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Es klingt wie ein Traum: Sechs Wochen arbeiten an einem sonnigen Traumstrand Mallorcas, nur Spaß und unkomplizierte Begegnungen - das kommt Ida nach einer stressigen Zeit gerade recht. Sie verliebt sich sofort in die kleine Bucht der Mittelmeerinsel - und auch Xavi, der sympathische Sohn ihrer Chefin Lola, hat es ihr angetan. Da die beiden aber Streit haben, soll sie ihm unbedingt fernbleiben. Das sollte zu schaffen sein, denkt Ida. Doch leider hat sie ihre Rechnung ohne Xavis Hartnäckigkeit gemacht. Auf einer Hochzeit kommt es zum Eklat, und schon steckt Ida mittendrin in spanischen Familienangelegenheiten und riskiert, nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz zu verlieren ...
Die Romane der INSELfarben- und GIPFELfarben-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Die chronologische Reihenfolge der Romane: Inselblau (Svea, Langeoog und Mallorca), Inselgrün (Wiebke, Irland), Inselgelb (Claire, Island), Inselpink (Ida, Mallorca), Inselgold (Amanda, Rügen), Gipfelblau (Annika, Zermatt), Gipfelgold (Mona, Bad Gastein), Gipfelrot (Valerie, Schottland), Inseltürkis (Terry, Sardinien), Inselrot (Sandra, Sylt), Gipfelpink (Susa, Teneriffa), Inselhimmelblau (Svea, Langeoog), Gipfelglühen (Sebastian, Allgäu), Inselorange (Vicky, Sizilien)
Außerdem: »Plätzchen, Tee und Winterwünsche«, »Misteln, Schnee und Winterwunder«, »Sterne, Zimt und Winterträume«, »Muscheln, Gold und Winterglück«, »Vanille, Punsch und Winterzauber«, »Mondschein, Flan und Winterherzen«, »Engel, Blues und Winterfunkeln«, »Pancakes, Samt und Winterglanz«, »Sommertraum mit Happy End«, »Stürmisch verliebt«, »Meersüchtig verliebt«, »Meerglück, friesisch blau«
Spannung und Gefühl vor bedrückender Küstenkulisse. Die Levke-Sönkamp-Reihe – Privatermittlerin mit stolperndem Herzen: Möwentrauer, Möwenschuld, Möwenzorn
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Impressum
Über die Autorin
Wunsch-eBook
Das Buch
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Ida
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Drei Monate später
Xavis Rezept für Kaninchen mit Oliven und Tagliatelle
Nachwort
Eine persönliche Bitte
Alle Bücher von Stina Jensen
Leseprobe INSELgold
Erstausgabe: Juni 2017
© Stina Jensen
Bahnhofstraße 11
61118 Bad Vilbel
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Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Lektorat und Korrektorat: Ricarda Oertel www.lektorat-oertel.de
Covergestaltung © Traumstoff Buchdesign by Claudia Toman
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STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Wintergeschichten und Krimis.
Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm. Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Die Autorin hat ein Faible für authentische Figuren und Geschichten, die genau so passiert sein könnten. Sie mag Familiengeheimnisse und auch ein bisschen Drama. Eben genau das, was das Leben für uns alle bereithält!
Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.
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Es klingt wie ein Traum: Sechs Wochen arbeiten an einem sonnigen Traumstrand Mallorcas, nur Spaß und unkomplizierte Begegnungen – das kommt Ida nach einer stressigen Zeit gerade recht.
Sie verliebt sich sofort in die kleine Bucht der Mittelmeerinsel – und auch Xavi, der sympathische Sohn ihrer Chefin Lola, hat es ihr angetan. Da die beiden aber Streit haben, soll sie ihm unbedingt fernbleiben.
Das sollte zu schaffen sein, denkt Ida.
Doch leider hat sie ihre Rechnung ohne Xavis Hartnäckigkeit gemacht.
Auf einer Hochzeit kommt es zum Eklat, und schon steckt Ida mittendrin in spanischen Familienangelegenheiten und riskiert, nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz zu verlieren ...
Ein Roman, erfrischend wie ein Cocktail am Strand.
