Immer Ärger mit Vampiren - Lynsay Sands - E-Book

Immer Ärger mit Vampiren E-Book

Lynsay Sands

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Beschreibung

Als ewiger Junggeselle genießt Bastien Argeneau seine Freiheit. Besonders seit sein Bruder Lucern mit seiner Verlobten Kate Leever zusammengezogen ist und er das Penthouse der Familie ganz für sich allein hat. Als Kate ihn bittet, für die Dauer der Hochzeit ihre Cousine Terri zu beherbergen, gerät der Eigenbrötler Bastien jedoch in Bedrängnis. Wie soll er vor Kates Cousine verbergen, dass er in Wahrheit ein Vampir ist? Und noch entscheidender: Wie kann er sich der unwiderstehlichen Anziehungskraft erwehren, die die hübsche Terri auf ihn ausübt? "Eine witzige, verrückte Geschichte ... Leserinnen von Vampirromanen werden sich vor Lachen kaum halten können. Und die Liebesszenen sind ein erotischer Hochgenuss!" Publishers Weekly

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Seitenzahl: 487

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Roman

Ins Deutsche übertragen von Regina Winter

Für David

1

„Das Huhn ist wirklich gut.“

Bastien sah amüsiert zu, wie Kate C. Leever eine Gabel voll Poulet au citron, das sie bestellt hatte, vom Teller schaufelte und seinem Bruder Lucern an die Lippen hielt. Noch viel mehr amüsierte ihn jedoch, dass sein Bruder tatsächlich den Mund öffnete, um den kleinen Bissen mit einem Dank entgegenzunehmen, dann kaute und herunterschluckte.

Er hatte in seinem ganzen Leben bestenfalls gesehen, wie Lucern vortäuschte zu essen. Als Bastien zur Welt kam, hatte seinen Bruder, der zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zweihundert Jahre alt war, selbst das erlesenste Essen nicht mehr interessiert. Der Geschmack von Essen wurde nach etwa hundert Jahren, in denen man alles ausprobiert hatte, was die Epoche zu bieten hatte, einfach langweilig. Bastien selbst hatte inzwischen seinen vierhundertsten Geburtstag hinter sich und fand Essen nur noch lästig, etwas, wozu er sich hin und wieder bei Vorstandssitzungen oder Dinnerpartys zwang, damit man ihn nicht als das erkannte, was er in Wirklichkeit war.

„Es ist wirklich hervorragend“, bestätigte Lucern. „Heutzutage schmeckt alles ein wenig neu und anders.“

„Nein“, widersprach Bastien. „Wahrscheinlich schmeckt es genauso wie immer. Es ist die Liebe, die deine Geschmacksknospen und somit dein Bedürfnis nach Essen wieder zum Leben erweckt hat.“

Lucern zuckte die Achseln. Bastiens Versuch, ihn mit seiner Betonung des Wortes Liebe zu necken, schien ihn kein bisschen zu stören, und er hatte offenbar kein Problem damit, seine tiefen und anhaltenden Gefühle für die Frau zuzugeben, die neben ihm saß. „Vielleicht. Alles scheint irgendwie lebendiger und interessanter zu sein. Ich stelle immer wieder fest, dass ich vieles neu betrachte, und zwar mit Kates Augen statt mit dem zynischen Blick, den ich jahrhundertelang auf die Dinge geworfen habe. Das ist eine angenehme Erfahrung.“

Bastien sagte nichts, sondern hob einfach nur sein Weinglas. Aber als er einen Schluck trank, spürte er, wie Lucerns Worte ihm einen Stich versetzten. Wenn er näher darüber nachgedacht hätte, hätte er ihn wohl auf Neid zurückgeführt. Aber Bastien hatte nicht vor, länger darüber nachzudenken. In seinem Leben gab es keine Zeit für Liebe, nicht einmal für Einsamkeit; er war für so viele Dinge verantwortlich. Bastien hatte immer in der Verantwortung gestanden. Als sein Vater starb, war es Bastien gewesen, der das Familienunternehmen übernahm. Es lag einfach in seiner Natur. Bastiens Leben bestand darin, sich um jede Krise zu kümmern, die sich ereignete, ob nun im geschäftlichen Bereich oder in der Familie. Wenn es ein Problem gab, war Bastien der Mann, an den sich alle wandten, und das war schon vor dem Tod seines Vaters so gewesen. Bastien hatte oft das Unternehmen geleitet und anstelle seines Vaters Entscheidungen gefällt, und das mehrere hundert Jahre lang, seit Jean Claude Argeneau sich mit einem Alkoholproblem herumschlagen musste, das schließlich dazu geführt hatte, dass er verbrannt war – eine der sehr wenigen Arten, auf die Personen von ihrer Art sterben konnten.

„Ehm, Bastien …“

Er kniff bei Kates Tonfall die Augen zusammen. Er kannte sie nun lange genug, um diesen Wir müssen über etwas Unangenehmes reden, es lässt sich nicht vermeiden-Tonfall zu erkennen. Er hatte ihn oft genug gehört, aber bisher hatte sie sich mit solchen Dingen an Lucern gewandt. Es war ungewöhnlich, dass sie ihn auf diese Weise ansprach.

„Wir haben dich aus einem bestimmten Grund zum Essen eingeladen.“

Bastien zog die Brauen hoch. Das hatte er vermutet, als Lucern ihn angerufen und gebeten hatte, ihn hier im La Bonne Soupe zum Mittagessen zu treffen. Sein Bruder wusste, dass er sich nicht mehr für Essen interessierte. Und da das der Fall war, hatte Bastien gleich geargwöhnt, dass die plötzliche Einladung etwas mit der bevorstehenden Hochzeit des Paares zu tun hatte, aber er war nicht sicher, was sein Bruder denn nun genau wollte.

