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Alex' spontaner Fluchtversuch aus dem Castle führt ihn nach einigem Nachdenken zu dem Entschluss, ins Castle zurückzukehren und den Job zu Ende zu machen. Während eines unbeschwerten Abends, an dem er seinen Entschluss gemeinsam mit einem aufmerksamen, höflichen Herrn feiert, wird er mit K.o.-Tropfen betäubt und entführt. Als er erwacht, findet er sich in einem Bordell wieder, wo er als 'Schwanzmädchen' eine besondere Attraktion werden soll.
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Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Was bisher geschah
Bordell!
Die Katze
Und wieder …
Poledancing
Die Show
Erster Job
Job. Nr. 2
Strafvollzug
Und wieder: Latex
Hinweise auf weitere Bände der Reihe „Crossdresser-Erzählungen“
Die alte Geschichte: Alex war von seiner Frau erwischt worden, wie er aus reiner Neugier ihre Wäsche anprobierte. Was einem diffusen Kitzel entsprungen war, hatte sich zu einem Drama entwickelt. Innerhalb weniger Tage hatte Eva sein Leben völlig umgekrempelt. In Anknüpfung an ihm bisher unbekannte Erfahrungen aus ihrer Studienzeit hatte sie ihn 24/7 in die Rolle des Hausmädchens und zu sexuellen Dienstleistungen genötigt, die weit über das hinausgegangen waren, was noch als Spiel hätte gelten können. Ihr Druckmittel, die Drohung seines Hinauswurfs aus dem gemeinsamen Leben, hatte so durchschlagend gewirkt, dass er so gut wie alles mit sich hatte machen lassen und schließlich sogar als Sekretärin in der Anwaltskanzlei ihres Nachbarn Paul zu arbeiten begonnen hatte. Nachdem jedoch Eva provoziert und wohlwollend zugelassen hatte, dass ‚Marie‘ in einem Oktoberfest-Bierzelt von Betrunkenen missbraucht wurde, hatte Alex beschlossen, Widerstand zu leisten und die Trennung in Kauf zu nehmen.
In diesem Augenblick hatte sich die finanzielle Abhängigkeit der Firma seiner Frau von der Kanzlei des Nachbarn in fataler Weise als existenzbedrohend erwiesen. Um den sofortigen Bankrott der Firma aufzuhalten, war ‚Marie‘ gezwungen gewesen, sich in den nicht näher definierten Dienst des Nachbarn zu stellen. Die erste Bedingung Pauls, die sofort auszuführen war, war Maries Übersiedelung auf seinen Wohnsitz in England.
Dort war ‚Marie‘ überraschenderweise eine Aufgabe angetragen worden, die in einem gut bezahlten Gefallen für den todkranken Bruder von Paul bestand. Vordergründig hatte Alex dafür eine Rolle in einer Art inoffizieller Reality-Show spielen sollen: ‚Marie‘ hatte zum Schein Tom heiraten und damit einen Herzenswunsch des Kranken erfüllen sollen, solange dieser noch lebte.
Der geistig eingeschränkte Tom hatte nichts von dem Arrangement gewusst. Er war von einer wirklichen Heirat mit jener Frau ausgegangen, die zu seiner großen Begeisterung Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ ähnelte. Außerdem hatte die Aufgabe für Alex wiederum einen 24/7-Job bedeutet: vollständiges Leben als Frau in einem allerdings traumhaften Umfeld, bis Tom seinem Leiden erliegen würde. Der Zeitpunkt indessen, zu dem Toms Tod zu erwarten gewesen war, war nicht genau vorauszusagen. Die Ärzte waren von einigen Wochen, höchstens Monaten ausgegangen, die der Kranke noch zu leben hatte. Aber Alex hatte gleich in der ersten Nacht in seinem neuen Bett einen verstörenden Traum gehabt, in dem ihm die Möglichkeit vor Augen geführt worden war, dass Tom seiner Umgebung sein schweres, zum Tod führendes Leiden nur vorspielte. Und so gesund, wie er in dem Traum gewirkt hatte, so ausgefallen waren dort seine sexuellen Vorlieben und Bedürfnisse gewesen, die er an Marie auslebte.
