Im Schatten des Todes - Heinrich von Stahl - E-Book

Im Schatten des Todes E-Book

Heinrich von Stahl

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Beschreibung

Den Vegaliern ist es gelungen, einen stabilen Brückenkopf wenige Kilometer westlich von Kansas City zu bilden. Der verzweifelte Widerstand der amerikanischen Truppen scheint die Invasoren nicht aufhalten zu können. Nur die Schwarze Legion ist in der Lage, sich in verlustreichen Kämpfen zu behaupten. Xer-11, der Oberkommandierende der vegalischen Truppen, erkennt in dem Nordischen Bund unter Führung des Deutschen Reiches den Kern des Widerstandes gegen die Invasion. Er entschließt sich zur Bombardierung Berlins und gibt Befehl zur Durchführung eines Unternehmens, um das Reich mit einem Schlag zu enthaupten. Derweil kämpft sich ein Bataillon der 6. Raumlandebrigade unter Führung von General Pio Filippani Ronconi trotz schwerer Verluste durch das bereits eingekesselte Kansas City. Dem General und seinem Freund, Oberst Hans Rohwedder, fällt eine Schlüsselrolle in diesem epischen Kampf um das Überleben der Menschheit zu.

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Kaiserfront 1953

 

 

Band 2

Im Schatten des Todes

 

Heinrich von Stahl

Inhalt

Titelseite

Kapitel 1: Die Sensation

Kapitel 2: Intermezzo bei Luna

Kapitel 3: Die Schlacht um Kansas City

Kapitel 4: Berlin in Flammen

Kapitel 5: Der Gegenschlag

Kapitel 6: Der Plan des Vizekaisers

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Impressum

Kapitel 1:Die Sensation

Josef Zimmermann lächelte jovial beim Anblick der roten Getränkedose mit der weißen Aufschrift. Er mochte die Amerikaner nicht besonders. Schließlich waren sie der Grund, warum er in diesem monströsen Rüstungs- und Wohnzentrum (RWZ) aus Stahlbeton saß – kein Tageslicht, nur triste, graue Wände und gigantische Produktionsanlagen, die unendlich viel Arbeit versprachen.

Doch dieses rot-weiße Trinkgefäß aus Aluminium, das beim Aufziehen des Deckels so herrlich zischte, war wohl eine der wenigen Errungenschaften amerikanischer Kultur, die Zimmermann wirklich schätzte.

Der Ingenieur für Magnetfeld-unterstützte Waffensysteme nahm einen tiefen Schluck. Er liebte dieses »Cola« genannte Getränk und hoffte, dass es den nordischen Getränkeherstellern gelingen würde, das Rezept zu reproduzieren. Schließlich würden nun mit höchster Wahrscheinlichkeit jegliche Lieferungen aus den USA ausbleiben. Der kalte Krieg schien zu einem heißen zu werden. Das Oberkommando hatte am gestrigen Tage, dem 14. Juni 1953, Atomalarm gegeben. Millionen Menschen im kaiserlichen Europa waren in die unterirdischen Städte geströmt, die in den vergangenen Jahren zum Schutz vor einem amerikanischen Nuklearangriff angelegt worden waren.

Die Stimmung innerhalb der Bevölkerung war weitgehend gefasst – nur wenige waren in Panik geraten, als der Atomalarm ausgelöst wurde. Diszipliniert waren die Menschen in den Städten in die U-Bahnen gestiegen, die sie direkt in die Bunkersysteme brachten. Schließlich arbeiteten die meisten bereits in den unterirdischen Produktionsanlagen – sie waren die Fahrt in den Untergrund gewöhnt –, selbst die Verwaltungen waren dort untergebracht.

