Kinderlachen - Folge 006 - Marion Alexi - E-Book

Kinderlachen - Folge 006 E-Book

Marion Alexi

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Beschreibung

Mit blassem, viel zu ernstem Gesicht steht der fünfjährige Timmi an der Wiege und betrachtet seine friedlich schlafend kleine Schwester. In seinen blauen Augen spiegeln sich Wut und Traurigkeit. Denn seit es Baby Josephine gibt, ist Timmi bei allen abgemeldet. Sogar seine Mami und sein Papi haben das neue Kind viel lieber als ihn. Josephine bekommt "seine" Streicheleinheiten, "seine" Zuwendung, "sein" Verständnis. Für Timmi bleiben nur noch Ermahnungen und strenge Regeln. Früher, als er noch allein war, war es zu Hause viel schöner.

Voller Eifersucht schaut Timmi seine kleine Schwester an. Er kann gar nicht verstehen, was die Erwachsenen an dem Baby so toll finden. Da reift aus Verzweiflung in dem Jungen auf einmal ein gefährlicher Plan ...

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Seitenzahl: 113

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Inhalt

Cover

Impressum

Timmi und das neue Baby

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / FamVeld

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2669-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Timmi und das neue Baby

Wozu sich ein kleiner Junge hinreißen ließ

Von Marion Alexi

Mit blassem, viel zu ernstem Gesicht steht der fünfjährige Timmi an der Wiege und betrachtet seine friedlich schlafende kleine Schwester. In seinen blauen Augen spiegeln sich Wut und Traurigkeit. Denn seit es Baby Josephine gibt, ist Timmi bei allen abgemeldet. Sogar seine Mami und sein Papi haben das neue Kind viel lieber als ihn. Josephine bekommt »seine« Streicheleinheiten, »seine« Zuwendung, »sein« Verständnis. Für Timmi bleiben nur noch Ermahnungen und strenge Regeln. Früher, als er noch allein war, war es zu Hause viel schöner.

Voller Eifersucht schaut Timmi seine kleine Schwester an. Er kann gar nicht verstehen, was die Erwachsenen an dem Baby so toll finden. Da reift aus Verzweiflung in dem Jungen auf einmal ein gefährlicher Plan …

Friederike leuchtete das Glück aus den Augen. Wären sie nicht blau gewesen, tiefblau und klar mit ein wenig Gold auf dem Grund, hätte man diese schönen, ausdrucksvollen Augen durchaus mit strahlenden Sternen vergleichen können.

Sie lief über die Tanzfläche auf Udo zu, der seit wenigen Stunden ihr Mann war. Die linke Hand hielt die Spitzenschleppe des weißen Kleides, die rechte den Brautstrauß aus bunten Rosen, mit viel Schleierkraut und Efeuranken gebunden. Vor Udo blieb Friederike stehen und lächelte etwas atemlos. Ihre zierliche Gestalt schwankte leicht.

Alle Hochzeitsgäste waren sich einig: Eine schönere Braut als Friederike hatte man noch nie gesehen. Sie war mit ihrem strahlenden Lächeln, der hochgewachsenen Gestalt und ihrem warmherzigen Wesen die schönste von allen.

Sogar ihre Schwiegermutter musste zugeben, dass Friederike eine bildhübsche Braut war – allerdings erst, als die beste Freundin der Braut, Ellen Flierbaum, sie insistierend gefragt hatte. Annette Ringolf schwächte ihre überraschend günstige Aussage aber sofort ab, indem sie bemerkte, dass ja wohl alle Bräute an ihrem schönsten Tag nett aussähen.

»Nett?« Ellen Flierbaum hätte sich fast an ihrem Sekt verschluckt. »Friederike sieht hinreißend aus, Frau Ringolf!«

Annette Ringolf war nicht mehr daran gewöhnt, dass ihr jemand widersprach.

