Keine Chance für Krafträuber - Thomas Schäfer - E-Book

Keine Chance für Krafträuber E-Book

Thomas Schäfer

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  • Herausgeber: Integral
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Unsere Lebensenergie ist kostbar, wir sollten deshalb nicht zulassen, dass andere sie uns stehlen. Doch was tun, wenn der Chef beleidigend wird? Wenn die Kollegin mit endlosen Monologen nervt? Die Angebetete immer zu spät zum Date kommt? Der Partner in Gegenwart Dritter den Besserwisser raushängen lässt?

Mit vielen spannenden Fallbeispielen aus seiner Praxis schildert Thomas Schäfer, wie uns – bewusst oder unbewusst – seelische Energie geraubt wird. Immer hatte er für seine Klienten ein treffsicheres Gegenmittel zur Hand. Hier zeigt der renommierte Psychotherapeut, was sich gegen den alltäglichen Kraftraub unternehmen lässt: mit vier gezielten Schritten gegen Energieklau und zahlreiche Tipps, um die Lebenskraft wieder aufzuladen.

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Seitenzahl: 313

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Das Buch

Ihre Lebenskraft ist kostbar. Sie sollten deshalb nicht zulassen, dass andere sie Ihnen stehlen. Doch was tun, wenn der Chef beleidigend wird? Wenn die Kollegin mit endlosen Monologen nervt? Die Angebetete immer zu spät zum Date kommt? Der Partner in Gegenwart Dritter den Besserwisser raushängen lässt? All das kostet Energie – die sich der andere genüsslich einverleibt. Doch genau damit machen Sie jetzt Schluss!

Auf unterhaltsame Weise schildert der renommierte Psychotherapeut Thomas Schäfer zahlreiche Beispiele für psychischen Energiediebstahl. Vor allem aber zeigt er, was sich dagegen unternehmen lässt: mit vier gezielten Schritten, einer gesunden Portion Schlagfertigkeit und zahlreichen Tipps, um die eigenen Kräfte wieder aufzuladen.

Der Autor

Thomas Schäfer, geboren 1960, arbeitet seit über 20 Jahren als Heilpraktiker mit den Schwerpunkten Psychotherapie und Familienaufstellungen. Neben systemischen Ansätzen integriert er auch Hypno- und Traumatherapie sowie NLP in seine therapeutische Arbeit. Er ist Autor mehrerer erfolgreicher Bücher (u.a. des SPIEGEL-Bestsellers Was die Seele krank macht und was sie heilt), die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

www.familienaufstellungenthoschaefer.de

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen.

Integral Verlag

Integral ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH.

ISBN 978-3-641-18988-4V001

Erste Auflage 2016

Copyright © 2016 by Integral Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany.

Redaktion: Dr. Diane Zilliges

Einbandgestaltung: no-mind.graphics, München, unter Verwendung eines Motivs von © Lunetskaya/Shutterstock

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

www.integral-verlag.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

Rache bedeutet das Eingeständnis einer Kränkung.

Seneca, römischer Philosoph

Die beste Art, sich zu rächen:

Nicht Gleiches mit Gleichem zurückzahlen.