Speziell das RWZ Ruhr IV, das ziemlich genau zwischen den Stadtzentren von Essen und Gelsenkirchen angelegt worden war, konnte bis zu eine Million Menschen beherbergen und enthielt einen Großteil der Schwerindustrie der Region. Für Zimmermann war die gestrige Fahrt hierher nicht viel anders gewesen als an jedem anderen Arbeitstag auch. Die Unterschiede waren lediglich: Er hatte seine Frau dabei gehabt, er würde am Abend nicht heimkehren und »oben« hatten die Sirenen im auf- und abschwellenden Ton des Atomalarms geheult.

Die Sorge der Menschen bezog sich vielmehr auf die Zeit danach – sofern die Amerikaner tatsächlich ihre Atomraketen abfeuern würden. Was wären die Folgen des nuklearen Winters? Wie lange müssten die Millionen in den Bunkern ausharren? Würde die synthetische Lebensmittelversorgung ausreichen, wenn an der Oberfläche auf Jahre nichts mehr wuchs?

Mit einer Mischung aus Vertrauen in die Regierung, der Hoffnung, dass die Amerikaner doch nicht losschlagen würden, und dem noch nicht ganz verlorengegangenen Glauben an die Vernunft der Menschheit saß Zimmermann vor seinem Flachbildschirm in der ihm und seiner Familie zugewiesenen kargen Behausung.

Er verfolgte die Sendungen des Kaiserlichen Nachrichtenkanals. Soeben wurden neue Hilfslieferungen der Amerikaner an die Sowjets gezeigt, die immer noch einen Teil der asiatischen Provinzen der ehemaligen Sowjetunion beherrschten. Dort kämpften bis heute deutsche und japanische Truppen, um die Roten unter Sowjetmarschall Tschernikow zur endgültigen Aufgabe zu zwingen.

Zu sehen waren Sherman-Panzer, die soeben von mehreren Frachtern in Wladiwostok, dem größten Pazifikhafen des Sowjetreiches, entladen wurden. Der Sprecher kommentierte die Bilder mit »einem ewigen Krieg, weil in den Weiten Asiens Hunderte von Millionen Soldaten nötig seien, das einmal eroberte Land zu sichern. Der Feind könne sich zu Hunderttausenden praktisch überall verstecken und immer wieder angreifen«.

Der Ingenieur verfolgte die Sendung mit einem ziemlich hohen Maß an Skepsis. Er fragte sich, warum man, trotz der gewaltigen Überlegenheit der Luftwaffe, die sowjetischen Pazifikhäfen nicht einfach ausradierte und so die Rote Armee vom Nachschub abschnitt. Zusätzlich könnte man durch hochauflösende Satellitenaufnahmen die überall im asiatischen Russland verteilten Widerstandsnester aufspüren und ebenfalls aus der Luft bekämpfen. Josef konnte nicht ahnen, dass dieser scheinbare Widerspruch bereits in Kürze aufgelöst werden würde.

Doch zunächst einmal folgte eine Schaltung in Echtzeit zum Aufnahmebüro des Senders. Zu sehen waren ein bekannter Moderator des Nachrichtensenders – hellblondes, welliges Haar, dunkelgrauer Anzug – und ein Mann in brauner Cordhose, weißem Hemd, mit von grauem, kurz geschnittenem Haar umrahmter Halbglatze und auffälliger Knollennase. Letzterer wurde von dem eloquenten Moderator als Professor für strategische Kriegsführung der Kaiserlich Nordischen Militärakademie Rom vorgestellt. Nach dieser Einführung fragte er den Professor:

»Was wären Ihrer Meinung nach die Primärziele der Amerikaner, sollte es tatsächlich zu einem nuklearen Schlagabtausch kommen? Und wie schätzen Sie die Chancen ein, dass die anfliegenden Interkontinentalraketen abgefangen werden können?«

Schon wieder so eine seltsame Sache, dachte Zimmermann und runzelte seine hohe Stirn, unter der zwei hellgrüne Augen skeptisch auf den Bildschirm blickten. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs Mitte 1950 hatten die Yankees weder Raketen noch Atomwaffen. Jetzt, nur drei Jahre später, bedrohen sie uns mit Interkontinentalraketen und Fusionsbomben. Die müssen aber ganz schön schnell mit ihren Entwicklungen und der Serienfertigung vorangekommen sein.