Liebe Leserin und lieber Leser,
falls du die ersten drei Teile meiner INSELfarben-Reihe schon gelesen hast, bist du sicher schon gespannt auf die Geschichte von Isländerin Ida. Ich jedenfalls konnte es kaum erwarten, zu erfahren, wie es mit ihr weitergeht. Das ist das tolle für mich an dieser Reihe, dass ich beim Schreiben miterlebe, was meine Figuren durchmachen. Wie sie Konflikte lösen, Geheimnisse aufdecken und sich verlieben.
Teilweise komme ich beim Schreiben nicht darum herum, die örtlichen Gegebenheiten den Erfordernissen der Handlung anzupassen. So ist die Cala Santanya auf Mallorca frei erfunden. Natürlich auch alle im Roman vorkommenden Personen. Sollten Ähnlichkeiten zu lebenden Personen bestehen, wären diese rein zufällig.
Ich wünsche viel Freude mit dieser Geschichte!
Es klang wie ein Traum:
Sechs Wochen arbeiten auf Mallorca – und damit die Gelegenheit, einmal alles hinter mir zu lassen.
Kein Freund, der mich drängte, zu ihm zurückzukehren.
Kein Chef, der mir kündigte, weil ich einmal einen Fehler gemacht hatte.
Kein Vater, der mich bat, mit ihm Raps anzubauen.
Nur unkomplizierte Begegnungen!
Soweit der Plan.
»Ich verstehe einfach nicht, wie du mir das antun kannst.« Mein Vater sah mich unter seiner gelben Schirmmütze hinweg anklagend an. Wir saßen in Askjas Küche am Tisch, meine Tante war am Spülbecken mit dem Geschirr des Vorabends beschäftigt und klapperte damit, als wollte sie es zerschlagen. Wir standen kurz vor unserer Abfahrt zum Flughafen in Kevlavík, das liegt im Westen Islands, eine Dreiviertelstunde von Askjas Hof entfernt. Mein Vater sollte mich fahren. Vorher wollten wir noch meinen Koffer aus meiner Wohnung in Reykjavík einsammeln. Ich hatte mir einen pinkfarbenen Rollkoffer gekauft, in den alles hineinpasste, was ich für die nächsten sechs Wochen benötigte. Außerdem hatte ich mir drei luftige Sommerkleider und neue Unterwäsche angeschafft – nach der Trennung von Gunni vor knapp einem Monat hatte ich etwas zugenommen und wollte meinen Mallorca-Aufenthalt nicht mit einer Diät belasten.
Askja trocknete sich die Hände an einem Geschirrhandtuch und setzte sich zu uns an den Tisch. Sie griff nach der Hand meines Vaters und sagte: »Lebenspläne ändern sich nun mal gelegentlich, Jóhann. Das müsstest du doch am besten wissen.«
Das stimmte. Meine Eltern hatten früher auch hier auf Askjas Hof gelebt. Nach dem Tod meiner Mutter hatte mein Vater sich jedoch irgendwann entschlossen, in den Norden umzusiedeln und dort Raps anzubauen.
»Ich kann mir diese Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen, Papa«, bekräftigte ich. »Ich muss mein eigenes Leben leben – ich bin siebenundzwanzig und keine fünfzehn – und wie gesagt, es ist ja nicht für immer. Sechs Wochen, Papa. Die wirst du ohne mich aushalten.«
Ich wusste gar nicht, weshalb ihn das eigentlich so sehr mitnahm. Sonst sahen wir uns auch manchmal einen ganzen Monat lang nicht – doch auch mit diesem Argument hatte ich ihn bisher nicht überzeugen können. Wir führten diese Diskussion seit drei Tagen – genau seit dem Moment, in dem ich dieses kurzfristige Jobangebot auf Mallorca erhalten hatte. Die Besitzerin einer Pension, Lola Moreno, hatte sich bei einem Sturz beide Arme gebrochen und benötigte dringend Unterstützung. Das Ganze hatte Claire, eine amerikanische Freundin, eingefädelt, nachdem ich meinen Job als Empfangsleiterin im Hotel Flex verloren hatte – eine längere Geschichte … Jedenfalls wollte ich meine Chance nutzen und einfach mal alles hinter mir lassen. Sogar meine Freunde hatte ich vorgewarnt, dass ich mich nur sporadisch melden würde. Sechs Wochen waren ja keine Ewigkeit.