Marc Aurel, römischer Kaiser und Philosoph

Inhalt

Einführung

Das Paradebeispiel eines Energievampirs

Vier Schritte gegen Energieklau

Erster Schritt: Prüfung mit der Körperwahrnehmung

Zweiter Schritt: Realitätsprüfung

Dritter Schritt: Energierücktransfer

Vierter Schritt: Handeln

Möglicher Zusatzschritt: Verzeihritual

Kraftraub in der Partnerschaft

Energieklau in der Kennenlernphase und am Beziehungsanfang

Energiediebstahl während der Beziehung

Energieklau zwischen Kindern und Eltern

Kinder bestehlen ihre Eltern

Eltern bestehlen ihre Kinder

Energieraub zwischen erwachsenen Kindern und Eltern

Eltern bestehlen ihre erwachsenen Kinder

Erwachsene Kinder bestehlen ihre Eltern

Energieklau durch Geschwister und Großeltern

Kraftraub im Beruf

Grundregel: Keine persönliche Angriffsfläche bieten

Energieklau am Arbeitsplatz

Energiediebe im Alltag, unter Freunden und Bekannten

Kraftklau im Alltag und in der Gesellschaft

Energieraub unter Freunden und Bekannten

Energieklau in der Psychotherapie

Der Therapeut bestiehlt den Klienten

Der Klient bestiehlt den Therapeuten

Sich selbst die Kraft stehlen

Einen Elternteil auf problematische Weise kopieren

Kraftraub durch Selbstmitleid

Hass, eine energetische Selbstsabotage

Energetischer Selbstmord: Jemandem den Tod wünschen

Gefährliche Energiestaubsauger

Alltägliche Energieschlucker

Häuser und Orte

Orte des Kraftverlusts

Orte, an denen man Kraft tanken kann

Energie schöpfen

Das Denken

Rückbindung an das Göttliche

Bewegung, Ernährung, Atem

Dank

Quellenverzeichnis

Über den Autor

Einführung

Wer einen Dreitausender besteigt und sich anschließend erschöpft fühlt, der weiß in der Regel, wo er die Kraft gelassen hat. Wer sich jedoch für eine Stunde zu einem Gespräch mit einem Freund trifft und sich danach ebenfalls matt und ausgelaugt fühlt, der kommt in den seltensten Fällen darauf, was die Ursache dafür sein könnte: unfreiwilliger Energietransfer. Vielleicht hatte ihm sogar ein echter Energievampir seine Zähne in den Hals gebohrt?

Dicke Bücher sind darüber geschrieben worden, was denn »Energie« ist. Die Chinesen bezeichnen Energie als »Chi«, das sich in jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier und jedem Menschen befindet. Alles, was existiert, reagiert mit seinem Chi energetisch auf seine Umwelt und die Umwelt wirkt wiederum zurück. Für unseren Umgang mit Energie genügt es völlig, sich immer wieder sensibel auf den Körper einzustimmen und theoretische Abhandlungen anderen zu überlassen.

Haben Sie im Gespräch mit einem bestimmten Menschen schon einmal auf Ihre Emotionen geachtet? Wurden Sie langsam innerlich wütend? Oder fühlten Sie sich eher von Langeweile eingelullt? Mussten Sie deshalb ständig gähnen und haben sich selbst noch darüber gewundert? Möglicherweise hatten Sie hierbei eine Begegnung mit einem Energiesauger.

Bekamen Sie während eines Gesprächs Beklemmungsgefühle oder einen Druck im Bauch? Haben Sie durch das, was der andere gesagt hat, Angst bekommen? Oder waren Sie ärgerlich auf jemanden? Oft, wenn Sie sich über das Verhalten eines anderen Menschen ärgern, hat er Ihnen erfolgreich Kraft gestohlen. Je mehr Sie sich geärgert haben, desto »erfolgreicher« war der Energietransfer beziehungsweise der Kraftraub. Wenn jemand nicht nur ab und zu, sondern ständig seine Saugwerkzeuge in das Fleisch seiner Mitmenschen gräbt, dann handelt es sich nicht um einen Energiedieb, sondern um einen menschlichen Energievampir. Energiedieb ist eigentlich jeder zuweilen – auch Sie und ich! Wir sind alle nur Menschen …

Doch mit Vampiren wird es sehr ungemütlich, vor allem wenn sie uns in eine (psychische) Abhängigkeitssituation bringen. Sich anderen Menschen überzuordnen, ihnen zu drohen, sie zu mobben, ihnen Angst zu machen, sie lächerlich zu machen und so weiter, das ist das Tagesgeschäft der meisten Energievampire. Von dieser Sorte Mitmensch wird in diesem Buch vorzugsweise die Rede sein. Doch es gibt auch Vampire, die sich Ihnen sogar (scheinbar) unterordnen, sich ständig an Ihren Schoß heften, Ihre Unterstützung erbetteln und Sie dauernd nervig um Entscheidungshilfe bitten: Bettelvampire. Auch diese Sorte Energievampir saugt Sie aus! Im schlimmsten Fall können uns Energievampire derart schwächen, dass wir professionelle psychotherapeutische Hilfe benötigen. Schauen wir uns also näher an, wie Mitmenschen uns unsere Kraft stehlen.

Wenn uns jemand eine Beleidigung an den Kopf wirft, zum Beispiel: »Sie werden es niemals lernen, es ist hoffnungslos mit Ihnen!«, dann versucht er, uns Energie zu stehlen. Je mehr wir uns über ihn ärgern, desto mehr Energie verlieren wir an ihn. Die Philosophen Marc Aurel und Seneca, die ich eingangs zitierte, haben es ganz richtig verstanden: Nur wenn wir dem Verbalrowdy verweigern, auf die gleiche Ebene mit ihm zu gehen, ihn nämlich ebenfalls fertigzumachen, nur dann bleibt unsere Kraft bei uns.

Wie jedoch reagiere ich am sinnvollsten, wenn mich jemand am Arbeitsplatz ständig zur Schnecke macht, meine Kinder mich mit einem Fußabtreter verwechseln, mein Partner beziehungsweise meine Partnerin ständig an meiner Figur, meinen Eigenheiten und anderem herumnörgelt? Genau davon handelt dieses Buch. Es handelt von den unterschiedlichsten Arten des Energieklaus, wobei – zugegeben – die meisten unbewusst geschehen.

