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Unheilvolle Verstrickungen und eine eifersüchtige Hybridenvampirin sorgen dafür, dass Jason Dawn unfreiwillig zum ersten Fürsten der Neuzeitvampire wird. Er muss nun mit Feinden aus den eigenen Reihen und den Menschen fertig werden sowie ein verhängnisvolles Bündnis eingehen. Ihm zur Seite steht ein Halbengel aus Atlantis, der jedoch seine eigenen Ziele verfolgt. Sie besitzen beide eine Waffe, die jeden Unsterblichen vernichten kann. Seinen größten Widersacher aber hat Jason selbst erschaffen! Und der schreckt vor nichts zurück …
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Carola Kickers
Jason Dawn, der Vampir
Band 2
Alles auf ewig
Roman
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Claudia Westphal, 2024
Korrektorat: Katharina Schmidt
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Jason Dawn, der Vampir
Alles auf ewig
Die Vergangenheit
Der Erstgeborene
Rabea – In den Armen der Nacht
Die Gegenwart
Wenn Vampire lieben
Teuflische Nächte
Cadre Noir – Das Gericht
Der vergessene Engel
Joker im Spiel
Nachtleben
Die Zukunft
Der Azraelit
Der Dreizehnte Mond
Pandoras Pakt
Begriffserklärung:
Vampire Guide
Unheilvolle Verstrickungen und eine eifersüchtige Hybridenvampirin sorgen dafür, dass Jason Dawn unfreiwillig zum ersten Fürsten der Neuzeitvampire wird. Er muss nun mit Feinden aus den eigenen Reihen und den Menschen fertig werden sowie ein verhängnisvolles Bündnis eingehen. Ihm zur Seite steht ein Halbengel aus Atlantis, der jedoch seine eigenen Ziele verfolgt. Sie besitzen beide eine Waffe, die jeden Unsterblichen vernichten kann. Seinen größten Widersacher aber hat Jason selbst erschaffen! Und der schreckt vor nichts zurück …
***
Band 2
von Carola Kickers
Diese Geschichte könnte durchaus mit »Es war einmal …« beginnen, denn sie beginnt zu einer Zeit, als Engel und Menschen gemeinsam in einer friedvollen Welt, heute genannt Atlantis, lebten, einzig und allein unter der Obhut und den Gesetzen des Schöpfers. Sie lernten voneinander und lehrten einander, bis – einige der Engel aus Luzifers Gefolge den Verführungskünsten der Sterblichen erlagen und sich der körperlichen Liebe hingaben. Und als Gott dies sah, verfluchte er die erste Frucht dieser Wollust, in ewiger Dunkelheit zu leben und sich von der Lebenskraft anderer Wesen ernähren zu müssen. Doch in seiner Gnade gab er auch diesem Wesen unglaubliche, übernatürliche Kräfte und den freien Willen, Geschöpfe ihresgleichen zu erschaffen. Dies war das erste Kind der Dunkelheit und man nannte es nach dem Stern »Antaris« von dem der Engel stammte, der es gezeugt hatte. Der erste Vampir war geboren. Wenige Minuten später kam ein zweiter solcher Knabe zur Welt und nach der Geburt dieses zweiten Knaben erlosch der zweite Mond von Atlantis.
Kaum lag der erstgeborene Junge in seiner Wiege, nahm Gott ihm die Kindheit und ließ den Knaben in einer einzigen Nacht zum Manne werden. Er versah ihn mit den Zähnen eines Raubtieres und dessen unseligem Verlangen zu jagen.
