Jerry Cotton 2029 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2029 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Larry Freud spuckte den Zigarrenstummel, auf dem er herumgekaut hatte, über Bord und sah auf seine Armbanduhr. Zehn vor Zwölf. Der Spaß konnte beginnen. Freud hob die Hand. Röhrend ließen die beiden Motorboote ihre Maschinen an und legten von Staten Island ab. Weit vor sich sah Freud die Skyline von Manhattan, deren verglaste Wolkenkratzerfassaden in der Mittagssonne glänzten. Davor stand sie. Die Freiheitsstatue, unbewegt seit über hundert Jahren. Freud grinste. Die Frage war nur, wie lange das verdammte Ding noch dort stehen würde ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Party für Miss Liberty

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Roy Palmer

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-0144-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Party für Miss Liberty

Larry Freud spuckte den Zigarrenstummel, auf dem er herumgekaut hatte, über Bord und sah auf seine Armbanduhr. Zehn vor Zwölf. Der Spaß konnte beginnen. Freud hob die Hand. Röhrend ließen die beiden Motorboote ihre Maschinen an und legten von Staten Island ab. Weit vor sich sah Freud die Skyline von Manhattan, deren verglaste Wolkenkratzerfassaden in der Mittagssonne glänzten. Davor stand sie. Die Freiheitsstatue, unbewegt seit über hundert Jahren. Freud grinste. Die Frage war nur, wie lange das verdammte Ding noch dort stehen würde …

Als ich die beiden Speedboote mit Höchstgeschwindigkeit auf Liberty Island zurasen sah, dachte ich mir nichts dabei. Im Sommer ist der Hafen voll von reichen jungen Kerlen, die ihre teuren Spielzeuge ausführen, und gerade am Unabhängigkeitstag nutzen viele die gute Laune der Polizisten dazu, über die Stränge zu schlagen.

Ich blickte also wieder an der massigen Stahlfigur von Miss Liberty empor und lauschte den Ausführungen des Rangers, die ich schon Dutzend Mal gehört hatte.

»Oh, Jerry.« Sheena an meiner Seite drückte sich noch enger an mich und schenkte mir einen ihrer unwiderstehlichen Blicke. »Es war eine wundervolle Idee von dir, am Unabhängigkeitstag hierher zu kommen.«

Ich zuckte mit den Schultern und grinste ein wenig hilflos. Ich hatte Sheena während eines Falles kennen gelernt, den ich in Los Angeles bearbeitet hatte. Sie war ein echtes California-Girl – ihre blonde Mähne fiel wallend auf ihre schmalen Schultern herab und ihr wunderbares Lächeln wurde von einem hübschen Gesicht umrahmt.

Während sie sich so an mich schmiegte, konnte ich mir eigentlich nur dazu gratulieren, sie für dieses Wochenende nach New York eingeladen zu haben.

Von den Erläuterungen des Park Rangers mehr als gelangweilt, betrachtete ich die Touristen, die wie Sheena und ich in einer großen Traube vor Miss Liberty standen und ehrfurchtsvoll an ihr hinaufblickten. Da war ein Pulk Japaner, von denen jeder mit einer Videokamera bewaffnet war, eine alte Lady, die in der schwüle Sommerhitze schwitzte, ein paar junge Leute mit Rucksäcken, Familien mit quengelnden Kindern, die das Eis in ihrer Hand wesentlich interessanter fanden als die Geschichten der eisernen Dame über ihnen.

In diesem Augenblick nahm ich einen Schatten wahr, der nur wenige Meter hinter mir vorbeihuschte.

Meine Dienstreflexe erwachten, meine Muskeln strafften sich.

Sheena bemerkte es.

»Was ist los, Jerry«, meinte sie und legte Ihre kleine Stirn in Falten, »warum bist du so  …«

Das laute Rattern einer MPI, das die Stille über der Insel zersägte, erstickte ihre Worte.

Schreckensschreie gingen durch die Reihen der Touristen. Die alte Dame, die mir am nächsten gestanden hatte, zuckte zusammen wie vom Donner gerührt. Tränen des Entsetzens schossen ihr in die Augen. Die Japaner, die vor uns gestanden hatten, ließen zum ersten Mal ihre Kameras sinken und reckten ihre Hälse, um zu sehen, was geschehen war.

