Jerry Cotton 3150 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3150 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

ASAC Jeremy Watts, der stellvertretende Leiter des Field Office Albuquerque, kam in der Wüste von New Mexico unter mysteriösen Umständen ums Leben. Zeugen wollten ein UFO gesehen haben und machten es für seinen Tod verantwortlich. Hysterie griff um sich. Phil und ich wurden entsandt, um den Fall schnellstmöglich aufzuklären. Wir schlugen die Ufo-Akten auf und begaben uns damit selbst in höchste Gefahr!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 132

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Die Ufo-Akten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Gianni Crispino

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5428-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Ufo-Akten

Agent Jeremy Watts blickte sich gehetzt um. Er konnte keine Verfolger ausmachen, aber dennoch hatte er das Gefühl, ständig beobachtet zu werden. Seine Waffe und sein Handy hatten sie ihm abgenommen, bevor er hatte fliehen können.

Der Halbmond am sternenklaren Himmel erleuchtete die karge, mondähnliche Landschaft ausreichend, dass er sich fortbewegen konnte, ohne über Felsbrocken zu stolpern oder in eine Felsspalte zu fallen. Das plötzlich über ihm aufflammende gleißende Licht blendete ihn so sehr, dass er die Augen mit der Hand beschatten musste.

Ein heftiger Schlag traf ihn unvorbereitet, warf ihn durch die Luft und ließ ihn hart auf dem steinigen Boden aufschlagen.

Phil und ich standen schon vor dem Fahrstuhl im J. Edgar Hoover Building, der Zentrale des FBI in Washington, und wollten uns gerade in den wohlverdienten Feierabend und auf den Heimweg machen, als mein Smartphone klingelte. Wir sollten uns beim Assistant Director einfinden. Also begaben wir uns sofort zu Mr Highs Büro.

Nachdem wir eingetreten waren, forderte er uns auf, Platz zu nehmen, bevor er zur Sache.

»Ich hoffe, Sie haben keine Pläne für den heutigen Abend gemacht«, begann er, und mir wurde sofort klar, dass er einen neuen und vor allem dringenden Auftrag für uns hatte.

»Was ist passiert?«, fragte ich interessiert.

»Was halten Sie von Ufos?«, war seine Gegenfrage, und er sah uns neugierig, aber mit einem leichten Lächeln an.

Phil, der schon immer der Impulsivere von uns beiden war, lehnte sich nach vorne. »Ist nicht wahr, Sir! Ist es so weit? Ufos über Washington, und wir sind Mitglieder einer Taskforce, die sie bekämpfen sollen?«

Ich zweifelte ein wenig am Ernst seiner Frage, aber Mr High beantwortete sie, als habe er keinen Zweifel daran, dass zumindest Phil an Ufos glaubte. »Nicht ganz, Phil. Nicht Washington, sondern New Mexico!«

Phil ließ sich überrascht in seinen Stuhl zurückfallen. »Ich fasse es nicht! Ich dachte, Sie erlauben sich einen Scherz mit uns. Aber was haben wir in New Mexico zu suchen? Das liegt doch in der Zuständigkeit der Field Operation Section Mountain, also bei Assistant Director Sheckley. Wie kommen wir zu der Ehre, in deren Bereich ermitteln zu dürfen?«

Auch ich fragte mich im Stillen, warum nicht Sheckleys eigene Leute in dieser Angelegenheit, worum auch immer es sich handeln mochte, ermitteln sollten.

Mr High ließ uns nicht lange im Ungewissen. »Assistant Director Sheckley hat mich gerade um Unterstützung gebeten, da seine beiden erfahrensten Teams gerade anderweitig gebunden sind und nicht ohne Weiteres von ihren derzeitigen Ermittlungen abgezogen werden können. Er hat mich gefragt, wen ich mit einer so delikaten Aufgabe betrauen könnte, und ich habe an Sie beide gedacht.« Er hatte den Kopf leicht schief gelegt und sah uns fragend an.

