Immer sind die Weiber weg - Stefan Heym - E-Book

Immer sind die Weiber weg E-Book

Stefan Heym

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Beschreibung

Stefan Heym erzählt aus seinem Ehealltag: komisch, weise, selbstironisch

Auch Dichter haben Ehefrauen. Und was für welche! Ständig mischen sie sich ein, alles wissen sie besser, und wenn man sie mal wirklich braucht, sind sie weg. Stefan Heym erzählt aus seinem Ehealltag und zeigt sich mit diesen komischen, weisen, humorvollen und selbstironischen Anekdoten von einer bisher unbekannten Seite. Die Geschichten, allesamt Geschenke an seine Frau Inge, hat er über Jahre gesammelt und sie so zu einer wunderbaren Liebeserklärung gemacht. Teils komisch, teils traurig, stecken sie voller Altersweisheit, voller Hintergründigkeit und Tiefe. Die Texte orientieren sich an täglichen Erfahrungen, sind bei aller literarischen Qualität unterhaltsam und vermögen trotz aller Nachdenklichkeit, dem Leben durchaus komische Seiten abzugewinnen.

Stefan Heyms amüsante und tiefgründige Ehegeschichten erstmals erschienen 1997, in der digitalen Werkausgabe endlich wieder lieferbar.

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Seitenzahl: 168

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Zum Buch:

Auch Dichter haben Ehefrauen – und was für welche! Ständig mischen sie sich ein, alles wissen sie besser, und wenn man sie wirklich braucht, sind sie weg.

Stefan Heym erzählt aus seinem Ehealltag und zeigt sich mit diesen humorvollen, weisen und selbstironischen Anekdoten von einer ganz persönlichen Seite. Die Geschichten, allesamt Geschenke an seine Frau Inge, hat er über Jahre gesammelt. Sie sind eine wundervolle Liebeserklärung und gehören zum Besten, was er je geschrieben hat.

»So hat Heym noch nie geschrieben – so radikal privat und heiter über sich selbst.« Berliner Zeitung

»Ich kenne kein anderes Buch in der neueren deutschen Literatur, in der Deutsches und Jüdisches in Denkweise und sprachlichem Ausdruck so originell, einfallsreich und tiefsinnig miteinander verflochten sind.« Berliner LeseZeichen

Zum Autor:

Stefan Heym, geboren 1913 in Chemnitz, floh als kritischer jüdischer Intellektueller vor der Nazidiktatur nach Amerika. Während der McCarthy-Ära verließ er das Land und siedelte sich 1952 in der DDR an. Er war ein international hoch geschätzter Schriftsteller und streitbarer Publizist, der zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur zählt. Er starb 2001 auf einer Vortragsreise in Israel.

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Stefan Heym

Immer sind die Weiber weg

und andere Weisheiten

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E-Book-Ausgabe 2021

Copyright © 1997 Inge Heym1

Copyright © der deutschsprachigen Erstausgabe 1997 by Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München

Copyright © dieser Ausgabe by C. Bertelsmann Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlagkonzeption und Gestaltung: Sabine Kwauka nach einem Entwurf von Hafen Werbeagentur, Hamburg