Nicht wenige »Techniken« des Energieklaus kommen in mehreren Lebensbereichen vor, beispielsweise das Schweigen. In der Partnerschaft hat fast jeder schon einmal Kontakt damit gehabt. Als Autor musste ich mich entscheiden, welchem Kapitel ich es zuordne. Ich habe die Diebstahltechniken schließlich jeweils dem Kapitel zugeordnet, bei dem es mir in meiner Praxis am häufigsten begegnet ist. Das Schweigen lernte ich am häufigsten in der Paarbeziehung kennen: Oft sind es dort die Männer, die keine Worte mehr finden können oder wollen. Das Schweigen als »Methode« kommt jedoch auch im Beruf, im Umgang mit Kindern und in anderen Bereichen häufig vor, sodass dieses Thema deshalb in mehreren Kapiteln angesprochen wird. Wie ich nämlich mit Schweigern am Arbeitsplatz umgehe, muss nicht identisch sein mit möglichen Lösungen in der Beziehung oder im Umgang mit Kindern. Generell gilt: Sie finden fast jeden der hier dargestellten Saugertypen in (fast) jedem Lebensbereich.

Schweigen in der Paarbeziehung kann zäh sein und uns viel Kraft verlieren lassen. Wer seinem Ehemann zum x-ten Male die Frage stellt: »Wo ist eigentlich die Zärtlichkeit in unserer Beziehung geblieben? Mir kommt alles so leblos zwischen uns vor …« und nur betretenes Schweigen erntet, der ist irgendwann mit den Nerven am Ende. Je intensiver die Frau eine Antwort einfordert, desto mehr Kraft verliert sie an den Partner. Das sollte ihr bewusst sein. Im Kapitel zur Partnerschaft werden an vielen Beispielen typische Machtspielchen und Energiekonstellationen aufgezeigt. Es ist kein Zufall, dass dieses Kapitel das ausführlichste dieses Buches ist, denn auf diesem Feld bekomme ich als Therapeut stets die meiste Arbeit.

Aber auch Kinder rauben uns oft den letzten Nerv. Welcher Vater, welche Mutter wüsste das nicht? Wie kann man den süßen kleinen Vampirmonstern effektiv im sozialen Lernen helfen und dabei dennoch »ressourcenschonend« mit der eigenen Kraft umgehen?

Dazu gleich ein Beispiel: Luisa war wegen eines psychosomatischen Problems in meiner Praxis. Eines Tages suchte sie Unterstützung in einer Erziehungsfrage: »Immer muss ich es als Mutter sein, die es nicht mehr aushält, dass die stinkenden Kleidungsstücke meines zwölfjährigen Sohnes Finn übers Zimmer verstreut herumliegen. Außerdem will ich eine Waschmaschine fertig machen! Also gehe ich in sein Zimmer, sammle die Wäsche ein und mache eine Trommel fertig. Denn obwohl ich ihm x-mal am Tag sage, er soll seine Klamotten ins Bad tragen, macht er es nicht! So geht das seit Ewigkeiten. Ständig bitte ich ihn auf Knien, er soll endlich Ordnung halten und bitte schön selber die dreckigen Sachen in den Korb im Bad werfen, der für die Wäsche vorgesehen ist …«

»Und dabei verlieren Sie ständig Energie«, unterbrach ich sie.

»Genau!«, bestätigte Luisa.

Wie diese Geschichte endete, wie Luisa es schaffte, ihrem Sohn zum nächsten Entwicklungsschritt zu verhelfen und zusätzlich viel Energie zu sparen, das können Sie ausführlich im Kapitel über Eltern und Kinder nachlesen. Dort finden sich auch zahlreiche andere Beispiele vom Energieklau der Kinder und wie man ihn problemlos zum Nutzen aller auflöst.

Was Sie in diesem Buch über den sinnvollen Umgang mit der eigenen Kraft lernen, hilft – wenigstens zum Teil – ebenfalls in Lebenssituationen, in denen Sie energetisch geschwächt sind. Jeder kann nachvollziehen, wie schwer man die Kraft bei sich behält, wenn ein naher Angehöriger gestorben ist, wenn wir schwer krank sind oder es unserem Kind nicht gut geht. Auch wirkt nicht jeder Ort, an dem wir uns aufhalten, energetisch neutral. Wie wir sehen werden, gibt es Orte, an denen man Kraft erhält, und solche, an denen man Kraft verliert.

Erwarten Sie hier bitte keinen längeren Vampir-Fragebogen-Test zum Selbstankreuzen mit Punkteauswertung, über die Sie Ihre »Vampirgefährdung« kennenlernen. Ebenfalls gibt es hier auch keinen Test, der ihren Partner »überprüft«. Solche Tests gaukeln aus meiner Sicht nur eine scheinbare Objektivität vor. Diese Art von Ratgeberbuch halten Sie hier nicht in den Händen. Und natürlich kann dieses Buch auch nicht dem Anspruch gerecht werden, alle möglichen Arten von Energiediebstahl vollständig aufzuzeigen.

