Ihre dreiste Braut - Vanessa Vale - E-Book

Ihre dreiste Braut E-Book

Vale Vanessa

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Beschreibung

Als Abigail Carr nach langen Jahren auf dem Mädchenpensionat nach Bridgewater zurückkehrt, lassen sich Gabe und Tucker Landry nicht von der einzigen Frau abbringen, denen jahrelang ihre Aufmerksamkeit – und Zuneigung – gegolten hat. Sie haben lange genug gewartet. Als Abigail verkündet, dass sie nach Butte und zu ihrem Verehrer zurückkehren müsse, weigern sich Gabe und Tucker, so leicht aufzugeben. Da sie weder einen Ehering an ihrem Finger trägt, noch Liebe in ihrem Herzen, betrachten sie Abigail als ungebunden und für sie verfügbar. Und dann verführen sie sie dazu…direkt nach Hause nach Bridgewater zu kommen, wo sie sie nicht nur heiraten, sondern ihren Körper auch auf die sinnlichste Weise erobern, die Abigail jemals in ihrem Leben erfahren durfte.

Aber Abigail weiß, dass eine Zukunft als Ehefrau und Mutter nicht möglich ist, nicht für sie. Sie kam nur nach Hause, um das Leben einer Freundin zu retten und sie wagt es nicht, zu bleiben. Wenn sie nicht innerhalb der nächsten drei Tage nach Butte zurückkehrt, wird ihre beste Freundin sterben. Und ganz egal, wie sehr Abigail auch wünscht, sie könnte bleiben und die Ehefrau sein, die Gabe und Tucker verdienen, muss sie doch ihre Freundin retten. Der grausame Kriminelle, der ihre Freundin bedroht, wird nicht zögern, jeden zu töten, der Abigail wichtig ist, einschließlich ihrer frischgebackenen Ehemänner.

Abigail wird eine schwere Entscheidung treffen müssen und sie alle retten…egal, was es sie oder ihr Herz kosten wird.

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Ihre dreiste Braut

Bridgewater Ménage-Serie - Buch 8

Vanessa Vale

Copyright © 2015 von Vanessa Vale

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf elektronische oder mechanische Art reproduziert werden, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Autorin, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Umschlaggestaltung: Bridger Media

Umschlaggrafik: Period Images; fotolia.com- Jag_cz

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

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ÜBER DIE AUTORIN

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Prolog

ABIGAIL

„Ich werde sie jetzt töten“, Paul Grimsby entsicherte die Waffe, bei dem Geräusch machte ich einen Satz, „oder Sie können sie retten. Sie entscheiden.“

Er besaß den Gesichtsausdruck eines Mannes, mit dem nicht zu spaßen ist. Groß und schlank wirkte er, als wäre er auf einer mittelalterlichen Streckbank gedehnt worden. Sein lockiges Haar war mit Pomade gebändigt worden und sein Anzug entsprach der neuesten Mode. Aber er war alles andere als ein Gentleman. Besonders, weil er meiner besten Freundin eine Pistole an den Kopf hielt.

Ich warf einen Blick über meine Schulter auf den Mann, einen von Mr. Grimsbys übergroßen und brutalen Lakaien, der den einzigen Ausgang des Raumes blockierte.

„Was…was genau wollen Sie denn von mir?“ Meine Stimme klang vor Nervosität ganz schrill. Schweiß tropfte zwischen meinen Brüsten hinab. Ich rang meine Hände, während meine Knie praktisch nachgaben. Ich war nicht zum Grimsby Haus eingeladen worden, ich war von dem Mann an der Tür und einem weiteren, der jetzt irgendwo in dem großen Haus herumwanderte, hierher begleitet worden. Der Weg von meinem Mädchenpensionat quer durch Butte war nur ungefähr zehn Blocks lang, aber er hatte sich unendlich angefühlt. Ich hatte die Zeit damit zugebracht, mir zu überlegen, wie ich ihnen entkommen könnte. Ich war auf dem Weg eine geschäftige Straße entlanggelaufen. Zu schreien, ich sei entführt worden, hatte ganz oben auf meiner Liste gestanden. Aber die zwei Handlanger, die mich in ihre Mitte genommen hatten, hatten mich gewarnt, dass meine Schulfreundin Tennessee Bennet getötet werden würde, wenn ich auch nur jemandem auf der Straße zuwinkte.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich sie kennengelernt und einen Kommentar zu ihrem ungewöhnlichen Namen gemacht hatte. Sie hatte erzählt, dass ihre Eltern sie und ihre zwei Schwestern nach Staaten benannt hatten. Georgia und Virginia waren ja hübsche Namen, aber ihr war Tennessee aufgebürdet worden, was doch ein ziemlicher Zungenbrecher war.