Der Herr sprach zu ihm: »Du und alle Früchte der Engel Luzifers sollen wachen zu der Zeit, in der meine geliebten Kinder schlafen. Du sollst stärker und mächtiger sein als sie, ihre Gedanken lesen und sie beherrschen können. Doch du sollst selbst entscheiden, wie du diese Macht nutzt. Wenn es dir gelingt, sie zum Guten einzusetzen und deinen Hunger zu bezwingen, so sei auch dir die Rückkehr zum Licht gestattet. Wenn du sie aber zum Bösen nutzt, so seiest du auf ewig verflucht und alles, was dein Mund berührt, soll verflucht sein. Nähren sollst du dich vom Lebenssaft anderer, sei es Mensch oder Tier. Unsterblich sollst du sein, wie es deiner engelhaften Abstammung gebührt, und schwarze Flügel sollen dich tragen dürfen. Fürchten aber sollst du meine geweihten Zeichen, das reinigende Feuer und die Waffen, die ich deinen Feinden schenken werde. Sonnenlicht soll dich verbrennen und der Tag dich zum Schlafen zwingen. Dennoch wirst du unterworfen sein den Gesetzen der Schöpfung und der Evolution. Im Schlafe wirst du verletzbar sein, und selbst ein Kind wird dich töten können. In der Dunkelheit aber sollst du schier unbesiegbar sein!«
Und weiter sprach der Herr:
»Der andere Knabe, der ebenfalls in dieser Nacht geboren wurde aus einer eben solch unheiligen Verbindung, aber soll ein Suchender sein auf alle Ewigkeit. Euch ebenbürtig an Macht, aber frei von der Verführung des Blutes. So sei es.«
Antaris hörte zwar die Worte des Schöpfers, aber verstand sie nicht. Er sah sich um, wie ein neugieriges Kind es tut, und er sah seine schlafende Mutter. Er hörte ihren Herzschlag wie ein sehnsüchtiges Rufen in seinen Gedanken und ging zu der Schlafenden, um sie zu betrachten. Ein seltsamer Zwang ergriff den jungen Mann. Langsam beugte er sich über sie, bis seine Lippen zärtlich den Quell des Lebens berührten. Er konnte diesem Locken nicht widerstehen. Sanft berührte er die Stelle mit seinem Mund. Ein unbezähmbares Verlangen ergriff ihn, schien ihn zu drängen, seine Lippen zu öffnen. Antaris war nicht mehr Herr seiner Sinne. Nur noch geleitet von seinen Instinkten schlug er seine Eckzähne in den schlanken Hals. Die schlafende Frau zuckte wie unter einem Stromschlag hoch, riss ihre Augen weit auf, aber es gab keine Rettung mehr für sie. Ihr eigener Sohn labte sich an ihrem Blute. Der bittersüße, rote Saft sprudelte seine Kehle hinab und mit jedem Schluck wuchsen seine Kräfte.
Antaris hatte seinen Fluch angenommen. Das Zeitalter der Vampire hatte begonnen.
*
Die Schreckensherrschaft von Antaris auf der Insel Atlantis dauerte dreihundert endlose Jahre. Nachdem er herausgefunden hatte, wie er die Einsamkeit seines Daseins beenden und Seinesgleichen erschaffen konnte, entstanden ebenso grausame Gefährten. Antaris war gezwungen, für diese Gesetze zu erschaffen, und er gestattete nur wenigen von ihnen, ihre Opfer zu wandeln. Doch nach dreihundert Jahren war ihre Zahl groß. Die Engel flohen von Atlantis, und die Menschenkinder klagten ihr Leid dem Herrn. So geschah es, dass Gott erneut Gnade walten ließ und unter den unsterblichen Geschöpfen eines auserkor, dass alle anderen vernichten konnte – das Einhorn. Einhörner wurden aus reiner Liebe und Unschuld geschaffen. Sein Horn sollte die Waffe sein, die die Vampire für immer und alle Zeit auslöschen konnte. Eines dieser Einhörner aber hatte Mitleid mit den Menschen und bat Gott, für die Menschen kämpfen zu dürfen. Dafür opferte dieses Einhorn seine Liebe zu seiner Gefährtin Rabea. Dieses Opfer rührte den Schöpfer und er verwandelte es in einen jungen, unsterblichen Krieger namens Nolan und gab ihm dieses Horn als Waffe, um Antaris zu töten.