Mir als Autor ging es um etwas anderes: Sie als Leser sollen sensibilisiert werden für jede Art von Energieklau, egal ob im Beruf, in der Partnerschaft, unter Freunden, im Straßenverkehr oder wo auch immer. Und natürlich sollen Sie Hinweise erhalten, wie Sie kräftesparend mit diesen Energieräubern umgehen und womöglich länger anhaltende »Spenderverhältnisse« beenden können. Eigene Kapitel gibt es auch darüber, wie Sie aufhören, sich durch problematische Verhaltensmuster selbst Kraft zu stehlen, und wie Sie Ihre geleerten Tanks »umweltverträglich« wieder auffüllen können. Auch spirituelle Aspekte möchte ich gelegentlich ansprechen.

Das Paradebeispiel eines Energievampirs

Damit Ihnen gleich ganz plastisch vor Augen tritt, was denn ein Energievampir ist, möchte ich mit einem drastischen Beispiel beginnen. Aus der folgenden Geschichte können Sie sehr viel Typisches über Energievampire lernen.

Natürlich findet auch in der Schule Energieklau statt. Schüler stehlen Lehrern die Kraft und umgekehrt. Und selbstverständlich gibt es dort auch Energievampire. Simon, einer meiner Klienten, berichtete von einer tief prägenden Erfahrung mit einem solchen Energievampir. Es handelt sich um den Lateinlehrer seiner Gymnasialzeit, den alle Schüler Opa Puh nannten, und zwar weil er schon älter war, etwas schwerfällig ging und besonders im Sommer unter der Hitze stöhnte: »Puh, ist das heute heiß«, ächzte er immer. Als Opa Puh zum ersten Mal in die Klasse kam, stellte er sich mit den Worten vor: »Ich bin Oberstudienrat Dr. Patschenke. Ich beglückwünsche euch dazu, dass ihr mich als Lateinlehrer erhalten habt. Dieses Privileg haben nicht alle! Eines müsst ihr nämlich wissen: In ganz Deutschland gibt es nur zwei gute Lateinlehrer, meinen Freund Dr. Wurmlinger in München und mich. Alle anderen sind Nullen! Die anderen Lehrer wissen noch nicht einmal, wie man das c im Lateinischen korrekt ausspricht …«

Energievampire stellen sich nicht selten in krankhafter Weise über ihre Mitmenschen: Je höher man sich selbst stellt, desto tiefer fallen nämlich die anderen und zum Saugen ist diese Höhendifferenz eine hervorragende Ausgangslage, da die langen Zähne von oben viel besser in den Hals eindringen können … Der Vampir will der Boss sein, um ungehindert zubeißen zu können.

Simon fand die Worte seines Lehrers damals schon merkwürdig. Immerhin gab es am Gymnasium noch einige andere Lateinlehrer! Waren das alles Nieten? Es war bekannt, dass alle im Lehrerkollegium Opa Puh verachteten. Wer ist so verrückt, nur sich und seinen besten Freund als Lateinlehrer gelten zu lassen? Außerdem hatte Opa Puh noch viele andere Marotten. Die Verachtung durch seine Kollegen quälte ihn. Und was macht man, um energetisch wieder Oberwasser zu bekommen? Genau! Man stürzt sich mit seinen Vampirzähnen auf die Schwächsten, die in der Umgebung zu finden sind. Im Fall einer Schule sind das die Schüler. Sie mussten es büßen!

Simon und zwei weitere männliche Mitschüler waren die bevorzugten »Nahrungsquellen« des Lateinvampirs. Schon nach kurzer Zeit beschied Opa Puh Simon: »Du bist eine Niete! Niemals wirst du Latein lernen! Bei Menschen wie dir ist jede pädagogische Bemühung ein Werfen von Perlen vor die Säue!«

Mit so einer Entmutigung entzog er Simon dauerhaft die Chance, sich mit Latein anzufreunden. Außerdem programmierte er den Schüler auf Dauer auf schlechte Noten in diesem Fach. Durch ständiges Lächerlichmachen und Demütigen vor den Mitschülern saugte er Simon über Jahre hinweg energetisch aus.

Heute weiß Simon, dass Opa Puh ein ganz armes Würstchen war. Er litt unter der Ausgrenzung und Verachtung der Kollegen. Für ihn gilt, was für die meisten Vampire gilt: Sie leiden unter großer Angst! Oft ist es Angst vor Isolation. Vampire am Arbeitsplatz leiden manchmal unter Existenzängsten oder dem Wahn, entlassen zu werden, und müssen deshalb aus ihrer Sicht »vorbeugen«.