„Geld, natürlich“, antwortete er ruhig. Eine Uhr auf dem Kaminsims verkündete läutend die Uhrzeit. Der Raum war sehr zivilisiert, aber das Gespräch alles andere als das.

Es wirkte, als hätte Mr. Grimsby wirklich vor, es zu tun. Tennessee zu töten. Sehr zu meinem Entsetzen, hatten sie bereits ihren Vater ermordet, der für die Abschlussfeier in die Stadt gekommen war und sie zurück nach North Dakota hatte begleiten wollen. Mr. Grimsby empfand keine Reue, hatte kein Gewissen. Ich warf einen Blick auf Tennessee, die steif auf einem Stuhl mit hoher Lehne saß. Ihr ohnehin schon heller Teint passte jetzt zu einem Bettlaken. Sie sah mich mit flehenden Augen an, Tränen rannen über ihre Wangen. Sie hatte sich selbst in diese missliche Lage gebracht und mich unbeabsichtigt mit hineingezogen. Begierig nach einem Verehrer war sie in ihren Avancen gegenüber Mr. Grimsby, einem der erfolgreicheren und wohlhabenderen Geschäftsmänner der Stadt, sehr dreist gewesen. Er war nicht nur reich, sondern auch attraktiv – sie dachte zumindest so, während ich ihn ziemlich unattraktiv fand – und, was am wichtigsten war, er war Junggeselle.

Da ihr Geld wichtiger war als Liebe, wollte sie sich einen reichen Ehemann angeln, hatte Mr. Grimsby jedoch von Anfang an bezüglich ihres eigenen Reichtums und des Status ihrer Familie belogen. Sie war keine Eisenbahn-Erbin, wie sie behauptet hatte, sondern nur die zweite Tochter eines Bankiers aus Fargo. Die Täuschung war recht unschuldig und war von vielen Frauen im Laufe der Zeit genutzt worden, um ihre Stellung im Leben zu verbessern, aber Mr. Grimsby schien Tennessees nicht existentes Erbe mehr zu wollen als die Frau selbst. Er war auch nicht so reich, wie es den Anschein hatte. Wenn er kein Irrer wäre, wären sie das perfekte Paar. Aber als die Wahrheit über Tennessees Täuschung ans Licht kam, war er zornig geworden. Der tote Körper ihres Vaters, der in der Straße liegen gelassen worden war, und ihr blaues Auge, zeugten davon.

Und die Pistole, die auf ihren Kopf gerichtet wurde.

„Ich habe kein Geld“, erwiderte ich und befeuchtete meine Lippen.

„Sie haben kein hübsches Äußeres, aber Sie haben Geld.“

Mr. Grimsbys Augen fokussierten sich mit etwas, das Ekel gleichkam, auf meine Wange und er zitterte vor Wut. Ich war daran gewöhnt, wegen meiner Narbe verhöhnt zu werden, aber ich war froh, dass er mich kein bisschen attraktiv gefunden hatte, wie es bei Tennessee der Fall gewesen war. Sie war hübsch, selbstsicher und hatte ein sanftes Gemüt. „Ich kenne Ihren Hintergrund, Ihren Bruder. Sie haben vielleicht kein Geld bei sich, aber er besitzt eine der größten Farmen in dieser Ecke des Territoriums.“

Ich war überrascht, dass er mich nicht dazu zwang, ihn zu heiraten. Ich hatte gedacht, dass er, wenn er so sehr auf Geld aus war, über die Narbe hinwegsehen würde. Aber nein. Er war zu eitel für jemanden wie mich und wollte eine hübsche Braut. Tennessee. Nicht mich. Ausnahmsweise war ich einmal froh, dass ich entstellt worden war.