Die ersten Tage in der neuen Rolle hatten sich rasant gestaltet, da die Zeit drängte und in dem alten Schloss im Lake District alle Voraussetzungen geschaffen waren für ein angenehmes Leben und eine Traumhochzeit.
Schon in den ersten Tagen hatte Alex die Erfahrung gemacht, dass Marie sowohl weibliche als auch männliche Verehrer anzog und dass sie, wenn sie wollte, die Früchte nur zu pflücken brauchte. Die kleinen Gipfel unerwarteter, höchster Genüsse hatte Alex allerdings mit wachsender Verwirrung bezahlen müssen. Am Ende hatte da nicht nur die Erkenntnis gestanden, dass die non-stop-Rolle in Frauenkleidern etwas mit ihm machte, sondern auch die Sorge, dass diese Veränderungen möglicherweise nicht vollständig umkehrbar sein würden.
Schon ganz zu Beginn seines Aufenthalts im Castle hatte Alex Tom kennengelernt, einen ausgesprochen liebenswürdigen, immer gutgelaunten Menschen, dessen geistige und körperliche Einschränkung erst im Laufe der Zeit spürbarer wurden.
In den folgenden Tagen war Alex‘ Feminisierung immer weiter vervollkommnet worden, ohne dass ihm selbst viel Mitspracherecht eingeräumt worden war. So war er immer tiefer in die intimsten Geheimnisse des Frau-Seins hineingedrängt worden.
Schon am vierten Tag war ‚Marie‘ mit Tom verlobt worden. Zur Verlobungsfeier waren Freunde des Hauses angereist, von denen zunächst niemand ‚Maries‘ delikates Geheimnis gekannt hatte. In der darauffolgenden Nacht hatten es die betörenden, bildschönen Martha und Maria, die eigentlich lesbisch waren, jedoch herausgefunden – und waren begeistert gewesen.
Mitten in den Hochzeitsvorbereitungen hatte Bernhard, einer der Gäste der Verlobungsfeier, ein Schriftsteller aus Deutschland, ‚Marie‘ zu einem Date eingeladen. Dieses war mit der aktiven Hilfe von Martha und Maria akribisch vorbereitet worden. ‚Marie‘ war Bernhard gegenüber als selbstbewusste Frau aufgetreten, hatte unerwarteterweise aber dennoch die Nacht mit ihm verbracht.
Am nächsten Morgen hatten sich ‚Unpässlichkeiten‘ eingestellt. Die Frauenärztin, die sofort konsultiert worden war, hatte herausgefunden, dass Alex bereits seit seiner Anfangszeit als ‚Marie‘ ein Depot mit weiblichen Hormonen mit sich herumgetragen hatte, das seinen Körper langsam in den einer Frau verwandelte. Die allzu langwierigen Anstrengungen Pauls, juristisch und medizinisch alles Notwendige in die Wege zu leiten, um diesen Prozess zu stoppen, hatten Alex irgendwann nicht mehr ausgereicht: er hatte sein Schicksal wieder in die eigene Hand nehmen wollen und war kurzentschlossen aus dem Castle geflohen.
Allerdings hatte er nur wenig später erkannt, dass auch das Weibliche als ein Teil von ihm in ihm steckte und möglicherweise ganz so zu ihm gehörte, wie es das Männliche tat. Um dem weiter nachzuspüren, hatte er sich entschlossen, ins Castle zurückzukehren und den Job zu Ende zu führen, so wie es vereinbart worden war.
Am Abend, bevor er ins Castle hatte zurückkehren wollen, war er jedoch während eines selbstvergessenen Tanzes von einem Fremden durch K.O.-Tropfen betäubt und verschleppt worden. Als er erwacht war, hatte er sich in einer anderen Welt wiedergefunden.