Nur durch Energievampirismus konnte Opa Puh sein schwaches Selbstwertgefühl stabilisieren. Genau dies ist ein häufiges Merkmal für Energievampire: Sie haben zu wenig Selbstwertgefühl. Als Opfer suchen sie sich Mitmenschen, die ebenfalls wenig Selbstwertgefühl haben, jedoch nicht den Weg des Vampirismus eingeschlagen haben.

Um weitere populäre Techniken von Energievampiren zu studieren, schauen wir noch einmal Opa Puh bei seinem schlimmen Treiben zu. Schließlich sollen Sie Vampire in Zukunft gut erkennen können. Simon hatte selbstverständlich immer schlechte Lateinnoten; er war darauf programmiert worden. Das Ritual der Rückgabe von Klassenarbeitsheften sprach für sich. Die Hefte waren sortiert: Zuerst wurden die Einser und Zweier verteilt … Simon kam stets am Ende dran: Opa Puh nahm das Heft in die rechte Hand und warf es aus dem Handwinkel durchs ganze Klassenzimmer in Richtung letzte Reihe, wo Simon saß. Der konnte das Heft fast nie auffangen. Es landete meist vor dem Tisch auf dem Boden. Simon musste also eigens aufstehen und es vom Boden aufheben – eine besondere Demütigung vor den Mitschülern. Parallel zu diesem Wurf sprach Oberstudienrat Dr. Patschenke stets dieselben Worte: »Messmer (Simons Nachname), det war wohl wieder nüscht, wa?«

Einmal schien Opa Puh eine zusätzliche Energieübertragung zu benötigen, denn er sagte zu Simon, als dieser falsch konjugierte: »In deiner Familie gab es bestimmte viele Geistesschwache, oder?«

Simon schwieg – leider! Die ganz Klasse lachte. Ein Vampir isoliert sein Opfer gern, indem er es vor anderen erniedrigt und der Lächerlichkeit preisgibt.

Wenn Sie dies nun gelesen haben, überlegen Sie einmal: Gibt es in Ihrem Bekanntenkreis oder an Ihrem Arbeitsplatz jemanden, der Ähnlichkeiten mit Opa Puh hat? Schläge unter die Gürtellinie, wie der gerade beschriebene, sind typisch für die schlimmeren unter den Energievampiren.

Vier Schritte gegen Energieklau

Die folgenden vier Schritte sind bei jeder Art von Energieklau hilfreich, außer wenn es um Ihre (jüngeren) Kinder geht. Energieklau durch Kinder und Jugendliche beendet man mithilfe des »Konsequenzprinzips«, wie es im Kapitel »Energieklau zwischen Eltern und Kindern« beschrieben wird.

Erster Schritt: Prüfung mit der Körperwahrnehmung

Für Sie als Opfer ist der erste Schritt das Erkennen des Umstands, dass Sie in den »Spendermodus« geraten sind. Nach dem Lesen dieses Buches wird Ihre Sensibilität dafür mit Sicherheit größer sein als vorher. Konkret lautet der erste Schritt im Falle eines Falles: Spüren Sie aufmerksam in Ihren Körper hinein. Bemerken Sie einen Druck im Magen, einen Kloß im Hals, fühlt sich Ihr Körper irgendwie schlecht an, seit eine bestimmte Person mit Ihnen zusammen war oder noch ist?

Zweiter Schritt: Realitätsprüfung

Machen Sie nun die Realitätsprüfung: Stimmt das überhaupt, was Ihnen gesagt wurde? Vielleicht ist es Unsinn. Wenn Sie am Wahrheitsgehalt zweifeln, reden Sie mit Ihren Freunden über das, was der mutmaßliche Energieräuber sagte, um sich bestätigen zu lassen, dass es nicht stimmt.

Je nachdem, ob es sich um Ihren Chef, einen Kollegen, Ihren Partner oder wen auch immer handelt, müssen Sie prüfen, ob dem Angreifer ein offenes Nein entgegengesetzt werden soll. Was also tun, wenn die Botschaft inhaltlich nicht richtig ist? Wenn es sich um den Chef handelt, reicht oft ein »inneres Nein«, wobei Sie ganz ruhig und entspannt Ihre Dinge weitermachen wie bislang. Bei Ihrem Partner, Ihrer Partnerin sind womöglich offene Worte angebracht.