Die Hochzeit würde in genau zwei Wochen stattfinden, hier in New York, was der beste Ort für die Zeremonie und den anschließenden Empfang zu sein schien, da Kate hier lebte und arbeitete und Lucern nun ebenfalls seinen Wohnsitz nach New York verlegt hatte. Der älteste Argeneau-Sohn war vor einem halben Jahr nach Manhattan gezogen, um näher bei seiner Verlobten zu sein, die auch seine Lektorin war. Er hatte es für eine gute Idee gehalten, bei ihr zu sein, während sie die nötigen Anpassungen für ihre Verwandlungvornahm. Abgesehen von den äußerlichen Faktoren musste man eine ganze Reihe neuer Fähigkeiten und Gewohnheiten erlernen, wenn man zu einer der Ihren werden wollte, also war Lucern auch deshalb nach New York gegangen, um ihr dabei zu helfen, ebenso wie bei den Hochzeitsvorbereitungen. Zum Glück erlaubte ihm sein Status als erfolgreicher Autor einen solchen Umzug ohne große Probleme.

Auch Bastien musste zugeben, dass New York der beste Ort für die Zeremonie und den Empfang war. Obwohl keine der Familien hier lebte – die Argeneaus wohnten in Toronto und die Leevers, Kates Familie, in Michigan –, befanden sich die meisten von Kates Freunden und Kollegen in New York. Und außerdem war es die Stadt, in der sie – ebenso wie Lucern jetzt – lebte und arbeitete, und das machte es ihnen leichter, die nötigen Vorkehrungen für die Hochzeit zu treffen.

Luc hatte zunächst vorgehabt, bis zu seiner Heirat in der Penthouse-Suite über dem New Yorker Büro von Argeneau Enterprises zu wohnen, aber nachdem er seine Sachen am ersten Abend in die Wohnung gebracht hatte, war er losgezogen, um Kate zu besuchen, und am Ende einfach dort geblieben. Als Bastien aus Toronto – und vor den Verkupplungsversuchen seiner Mutter – geflohen war, um von dem Büro in Manhattan aus zu arbeiten, hatte Lucern bereits den größten Teil seiner Sachen in Kates winziges Apartment gebracht, und Bastien hatte nun die Wohnung im Penthouse für sich. Er lebte allein, wie immer. Tatsächlich war ihm das auch lieber, und er freute sich nicht gerade auf die vorübergehende Invasion von Gästen und Verwandten, die die Hochzeit mit sich bringen würde. Es tröstete ihn jedoch, dass es nur für ein Wochenende sein würde, dann würde er wieder seine Ruhe haben und auch vor den Einmischungen seiner Mutter sicher sein.

Er musste den Kopf schütteln, als er daran dachte, was Marguerite in der letzten Zeit alles veranstaltet hatte. Das Wohl ihrer Kinder lag ihr stets am Herzen, und ihr größter Wunsch war es, sie alle glücklich zu sehen, aber ihr letzter Versuch, das zu erreichen, hatte selbst Bastien schockiert. Er war das letzte ihrer Kinder, das allein lebte, und Marguerite war fest entschlossen, ihm zu einer dauerhaften Liebesbeziehung zu verhelfen, wie sie seinen Brüdern und seiner Schwester bereits vergönnt war. So weit war das durchaus verständlich, dachte er, aber Marguerites Methoden, ihr Ziel zu erreichen, grenzten schon an Wahnsinn. Bei seiner Schwester Lissianna und ihrem Mann, dem Psychologen Greg, hatte ihre Einmischung allerdings so gut funktioniert, dass Marguerite beschlossen hatte, eine Psychologin für Bastien zu finden, in der Hoffnung, dass er sich in sie verlieben würde. Sie hatte tatsächlich Termine bei allen Psychologinnen in Toronto gemacht, herausgefunden, welche ungebunden waren, und diejenigen ausgewählt, die ihr am sympathischsten waren und von denen sie hoffte, Bastien würde sie ebenfalls mögen. Den Therapeutinnen gegenüber hatte sie schließlich verkündet, dass sie sich einbilde, ein Vampir zu sein, und ihnen die Idee in den Kopf gesetzt, mit einem Familienmitglied über Marguerites „Wahnvorstellungen“ sprechen zu müssen. Bastien hatte Wochen damit verbracht, in Toronto von einer Psychologin zur anderen zu gehen, die Erinnerungen dieser Frauen zu bearbeiten und dafür zu sorgen, dass Marguerites Aktion keine Folgen hatte. Dann war er nach New York geflohen, um nicht in weitere Intrigen dieser Art verwickelt zu werden.

Ja, seine Mutter drehte offenbar langsam durch, seit sie keine wirkliche Beschäftigung mehr hatte. Er hoffte, dass Lissiannas vor Kurzem verkündete Schwangerschaft sie genügend ablenken würde. Bastien hatte nichts dagegen, sich niederzulassen und sein Leben mit jemandem zu teilen, so wie es seinen Geschwistern gelungen war, aber er hatte die Hoffnung aufgegeben, dass ihm das vergönnt sein würde. Er war so lange allein gewesen, dass er sich mittlerweile fragte, ob sich das jemals ändern würde. Josephine war vielleicht seine einzige Hoffnung auf Glück gewesen.

Unwillig, weiter an die Sterbliche zu denken, die er geliebt und verloren hatte, sah Bastien Lucern und Kate an. „Was wollt ihr denn von mir?“

Die beiden wechselten einen Blick, dann sagte Lucern: „Du hättest dir etwas zu essen bestellen sollen, Bruder. Ich zahle.“

Bastien war leicht amüsiert über die Verzögerungstaktik. Sein Bruder hasste es ebenso wie er selbst, um etwas zu bitten. „Es muss sich schon um einen großen Gefallen handeln, wenn du freiwillig das Mittagessen bezahlen willst“, neckte er ihn.

„Das hört sich an, als ob ich ein Geizkragen wäre.“ Lucern verzog empört das Gesicht.

„Das bist du ja auch. Oder warst es jedenfalls“, schränkte er ein. „Obwohl sich das offenbar gebessert hat, seit Kate in dein Leben getreten ist. Es ist ihr gelungen, dich dazu zu bringen, den Geldbeutel etwas zu lockern. Es gab Zeiten, da hättest du nicht einmal im Traum daran gedacht, in einer so teuren Stadt wie New York zu leben.“

Luc zuckte nur die Achseln. „Sie lebt hier“, sagte er schlicht und blickte zu Kate hinüber.