»Ich stelle mir immerzu vor, dass du nicht zurückkommst«, wandte mein Vater ein und griff nach meiner Hand – eine Geste, die ihm überhaupt nicht entsprach. Jóhann war nicht besonders gefühlsbetont. Allerdings verstand ich seine Furcht. Er hatte ja nur noch mich.
»Warum sollte Ida nicht zurückkommen?«, schaltete Askja sich wieder in die Unterhaltung ein. »Hier ist ihre Familie. Versteh doch endlich, dass es ihr guttun wird, ein bisschen Abstand zu gewinnen. Du hast mit deiner Rapsernte im Moment genug um die Ohren. Du wirst gar nicht merken, dass sie für eine Weile fort ist.«
Ich drückte die Hand meines Vaters und sah ihn eindringlich an. »Ich komme zurück, Papa. Glaub mir.«
»Versprich es!«
Ich schüttelte lachend den Kopf. »Jetzt dramatisier’ doch nicht so.«
»Ich meine es ernst, Ida. Versprich, dass du wieder zurückkommst.«
Ich schluckte. Ich versprach nicht gern Dinge. Gunni hatte ich auch mal versprochen, ihn niemals zu verlassen – da wusste ich noch nicht, dass er mich betrügen würde. Vielleicht stürzte das Flugzeug ab? Oder etwas anderes Schlimmes geschah. Würde mein Vater dann an meinem Grab oder meinem Krankenbett stehen und mir innerlich vorwerfen, ich hätte mein Versprechen nicht gehalten? Ich hasste so etwas. Und natürlich wollte ich zurückkehren. Ich wollte die sechs Wochen lediglich dazu nutzen, von Gunni Abstand zu gewinnen und mich von der Kränkung zu erholen, die ich durch die Kündigung im Hotel erlitten hatte. Die hatten mich im Flex rausgeschmissen, weil ich Claire einmal ein Frühstück auf Kosten des Hauses spendiert hatte. Ein Kollege musste mich bei Alvar, meinem Chef angeschwärzt haben. Das Ganze war so lächerlich.
»Ida?«, unterbrach mein Vater meine Gedanken.
Ich verdrehte die Augen. »Mein Gott, Papa, ist ja okay. Ich verspreche es.«
Wenige Stunden später sah ich aus dem Fenster des Flugzeugs, das mich über Kopenhagen nach Palma de Mallorca bringen sollte, und kämpfte mit einem flauen Gefühl im Magen. Dabei hätte ich doch erleichtert darüber sein sollen, mir nicht mehr das traurige Gesicht meines Vaters ansehen zu müssen. Hoffentlich gab sich meine Nervosität bald. Was, wenn die Besitzerin der Pension doch nicht so nett war wie erhofft? Ich sprach ganz gut Spanisch, daran sollte die Sache nicht scheitern, aber in Wahrheit machten doch mehr Deutsche als Spanier Urlaub auf der Insel. Und Deutsch sprach ich kein Wort.
Wiebke, die Frau, die mir diesen Job über Claire verschafft hatte, war Deutsche und lebte seit zwei Jahren auf der Mittelmeerinsel. Sie würde bald kirchlich heiraten, was sie groß feiern wollten – die standesamtliche Trauung hatten sie schon vor ein paar Wochen vollzogen, nachdem klar war, dass Wiebke ein Kind erwartete. Ihr Bräutigam war Maler und unterhielt in dem Ort Cala Santanya, in dem auch Lolas Pension lag, eine Galerie. Viel mehr – außer dass die beiden ein Kind erwarteten – wusste ich nicht.
Horchend legte ich den Kopf schräg. Warum gaben Flugzeuge eigentlich immer so komische Geräusche von sich? Ich war noch nicht oft geflogen – zwei Mal war ich in Thailand gewesen, einmal in London, und jedes Mal war ich vor lauter Angst kurz davor gewesen, mich zu übergeben, weil Turbulenzen das Flugzeug in der Luft hin und her warfen. Noch ging es hier ganz ruhig zu. Trotzdem langte ich nach der Tüte in der Rückenlehne meines Vordersitzes und entfaltete sie.
