In Trümmern versunken - Raimund Eich - E-Book

In Trümmern versunken E-Book

Raimund Eich

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Beschreibung

Eine endlose Kette von gewaltigen Naturkatastrophen rund um den Erdball reißt hunderte Millionen Menschen in den Tod. Das weltweite Ausmaß der verheerenden Schäden erfordert globale Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen und damit den Einsatz einer länderübergreifenden Notregierung. Arthur Malbourg, ein sehr einfluss- und erfolgreicher Wirtschaftsmanager, ergreift kurz entschlossen die Initiative und setzt sich mit einer Schar Gleichgesinnter an deren Spitze. Sein entschlossenes und fürsorgliches Handeln zum Wohl der notleidenden Bevölkerung trägt schon bald Früchte. Sein Ansehen wächst von Tag zu Tag und er wird als Heilsbringer und Retter der Menschheit gefeiert. Doch Malbourg lässt keine Gelegenheit aus, Gott für die weltweiten Katastrophen verantwortlich zu machen und die Menschen von ihrem Glauben an ihn abzubringen. Alle Gläubigen werden in zunehmendem Maße bedroht und müssen um ihr Leben fürchten. Immer mehr von ihnen fallen einer gezielten Verfolgung und barbarischen Grausamkeiten zum Opfer. Nur wenige werden auf unerklärliche Weise in letzter Sekunde vor dem sichern Tod gerettet und finden sich plötzlich an einem geheimnisvollen Ort wieder.

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Raimund Eich, Jahrgang 1950, lebt im Saarland.

Neben zwei Tatsachenromanen sowie einigen Büchern mit heiteren und besinnlichen Gedichten und Geschichten hat er einige Werke veröffentlicht, in denen er sich insbesondere mit gesellschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Themen befasst. Hierin lässt er auch naturwissenschaftliche und technische Aspekte in sehr anschaulicher Form mit einfließen. Daraus resultieren einzigartige Bücher, spannend, dramatisch, informativ und unterhaltsam zugleich.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die handelnden Personen

Kapitel 1: Trappist 1 f

Kapitel 2: Neuankömmlinge

Kapitel 3: Strandspaziergang

Kapitel 4: Glindas und Bucks Geschichte

Kapitel 5: Im dunklen Tal

Kapitel 6: Zurück am Emporium

Kapitel 7: Insel der fremden Tiere

Kapitel 8: Bittere Wahrheiten

Kapitel 9: Religionen und Theater

Kapitel 10: Malbourgs Widersacher

Kapitel 11: Weltenbrand

Kapitel 12: Hintergründe

Kapitel 13: Vorbereitungen

Kapitel 14: Ziele und Aufgaben

Kapitel 15: Signal zum Aufbruch

Nachwort

Anhang

Vorwort

Gehören Sie auch zu den Menschen, die bei der Ankündigung eines Weltuntergangs allenfalls ein bisschen schmunzeln und gleich wieder zur Tagesordnung übergehen? Meinen ersten Weltuntergang, der sogar in einem Lied besungen wurde, habe ich in den Fünfziger Jahren erlebt. Das Lied „Am 30. Mai ist der Weltuntergang“ wurde ein echter Hit und war im Radio sehr oft zu hören. Den eingängigen Refrain könnte ich heute noch singen, weil zum Glück aus dieser Ankündigung nichts wurde, obwohl ich als kleiner Junge durchaus sehr gespannt darauf war, was bei so einem Weltuntergang alles passieren würde.

Schon viele Jahrhunderte gibt es immer wieder derartige Ankündigungen. In den Reihen der Weltuntergangspropheten finden sich namhafte Persönlichkeiten wie Martin Luther oder Charles Taze Russel, den Gründer der Zeugen Jehovas, die sich allerdings gleich mehrfach im Untergangsdatum irrten. Auch aus einer Ankündigung für den 21. Dezember 2012, die man den Maya zuschreibt, wurde bekanntlich nichts.