Zu Rabea sprach der Herr: »Du aber, Tochter des Lichts, sollst in der Lage sein, in deiner eigenen Gestalt und in allen Gestalten und Dimensionen diese deine Feinde vernichten zu dürfen.«
Der Kampf zwischen den Engeln der Nacht und den Kindern des Lichtes hatte begonnen und sollte bis heute zum heutigen Tage andauern. Nolans Gefährtin Rabea trauerte um den verlorenen Partner, waren doch ihre Seelen auf ewig miteinander verbunden.
Viele Jahrtausende gingen ins Land, die Insel Atlantis verschwand eines Tages.
Inzwischen hatten die Vampire längst die neuen Kontinente erobert. Ebenso lange kämpfte der unsterbliche Krieger Nolan gegen die dunklen Engel, doch ihrem Fürsten Antaris war er nicht begegnet.
Zu der Zeit, als die Menschen noch größtenteils die alten, heidnischen Religionen pflegten, fürchteten sie die Dunkelheit und verbargen sich bei Anbruch der Dämmerung in ihren Behausungen. Wer aber noch des Nachts unterwegs sein musste, war seines Lebens nicht sicher.
*
Im Gasthaus eines schottischen Dorfes auf dem Weg nach Inverness saß Nolan bei einem Glas Wein in der Stube, in der Kerzen und das flackernde Kaminfeuer mit den Schatten an den Wänden spielten. Das Stimmengewirr der Gäste, ihr Lachen und ihre Trunkenheit erfüllten den Raum, doch es störte ihn nicht. In seinem Herzen quälte ihn die Sehnsucht nach der verlorenen Gefährtin. Der Schöpfer hatte ihm die Erinnerung an seine frühere Existenz genommen, sodass nur Träume und ein ungewisses Gefühl der Traurigkeit in ihm verblieben. Seine restlichen Erinnerungen hatte er in einen Siegelring fassen lassen, den Kopf eines Einhorns, um dessen Horn sich eine Rose rankte. Nolans schöne, violettblaue Augen in dem schmalen aristokratischen Gesicht mit den hohen Wangenknochen blickten in den Becher vor ihm, verloren sich in dem Schimmern des Rotweins, der ihn an die Bluttrinker erinnerte. Sollte ihn seine Entscheidung reuen, den Menschen zur Seite stehen zu wollen im Kampf gegen das Böse?
Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Holztür und eine große, in einen dunklen Umhang aus schwerem Tuch gekleidete Gestalt betrat den stickigen Gastraum, in dem es nach Essen, Wein und Rauch roch. Beim Eintreten des späten Gastes schien die Zeit für eine Weile den Atem anzuhalten, die Gespräche verstummten und selbst das Feuer hielt scheinbar inne in seinem Flackern. Mit dem Besucher kroch eine seltsame Kälte hinein, die Nolan erschauern ließ. Er wandte sich um. Das da war kein Wesen aus Fleisch und Blut. Dhrakor, dachte er nur. Der getreue Vasall von Antaris.
Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke in der Ewigkeit. Der Vampir war kräftig von Statur und etwa Mitte Vierzig. Ein markantes Männergesicht mit einer Narbe über der linken Wange. Zu Lebzeiten musste er ein Krieger gewesen sein. Seine stechenden, dunklen Augen schweiften über den Raum. Weit entfernt vom wärmenden Feuer hatte er sich niedergelassen, und der Wirt fragte ihn nach seinen Wünschen. Dhrakor bestellte einen Becher Wein, doch dieser blieb unberührt. Ihn interessierte vielmehr ein Gast, in dessen Gedanken er Sehnsucht und Verzweiflung spürte. Dieser junge Kämpfer da drüben war müde seines Kampfes, vielleicht wusste er dies selbst noch nicht einmal.
Nolan beobachtete den Vampir, den nur er als solcher erkannt hatte, aus den Augenwinkeln. Dhrakor schien aber nicht auf der Jagd zu sein, sondern glich eher einem Späher, der das Gelände sondierte.