„Tatsächlich bin ich es, die den Gefallen braucht“, verkündete Kate.

„Oh?“ Bastien wandte sich interessiert seiner künftigen Schwägerin zu. Er mochte Kate. Sie war perfekt für Luc. Sein Bruder hatte Glück, sie gefunden zu haben.

„Ja. Meine beste Freundin Terri … sie ist auch meine Cousine. Sie ist also beides, Cousine und beste Freundin, aber …“

„Sprichst du von deiner Trauzeugin?“, unterbrach Bastien sie.

„Ja!“ Sie strahlte ihn an, offensichtlich erfreut, dass er sich an den Namen erinnerte. Aber es hätte sie nicht überraschen sollen; Bastien hatte ein gutes Gedächtnis für Details. Außerdem war er ebenfalls Trauzeuge, und es stand zu erwarten, dass er und Terri die gesamte Zeit mit Vorbereitungen für die bevorstehende Hochzeit miteinander verbrachten. Kein Wunder, dass er sich an ihren Namen erinnerte!

„Was ist mit ihr?“, fragte er, als Kate weiterhin schweigend lächelte. Als sie zögerte, hakte er nach: „Trifft sie zur gleichen Zeit ein wie alle anderen oder einen oder zwei Tage früher?“

„Tatsächlich kommt sie zwei Wochen früher“, gab Kate zu. „Sie hatte noch Urlaub und hat einen großen Teil davon genommen, um hierherzufliegen und mir bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen.“

„Und das ist gut so“, murmelte Lucern, dann fügte er hinzu: „Wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können. Du hast ja keine Ahnung, wie kompliziert Hochzeiten sind, Bastien. Erst muss man den Tag festlegen, dann den Saal reservieren und die Einladungskarten auswählen und verschicken. Dann muss man sich für einen Cateringservice entscheiden und sich auf die Speisenfolge einigen. Dann muss der Blumenschmuck ausgesucht werden, die Musik in der Kirche. Man muss entscheiden, ob es beim Empfang eine Band oder einen Diskjockey geben soll und welche Musik gespielt wird. Die Farben müssen ausgesucht und zusammengestellt werden, sodass Dekorationen, Blumen, Smokings und Kleider farblich aufeinander abgestimmt sind.“ Er schüttelte den Kopf. „Es ist ein Wunder, dass Brautpaare das alles überleben und es überhaupt bis zur Hochzeit schaffen. Wenn ich dir einen Rat geben darf: Solltest du jemals eine Lebensgefährtin finden, vergiss den ganzen Hochzeitsunsinn und flieg mit ihr nach Vegas.“

„Den Hochzeitsunsinn vergessen und nach Vegas fliegen?“, wiederholte Kate ungläubig.

„Oh, Kate, mein Schatz, du weißt doch, dass ich damit nicht sagen wollte …“, setzte Luc wild zu einem Rückzieher an.

„Ich nehme an, es ist schwierig, Hochzeiten zu arrangieren, aber das Schlimmste habt ihr doch hinter euch, oder?“, fragte Bastien und versuchte, seinen Bruder vor dem Ärger zu retten, den man Kate nun deutlich ansah.

Erleichtert stürzte sich Lucern auf den Themenwechsel. „Ja, so gut wie. Die meisten Vorbereitungen sind getroffen, aber es taucht immer noch etwas auf, worum man sich kümmern muss. Letzte Woche waren es die Blumen aus Klopapier. Wer weiß, was es nächste Woche sein wird.“

„Blumen aus Klopapier?“, fragte Bastien verwundert.

„Kleenex-Blumen“, verbesserte Kate verärgert. „Wir haben sie aus Kleenex gemacht.“

„Ja“, gab Lucern nach, dann wandte er sich Bastien zu und erklärte: „Sie hat mich all diese elenden Papiertücher falten und dann zu Blüten ausfächern lassen, für die Autos der Hochzeitsgesellschaft. Ich sagte ihr, wir hätten jemanden damit beauftragen können sie herzustellen oder die Dinger einfach kaufen sollen, aber sie bestand darauf, sie selbst zu basteln, weil das in ihrer Familie Tradition ist. Gekaufte Blüten wären nicht das Richtige, also habe ich letzte Woche Stunden über Stunden damit verbracht, Papiertücher zu falten und sie auseinanderzuzupfen. Massen von Klopapier.“

„Kleenex“, fauchte Kate.

„Einige sind auch aus Klopapier“, stellte Lucern richtig.

„Was?“ Sie starrte ihn entsetzt an.

„Na ja, mir ist das Kleenex ausgegangen, und du wolltest so viele für die Autos, dass ich angefangen habe, Klopapier zu verwenden. Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird. Papiertücher sind Papiertücher, oder? Außerdem warst du nicht da, dass ich dich hätte fragen können. Du hast Überstunden gemacht wie üblich.“ Er wandte sich wieder Bastien zu. „Sie hat in der letzten Zeit oft länger gearbeitet und versucht, sowohl die Arbeit von Chris zu erledigen als auch ihre eigene.“

Bastien zog eine Braue hoch, aber Kate verzog nur das Gesicht. „Ich erledige C.K.s Arbeit nicht. Christopher lektoriert seine eigenen Schriftsteller und ich meine. Er wird nur heute zu einer Konferenz in Kalifornien fliegen, und ich muss mich um die Notfälle kümmern, die auftauchen, während er weg ist. Ich habe versucht, mit meinen Arbeiten etwas schneller voranzukommen, damit ich nicht in Verzug gerate, wenn irgendwas dazwischenkommt, wenn du verstehst, was ich meine.“

Bastien nickte verständnisvoll, dann wandte er das Gespräch wieder dem ursprünglichen Thema zu. „Deine Trauzeugin kommt also zwei Wochen vorher. Dann müsste sie bald hier sein. Wo wird sie denn wohnen?“

„Mhm.“ Kate seufzte ein wenig unbehaglich. „Genau das ist der Gefallen, um den ich dich bitten möchte“, gab sie zu. „Ich würde sie natürlich gern bei mir unterbringen, aber meine Wohnung ist wirklich sehr klein. Ein winziges Apartment mit einem Schlafzimmer ist das Äußerste, was ich mir mit meinem Einkommen in Manhattan leisten kann, und wenn Lucern da ist, ist es schon eng genug. Ich habe daran gedacht, Terri in einem Hotel unterzubringen. Luc hat sogar angeboten, dafür zu zahlen, aber ich weiß, dass sie sich weigern und darauf bestehen würde, das Geld selbst aufzubringen. Aber bei all den Ausgaben, die sie ohnehin als meine Trauzeugin hat, möchte ich sie nicht noch mehr belasten. Sie kann es sich wirklich nicht leisten, aber das würde sie nie zugeben.“

„Aus Stolz?“, spekulierte Bastien.

