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Ein Roman, romantisch wie ein Sommer am Meer.
Schon lange träumt Svea von einer Bar unter Palmen, im Hintergrund spanische Flamenco-Klänge. Stattdessen erbt sie eine kleine Pinte auf Langeoog. Sehr zur Freude von Opa Hannes, denn der hätte seine Enkelin am liebsten die ganze Zeit bei sich auf der ostfriesischen Insel. Und nicht nur er: Auch Wattführer Jan, der Svea mit seiner ostfriesischen Gelassenheit fasziniert, scheint etwas an ihr zu liegen. Doch soll sie wirklich auf diesem Stück Land mitten in der Nordsee sesshaft werden? Um dem Durcheinander ihrer Gefühle zu entgehen, flieht Svea für ein paar Tage auf ihre Lieblingsinsel im Mittelmeer. In der kleinen Bucht ihres Urlaubsortes trifft sie ausgerechnet auf den Mann, dessen Temperament ihr schon einmal den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Und auf eine mit Brettern vernagelte Strandbar …
Die Romane der INSELfarben- und GIPFELfarben-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Die chronologische Reihenfolge der Romane: Inselblau (Svea, Langeoog und Mallorca), Inselgrün (Wiebke, Irland), Inselgelb (Claire, Island), Inselpink (Ida, Mallorca), Inselgold (Amanda, Rügen), Gipfelblau (Annika, Zermatt), Gipfelgold (Mona, Bad Gastein), Gipfelrot (Valerie, Schottland), Inseltürkis (Terry, Sardinien), Inselrot (Sandra, Sylt), Gipfelpink (Susa, Teneriffa), Inselhimmelblau (Svea, Langeoog), Gipfelglühen (Sebastian, Allgäu), Inselorange (Vicky, Sizilien)
Außerdem: »Plätzchen, Tee und Winterwünsche«, »Misteln, Schnee und Winterwunder«, »Sterne, Zimt und Winterträume«, »Muscheln, Gold und Winterglück«, »Vanille, Punsch und Winterzauber«, »Mondschein, Flan und Winterherzen«, »Engel, Blues und Winterfunkeln«, »Pancakes, Samt und Winterglanz«, »Sommertraum mit Happy End«, »Stürmisch verliebt«, »Meersüchtig verliebt«, »Meerglück, friesisch blau« »Sommertraum mit Happy End«, »Stürmisch verliebt«
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Impressum
Über die Autorin
Wunsch-eBook
Das Buch
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Svea
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Vier Monate später
Sveas Rezept für vier Krabbenburger
Nachwort
Eine persönliche Bitte
Alle Bücher von Stina Jensen
Leseprobe INSELgrün
Erstausgabe: Juli 2016
© Stina Jensen
Bahnhofstraße 11
61118 Bad Vilbel
www.stina-jensen.de
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Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Lektorat und Korrektorat: Ricarda Oertel www.lektorat-oertel.de
Covergestaltung © Traumstoff Buchdesign by Claudia Toman
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STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Wintergeschichten und Krimis.
Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm. Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Die Autorin hat ein Faible für authentische Figuren und Geschichten, die genau so passiert sein könnten. Sie mag Familiengeheimnisse und auch ein bisschen Drama. Eben genau das, was das Leben für uns alle bereithält!
Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.
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Schon lange träumt Svea von einer Bar unter Palmen, im Hintergrund spanische Flamenco-Klänge. Stattdessen erbt sie eine schummrige Kneipe auf einer ostfriesischen Insel. Sehr zur Freude von Opa Hannes, denn der hätte seine Enkelin am liebsten die ganze Zeit bei sich. Und nicht nur er: Auch Wattführer Jan, der Svea mit seiner ostfriesischen Gelassenheit fasziniert, scheint etwas an ihr zu liegen. Doch soll sie wirklich auf diesem Stück Land mitten in der Nordsee sesshaft werden?
Um dem Durcheinander ihrer Gefühle zu entgehen, flieht Svea für ein paar Tage auf ihre Lieblingsinsel im Mittelmeer. In der kleinen Bucht ihres Urlaubsortes trifft sie ausgerechnet auf den Mann, dessen Temperament ihr schon einmal den Boden unter den Füßen weggerissen hat.
