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In unterschiedlichen Bundesstaaten tauchten zwei tote Special Agents des FBI auf - ermordet von ein und demselben Täter. Denn beide Opfer waren erschossen worden und hatten zusätzlich einen Nahschuss in die Stirn erhalten. Bei dieser Methode wurde die Schädeldecke gespalten und das Gehirn freigelegt. Ein grausamer Brauch, für den einige Navy Seals bekannt waren. Daher führte die Spur Phil und mich tief in die Abgründe dieser Spezialeinheit mit den härtesten Elite-Soldaten der Welt und damit zu einem Corps der Killer ...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Das Corps der Killer
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: (Film) »Navy Seals«/ddp-images
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5323-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Das Corps der Killer
Atlanta, Georgia
»Agent Denner?«
Owen Denner stand vor seinem Wagen und suchte in der Jackentasche nach dem Schlüssel. Es war schon weit nach Mitternacht und dunkel. Er hatte den Wagen in einer schmalen Seitenstraße geparkt. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals. Denner sah auf und blinzelte. Die Gestalt, die ihn angesprochen hatte, verharrte unter einer Straßenlaterne und hob sich als schwarzer Schatten ab. Vom Gesicht konnte man nichts sehen.
»Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte Denner.
Ein Geräusch, das an den Schlag einer Zeitung erinnerte, folgte.
Der Unbekannte hatte eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer abgefeuert.
Denner brach zusammen und blieb in eigenartig verrenkter Haltung reglos liegen.
Der Unbekannte trat an die Leiche heran. Mit dem Fuß drehte er den leblosen Körper auf den Rücken.
Denner starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts.
Der Unbekannte richtete die Schalldämpferwaffe geradewegs auf den Kopf des Special Agent. Dann drückte er ab.
Das Projektil spaltete den Schädel. Der Anblick war furchtbar. Der Unbekannte wandte kein einziges Mal den Blick ab.
»Sicher ist sicher«, murmelte der Mann mit der Waffe. Ein grimmiges, fast triumphierend wirkendes Lächeln spielte um seine Lippen. Er atmete tief durch. Ein Gefühl der Befreiung machte sich in ihm breit, eine große Erleichterung. Aber er wusste, dass dieses Gefühl nicht lange anhalten würde. Es gab viel zu tun. Die Angelegenheit war noch nicht bereinigt.
Der Mann schraubte den Schalldämpfer von der Waffe ab und steckte beides ein. Dann wandte er sich um und ging in aller Seelenruhe die Straße entlang.
Bevor er um die nächste Ecke bog, hörte er Schritte und Stimmen.
»Hey, Mann, was ist mit dem Typ?«
»Bestimmt besoffen!«
»Oder mehr Stoff, als er vertragen konnte.«
»Ey, guck mal, der hat gekotzt!«
»Nein, der hat nicht gekotzt. Scheiße, das ist sein Kopf …«
Der Mörder erreichte unterdessen seinen Wagen, stieg ein und fuhr los. Er trat das Gaspedal so stark durch, dass die Kids, die den Toten gefunden hatten, das später in ihren Aussagen erwähnten.
***
Eine Woche später.
Special Agent William Bascomb hielt mit seinem Wagen auf dem Gelände einer abgelegenen Industriebrache am Rand von Philadelphia. Früher war dies einmal ein florierender Teil des Hafens gewesen. Aber das war lange her. Die Insolvenz einer südkoreanischen Reederei hatte die Import-Export-Gesellschaft, der die Lagerhallen einst gehört hatten, ebenfalls in die Insolvenz gezogen.
Böse Zungen behaupteten allerdings, dass die Eigentümer nicht besonders viel dafür getan hatten, um das zu verhindern. Der Grund lag vielleicht darin, dass die Firma in erster Linie der Geldwäsche gedient hatte und man nun froh war, das Unternehmen auf elegante Weise liquidieren zu können, ohne dabei in den Fokus der Ermittlungsbehörden zu geraten.