„Ja. Ihre Mutter war alleinerziehend, und Terri hat für sich selbst gesorgt, nachdem Tante Maggie starb, als Terri neunzehn war. Sie ist störrisch und es fällt ihr schwer, um Hilfe zu bitten oder sie zu akzeptieren.“

Bastien nickte. Auf Stolz verstand er sich. Er hatte selbst genug davon. Manchmal zu viel. „Du möchtest also, dass ich sie im Penthouse unterbringe“, riet er.

„Ja. Wenn es dich nicht stören würde“, gab Kate zu und sah ihn hoffnungsvoll an.

Bastien lächelte nachsichtig. Die Verlobte seines Bruders äußerte diese Bitte, als würde sie ihm damit eine gewaltige Last aufbürden. Aber das war es wirklich nicht. Das Penthouse hatte fünf Schlafzimmer und war riesig. Außerdem war er nicht oft da und würde das Mädchen wahrscheinlich kaum zu sehen bekommen. Er würde Terri in den fähigen Händen der Haushälterin lassen; sie würde ihn nicht stören.

„Das ist wirklich kein Problem, Kate. Sie kann gerne in einem der Zimmer im Penthouse wohnen. Wann trifft sie ein? Irgendwann an diesem Wochenende, nehme ich an, wenn sie zwei Wochen vor der Hochzeit kommt.“

„Ja.“ Kate wechselte noch einen Blick mit Lucern, dann gab sie zu: „Tatsächlich kommt sie schon heute.“

„Heute?“ Bastien konnte seine Überraschung nicht verbergen.

„Ich weiß. Es ist alles sehr knapp, und es tut mir leid. Ich hätte eher gefragt, wenn ich es gewusst hätte. Eigentlich hätte sie am Tag vor der Hochzeit kommen sollen wie alle anderen. Aber Terri hat beschlossen, mich zu überraschen, und einfach Urlaub genommen. Ich habe es selbst erst vor einer Stunde erfahren, denn ihr ist offensichtlich eingefallen, dass sie sich besser überzeugen sollte, ob ich rechtzeitig nach Hause komme, damit sie nicht stundenlang auf meiner Schwelle hocken muss oder so, also hat sie mich aus dem Flugzeug angerufen.“

„Gut, dass sie das getan hat“, stellte Bastien fest, und dann bemerkte er einen weiteren Blickwechsel zwischen den beiden und kniff die Augen zusammen. Offenbar beinhaltete dieser Gefallen mehr, als nur Kates Trauzeugin zu beherbergen. Dann dämmerte es ihm. „Ich nehme an, sie muss vom Flughafen abgeholt werden?“

„Na ja, sie wollte ein Taxi nehmen, aber du weißt, wie teuer das ist, und sie …“

„Kann es sich eigentlich nicht leisten, ist aber zu stolz, das zuzugeben, und du weißt, dass sie das Geld von dir nicht nehmen würde, auch wenn du es ihr anbötest, also hast du ihr gesagt, dass jemand sie abholen wird“, beendete Bastien den Satz für sie.

Kate kniff die Augen zusammen. „Liest du meine Gedanken?“

„Nein“, versicherte er ihr, „Ich habe nur gut geraten.“

„Oh.“ Sie entspannte sich wieder. „Du hast ganz recht. Würde es dich sehr stören?“

Bastiens Blick ging zu seinem Bruder, und Kate fügte hinzu: „Lucern kann selbstverständlich mitkommen. Er hat angeboten, selbst hinzufahren, aber er kennt sich mit den Highways und den Flughäfen noch nicht so gut aus und weiß nicht, wie er am besten hinkommt. Ich würde es selbst machen, aber ich habe im Moment so viel zu tun, ich …“

„Luc und ich können sie abholen“, versicherte Bastien ihr und lächelte bei Kates diplomatischer Ausrede. Lucern musste sich mit den Straßen nicht auskennen; er brauchte nur eins der Firmenautos zu nehmen, mit einem Fahrer. Die Wahrheit war, dass Lucern immer noch ein bisschen Probleme mit der Gesellschaft anderer hatte. Es war nicht mehr so schlimm wie früher, aber er fühlte sich immer noch unbehaglich, wenn es um Menschen ging. Und Bastien hatte den Verdacht, dass Kate befürchtete, er würde ihre Cousine und beste Freundin mit einem gebrummten „Folgen Sie mir“ begrüßen und dann auf dem ganzen Weg in die Stadt kein weiteres Wort mehr mit ihr wechseln. Bastien andererseits hatte oft mit Menschen zu tun und war ein wenig umgänglicher. Er hatte auch – zum Glück für Kate und die noch unbekannte Terri – einen eher ruhigen Nachmittag im Büro vor sich. Es würde kein Problem sein, die Arbeit um ein paar Stunden zu verschieben.