Und auf eine mit Brettern vernagelte Strandbar …
Ein Roman, romantisch wie ein Sommer am Meer.
Liebe Leserinnen und Leser,
teilweise komme ich beim Schreiben nicht darum herum, die örtlichen Gegebenheiten den Erfordernissen der Handlung anzupassen. Insbesondere der Ort Cala Santanya auf Mallorca sowie die Lage von Opa Hannes’ Haus auf Langeoog sind gänzlich frei erfunden. Sollten Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen bestehen, so sind diese rein zufällig. Die Handlung ist fiktiv.
Ich wünsche viel Freude mit dieser Geschichte!
Wie sehr ich diese Insel liebte.
Den Wind, der mir das Haar zerzauste und mir alle miesen Gedanken aus dem Kopf zu wehen schien, bis nur noch Freude übrig blieb.
Den Sand, der unter meinen Füßen und in meinen Wimpern kitzelte.
Das Wasser, das meine Zehen umspielte.
Den Geruch des Meeres.
Meine Insel.
Tobi ließ meine Hand los und sah mich niedergeschlagen an. »Du willst nicht.«
»Ich …«, begann ich, erwischte endlich mein Weinglas, nach dem ich gerade hatte greifen wollen, doch stattdessen stieß ich es um. Mein Lieblingswein ergoss sich über die weiße, gestärkte Tischdecke, floss plätschernd von der Kante.
Hilfesuchend sah ich mich nach dem Kellner um, versuchte zu retten, was zu retten war, benetzte mir die Finger mit Rioja und wünschte mich auf einen anderen Planeten.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie unsere Bedienung statt eines Lappens einen Sektkühler brachte. Sein Gesicht war zu einem strahlenden Lächeln verzogen, das mein Freund mit einem »Den brauchen wir jetzt nicht mehr« wegwischte.
»Tobi, es tut mir wirklich leid«, sagte ich endlich und nahm in Ermangelung des Weins einen Schluck Mineralwasser. »Wir können doch immer noch heiraten.«
Tobi schüttelte den Kopf. »Du wirst nie Ja sagen. Nie.«
Vielleicht hatte er mit dieser Vermutung sogar recht. Es war schon sein zweiter Antrag. Beim ersten Mal hatte ich ihm geantwortet, ich wollte erst abwarten, bis das mit meiner Anstellung als Grundschullehrerin in trockenen Tüchern sei. Ich hatte so gehofft, in Oldenburg mit meiner Freundin Wiebke, die ich aus dem Studium kannte, diese Stelle zu bekommen – sie hatte Kunst und Englisch, ich Deutsch und Mathematik auf Lehramt studiert. Zum neuen Schuljahr hatte es tatsächlich geklappt, und nun, nach acht Monaten, unternahm Tobi bereits den zweiten Anlauf, mich zu heiraten. Dabei gab es doch gar keinen Anlass zur Eile! Es war alles prima so, wie es war.
»Ich bin einfach noch nicht soweit«, hauchte ich und trocknete meine feuchten Finger an der Tischdecke ab.
»Bitte überleg es dir noch mal, Svea.« Er sah mich flehend an. »Bitte.«
Doch für mich gab es da nichts zu überlegen. Und wenn ich ehrlich war, wusste ich auch ganz genau, warum das so war. Es lag eigentlich gar nicht an Tobi.
Den Rückweg verbrachten wir schweigend nebeneinander im Auto. Bestimmt begehe ich einen riesigen Fehler, dachte ich. Tobi würde sich bald eine andere suchen. Eine erwachsenere Frau, als ich sie mit achtundzwanzig war. Eine, die sich bereit fühlte, ihre familiäre Zukunft zu gestalten. Stattdessen hing ich seit Jahren einem Traum hinterher, den ich sowieso niemals im Leben verwirklichen würde: eine Tapasbar auf Mallorca zu eröffnen. Als ich Tobi zum ersten Mal von meinen Fantasien erzählte, betrachtete er mich, als sei ich ein pummeliges x-beiniges Mädchen, das eine berühmte Ballerina werden wollte. Und es war ja auch ein kindischer Wunsch. Ich war in meinem Leben erst ein einziges Mal auf der Baleareninsel gewesen, ich sprach bis auf ein paar wenige Brocken kein Spanisch, und ein Tapa hatte ich bis dato auch noch nie zubereitet. Aber der Traum hielt sich hartnäckig.