»Sir«, wandte ich ein, »wir könnten Ihnen sicherlich eine Antwort geben, wenn Sie uns verraten, um was es eigentlich genau geht. Das mit den Ufos war doch sicherlich nicht Ihr voller Ernst, oder?«

»Nun ja, das war es tatschlich nicht ganz. In New Mexico, genauer gesagt in der Nähe von Albuquerque, ist ein Agent des FBI ums Leben gekommen. Das allein ist schrecklich genug, aber nun ist dort auch noch eine Ufo-Hysterie ausgebrochen, nachdem mehrere Zeugen an dem Ort, an dem die Leiche des Kollegen gefunden wurde, ein Ufo gesehen haben wollen. Die Presse stürzt sich natürlich mit voller Macht auf diese Sache, was die Angelegenheit zusätzlich verschlimmert. Sie sehen, die Situation ist tatsächlich ernst, und ich möchte, dass Sie sich sofort auf den Weg nach Albuquerque machen. Der Chef des dortigen Field Office, Special Agent in Charge Bryan Torro, ist bereits informiert und erwartet Sie.«

Allein die Erwähnung eines ums Leben gekommenen Agents hatte gereicht, alle Zweifel an Mr Highs Ernsthaftigkeit auszulöschen und unsere volle Aufmerksamkeit zu erlangen. SAC Torro kannte ich von zwei FBI-Konferenzen in den letzten beiden Jahren recht gut. Ein äußerst fähiger Mann Mitte vierzig, der selbst diesen etwas abgelegenen Einsatzort mit Sicherheit als Sprungbrett für eine steile Karriere beim FBI nutzen würde.

»Um wen handelt es sich bei dem Opfer?«, wollte ich wissen, und hoffte inständig, dass es sich nicht ebenfalls um einen mir bekannten Kollegen handelte.

»Um Assistant Special Agent in Charge Jeremy Watts, den Stellvertreter von SAC Torro«, beantwortete unser Chef meine Frage.

Der Name sagte mir nichts, und auch bei Phil konnte ich kein Zeichen eines Wiedererkennens sehen.

»Die Todesumstände sollen sehr ungewöhnlich sein«, fuhr Mr High fort. »In Verbindung mit diesen unseligen Ufo-Gerüchten birgt das eine Menge Zündstoff, den die Medien natürlich nur zu gerne dazu nutzen, ihre Zuschauerzahlen oder die Auflagen ihrer Blätter in die Höhe zu schrauben. Also sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich nach Albuquerque kommen!«

***

Der Flug vom Ronald Reagan National Airport nach Albuquerque nahm aufgrund der beiden Zwischenstopps in New York und Dallas knapp über elf Stunden in Anspruch. Er führte uns quer über den Kontinent und zusätzlich über zwei Zeitzonen. Da wir um acht Uhr abends Eastern Standard Time gestartet waren, erreichten wir Albuquerque um kurz nach fünf Uhr morgens Ortszeit.

Trotz der frühen Morgenstunde erwartete uns am Albuquerque International Sunport ein Agent, der ein Schild mit der Aufschrift Cotton & Decker in die Höhe hielt. Er stand unauffällig zwischen weiteren Gentlemen, die ähnliche Namensschilder für ihre Gäste in den Händen hatten und unzweifelhaft verschiedenen Fahrservices angehörten.

Wir wiesen uns dem jungen Beamten gegenüber aus, durch dessen Adern deutlich sichtbar ein nicht unbeträchtlicher Anteil mexikanischen Blutes floss. Er stellte sich uns als Agent Moralez vor, und wir folgten ihm zu dem auf einem Dienstparkplatz geparkten schwarzen Chevrolet Tahoe. Obwohl ich den schnittigeren Ford Interceptor Stealth dem bulligen und grobschlächtig wirkenden SUV normalerweise vorzog, konnte ich mir vorstellen, dass sich in einem Bundesstaat, der zu großen Teilen aus trockener Wüste und Geröll bestand, dieses Fahrzeug als wesentlich praktischer erwies.