Jedenfalls muss Ihnen selbst klar werden, dass die Botschaften des Energiediebs Unsinn sind, den man nicht ernst nehmen darf. Handelt es sich beim Chef oder einem Bekannten wirklich um einen Energievampir, schrumpft der Energieklau direkt auf die Hälfte, sobald man den Räuber als das sieht, was er ist: ein armes Würstchen, so wie Opa Puh. Dieses innere Bild entkrampft so intensiv, dass es nach innen entlastend wirkt. Es fördert auch Ihre Kreativität, dem Räuber etwas Passendes entgegenzusetzen. Im Fall von Opa Puh war das jedoch sehr schwierig: Kinder haben gegen Erwachsene einfach schlechte Karten. Nur das Einschalten der Eltern hätte eventuell den Vampirismus stoppen können.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass hinter jedem Baum ein missgünstiger Mitmensch oder ein Energievampir auf Sie lauert. Nicht jeder, über den ich mich ärgere, ist ein Energiedieb! Wenn ich gewissenhaft Schritt zwei (Realitätsprüfung) mache, kann ich das schnell erkennen. Ein Beispiel: Ich gerate in eine Polizeikontrolle, bei der ich damit konfrontiert werde, dass ich fünfundzwanzig Kilometer pro Stunde zu schnell gefahren bin. Es wird richtig teuer und nun ärgere ich mich über den Polizisten. Ich bekomme fast all die Symptome, die oben als typisch für eine Begegnung mit Energiedieben beschrieben sind. Hat der Polizist mir nun Energie gestohlen? Würde die eingangs gegebene Definition vollständig sein, dann wäre dies so. Doch natürlich stiehlt mir der Polizist keineswegs Kraft. Er macht nur gewissenhaft seine Arbeit.

Wenn ich mich schon ärgern will, dann sollte ich mich über die vorher nicht bedachten Folgen meines eigenen Verhaltens im Straßenverkehr aufregen. Tatsächlich findet auch in diesem Beispiel eine Art von Energieklau statt: Ich selbst verschleudere meine eigene Kraft, solange ich mich über mich ärgere. Ich stehle mir selbst Kraft!

Meine Selbstsabotage in Sachen Energie hört schlagartig auf, wenn ich einfach die Verantwortung für mein Verhalten übernehme: »Ich habe einen Fehler gemacht und in Zukunft mache ich es besser!« Wer also innerlich zu seinen Fehlern steht und bereit ist, die Folgen zu tragen, der gibt keinerlei Energie ab. Nicht selten sind wir selbst im Alltag die eifrigsten Diebe unserer Kraft, weswegen auch diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Dritter Schritt: Energierücktransfer

Sie holen sich Ihre Energie wieder vom Dieb zurück, indem Sie innerlich sagen: »Die gestohlene Kraft nehme ich wieder zurück zu mir! Sie gehört mir!« Ob Sie es glauben oder nicht, dieses kleine Ritual bringt nicht nur die geklaute Kraft zurück, sondern es signalisiert dem Dieb unbewusst, dass Sie ihm als jederzeit offene »Tankstelle« nicht mehr zur Verfügung stehen. Zwar dürfen Sie nicht erwarten, dass er keine weiteren Angriffe mehr startet, doch wenn Sie konsequent bleiben, bessert sich die Situation deutlich.

Vierter Schritt: Handeln

Schließlich folgt Schritt vier mit der Frage: Welche Maßnahmen sind jetzt notwendig? Wenn es sich beim Energiedieb beispielsweise um Ihren Partner oder Ihren erwachsenen Sohn handelt, müssen Sie möglicherweise einmal Tacheles mit ihnen reden. Geht es um Ihren Chef, empfiehlt sich meist ein taktischeres Vorgehen. Bei Mitarbeitern am Arbeitsplatz bieten sich oft verschiedene Strategien an. Einerseits geht es darum, welche Maßnahme zu Ihnen als Mensch passt. Andererseits ist nicht bei jedem Energieklau jede Maßnahme sinnvoll. Man muss prüfen, was unter den gegebenen Umständen Erfolg verspricht. Dafür braucht es gesunden Menschenverstand. Was häufig sehr wirksam ist: Lächeln! Wenn Sie es schaffen, einigermaßen natürlich zu lächeln, merkt der Energiedieb, dass Sie souverän mit seiner Attacke umgehen können und kein geeignetes Daueropfer sind. Ein gezwungenes, eingefrorenes »Tigerlächeln« hilft jedoch nicht weiter, sondern macht alles nur noch schlimmer. Wenn Sie es nicht schaffen, in solch einer stressigen Situation natürlich zu lächeln, probieren Sie besser andere Strategien aus.

Manchmal ist der Energievampirismus so schlimm, dass Sie fachliche Unterstützung benötigen, zum Beispiel einen Psychotherapeuten an Ihrer Seite, einen Arzt, den Betriebsrat …

Weil Schritt vier in kein Schema passt, muss er jedes Mal aufs Neue gefunden werden. In den folgenden Kapiteln geht es vor allem darum, je nach Fall einen vernünftigen vierten Schritt zu finden. Die vielen noch folgenden Fallgeschichten werden Ihnen helfen, selbst ein entsprechendes Fingerspitzengefühl dafür zu entwickeln, was als Gegenmaßnahme sinnvoll getan werden kann.