Nolan hatte keine Angst vor den Kreaturen der Nacht, dies war ein Gefühl, das ihm fremd geblieben war, selbst in seiner jetzigen Existenz. Er stand auf, warf eine Münze auf den Tisch und verließ die Gaststätte. Ein paar der anderen Gäste blickten kurz auf. Zu so später Stunde noch unterwegs sein zu wollen, war gefährlich. Doch der junge Mann scherte sich nicht darum. Er ging hinaus zum Stall, um sein Pferd zu holen. Er sattelte den dunkelbraunen Wallach und ritt in die Nacht, die nur durch den bleichen Vollmond erhellt wurde. Samtene Schwingen folgten ihm.
Er hatte es nicht eilig auf seinem Ritt und hing weiter den seltsamen Gedanken und Erinnerungen nach, die ihn seit geraumer Zeit bedrückten. Plötzlich aber scheute sein Pferd, wehrte sich heftig gegen die Zügel und wollte fliehen. Eine schattenhafte Gestalt versperrte dem Reisenden den Weg. Nolan wusste gleich, dass es sich nur um Dhrakor handeln konnte. Er versuchte, das Tier zu beruhigen, bis es mit zitternden Flanken stillstand.
»Suchst du den Kampf?«, forderte er den Vampir heraus.
Dhrakor lächelte nur müde. »Was suchst du, Nolan, mein Feind?«, rief er ihm entgegen.
»Wenn du es genau wissen willst, den Erstgeborenen!«
Jetzt lachte der Vampir laut auf. »Nun, wenn du es so sehr begehrst, dann werde ich dich zu Antaris führen. Erlaube mir, dich auf meinen Schwingen zu tragen.«
Nolan wusste auf dieses merkwürdige Angebot zunächst keine Antwort. Sollte es so einfach sein? »Ich habe keinen Grund dir zu trauen oder zu glauben, Dhrakor!«, rief er in die Nacht.
Der Vampir ging langsam auf das Pferd zu, das sich daraufhin wild aufbäumte und kaum zum Stehen zu bewegen war. »Das Tier fürchtet mich mehr als du. Ich will einem Feind Respekt erweisen und schwöre dir bei meiner Unsterblichkeit, dass ich dir kein Leid zufügen werden.« Nolan sprang von dem Wallach, der in Panik davon galoppierte. Noch im Sprung zog er die Waffe aus seinem Gürtel, das Horn des Einhorns leuchte milchig-weiß im Licht des Mondes.
»Nun denn, hier bin ich und wie du siehst, ich bin bewaffnet.«
Wieder musste Dhrakor spöttisch lachen. »Ich sehe es.« Dann trat er näher, schlang seinen rechten Arm um Nolans Taille und mit einem Ruck entfaltete er die schwarzen Schwingen, die denen einer Fledermaus glichen. Bedroht von der Waffe Nolans, die auf seine Flanke zeigte, trug er diesen hinauf in die schwere, kalte Nachtluft, immer höher und weiter. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, den schlanken Mann hinunterfallen zu lassen, doch der Befehl seines Herrschers klang ihm in den Ohren: »Bring mir den unsterblichen Knaben, der weder Mensch noch Engel ist, sobald dieser bereit für uns ist. Ich will dieses teure Blut kosten.« Die Gier hatte in den schwarzen Augen des Vampirfürsten ein Feuer entfacht, wie es Dhrakor noch nie gesehen hatte. Nolans Kampf gegen die Vampire war lange durch die Augen seiner Gefolgsleute von Antaris beobachtet worden, und er musste viele seiner Schattenkinder opfern. Nolans schöne Gestalt und seine charismatische, unschuldige Art faszinierten ihn. Ein Löwe, der eine Gazelle beäugte. Die Reinheit der Liebe, die ein Einhorn ausstrahlt, lag immer noch in Nolans Augen und Gesten. Antaris hatte geduldig gewartet, bis zu dem Tag, an dem der sonst so überirdisch starke Kämpfer Nolan von der Schwäche seiner Sehnsucht überwältigt wurde, die sein Dasein unerträglich machte. Er hatte auf dieser Welt nie eine Gefährtin gefunden!