„Wunderbar“, sagte Lucern trocken. „Ist dir aufgefallen, Katie, meine Liebste, dass du zwei Männer schickst, die keine Ahnung haben, wie deine Cousine und beste Freundin auf der ganzen Welt aussieht? Wie sollen wir sie erkennen?“

„Ihr könnt ein Schild mit ihrem Namen mitnehmen“, schlug Kate vor. „Und ich weiß, ihr werdet sie finden und sicher absetzen.“

Bastien betrachtete amüsiert die zweifelnde Miene seines Bruders. In Kates Worten hatte eine eindeutige Warnung gelegen: Bringt sie sicher hierher, sonst …

„Verflixt, ich muss gehen! Wir haben heute Nachmittag eine Produktionsbesprechung. Deshalb konnte ich auch nicht freinehmen, um sie selbst abzuholen“, erklärte Kate und stand auf. Sie beugte sich vor, um Lucern einen Kuss zu geben, dann wiederholte sie das noch einmal. Es endete mit einem Seufzen. „Ich liebe dich, Luc.“

„Und ich liebe dich, Kate“, erwiderte Lucern. Er fuhr mit der Zunge kurz über ihre Unterlippe, und im nächsten Augenblick küssten sie sich schon wieder.

Bastien seufzte und richtete den Blick auf die anderen Gäste des Restaurants. Er wusste aus Erfahrung, dass es noch mehrere weitere leise Seufzer und Küsse geben würde, bevor Kate sich wirklich losreißen konnte. Die beiden waren einfach schrecklich! Er konnte nur hoffen, dass die Flitterwochenphase, die sie genossen, bald vorüber sein würde, fürchtete jedoch, sie könnte noch länger anhalten. Es war nun beinahe ein Jahr her, seit sein Bruder Etienne Rachel geheiratet hatte, und zwei Jahre seit Lissiannas und Gregs Hochzeit, aber keins der genannten Paare schien aus dieser von Liebe und Begierde geprägten Phase herauszukommen. Offenbar ließ sich seine ganze Familie mit solchen Dingen Zeit. Sie waren alle gleich mitleiderregend. Er war, von seiner Mutter abgesehen, das einzige Familienmitglied, das keine absurd langen Zeiträume damit verbrachte, in der Öffentlichkeit, in Abgeschiedenheit oder wo auch immer zu schmusen. Aber andererseits hatten auch weder er noch seine Mutter jemanden, mit dem sie schmusen konnten.

Bastien ignorierte einen gewissen Neid, der an ihm fraß, als er ein weiteres leises Seufzen von Kate hörte, gefolgt von einem schwachen Stöhnen. Im nächsten Augenblick fuhr er erstaunt herum, als Kate plötzlich ganz sachlich verkündete: „Das hier könnte helfen.“ Sie richtete sich auf und holte ein Foto aus der Handtasche. „Es ist ein relativ neues Foto. Terri hat es mir letzte Woche mit einer E-Mail geschickt. Und jetzt muss ich gehen. Seid nett zu ihr!“ Sie legte das Foto auf den Tisch zwischen die beiden Männer, dann drehte sie sich um und drängte sich zwischen den Tischen hindurch auf den Ausgang des winzigen, überfüllten Restaurants zu.

„Gott, sie ist einfach wunderbar“, seufzte Lucern, als er zusah, wie Kate innehielt und zur Seite trat, um Platz für jemanden zu machen, der gerade hereinkam.

Bastien verdrehte die Augen, aber die Tatsache, dass der Blick seines Bruders fest auf dem Po seiner Verlobten ruhte, entging ihm nicht. Er merkte plötzlich, dass sein eigener Blick dem von Lucern gefolgt war, schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit dem Foto auf dem Tisch zu. Es zeigte eine Frau Ende zwanzig. Sie hatte volle Lippen, die sie zu einem schalkhaften Lächeln verzog, und große, sanfte Augen.

„Eine Schönheit“, bemerkte er und stellte fest, dass Kates Cousine offenbar ansonsten Kates Gegenteil war. Sie war brünett, Kate blond, und sie war drall und kurvenreich auf eine Art, die ihn an reifes Obst erinnerte, anders als die jungenhaft schlanke Kate. Aber auf ihre eigene Art war sie hinreißend.

„Ach ja?“, fragte Lucern desinteressiert, denn sein Blick folgte immer noch seiner zukünftigen Ehefrau.

„Wenn du aufhören würdest Kate hinterherzuglotzen und dir das Foto ansehen könntest, wüsstest du es selbst“, bemerkte Bastien.

Lucern sah ihn amüsiert an, dann betrachtete er das Bild und zuckte desinteressiert die Achseln. „Sie sieht nicht schlecht aus. Aber sie ist nicht so schön wie Katie.“

Bastien schnaubte. „Für dich ist keine so schön wie Katie.“

„Da hast du recht“, stimmte Lucern ihm zu und trank einen Schluck Whiskey, bevor er hinzufügte: „Ich finde Kate einfach perfekt. Ihr kann niemand in nichts gleichkommen.“

„Verzeih mir, Bruder, aber ich glaube, ein modernerer Ausdruck für deinen Zustand ist ‚Dich hat’s wirklich erwischt‘.“ Bastien schüttelte grinsend den Kopf. Er mochte Kate, aber sie war wirklich nicht perfekt. Verdammt nah dran, vielleicht, aber nicht ganz. „Und? Wann wird die Maschine dieser Terri landen?“

Lucern warf einen Blick auf die Uhr und zuckte die Achseln. „Etwa in einer Stunde.“

„Was?“, krächzte Bastien.

„Was, was?“, fragte Lucern.

„Das soll wohl ein Witz sein! Sie trifft doch nicht schon in einer Stunde ein.“

„Doch.“

Bastien starrte ihn einen Moment ausdruckslos an, dann fragte er: „Welcher Flughafen?“

„JFK.“

„Du meine Güte!“

„Was ist denn?“, fragte Lucern. Er wirkte besorgt, als Bastien begann, sich in dem winzigen Restaurant nach ihrer Bedienung umzusehen.