Möglicher Zusatzschritt: Verzeihritual

Wenn Sie Lust haben, eine besondere Methode auszuprobieren, gibt es hier einen Zusatzschritt, den man mit Punkt drei oder vier kombinieren kann. Damit deutlich wird, worum es geht, folgt zunächst eine Geschichte aus meiner Praxis:

Marianne lebte seit zehn Jahren in ihrem kleinen Häuschen am Rand eines schönen Kiefernwaldes. Beim regelmäßigen Spazierengehen im Wald traf sie ständig die Dame vom Haus nebenan, eine Witwe. Ihr Mann war schon verstorben, noch bevor Marianne in das Dorf kam. Nachdem die Dame vor fünf Jahren ihren Beruf als Lehrerin an den Nagel gehängt hatte, ging sie noch öfter spazieren als zuvor.

Bei jeder Begegnung im Wald geschah dasselbe Ritual: Der Hund bellte schon von Weitem aggressiv, wenn sich Marianne ihm und der Dame näherte. Niemals in den zehn Jahren hatten sich die zwei Frauen gegenseitig gegrüßt. Früher hatte Marianne gegrüßt, wurde jedoch nicht zurückgegrüßt.

Marianne empfand die Situation als hoffnungslos: »Sie scheint mich zu hassen, ich weiß gar nicht, warum. Mit ihrer spitzen Nase hackt sie ständig auf mir rum, zum Beispiel wenn meine Brombeeren zu weit zu ihr rüberwachsen oder Äpfel von meinem Baum auf ihr Grundstück fallen …«

Ich riet Marianne, Folgendes auszuprobieren. Vor dem nächsten Spaziergang soll sie mit ihrer Nachbarin innerlich ein kleines Ritual machen und abwarten, was dann geschieht. Marianne soll ihr innerlich sagen: »Ich verzeihe dir alles, was du mir jemals angetan hast. Bitte verzeih du mir, was ich dir jemals angetan habe. Meine Seele grüßt deine Seele.«

Die Wirkung dieser Übung war sehr überraschend! Bei der nächsten Sitzung berichtete Marianne: »Bei der darauffolgenden Begegnung im Wald war alles anders als sonst. Der Hund bellte zum ersten Mal überhaupt nicht! Ich fragte mich, ob er krank sei … Und dann die nächste Überraschung: Die Nachbarin schaute mich an und grüßte. Ich grüßte zurück und wusste gar nicht, wie mir geschah …«

Marianne wollte von mir wissen, warum die Übung so gut wirkte und warum der Hund plötzlich nicht mehr bellte. Die Antwort war einfach: Indem Marianne mit ihrem Ritual nicht das Ego, sondern die höchste Ebene ihrer Nachbarin angesprochen hatte, wurde das »böse Feuer« aus ihrem Kontakt genommen. Wer die Seele seines Mitmenschen anspricht, der bewirkt, dass dessen Seele, die gleichbedeutend mit dem höheren Selbst ist, diese wohlwollenden Signale an den Betreffenden weitergibt und dadurch im günstigsten Falle positive Verhaltensänderungen ausgelöst werden können. Da Frauchen und Hund seelisch selbstverständlich miteinander verbunden sind, reagierte der Hund prompt; er spürte im Wald, dass jetzt keine »Feindin des Frauchens« naht, die mit lautem Gebell angegriffen werden muss, sondern nur Marianne, die von Frauchen seit Neuestem anders eingestuft wurde. Das Verhältnis zur Nachbarin hat sich in der Folge dauerhaft normalisiert.

Sie sind skeptisch, dass so etwas funktioniert? Natürlich sollen Sie nicht einfach glauben, was ich schreibe. Bitte experimentieren Sie damit und überprüfen Sie es!

Zugegeben: Es gibt zwei Haken an der beschriebenen »Wundertechnik«. Die Dame ist nicht vergleichbar mit der schwersten Sorte von Energievampiren, die beispielsweise Ihr Arbeitsumfeld unsicher machen. Wenn Sie die Seele eines Energievampirs ansprechen, wird die Botschaft zwar von seiner Seele entgegengenommen, doch leider ist der Vampir womöglich selbst (innerlich) weit von seiner Seele entfernt. Dadurch wird die Seele eines Energievampirs nicht ganz so deutlich auf das Verhalten einwirken können wie beim Durchschnittsmenschen. Dennoch hat das Ritual eine positive Wirkung. Falsch kann man damit nichts machen!