Der Professor beantwortete die Fragen des Moderators nach Josefs Meinung wenig glaubwürdig. Der Ingenieur hörte kaum zu, weil er seinen von Unglauben durchtränkten Gedanken nachhing. Derweil betrat seine Frau Andrea das kleine, schlichte Wohnzimmer, dessen weiß lackierte Betonwände eine eisige Kälte ausstrahlten – zumindest nach dem Empfinden Zimmermanns.

»Und – gibt es was Neues?«, fragte sie mit leichtem Zittern in der Stimme, »oder kommen die Verrückten endlich zur Besinnung und hören mit diesem verdammten Säbelrasseln auf?«

Josef blickte von dem dunkelgrünen Stoffsofa auf. Seiner Meinung nach war das Möbelstück einfach nur hässlich. Im Gegensatz zu dieser Geschmacklosigkeit war seine Frau für ihn auch nach fünfzehn Jahren Ehe immer noch eine Schönheit. Sie hatte in den letzten Jahren zwar ein paar Pfunde angesetzt, nach Josefs Geschmack jedoch an den richtigen Stellen. Ihre kastanienbraunen Haare fielen über die mit einem knielangen, bunten Kleid bedeckten Schultern. Andreas braune Augen funkelten ängstlich. Sie sah immer noch aus wie eine rassige Spanierin, befand der Ingenieur, obwohl die Vorfahren seiner Frau aus Königsberg stammten.

»Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht und was passieren wird«, entgegnete er mit einer wegwerfenden Handbewegung, »das Ganze kommt mir irgendwie unwirklich, ja unrealistisch vor.«

»Ich verstehe nicht, was du mit ›unrealistisch‹ meinst…«

Bevor ihr Mann seine Gedankengänge erklären konnte, wurde das Interview des Professors im Kaiserlichen Nachrichtenkanal abrupt beendet. Mitten im Satz des Gelehrten brach die Übertragung ab. Vor einem violetten Hintergrund, der Farbe der Aristokratie, erschien das Schwarze Tatzenkreuz in einem weißen Kreis. Nach wenigen Sekunden erklangen die ersten Takte der Hymne des Nordischen Bundes. Am Ende der ersten Strophe wurde die Musik langsam ausgeblendet.

Anschließend wurde das Hoheitszeichen durch das Antlitz Friedrichs IV. ersetzt, der hinter einem kunstvoll verzierten Schreibtisch aus Mahagoni saß und mit ernstem Blick in die Übertragungskamera blickte. Hinter dem Kaiser hing ein Schlachtengemälde aus der Zeit Friedrichs des Großen, der Preußen zur Großmacht geformt hatte – einer Großmacht, die schließlich den Kern des Deutschen Reiches bildete, das wiederum nach dem gewonnenen 1. Weltkrieg zum mächtigsten Staat der Erde aufgestiegen war.

Mit ruhiger Stimme begann Friedrich zu sprechen: »Liebe Mitbürger, Soldaten und Aristokraten …«

»Jetzt verkündet er, dass die amerikanischen Atomraketen im Anflug sind«, mutmaßte Andrea ängstlich.

»Der Zeitpunkt ist gekommen, das bedeutendste Staatsgeheimnis des Nordischen Bundes der Öffentlichkeit preiszugeben«, fuhr der Monarch fort.

Josef bedeutete seiner Frau mit einer energischen Handbewegung, still zu sein. Er wollte keines der Worte Friedrichs verpassen.