„Land und Rinder. Das ist alles, was er besitzt“, erwiderte ich. „Ich kann Ihnen keine Kuh vorbeibringen.“

Ich biss auf meine Lippe, da ich wusste, dass ich das nicht hätte sagen sollen, denn er ließ die Pistole zwar von Tennessees Kopf sinken, aber er überwand die Distanz zwischen uns und ergriff meinen Arm. Ich schrie auf, weil er mich so fest packte. Zuckte zusammen.

„Ich will keine verdammte Kuh“, zischte er, sodass mir die Spucke um die Ohren flog. „Ich will Geld oder etwas, das ich gegen Geld verkaufen kann.“

„Verstanden“, entgegnete ich. Was sollte ich auch sonst sagen? Er hatte Tennessees Vater getötet, um sie für ihre Lügen zu bestrafen. Was sollte ihn davon abhalten, die Pistole an meinen Kopf zu halten und den Abzug zu betätigen? „Ich werde…Ihnen etwas zum Verkaufen mitbringen.“

Er lockerte seinen Griff und wischte sich mit dem Rücken der Hand, die die Waffe hielt, über den Mund.

„Sie haben eine Woche.“ Er drehte sich um und deutete auf Tennessee, die jetzt heftig weinte. „Eine Woche und dann töte ich sie.“

Ich nickte stumm, mein Herz schlug hektisch. Ich würde, jetzt da die Abschlussfeier hinter uns lag, sowieso nach Hause gehen. Ich war mir nicht sicher, wie ich in der Lage sein sollte, zurückzukehren, aber darüber würde ich mir später Gedanken machen.

„Wenn Sie nicht zurückkommen, werden meine Männer Sie finden.“ Er fuchtelte mit seiner Pistole vor meinem Gesicht herum und meine Augen folgten der tödlichen Waffe.

Ich trat einen Schritt zurück. Er unternahm nichts, weshalb ich einen weiteren zögerlichen Schritt machte, dann noch einen, da ich Angst hatte, ihm den Rücken zuzukehren. Tennessee weinte immer noch.

„Lass mich hier nicht zurück!“, schrie sie und streckte ihre Hand aus, damit ich sie ergriff.

Es tat weh, sie zurückzulassen, aber wenn ich sie retten wollte, musste ich gehen. Ich hörte, wie sich die Tür öffnete und erst dann drehte ich mich um. Der Handlanger hielt die Tür für mich auf und eskortierte mich auf die Straße, das Schluchzen meiner Freundin folgte uns. Ich musste meiner Freundin helfen. Ich musste nach Hause gehen und etwas finden, das ich zurückbringen konnte, um Mr. Grimsby milde zu stimmen. Etwas, das James nicht vermissen würde. Ansonsten würde sie sterben. Und wenn ich es nicht in der einen Woche tat, würde er meinem Bruder jemanden auf den Hals hetzen. Ich hatte ihn als kleines Mädchen gerettet. Ich konnte ihn jetzt nicht sterben lassen.

1

ABIGAIL

Ich hätte die Braut und den Bräutigam dabei beobachten sollen, wie sie vor dem Pfarrer standen und ihre Eheversprechen austauschten. Theresa sah in ihrem weißen Kleid entzückend aus, ihr Gesicht strahlte vor Freude, die von innen heraus zu kommen schien. Sie liebte Emmett, daran hegte ich keinerlei Zweifel. Die Gefühle beruhten auf Gegenseitigkeit, wenn das leichte Zittern in der Stimme des großen Ranchers, als er „Ich will“ sagte, irgendein Hinweis war.

Ich hätte zuschauen sollen, als sie ihren ersten Kuss als verheiratetes Paar austauschten, aber meine Augen lagen auf dem gutaussehenden Duo, Gabe und Tucker Landry. Die Brüder saßen gemeinsam mit einigen der anderen aus Bridgewater auf der anderen Seite des Mittelganges und zwei Reihen vor mir. Ich konnte nicht weiter als bis zu ihren breiten Schultern sehen, aber ihre Haare waren ordentlich frisiert, die Hemden sauber und frisch gewaschen.