Der zweite Haken: Ihre eigene emotionale Reaktion. Ein Beispiel: Der Vampir, mit dem Sie diese Übung machen möchten, ist wirklich ein ziemliches Monster. Zwar führen Sie das hier vorgeschlagene Ritual aus, aber schon bei seiner nächsten anzüglichen Bemerkung gehen Sie innerlich in Ihr altes Muster zurück: Innerlich läuft bei Ihnen nämlich stets derselbe Monolog ab: »Dieses blöde Arschloch, kann der nicht endlich mal seine Klappe halten!?« Dieser nur vier Sekunden dauernde innere Monolog ist energetisch wie das Drücken der Resettaste am PC während des laufenden Betriebs. Die Programmierung des Verzeihrituals wird sofort bei Ihrem Monolog gelöscht und Sie haben Ihrer eigenen Seele die Kooperation verweigert. Es bleibt Ihnen demnach nichts anderes übrig, als das Ritual zu wiederholen.

Trotz dieser beiden Haken rate ich Ihnen: Probieren Sie dieses Ritual mit allen Energieräubern aus. Bei besonders schlimmen Kraftdieben müssen Sie es häufig wiederholen, auch wenn es Ihnen nicht ganz leichtfällt. Das Schlimmste, was bei dieser Übung passieren kann: Sie funktioniert nur wenig oder gar nicht. Doch wenn Sie die Übung wirklich mit Ausdauer und Herzblut machen, können meiner Erfahrung nach viele Kriegsbeile begraben werden. Vor allem signalisieren Sie mit dieser Übung Ihrem eigenen Unbewussten: »Ich will Frieden mit diesem Menschen.« Das allein verändert auch schon etwas.

Wenn Sie visuell veranlagt sind oder gern mit Bildern experimentieren, können Sie zusätzlich noch eine Variation in die Übung einbauen: Wenn sich der aggressive Chef oder wer auch immer Ihnen gegenüber feindlich gesonnen ist, im Anmarsch befindet, visualisieren Sie hinter und über seinem Kopf dessen Seele als helles Licht. Dies verstärkt den Effekt des Rituals, dass Sie sich auf einer höheren Ebene begegnen und die Sache dort lösen.

Kraftraub in der Partnerschaft

Energieklau in der Kennenlernphase und am Beziehungsanfang

Online-Dating: Vorsicht vor Energieklau!

Online-Partnerbörsen sind der ideale Ort für Energieklau. Die Sehnsüchte der Suchenden kann sich mancher zunutze machen. Monatelang einem Energieräuber Energie zu spenden, ist dabei keine Ausnahme. Folgendes Beispiel aus meiner Praxis macht dies deutlich.

Jörg ist achtundzwanzig Jahre alt. Sichtlich betroffen erzählte er seine Geschichte: Vor neun Monaten lernte er über eine Partnerschaftsseite im Internet Yvonne kennen. Sie wohnt in Hamburg, er jedoch 800 Kilometer weiter südlich. So lag es auf der Hand, dass die beiden sich zuerst einmal über E-Mails und Telefonate beschnupperten.

Doch auch bei 800 Kilometer Distanz stellt sich nach spätestens drei Monaten die Frage, ob man sich jetzt nicht einmal treffen könnte, zum Beispiel an einem Wochenende. Jörg hatte das Thema Treffen mehrfach angesprochen. Doch Yvonne hatte immer gute Gründe, weswegen es nicht ging: Einmal hatte die Großmutter achtzigsten Geburtstag, der Hund musste schwer verletzt zum Tierarzt, die Firma schickte sie unvorhergesehen zu einer Fortbildung und einmal war Yvonne unpässlich, denn ihr Magen-Darm-System machte ihr immer wieder schwer zu schaffen, wenn Jörg kommen wollte.

Nach über acht Monaten hielt Jörg es nicht mehr aus. Spontan packte er an einem Samstag seine Sachen und fuhr nach Hamburg. Gut in Schale geworfen und in der Rechten einen Blumenstrauß, klingelte er am späten Nachmittag an der Haustür – die Adresse hatte er jedenfalls. Es öffnete eine junge, klein gewachsene, korpulente Frau mit schwarzen Locken die Tür.

»Sie wünschen?«, fragte die Dame.

»Ist Yvonne zu Hause?«, fragte Jörg.

»Die steht vor Ihnen«, antwortete die Frau.

»Das kann nicht sein!«, entgegnete Jörg verunsichert, »Yvonne ist 1,80 Meter groß und hat lange blonde Haare.«

Die schwarzhaarige Dame bekam nun den Mund nicht mehr zu und errötete heftig. Noch vor der Haustür wurde Jörg darüber aufgeklärt, dass Yvonne tatsächlich vor ihm stand. Nur hatte sie beim Online-Dating ein schönes Foto ihrer besten Freundin verwendet. Auf Jörgs Nachfrage, warum sie das denn gemacht habe, antwortete sie beschämt: »Damit ich bei den Männern bessere Chancen habe!«

Jörg war sprachlos. Er warf ihr den schönen Blumenstrauß vor die Füße, drehte sich um und ging wieder zu seinem Auto.