„Das konntest du wohl nicht vorher erwähnen, wie?“, knurrte Bastien. „Verflixt, wieso hat Kate nichts davon gesagt? Sie weiß doch, dass man eine Stunde braucht, um zu diesem Flughafen zu gelangen. Wo zum Teufel steckt diese Kellnerin?“

„Kate hat wahrscheinlich nicht begriffen, wie spät es war“, entschuldigte Luc Kate. „Und außerdem ist sie im Moment ein wenig abgelenkt.“

„Ach ja? Es ist ihre Schuld, wenn wir zu spät kommen.“

„Wir schaffen es schon“, sagte Lucern beruhigend, als die Kellnerin wieder aus der Küche kam. Er winkte ihr und fügte hinzu: „Terri muss immerhin noch ihr Gepäck abholen und durch den Zoll kommen.“

Bastien schüttelte angewidert den Kopf. Lucern sorgte sich kaum mehr um etwas, aber ihn selbst hatten ein paar hundert Jahre im Geschäft zu einem Mann gemacht, der auf Einzelheiten achtete. „Sie muss vielleicht durch den Zoll, aber wir müssen auch erst zu meinem Auto gelangen und zum Flughafen fahren. Hoffen wir nur, dass es heute keine größeren Staus gibt.“

Er überließ Lucern die Rechnung, nahm das Handy heraus und rief seinen Fahrer an. Nachts fuhr er selbst oder benutzte Taxis, aber im Tageslicht hatte Bastien normalerweise einen Fahrer. Das ersparte ihm nicht nur den Ärger, einen Parkplatz finden zu müssen, es verhinderte auch, dass er länger als notwendig der Sonne ausgesetzt war –er musste einfach nur vom Auto zum Eingang des jeweiligen Gebäudes eilen. Nicht, dass er es nicht ertragen hätte, ein paar Minuten in der Sonne zu sein, oder sogar länger als das, aber es bedeutete, dass er mehr Blut zu sich nehmen musste, was wiederum mitunter recht unpraktisch sein konnte.

Sobald er dafür gesorgt hatte, dass der Wagen auf dem Weg war, klappte Bastien das Telefon zu und steckte es wieder in die Tasche, dann dachte er darüber nach, wie er am besten mit dieser Situation fertig werden sollte. Normalerweise benutzte er, wenn es notwendig wurde, eine Limousine mit Chauffeur, aber sein üblicher Fahrer war im Urlaub und Bastien wollte die Stunde Fahrt zum Flughafen nicht damit verbringen, auf jedes Wort zu achten, das er in Hörweite des Ersatzfahrers von sich gab. Sie würden zum Büro zurückkehren und sein eigenes Auto abholen müssen. Er würde auch ein wenig Blut in eine Kühlbox packen und mitnehmen, nur für den Fall, dachte er. All seine Autos hatten besonders behandelte Scheiben, damit die UV-Strahlen nicht ins Innere gelangen konnten, aber falls der Wagen stehen blieb oder ein Reifen gewechselt werden musste und sie gezwungen waren, das selbst zu tun oder eine gewisse Distanz in der Sonne zurückzulegen, konnte das unangenehm oder sogar gefährlich werden.

All diese Dinge würden selbstverständlich Zeit brauchen und die Chancen vergrößern, dass sie nicht rechtzeitig am Flughafen sein würden, um Terri abzuholen, aber wenn sie Glück hatten und der Verkehr nicht allzu dicht war …

„Der Verkehr ist wirklich dicht“, sagte Lucern kurze Zeit später.

Bastien lachte auf. „Selbstverständlich. Murphys Gesetz, erinnerst du dich?“

Lucern knurrte.

„Hol bitte meine Aktentasche vom Rücksitz. Du wirst das Schild malen müssen.“

„Werden wir Terri nicht nach dem Foto erkennen?“ Lucern holte die Aktentasche und legte sie auf seinen Schoß.

„Kann sein. Aber ich will mich lieber nicht darauf verlassen. Wenn wir sie verpassen, bringt Kate uns beide um.“

Luc knurrte noch einmal. Er war nie sonderlich gesprächig gewesen. Luc schien nur zu reden, wenn seine Verlobte dabei war. Es war auch die einzige Zeit, in der er lächelte. Sie brachte etwas in ihm zum Vorschein, was sonst niemand finden konnte und das sich offenbar wieder zurückzog oder tot umfiel, sobald sie außer Sichtweite geriet. Wenn Kate nicht in der Nähe war, konnte man Lucern kaum ein paar Worte entlocken; seine übliche Antwort bestand in einem Knurren.

„Was soll ich denn schreiben?“

Bastien schaute zur Seite: Lucern war es nicht nur gelungen, mehr als zwei Worte zu äußern, er hatte auch einen großen Notizblock und einen Stift aus der Aktentasche geholt und war bereit zu schreiben. „Einfach nur ihren Namen.“

„Also gut.“ Lucern schrieb „Terri“ auf das Papier, dann hielt er inne. „Wie heißt sie mit Nachnamen?“

„Das fragst du mich? Sie ist die Cousine deiner Verlobten, nicht meiner.“

„Ja“, stimmte Luc zu und schürzte nachdenklich die Lippen. „Hat Kate es beim Essen nicht erwähnt?“

„Nein. Nicht, dass ich mich erinnere.“ Bastien warf ihm einen Blick zu. „Du weißt es wirklich nicht?“

„Ich kann mich nicht erinnern.“

„Kate muss sie doch in den letzten Monaten ein oder zwei Mal erwähnt haben.“

„Ja.“ Luc schwieg einen Moment, dann senkte er den Blick, um wieder auf das Blatt zu schreiben.

Erleichtert, dass sein Bruder sich erinnert hatte, wandte Bastien die Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr zu, dann warf er einen Blick auf die Armbanduhr. „Wenn ihr Flug nicht zu früh landet und der Zoll etwa zwanzig Minuten braucht, werden wir vielleicht gerade noch rechtzeitig ankommen, bevor sie aufgibt und ein Taxi nimmt. Wohin wird sie denn gehen, wenn sie feststellt, dass niemand sie abholt?“

„Wahrscheinlich in Kates Büro.“

„Ja. Das wird Kate bestimmt begeistern. Hoffen wir, dass der Flug nicht früher landet.“

Er landete nicht früher.

