr als demütigend, doch sie entspricht den Gepflogenheiten jener Zeit. Ihr Inneres schreit nach Gerechtigkeit. Wenigstens im Nachhinein möchte sie dieser Frau, deren Schicksal sie schon seit längerem beschäftigt, in Wort und Bild ein Denkmal setzen. Dabei hat sie mit akribischen Recherchen und Fantasie ihr Möglichstes getan.

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Das Foto auf dem Bucheinband zeigt Margarethe Seeligers Schülerin Klärchen Kretschmann im Jahr 1916. Das Mädchenbild spricht auch für die anderen Schülerinnen im Alter von 14 bis 16 Jahren, die an der Höheren Mädchenschule in Baumschulenweg zu dieser Zeit lernten.

Die den Kapiteln zugefügten Frauenbilder gehören zum Nachlass von Margarethe Ihme und befinden sich jetzt im Besitz der Enkelin Rosel Ebert.

INHALT

EIN FRAUENPORTRÄT

NACHHALTIGE BEGEGNUNG

POSENER (LEHR-)JAHRE

PRIVATSCHULE TREPTOW

STURZ VON DER TREPPE

OBERLEHRERIN FRÄULEIN SEELIGER

WAS BLEIBT

EIN FRAUENPORTRÄT

Vor 120 Jahren legte eine Frau, von Beruf Lehrerin, den Grundstein für die höhere Schulbildung der Mädchen in Treptow-Baumschulenweg. Es war ein steiniger Weg, den sie gehen musste, bevor sie in diesem Ortsteil als Vorsteherin einer Privatschule Fuß fassen konnte.

Diese Frau wurde für ihr Engagement und ihre Leistung gelobt und geehrt – solange, bis sich die Gemeindevertreter auf der Grundlage der Preußischen Mädchenschulreform von 1908 dazu entschlossen, mit einem bombastischen Schulneubau in Baumschulenweg den Grundstein für eine Mädchenschule von gymnasialem Charakter zu legen. Die Einweihung dieser Schule erfolgte im Jahr 1913 und für die Lehrerin war nichts mehr so wie zuvor.

Denn nicht ihr, der bisherigen Schulvorsteherin, übertrug man die Leitung. Nein. Der zukünftige Direktor war ein MANN! Noch einmal zum Verständnis: Es geht um keine Knabenschule. Auch nicht um eine, wo Kinder beider Geschlechter lernen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um eine ÖFFENTLICHE HÖHERE MÄDCHENSCHULE. Aber die konnte oder durfte keine Frau leiten.

Für mich ist diese Entscheidung mehr als demütigend, doch sie entspricht den Gepflogenheiten jener Zeit. Mein Inneres schreit nach Gerechtigkeit. Wenigstens im Nachhinein möchte ich dieser Frau, deren Schicksal mich schon seit längerem beschäftigt, in Wort und Bild ein Denkmal setzen. Dabei habe ich mit akribischen Recherchen und Fantasie mein Möglichstes getan.

Leider konnte ich nirgendwo ein Foto von ihr finden. Im Nachlass meiner Großmutter stieß ich auf Fotografien von Frauen, die durchaus in jene Zeit passen. Sicher waren diese Personen meiner Großmutter vertraut. Ich kenne sie nicht und nehme die Aufnahmen sozusagen als „Ersatz“. Warum sollte sie nicht einer von ihnen ähnlich gesehen haben?

Ich vertraue der Vorstellungskraft meiner Leserinnen und Leser und bin sicher, dass es ihnen gelingt, Margarethe Seeliger gemeinsam mit mir auf ihrem Lebensweg zu folgen. Doch

das Wichtigste sollte niemand aus dem Auge verlieren: Sie war eine Frau, die für die Bildung der Mädchen alles gegeben hat – auch ihr privates Glück. Und ich würde mir wünschen, dass jeder, der sich mit der Geschichte von Treptow-Baumschulenweg beschäftigt, ein kleines Stück dazu beiträgt, das Andenken dieser Lehrerin zu bewahren.

Rosel Ebert

NACHHALTIGE BEGEGNUNG

Jeder Mensch gleicht einem Baum mit Wurzel und Stamm. Darauf aufbauend formt sich unter dem Einfluss der Umwelt die Krone fast wie von selbst. Ein Dasein in logischer Reihenfolge. Die Wurzel als Anfang jeder Lebensgeschichte. Doch bei Margarethe Seeliger und mir waren es nicht die Wurzel und der Stamm, die uns Schritt für Schritt zusammenführten. Meine Begegnung mit ihr, die so nachhaltig wurde, war ganz anderer Art. Sie erwuchs rein zufällig aus den Zeilen eines 16-jährigen Mädchens, geschrieben am 29. Oktober des Jahres 1916:

„Heute schrieb mir Else Jakob, meine ehemalige Schulfreundin, einen sehr lustigen Brief. Gewiß glaubte sie, er würde mir besonders gefallen. – Aber gerade das Gegenteil. Früher haben wir uns sehr gut verstanden und ich glaube jetzt können wir es nicht mehr. Sie ist im Pensionat und vollkommen burschikos und ausgelassen, von der bescheidenen Art einer Jungfrau hat sie nichts zurückbehalten. Es ist wirklich haarsträubend mit welchen unbedarften Redensarten sie ihre ehemaligen Lehrer und Lehrerinnen, besonders eine alte Dame etwa im 50. Jahre Frl. Seeliger, beleidigt oder mindestens mißachtet. Etwas `rüdig´ wie es im Volksmunde heißt, steht einem jungen Mädchen wohl an, aber diese Art stößt mich ab.“

Als Amalie Ebert, oder Malie, wie sie genannt wurde, die Zeilen über die Lehrerin in das Tagebuch eintrug, war Fräulein Seeliger bereits im vierten Jahr ihre Klassenleiterin an der Höheren Mädchenschule in Berlin-Treptow. Sie unterrichtete die Fächer Deutsch, Französisch, Englisch und Religion in den oberen Klassen und war gleichzeitig verantwortlich für die Schülerinnenbibliothek. Malies Interesse für diese Fächer und eine überdurchschnittliche Leseleidenschaft dürften die Beziehung der Lehrerin zu dieser Schülerin positiv beeinflusst haben. Die achtungsvollen Worte, mit denen Amalie sich äußert, lassen darauf schließen, dass es ihr umgekehrt ebenso ging.

Wen wundert es, dass ich eine solche Lehrerin näher kennenlernte wollte. So begann meine Suche nach allem, was ich über sie und ihr Leben in Erfahrung bringen konnte. Meine anfänglichen Befürchtungen, die Nachforschungen werden zu einem ergebnislosen „Fischen im Trüben“, erwiesen sich zum Glück als unbegründet. Tatsächlich gelang es mir, das Puzzle aus vielen kleinen Teilchen zusammenzusetzen, auch wenn es da und dort ziemlich nebulös erscheint und meine Fantasie erheblich gefordert wurde. Letztendlich aber fügt sich das, was ich weiß, fast wie von selbst zu einem Bild zusammen. Mehr noch, zu einer Frauenpersönlichkeit, wie sie war oder wie sie hätte gewesen sein können. Ihr Schicksal beeindruckt mich, und damit werde ich nicht die einzige sein.