Unser Fahrer war überraschend wortkarg und beschränkte die Konversation während der Fahrt auf wenige Worte, aus denen wir lediglich erfuhren, dass SAC Torro bereits auf uns wartete und wir deshalb direkt ins Field Office fahren würden.

Ich konnte nicht erkennen, ob seine Schweigsamkeit auf die frühen Morgenstunden zurückzuführen war, oder vielleicht dem Umstand geschuldet war, dass es immer noch Agents gab, die eine Einmischung durch Beamte der Zentrale in Washington als unnötig oder sogar anmaßend ansahen. Es verwunderte mich, denn grundsätzlich hätte ich von einem so jungen Agent eher Neugierde über das Headquarter in Washington im Allgemeinen und Fragen zu unserer Tätigkeit im Speziellen erwartet.

»Was halten Sie von der Ufo-Theorie, Agent Moralez?«, versuchte Phil, eine peinlich werdende Stille zu unterbrechen.

Der junge Agent warf Phil über den Rückspiegel einen bösen Blick zu, als frage er sich, ob der Inspektor aus Washington ihn auf den Arm nehmen wollte.

»Kein Kommentar«, war seine knappe Antwort, und er schien verärgert zu sein. Nach kurzem Zögern ergänzte er aber doch noch sein Statement. »Fragen Sie das den Chef!«

Mir entging nicht der leicht verächtliche Zug um seine Lippen, und ich begann, mich zu fragen, was hier genau vorging.

Aber mir blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn nur Minuten später bog der Wagen um eine Ecke, und wir hatten einen hervorragenden Blick auf das dreistöckige Gebäude im typischen Stil der südwestlichen Bundesstaaten, bestehend aus einer Etage aus hellbeigem und zwei Etagen aus rotem Sandstein.

Agent Moralez steuerte den Wagen in eine große Tiefgarage, und als wir dort ausstiegen, schlug uns eine unerwartete Kühle entgegen. Schon auf der Fahrt vom Flughafen war mir die Temperaturanzeige des Dienstwagens aufgefallen, die zu der frühen Morgenstunde bereits eine Außentemperatur von 77 Grad Fahrenheit anzeigte. Wir war klar, was das bedeutete: Spätestens um die Mittagszeit würde die Außentemperatur auf über 104 Grad Fahrenheit im Schatten angestiegen sein. Phil und ich hatten inzwischen so viel Zeit an der Ostküste verbracht, dass wir diese knallharte Hitze ohne Probleme würden verkraften können.

Wir bestiegen einen Fahrstuhl und standen kurz darauf vor dem Büro des Leiters der Dienststelle. Agent Moralez klopfte an und öffnete dann die Tür für Phil und mich, ohne selbst einzutreten. Im Büro sprang ein athletisch gebauter Mann in einem weißen Kurzarmhemd und gelockerter Krawatte hinter seinem Schreibtisch auf, umrundete ihn und kam uns mit entgegengestreckter Hand entgegen.

»Inspektor Cotton, was für eine Freude, gerade Sie hier begrüßen zu dürfen.« Er verpasste mir einen kräftigen Händedruck. »Gut sehen Sie aus, und das muss Ihr alter Freund und Partner sein, nicht wahr? Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Inspektor Decker, ich habe schon viel von Ihnen gehört.« Dabei schüttelte Torro Phils Hand, als gälte es, von einem Kirschbaum sämtliche Früchte zu ernten.

»Freut mich ebenfalls«, war alles, was mein Partner sagen konnte.

Ich amüsierte mich trotz des traurigen Anlasses unseres Hierseins, denn ich wusste von unseren früheren Treffen, welchen Eindruck der ehemalige Star-Quarterback seiner Highschool auf Personen machte, die ihn zum ersten Mal trafen. Gleichzeitig fiel mir auf, dass Agent Moralez die Tür zu Torres Büro von außen geschlossen hatte.

