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Wie eine Pädagogik-Studentin zu einem Hasen und zwei Katern kam, wie sie gehalten und erzogen wurden und wie menschlich sie miteinander spielten sind unvergessene Erlebnisse aus der Jugendzeit der Autorin. Die Geistergeschichten entsprangen ihrer Phantasie, doch wer weiß, vielleicht haben sie sich wirklich so abgespielt?
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Marion Wolf
Ein Langohr & 2 Katerchen
Wahre Tier-Abenteuer mit etwas Flunkerei
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Am Viktualienmarkt.
Mümmels erstes Zuhause.
Mümmel im Hut
Sommer auf Balkonien
Winter im Laufstall
Ein Gartenhaus für Mümmel
Gefährlicher Freigang
Spuk im Hünengräberwald
Hasen-Akrobatik
Winterfell und Trommelfeuer
Micki und Mohrle.
Katzenkinderstube.
Umzug in die Küche
Revier erforschen
Verstecken im Heu
Nachtpforte
Hasenjagd
Ein schnuckeliges Versteck
Katzen-Gesellschaft
Karajan und Taschenpanther
Katzenflöhe
Ausflüge
Im Biergarten der Waldwirtschaft
Münchner Dixie
Vierbeinige Vorspüler
Wallfahrt mit Musik und Feuerwerk
Aufstieg zur Burg
Ein Gespenst geht um
Dankes-Hymne
Impressum neobooks
Valentinstag1973. ‚Heut fahr ich endlich mal zum Viktualienmarkt’, dachte Luise. Im dritten Semester studierte sie schon in München und war noch nie auf dem berühmten Markt gewesen. Doch heute hatte sie das Gefühl, dort warte etwas Besonderes auf sie. Also machte sie sich auf. Einen alten Bergsteiger-Rucksack über dem Anorak stapfte sie durch die Bungalowsiedlung zur Haltestelle Olympiadorf.
Am Marienplatz verließ sie die U-Bahn und wanderte das „Tal“ hinunter. Die Sonne schien, dicke Wolkenschiffe wanderten unterm Himmel, Schneeschmelze tropfte von den Bäumen, auf den Straßen lag grauer Matsch. Nach einigen hundert Metern erschienen rechts um die Ecke die Buden und Gemüsestände. Teuer war das Obst hier und beim Anblick der Leute aus aller Welt fiel ihr ein Münchner Witz ein: Kommt ein Japaner zum Viktualienmarkt, nimmt einen Apfel, beißt rein und legt ihn zurück. Schreit die Standlfrau: „Du, wannst mer den Apfi net zahlst, Saupreiß, japanischer!“
Gedankenverloren vor sich hin schmunzelnd irrte sie in der wogenden Menge umher, beobachtete die Menschen und landete plötzlich vor einem Tisch, wo jemand für 1 DM Kakteen verkaufte. Luise suchte sich drei aus, ließ sie in Papier wickeln und verstaute sie im Rucksack. Dann suchte sie nach dem Standbild von Karl Valentin – einem Namensvetter des Heiligen vom 14. Februar - und freute sich über die Blumen, die jemand an seinen Brunnen gelegt hatte. Unvergessen würde er bleiben, der schräge Wortverdreher, der nach dem Zweiten Weltkrieg halbverhungert an Lungenentzündung starb.
Nach kurzer Andacht bahnte sie sich einen Weg zum Straßenrand und zwängte sich zwischen Bäumen und parkenden Autos durch, um zügig zurückzukommen. Plötzlich stapfte ein gedrungener Mann daher und stellte eine Schachtel mit 5 jungen Häschen in den Kofferraum seines Autos – zwei schwarzen und zwei weißen mit kurzen Ohren und einen braunen mit langen Löffeln. EBE – das Kennzeichen von Ebersberg - ließ auf einen Bauern schließen. Luise taten die Hasenkinder leid – wie kann man nur lebende Tiere in einen dunklen Kofferraum sperren?
Sie dachte zurück an die bunten Osterhasenheftchen ihrer Kindheit, die sie seinerzeit mit Hingabe betrachtet hatte. Das braune Häschen erinnerte sie an den Mümmel ihrer Osterhasenträume, der im Märchen heimlich aus Farbresten ein kunterbuntes Ei bemalte und damit Lob einheimste.
„Was kosten denn die Hasen?“ fragte sie den unwirschen Mann, der offenbar keine Käufer gefunden hatte und gerade den Kofferraumdeckel zuknallte.