»Wir sind nicht alleine im Universum. Es gibt noch mindestens eine weitere Zivilisation auf einer fernen Welt. Ihre Heimat befindet sich auf einem Planeten, den wir ›Vegalon‹ nennen. Er umkreist seine Sonne Vegal, die sich vierunddreißig Lichtjahre von uns entfernt befindet.« Der Kaiser ließ seine Worte ein paar Sekunden wirken. Schließlich würde diese Offenbarung das Weltbild vieler Menschen zutiefst erschüttern und mochte bereits bei einigen (berechtigte) Ängste auslösen.

Anschließend berichtete Friedrich über die beiden verlassenen Stützpunkte der Außerirdischen im Sudan und in den chilenischen Anden. Er erklärte, dass es gelungen war, die Symbolik der dortigen Computer1 der »Vegalier« zu entschlüsseln, dass man über ihre Absichten ziemlich genau Bescheid wüsste und vor allem, dass es gelungen wäre, einen großen Teil ihrer Technologie zu reproduzieren. In diesem Zusammenhang vergaß er nicht zu erwähnen, dass die vielen Neuerungen, die der Menschheit in den letzten Jahren zuteil geworden waren, wie zum Beispiel Mobiltelefone und Flachbildschirme, auf eben jenen wissenschaftlichen Erkenntnissen basierten, die man den außerirdischen Computern entlockt hatte.

»Die Fremden überbrückten die gigantische Entfernung zu unserem Sonnensystem mithilfe eines Raumzeitstrukturfeldes, das mit Lichtgeschwindigkeit aufgebaut wird und daher vierunddreißig Jahre benötigt, um sich zu stabilisieren. Im Jahre 1885 begannen die sogenannten ›Vegalier‹ ihren ersten Versuch, unsere Erde zu besuchen. Das RZSF stabilisierte sich 1919, und sie errichteten die zuvor erwähnten Stützpunkte. Doch aus bislang ungeklärter Ursache wurde das RZSF instabil, was die Vegalier zu einer überstürzten Flucht zwang, um nicht von ihrem Heimatsystem abgeschnitten zu werden.«

Friedrich ließ seine Worte erneut wirken und nutzte die Pause, um einen Schluck aus einem zu seiner Rechten bereit stehenden Glas Wasser zu nehmen.

»Unsere Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Fremden noch im gleichen Jahr mit der erneuten Stabilisierung des RZSF beginnen konnten. Folglich war uns klar, dass wir im Jahre 1953 mit dem zweiten Besuch der Fremden zu rechnen hatten.«

Der Kaiser räusperte sich kurz. »Was ich Ihnen nun mitzuteilen habe, fällt mir nicht leicht. Den Informationen aus den vegalischen Computern entsprechend, kommen die Außerirdischen keineswegs in friedlicher Absicht. Sie planen die Eroberung unseres Planeten, die rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze und der Arbeitskraft der Menschen. Dabei handelt es sich um keinen Kolonialismus, wie wir ihn beispielsweise in Afrika betreiben, der die Mehrung des Wohlstands der Menschen sowohl in den Kolonien als auch im Reich zum Ziel hat. Die Fremden beabsichtigen die Versklavung der Menschen und den Raub unserer Lebensgrundlagen.«

Leicht nach vorne gebeugt berichtete Friedrich weiter: »Der Besuch der Fremden, bei dem es sich um eine Invasion handelt, hat vor acht Stunden begonnen. Das RZSF stabilisierte sich wenige Kilometer westlich von Kansas City. Doch was die Vegalier nicht wissen konnten: Wir bauten in den vergangenen Jahrzehnten eine kampfkräftige Raumflotte nach vegalischem Vorbild unter Leitung der Kastrup. Mit diesen Schiffen haben wir die aus dem RZSF auftauchenden feindlichen Flottenverbände sofort angegriffen und ihnen schwere Verluste zugefügt. Bevor wir jedoch einen ähnlichen Blutzoll wie die Invasoren zu zahlen hatten, haben sich unsere Verbände zurückgezogen. Zurzeit tobt der Bodenkampf der amerikanischen Armee gegen die vegalischen Landungstruppen im Stadtgebiet von Kansas City.«