Vermutlich, weil dieser Urlaub, den ich als Fünfzehnjährige auf Mallorca verbracht hatte, einer der schönsten meines Lebens gewesen war. Ich hatte mich in einen spanischen Jungen verliebt, der dort offenbar wie ich seine Ferien verlebte. Miguel. Ein drahtiger, braungebrannter Junge mit hochgegeltem Haar und einem umwerfenden Lächeln. In der kleinen Bucht Cala Santanya gab es eine Tapasbar, in der meine Eltern und ich gelegentlich aßen. Der Junge und seine Freunde, mit denen er die Tage am Strand zubrachte, ebenso. Nur ein einziges Mal hatten wir miteinander geredet. Oder besser gesagt: etwas zusammen angestellt. Ich hatte mir in der Tapasbar an der Kühltheke ein Eis holen wollen, als er dazukam. Die Chefin war nicht im Laden, und Miguel stahl uns einfach zwei Eis aus der Kühltruhe. Wir wechselten nur kurz ein paar Worte, ich erinnere mich nicht einmal mehr, welche, so aufgeregt war ich, einen Diebstahl begangen zu haben.
Die Tage danach ließ ich ihn nicht aus den Augen, doch wir sprachen nicht mehr miteinander. Und das, obwohl ich mir einen Sprachführer gekauft hatte und eifrig lernte. Neben dem Lernen lenkte ich mich mit dem guten Essen und der gemütlichen Atmosphäre dieser Bar mit dem Tresen aus bunten Kacheln ab. Lediglich eine Promenade trennte sie vom Meer. Ich konnte nicht genug von dieser Leichtigkeit bekommen, die alles ausstrahlte, von der sanften Meeresbrise, die so ganz anders war, als die raue Luft meiner Heimat.
Den Großteil meiner Ferien hatte ich bis dato bei meinen Großeltern auf Langeoog verbracht – und bis zu diesem Urlaub auf Mallorca gedacht, es gäbe keine schönere Insel. Ich hatte alles an Langeoog geliebt. Die Dünen, das Watt, die Luft. Die Pferdefuhrwerke. Bis ich Mallorca kennenlernte. In diesem Sommer vor dreizehn Jahren war ich der ostfriesischen Insel innerlich untreu geworden.
Natürlich hatte ich trotzdem viele weitere Jahre gern meine freien Tage auf der Nordseeinsel zugebracht. Inzwischen jedoch hatte sich das verändert. Schon seit zweieinhalb Jahren hatte ich keinen Fuß auf Langeoog gesetzt. Aus einem Grund, über den ich jetzt auf keinen Fall nachdenken wollte.
Ich sah aus dem Beifahrerfenster und betrachtete die vorbeiziehenden Häuser Oldenburgs auf unserem Weg zu meiner Wohnung. Was war nur mit mir los? Hier führte ich doch ein schönes Leben. Ich kannte mich aus. Hatte die ersehnte Stelle an der Grundschule ergattert. Führte eine glückliche Beziehung. Mein Freund hatte mir soeben zum zweiten Mal einen Antrag gemacht. Ich hatte doch solches Glück! Wieso quälte mich so oft die Frage, ob ich tatsächlich für immer hier bleiben sollte oder mal ganz woanders hingehen? Etwas Verwegenes tun?
Eine spöttische Stimme in meinem Kopf meldete sich zu Wort: Meinst du etwa so etwas Verwegenes, wie es deine Eltern getan haben?