»Eine kurze Frage, ehe ich es vergesse. Gibt es einen Grund für die Feindseligkeit von Agent Moralez?«, fragte ich in den Rücken von Torro, der sich sofort umdrehte und dessen Gesichtsausdruck nun keine Wiedersehensfreude mehr, sondern eine große Traurigkeit zeigte. »Ach ja«, stöhnte er. »Agent Moralez. Er hat ein Problem mit meinen Ansichten, und ich kann es ihm nicht mal übelnehmen. Kommen Sie, wir gehen in unsere Teeküche, ich brauche dringend einen starken, schwarzen Kaffee, und dann erzähle ich Ihnen, was Sie wissen müssen.«

***

Nur wenige Minuten später saßen wir zu dritt in einer riesigen Teeküche, durch deren Metalljalousien die Strahlen der Morgensonne leuchteten. Zum Glück war der Raum angenehm klimatisiert. Wir hatten an kleinen Tisch Platz genommen, jeder hatte einen großen Becher dampfenden Kaffees vor sich. Phil und ich hatten mit Torro gleichgezogen, unsere Jacketts über die Stuhllehnen gehängt und die Krawatten gelockert. Nachdem der SAC den ersten Schluck seines Kaffees getrunken hatte, begann er zu berichten.

»Ihnen, Inspektor Decker, muss ich es noch erzählen, Inspektor Cotton kennt die Geschichte. Wie mein Familienname nahelegt, habe ich mexikanische Vorfahren. Meine Großeltern väterlicherseits waren Mexikaner, ich bin größtenteils von meiner Großmutter großgezogen worden und … sie war eine sehr … nun ja … mystisch veranlagte und abergläubige Frau. Und obwohl es für einen Mann in meiner Stellung ungewöhnlich ist, es scheint dies auf mich abgefärbt zu haben.«

Er wand sich unter Phils ungläubigem Blick und schien förmlich in sich zusammenzusinken.

»Wie meinen Sie das?«, fragte Phil und schaute mich unsicher an. Ich konnte nur grinsen und mit den Schultern zucken, denn ich wusste natürlich, was nun kommen würde.

»Nun ja«, fuhr SAC Torro fort, »ich bin mit dem Glauben an das Übersinnliche und Okkulte, aber auch mit der sicheren Überzeugung aufgewachsen, dass … äh … dass es tatsächlich Ufos gibt. Und ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich scheine mich nicht völlig davon lösen zu können, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

Phil schien tatsächlich zu verstehen, denn er glotzte Torro sprachlos an.

Es schien mir an der Zeit, einzugreifen. »Also, SAC Torro, Sie glauben also an Ufos und Aliens. Was ist so schlimm daran? Ich habe gelesen, dass selbst Wissenschaftler und andere hochintelligente Leute daran glauben. Warum macht Agent Moralez so eine Geschichte daraus?«

»Nun ja, erstens gehört er einer Generation an, die das alles als Aberglaube und Spinnerei ansieht, zweitens versucht er, als halber Mexikaner alles zu tun, um den Eindruck abzuwenden, alle Menschen mit mexikanischem Blut in den Adern wären rückständige Landeier, die an so einen Unsinn glauben und …«

»Und drittens?«, hakte ich nach.

»Und drittens denkt er, dass wir den Fall auch ohne Hilfe der Zentrale in Washington lösen könnten, und macht mich dafür verantwortlich, dass Sie nun hier sind.«

»Wieso das?«, stieß Phil überrascht hervor.

»Weil ich mich dafür ausgesprochen habe, sofort das Headquarter zu verständigen, da ich mich für voreingenommen halte. Als ob das überhaupt eine Rolle gespielt hätte.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Da ein FBI-Agent getötet wurde, ist sowieso das Zentrale zuständig. Aber das will Moralez, der übrigens mit Agent Watts gut befreundet war, partout nicht einsehen.«

Es wurde Zeit, dass wir die ganze Wahrheit erfuhren, und ich bat den SAC, uns von Anfang an zu erzählen, was genau vorgefallen war und was bisher an Erkenntnissen vorlag.