„Zwei Stunden Verspätung“, knurrte Lucern, als sie die Ankunftshalle betreten hatten. „All die Eile, um rechtzeitig herzukommen, und jetzt können wir noch zwei Stunden hier rumstehen.“

Bastien lächelte ein wenig über die Veränderungen an seinem Bruder. Als sie eintrafen, hatten sie erfahren, dass die Maschine mit Kates Cousine an Bord einen unvorhergesehenen Halt in Detroit eingelegt hatte, wegen „technischer Schwierigkeiten“, die dort repariert worden waren. Sie würde nun zwei Stunden später eintreffen. Bastien war besorgt über die Nachricht gewesen, bis er zum Schalter der Fluggesellschaft gegangen war und erfahren hatte, dass das Problem nur mit einer der Toiletten an Bord zu tun hatte. Nicht, dass die Angestellte ihm das gesagt hatte; Bastien war kurz in ihren Geist geglitten, um es herauszufinden. Es war nicht gerade etwas, womit die Fluggesellschaft prahlen konnte, und geheimnisvolle „technische Schwierigkeiten“ klangen allemal besser als zuzugeben, dass eine ihrer Toiletten nicht funktionierte. Wer wollte das schon ausposaunen?

Da sie zwei Stunden Zeit hatten, bis Terri eintreffen würde, hatten sich Bastien und Lucern in eine Bar zurückgezogen. Jetzt kehrten sie in den Ankunftsbereich zurück, um Terri zu erwarten, und hofften, dass sie nicht lange beim Zoll aufgehalten würde. Beide hatten inzwischen genug vom Warten.

„Da kommen sie“, verkündete Bastien. Die ersten müden Reisenden erschienen hinter der Absperrung. „Wo ist das Schild, das du gemacht hast?“

„Ach ja.“ Lucern holte das Stück Papier aus der Tasche. Sobald es genügend aufgefaltet war, dass Bastien es lesen konnte, riss er es seinem Bruder ungläubig aus der Hand.

„‚Terri, Kates Cousine und beste Freundin‘?“, las er ungläubig.

„Ich konnte mich nicht an ihren Nachnamen erinnern“, sagte Lucern achselzuckend. „Sie wird schon wissen, wer gemeint ist. Beeil dich und halte es hoch, da kommt eine ganze Gruppe von Leuten, und sie könnte dazu gehören.“

Bastien warf einen Blick auf den Torbogen, wo die Reisenden in Dreier- oder Vierergruppen erschienen. Offenbar hielt der Zoll sie nicht lange auf. „Sie haben wohl besonders rasch gearbeitet, um das Gepäck so schnell nach draußen zu kriegen. Oder der Zoll hat mehr Leute als sonst im Einsatz.“

„Hm“, war alles, was Lucern sagte. Bastien hielt das behelfsmäßige Schild über den Kopf, damit es besser zu sehen war. „Sie scheuchen sie wahrscheinlich so schnell wie möglich durch, um die Verspätung wieder einzuholen.“

Dann schwiegen sie beide, während mehrere Dutzend Fluggäste eintrafen, von erfreuten Verwandten und Freunden begrüßt wurden und den Ankunftsbereich mit ihnen verließen. Bastien nahm an, dass etwa fünfzig Personen an ihnen vorbeigekommen waren, bevor er eine Frau entdeckte, die direkt auf sie zukam. Er hätte sie vielleicht nicht erkannt, wenn sie nicht auf sie zugegangen wäre, ein müdes Begrüßungslächeln auf den Lippen. Ohne es zu bemerken, entspannte er die Arme und senkte das Schild.

Die Frau war genauso kurvenreich wie auf dem Foto, aber sie hatte eine andere Frisur. Auf dem Foto war ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden gewesen, nun fiel es ihr in weichen kastanienbraunen Wellen bis über die Schultern. Sie trug eine Jeans, bemerkte Bastien interessiert. Enge weiße Jeans, ein T-Shirt der Universität Leeds und weiße Turnschuhe.

„Lucern!“ Sie strahlte Bastien an, blieb vor ihm stehen, und nach einem kurzen Zögern umarmte sie ihn freundlich. „Kate hat mir Unmengen von dir erzählt! Es ist ein Vergnügen, den Mann kennenzulernen, der sie so glücklich gemacht hat.“

Bastien starrte überrascht auf den Kopf der Frau hinunter und senkte automatisch die Arme, um ihre Umarmung zu erwidern. Dann sah er das Grinsen auf dem Gesicht seines Bruders und räusperte sich, als Kates Cousine ihn losließ und zurücktrat. „Terri, nehme ich an?“

Sie lachte über seinen förmlichen Ton. „Ja, selbstverständlich.“ Dann hielt sie inne und legte den Kopf schief, um ihn zu betrachten. „Kate hatte recht. Du bist wirklich der bestaussehende Mann in New York. Sie sagte, so würde ich dich erkennen können“, gestand sie grinsend.

Bastien erwiderte das Grinsen und war lächerlich erfreut über das Kompliment. Bis Lucern genug davon hatte, ignoriert zu werden, und verkündete: „Dann redest du wohl von mir. Ich bin Lucern, der bestaussehende Mann in New York. Der Mann, den du gerade umarmt hast, ist mein Bruder Bastien.“

Terri Simpson wandte sich verblüfft dem Mann zu, der gerade die Stimme erhoben hatte. Er war vielleicht einen Zoll kleiner als der Mann, den sie umarmt hatte, und beäugte sie amüsiert. Terri war überrascht, dass sie diesen Burschen überhaupt nicht bemerkt hatte, aber obwohl er beinahe wie ein Zwilling des Mannes wirkte, den er gerade Bastien genannt hatte, war er keine genaue Kopie. Sie hatten die gleiche Nase, aber Lucerns Unterlippe war nicht so voll wie die von Bastien, die Kinnlinie nicht ganz so klar. Auch ihre Augen unterschieden sich. Beide hatten große, silbrig-blaue Augen, aber die von Bastien waren tiefer und erfüllt von einer nicht zu definierenden Emotion, die irgendwie nach ihr zu rufen schien.