Warum sich also ernsthaft Gedanken über ein derartiges Szenario machen, denken sicherlich die meisten Bewohner unseres Heimatplaneten. Dass die Erde nicht ewig existieren wird, darüber besteht sicherlich kein Zweifel. Auch wenn über den genauen Zeitpunkt ihres unausweichlichen Untergangs selbst namhafte Forscher uneins sind, liegt dieser mit ein paar Milliarden Jahren jedenfalls aus heutiger Sicht in mehr als weiter Ferne. Ein relativ vages Haltbarkeitsdatum, aber sicherlich noch lange kein Grund zur Besorgnis, oder ...?

Doch gibt es Botschaften aus verschiedenen spirituellen Quellen, die zwar keinen kompletten Weltuntergang in Form einer Auslöschung von Mutter Erde prognostizieren, die aber von gewaltigen Zerstörungen und Veränderungen auf unserem Heimatplaneten in einem aus heutiger Sicht offenbar überschaubaren Zeitraum ausgehen, ohne jedoch ein konkretes Datum dafür zu nennen. Was mich dabei sehr nachdenklich gestimmt und zum Schreiben dieser Geschichte inspiriert hat, sind die Gründe, die dort für ein derartiges Szenario genannt werden. Auf die entsprechenden Literaturquellen werde ich an anderer Stelle in diesem Buch nochmals zurückkommen.

Doch lassen Sie sich bitte zunächst von einer außergewöhnlichen Geschichte mit spirituellem Hintergrund in eine andere Welt entführen. Dazu wünsche ich Ihnen nicht nur eine unterhaltsame und spannende, sondern auch eine zum Nachdenken anregende Lektüre.

Raimund Eich

Die handelnden Personen

Dies ist eine fiktive Geschichte. Alle Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Verstorbenen sind unbeabsichtigt und wären rein zufällig!

Rayko & seine Frau Rosa

ihre Kinder Becca, Ronald und Mela

ihre Schwiegertochter Anne und die Schwiegersöhne Steffen und Mark

ihre Enkel Levi, Leon und Vincent

die Kater Rocky, Henry und Hund Charly

ihre Freunde Kathrin & Frank sowie Eckhard

Gandolf, ein Geistführer

Lilith & Bodo, Rosas und Raykos Schutzgeister

Buck & seine Frau Glinda

ihre Tochter Mandy

ihre Enkel Mason und Jordan

Jonathan & Eliza Baker, ein amisches Farmer-Ehepaar

Ronalds Freunde Giovanni und Osman

Giovannis Frau Sarah sowie deren Söhne Daciano, Graziano und Julio

Osmans Frau Halise mit Tochter Canset und Sohn Akin

Arthur Malbourg, ein wohlhabender und machtbesessener Unternehmer

Christof Stern, Entwicklungshelfer und Malbourgs Gegner

Kapitel 1: Trappist 1 f

Rosa schlief noch fest, als Rayko das Schlafzimmer auf Zehenspitzen verließ, um sie nicht zu stören. Leise trat er hinaus auf die Terrasse, gefolgt von Charly, dem rumänischen Straßenhund, den sie vor ein paar Jahren bei sich aufgenommen hatten, und der sich jetzt dicht neben ihm ablegte. Seinen Blick richtete Rayko wie immer zuerst zum Himmel, auf die Goldsonne, die er so nannte, weil er keinen anderen Namen für sie wusste. Sie war nicht so gleißend hell wie die richtige Sonne, um die ihr Heimatplanet Erde kreiste. Während diese bei Sonnenauf- und -untergängen ein prächtiges Farbenspiel bot, schien die Goldsonne dort oben in Form und Gestalt wie ein gemaltes Bild dauerhaft am Himmel festgenagelt zu sein. Aber dafür produzierte sie mit ihren goldfarbenen Strahlen dauerhaft ein wunderschönes, friedlich und beruhigend wirkendes Licht und strahlte eine wohltuende Wärme aus, während er auf der Erde im Sommer oft unter der großen Hitze litt und die Kälte im Winter hasste.