*
In der Ruine einer alten Festung im Hochland wurden sie erwartet. Fackeln an den Wänden wiesen den Neuankömmlingen den Weg tiefer hinab in die feuchtkalte Dunkelheit. Nolan hielt das Horn des Einhorns fest in seiner Hand. Dann – nach endloser Zeit – stand er dem erstgeborenen Vampir leibhaftig gegenüber. Nolan staunte. Kein Ungeheuer kam ihm da entgegen, kein gewandelter Mensch, dessen Unzulänglichkeit durch die Gabe der dunklen Schönheit ausgelöscht wurde. Das da war die makellose Gestalt eines Engels. Ehrfurchtgebietend und von einer Reinheit, die ihn magisch anzog. Die schwarzen Augen von Antaris glichen der sternübersäten Tiefe des Universums und verschlangen den Willen des jungen Kriegers auf den ersten Blick.
Ebenso dunkles Haar floss die starken Schultern hinab fast bis zur Hüfte. Das Gesicht des Vampirfürsten war männlich, doch mit durchaus weichen Zügen. Ein Herrscher, dessen Macht auf einer Mischung aus Verführung und Grausamkeit beruhte.
Wie ein Vater seinen lange verloren geglaubten Sohn begrüßt, so ging Antaris auf seinen Todfeind zu, mit weit ausgebreiteten Armen. Sein Gang war leicht, trotz seiner Größe, fast tänzerisch trat er auf seinen Gast zu. Das weit geöffnete, weiße Hemd umspielte den muskulösen Oberkörper. Das schwarze Beinkleid wurde von einem breiten Gürtel gehalten.
»Hier bin ich nun«, sagte er zu Nolan. Sein Tonfall war ruhig, fast hypnotisch. »Töte mich, wenn du kannst.«
Aber Nolan starrte seinen Erzfeind nur an. Hier und jetzt hätte sein Kampf und der aller Menschen ein Ende finden können. Aber er war unfähig, sich zu rühren, geschweige denn, einen klaren Gedanken zu fassen. Das hier war ein gottgleiches Wesen der Finsternis – der Erstgeborene!
Nah, ganz nah, war das Gesicht von Antaris nun an dem seinem. Sein kalter Atem streifte ihn. Die Lippen berührten fast seine Haut. Warum stach er nicht zu?
»Wagst du es nicht, oder willst du es nicht?«, flüsterte der Fürst der Vampire mit eindringlicher Stimme.
Ein Zittern durchlief Nolans schlanken Körper. »Ich – will es nicht.« Dieser Satz kam eher wie ein leises, ergebenes Seufzen über seine Lippen.
Nolans Herz schlug so heftig, dass der Fürst der dunklen Engel es wie einen dumpfen Trommelschlag wahrnahm. Was war das für ein Gefühl, dass selbst das Band zu seiner Seelengefährtin zwar nicht auslöschen, aber doch verdrängen konnte? Begierde? Seit seiner Existenz als menschliches Wesen war er von all diesen Dingen unberührt geblieben. Keine Frau hatte ihn jemals interessiert. Und was war das jetzt?
Antaris lächelte geheimnisvoll. Behutsam schlang er seine Arme um ihn und zog ihn zärtlich an sich. Nolan ließ es widerstandslos geschehen. »Dann sei willkommen. Dein Kampf ist zu Ende.« Er wandte sich zu Dhrakor um, der diese Begegnung aus der Ferne beobachtet hatte. »Verkünde es für mich, mein treuer Freund. Dies hier wird mein Stellvertreter und Fürstensohn. Von nun an wirst auch du ihm dienen. Ich werde ihn in sein neues Schicksal einweihen!«
Dhrakor verneigte sich gehorsam und verließ den Raum. Er hieß diese Entscheidung nicht gerade gut, doch er gehorchte.
Antaris aber führte Nolan mit sich fort.
*
Als Nolan starb, schrie eine Lichtseele in der Dimension der Unsterblichen auf. Rabea, die Seelengefährtin von Nolan, weinte. Ein Schatten hatte sich über ihr Herz gelegt, aber die Liebe eines Einhorns kann niemals erlöschen. Selbst als sie fühlte, dass die Dunkelheit in den geliebten Seelenpartner eingedrungen war und ihn von nun an beherrschte, wurde die Verbindung zwischen ihnen nicht zerrissen.