„Was glaubst du, wo du hier bist?“
„Ich habe keine Ahnung, wo ich bin.“
Die Frau blickte Alex einen Augenblick lang nachdenklich an. „Du bist nicht von hier, nicht?“
„Nein.“
Die Frau schüttelte den Kopf und murmelte: „Hat er’s wieder geschafft, dieser Fuchs!“ Laut sagte sie: „Du bist hier im Moonlight.“ Alex erinnerte sich an den leuchtenden Namenszug über dem Eingang zum Tanzlokal. „Offiziell ein Tanzlokal und ein Swinger-Club,“ fuhr die Frau fort, „überregional bekannt. Wenn du aus der Gegend wärst, würdest du es vermutlich kennen. Obwohl“, die Frau musterte ihn von oben bis unten, „du vielleicht nicht.“
„Und inoffiziell?“, fragte Alex, dem die Betonung des Worts ‚offiziell‘ aufgefallen war.
„Inoffiziell?“ Die Frau lachte. „Na in einem Puff! Was denkst denn du? Dass du in einem Scheiß-Sanatorium bist?“
Auch wenn er es irgendwie geahnt hatte, es traf ihn wie ein Paukenschlag: ein Bordell!
Er sah die Frau schockiert an. „Und … was genau mache ich hier?“
Sie sah ihn erstaunt an. „Na, was glaubst du denn, Schätzchen? Als Krankenschwester werden wir dich jedenfalls nicht beschäftigen.“
Alex zögerte einen Moment.
„Ich bin aber doch …“
„Jetzt bist du’s!“
Alex schwieg einen Moment lang.
„Und … was muss ich jetzt machen?“
„Erstmal machen wir etwas gegen die Kopfschmerzen – Tabletten und Kaffee, würde ich sagen. Dann solltest du dich waschen und etwas Sauberes anziehen. Ich werde dir was Passendes bringen. Du brauchst hier ja nicht viel.“ Sie grinste. „Ich glaube nicht, dass du heute schon zum Einsatz kommst, aber bei ihm weiß man nie.“
„‚Bei ihm‘?“
„Beim Chef. Bryan.“
„Bryan ist der Chef? Der, mit dem ich hergekommen bin?“
„Ich war nicht dabei, als sie dich gebracht haben. Aber wir haben hier nur einen Bryan. Und das ist der Chef.“
Dann hatte ihn also der Chef persönlich ausgesucht und hergelockt? Vielleicht würde er mit sich reden lassen. So wie Alex diesen kultivierten Herrn kennengelernt hatte, war er Argumenten gegenüber vielleicht zugänglich. Allerdings: der ‚kultivierte Herr‘ als Chef in einem Bordell?! Es war zu vermuten, dass er in Wirklichkeit nicht gar so kultiviert war, wie er es ‚Marie‘ vorgegaukelt hatte.
„Noch eine Frage.“ Alex räusperte sich. „Also, ich meine, ich bin ja nicht eine so … ganz normale Frau. Du weißt schon …“
„Dass du’n Kerl bist, wissen wir. Man hat es Bryan schon angesehen, als er es herausgefunden hat. Das sei fast wie’n Sechser im Lotto, hat er gesagt. Ich nehme an, dass du eine Vorzugsbehandlung genießen wirst. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Moonlight: Schwanzmädchen! Etwas in der Art. Das gibt’s nicht überall!“
„Und wie wird diese Vorzugsbehandlung aussehen?“
„Keine Ahnung. Schon dass du hier dein eigenes Zimmer hast, ist was Besonderes. Wir anderen schlafen zu zweit in einem Zimmer. Die Dusche musst du aber trotzdem mit uns teilen. Für dein Outfit werde ich mir noch Anweisungen holen.“
„Wie heißt du eigentlich?“
„Eigentlich heiße ich Eliza. Aber hier nennen mich alle Sugar Baby oder ganz einfach Sugar. Wegen der blonden Haare, du weißt schon.“
Sie fuhr sich mit einer Hand mit langen, offensichtlich falschen, rosafarbenen Fingernägeln durch ihre blonde Mähne. Es gab tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit zur Monroe.
„Und du?“
Alex versuchte, trotz der Kopfschmerzen seine fünf Sinne zusammenzunehmen. „Wenn ich so aussehe,“ er wies an sich hinab, „nennen mich alle ‚Marie‘. Und ich will dir etwas verraten. Ich habe Geld! Genug Geld, um es mit demjenigen zu teilen, der mir hier heraushilft!“
Alex hatte seine Stimme bis zu einem Flüstern gesenkt.