Meine Sitznachbarin, eine Dame mit sonnenverbranntem Gesicht, warf mir einen besorgten Blick zu und sagte in gebrochenem Englisch: »Wir sind noch nicht einmal gestartet.«
Ich packte die Tüte beschämt wieder weg. »Ich weiß.«
In meiner Handtasche kramte ich nach einem Apfel, den Askja mir als Proviant mitgegeben hatte, und hielt die Nase daran. Der frische Geruch des Obstes half mir ein wenig über die Übelkeit hinweg.
»Ach so, ich verstehe«, sagte die Dame und zwinkerte mir zu.
»Was meinen Sie?«, fragte ich und schielte über den Apfel hinweg.
»Das habe ich immer gemacht, als ich schwanger war. An frischem Obst zu riechen, war alles, was half.«
Ich schüttelte lachend den Kopf. »Nein. Das ist zum Glück unmöglich.«
Ich steckte den Apfel wieder weg, nahm stattdessen ein Kaugummi und kaute hektisch. Wie sehr ich wünschte, schon auf der Mittelmeerinsel zu sein, die Starts und Landungen hinter mir zu haben. Und endlich im Sommer anzukommen. Die Tageshöchsttemperaturen lagen in Island im Sommer bei durchschnittlich vierzehn Grad. Ich hatte solches Glück, Claire kennengelernt zu haben und in die Wärme entfliehen zu können – ohne sie hätte ich niemals diese Gelegenheit bekommen.
Doch statt mich darauf zu freuen, dachte ich schon wieder an Gunni. Unsere Beziehung hatte von Anfang an nicht so richtig gestimmt. Er hatte mich nie ernst genommen. Er war Zahnarzt, und ich hatte immer gespürt, dass ihm die Tatsache, dass ich in einem Hotel arbeitete, nicht besonders gut gefiel, auch wenn ich Empfangsleiterin gewesen war und damit in einer führenden Position. Aber das hatte nicht gezählt – in seiner Familie gab es sehr viele Akademiker und so recht kam er nicht damit klar, dass ich keine war. Eigentlich hatte es mich überrascht, wie geschockt er reagierte, als ich unsere Beziehung beendete. Fast gestalkt hatte er mich. Angeblich hatte sein Seitensprung mit einer Patientin nichts zu bedeuten – aber hatte es nicht immer etwas zu bedeuten, wenn jemand fremdging? Für mich jedenfalls schon. Ich konnte das nicht einfach so vergessen, auch wenn er mir noch so oft beteuerte, dass es eine einmalige Sache gewesen war. Unsere Beziehung war Vergangenheit.
Als der Flieger abhob, schloss ich die Augen und dachte an die vor mir liegenden sechs Wochen. Ein neuer Job. Neue Menschen. Ein neuer Lebensabschnitt. Nach der Arbeit würde ich an den Strand gehen und baden, an den Wochenenden oder freien Tagen würde ich die Insel erkunden, abends würde ich mich gemütlich an den Strand setzen und lesen, vielleicht ein Glas Sangria trinken.
Endlich mal die Seele baumeln lassen.
Ich war frei!
Nachdem wir erfolgreich in Palma de Mallorca gelandet waren, drängte ich mich an meinen Mitreisenden vorbei und verließ als eine der Ersten das Flugzeug, stieg die Treppen aufs Rollfeld hinunter, wo ein Bus auf uns wartete. In tiefen Zügen sog ich die warme Inselluft in mich ein. Wie gut es hier roch! Nach Blüten und Meer. Nach Sommer.
Claires Freundin Wiebke erkannte ich schon von weitem. Die Frau in der Ankunftshalle trug ein sonnengelbes Umstandskleid, in dem ihr Bauch wie eine Kugel nach vorn stand. Ihr Haar wurde von einem breiten gelben Band aus der Stirn gehalten – sie sah aus, als sei sie einem Fünfzigerjahreplakat entsprungen. Ihr rostbraunes Haar schwang ihr in einer Welle ums Kinn, und nun winkte sie. Sie lächelte und zeigte eine Reihe blitzweißer gerader Zähne.