Umschlagmotiv: © Jacob Lund / Shutterstock.com

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN978-3-641-27824-3V002

www.cbertelsmann.de

Für Inge

Inhalt

Altersweisheit

Russisch-Römisch

Jerusholayim die heilige Stadt und wie ich hab meine Handtasche dort verloren

Was es ist zu sein berühmt

Der Nachbar

Woher soll ein Mensch wissen

Bojberik in dem Atlantik

Bojberik an dem großen Fluß

Eine Freudsche Fehlleistung

Das Tischchen

Grüne Männerchen

Eijze vom lieben Gott

Die Computer-Frau

Immer sind die Weiber weg

Nachbemerkung

Worterklärungen

Altersweisheit

Da kommen die Leut nun zu mir und wollen wissen über ihre Probleme weil ich doch schon so viel Jahre auf meinem Puckel hab und meine Altersweisheit, wie man so sagt, und ihnen schwankt der Boden unter den Füßen und Perspektive haben sie auch keine und keine Sicherheit mit den Arbeitsplätzen und den Renten und Mieten und der Zukunft überhaupt, dafür aber Rinderwahnsinn und kriegen Schwamm in ihren Gehirnen, wenn sie ihr Hamburger-Sandwich in sich hineinschlingen bei Macdonalds, und Aids und Kriminalität von den Kindern schon, aber wer hilft mir mit meinen Problemen?

Was soll ich noch haben für Probleme, werden Sie fragen, wenn der große Recycler schon steht um die Ecke und nur darauf wartet, mich recyceln zu lassen von den Würmern unten oder den Engeln oben, je nachdem? Ich werd Ihnen erklären. Laufen Sie mal rum mit einer künstlichen Hüfte, und zu Haus auf meinem Bücherregal hab ich meinen alten herausgemeißelten Hüftknochen stehen in einem Einweckglas was ist gefüllt mit Formaldehyd, damit mein Knochen frisch bleibt und ich ihn mir ansehn kann manchmal vor unserm Abendessen und daran denken, was der Mensch doch ist für ein gebrechliches Wesen. Und wenn ich dann spazieren geh mit meinem Weib nach unserm Abendessen weil ich meinen Kopf auslüften muß mit Sauerstoff und sie sagt schlepp deine Füß nicht so lauf anständig gefälligst wie ein Mann und mit aufrechtem Gang was du hast den Leuten immer gepredigt, das ist vielleicht kein Problem?

Und überhaupt, wenn einer ist wie ein wandelndes Ersatzteillager hat er Probleme von morgens wenn er aufsteht mit Müh und mit Not nachdem er sich hat den Blutdruck gemessen mit einem kleinen Meßgerät um sein Handgelenk herum und weiß wieviel Pillen er schlucken muß damit er nicht plötzlich einen Schlaganfall kriegt, bis abends wenn er hineinfällt in sein Bett nachdem er all seine Ersatzteile ordentlich hingelegt hat an ihren Platz und an Ort und Stelle so daß er sie auch kann wieder finden und nicht herumrennen muß wie ein Meschuggener und sie überall suchen in der Nacht, im Fall er sie brauchen sollt, oder am nächsten Tag.

Natürlich die Linse bleibt drin, die der Professor in München mir eingebaut hat in mein Auge, mein einziges, nachdem ein andrer Professor in der Hauptstadt Berlin mir das andre Auge ruiniert hat bei der gleichen Operation, aber Ersatzteil ist Ersatzteil, und jetzt sorg ich mich, daß nur nichts schlägt gegen mein einziges sehendes Auge wo mir das doch schon passiert ist neulich und ich einen schlimmen Bluterguß gehabt hab und eine Wunde an meinem Lid und hab herumlaufen müssen mit einer großen dunklen Brille wie ein Gangsterboss und ein Herr von der Serie Tatort im Fernsehen hat mir angeboten, ich soll in der Serie so einen alten weisen Gangsterboss spielen welcher nur dasitzt und schnippt mit dem Finger und schon wird umgelegt ein Polizeier oder einer von einer anderen Gang.

Oder mit meinem Gehör. Es ist nicht so schlimm wenn einer ist ein bissel taub er erspart sich einen Haufen dummes Gerede; erst wenn einer ein bissel taub ist weiß er wieviel dummes Gered die Menschheit von sich gibt im Lauf von einem Tag und am Abend erst recht. Ich hab einen großen Dichter gekannt welcher war ein bissel taub und der hat mir erzählt wie ich noch jung war wie er immer abgestellt hat sein Hördings wenn er hat zu einem Clubabend gehen müssen oder einem Meeting oder einer öffentlichen Lesung und so sich hat konzentrieren können auf die Gesichter von den Leuten und sich ein Bild machen von was sie sind in Wirklichkeit nämlich eine ziemlich bornierte Gesellschaft mit einem Haufen Getu und Gemach und mit Ambitionen.