»Ein Brautkleid, mein liebes Fräulein Flierbaum, macht aus jeder Frau ein Märchenwesen, auch noch aus der unscheinbarsten!«, belehrte sie die junge Frau mit damenhafter Herablassung.

Die sportliche Ellen mit ihrer praktischen Kurzhaarfrisur überlegte irritiert, an welche Adresse diese Bemerkung wohl ging. Sollte Frau Ringolf damit angedeutet haben, dass sie ihre frischgebackene Schwiegertochter nicht für gut aussehend hielt? Oder spielte sich hier ein kleiner Machtkampf ab?

Beides wäre gleichermaßen ärgerlich, aber typisch für Frau Ringolf gewesen, die für Ellens Geschmack ein bisschen zu oft durchblicken ließ, dass Friederike mit Udo das große Los gezogen hatte. Ellen hatte aber noch nicht gehört, dass Annette ihrem Sohn zu seiner jungen Frau gratuliert hätte …

»Das ist in etwa vergleichbar mit den Uniformen …«, fuhr Annette Ringolf nun in etwas milderer Tonart erklärend fort.

»Mit den Uniformen?« Ellen war gespannt, wie es weitergehen würde. Bei dieser Dame musste man auf Überraschungen gefasst sein.

Für die junge Frau hatte gleich nach der ersten Begegnung mit der künftigen Schwiegermutter ihrer besten Freundin festgestanden, dass diese es Friederike bestimmt nicht leicht machen würde. Ellen hatte Friederike sogar vor Annette Ringolf, diesem Bündel an Tugend und Energie, gewarnt.

»Du, die ist ein Biest und gönnt dir ihren Liebling nicht«, hatte sie ihrer Freundin im Vertrauen gesagt. »Und Timmi kann sie trotz der vielen süßen Sprüche nicht leiden. Da kommt eine Menge auf euch beide zu, wenn du nicht beizeiten die Weichen stellst!«

Aber Friederike hatte die gut gemeinten Warnungen ihrer Freundin lachend und himmelhoch jauchzend verliebt in den warmen Sommerwind geschlagen und gemeint, das würde sich bestimmt mit der Zeit alles von selbst regeln.

Und jetzt, während Ellen mit Annette Ringolf plauderte, tanzte die überglückliche Braut den ersten Walzer mit dem Bräutigam und sah ihn so verliebt an, dass man einfach glauben musste, die beiden hätten das Glück für sich gepachtet.

»… ist Ihnen das noch nie aufgefallen, Fräulein Flierbaum?« Annette Ringolf lächelte etwas geneigter, denn wenn sie etwas mochte, dann waren es bevormundende Bemerkungen.

»Was denn?« Ellen hatte sich von dem herzerwärmenden Anblick des tanzenden Brautpaares ablenken lassen.

Eine winzige Falte erschien zwischen Frau Ringolfs Brauen, wie immer, wenn sie das Gefühl hatte, nicht die Aufmerksamkeit zu erhalten, die ihr ihrer Meinung nach gebührte. Sie war fest davon überzeugt, alle Welt müsste gebannt an ihren Lippen hängen, wenn sie etwas erzählte. Diesen Gefallen taten ihr eigentlich nur ihr einziger Sohn Udo und die Angestellten des Optikergeschäfts Ringolf.

»Nun, mein liebes Fräulein Flierbaum, steckten Sie einen Mann in eine Uniform, und er wird sofort nach etwas aussehen, selbst wenn er vorher ein Langweiler war. Eine Uniform verleiht jedem Mann Format.«

Ellen fuhr sich deutlich irritiert durch das dunkle Haar. So ganz verstand sie nicht, was eine Männeruniform mit Friederikes Brautkleid zu tun hatte.

Annette sah die verständnislose Miene der jungen Frau und führte die Unstimmigkeit auf Ellens vermeintlich mangelnde Intelligenz zurück.