Wir hatten Fotos voneinander per Handy ausgetauscht – nun standen wir uns gegenüber und begrüßten uns mit Küsschen auf die Wangen.
»Ich hoffe, du hattest einen guten Flug?«, fragte Wiebke in akzentfreiem Englisch.
»Ganz wunderbar«, antwortete ich nicht ganz wahrheitsgemäß. »Hat Spaß gemacht.«
Sie lächelte und zeigte auf meinen pinkfarbenen Rollkoffer. »Der sieht ja noch ganz jungfräulich aus. Neu?«
Ich nickte stolz und betrachtete das leuchtende Teil. Wünschte, die Fröhlichkeit, die diese Farbe ausdrückte, möge sich endlich auf mich übertragen. Denn irgendwie war ich noch immer bedrückt. Wusste der Teufel, warum.
Wiebke schien meine Stimmung zu bemerken. Sie strich mir über den Arm. »Claire hat mir erzählt, dass du gerade ein bisschen was hinter dir hast. Aber mach dir bitte keine Sorgen wegen deines Jobs hier. Du wirst ihn lieben. Alles hier. Du bist im Paradies gelandet.«
Ich lächelte sie dankbar an. Sie schien feine Antennen zu haben.
»Warte, bis du Lola kennenlernst, sie ist ein Unikat«, bekräftigte sie und setzte sich in Bewegung. »Im Moment ist sie etwas unleidlich wegen ihrer gebrochenen Arme.« Leise raunte sie mir zu: »Sie hat eine Haushaltshilfe und nörgelt den ganzen Tag an dieser armen Seele herum. Hoffentlich bessert sich ihre Laune jetzt endlich.«
Ich folgte Wiebke, deren Gangart mich an einen Pinguin erinnerte, in ein Parkhaus, während meine Begleiterin fortfuhr: »Du kommst übrigens zur besten Zeit des Jahres. Es ist noch nicht so heiß, alles blüht, die Hauptsaison fängt gerade erst an – die Strände und Straßen sind nicht so überfüllt. Es ist herrlich!«
Mit diesen Worten öffnete sie den Kofferraum eines staubigen, verbeulten Kleinwagens, vor dem wir eben zum Stehen gekommen waren.
Ich hievte den Koffer ins Auto, dann stiegen wir ein, und Wiebke lenkte das Auto zielsicher aus dem Parkhaus.
Auf dem Weg über die Schnellstraße in Richtung Ostküste knabberte ich an Askjas Apfel, während Wiebke sich nach Claire erkundigte und pausenlos von ihrer Freundschaft erzählte. Die beiden hatten sich vor anderthalb Jahren auf einer Reise nach Irland kennengelernt und seither nicht aus den Augen verloren. Möglicherweise gehörte Wiebke zu den Menschen, die es nicht gut aushielten, nebeneinander in einem Auto zu sitzen und zu schweigen. Wenn man in Island lebt, ist man das gewohnt. Man bringt viel Zeit im Auto zu, um von einem Teil der Insel zum anderen zu kommen, und kann dabei stundenlang aus dem Fenster schauen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Es geht nichts über die Weite meiner Heimat. Hier auf Mallorca wurde das Auge von so vielem abgelenkt – Windmühlen in der Ferne, deren stillgelegte Rotoren sich vor dem blauen Himmel abzeichneten, Erdbeerfelder und Orangenplantagen. In Island reichte ein Blick bis in die Unendlichkeit.
»Und du heiratest also bald?«, fragte ich, nachdem ich sie bezüglich Claire auf den neuesten Stand gebracht hatte, und deutete auf ihren Bauch. »Wann ist es denn so weit?«
Ich warf den abgebissenen Apfel aus dem Fenster.
»In acht Wochen«, antwortete meine Fahrerin und biss sich auf die Unterlippe, dann lächelte sie verlegen. »So langsam bekomme ich Angst.«
Ich sah sie mitfühlend an. »Würde mir nicht anders gehen.« Das würde es wirklich nicht. Allein, wenn ich an eine Geburt dachte, wurde mir ganz anders.