Und hab ich nicht gewußt daß ich auch mal kommen werd in seinen Zustand wo ich nur hör was durchdringt durch meinen Gehörgang in mein Gehirn und jetzt bin ich gekommen in seinen Zustand und in den Genuß von meiner Taubheit, aber wenn ich selber eine öffentliche Lesung veranstalt muß ich doch imstand sein die Kritik zu verstehen und die Fragen welche gefragt werden von dem Publikum, und wenn ich mit meinem Weib rede kann ich auch nicht immer nur sagen »Häh?« sondern muß antworten können mit Verstand und Vernunft und mit Liebe und brauche mein Hördings welches aussieht wie eine kleine Schnecke mit so einem kleinen Schlauch dran welchen ich steck in meinen Gehörgang und welcher eine richtige Fernbedienung hat wie ein Fernseher wo die Menschen dran sitzen Stunde um Stunde und werden süchtig.

Aber was nützt mir mein Hördings wenn ich drück auf meine Fernbedienung und drück und drück und sie bedient nicht? Bin ich also hingefahren mit meinem Weib zu dem Laden wo ich mein Hördings gekauft hab und sie haben hineingekuckt mit einem Computer und gesagt Sie müssen das Hördings wegschicken zu ihrer Werkstatt und es wird seine Zeit dauern und inzwischen werd ich herumlaufen müssen und nur hören können was durchdringt durch meinen Gehörgang in mein Gehirn.

Aber es gibt noch Ehrlichkeit sogar auch im Kapitalismus und so haben die Leut von dem Laden am kommenden Tag schon telephoniert und gesagt es war nur ein kleiner Kontakt welcher hat nicht kontaktiert und ich kann kommen und mein Hördings abholen; sie hätten ja auch können sagen es ist ein großer Schaden und eine komplizierte Sache und mich eine Woche warten lassen oder zwei und mir eine hohe Rechnung schreiben aber sie sind ehrliche Leut gewesen und so kann ich nicht nur wieder Antworten geben mit meinem Hördings auf Fragen bei öffentlichen Lesungen und auf Kritik und reden mit meinem Weib mit Verstand und Vernunft und mit Liebe – nein, ich hab auch wiederbekommen meinen Glauben an die Menschheit durch mein Hördings.

Und was soll ich sagen zu meinem Gebiß? Da gibt’s welche denen fallen ihre Zähne heraus einer nach dem andern schon in ihrer Jugend aber zumeist verlieren die Menschen sie im Alter und stehen da am Ende mit nichts wie Zahnlücken in ihrem Mund so daß sie nicht mehr beißen noch kauen können und nicht mehr reden, und nuscheln nur noch daß Gott sich erbarm. Und hab ich gelesen von Bergvölkern weit weg welche nehmen ihre alten Leut wenn diese haben ihre Zähne verloren und nicht mehr beißen noch kauen können und nicht reden, und nuscheln nur noch, und nehmen sie und tragen sie hoch hinauf ins Gebirg auf einen Felsgipfel und nehmen einen Abschied von ihnen und packen sie an ihren Beinen und Armen und schmeißen sie mit einem großen Schwung in den Abgrund, aber bei uns hier setzen sie hinein in den Mund ein Gebiß.