Tatsächlich war Terri beinahe erleichtert zu hören, dass der Mann, den sie umarmt hatte, nicht Lucern war. Sie beschloss, nicht über die Gründe dieser Reaktion nachzudenken, und umarmte Kates Verlobten. „Entschuldigung, Lucern. Ich habe nur das Schild gesehen und angenommen …“ Sie ließ den Satz verklingen, als sie ihn kurz umarmte und dann zurücktrat. „Ihr beiden müsst Stunden hier gewartet haben. Das tut mir leid.“

„Das war nicht deine Schuld“, stellte Bastien fest, „also gibt es keinen Grund, warum du dich entschuldigen müsstest. Kann ich dir das abnehmen?“

Terri war ihr Gepäck schnell los, als Bastien den Koffer ergriff und Lucern den Träger des Bordkoffers von ihrer Schulter nahm, dann brachten die beiden Männer sie aus dem Gebäude. Augenblicke später fand sie sich auf dem Beifahrersitz eines Mercedes auf dem Highway wieder.

„Du musst nach dem Flug müde sein.“

Terri lächelte den Mann neben sich an. Bastien. Der Name gefiel ihr. Ihr gefiel auch, wie der Mann aussah. Für gewöhnlich flog sie nicht gerade auf Geschäftsleute in Anzügen, aber er sah in dem zweifellos von einem fähigen Designer entworfenen Anzug sehr gut aus. Sie warf einen Blick über die Schulter zu Kates Verlobtem, der schweigend auf dem Rücksitz saß. Er hatte einen Notizblock herausgeholt, ihn auf sein Knie gelegt und kritzelte eifrig. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass er eine Cordhose und einen Pullover trug. Lucern war Schriftsteller, erinnerte sie sich. Er brauchte in kein Büro zu gehen und sich förmlich zu kleiden.

„Tatsächlich konnte ich im Flugzeug sogar ein bisschen schlafen“, antwortete sie schließlich und lehnte sich wieder zurück. Es war offensichtlich, dass Lucern nicht viel reden würde. Kate hatte sie schon gewarnt, dass er nicht sehr gesellig war, und deshalb hatte sie auch geschworen zu veranlassen, dass sein Bruder ihn zum Flughafen begleiten würde. Kate hatte allerdings nicht erwähnt, dass dieser Bruder so attraktiv war. Terri sollte wohl mit Kate ein Wörtchen reden, weil sie solche wichtigen Einzelheiten ausgelassen hatte. Eine kleine mentale Vorbereitung wäre keine schlechte Idee gewesen. Im Augenblick fühlte sie sich, als hätte sie jemand in den Bauch getreten. In ihrem Magen schwangen sich Schmetterlinge zum Flug auf. „Ich habe eher Hunger, als dass ich müde bin. Ich konnte im Flugzeug ein wenig schlafen, aber nach der Verspätung und allem ist es einige Zeit her, seit das Essen serviert wurde.“

„Darum werden wir uns kümmern, sobald wir dich zum Penthouse gebracht haben“, sagte Bastien und sah sie kurz an, bevor er sich wieder auf den Highwayverkehr konzentrierte. „Meine Haushälterin ist eine hervorragende Köchin und wird zweifellos dankbar sein, das beweisen zu können.“

„Dann isst du wohl selbst nicht oft zu Hause?“, fragte sie.

„Wie kommst du darauf?“

Terri zog die Brauen hoch, denn sein Tonfall war eher scharf gewesen, dann zuckte sie einfach die Achseln. „Wenn du oft zu Hause essen würdest und viele Dinnerpartys und so etwas hättest, wäre deine Haushälterin nicht dankbar für die Gelegenheit, für jemanden zu kochen.“

„O ja. Selbstverständlich.“ Sein Stirnrunzeln wich einem ironischen Grinsen.

„Soll ich also in deiner Wohnung auf Kate warten?“, fragte Terri. Sie wurde neugierig, weil er plötzlich so überrascht aussah. Als er in den Rückspiegel schaute, drehte sich Terri um und warf dem anderen Passagier im Auto einen Blick zu, aber Lucern hatte das offenbar nicht bemerkt, sondern schrieb immer noch hektisch auf seinem Notizblock. Sie drehte sich rechtzeitig wieder um, um Bastiens missbilligende Miene zu bemerken, dann sah er sie an und seufzte.

„Kate hat dir nichts gesagt?“

„Was soll sie mir gesagt haben?“

„Du wirst im Penthouse wohnen. Ihre Wohnung ist zu klein für drei Personen.“

„Drei?“, fragte sie überrascht.

„Du, Kate und Lucern.“

„Oh, selbstverständlich!“ Sie hatte bisher nicht daran gedacht, dass Lucern direkt bei ihrer Freundin eingezogen war, aber wenn die beiden so verliebt waren, wie Kate sagte, hätte sie das eigentlich erwarten sollen. Lucern würde wohl kaum in Toronto bleiben wollen, während Kate hier in New York war, und zum Glück erlaubte ihm seine Arbeit hinzugehen, wo er wollte. Selbstverständlich würde er bei Kate wohnen. Wahrscheinlich würden sie bald eine größere Wohnung nehmen als ihre Zwei-Zimmer-Wohnung, aber Terri kannte ihre Cousine gut genug, um zu wissen, dass sie in ihrer kleinen Wohnung bleiben und von ihrem eigenen Geld leben würde, bis sie geheiratet hatten. Und das bedeutete wohl, dass Terri bei Kates künftigem Schwager unterkommen musste.

Ein gewisses Unbehagen erfasste sie bei dem Gedanken, dass er sie die nächsten zwei Wochen beherbergen würde. Sie fiel anderen Leuten nur ungern zur Last. „Vielleicht sollte ich mir ein Hotelzimmer nehmen. Ich will keine Belästigung sein.“

„Das wäre wirklich unnötig“, versicherte Bastien Argeneau ihr entschlossen. „Das Penthouse hat fünf Schlafzimmer und eine Haushälterin, wie ich schon erwähnte. Und ich habe im Augenblick ziemlich viel zu tun, also wirst du nicht viel von mir sehen. Du kannst kommen und gehen, wie du möchtest. Und du bist in meinem Heim herzlich willkommen.“

2

„Raus hier!“

Terri starrte das entsetzte Gesicht ihres Gastgebers an. Sie konnte kaum glauben, dass er sich plötzlich gegen sie gewandt hatte und sie nun rauswerfen wollte, nachdem sie kaum seine Wohnung erreicht hatten.

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