Ich straffte die Schultern und schüttelte diesen Gedanken ab. Selbst wenn ich es wagen wollte: Ich verfügte zwar über ein wenig Kapital, aber es hätte nicht dafür gereicht, woanders ein neues Leben zu beginnen. Meine Eltern hatten mir ein nicht abbezahltes Einfamilienhaus hinterlassen, das ich verkaufen musste, weil ich es nicht halten konnte. Und dann war da – neben Tobi natürlich – Opa Hannes, den ich unmöglich zurücklassen konnte. Wir brauchten einander. Zurzeit war er auf Besuch bei mir – er kam regelmäßig von Langeoog, um mir Gesellschaft zu leisten. Allein der Gedanke an ihn zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Opa Hannes war der liebste, wenn auch einzige Verwandte, der mir noch geblieben war. Seit Ende meines Studiums versuchte er, mich zu überreden, zu ihm auf die Insel zu ziehen. Er besaß direkt hinterm Deich am Wasserturm – dem Wahrzeichen und der Landmarke für die Seeleute – ein Haus, in dem er alleine lebte. Die kleine Wohnung unterm Dach vermietete er gelegentlich an Feriengäste. Früher hatte ich darin mit meinen Eltern übernachtet, wenn wir die Ferien dort verbrachten. Nach Oma Inges Tod waren wir auch noch regelmäßig bei ihm gewesen, bis …
Der Wagen kam vor meiner Wohnung zum Stehen und Tobi legte seine Hand auf mein Knie. »Ist schon gut«, sagte er.
»Es tut mir leid«, antwortete ich. Wir sahen einander an, er strich mir sachte über die Wange, anschließend beugte er sich zu mir und küsste mich. Es fühlte sich nicht so an wie sonst. Als wäre da plötzlich eine Barriere.
Während ich zur Haustür lief, sah ich mich nach ihm um und winkte. Er musste doch einsehen, dass wir schon deshalb nicht heiraten konnten, weil wir noch nicht einmal zusammenwohnten. Man konnte doch unmöglich den zweiten Schritt vor dem ersten tun.
Svea bist du das?«, rief Opa Hannes, als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss.
»Ja, Opa. Früher als gedacht, was?«
Ich hängte meine Jacke an die Garderobe, streifte die Schuhe von den Füßen und tappte zu meinem Großvater ins Wohnzimmer. Jetzt noch ein Schlückchen Wein und dann die Augen zumachen. Opa hörte wie immer Klassik, er liebte die brandenburgischen Konzerte von Bach.
»Wie war dein Abend?«, wollte er wissen, als ich mich endlich mit einem halbvollen Glas neben ihm aufs Sofa plumpsen ließ.
»Durchwachsen«, murmelte ich und legte die Beine auf dem Couchtisch ab. Genüsslich nippte ich am Rioja und erfreute mich am fruchtigen Aroma. Stellte mir vor, ich säße irgendwo am Strand. Nein, nicht irgendwo. In der Strandbar der Cala Santanya auf Mallorca. Das Meeresrauschen im Ohr, eine sanfte Brise kitzelte an meinen Füßen. Die Gäste der Bar unterhielten sich angeregt. Im Hintergrund lief Flamenco-Musik.
Wie gut, dass Opa meine Gedanken nicht lesen konnte. Er hätte es sicher viel lieber gehabt, wenn ich von Langeoog träumte.
»Hast du den Brief im Flur entdeckt?«, fragte er mitten in meine Träumereien hinein.
Ich hob den Kopf. »Welchen Brief?«
»Vom Nachlassgericht in Bremen.«
»Wie bitte?«
Mit einem Mal war mir flau im Magen. Briefe von Nachlassgerichten verhießen nichts Gutes. Zumindest war das meine Erfahrung. Aber wieso bekam ich nach all der Zeit noch mal Post von denen?
Ich stellte mein Glas ab und ging in den Flur, riss den Umschlag auf, den Opa dort auf dem Beistelltisch abgelegt hatte, und starrte verdutzt auf die Zeilen. Da entschuldigte sich jemand vom Nachlassgericht bei mir, dass er sich jetzt erst meldete. Das Testament einer Mathilda Petersen aus Fischerhude habe man bei der Räumung ihres Hauses gefunden. Mit mir als Begünstigte. Die Dame sei schon vor vier Wochen beerdigt worden. Ich sollte mich dringend melden.