„So, so“, antwortete Sugar undurchdringlich und nickte nachdenklich vor sich hin. „Das ist schön für dich, Marie. Ich bin mir aber nicht sicher, ob du weißt, mit wem du dich in diesem Fall anlegen würdest. Es hat schon mehr als einmal eine mit rasiertem Kopf und sogar ohne Zähne und Fingernägel dieses gastliche Haus verlassen und niemand weiß, wohin ihr Weg sie geführt hat. Also behalt‘ dein Geld lieber und warte auf den richtigen Augenblick. Oder auf eine Dümmere als mich. Die müsste allerdings schon sehr dumm sein!“, setzte sie nach einem kurzen Augenblick des Schweigens nachdenklich hinzu.
Alex hatte keine Armbanduhr mehr – und der Verlobungsring war auch weg. Seine erregte Besorgnis wandelte sich in nackte Angst. Das hier war offensichtlich kein Spaß! Gewöhnlich glaubt man nicht, dass soetwas im wirklichen Leben geschehen würde; soetwas konnte nur in einem schlechten Film passieren. Aber nun war es geschehen und für den Augenblick sah Alex keine Möglichkeit, wieder ins ‚richtige Leben‘ zurückzukehren – außer dem, einfach aufzuwachen.
Dass das Alles tatsächlich kein Spaß war, wurde deutlich, als Sugar nach geraumer Zeit wieder auftauchte, mit etwas zu Essen, Duschzeug und einer Art Nachthemd. Der dünne, rosafarbene, durchsichtige Stoff reichte so gerade über den Hintern. Dazu gab Sugar ihm einem knappen String-Tanga.
„Darin soll ich schlafen?!“ Alex hielt den Tanga hoch, der aus nicht viel mehr als einer Schnur und einem dreieckigen Stückchen Stoff bestand.
„Besser, du gewöhnst dich daran. Wir sind hier jederzeit abrufbar, nicht nur nachts. Da ist es nicht zielführend, wenn wir allzu viel Wäsche wechseln müssen. Dem Chef wär’s wahrscheinlich am liebsten, wenn wir in Strapsen und Stiefeln schliefen und mit toupiertem Haar – aber zum Glück müffeln Strümpfe schnell.“ Sie gab Alex das Duschzeug. „Mach dich frisch! Anweisung vom Chef: du sollst dich so rasieren, dass nur eine Landebahn stehenbleibt.“
„Aber …“
„Anweisung vom Chef. An deiner Stelle würde ich mir überlegen, ob ich widerspreche, vor allem wenn es um eine solche Lappalie geht.“
Alex nickte. Das war es ja wirklich. Eine Lappalie.
Also Landebahn.
„Hier ist noch eine Aftershave-Creme und hier ein Parfum für deinen Schritt. Das soll gut riechen, unten. Es gibt Kunden, die darauf Wert legen. Wenn sie es anders wollen, müssen sie vorher Bescheid geben. Sobald du fertig bist, bringe ich dir etwas zu essen. Und dann kannst du, glaube ich, schlafen. Falls“ – sie deutete auf ein unauffälliges Lämpchen neben der Tür – „nicht das Lämpchen da aufleuchtet. Dann hurtig nach unten, normalerweise ‚in Dienstkleidung‘, aber die hast du ja noch nicht. Ich schätze, für dich geht es erst morgen los. Ich habe etwas munkeln hören. Und habe ein umwerfendes Kleid gesehen!“ Sie lächelte entzückt. „Viel Glamour!“
Alex befolgte die Anweisungen. Für Widerstand war später immernoch Zeit, wenn er Bryan selbst gegenüberstand.
Mein Gott, er hatte mit diesem Kerl geknutscht!
Oder war das alles ein Missverständnis? Hatte dieser Bryan ihn irgendwie falsch verstanden?
Alex bekämpfte seine aufkommende Panik und rasierte sich sorgfältig – auch im Gesicht. In seinem Schritt ließ er nur die schmale Landebahn übrig und sprühte, nachdem alles trocken und eingecremt war, etwas von dem billigen Parfum darauf. Es roch, wie es im Puff offenbar riechen musste.