Sein Blick folgte den Sonnenstrahlen den Hügel hinunter auf das türkisfarbene Wasser des Sees und die im Hintergrund majestätisch aufragenden Berge, deren schneeweiße Spitzen das Licht reflektierten.

Rayko war glücklich, dass er neben Rosa nahezu die komplette Familie in den kleinen Häusern nebenan sicher aufgehoben wusste, nach all dem, was sie erlitten hatten. Seine Töchter Becca und Mela, sein Sohn Ronald und dessen Frau Anne sowie die Schwiegersöhne Steffen und Mark, und vor allem seine drei Enkelsöhne Levi, Leon und Vincent, auf die Rosa und er mächtig stolz waren. Sie alle hatten das Grauen jedenfalls überlebt.

Wie mochte es dort unten jetzt eigentlich aussehen nach all dem, was sie Schreckliches erlebt hatten? Er verdrängte den Gedanken und versuchte, sich stattdessen mit seiner neuen Heimat noch ein bisschen mehr anzufreunden.

Sein Blick wanderte weiter über eine Hügellandschaft mit saftig grünen Wiesen voll unbekannter Blumen in herrlichen Farben, eine wunderschöne und fast schon kitschig wirkende Kulisse, in der ein kristallklarer Bergbach ganz in der Nähe vorbeiplätscherte und sich in sanften Biegungen seinen Weg talwärts suchte. Eine wohltuende Stille lag über der Landschaft, nur von irgendwo weiter unten drang eine klare Frauenstimme an sein Ohr, die das Ave Maria sang. Das kann nur Kathrin mit ihren täglichen Gesangsübungen sein, dachte er und ging der Stimme entgegen. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich weich und warm zugleich an. Hier brauchte er keine Schuhe und trug ansonsten nur seine Jeanshose und ein Shirt. Ein sanfter Windhauch ließ Bäume und Sträucher kaum merklich hin- und herschwanken, gerade so, als wollten sie damit ihre unvergleichliche Blütenpracht und den betörenden Duft, den sie verströmten, noch etwas mehr zur Geltung bringen.

Hinter einer Flussbiegung sah er Bodo und Lilith am Ufer sitzen und Kathrin zuhören. Ihre Gestalten waren von einer in leuchtenden Farben schimmernden Aura umhüllt, die bei ihm einmal mehr Gänsehautgefühle auslöste. Von ihrer grenzenlosen Liebe fühlte er sich wie immer magisch angezogen.

„Na, hast du schon ausgeschlafen?“, fragte Lilith und deutete ihm an, sich neben sie zu setzen.

Er nickte. „Ich hab´s einfach nicht länger im Bett ausgehalten, aber Rosa schläft noch wie ein Murmeltier.“

Lilith lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist gerade auf dem Weg zu uns.“

„Woher weißt du ....“ Mitten im Satz brach er ab, überlegte kurz, und nickte schließlich. „Sorry, blöde Frage, natürlich weißt du es, Lilith.“

Kurze Zeit später stand Rosa wie angekündigt vor ihnen. „Ist das nicht ein wunderschöner Tag heute?“

Bodo nickte. „Hier sind alle Tage wunderschön, Rosa.“

Rayko schaute ihn fragend an. „Wo genau befinden wir uns eigentlich, Bodo?“

„Auf Trappist 1f, aber ich nehme an, der Name wird euch nicht viel sagen.“

Rosa und Rayko schüttelten gleichzeitig die Köpfe. „Nein, das sagt uns nichts. Sind wir eigentlich weit weg von der Erde“, schob Rayko nach.

„Wie man´s nimmt, etwa neununddreißig Lichtjahre, aber nach Maßstäben des Universums ist das nicht viel mehr als ein Katzensprung.“

„Neununddreißig Lichtjahre? Das sind doch, ... warte mal, dreihunderttausend mal sechzig, mal sechzig mal vierundzwanzig, mal ...“

„Knapp dreihundneunundsechzig Billionen Kilometer, wenn du es genau wissen willst“, unterbrach ihn Lilith kichernd.

