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Eine Klabauterfamilie strandet an einer nordischen Insel und richtet sich in einem versteckten Hochtal sesshaft ein. Eine noch schlimmere Sturmflut spült eine Karettschildkröte vor den Eingang der Schlucht und die Klabauter sind gefangen. Mit rüpelhaften Versuchen, das Problem gewaltsam zu lösen, scheitern sie kläglich. Elfenkind Finni und die jüngsten Koboldbuben befreien das "Mumpitz" aus seiner misslichen Lage und damit auch die Klabauter.
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Seitenzahl: 36
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Marion Wolf
Kapitulation der Kobolde
Abenteuer nordischer Sagengestalten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Schiffbruch
Klabauter-Los
Wanderung ins Unbekannte
Ein neues Zuhause
Insel-Leben
Der Orkan
Gefangen
Kriegsrat
Schlaumeier-Tricks
Elfenweisheit
Abschied
Impressum neobooks
Es war stockdunkle Nacht. Ein heftiger Sturm peitschte die Nordsee. Haushohe Wellen bäumten sich auf. Der alte Fischkutter schaukelte wie eine Nuss-Schale über gigantische Wellenberge. Der Kapitän hatte sich angeseilt, um nicht weggespült zu werden, hielt sich am Steuerrad fest und versuchte, das Schiff irgendwie gegen die Übermacht der Naturgewalten zu lenken. Dichte Nebelschwaden hüllten die nasskalte Hölle in undurchdringliche Schleier – man sah kaum die Hand vor Augen und eisige Tröpfchen piksten die Seeleute wie Stecknadeln im Gesicht.
Die Matrosen klammerten sich an der Takelage fest und schickten Stoßgebete zum Himmel, wenn der nächste Brecher heranrollte, während sie die Segel einholten. Die Schiffsjungen verkrochen sich unter der Plane des Rettungsboots und klammerten sich aneinander fest, wenn es von wilden Wogen gerüttelt wurde.
Schließlich geschah das Unglück: Eine haushohe Welle klatschte mit unvorstellbarer Wucht über die Breitseite des Schiffes. Mast und Schot brachen, dann erschütterte ein heftiger Ruck die Bohlen und der Kutter saß fest. Sturmböen heulten gespenstisch um das Wrack. Was nicht niet- und nagelfest war, spülte die aufgewühlte See gierig in ihren tobenden Höllenschlund. In einer kurzen Ruhepause retteten sich die Matrosen in eine unversehrte Kajüte unter Deck und beteten, dass der Spuk bald aufhören möge.
Im Morgengrauen ebbte die Flut ab. Das schaurige Lied des Sturmes verklang in der Ferne und es herrschte die Ruhe nach dem Sturm. Die gebeutelten Seeleute fielen erleichtert in einen tiefen Schlaf.
Als sie am Mittag erwachten, schien die Sonne wohltuend warm vom klaren Himmel, so als wolle sie barmherzig gutmachen, was die Unglücksnacht zerstört hatte. Schäfchenwolken glitten durch die zartblaue Unendlichkeit, als schwebten sie über ein Paradies lauterer Heiterkeit. Die Schrecken der Nacht deuchte die Besatzung in dieser Traumkulisse nur noch wie ein Albtraum – doch auf Deck offenbarte sie ihre bittere Wahrheit:
Der Kutter hatte sich in eine Klippe verkeilt; in der Mitte des Rumpfes klaffte ein riesiges Leck und die Einrichtung der Kombüse lag verstreut im Watt. Das Meer glänzte friedlich weitab am Horizont. Ab und zu überspülte eine Wasserzunge den dunklen Schlick und setzte niedliche Schaumkrönchen darauf ab, so als wolle sie verträumte Muster in den Sand malen. Doch in einigen Stunden würde die Flut zurückkehren…
Die Männer sahen sich seufzend um, reckten ihre zerbeulten Glieder und wankten zu ihrem gebeutelten Kapitän. Die Insel hinter den Klippen wollten die Fischer nicht betreten, denn die galt als Hochburg unheimlicher Kolkraben, die das verborgene Grab des Zauberers Merlin bewachen. Und von Spuk hatten sie nach dieser schaurigen Sturmnacht wahrlich genug.
Zunächst seilten die Matrosen das heil gebliebene Rettungsboot ab, schoben es in ein Siel und verankerten es im Watt. Dann holten sie den Sextanten, die Seekarten, Dokumente, Wertsachen und die Seenotausrüstung aus der Kapitänskajüte. Die Schiffsjungen klaubten in der Umgebung wasserdicht verpackte Vorräte zusammen. Nachdem sie sich gestärkt hatten, ruderten die Matrosen mit Wasserflaschen und Schiffszwieback an Bord durch das tiefe Siel ins offene Meer hinaus.
In der Abenddämmerung würde der Kapitän einige Leuchtraketen abfeuern. Vielleicht fände sich so ein Schiff, das sie mitsamt des Rettungsboots zum nächsten Hafen mitnähme. Von dort wollten sie dann erst mal nach Hause, um sich vom Schrecken zu erholen und ihre lädierten Glieder zu pflegen.
Kaum waren die wackeren Seemänner fort gerudert, kroch eine Horde Kobolde aus dem Wrack. Sie hatten sich im Kleiderschrank der Kapitänskajüte versteckt und so den Orkan weich gepolstert überstanden.
Es waren die letzten ihrer Art, denn Klabauter leben nur auf hölzernen Schiffen und die sind in nördlichen Breiten kaum noch zu finden. Nun waren die vom Aussterben bedrohten Kobolde mit dem alten Fischkutter hier gestrandet. Die Zeit der Seefahrt schien für das sagenumwobene Völkchen endgültig vorbei: Unbarmherzige Wettergewalten hatten sie vor ein entlegenes Eiland getrieben, von dem es kein Entrinnen mehr gab.