Nicht daß so ein Gebiß ein Vergnügen war im Mund weil schon beim Einbauen ist es ein Hängen und ein Würgen bevor die neuen Zähne oben mit den neuen Zähnen unten wollen aufeinanderpassen, und bevor du dich gewöhnt hast daran wie dein eignes Gebiß dich angrinst vom Nachttisch und du gelernt hast wie du es herausnimmst am Abend und wieder einsetzt früh und bis das Haftpulver haftet und der Biß beißt, und dann verrutscht es noch bei jedem zweiten Schluck Milch aus dem Glas oder der Mohn kommt dir zwischen die künstlichen Zähne und das Zahnfleisch wenn du eine Mohnsemmel frühstückst mit deinem Weib und du kannst dein Gebiß nicht herausnehmen und den Mohn herauspuhlen mit deinen Fingern weil du mußt immer bleiben ästhetisch. Und der Dentist sagt, Sie werden sich gewöhnen, Herr, aber du gewöhnst dich nicht und wenn du dich endlich gewöhnt hast an eine lästige Eigenschaft von deinem Gebiß entwickelt es schon eine neue Eigenschaft welche ist noch lästiger wie die erste und an welche du mußt dich wieder gewöhnen.

Oder du sitzt in einem Fernsehstudio und wartest daß die Talkshow anfängt für welche sie dich herangeholt haben von deinem Schreibtisch damit du kannst den Leuten ein Stück von deiner Altersweisheit geben, und vorher stellen sie vor dich hin einen Coke und einen Schweppes und leckere Brötchen belegt mit Ham und mit Tatar und du bist verfressen wie immer und beißt hinein in dein Brötchen und plötzlich gibt es einen Knacks und du spürst zur Rechten und zur Linken einen halben Gaumen heruntersinken mit künstlichen Zähnen dran und kannst nicht mehr beißen und kauen und auch nicht mehr richtig essen und mußt erzählen den Mädchen welche dich schminken und pudern für deine Talkshow, tut mir leid, Girls, aber ich kann mich nicht hinstellen vor die ganze wiedervereinigte deutsche Nation und ihr was vornuscheln. Natürlich behaupten die Girls, daß ich nicht nuschle und daß ich nicht schlechter sprech wie der Herr Bundeskanzler; aber besser wie der sprech ich auch nicht, sag ich und nehm meinen Hut und setz mich in mein Taxi ein geschlagener Mann und alles wegen meinem Gebiß welches ist mittendurch gebrochen von meinem Biß auf mein Brötchen.

Dann hab ich mir zusammenkleben lassen mein Gebiß und hab mir anfertigen lassen von meinem Dentisten noch ein Gebiß nämlich zum Ersatz für meinen Ersatz und als eine Reserve im Fall es nötig sein wird und welches ich stets bei mir trag in meiner Handtasche zusammen mit noch einem Hördings was ich mir auch noch hab machen lassen, nur das Einweckglas mit meinem herausgemeißelten Hüftknochen im Formaldehyd bleibt zu Haus auf meinem Bücherregal als Warnzeichen was der Mensch doch ist für ein gebrechliches Wesen.

Wenn ihr aber nach alldem noch wollt eine Altersweisheit von mir so werd ich euch eine geben: Beißt in die Brötchen so lang ihr noch könnt.

Russisch-Römisch

Mein Weib hat mir das eingebrockt, das mit dem Russisch-Römisch. Wirst sehn, sagt sie, wie du dich fühlst nach dem Schwitzen. Wie wird einer sich fühlen, wenn er sechs Fuß unter der Erde liegt, einen Dreck fühlt er, und ich, wo ichs immer mit dem Herzen hab und mit meinem Gedärm. Also, sag ich ihr, ich gehör ins Kaffeehaus und nicht ins Russisch-Römisch, aber was macht ihr das aus, die Hauptsache ist sie hat ihren Willen, und sie redet auf mich ein von Dampf und von trockener Hitze, also bin ich lieber still wie der Hiob selig bevor Gott ihm geschickt hat sein ganzes Unglück und setz meinen Hut auf, meinen großen schwarzen, und nehm meinen Spazierstock mit dem Gummi unten dran und will gehen, ins Kaffeehaus natürlich und nicht ins Russisch-Römisch, aber mein Weib kuckt mich an aus der Ecke von ihren Augen und sagt, ich werd dich hinbegleiten und du gehst dich ausschwitzen in dem Russisch-Römisch wie schon getan haben in der Antike die Römer und heut noch die Russen und tust was für deine Gesundheit weil deine Gesundheit ist das Wichtigste.