Bodo überlegte einen kurzen Moment und nickte schließlich. „Stimmt genau, im Kopfrechnen mit derart großen Zahlen ist sie immer etwas schneller als ich.“

Rosa grinste. „Sie ist ja auch mein Schutzengel, und weibliche Wesen sind nun mal ...“

„Vergiss die irdischen Emanzensprüche, Rosa, auf Trappist 1f ziehen die nicht“, brummte Bodo.

„Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein Guter“, prustete Lilith los, worauf sie alle in schallendes Gelächter ausbrachen.

„Genug gefrotzelt, wir haben noch einiges für heute Nachmittag vorzubereiten“, sagte Bodo. „Wir sehen uns alle wieder zur gleichen Zeit im Emporium. Ein paar Neue sind auch noch dazu gekommen.“

„Ach ja, wer ist es denn, und woher kommen die, Bodo?“, fragte Rosa.

„Sieh an, Missis Naseweiß plagt offenbar mal wieder die Neugier. Wohl auch so ein Vorteil, den Frauen gegenüber Männern haben“, erwiderte der, was bei Rayko ein breites Grinsen auslöste, während Rosa sich nur mühsam eine Antwort verkniff, wortlos abwinkte und den Hügel wieder in Richtung der kleinen Siedlung hinaufging. Lachend schlenderte Rayko mit Charly den Hang weiter hinunter.

Kapitel 2: Neuankömmlinge

Als Rosa und Rayko zur verabredeten Zeit zum Emporium kamen, das unmittelbar hinter den Häusern ihrer kleinen Dorfgemeinschaft in eine wunderschöne Parklandschaft eingebettet war, saßen die meisten schon auf den im Halbkreis angeordneten Bänken.

„Was habe ich dir gesagt, wir sind wieder mal bei den Letzten“, zischte Rosa kaum hörbar, während sie den anderen freundlich zulächelte. „Wo warst du denn wieder so lange?“

„Mit Charly habe ich nur die Gegend ein bisschen erkundet. Ich kann mich nun mal an dieser Natur- und Pflanzenwelt nicht satt sehen, an all den prächtigen Farben und Formen, die es auf der Erde nirgendwo zu sehen gibt. Rocky und Henry sind uns beiden klammheimlich gefolgt und mir irgendwann schnurrend um die Beine gestrichen.“

„Und wo hast du unsere Drei gelassen?“

„Sie stromern noch ein bisschen herum.“

„Alleine? Sag bloß, du hast sie alleine gelassen“, schnaufte Rosa.

„Na und? Du müsstest doch selbst schon bemerkt haben, dass es hier keine Gefahren wie auf unserem Planeten Erde gibt.“

„Das sagst du so einfach, aber wer weiß das schon so genau?“

„Du brauchst auf Trappist 1f wirklich keine Angst zu haben, dein Mann hat völlig recht“, mischte sich Lilith in das Gespräch ein.

„Trappist 1f, was für ein dämlicher Name“, brummte Rayko, „wir sollten dieses kleine Paradies einfach Trappi nennen. Was meinst ihr?“

Rosa nickte. „Ja, Trappi finde ich gut, und ab sofort sind wir dann alle Trappisten.“

Lilith schmunzelte und ergänzte geheimnisvoll: „Fürs Erste jedenfalls.“

„Was meinst du denn damit?“

Lilith winkte ab. „Setzt euch bitte hin, Gandolf steht schon eine Weile mit den Neuen da vorne und wartet ungeduldig darauf, dass wir unser Geschwätz endlich beenden.“

„So ist es“, hörten sie Gandolf laut sagen. „Nehmt bitte alle Platz, ich möchte euch zunächst einmal die Neuankömmlinge vorstellen. Sie kommen aus Indiana und sind zu neunt. Buck und Glinda, ihre Tochter Mandy sowie ihre Enkel Mason und Jordan mit ihren Partnerinnen und zwei Urenkeln. Damit ist euere Dorfgemeinschaft jetzt komplett. Insgesamt seid ihr jetzt dreiundachtzig Personen.“

Rayko sah seinen alten Freund Eckhard an, der neben ihm saß. „Was hat dieser Gandolf eigentlich für eine Funktion?“

Eckhard zuckte mit den Schultern.