Erneut erfüllte das Stakkato eines Feuerstoßes die Luft. Sheena zuckte zusammen und drängte sich an mich. Ich legte meinen linken Arm um sie, während meine Rechte bereits unter das Jackett gezuckt war, um den 38er zu ziehen.

Jetzt erschien ein Trupp Bewaffneter, die mit schnellen Schritten von der Anlegestelle heraufeilten – und in diesem Augenblick wusste ich, dass sie nur von den beiden Motorbooten stammen konnten, die ich auf die Insel hatte zurasen sehen.

Die Kerle bewegten sich mit militärischer Präzision. Sie besetzten den gesamten Vorplatz, ihre Uzis schussbereit im Anschlag. Alle trugen schwarze Overalls und Sturmhauben, die nur schmale Sehschlitze offen ließen. Wer immer diese Typen waren – sie zogen es vor, ihre Visagen nicht zu zeigen.

Und das verhieß nichts Gutes.

Laut schreiend und mit den kurzen Läufen ihrer Waffen gestikulierend, trieben sie uns zusammen.

Die alte Dame keuchte, kleine Kinder schrieen angstvoll auf, als sie von den Vermummten angeherrscht wurden. Sheena wimmerte leise an meiner Schulter. Ich spürte, wie ihr Körper zitterte.

Ich zählte ungefähr zwanzig schwarze Vermummte. Ziemlich viele.

Zu viele für mich.

Ein sehnsüchtiger Gedanke an den Smith & Wesson, der in meinem Holster steckte, überkam mich, aber ich verwarf ihn sofort wieder. Den Revolverhelden zu spielen, würde wenig Sinn haben – ich riskierte damit nur unnötig das Leben der Touristen. Auch wenn es mir widerstrebte – ich musste abwarten.

In der Nähe einer Imbissstube wurden wir zusammengedrängt. Der Geruch von Hot Dogs und Hamburgern mischte sich mit dem Angstschweiß der armen Leute. Niemand hatte wirklich begriffen, was geschehen war. Keiner wusste, was die schwarzen Kerle von uns wollten.

Und doch fühlte jeder, dass Todesgefahr in der Luft lag.

***

Larry Freud war mit seinen Leuten mehr als zufrieden. Als der Wind den Glockenschlag der Trinity Church von Manhattan herübertrug, war Liberty Island in Freuds Hand.

»Bat, Gerry«, wies er zwei seiner vermummten Handlanger an. »Ich will, dass ihr Miss Liberty auf den Kopf steigt. Sagt Bescheid, sobald sich drüben was tut.«

»Ja, Sir.«

Die beiden machten sich im Laufschritt davon.

»Fake?«

»Ja, Boss?«

Freud nickte dem Mann mit der schweren Kiste zu. »Mach dich an die Arbeit.«

»Geht klar, Boss.«

Der Hüne verschwand, die Kiste und die Kabelrollen mit sich schleppend.

Ein erneuter Blick auf die Uhr. Fünf nach zwölf. Alles verlief nach Plan.

Genüsslich zog Freud sich die Sturmhaube vom Kopf, unter der er bereits zu schwitzen begonnen hatte. Er genoss die frische Seeluft, die um sein bärtiges Gesicht strich. Langsam öffnete er die Beintasche seines Overalls, zog eine Zigarre daraus hervor und zündete sie an.

Er paffte gemächlich darauf herum, wohl wissend, dass hundert Augenpaare auf ihn gerichtet waren. Er konnte die Angst dieser dummen Touristen förmlich fühlen. Und er genoss dieses Gefühl.

Schließlich bewegte er sich gemessenen Schrittes auf die zusammengetriebenen Menschen zu, die in die schussbereiten Mündungen der Uzis starrten.

Freud setzte sein Feiertagslächeln auf, als er die Touristen freundlich begrüßte.

»Nun, meine Herrschaften? Ist das nicht wieder ein wundervoller Sommertag? Wie geschaffen, um die Gründung unserer Nation zu begehen.«

»Wer sind Sie? Und was wollen Sie von uns?«

Freud fuhr herum – und musste wieder grinsen. Er hätte es sich denken können. Es war der Park Ranger, der eine mächtig große Lippe riskierte. Wahrscheinlich hielt er diese Insel für sein Eigentum  …

Freud trat ein paar Schritte auf den untersetzten Mann in der hellgrünen Uniform zu, dessen Nase aufgeregt zu

zucken begann, als der Gangster auf ihn zukam.