Nun erhob sich der Kaiser und stützte sich mit beiden Armen vornübergebeugt auf den Schreibtisch. »Unsere einzige Hoffnung sind unsere Raumflotte und die auf vegalischem Stand ausgerüstete Kastrup – die Schwarze Legion. Zum Aufbau der Flotte, zur Ausrüstung der Kastrup und zum Bau der Bunkeranlagen für Millionen waren gigantische Mittel notwendig. Diese in die Billionen Reichsmark gehende Summe konnten wir nur deshalb aufbringen, weil wir Sie, verehrte Zuhörer, in dem Glauben ließen, es drohe ein Atomkrieg zwischen den USA und dem Nordischen Bund. Tatsächlich zwangen wir den amerikanischen Präsidenten bereits im Jahre 1950 zu einem Friedensschluss. Seit jener Zeit beliefern uns die USA mit einem nicht unerheblichen Teil ihrer Industrieproduktion, was die amerikanische Regierung der Öffentlichkeit – ebenso wie wir – mit dem Argument der angeblichen nuklearen Bedrohung durch den Nordischen Bund verkaufte.

Der Krieg im Osten ist ebenfalls längst entschieden. Sowjetmarschall Tschernikow untersteht meinem Befehl und führte nicht mehr als ein nun seit drei Jahren währendes Scheingefecht mit unseren Truppen – alles nur, um die immensen Rüstungsausgaben zu rechtfertigen, die jedoch letztlich dem Wohle der gesamten Menschheit dienen.

Ich möchte mich an dieser Stelle in aller Form für diese Notlügen entschuldigen. Vielleicht haben Sie vor dem Hintergrund der heutigen Ereignisse Verständnis dafür. Unsere Anstrengungen hatten von Anfang an nur ein Ziel: die Invasion abzuwehren und so die Freiheit der Menschheit zu bewahren. Dieses Ziel wäre nicht zu erreichen gewesen, wenn wir die wahren Hintergründe frühzeitig offengelegt hätten. Panik, Anarchie und Chaos wären die Folgen gewesen.

Wir befinden uns am Beginn eines interstellaren Krieges. Um in diesem bestehen zu können, heiligt der Zweck die Mittel.«

Zimmermann war sofort bewusst, dass sich der Kaiser mit seinem letzten Ausdruck auf die Philosophie des Niccolò Machiavelli bezog. Dessen Lehren galten, nach Josefs Meinung vielleicht nicht ganz gerechtfertigter Weise, als Begründung für rücksichtslose Machtpolitik. Daher schloss der Ingenieur, dass der Monarch diese Formulierung gewählt hatte, um darauf hinzuweisen, dass genau diese rücksichtlose Machtpolitik gegenüber den Vegaliern mehr als angemessen war.

»Liebe Mitbürger, Soldaten und Aristokraten«, wiederholte der Kaiser seine Eingangsfloskel, »es stehen uns entsagungsvolle, verlustreiche Zeiten bevor. Der Krieg gegen die Invasoren kann nur dann gewonnen werden, wenn jeder Einzelne von ihnen – in den Industriewerken, auf dem Schlachtfeld und in der Verwaltung – sein Äußerstes gibt. In diesem Falle bin ich jedoch zuversichtlich, dass wir den Aggressoren eine passende Antwort geben können, dass wir sie dorthin schicken werden, woher sie kamen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Gott mit uns!2«

*

Das Bild des Kaisers wurde ausgeblendet, dafür erschien das Hoheitszeichen. Dieser Effekt schürte den Eindruck, dass Friedrich und der Nordische Bund untrennbar verbunden seien, dass er der menschliche Repräsentant einer großartigen Idee wäre. Nur im Unterbewusstsein nahm Zimmermann diesen Bildübergang wahr. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Er musste sich erst einmal wieder fangen. Doch langsam ordneten sich die Dinge in seinem Kopf. Plötzlich ergab alles einen Sinn: Der außergewöhnlich schnelle technologische Fortschritt, die Fortführung eines Krieges in Asien, der längst gewonnen sein müsste, der unglaubwürdige kalte Krieg gegen technologisch weit unterlegene Amerikaner. Dies alles war nichts als ein Teil der Jahrzehnte währenden Vorbereitungen auf die bevorstehende und nun eingetroffene Invasion einer außerirdischen Macht, deren Technologien man weitgehend kopiert hatte.