Sugar brachte ihm ein paar Brote, Kaffee und stilles Wasser. Von Allem nicht übermäßig viel, aber Alex war der Appetit ohnehin vergangen.
Als er sich nach dem Abendessen schließlich hinlegte, merkte er, dass er viel zu aufgeregt war, um schlafen zu können. Zum wiederholten Mal versuchte er sich klarzumachen, was hier gerade geschah – und dass es keineswegs nur ein Alptraum war, aus dem er demnächst erwachen und sich in seinem Bett im Castle wiederfinden würde. Dorthin hatte er doch gerade noch zurückkehren wollen! Dann wäre jetzt schon wieder alles beim Alten und er in Sicherheit und würde die Nacht vielleicht mit Martha und Maria verbringen. Stattdessen saß er nun in einem Bordell und sollte ganz offensichtlich zur Prostitution gezwungen werden! Es fiel ihm schwer, das als die Realität anzuerkennen.
Am nächsten Morgen erwachte Alex ziemlich früh, musste erst einmal den unbequemen Tanga zurückrücken und das Hemdchen herunterziehen. Dann lauschte er auf Geräusche im Haus. Es war nahezu still, aber irgendwo im Haus waren Frauenstimmen zu hören, die sich unterhielten. Manchmal brummte eine Männerstimme dazwischen.
Alex blieb liegen. Wenn ihm der Gedanke auch gekommen war: er glaubte nicht, dass eine Flucht so einfach sein würde. Zumal nicht in diesem Outfit. Außerdem wollte er keinen Fehler machen, nur um dann mit einem rasierten Schädel hier zu sitzen und darauf zu warten, dass ihm die Zähne eingeschlagen würden.
Es dauerte lange, bis das Leben im Haus erwachte. Es schien in der Nähe einen Raum zu geben, in dem die Mädchen sich trafen, sicher um zu frühstücken. Alex nahm an, dass es kein Fehler sein würde, diesen Raum ebenfalls aufzusuchen, statt wie ein Gefangener darauf zu warten, dass ihm jemand etwas zu Essen bringen würde. Also stand er auf – rückte den Tanga erneut zurecht –, hoffte darauf, dass die anderen auch nicht mehr anhaben würden als er, zog das Hemdchen so weit herunter wie es ging und verließ das Zimmer.
Den Raum zu finden, in dem sich die Mädchen trafen, war nicht weiter schwierig: die Tür stand offen, eben ging eine junge Frau hinein und heraus kam gedämpftes Geschnatter. Er ging den Gang hinunter und trat durch die Tür. Anders als er erwartete hatte, wurde das Geschnatter nicht unterbrochen. Sechs junge Frauen saßen um einen länglichen Tisch herum und hatten jeweils einen Becher, dem Geruch nach Tee, und ein spärliches Frühstück vor sich: hauptsächlich blasses Toast. In der Mitte des Tischs standen Butter und zwei Marmelade-Gläschen.
Sugar musterte Alex kurz, der sich praktisch nackt fühlte, winkte ihn dann zu einem Stuhl in der Mitte des Tischs und stand auf, um einen weiteren Becher, einen Teller und ein Messer zu holen. Dabei sagte sie: „Mädchen, hört her: das ist unser Neuzugang, Marie. Kennt sich noch nicht aus, weder im Haus noch in unserem Job, also behandelt sie behutsam – wenn es schon sonst niemand tut. Wir wollen sie nicht vertreiben.“
Sofort ging das Geschnatter weiter. Die Frau, die rechts neben Alex saß, wollte wissen, wo Marie herkam, die anderen setzten ihre Gespräche fort.
Alex wollte nichts vom Castle verraten und setzte die Legende fort, mit der er Bryan gegenüber schon begonnen hatte. Dabei musterte er beiläufig die anderen.