»Du kommst dir wohl sehr schlau vor, was?«, erkundigte Freud sich lauernd. »Aber das wird dir schon noch vergehen, Freundchen.«

So plötzlich, dass niemand es hatte erahnen können, lag ein Schlagstock in Freuds Faust, und mit vernichtender Wucht fuhr das Ding in die Magengrube des Rangers. Der Mann stöhnte auf und sank in sich zusammen.

Freud brauchte nicht erst nachzusehen. Er wusste, dass diese Demonstration Wirkung zeigen würde – wenigstens vorübergehend.

»Mein Name ist Freud«, stellte er sich daher mit überschwänglicher Heiterkeit vor, »genauso wie der gute Sigmund.«

»Was wollen Sie von uns, Mister Freud?«

Die Frage kam von einer alten Lady, der bereits Tränen an ihren faltigen Wangen herabrannen.

»Nun«, erklärte Freud bereitwillig, »das ist eigentlich ganz einfach. Meine Jungs sind gerade dabei, einen Sprengsatz im Sockel dieser Metalllady« – und dabei zeigte er auf die Freiheitsstatue – »zu installieren. Sobald sie damit fertig sind, werdet ihr alle euch ins Innere der Statue begeben.«

»Und wozu?«

»Könnt ihr euch das nicht selbst denken? Die Sache ist im Grunde ganz einfach: Die Stadt hat bis Sonnenuntergang Zeit, 30 Millionen Dollar in kleinen Scheinchen zu beschaffen. Tut sie es nicht, wird es hier auf der Insel das größte Feuerwerk geben, das New York jemals zum vierten Juli gesehen hat. Und ihr werdet mittendrin sein.«

Freud starrte die Geiseln aus seinen stahlblauen Augen an.

Und er sah die Furcht in ihren Blicken.

***

Als das Telefon klingelte, lag Phil Decker in der Badewanne. Er war erst am Morgen aus Seattle zurückgekehrt und in die Wanne gestiegen, um die Geister der Benommenheit loszuwerden, die sich seiner wegen der Zeitverschiebung bemächtigt hatten.

Phil schlang sich ein Handtuch um und angelte sich den Hörer.

Am Apparat war John D. High.

Als Phil die Stimme des Chefs hörte, war er sofort hellwach.

Der dort sprach, war nicht der John High, den Phil kannte. Diese Stimme gehörte einem alten Mann, der müde und matt war von der Last der Verantwortung, die er täglich zu tragen hatte.

»Kommen Sie in mein Büro«, sagte Mr. High gepresst. »Sofort.«

Phil hielt den Atem an. »Ärger?«

»So kann man es auch nennen. Ich würde eher von einer drohenden Katastrophe sprechen.«

Phil nickte ohne Zögern. »Alles klar, Chef. Bin in fünf Minuten da.«

Und er übertrieb nicht. Hastig schlüpfte er in den Anzug, dem er erst vor wenigen Minuten entstiegen war, nahm seine Dienstwaffe mit und stand schon im nächsten Moment im Fahrstuhl, der ihn von seinem Apartment in die Lobby hinabtrug.

Phil platzte durch die Drehtür auf die belebte Straße hinaus, winkte das erstbeste Taxi heran, das er erblickte.

»Federal Plaza«, wies er den jungen Fahrer an, während er ihm eine 50-Dollar-Note zusteckte, »und drücken Sie auf die Tube, mein Freund.«

Der gelbe Wagen schoss die Straße hinunter, bog mit quietschenden Reifen in den Broadway ein. Heute, am vierten Juli, war auf New Yorks Prachtstraße die Hölle los. Bunt uniformierte Yankee-Doodler liefen überall umher, flankiert von Veteranen vergangener Kriege. Marschmusik und Gesang drang aus allen Richtungen, Cheer-Girls tanzten kokett auf der Straße herum, gingen im bunten Meer der Luftballons unter, die von zahllosen Kindern herumgeschleppt wurden.