Die Möglichkeit, sie für solch lange Zeit anschauen zu können, wurde mir nicht sehr oft geboten und ich seufzte, während ich ihre kantigen Profile bewunderte. Tuckers Gesicht war glattrasiert und Gabes zierte ein gestutzter Bart.

Ich war zwei Jahre lang in Butte gewesen und hatte sie in all dieser Zeit nicht gesehen, zumindest nicht bis zu dem Picknick am Vortag. Mein Interesse an ihnen war nichts, über das ich mit anderen reden könnte. Ich hatte sie kennengelernt, als ich vierzehn gewesen war und zu sagen, dass ich sofort für sie geschwärmt hatte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Aber sie waren mindestens ein Jahrzehnt älter und auch wenn sie höflich waren, so hatten sie kaum einen Blick für mich übriggehabt. Und daher hatte ich nur von ihnen geträumt, sie aus der Ferne mit den gierigen Augen eines jungen Mädchens beobachtet. Ich hatte niemanden von meinen Gefühlen für sie erzählt. Da es in dieser kleinen Stadt so viele neugierige Nachbarn gab, konnte ich nicht zulassen, dass sie die Wahrheit herausfanden. Ein vierzehnjähriges Mädchen und seine Schwärmerei. Es wäre unglaublich peinlich gewesen.

Aber ich war nicht länger ein Mädchen und mein Interesse an ihnen war in all den Jahren nicht weniger geworden. Ich hatte sie nicht sehr oft gesehen, aber jeden Mann, dem ich begegnete, maß ich an ihnen. Jemanden, der ihnen ebenbürtig war, musste ich erst noch finden. Und jetzt, mit neunzehn, dachte ich auf neue Arten über sie nach. Sexuelle Arten. Verruchte Arten. Unglücklicherweise konnte ich nichts gegen diese…Anziehung, die ich für sie empfand, tun. Ich war keine forsche Frau, wie Tennessee, und ich hatte von ihr gelernt, was passierte, wenn man sich so verhielt. Ich musste meine Rückkehr als zeitlich befristet ansehen, denn ich musste mir mehr Gedanken darüber machen, ihr Leben zu retten, als darüber, wie diese zwei Männer aussahen, die mein Herz zum Stolpern brachten und meine Nippel hart werden ließen.

Aber da sie nun vor mir saßen, ergriff ich diese seltene Gelegenheit. Ich schaute nicht nur. Ich starrte, gaffte sogar und träumte. Träumte, ich würde eines Tages mit ihnen zusammenstehen und Eheversprechen wiedergeben wie Theresa und Emmett.

Ein Landry war blond, der andere dunkel. Einer breit, der andere schmal. Einer sanft, der andere grüblerisch. Ich sollte nicht zwei so unterschiedliche Männer begehren, aber ich tat es. Mein Herz wollte, was mein Herz wollte und das war der Knackpunkt meines Problems. Das Interesse an ihnen war sofort dagewesen, als ich jünger war. Jedes Mal, wenn ich sie seitdem gesehen hatte, hatte es sich angefühlt, als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Und obwohl ich sie so lange nicht gesehen hatte, verspürte ich auch jetzt sofort Verlangen nach ihnen. Intensives Verlangen. Ich hatte noch nie zuvor so etwas gefühlt. Ich konnte sie bewundern, da sie gar nicht schlecht anzusehen waren. Sie waren mehr als gutaussehend. Sie hatten meinen Körper dazu gebracht, ganz heiß zu werden, wann immer sie beim Picknick in meine Richtung geschaut hatten. Sicherlich fühlte sich jede Frau in der Stadt genauso.

Ich wollte spüren, wie weich Gabes Bart unter meinen Fingern war. Ich wollte wissen, wie hart Tuckers sehnige Schultern waren. Ich wollte Gabes tiefe Stimme hören, die mir in mein Ohr flüsterte, wie er mich erobern würde. Ich wollte, dass mich Tuckers breiter Körper unter sich festnagelte. Ich rutschte auf der harten Bank hin und her, da mein Körper vor Verlangen schmerzte, einem Verlangen, das noch nie befriedigt worden war. Und dennoch war ich gewillt, genau das mit den Landry Brüdern zu tun.