Na ja, dachte sie geringschätzig. Von einer Erzieherin, die im Kindergarten tätig ist, ist wohl nichts anderes zu erwarten. Typisch für Friederike, sich mit solchen Freundinnen zu umgeben. Nicht mal in dieser Richtung ist sie anspruchsvoll!

»Ein Brautkleid ist insofern durchaus mit einer Uniform zu vergleichen, weil es aus grauen Mäusen strahlende Schönheiten macht – jedenfalls für einen Tag«, erklärte Annette der jungen Frau hochnäsig.

Die spinnt ja!, dachte Ellen und lächelte Annette etwas mühsam zu.

»Ich möchte meiner Freundin gratulieren …«, entgegnete sie ruhig. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …«

»Selbstverständlich. Aber Sie haben ihr schon gratuliert, wissen Sie das nicht mehr? Ich stand doch direkt neben Ihnen!«

Annette blickte die junge Frau, die bereits aufgestanden war und es plötzlich sehr eilig zu haben schien, befremdet an. Dann schüttelte sie nur nachdenklich den Kopf.

»Von Glückwünschen kann man gar nicht genug bekommen«, meinte Ellen.

»Wo steckt eigentlich dieses Kind?«, hielt Annette Ringolf die junge Frau da zurück.

»Dieses Kind« war Friederikes Sohn und Annette sichtlich ein Dorn im Auge. Auch ihre ungehaltene Stimme kündete unmissverständlich von einer unüberbrückbaren Abneigung dem kleinen Timmi gegenüber. Dabei betonte die bemerkenswert gepflegte und noch immer ausgesprochen jugendlich aussehende Frau Ringolf normalerweise bei allen sich bietenden Gelegenheiten, wie kinderlieb sie sei.

Annette Ringolf und ihr Sohn hatten bis zu dem Zeitpunkt, als er Friederike kennengelernt hatte – übrigens in seinem eigenen Optikergeschäft –, wie eine Einheit gewirkt. Sie waren wie eine uneinnehmbare Festung gewesen, die sich beharrlich und standhaft gegen jeden Eindringling gewehrt hatte.

»Wo Timmi ist?« Ellen ließ ihren Blick über den Festsaal des Hotels schweifen. »Keine Ahnung, Frau Ringolf. Aber irgendwo wird er schon sein, nehme ich mal an.«

»Sie haben Nerven!«

»Wie meinen Sie denn das?«

»Dieses Kind stellt doch ständig irgendwelchen Blödsinn an!« Annette betonte das Wort »Kind«, als hätte sie lieber Monster gesagt.

Und tatsächlich hielt Frau Ringolf den goldigen Fünfjährigen, der in letzter Zeit unablässig betonte, dass er demnächst seinen sechsten Geburtstag feiern und dann in die Schule kommen würde, für ein missratenes, seelisch deformiertes Wesen, das stets danach trachtete, sie zu ärgern.

Ellen war nicht nur Timmis Patentante, sondern auch in den letzten beiden Jahren seine Erzieherin im Kindergarten gewesen. Sie hatte während ihrer mehrjährigen und verantwortungsvollen Tätigkeit in verschiedenen Kindergärten genügend Erfahrung sammeln können, um den aufgeweckten, blitzgescheiten Buben beurteilen zu können. Und ihr Urteil fiel äußerst günstig aus: Ellen liebte Timmi über alles, und zwar nicht allein, weil sie ihn seit dem Tag seiner Geburt kannte. Sie hielt ihn für besonders sensibel und talentiert, gerade weil er so viel mit Erwachsenen zusammen war. Dadurch waren seine guten Eigenschaften gefördert worden. Er war auffallend verständig und wissbegierig.

Auf Timmi ließ Ellen nichts kommen. Ihre dunklen Augen blitzten warnend auf, als Annette Ringolf zu einer weiteren abfälligen Bemerkung ansetzte.