Jetzt standen hier ein paar Lagerhallen leer. Kräne rosteten vor sich hin, und Ratten machten sich breit. Wegen der komplizierten Vermögensfragen würde es wohl noch dauern, bis dieses Gelände wieder etwas anderes wurde als ein Treffpunkt für jene, die weder gesehen noch gehört werden wollten.
Agent Bascomb stieg aus. Ein kühler Wind wehte vom nahen Fluss herüber, auf dem Nebelbänke standen. Am Tag konnte man normalerweise bis ans Ufer von New Jersey nach Camden sehen. Aber jetzt verdeckte der Nebel alles.
Bascomb zündete sich eine Zigarette an. Er brauchte drei Versuche, bis sie von allein weiterbrannte, so feucht war die Luft.
Er sah noch einmal auf die Uhr.
Pünktlichkeit war noch nie deine Stärke, Kelly, ging es Bascomb durch den Kopf. Paco Kelly war ein Informant. Einer, den Bascomb hin und wieder dafür bezahlte, dass er ihn über wichtige Dinge informierte, die sich innerhalb der Syndikate taten. Manchmal waren es Gerüchte, manchmal wollte sich Paco Kelly nur wichtig machen.
Aber hin und wieder war es Bascomb in der Vergangenheit gelungen, den ein oder anderen mittelgroßen Drogendeal mit Kellys Hilfe hochgehen zu lassen. Und das war immerhin etwas.
Ein zweiter Wagen tauchte auf.
Endlich!, dachte Bascomb.
Es war ein Geländewagen mit Kuhfänger. Der Fahrer blendete auf, stellte das Fahrzeug ab und stieg ebenfalls aus.
»Hey, Mann, Rauchen ist ungesund«, meinte er.
»Das sagt einer, der nichts dabei findet, sich den Kopf mit allen möglichen Sachen vollzudröhnen«, gab Bascomb zurück und nahm einen weiteren Zug.
»Stehen Sie mal jede Nacht hinter der Bar eines Clubs, dessen Musik Sie nicht leiden können …«
»… und der nebenbei der größte Designerdrogen-Umschlagplatz von Philadelphia ist. An dessen Umsatz dürften Sie beteiligt sein. Harter Job, muss ich sagen.«
Kelly kam näher und hob sich als dunkler Schatten gegen das Scheinwerferlicht seines Wagens ab. »Ich mach mir eben Sorgen um Ihre Gesundheit, Bascomb! Wer versorgt mich mit Kleingeld, um mir was Gutes für die Nase kaufen zu können, wenn Sie plötzlich an Lungenkrebs sterben? Und wer gibt mir hin und wieder einen Tipp, wenn eine Aktion bevorsteht und man sich als ehrlicher Kleingewerbetreibender, der einem Konflikt mit der Justiz gerne aus dem Weg geht, besser für geraume Zeit auf dem Markt zurückhalten sollte?« Kelly kicherte.
Bascomb hoffte, dass er nicht irgendetwas genommen hatte, bevor er hierhergefahren war. Dann konnte Paco Kelly nämlich unausstehlich werden. Bascomb hatte das mehr als einmal erlebt.
»Sie sollten es nicht übertreiben«, sagte Bascomb kühl, nahm einen letzten Zug und trat die Zigarette aus. »Hören Sie, es ist kalt und nass. Wenn Sie nur hier sind, um sich wichtig zu machen, sollten wir das Ganze beenden, bevor ich Ihnen das übelnehme.«
»He, nicht so feindselig, Bascomb!«
»Dann sagen Sie mir, was Sie zu sagen haben! Und ich hoffe in Ihrem Interesse, dass es nicht nur wieder irgend so ein Mist ist, der die Steuergelder kaum wert ist.«
»Keine Ahnung, was mit Ihnen zurzeit los ist, Bascomb. Konnten Sie bei Ihrer Kollegin nicht landen? Mann oh Mann, es muss doch in Ihrem Zuständigkeitsbereich wenigstens ein Bordell geben, dessen Besitzer Sie schmiert und Sie mal kostenlos zur Sache kommen lässt, wenn Ihre kargen Bezüge als FBI-Agent dafür nicht ausreichen. Dann sind Sie vielleicht wieder etwas ausgeglichener.«
»Jetzt reicht es, Kelly! Ich bin nicht hier rausgefahren, um mir diesen Schwachsinn anhören zu müssen.« Bascomb wandte sich dem Wagen zu. Demonstrativ betätigte er das elektronische Türschloss.