Und sie geht mir nicht von der Seite bis ich tatsächlich ankomm vor dem Haus von dem Russisch-Römisch wo die kleine Treppe ist hinunter zu dem kleinen Fenster hinter welchem der Bademensch sitzt mit der haarigen Brust und den haarigen Händen und gibt mir den grünen Zettel und ich seh sein Gesicht und ich seh was er denkt, schon wieder ein Opfer denkt er, wieder einer den wir werden abschleppen müssen, die Weiber schleppen die Männer her und wir schleppen sie ab wir haben schon Fälle gehabt hier, mit Schlag im Gehirn und mit Infarkten, nur die Antisemiten soll es treffen, doch die regelmäßig, mein Weib aber winkt mir mit ihrem Finger und sagt schwitz schön, und kuckt daß ich mich auch nicht wegduck zur Seite sobald ich bin vorbei an dem kleinen Fenster, obwohl, wenn ich mal gezahlt hab, dann sitz ich’s auch aus, so ein Mensch bin ich, im Theater oder am Jom Kippur im Tempel oder im Russisch-Römisch.

Kabine, sagt der Bademensch, Kabine, da müssense früher kommen, aber’n Schrank den könnse auch zuschließen, und ich seh schon bei meiner Natur wird Gott machen daß ich den Schlüssel zu dem Schrank verlier von dem Bandel wo ich ihn werd hängen haben an meinem Hals aber ich sag nichts, mein Jackett und meine Hosen und was einer wie ich noch so am Leib trägt kann ich ja schließlich nicht einfach hinschmeißen auf den glitschigen Fußboden zwischen die Pfützen welche die Leute lassen wenn sie aus dem Wasser kommen ganz naß und spritzen herum aber daß ich bezahlt hab wie sie für meinen grünen Zettel bei dem Bademenschen und auch meine Rechte hab in einem Russisch-Römisch, daran denken sie nicht, immer nur an sich selber.

Sportsfreund, sag ich zu einem welcher schon ganz rot ist von Schweiß und voll Pickel, wo muß ich jetzt hin, und er glotzt auf mich wie wenn ich gekommen wär aus dem Bauch von dem großen Walfisch wie der Prophet Jonah und wissen wollt wo geht der Weg nach Niniveh und zeigt irgendwohin mit dem Daumen, von Höflichkeit keine Spur, kein Wunder wenn einer nackicht ist glaubt er alle Menschen sind gleich sind aber nicht, zum Beispiel wer hat schon ein Weib wie ich hab?

Da, hah, fast war ich geglitscht und hätt mir zerbrochen Gott weiß was, auf so eine Treppe muß Gummi hin, geriffelter, aber wer kümmert sich um so was, der Bademensch vielleicht der sitzt nur da und hält die Hand auf und unsereiner kann sich zerbrechen die Füß oder den Schädel sogar. Wer sind Sie, Herr, Sie können nicht sorgen für Gummi hier, Sie massieren hier nur, Sie sind der Masseur? Da werden Sie verdienen ein ganz schönes Trinkgeld, mit dem Masseur muß man sich gut stellen dem Masseur ist der Mensch ausgeliefert mit seinen Muskeln und seinem Gedärm, nein ich will nicht massiert werden schlimm genug daß ich hier bin überhaupt und alles wegen meinem Weib, und wo ist nun das Russisch, oder ist es das Römisch, ich mein mit dem Dampf und dem allen und mit der Hitze, da müßten Schilder hin und Zeichen und Hinweise aber nichts haben sie man kann doch nicht alles wissen wo es hier reingeht und wo raus, ich bin ein einfacher Mensch und kein Wunderrabbi.