Sie waren in unterschiedlichem Alter, zwischen zwanzig – vielleicht auch jünger – und vierzig, schätzte Alex. Alle sahen ausnehmend gut aus, verkörperten aber ganz unterschiedliche Typen, wohl den Vorlieben der Kunden entsprechend. Auch eine Asiatin war dabei – sehr klein, sehr zierlich, mit großen Augen und einem scheuen Blick. Eine andere schien ihm eher eine Slavin zu sein, mit hohen Wangenknochen und verhältnismäßig weit auseinanderstehenden Augen. Vielleicht eine Russin. Auch ein deutlich fülligeres Mädchen war dabei mit ungewöhnlich großen Brüsten; in einem entsprechenden Kleid würden Männer, die auf soetwas stehen, sicher den Wunsch verspüren, in diesem Busen zu ‚versinken‘, stellte Alex sich vor. Alle trugen in etwa das gleiche wie er, zwei trugen wegen der Größe ihrer Bürste stabilere BHs. Eigentlich machten alle einen freundlichen Eindruck, aber einige Seitenblicke, die Alex auffing, konnten auch bedeuten, dass die Zufriedenheit, die sie auszustrahlen schienen, nur aufgesetzt war. Die Seitenblicke schienen eine gewisse Sorge oder sogar Angst zu enthalten, und Alex kam der Gedanke, dass sie Marie möglicherweise für eine Art Spionin hielten, die hier war, um den Chef über Loyalität oder mögliche Fluchtpläne zu informieren. In dem kurzen Geplänkel konnte er nicht herausfinden, ob sie alle freiwillig hier waren oder, wie er, Opfer einer Entführung geworden waren.
Es gab keinen Kaffee, Alex musste sich mit Tee abfinden. Der Kaffee, den er am Vorabend bekommen hatte, um die Kopfschmerzen zu bekämpfen, stammte aus der Kaffeemaschine der Wachmannschaft, die Bryan beschäftigte. Das Toast war vermutlich das billigste, das zu kaufen war, und schmeckte ausschließlich nach Pappe. Der Marmelade war ihre Herkunft aus einem Chemiewerk deutlich anzumerken.
„Nicht gerade üppig, nicht wahr?“, wandte sich Sugar an ihn. Offenbar hatte sie ihn beobachtet. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Bryan meint, wenn das Frühstück und überhaupt die Mahlzeiten besser wären, würden wir nur zunehmen und satt und faul werden. Was allerdings nicht heißt, dass wir stattdessen gesundes, frisches Gemüse oder Salat bekommen würden. Zur ‚Skorbutvorbeugung‘, wie Bryan das in seinem charmanten Humor nennt, gibt es das da!“ Sie wies mit dem Kopf auf eine alte Porzellanschüssel, in der ein paar verschrumpelte Orangen und Äpfel lagen. „Wird einmal in der Woche aufgefüllt, meistens am Montag.“
„Heute ist Sonntag …“
„Meist ist die Schüssel schon am Mittwoch oder Donnerstag so gut wie leer. Was jetzt noch drin ist, stammt wahrscheinlich noch aus der Vorwoche. Auch da ist der Chef sparsam. Je sparsamer er ist, sagt er, desto …“
Alex wartete einen Augenblick, aber Sugar sprach nicht weiter.
„Desto was?“
„Na, desto! Eine Fortsetzung hat der Satz bei ihm noch nie gehabt. Ich glaube, Bryan meint, dass ‚desto!‘ aussagekräftig genug ist. Eben: desto!“
In diesem Augenblick betrat ein kräftiger Mann mit der Ausstrahlung eines veritablen Schlägertyps den Raum. Seine Miene blieb auch angesichts der sieben schönen, schnatternden, jungen Frauen in aufreizender Kleidung versteinert. Er gab Sugar einen Zettel und verließ den Raum wieder, ohne ein Wort gesagt oder die Miene verzogen zu haben.
„Unser Dienstplan“, erläuterte Sugar, und las die Notizen. „Du stehst auch schon drauf, Marie!“
Sie informierte die Frauen, was an diesem Tag für sie vorgesehen war. Der Plan bestand aus einer Mischung aus festen, vorgebuchten Terminen und ‚Bereitschaft‘. Alex fiel auf, wie viele vorbestellte Termine es gab.
„So, Schätzchen, jetzt zu dir“, wandte sich Sugar schließlich wieder an Alex. „Du sollst heute Abend in der Show auftreten. Dafür steht ein Termin mit der