»Na ja, bei dir hat das Kinderkriegen ja noch ein bisschen Zeit«, fuhr Wiebke fort, »du hast dich gerade getrennt, stimmt’s?«
Ich nickte und umriss ihr die Geschichte mit Gunni, spürte im selben Moment, dass mit dieser neuen Umgebung die Erinnerung an das, was geschehen war und mich in Island in den letzten Wochen so sehr gequält hatte, zu verblassen begann. Ich würde Gunni ganz sicher vergessen und hinter mir lassen können. Hier zu sein, tat jetzt schon verdammt gut.
Lola hatte ich mir genauso vorgestellt, wie sie aussah: Eine rassige, drahtige Spanierin um die Sechzig mit blitzenden braunen Augen und schwarzem Haar, das sie in Form einer Banane hochgesteckt trug. Allerdings hatte sie in meiner Fantasie keine Flipflops, sondern Pumps an den Füßen, und ihre Arme waren nicht eingegipst gewesen. Ihr hing eine doppelte Stoffschlinge um den Hals, die vor ihrer Brust endete – in jeder Schlinge hing ein eingegipster Arm. So lief sie uns aus der Galerie entgegen, die – wie Wiebke mir beim Einparken erklärte – ihrem Bräutigam Miguel gehörte. Tagsüber zog er sich in sein Atelier unter dem Dach des Gebäudes zurück. Im mittleren Stockwerk lag ihre gemeinsame Wohnung. Das Haus selbst war Teil einer ganz in weiß gestrichenen Häuserzeile gegenüber der Strandpromenade.
Zwei Türen neben der Galerie lag Miguels Tapasbar. Lola habe sie eine Zeit lang bewirtschaftet, raunte mir Wiebke zu, während wir den Koffer ausluden, doch schließlich habe sie eingesehen, dass sie mit der Bar und ihrem Hotel überfordert war, und Miguel hatte jemanden dafür eingestellt.
Die Bucht war wunderschön: Der helle Strand hob sich gegen das türkis schimmernde Meer ab, rechts war die Bucht von Felsen eingefasst, links, etwas weiter entfernt, lag ein malerischer Hafen.
»Mein Gott«, sagte ich bewundernd zu Wiebke, »wie wohl du dich hier fühlen musst.«
Sie nickte stolz. »Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen, als genau hier zu leben. Früher dachte ich immer, ich bräuchte später mal ein Haus mit Garten. Meine Eltern haben ein großes Grundstück, und als ich in Irland war, kamen Claire und ich in einer kleinen Villa mit einem entzückenden Gärtchen unter – damals habe ich Miguel in den Ohren gelegen, dass ich mir so etwas auch hier gefallen lassen könnte.« Sie lachte und fügte an: »Also nicht die Villa, sondern das Gärtchen. Aber inzwischen kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als die Nähe zum Strand, zur Galerie und zur Bar. Außerdem wohnt Lola nicht weit von hier und sie wird nichts lieber tun, als mir mit dem Baby unter die Arme zu greifen. Vermutlich wird sie sich aufführen, als wäre es ihr Enkelkind. Ich würde um nichts in der Welt tauschen wollen.«
Ich verstand sie hundertprozentig – mir würde es nicht anders ergehen. Wieder sah ich zum Strand. Ein paar Badende hatten sich ins Wasser gewagt, ein Mann warf einen Tennisball für einen Hund.
»Leben Miguels Eltern auch auf Mallorca?«, griff ich das Gespräch wieder auf.
Wiebke sah mich betroffen an. »Sie sind vor fünf Jahren bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen.«
Bevor ich ihr sagen konnte, dass mir das entsetzlich leidtat, war Lola bei uns und versuchte unbeholfen, mich zu umarmen – was ihr mit den eingegipsten Armen nicht besonders gut gelang. Schließlich rieb sie ihre Wange an meiner und sagte auf Spanisch: »Endlich. Dich schickt der Himmel.«
Ich lächelte. »Danke. Ich freue mich auch.«
»Du bist bestimmt hungrig nach der langen Reise«, vermutete Lola und sah uns fragend an. Dann sagte sie lachend zu Wiebke: »Dich brauche ich ja nicht zu fragen.«
Mich hätte sie auch nicht fragen müssen – unter Appetitlosigkeit hatte ich noch nie gelitten. »Ich kann noch ein bisschen warten«, sagte ich dennoch. Immerhin hatte ich gut gefrühstückt, war auf beiden Flügen mit Essen versorgt worden, und hatte eben erst einen Apfel gegessen.