*
Trunken vor Blut und Triumpf sah Antaris Nolan neben sich erwachen, als Vampir, als sein Geschöpf, als sein Sieg über den Gott, der ihn einst verflucht hatte. Der einzige Kämpfer, den dieser den Menschen schickte, war nun sein. Er hatte ihn mit seinem eigenen Blut zum Leben erweckt! Jetzt würde er ihm beibringen, dieses neue Dasein zu genießen – in jeder Hinsicht. Antaris strich zärtlich über die Wangen des jungen Vampirs, strich die dunklen, leicht gelockten Haare zurück. Dann folgten seine Hände und kurz darauf sein Mund den feinen Linien des letzten Blutes, das über den Hals auf die Brust gelaufen war und endlos weiter …
Eines jedoch hatte Antaris nicht bedacht. Sein Geliebter hatte noch nicht getötet, noch hatte ihn der Hunger nicht übermannt. Kurz vor dem Morgengrauen, als der anbrechende Tag den Engel der Finsternis zum Schlafen zwang, griff der neu erschaffene Vampir zu der Waffe, die in seiner Kleidung vor dem Lager aus Fellen und edlen Leinen lag. Nolan wusste, dass die folgende Nacht durch sein erstes Opfer das letzte Licht in seiner Seele auslöschen würde. Dann wäre es für sein Vorhaben zu spät. Er blickte auf den ruhenden Antaris vor sich – ein Engel mit geschlossenen Augen und blutrotem Mund. Diesen Anblick würde Nolan niemals vergessen.
Vorsichtig, um Antaris nicht doch zu wecken, hob er das Horn des Einhorns über die nackte Brust des Schlafenden. Verzeih mir, dachte er und war sich selbst nicht sicher, ob er nun den Vampirfürsten oder Gott meinte.
Es herrschte eine angespannte Atmosphäre in und um Highgrove Manor. Die Gestirne mussten eine bestimmte Laufbahn erreicht haben, um die Magie wirken zu lassen. Es war die Stunde des Druiden Cedric. Er war ein zeitlos alter Mann mit langen weißen Haaren und ebensolchem Bart, der sonst einsam in einem kleinen Wald am Rande der Highlands lebte. Ein magischer Schutzkreis um diesen Wald sorgte dafür, dass nichts Ungutes dort eindringen konnte. Keiner wusste, woher der Druide kam oder wie alt er war. Cedric war einfach schon immer da gewesen. Er war der Hüter der Vergangenheit und der Zukunft, Berater und Heiler für die Menschen, die zu ihm kamen. Seine eisblauen Augen konnten bis auf den Grund einer Seele sehen.
Alle Bewohner des Waldes waren ihm vertraut, und er sprach zu ihnen wie zu den Menschen. Als die Sterne die richtige Position innehatten, stand der alte Mann mit erhobenen Armen auf einer Waldlichtung. Nebel flutete über das Gras, der beginnende Herbst kündigte sich an. Und aus dem Nebel trat das Geschöpf, das er gerufen hatte – eine vergessene, sagenumwobene Gestalt aus weißem Licht – ein Einhorn. Der Druide verneigte sich in Ehrfurcht vor diesem unsterblichen Geschöpf. Dann legte er seine Hand auf den Kopf des pferdeähnlichen Wesens, das ganz still stand. Sein Atem vermischte sich mit dem Nebel, die schönen, violetten Augen schlossen sich und es legte sich nieder in das hohe Gras. Es herrschte eine seltsame Ruhe im Wald. Nicht einmal das Käuzchen schrie zu dieser späten Stunde. Das Mondlicht berührte das Horn des Einhorns und ein seltsames Leuchten umschloss den schlafenden Körper. Ein Licht, das heller und heller wurde. Ein Licht, in dem der alte Druide bald nur noch als schemenhaftes Wesen zu erkennen war – so hell, so sanft. Und als dieses Licht erlosch, lag an derselben Stelle die Gestalt eines zarten, jungen Mädchens mit weiß schimmernder Haut. Cedric nahm seinen Umhang ab und umhüllte die neugeborene Königin des Lichts, bevor er sie vorsichtig aufhob und davontrug.