Kelly hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut, Mann. Keine Kurzschlussreaktionen, bitte!«
»Ich werde darüber nachdenken, Sie von der Informantenliste streichen zu lassen«, gab Bascomb zurück.
Kelly grinste. »Dann verpassen Sie einen der größten Deals der nächsten Zeit.«
»Ach, wirklich?«
»Eine Riesenladung Kokain«, sagte Kelly und nickte. »Kommt hier in Philadelphia an.«
»Wann und wo?«, fragte Bascomb knapp.
»Erfahre ich noch und würde ich Ihnen rechtzeitig weitergeben.«
»Okay.«
»Aber es muss diesmal mehr für mich drin sein.«
»Wenn das tatsächlich ein großer Deal ist und ein paar entscheidende Leute dabei über die Klinge springen, können wir darüber reden.«
»Gut, dann reden wir darüber. Morgen Abend, die gleiche Zeit, hier. Dann will ich was Definitives hören.«
Bascomb hob die Schultern. »Etwas mehr müssen Sie mir im Vorfeld anbieten, sonst kann ich meine Vorgesetzten kaum überzeugen, da mitzumachen.«
»Sie können davon ausgehen, Nicolás Ribeiro verhaften zu können. Der steht schon lange auf Ihrer Liste, oder? Und das wäre die einmalige Chance, ihn mit mindestens einer halben Tonne Kokain zu erwischen. Und? Jetzt sagen Sie mir nicht, dass nichts gegen Ribeiro vorliegt und Sie nicht gegen ihn ermitteln!«
»Ungefähr dreißig Mordaufträge, ein Geldwäsche- und Drogenimperium, das sich über zwanzig Länder spannt.«
Kelly lächelte breit. »Na, also. Wir verstehen uns.«
»Ich sage Ihnen morgen Bescheid.«
»Ich will das Zehnfache von dem, was ich sonst kriege. Und danach gehe ich eine Weile auf Tauchstation.«
Bascomb nickte. »Ja, das verstehe ich.«
»Dann bis morgen.« Kelly ging zu seinem Wagen zurück. Er stieg ein und fuhr los. Die Reifen drehten durch. Der Mann hatte seine ganz eigene Art, einen Wagen zu starten. Er brauste mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit davon. Angesichts der kaum vorhandenen Beleuchtung auf dem ehemaligen Firmengelände kam das einem Blindflug gleich.
Aber Kelly war dafür bekannt, dass er gerne Risiken einging. Auch solche, die völlig unnötig waren.
Bascomb zündete sich eine zweite Zigarette an. Man konnte kaum noch in der Öffentlichkeit rauchen. Hier draußen hinderte ihn niemand daran. Diese paar Augenblicke gönne ich mir, dachte er. Sein Vorgesetzter war um diese Zeit ohnehin nicht mehr im Büro. Die Angelegenheit mit Paco Kelly konnte er daher sowieso erst am nächsten Tag mit ihm besprechen.
Eine Gestalt schälte sich als Schattenriss aus der Dunkelheit zwischen den Lagerhäusern. Der Schatten musste dort die ganze Zeit über gewartet haben.
Ein Zeuge war das Letzte, was Bascomb bei einem Treffen mit Paco Kelly gebrauchen konnte.
»Wer ist da?«, fragte er.
»Agent Bascomb, FBI Field Office Philadelphia?«, fragte eine Männerstimme.
»Was soll das? Was wollen Sie von mir?« Bascomb hatte keine Chance, seine Dienstwaffe zu ziehen.
Ein Mündungsfeuer blitzte in der Dunkelheit blutrot auf. Zweimal kurz hintereinander. Es gab kein Schussgeräusch, nur einen Laut, der wie ein Schlag mit einer zusammengerollten Zeitung klang.