Phil biss sich auf die Lippen. Er hatte diesen unheilvollen Tonfall bei Mr. High bisher nur zweimal gehört – und jedes Mal hätte es beinahe mit einer Katastrophe geendet. Was immer der Chef auf dem Herzen hatte – es musste verdammt wichtig sein.

Trotz des dichten Verkehrs erreichte der junge Fahrer das FBI-Hauptquartier an der Federal Plaza in Rekordzeit.

Phil sprang aus dem Wagen, stürmte die Treppen zum Eingangsportal hinauf. Den Sicherheitscheck ließ er mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Dann aber hielt ihn nichts mehr.

Wenige Augenblicke später stand er in Mr. Highs Büro.

»Wissen Sie wo Cotton ist?«, empfing der Chef ihn barsch und ohne Begrüßung.

Phil dachte kurz nach. »Nun, er  … er hat heute seinen freien Tag. Damenbesuch, denke ich.«

»Auch das noch.« John D. High gab ein tonloses Ächzen von sich.

»Was ist passiert?«

»Vor einer halben Stunde ging beim Bürgermeister dieser Anruf ein.« Mr. High betätigte einen Schalter an dem Tonbandgerät, das auf seinem mächtigen Schreibtisch stand, und lehnte sich in seinen ledernen Sessel zurück.

Was Phil da zu hören bekam, gefiel ihm ganz und gar nicht. Eine Horde Terroristen hatte Liberty Island überfallen und hielt hundert Geiseln in ihrer Gewalt. Wenn die Kerle nicht bis Sonnenuntergang 30 Millionen bekamen, würden sie die Geiseln töten und Miss Liberty im Meer versenken.

So viel zum Thema Feiertag.

Was Phil beinahe noch weniger gefiel: der Tonfall des Mannes, der am Telefon gesprochen hatte. Es war die eiskalte Stimme eines Fanatikers mit einem Hauch von Wahnsinn darin.

Phil zweifelte nicht daran, dass Larry Freud – so hatte der Kerl sich vorgestellt – seine Drohung wahr machen würde.

»Das gibt Arbeit«, meinte Phil leichthin, aber High schien diese gespielte Heiterkeit nur noch mehr zu beunruhigen.

»Versuchen Sie Jerry zu finden«, wies der Chef ihn an. »Ich möchte Sie beide an dem Fall haben. Danach fahren Sie zum Battery Park und machen sich ein Bild von der Lage. Der Park wird bereits evakuiert. Ich wette, dort ist der Teufel los.«

»Verstanden, Sir.«

»Vermeiden Sie vorerst alles, was Freud provozieren könnte. Dieser Mann ist unberechenbar – und extrem gefährlich.«

»Ich weiß«, sagte Phil tonlos.

***

Als der Signalgeber piepste, war ich froh, das verdammte Ding in einem unbeobachteten Augenblick losgeworden zu sein. So, wie es jetzt im Gebüsch lag, bemerkten die Gangster das kleine Gerät nicht einmal.

Ich hatte damit gerechnet, dass der FBI mit mir Verbindung aufnehmen würde und ich hätte wahrlich nicht gewusst, wie ich das Freud und seinen Kumpanen hätte erklären sollen.

Larry Freud war ein international gesuchter Terrorist, den ich von Fahndungsfotos kannte. Freud hatte schon so ziemlich überall auf der Welt sein schmutziges Handwerk verrichtet. Attentate, Sprengstoffanschläge, Geiselnahmen – er beherrschte die gesamte Palette. Diesmal also hatte er sich New York als Ziel ausgesucht – und anstatt ihm zusammen mit Phil das Handwerk zu legen, steckte ich mittendrin.

Wir standen seit einer Stunde in der Mittagssonne, die von der reflektierenden Wasserfläche noch verstärkt, unbarmherzig auf uns niederbrannte.

Die Japaner aus der Reisegruppe fielen um wie die Fliegen. Ein paar Leute hatten sich Taschentücher über den Kopf gelegt, was zwar reichlich albern aussah, aber seinen Zweck wenigstens einigermaßen erfüllte.

Sheenas Haar fiel in klebrigen Strähnen herab. Die Züge der jungen Frau wirkten angespannt und ausgemergelt und ich wünschte mir von Herzen, ihr das alles ersparen zu können.