Später in jener Nacht hatte ich ständig an sie gedacht. Erst in der Nacht zuvor hatte ich den Saum meines Nachthemdes hochgeschoben, meine Schenkel gespreizt und mich selbst berührt. Ich hatte an ihre großen Hände gedacht und mir vorgestellt, dass ihre Finger in mich glitten und über meine feuchte Spalte. Ich war zum Höhepunkt gekommen, mein Körper angespannt und hinweggespült von Lust, während ich ihre Namen in der Dunkelheit geflüstert hatte. Nein, das war keine Mädchen Schwärmerei. Nicht mehr.

Als ob sie meinen glühenden Blick auf sich spürten, drehten sie ihre Köpfe und starrten mich an. Mich! Gabes dunkle Augen drückten mich förmlich in die Bank, während Tuckers zu meinem Mund sanken. Es war offenkundig und mein Herz setzte einen Schlag aus. Konnten sie sehen, was ich gedacht hatte, als ob es mir ins Gesicht geschrieben stünde? Wussten sie, dass ich sie schon fast verzweifelt wollte? Konnten sie spüren, dass ich sie für meine verruchtesten Fantasien verwendete? Als Tucker zwinkerte, keuchte ich. Ich hoffte, das Geräusch war nicht zu laut, aber nur für den Fall legten sich meine Finger dennoch auf meine Lippen.

James, der neben mir saß, blickte in meine Richtung. Ich schenkte meinem Bruder ein beruhigendes Lächeln, während jeder den Neuvermählten applaudierte, die den Gang hinabliefen.

„Das könntest schon bald du sein“, sagte James über den Lärm hinweg und tätschelte meinen Handrücken.

Für eine Sekunde dachte ich, er bezöge sich auf die Landrys, aber dann fiel mir die Wahrheit wieder ein. Nein, die Lüge. Die Lüge, die ich beim Picknick begonnen hatte. Ich war erst am Tag zuvor aus Butte zurückgekehrt. James hatte mir nicht erlaubt allein zu reisen, weshalb ich nach der Abschlussfeier auf die Familie Smith, eine Familie aus der Stadt, die angeboten hatte, mich zu begleiten, gewartet hatte. Mir wurde bewusst, dass ich, wenn ich alleine gereist wäre, wie ich es gewollt hatte, weit weg von Butte gewesen wäre und das ganze Theater mit Tennessee hätte vermeiden können. Ich hätte nicht lügen müssen, hätte keine Angst um meine Freundin oder sogar James haben müssen. Jetzt musste ich nach Butte zurückkehren. Mit Geld. Irgendwie.

Bis auf Weihnachten war dies das erste Mal, dass ich seit zwei Jahren, seit James mich auf die Schule geschickt hatte, zurückkam. Mit siebzehn war ich weniger damenhaft gewesen, als er es sich gewünscht hatte, was kein Wunder war, wenn man bedachte, dass ich auf einer Ranch aufgewachsen war und er die Rolle der Eltern übernommen hatte. Er hatte gewollt, dass ich mir einen Ehemann anlache, aber ich wusste, meine Narbe würde alle Männer davon abhalten, mir den Hof zu machen. Stattdessen hatte mich die Schule von allen möglichen Verehrern ferngehalten. Deswegen runzelte ich die Stirn über James Kommentar, aber dann erinnerte ich mich.

Die Lüge.

Auf dem Picknick hatten sich die Frauen in meinem Alter alle um den Tisch mit dem Gebäck versammelt und von ihren neuen Ehemännern oder Verehrern erzählt. Anders als sie hatte ich ein behütetes Leben auf der Schule geführt – auf James‘ Beharren hin – und kein Mann, außer dem Klavierlehrer, hatte das Innere des Gebäudes betreten, ganz zu schweigen davon mir den Hof zu machen. Ich konnte nicht über einen Mann sprechen.

Aber ich brauchte einen Grund, damit ich so kurz nach meiner Ankunft wieder nach Butte zurückkehren konnte. Ein Verlobter würde meine Verbindung zur Stadt aufrechterhalten und mir einen Grund geben, warum ich so schnell nach Butte zurückkehren musste, wo ich dann Tennessee retten konnte. Wenn die Krise überstanden war, könnte ich einfach behaupten, dass ich die Vereinbarung beendet hätte. Niemand würde irgendetwas wissen und ich würde nie wieder in diese Stadt zurückkehren müssen.