Uh, ah, nein das geht nicht das ist unmöglich da platzt der Mensch ja, von was wohl, fragen Sie, von der Hitze natürlich und von dem Dampf. Hinsetzen soll ich mich? Das sagen Sie so, Sportsfreund, aber wo soll sich hier einer hinsetzen in dem Nebel wo Sie nicht sehen können die eigne Hand vor dem Auge? Halten Sie mal die Hand hoch, und kucken Sie was sehen Sie da, nichts. Ich bin Ihnen nicht auf den Fuß getreten, Sportsfreund, passen Sie auf, wo Sie hinstellen Ihren krummen Fuß, dann wird Ihnen keiner drauftreten, und ich sitz auch nicht auf Ihrem Schoß, ich schwitz auch ohne Ihren geschätzten Schoß, was glauben Sie, ich will mich anstecken lassen mit Aids von Ihnen, es ist einfach nicht genug Platz da, die Leute bleiben viel zu lange die Leute denken immer nur an sich selber. Sagen Sie, Sportsfreund, kriegen Sie auch so schlecht Luft hier, mein Weib hat mir gesagt ich soll mich abspritzen regelmäßig mit dem Schlauch aber wo ist hier der Schlauch?

Jetzt ist er weg. Das auch noch.

Wer weg ist, der Schlauch? Was geht mich Ihr Schlauch an, Ihr blöder? Mein Schlüssel! Der Schlüssel von meinem Schrank ist weg welchen der Bademensch mir gegeben hat und wo ich drin hab meine Sachen, ist auch kein Wunder wo sie geben nur eine Büroklammer zum Festmachen am nackichten Körper die Bürokraten und wo um Gottes willen find ich den Schlüssel in dem Dampf auf dem Fußboden dem glitschigen das ist wie wenn ich meine Frau such am Ausverkauf von dem Winterschluß bei der Damenwäsche und wenn ich nicht find den Schlüssel wie krieg ich mein Jackett und meine Hosen und was einer wie ich noch so am Leib trägt ich kann doch nicht nackicht rausgehen auf die Straße das kann enden mit Lungenentzündung und mit sonst was.

Nein, ich will Ihnen nicht an die Waden, Sportsfreund, ich such nur meinen Schlüssel da ist er doch, Gott der Barmherzige sei gelobt und gepriesen, da liegt er auf der Bank wo mich vorhin einer gezogen hat auf seinen glitschigen Schoß wissen Sie was sie machen müßten, einen mehr durchsichtigen Dampf müßten sie machen in so einem Russisch-Römisch. Geben Sie mir mal den Schlauch dort, das ist doch der Schlauch mit welchem man sich kalt, entschuldigen Sie, ich hab Sie nicht spritzen wollen und schreien Sie mich nicht so an gefälligst und geben Sie mir den Schlauch zurück, aber sofort, mir nehmen Sie meinen Schlauch nicht weg, Sie nicht, Sportsfreund!

Uh, ah, das war vielleicht eine Anstrengung, das in dem Dampf, daß einer das aushält! Zeigt aber daß da noch welche werden warten müssen, unberufen, bis ich das Gras von unten werd bekucken, entschuldigen Sie, Sportsfreund, was ist nu an der Reihe, Russisch oder Römisch, ich komm nicht so oft her nämlich, mein Weib hat mich hergeschleppt für meine Gesundheit sagt sie, und ich komm grad heraus aus dem Dampf Sie sehen doch ich schwitz wie ein Seeigel Seeigel schwitzen nicht, sagen Sie, woher wissen Sie waren Sie mal ein Seeigel vielleicht in einem früheren Leben, eine Menge Leute glauben an die Wanderung von den Seelen, aber ich glaub mehr an den Messias wenn der kommt dann bricht das Paradies aus mit Gerechtigkeit und mit allem und dann wird abgerechnet, in den Trockenraum muß ich, sagen Sie? Dann zeigen Sie mir doch wo das ist der Trockenraum hier gehören Schilder her und Zeichen und Hinweise aber nichts haben sie wozu zahl ich Eintritt hier möcht ich wissen, für den grünen Zettel vielleicht?