Es war eine Waffe mit Schalldämpfer.
Die Schüsse trafen Bascomb in der Herzgegend. Zwei Einschüsse, dicht nebeneinander. Er fiel um wie ein gefällter Baum. Seine Hand griff noch zur Brust. Das Blut sickerte zwischen den Fingern hindurch.
Der Mann mit der Schalldämpferwaffe trat in aller Ruhe näher. Er beeilte sich nicht. Was zu erledigen war, war erledigt. Mit dem Fuß drehte er den Körper aus der Seiten- in die Rückenlage. Der Lichtkegel einer Taschenlampe blitzte auf und erfasste den Kopf.
Der Killer zielte aus unmittelbarer Nähe auf die Stirn und drückte ab.
»Sicher ist sicher«, murmelte der Mann mit der Waffe.
Aber da war er schon damit beschäftigt, den Schalldämpfer abzuschrauben, um die Waffe besser verstauen zu können.
***
»Der Schädel ist aufgespalten«, sagte Dr. Gerold M. Willson, der Gerichtsmediziner unseres Scientific-Research-Teams.
Phil und ich befanden uns in einem der Sektionsräume der FBI Academy in Quantico, Virginia, und Gerold erläuterte uns an einer Leiche ein paar Fakten darüber, was zum Tod dieses Mannes geführt hatte.
»Schon mal was von Canoeing gehört?«, fuhr der hemdsärmelige Texaner in seinem unnachahmlichen Akzent fort.
»Ich nehme an, das hat nichts mit irgendwelchen Freizeitaktivitäten in der kanadischen Wildnis zu tun«, sagte Phil.
»In diesem Fall nicht. Wenn man jemandem einen Kopfschuss verpasst, spaltet das meistens den Schädel auf eine ganz bestimmte Weise. Das zugegebenermaßen etwas unappetitliche Ergebnis sehen Sie hier. Von der Form her erinnert es an ein Kanu. Daher die Bezeichnung Canoeing – Kanufahren.«
»Ja, ich denke, wir verstehen, was Sie meinen«, sagte ich.
»Liegt jemand am Boden, ist die Wirkung eines solchen Schusses eine andere, als würden Sie vor jemandem stehen«, erklärte Gerold. »Letzteren Fall habe ich häufiger hier auf dem Tisch. Jemand bekommt eine Kugel aus nächster Nähe in die Stirn. Dann ist die Eintrittswunde nicht besonders groß. Die größere Wunde entsteht dann am Hinterkopf. Das dürfte Ihnen ja vertraut sein …«
»Gehört leider zu unserem Job«, sagte Phil.
»Aber hier liegt der Fall anders. Wenn jemand auf dem Boden liegt, insbesondere auf dem Rücken, und jemand aus Standhöhe auf die Stirn schießt, wird der Schädel auf diese Weise gespalten. Das hängt damit zusammen, dass der Untergrund in der Regel hart und für das Projektil undurchdringlich ist. Ein Betonboden zum Beispiel. Die Kugel kann nicht einfach aus dem Hinterkopf austreten. Die Kraft muss irgendwohin. Darum dieses erschreckende Ergebnis. Unser Teebeutel kann Ihnen die physikalischen Gesetze, die dazu führen, vielleicht bei Gelegenheit in aller Ausführlichkeit darlegen.«
Mit Teebeutel meinte Gerold seinen britischstämmigen Kollegen Frederik G. Fortesque. Der hemdsärmelige Gerold machte sich über den Naturwissenschaftler und Ballistiker gerne lustig, allein schon wegen seines Akzents.
»Wir stellen Ihre Untersuchungsergebnisse und die daraus abgeleiteten Hypothesen nicht in Frage, Gerold«, versicherte ich.
»FGF hat mir fast die Ohren abgekaut, als er mir das erläutert hat«, meinte Gerold. »Eigentlich nicht richtig, dass Sie weniger leiden müssen als ich.«
»Lassen Sie das FGF nicht hören!«, sagte ich lächelnd.