„Warum fragst du mich nicht direkt, Rayko“, schallte Gandolfs Stimme zu ihnen herüber. „Ich bin der Geistführer eurer Schutzengel hier, die ihr ja alle schon kennengelernt habt.“

„Entschuldige bitte, Gandolf, ich wusste ja nicht, dass du von den Lippen ...“

Gandolf lachte. „Nein, das siehst du vollkommen falsch, mein Freund. Ich kann nicht von den Lippen ablesen, aber ich kann verstehen, was ihr alle gerade denkt.“

„Du meinst, du kannst Gedanken lesen?“

„So ungefähr, aber nicht nur ich, sondern auch eure Schutzgeister. Auch ihr werdet noch eine Reihe von Veränderungen an euch im Vergleich zu eurem Leben auf der Erde bemerken. So könnt ihr euch zum Beispiel problemlos alle miteinander verständigen, obwohl ihr aus den unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten kommt.“

„Stimmt, ich kann mich mit Giovanni, Osman und Halise oder mit Carmen verständigen, obwohl ich zu Lebzeiten kein Wort italienisch, türkisch oder spanisch sprechen oder verstehen konnte“, rief einer aus der hinteren Reihe aus, worauf er von seiner Nachbarin zur Antwort erhielt: „Und trotzdem verstehst du die Frauen noch immer nicht, Manfred“, womit sie die Lacher auf ihrer Seite hatte.

Gandolf winkte ab. „Wir sollten jetzt Glinda und Buck zu Wort kommen lassen, damit sie uns von ihren Erlebnissen und Erfahrungen auf der Erde berichten können, bevor sie hierher entrückt wurden.“

Als Erster ergriff Buck das Wort. „Danke, Gandolf, ich hätte niemals geglaubt, dass das, was dort in den letzten Jahren passiert ist, überhaupt ein Mensch überleben kann, geschweige denn einer in meinem Alter. Aber ich bin mir offen gestanden nicht sicher, ob ich nicht doch schon im Jenseits bin, weil es hier einfach wunderschön ist, so schön wie im Paradies, finde ich jedenfalls.“

Gandolf grinste. „Ich muss dich enttäuschen, im Paradies bist du noch lange nicht, Buck, aber im Vergleich zu dem, was sich in den letzten Jahren auf der Erde abgespielt hat, ist das zweifellos eine gewaltige Verbesserung für euch alle. Am besten erzählst du uns jetzt mal, wie du mit deiner Familie die letzten Jahre dort unten erlebt hast.“