Dieser Ordnungsprozess im Kopf des Ingenieurs benötigte nur wenige Sekunden. Doch erst danach konnte er sich um seine Frau kümmern, die schluchzend neben ihm auf dem hässlichen Sofa Platz genommen hatte. Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ihre braunen Haare fielen dabei über ihre Arme.

Josef wandte sich zu ihr und legte beide Arme um sie. »Hab’ keine Angst, mein Schatz, alles wird gut.« Etwas Besseres fiel ihm zunächst nicht ein.

Sie quittierte seinen Versuch, sie zu beruhigen, mit einem: »Nichts wird gut! Du hast doch gehört, was der Kaiser sagte. Außerirdische sind gekommen, um die Welt zu erobern.«

»Ja, das habe ich gehört. Aber auch, dass die Kastrup nun Waffen hat, die denen der Invasoren ebenbürtig sind. Die haben noch nie eine Schlacht verloren, das werden sie auch diesmal nicht. Du wirst sehen, die Eindringlinge werden bald erkennen, sich mit dem Falschen angelegt zu haben.« Zimmermann war nicht besonders überzeugt von dem, was er sagte, doch er gab seinen Worten einen Unterton, der Sicherheit ausdrücken sollte.

»Meinst du?«, gab Andrea zurück, ließ ihre Hände sinken und blickte ihrem Mann in die Augen.

»Aber natürlich, Schatz. Der Nordische Bund ist bestens auf diesen Krieg vorbereitet, wie du alleine schon an der Tatsache sehen kannst, dass wir hier in Sicherheit sind. Alles ist vorbereitet worden, um die Bevölkerung und die Industrie vor einem Zugriff der Außerirdischen zu schützen. Wir bauen hier im RWZ Ruhr III Magnetfeld-stabilisierte Kanonen aller Kaliber. Sogar die riesigen 64-cm-Geschütze, wobei ich noch nicht einmal weiß, was für ein gigantisches Schiff, Raumschiff oder sonst was die einmal tragen soll. Du siehst, da ist einiges in der Mache, was den Vegaliern das Leben schwer machen wird.«

Andrea wirkte schon etwas beruhigter und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich vertraue dir«, flüsterte sie.

»Vertraue nicht mir, sondern dem Bund, dem Reich, der Kastrup und dem Kaiser.«

 

1Nomenklatur der Briten, die den Stützpunkt der Vegalier zuerst entdecken.

2Wahlspruch der preußischen Könige ab Anfang des 18. Jahrhunderts, von den deutschen Kaisern übernommen.

Kapitel 2:Intermezzo bei Luna

Die Stimmung Drechslers war einerseits verbittert; er trauerte um seinen besten Freund von Blankenau, der bereits in den ersten Stunden der Schlacht um Kansas City abgeschossen worden war. Andererseits glühte in ihm der Hass auf die Vegalier, und er fieberte dem Einsatz entgegen.

Der ehemalige Stuka- und heutige Raumfalkenpilot saß an einer der Theken der Kantine des Schlachtträgers NEWTON. Es handelte sich um einen der zwei stählernen Zeppeline, die sowohl als Schlachtschiff als auch als Flugzeugträger fungierten. Mehr konnte der Nordische Bund nicht aufbieten. Die Vegalier waren hingegen in ihrer ersten Angriffswelle bereits mit fünf der Giganten erschienen und hatten die Schwarze Legion zum Rückzug gezwungen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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