»Opa«, sagte ich, als ich zurück ins Wohnzimmer kam, »sagt dir der Name Mathilda Petersen etwas?«
»Nie gehört«, antwortete Opa und sah versonnen in die Ferne. »Oder doch«, widersprach er sich dann. »Mathilda ist meine Cousine. Eine hübsche Deern. Was ist mit ihr?«
»Sie ist offenbar gestorben«, murmelte ich und studierte wieder den Brief. »Anscheinend hat sie mir etwas vererbt.«
Was das wohl sein mochte? Ein heruntergekommener Hof vielleicht? Verschuldet, wie das Haus meiner Eltern?
Opa kratzte sich am Kopf. »Ist die tatsächlich schon tot? Wie alt wird Mathilda gewesen sein? Ich glaub, die war sogar jünger als ich.«
Ich erinnerte mich dunkel an die Besuche in Fischerhude aus meiner Kindheit. Irgendein Fest. Kapuzinertorte. Der weiche Schoß einer Dame mit Maiglöckchenduft. Mochte das Tante Mathilda gewesen sein? Irgendetwas kitzelte an meiner Hirnrinde. Dieser Name. Der kam mir so bekannt vor. Allerdings auf unangenehme Weise.
Doch in diesem Moment wollte mir nicht einfallen, wieso.
Wirst du am Ende bald reich?«, fragte Wiebke, meine Freundin und Kollegin, am anderen Morgen im Lehrerzimmer, als wir die Lernmaterialien für unsere Klassen zusammenstellten. Wir standen neben dem Kopierer, ich hatte ihr gerade von dem Brief vom Nachlassgericht erzählt. Noch am Abend hatte ich nach Mathilda Petersen gegoogelt, allerdings keinen einzigen Eintrag gefunden. Und heute Morgen hatte ich beim Nachlassgericht noch keine Menschenseele erreicht. Das würde mir hoffentlich im Laufe des Tages gelingen.
»Ich glaube, reich ist in Fischerhude niemand«, antwortete ich auf Wiebkes Frage. Obwohl ich das natürlich nicht wissen konnte. Was seltsam war: Warum hatte diese entfernte Verwandte ausgerechnet mich mit ihrem Erbe bedacht? Sie musste mich zuletzt als Kind gesehen haben. Und laut Opa hatte sie eigene Kinder.
»Und wie war dein Wochenende sonst so?«, unterbrach Wiebke meine Gedanken, während sie die Loseblattsammlung aus dem Kopierer in ihre schicke Umhängetasche stopfte, die genau zu ihrem Etuikleid passte. Wiebke war immer herausgeputzt. Sie trug das Haar schulterlang und föhnte es sich in einer hübschen Welle, die perfekt auf ihrer Schulter landete. Dazu trug sie ein paar dezente Perlenohrringe und ein zierliches Armband. Ihre Eltern waren sehr stolz auf sie, besonders zu ihrer Mutter hatte sie ein inniges Verhältnis, und wann immer Wiebke über irgendetwas unsicher war, und sei es nur darüber, wie viel Salz ins Nudelwasser gehörte, rief sie sie an. Wiebke lebte in einer ›Erwachsenen-WG‹. Zurzeit stand ein Zimmer frei – möglicherweise fanden sich nicht so viele Erwachsene, die gern in einer WG wohnten. Ich beispielsweise auch nicht, obwohl die Miete viel günstiger gewesen wäre als für meine Zweizimmerwohnung. Und weniger einsam. Doch ich war nicht besonders ordentlich, und früher oder später hätte es Konflikte gegeben, die unsere Freundschaft gefährdet hätten.
Ich knabberte an einem Fingernagel. Sollte ich Wiebke sagen, dass ich schon wieder einen Heiratsantrag von Tobi abgeschmettert hatte? Sie würde aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommen. Wiebke hielt Tobi für eine erstklassige Partie – dieses altmodische Wort hatte sie im Zusammenhang mit meinem Freund schon mehrfach verwendet. Tobi war als Immobilienmakler bei Lürsen & Partner angestellt und in seinem Beruf erfolgreich. So zumindest bestätigten es auch ihre Eltern, die Tobis Chef gut kannten und ebenfalls in Oldenburg wohnten. Das Einzige, worüber Tobi sich ab und an beschwerte, war die Tatsache, dass er für die Einarbeitung der Praktikanten zuständig war.