»Wie lange wollen Sie uns hier stehen lassen?«, fragte ich deshalb den Gangster, der mir am nächsten stand.

Der Kerl musterte mich durch die Sehschlitze seiner Haube. »Wie der Boss sagte: bis Miss Liberty fertig ist zur großen Party. Und jetzt halt’s Maul.«

Das Sprengkommando hatte die Sprengsätze also noch nicht installieren können. Hatten sie irgendwelche Schwierigkeiten?

Ich wünschte, dem Knäuel zusammengedrängter Touristen entkommen zu können. Vielleicht gab es ja doch etwas, das ich tun konnte – sicher hatte Freud seinen Erpresseranruf bereits abgesetzt  …

Die Gelegenheit, auf die ich wartete, sollte sich bald ergeben – allerdings ganz anders, als ich erhofft hatte.

***

Mr. High hatte nicht übertrieben. Als Phil am Battery Park eintraf, war dort tatsächlich der Teufel los.

Ein Heer von Polizisten des NYPD hatte bereits damit begonnen, die Südspitze der Insel systematisch zu räumen, um Platz für die Einsatzfahrzeuge zu schaffen.

Verständnislose Urlauber fuchtelten mit den Prospekten ihrer Reisebüros herum, Souvenirverkäufer protestierten, als sie ihre Buden schließen mussten, eine Horde Späthippies weigerte sich, ihr Plätzchen an der Sonne zu verlassen.

Phil bahnte sich einen Weg durch das Chaos, lustlos auf einem Streichholz herumkauend, das er sich zwischen die Zähne geschoben hatte.

Dass er seinen Freund und Partner nicht hatte finden können, wurmte ihn. Jerry hatte weder auf seinen Signalgeber geantwortet, noch war er sonstwo zu finden gewesen. Wahrscheinlich räkelte er sich irgendwo auf Long Island in der Sonne, eine hübsche Blondine in den Armen  …

»Halt, Sir, hier geht’s für Sie nicht weiter.«

Ein junger Polizist, wahrscheinlich noch im ersten Dienstjahr, stellte sich Phil in den Weg. Die unförmige Mütze war dem Jungen viel zu groß.

»Wetten, dass doch?«, knurrte Phil und ließ seine Marke sehen.

Während der Grünschnabel ehrfurchtsvoll zurücktrat, marschierte Phil weiter auf den Wagen zu, den er als Hauptquartier der Einsatztruppe ausgemacht hatte.

»Sind Sie Phil Decker?«, empfing ihn ein junger Lieutenant mit kurz geschorenem Haar.

»Bin ich«, bestätigte Phil und ließ seine Marke noch einmal in der Sonne blitzen.

»Freut mich, Sir. Ich bin Lieutenant McKenzie. Ist Mr. Cotton auch bei Ihnen?«

»Nein«, Phil seufzte. »Leider nicht. Aber wehe, wenn  …«

»Lieutenant!«

Der Ruf eines Sergeants, der mit einem riesigen Fernglas Liberty Island beobachtet hatte, gellte herüber.

»Was gibt es, Sarge?«, gab McKenzie zurück.

»Da drüben tut sich was.«

Phil und der Lieutenant eilten zur Reling, die den Park zum Wasser hin abgrenzt und griffen nach den Ferngläsern, die der Sergeant ihnen reichte.

Phil sah es sofort. Da war die Insel mit der Statue darauf, die Motorboote der Gangster, die am Landesteg vertäut waren – und ein Patrouillenboot der Küstenwache, das geradewegs auf die Insel zuhielt.

»Verdammt«, brach es aus Phil hervor. »Diese Idioten. Was haben die vor? Wissen die denn nicht, was hier los ist?«

McKenzie schaltete blitzschnell. Mit wenigen Schritten war er beim Funkwagen.

»Zentrale!«, herrschte er den Dienst habenden Polizisten an. »Schnell!«

Der Funker bediente die Tasten, reichte seinem Vorgesetzten das Funkgerät.

»Zentrale? Hier McKenzie! Schafft mir sofort dieses verdammte Patrouillenboot vor der Insel weg, verstanden?« Der Polizeioffizier keuchte. »Nein, verdammt, es hat keine Zeit, ich  …«