Da die Frauen unaufhörlich darüber geplappert hatten, wie glücklich sie doch waren, hatte ich die Lüge erzählt – ein Mann in Butte. Sie hatten mich zuerst überrascht und dann glücklich angeschaut. Ich war die Unscheinbare, diejenige, die keine Mutter, keine Schwestern hatte. Ein nichtssagendes Gesicht mit einer unattraktiven Narbe. Ich trug meine Haare in einem einfachen Zopf, trug einfache Kleider. Ich war schüchtern. Die Schule hatte mir beigebracht, ein liebliches Konzert zu geben und ein Mahl für fünfzehn Leute zu planen, aber Männer? Ich hatte keine Ahnung, was ich da tat.

Bis zu diesem Moment war ich nur am Rande der Gruppe gestanden, aber dann hatten sie mich begierig in ihre Mitte gezogen und über den Mann, den ich mir geschnappt hatte, ausgefragt. Ich hatte angenommen, dass sie einen kurzen Kommentar wie „Das ist schön“ abgeben würden und dann wäre alles gut. Ich hatte nicht erwartet, dass sie sich so für mich freuen würden und so neugierig wären. Es war faszinierend, wie die kleine Schwindelei ein Eigenleben entwickelte. Sie hatte sich auf dem Picknick verbreitet und bei Sonnenuntergang glaubte jeder in der Stadt, einschließlich meines Bruders, dass ich einen Verehrer namens Aaron Wakefield hatte. Meine Ausrede, um nach Butte zurückkehren zu können, hatte mehr als Fuß gefasst.

Es fühlte sich bittersüß an, James so glücklich für mich zu sehen, da er mir nur das Beste wünschte, vor allem, dass ich gut heiratete. Seine Freude war allerdings unbegründet und basierte auf einer Lüge und ich sehnte mich danach, ihm die Wahrheit zu erzählen, dass meine Freundin gefangen gehalten wurde und ich Lösegeld für sie auftreiben musste. Aber er würde mich schon bald hassen, weil ich ihn bestehlen musste. Bezüglich eines Verehrers zu lügen, war im Vergleich dazu gar nichts.

Ich sehnte mich danach, ihm von Mr. Grimsby zu erzählen, aber er würde sofort nach Butte reiten und ihm drohen. Mir wäre es lieber, er würde mich hassen, weil ich ihn bestohlen hatte, als dass er von Mr. Grimsby erschossen wurde. Tennessees Vater war kaltblütig erschossen worden. Ich konnte nichts tun, außer James aus der Sache herauszuhalten. Lebendig und wütend war immer noch besser als tot. Damit konnte ich leben. Und dennoch wollte ich auch nicht, dass er mich hasste.

Er war mein einziger Verwandter. Unsere Eltern waren in einem Feuer gestorben, als ich noch klein war – und in dem ich die Narbe erhalten hatte – und er hatte mich ganz allein großgezogen. Ich hatte nichts gesagt, als er eine Ranch gekauft und unseren Wohnort von Omaha hierher verlegt hatte, um von vorne zu beginnen. Ich hatte mich nicht beschwert, als er mich nach Butte auf die Schule geschickt hatte, da er tat, was er für das Beste hielt. Vielleicht wollte er mich damit vor den Blicken derjenigen beschützen, die grausam zu mir waren, die dachten, ich wäre entstellt. Hässlich. Wie es auch Mr. Grimsby gesagt hatte.

Bis ich die Landrys in der Kirche sah. Ihre Augen sorgten dafür, dass ich mich alles andere als hässlich fühlte.

Und als sie über den Kirchhof zu James und mir liefen, wollte ich ihnen erzählen, dass ich frei war, um umworben zu werden, um geliebt zu werden. Ich hatte uns selbst einen Mann in den Weg gestellt und ich sehnte mich danach, ihnen die Wahrheit zu erzählen.

Sie sahen so gut aus, dass ich in Gabes Arme springen und ihn küssen wollte, während Tucker über meinen Rücken streichelte und mir private, sinnliche Worte ins Ohr flüsterte. Ich wollte, dass sie meine Hand packten, mich hinab zum Fluss zogen und mich besinnungslos küssten.