»Ich finde es geradezu heldenhaft von meinem Sohn, dass er dieses Kind in seiner Ehe akzeptiert«, sagte Frau Ringolf mit der ihr eigenen Taktlosigkeit.

»Heldenhaft?« Ellens Stimme klang atemlos.

»Timmi – allein dieser sonderbare Name – ist nun wirklich nicht das, was man unter einem liebenswerten Kind versteht, finden Sie nicht auch? Unter uns gesagt: Der Junge ist eine echte Belastung für die junge Ehe, meine ich. Und es spricht für den hervorragenden Charakter meines Sohnes, dass er Friederike trotz dieses Kindes geheiratet hat.«

Ellen nahm den Blick von den roten Rosen im Blumengesteck und starrte das blütenweiße Tischtuch an, um sich abzukühlen.

»Jeder andere Mann wäre nicht so gutmütig gewesen, sondern hätte Timmi in einem Internat untergebracht. Was ich ja grundsätzlich für die ideale Lösung halte. In solchen Anstalten weiß man doch, wie man mit kleinen Satansbraten umgeht.«

Ellen hatte das unangenehme Gefühl, kurz vor einer Explosion zu stehen. Sie hatte gute Lust, Annette die Kristallschüssel mit dem restlichen Zitronensorbet umgekehrt auf den Kopf zu stülpen. Aber es lag ihr natürlich fern, ihrer besten Freundin die Hochzeitsfeier zu verderben. Und ihr jahrelanger Umgang mit ungezogenen Kindern sorgte dafür, dass sie gelassen blieb.

»Es spricht für Friederike, dass sie Timmi Ihrem Sohn anvertraut«, entgegnete Ellen mit freundlicher Stimme. »Sie beweist damit, dass sie ein großes Herz hat und Ihrem Sohn zutraut, ein guter Vater zu sein. Voraussetzen kann man das ja leider nicht, weil er bis zum heutigen Tag das bequeme Dasein eines Singles dem verantwortungsbewussten Leben eines Familienvaters vorgezogen hat. Nicht wahr?«

Damit machte Ellen endlich mit einem schlechten Geschmack im Mund, aber mit dem schönen Gefühl der Genugtuung auf dem Absatz kehrt und steuerte auf das Brautpaar zu. Das wurde mitten auf der Tanzfläche von ausgelassenen Hochzeitsgästen umringt, die ihre Sektgläser in den Händen hielten, um mit dem jungen Paar auf eine glückliche Zukunft anzustoßen.

Frau Ringolf blieb an der üppig mit Blumen geschmückten Hochzeitstafel zurück und dachte über Ellens Worte nach. Wie ihre eisige Miene verriet, war ihr deren Sinn endlich aufgegangen.

»Eine Frechheit!«, zischelte sie und bedachte die junge Frau im kornblumenblauen Seidenkleid mit einem nachtragenden Blick. Sie würde Udo bei nächstbester Gelegenheit die Augen über den negativen Charakter von Friederikes bester Freundin öffnen.

***

Timmi Leipner, stolze fünf Jahre jung, blond und blauäugig wie seine hübsche Mama, tanzte glücklich durch den Raum und stieß dabei einen durchdringenden Freudenschrei aus.

»Hurra, ich krieg das große Zimmer für mich ganz allein!«

Friederike saß auf einer Umzugskiste und sah ihrem Sohn mit diesem neuen, glücklichen Lächeln zu.

»Und den Balkon auch?«

»Sicher. Der gehört doch dazu.«

»Hurra, ich krieg das große Zimmer und den Balkon für mich ganz allein!« Timmi durchmaß das Zimmer mit gewaltigen Sätzen, so als wollte er für das jährliche Sportfest des Kindergartens üben.

»Willst du etwa am Weitsprung teilnehmen?«, erkundigte sich Friederike amüsiert.