Wiebke zwinkerte mir zu und half mir mit dem Koffer, den wir gemeinsam zur Galerie schoben. »Nachher gibt es Tapas«, raunte sie. »Das Warten lohnt sich.«
Als wir die Galerie betraten, hob ich bewundernd die Augenbrauen. Der Verkaufsraum war nicht allzu geräumig, trotzdem fanden etliche Gemälde von Wiebkes Bräutigam an den Wänden Platz – und auch auf mehreren Staffeleien waren seine Kunstwerke verteilt. Es gab verschiedene Grundmotive – eines davon war die Bucht. Mal eine Panorama-Ansicht, dann wieder ein Detail herausgepickt. Und zwar bis zur Großaufnahme. Als sähe man durch ein Mikroskop. Dasselbe mit einem Golfplatz, der offenbar – nach dem Grün der Umgebung und einer Schafherde in der Ferne zu urteilen – in Irland lag. Es gab aber auch einen nordisch aussehenden Leuchtturm, den Wolken umgaben, als habe sie jemand mit dem Kameraobjektiv herangezoomt. Man musste schon sehr nah an die Bilder herantreten, um zu erkennen, dass es sich nicht um Fotografien handelte. Ich war beeindruckt.
»Wie lange malt Miguel an so einem Bild?«, wandte ich mich an Wiebke.
Diese hob die Schultern. »Für den ersten Entwurf braucht er einen Tag. Dann meist noch mal einen oder zwei Tage für den Feinschliff. Er malt ganze Serien, bei denen sich nur Details ändern. Das macht den Reiz seiner Bilder aus.«
»Verkaufen sie sich gut?«, fragte ich.
»Inzwischen können wir prima von seinen Einnahmen leben, und Miguel legt sogar jeden Monat noch etwas zur Seite. Wir verschicken seine Bilder nach ganz Europa. Seine Kunden sind Firmen mit viel Platz, die sich wünschen, dass ihr Produkt oder ihre Philosophie außergewöhnlich in Szene gesetzt wird.« Sie lächelte. »Oder Privatleute, die eine besondere Urlaubserinnerung haben möchten.«
Sie deutete auf eine Frau, die eben aus einem Hinterraum trat, und die ich wie Lola auf etwa Sechzig schätzte. »Das ist übrigens Pilar, unsere Perle. Sie ist eine Freundin von Lola und leitet die Galerie, seitdem ich wieder als Lehrerin arbeite.«
Pilar gab mir die Hand. »Encantada, Ida. Bienvenidos.«
Ich nickte und sagte: »Ich freue mich auch.« Dann wandte ich mich wieder an Wiebke und deutete auf ihren Bauch: »Du arbeitest noch?«
Sie schüttelte den Kopf. »Bis vor drei Tagen habe ich als Grundschullehrerin in Palma an der deutschen Schule gearbeitet. Jetzt bin ich im Mutterschutz.«
»Was wird es denn eigentlich?«
Wiebke strahlte. »Ein Mädchen.«
»So«, sagte Lola, und ich sah ihr an, dass es ihrer Art entsprochen hätte, nun in die Hände zu klatschen, um zu dem zu kommen, weswegen ich eigentlich hier war. »Wollen wir?«
Ich sah fragend von einer zur anderen.
»Ich möchte dir zeigen, wo du die nächsten Wochen wohnen und arbeiten wirst – danach kommen wir wieder zurück und essen ein paar Tapas mit Miguel, was meinst du?«, fragte Lola.
Zu Wiebke gewandt sagte sie: »Du legst dich jetzt bitte ein bisschen hin und ruhst dich aus. Miguel hätte Ida abholen sollen, wo ich es schon nicht kann.« Mit diesen Worten schnalzte sie missbilligend mit der Zunge und ging bereits nach draußen, während Wiebke mir zuraunte: »Bitte mach dir nichts daraus, wenn sie herummeckert.