„Welchen wollen’s denn?“ fragt er zurück. „Kommt drauf an – ich weiß noch nicht.“
Er öffnete den Kofferraum und erläutert: „Die schwarzen und die weißen sind reinrassige Zwerge, die kosten 10 Mark, der braune ist ein halber Deutscher Riese und ein halber Zwerg – der kostet 5 Mark.“
Luise freute sich, dass ihr Auserwählter am billigsten war. „Ich nehm’ den Braunen", sagt sie, holte ihren Geldbeutel raus, gab dem Mann ein Fünfmarkstück und nahm das Häschen in Empfang.
Ein kalter Wind blies um die Häuser, Wolkenschiffe ballten sich zusammen und es nieselte Schneeregen. Liebevoll barg Luise das Hasenkind an ihrer Brust und zog den Anorakreißverschluss bis zu den Hasenohren zu. Vornüber gebeugt, die linke Hand unterm Hasenpopo, die rechte beschützend über dem Köpfchen, eilte sie zur U-Bahn. Sie spürt das Herz des kleinen Tieres über ihrem Herzen heftig pumpern und kraulte es liebevoll zwischen den Ohren. Was mag in so einem klitzekleinen Häslein wohl vorgehen, das von seiner Mutter getrennt im dunklen Kofferraum eines Autos dem Motorlärm ausgesetzt war und nach einigen Stunden in kalter Winterluft von einem fremden Menschen davon getragen wurde? „Du brauchst keine Angst zu haben“, flüsterte Luise, „ich hab Dich lieb und werde gut für Dich sorgen.“
An der Münchner Freiheit stieg Luise aus und steuerte einen Supermarkt an. Das Häschen setzte sie jetzt in die Anoraktasche, wo es neugierig rausguckte, während sie den Einkaufswagen durch die Reihen schob. Riesige Sellerieknollen und große Möhrenpakete im Sonderangebot kamen wie gerufen, dazu eine Großpackung Sonnenblumenkerne zum Schnäppchenpreis. Außerdem durfte sie kostenlos das abgerissene Blattwerk von Blumenkohl und Kohlrabi mitnehmen und bekam noch einen großen alten Karton dazu. Der freundliche Geschäftsführer war froh, die Gemüse-Abfälle loszuwerden und erklärte, sie könne diese jederzeit holen.
Nach weiteren 5 Minuten U-Bahn-Fahrt und 100 Metern Fußweg waren sie im Bungalow des Olympiadorfs. Luise legte eine Wachstuchdecke auf den Treppenabsatz hinter der Kochzeile und leerte den Inhalt der Schachtel darauf aus. Dann stellte sie den Karton daneben, legte Packpapier hinein und darauf einige Gemüseblätter. Mümmelchen bekam einen dicken Kuss und wurde in den Karton gesetzt, aus dem er nicht raus konnte. Dann holte Luise zwei Keramik-Schälchen, die der Hase nicht umstoßen konnte, füllte eins mit Wasser, das andre mit Sonnenblumenkernen und stellt beides hinein. Der kleine Hase schnupperte herum und begann zu fressen. Schon nach kurzer Zeit war alles weg.
Luise sorgt zweimal für Nachschub, und auch der wurde ratzeputz aufgefuttert. Noch am Abend schnitt sie die sauber geschrubbte Rinde der Sellerie ab und gab dem Häslein davon. Wie wild stürzte sich Mümmelchen darauf und auch die Enden, Blätter und Schalen der gewaschenen gelben Rüben wurden eifrig vertilgt.
Luise kochte Selleriesalat und Karottengemüse und als sie die Pellkartoffeln schälte, fraß er auch noch die Erdäpfelschalen, an denen beim Abhäuten einiges kleben blieb. Luise wunderte sich nicht schlecht, wieviel so ein kleiner Hase vertilgen konnte. Mümmelchens Appetit schien unermesslich.
So verging das Wochenende mit streicheln, fressen und schlafen. Schon nach wenigen Wochen war der kleine Hase merklich gewachsen und sprang aus dem Karton. Luise stellte große Töpfe vor den Treppenabgang und klemmte ein Tablett vor die Aufwärtsstufe, damit der Hase nicht aus Übermut ihre Studienpapiere zerriss, Bücher anknabberte oder gar eine Elektroleitung durchbiss, denn das könnte tödlich enden! Auf dem Treppenabsatz war genug Platz zum herumhopsen und der kleine Hase hielt sich an diese Grenzen, wo er stets Futter fand.