Buck nickte, richtete seinen Blick gedankenverloren über die Köpfe hinweg und begann zu erzählen. „Angefangen hat alles an dem Tag, als ich glaubte, die Welt würde untergehen. Wir waren an einem Samstagmorgen von Indianapolis nach Nappanee zu den Amish People aufgebrochen. Mit wir meine ich Glinda und mich, unsere Tochter Mandy, die Enkel Mason und Jordan mit ihren Partnerinnen und die beiden Urenkel. Das erste Mal seit vielen Jahren, dass ein Großteil unserer Familie mal wieder ein Wochenende irgendwo gemeinsam verbringen wollte. In Nappanee wollten wir über Nacht bleiben und am nächsten Tag nach einem Abstecher zum Lake Michagan gegen Abend wieder nach Indianapolis zurückfahren. Doch daraus wurde nichts. Kurz vor Nappanee ließ uns am späten Nachmittag ein gewaltiger Donnerschlag fast die Trommelfelle platzen. Kurz drauf erhellte eine nicht endend wollende Serie gleißend heller Blitze den Himmel. Danach krachte es unaufhörlich und ein orkanartiger Sturm brach los, den wir so extrem noch nie zuvor erlebt hatten. Buchstäblich alles flog durch die Gegend, Dächer, Sträucher, Bäume, Autos und Menschen. Es war unbeschreiblich. Auch wir wurden mit unserem Transporter, der mit sieben Personen und reichlich Gepäck bestimmt zweieinhalb Tonnen wog, quer über die Straße gegen einen Baum gedrückt, ohne dass uns viel passiert wäre, von ein paar Schrammen mal abgesehen. Ein unbeschreiblicher Orkan bot uns nicht die geringste Chance, das Fahrzeug zu verlassen, auf das Äste, Zweige und alles mögliche von oben und von der Seite einprasselten und den Wagen völlig verbeulten. Wir hatten uns in unseren Sitzen so klein wie möglich gemacht, weil wir Angst hatten, die Scheiben am Fahrzeug würden zerbersten. Sie sind zwar alle mehr oder weniger zersplittert, hielten dem Sturm aber zum Glück bis zum Schluss stand. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er schlagartig nach und der Himmel verfinsterte sich. Dann prasselte ein Regen nieder, ein unglaublich schmutziger Regen, der im Nu die Gegend zu überschwemmen begann. Das Wasser stieg in Rekordzeit immer höher, sodass wir alle Angst haben mussten, mit dem Auto weggeschwemmt zu werden und jämmerlich zu ertrinken. Doch plötzlich hielt eine schwarze Pferdekutsche direkt neben unserem Wagen und der Kutscher deutete uns an, in die Kutsche umzusteigen, was uns nur mühsam gelang. Kaum waren wir in der Kutsche, trabte das Pferd los und brachte uns nach relativ kurzer Zeit zu einer großen Holzscheune, die den Orkan halbwegs heil überstanden hatte, weil sie hinter einem Erdwall stand, der etwas Schutz vor dem Sturm und den Wassermassen bot. Trotzdem stand das Wasser auch im Inneren der Scheune kniehoch. Der Kutscher deutete uns an, eine Holzleiter bis zum Scheunenboden unter dem Dach hinaufzuklettern und dort so lange zu bleiben, bis er wiederkommen würde.

Mason hatte zum Glück unseren Picknickkorb aus dem Wagen mitgenommen. Obwohl nicht mehr allzu viel übrig geblieben war von dem üppigen Lunch, den wir gegen Mittag noch bei strahlendem Sonnenschein auf einer Wiese zu uns genommen hatten, reichte es dennoch für jeden wenigstens zu einer kleinen Mahlzeit. Danach versuchten wir alle eine Weile vergeblich, mit unseren Smartphones Kontakt zu Verwandten, Bekannten oder Nachbarn aufzunehmen, doch das komplette Mobilnetz war offenbar ausgefallen. Zudem gab es in der Scheune auch keinen Strom, sodass wir nach dem Einsetzen der Dämmerung alle im Dunkeln saßen, bis wir nach und nach vor Erschöpfung einschliefen. Ja, so war es, an diesem schrecklichen Tag damals“, sagte Buck und schwieg für ein paar Sekunden.

„Oh Mann, da habt ihr aber im Vergleich zu dem, was ich erlebt habe, noch Glück im Unglück gehabt“, sagte Giovanni. „Ich war zu der Zeit dienstlich unterwegs in Norditalien und nutzte die Gelegenheit, mir zwischen zwei Geschäftsterminen den Dom in Mailand anzuschauen. Ich denke, er ist nach dem Petersdom eines der imposantesten Kirchenbauwerke der Welt. Die gotische Fassade aus weißem Marmor, die phantastischen Strukturen und Skulpturen innen und außen, wunderschöne Kirchenfenster, prachtvolle Säulen, einzigartige Türmchen, der