»Selbstverständlich, Inspektor Cotton«, beeilte sich Torro, zu versichern. »Also, vorgestern erhielten wir einen Anruf aus Torrance County, dass man einen Mann in der Wüste tot gefunden habe, dessen Dienstmarke ihn als FBI-Agent auswies. Die ersten Bilder der Leiche, die uns der County Sheriff übermittelt hat, haben uns gezeigt, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um meinen Stellvertreter, Assistant Special Agent in Charge Watts, handelt, den ich seit einem Tag zuvor nicht mehr habe erreichen können.«

Ich nickte langsam.

»Die Todesumstände sind zumindest sehr seltsam, wie Sie auf den Bildern sehen werden, und dann sind da noch mehrere Zeugen, die in der Gegend, in der die Leiche gefunden wurde, in der Nacht ein Ufo gesehen haben wollen. Also hat es lediglich einen einzigen Tag gedauert, bis in der ganzen Region das Gerücht kursierte, dass ein Ufo einen Mann in der Wüste getötet hätte. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ein junger Kollege, Ehemann und Vater sein Leben lassen musste.« Er schüttelte traurig den Kopf.

Der Mann tat mir leid.

»Mal ganz abgesehen davon, dass es grundsätzlich schwer ist, mit einer so verfahrenen Situation umzugehen, muss ich mich ja auch noch um seine Frau und seine drei Kinder kümmern. Ich wäre wirklich froh, wenn Sie beide mit dem nötigen Abstand an diese Sache herangehen und völlig unvoreingenommen herauszufinden versuchen, was tatsächlich passiert ist.«

»Wir werden es nicht nur versuchen«, versicherte ich ihm, »wir werden ermitteln, was geschehen ist. Am besten sehen wir uns jetzt die Aufnahmen an, einverstanden?«

Fünf Minuten später saßen wir wieder in Torros Büro, diesmal um einen kleinen Tisch herum, der mit Hochglanzfotos übersät war. Mir entging nicht Phils schweres Schlucken, der schon immer einen nervösen Magen hatte, als er sich die plastisch wirkenden Bilder ansah. Auf den gestochen scharfen Fotos war die trostlose Oberfläche einer Geröllwüste zu sehen, in der sich etwas befand, was nicht dorthin gehörte.

Die Leiche lag auf dem Rücken, und auf weiteren Bildern waren in Nahaufnahmen des Gesichts die blicklos in den Himmel gerichteten Augen zu erkennen. Viel schlimmer waren aber die Ansichten des unbekleideten Oberkörpers, genauer gesagt des Brustraums. Dort, wo sich normalerweise der Solarplexus befand, gähnte ein riesiges Loch und darunter ein großer Hohlraum.

»Bevor Sie fragen, lenkte SAC Torro unsere Aufmerksamkeit von den Fotos weg, »aus dem Brustraum wurden sowohl das Herz als auch die Lunge, die Nieren und die Leber entfernt. Ich vermute, es war jemand aus dem Büro des Sheriffs, der diese Erkenntnisse nach außen getragen und damit die Ufo-Hysterie zusätzlich angeschürt hat. Die Presse sitzt uns im Nacken und ruft alle paar Minuten wegen einer Stellungnahme oder einer Pressekonferenz an. Wie gut wissen Sie über diese Gegend hier Bescheid?«

Bevor ich etwas sagen konnte, sprang Phil sofort mit Begeisterung in der Stimme darauf an. »Wer kennt nicht die Geschichten um Roswell, den Ufo-Absturz im Juli 1947 und die geheimnisvolle Area 51? Die ganze Welt hat Akte X gesehen.«

Überrascht musste ich feststellen, dass SAC Torres wissend nickte. Ich musste mich zurückhalten, um nicht ungläubig den Kopf zu schütteln. Erwachsene und gestandene FBI-Agents, die sich an Kindergeschichten und Science-Fiction ergötzten. Ich ahnte, dass eine schwierige Zeit auf mich zukommen würde.

»Wo sollen wir mit den Ermittlungen ansetzen, Special Agent in Charge?«, warf ich die Frage in den Raum. »Ich schlage vor, wir machen uns so schnell wie möglich auf den Weg und nehmen die Ermittlungen vor Ort auf.«