Rabea war die Letzte aus dem Geschlecht der unsterblichen Sternenkinder. Eines jeder Fabelwesen, dass ein Symbol für Unschuld und Magie für die Menschen darstellte. Die beiden Eigenschaften, die die Menschen selbst längst verloren hatten.
Die Jäger der Dunkelheit waren dem Einhorn schon lange auf den Fersen gewesen. Sein Blut konnte Erlösung bringen von ihrem Fluch, die Unsterblichen sterblich machen und die Sterblichen unsterblich. In der irdischen Welt konnte ein Einhorn kaum unentdeckt bleiben, und Rabea hatte eine Wahl treffen müssen. Sie folgte dem Ruf des Druiden, der in dunkler Zeit die Mächte des Lichts anflehte. Doch die Transformation in eine menschliche Gestalt war kraftraubend gewesen. Trotzdem war ihre Gestalt so schön und vollkommen, wie sie es als Einhorn gewesen war. Und nur ein kleines, rosafarbenes Mal in Form einer Rose über der Nasenwurzel zwischen den Augen ließ noch Schlüsse auf ihre Herkunft zu.
Eingehüllt in Cedrics langen, schwarzen Umhang und gut versteckt in einem mit Heu beladenen Pferdewagen brachte Cedric das neue Menschenkind kurz nach Sonnenaufgang in das Schloss, wo Kendra, die Kriegerin, die beiden schon erwartete. Am Tage waren sie sicher gewesen.
»Lasst sie ruhen«, sagte Cedric zu Kendra, während er Rabea vom Wagen herunterhalf und sie in Kendras Arme übergab.
Rabea stand noch unsicher auf jetzt nur zwei Beinen.
»Es wird noch einige Stunden dauern, bis ihre Kräfte zurückkehren«, wies der Druide sie an, bevor er den klapprigen Pferdewagen wendete und davonfuhr. Neugierig hatte die Kriegerin mit den kurzen, roten Haaren, die eindeutig ihre irische Abstammung verrieten, ihre neue Königin betrachtet. Wie schön sie ist, dachte sie kurz, doch dann besann sie sich auf ihre Pflichten. An ihr würde es liegen, aus diesem zerbrechlichen Geschöpf eine wahre Königin und eine Kämpferin für das Gute zu machen.
Doch dieses Wesen hatte nie gekämpft, geschweige denn getötet. Es hatte immer auf der Seite des Guten gestanden. Kendra ahnte, dass diese Umstellung nicht einfach werden würde.
Diese Anpassung an die kriegerische Menschenwelt musste für ein Lichtwesen mehr als schmerzhaft sein. Behutsam geleitete Kendra die junge Frau zu ihrem Zimmer. Das Treppensteigen war für sie ungewohnt, und Kendra musste sie immer wieder stützen. In dem großen, prachtvoll eingerichteten Raum war schon alles vorbereitet. Auch an Kleidung hatten Kendra und ihre Gefolgsleute gedacht. So sehnsüchtig hatten sie auf die Ankunft ihrer Königin gewartet, um endlich den dunklen Mächten die Stirn bieten zu können. Monatelang hatten sie alles vorbereitet. Jetzt war es endlich so weit. Die Hüterin des Lichts schlief in ihren Gemächern einer unbestimmten Zukunft entgegen.
*
Am folgenden Abend
Rabea sah aus dem Fenster der riesigen Bibliothek ihres Schlosses, in dem sich ihre Wächter versammelt hatten. Sie war immer noch schwach, aber hellwach. Ihr blondes Haar floss in einem goldenen Strom bis zu ihren Hüften, die violetten Augen mussten sich noch an die Bedingungen ihrer irdischen Existenz anpassen.