»Das kann er ruhig wissen, und ich bin überzeugt davon, dass er das auch weiß. Aber da ist noch eine Sache, die ich beinahe vergessen hätte.«
»Und die wäre?«, fragte ich.
»Canoeing ist typisch für die Vorgehensweise von Navy Seals, etwa wenn diese Elite-Soldaten einen Terroristen ausschalten.«
»Also noch einmal in den Kopf schießen, damit man sicher ist, dass der Betreffende tot ist«, fasste ich zusammen.
»Eigentlich ist das eine unerwünschte Vorgehensweise, die sich jedoch bei den Seals immer mehr verbreitet hat, genauso wie das Sammeln von Souvenirs und Trophäen bei den Einsätzen.« Gerold deutete auf den Toten. »Ich bin kein liberales Weichei, aber so was ist widerlich. Soweit ich weiß, versucht man das einzudämmen, indem man die Einsätze umfassender per Video dokumentieren lässt.«
»Dann schließen Sie daraus, dass der Täter ein Navy Seal ist.«
»Ja, Jerry, so wie er selbst.«
Der Mann auf dem Tisch war Curtiz Young, ehemaliger Navy Seal und zuletzt Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma in Norfolk. Zwei weitere Männer waren genauso gestorben wie Young. Es handelte sich um zwei Special Agents des FBI: Owen Denner vom Field Office Atlanta und William Bascomb vom Field Office Philadelphia. Was die drei Fälle miteinander verband, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber durch die ballistischen Untersuchungen an den verwendeten Projektilen stand fest, dass alle drei Männer mit derselben Waffe und daher mutmaßlich auch vom selben Täter ermordet worden waren.
Die Vorgehensweise war jedes Mal die gleiche gewesen.
Alle drei Opfer hatten am Boden gelegen und zu einem Zeitpunkt, da sie sehr wahrscheinlich nicht mehr gelebt hatten, einen weiteren Schuss aus nächster Nähe erhalten – einen Schuss, der ihnen den Schädel gespalten hatte.
An einen Zufall glaubte niemand von uns.
Seit ein paar Tagen hatten wir diesen Fall auf dem Tisch. Und irgendwie schien daran nichts zusammenzupassen. Zwei der Opfer waren Kollegen. Phil und ich hatten die Hoffnung gehegt, hier einen Ansatzpunkt zu finden. Aber dann kam Opfer Nummer drei, ein ehemaliger Navy Seal, der mit den Opfern Nummer eins und zwei nichts gemeinsam zu haben schien.
Irgendeinen Zusammenhang musste es natürlich geben. Wir kannten ihn nur noch nicht.
Etwas später erläuterte uns Frederik den ballistischen Bericht.
»Soll ich Ihnen die Wirkungsweise eines Projektils beim sogenannten Canoeing anhand eines Simulationsprogramms demonstrieren, das Mai-Lin mit mir entwickelt hat?«, erkundigte sich der Brite, als wir uns in seinem Labor unterhielten.
»Interessante Sichtweise«, sagte ich.
Er hob die Augenbrauen. »Inwiefern?«
»Dass Mai-Lin Ihnen bei der Entwicklung des Programms geholfen hat und nicht umgekehrt.«
»Vielleicht unterschätzen Sie einfach meine Fähigkeiten auf Gebieten, die zwar nicht zu meinem Fachbereich gehören, aber daran eng angrenzen. Und Informatik gehört genauso dazu wie Mathematik und die Fähigkeit, irgendetwas mit Programmcodes anzufangen.«
»Das hat uns Gerold bereits ausreichend erklärt«, sagte ich.
Frederik runzelte die Stirn. »Kann es sein, dass ich bei Ihnen eine geradezu besorgniserregende Geringschätzung der wissenschaftlichen Details konstatieren muss?«
»Ganz gewiss nicht. Es ist nur so, dass wir vorrangig darauf fokussiert sind, einen Mörder daran zu hindern, weiter sein Unwesen zu treiben.«