»Nö!« Er sah seine Mutter mit seinen blauen, strahlenden Augen an. »Weißt du nicht mehr, wie das Rumpelstilzchen beim letzten Weihnachtsmärchen herumgesprungen ist?«

»Ach so.« Friederike gab sich große Mühe, ganz ernst auszusehen. »Tut mir leid, dass ich es nicht gleich erkannt habe.«

»Macht nix.« Heute war Timmi großzügig, und die Tatsache, dass er das große Balkonzimmer bewohnen durfte, beflügelte seine ohnehin lebhafte Fantasie. Wieder hüpfte er mit gewaltigen Sätzen durch den Raum und stieß dabei quakende Kiekser aus.

Friederike musste nun doch lachen. »Sag mal, hat das Rumpelstilzchen nicht was anderes von sich gegeben? Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind …«

»Mami«, sagte Timmi nachsichtig. »Ich bin doch nicht mehr das Rumpelstilzchen, sondern ein Frosch. Das musst du doch sehen.«

»Natürlich, entschuldige. Ich bin ein bisschen begriffsstutzig, weil ich gestern zu viel Sekt getrunken habe.«

»Ich auch.«

»Wie war das?«, rief Friederike überrascht.

Timmi prustete los. »Reingefallen! Frösche trinken doch nur Wasser.«

Da war die junge Mutter wieder beruhigt.

»Du bist mir einer, kleiner Frosch!«

»Ich bin der Froschkönig!«, korrigierte Timmi.

»Guten Tag, eure grüne Majestät!«

Timmi grinste vergnügt. »Wenn du mir einen Kuss gibst, dann gibt’s einen Knall, Mami!«

»Und dann kommt Annette von unten hoch und beschwert sich«, überlegte die Mutter laut.

Friederike hatte die etwas seltsame Reaktion ihrer Schwiegermutter bei ihrem ersten Besuch noch nicht vergessen. Damals war das noch Udos Junggesellenwohnung gewesen. Besuche von alleinerziehenden Müttern mit lebhaften Sprösslingen hatten Seltenheitswert gehabt. Eigentlich hatte Udo in den letzten Jahren äußerst zurückgezogen gelebt und war höchstens mal mit einer Frau zum Essen ausgegangen.

Er verstand nichts vom Kochen und weigerte sich bis zum heutigen Tag auch, es zu lernen. Das lag daran, weil seine Mutter ihm vor Jahren einmal erklärt hatte, dass Hauswirtschaft eine reine Frauensache sei. Sie allerdings kochte auch höchst selten, sondern zog Restaurants vor.

Bis Udo Friederike kennengelernt hatte, hatte der Aufbau seines Geschäfts Vorrang gehabt. Sein Privatleben war deshalb bis zur Unkenntlichkeit verkümmert.

Während sich Friederike und Udo bei Kaffee und Torte vom Konditor unten an der Ecke nähergekommen waren, war Timmi durch die Räume getobt und hatte es hörbar genossen, das einzige Kind auf weiter Flur zu sein. Friederike und Udo waren so in ihre Gespräche vertieft gewesen, dass sie Timmis Getrampel gar nicht wahrgenommen hatten. Im Übrigen war Friederike ja an die Geräuschkulisse ihres temperamentvollen Sohnes gewöhnt.

Sie war also sehr erstaunt gewesen, als auf einmal Annette Ringolf auf dem Balkon erschienen war und wie einst die dreizehnte Fee bei Dornröschens Taufe umgehend für schlechte Stimmung gesorgt hatte.

Annette hatte sich in höflichen, aber doch gezielten Worten über die Lärmbelästigung beschwert. Es wäre unmöglich, bei diesem entsetzlichen Krach unten im Geschäft zu arbeiten. Außerdem hätte eine Frau Sowieso, eine alte Kundin, schon mehrfach nach Udo gefragt. Und die Sonnenbrillen wären endlich eingetroffen, leider in keinem guten Zustand. Udo müsse da mal Dampf machen …