Ihre zierliche, hoch gewachsene Gestalt hob sich von draußen als schwarze Silhouette gegen die Beleuchtung des Saales ab. Dort unten standen sie, wartend, ganz in schwarz gekleidet. Ihre blassen Gesichter sahen zu ihr hoch. In ihren Augen standen die Neugier und das Wissen um den beginnenden Kampf.
Kendra, ihre Wächterin, zog Rabea vom Fenster weg. »Kommt da weg. Sie werden dort jede Nacht stehen und warten. Solange Ihr noch nicht Eure vollständigen Kräfte habt, werden sie jede Gelegenheit suchen, Euch zu locken. Und einer von ihnen, Nolan, wird versuchen, Euch zu töten.«
»Ich weiß«, sagte Rabea leise. »Der Fluch liegt auf uns beiden. Irgendwann müssen wir wieder vereint werden.«
»Aber nicht durch Euren Tod.« Kendras Stimme klang streng. »Die Mächte des Lichtes brauchen Euch. Ohne Euch könnte die Welt aus dem Gleichgewicht geraten.«
Rabea musterte die Wächterin, deren offenes, kühnes Gesicht den keltischen Einfluss verriet.
Den violetten Augen ihrer Königin entging nichts. Kendra senkte ergeben die Augen und sagte leise: »Ich weiß, dass Ihr Sehnsucht habt. Doch Eure Aufgabe ist wichtiger. Ihr müsst noch ausruhen, Mylady.« Rabea nickte, warf einen letzten Blick zum Fenster und ging dann in Begleitung von Kendra in ihr Schlafgemach. Bei Tage drohte ihr keinerlei Gefahr. Und in der Nacht wachte ein kleines Gefolge an Kriegern und Kriegerinnen über sie.
Kendra hatte die Ankunft der schwarz gekleideten Gestalten mit Besorgnis beobachtet. Bereits Tage vor Rabeas Umwandlung waren die Ersten von ihnen erschienen. Stumme Zeugen aus einer anderen Welt.
Es hatte bereits zuvor einige Unruhe in den umliegenden Dörfern gegeben aufgrund mysteriöser Todesfälle. Und es gab kurze Auseinandersetzungen zwischen den Kämpfern des Lichts und den Kindern der Nacht. Aber der Schutz der neuen Königin stand an oberster Stelle für die Lichtkrieger.
Seit ihrer »Geburt« in menschlicher Gestalt wachten die schwarzen Engel vor dem Schloss. Doch sie würden es nicht wagen anzugreifen, bis ihr Fürst eintreffen würde – Nolan. Hier, auf diesem abgelegenen Herrensitz mitten in den schottischen Highlands würde die Schlacht zwischen dem Licht und der Dunkelheit beginnen. Nolan war auf schicksalhafte Weise mit Rabea verbunden.
Sie waren aus einem Geschlecht, doch Nolan war aus unerfindlichen Gründen dem Ruf der Dunkelheit gefolgt und ließ sich vor vielen Jahrhunderten von Antaris, dem Herrscher der schwarzen Engel weihen, um später dessen Nachfolge anzutreten. Damals erfolgte die Transformation zu seiner irdischen Gestalt. Auch Nolan war danach kaum von einem normalen Menschen zu unterscheiden, es sei denn in seiner edlen Herkunft, die man ihm deutlich ansah.
Seine schwarzen, leicht gelockten halblangen Haare band er oft im Nacken zusammen, wie es bei Adeligen Brauch war. Dadurch traten seine hohen Wangenknochen und die durchdringenden grünen Augen noch stärker hervor. Er war schön, ohne Zweifel, und er wusste es. Seine Schönheit war es, die seine vorwiegend weiblichen Opfer in den Tod lockte. Er lachte und scherzte mit ihnen, bevor er ihnen das Leben raubte. All die irdischen Schönheiten bedeuteten ihm nichts – gar nichts. Sein Herz schlug für die Eine – und so konnte er gnadenlos sein gegenüber allen anderen.
Antaris, der seit Jahrhunderten seine Blutherrschaft über die Vampire behauptete, wurde kurze Zeit nach der Ernennung seines Nachfolgers Nolan auf mysteriöse Weise von einem Einhorn getötet.