4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €
Ellie, taffe Geschäftsfrau und Dauersingle, lässt sich zu Ferien in einem Hotel überreden, das man nur über die sündhafte K!nky Dreams Travel Agency buchen kann. Aus gutem Grund. Unter der karibischen Sonne erfüllen die heißesten Männer, die Ellie jemals gesehen hat, den Frauen ihre sinnlichsten Fantasien. Ganz so offenherzig hat sich Ellie ihren Urlaub dann doch nicht vorgestellt und präsentiert dem Kerl am Empfang eine spärliche Liste ihrer Vorlieben. An diese haben die Dreamboys sich gefälligst zu halten. Basta! Aber sie hat die Rechnung ohne Parker O’Neill gemacht. Der Mistkerl hat nur eins im Sinn: Die Liste des hübschen Sturkopfs um einige lustvolle Punkte zu erweitern. Doch Ellie denkt nicht dran. Sie schließen einen Deal, aus dem keiner von beiden als Verlierer herausgehen will. Parker setzt alles daran, Ellie zu verführen, ohne zu ahnen, wie nahe sie seinem Geheimnis schon gekommen ist. Denn Parker ist nicht der Mann, der er vorgibt zu sein.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2022
Holly Clarkson ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin, die unter ihrem richtigen Namen schon zahlreiche Liebesromane veröffentlicht hat. Als Holly sind ihre Geschichten ein paar Grade heißer und sündiger. Mit ihrem ersten Roman Wicked Gentleman Lover schaffte sie es auf Anhieb bis auf Rang 3 der Amazon Charts und stand auf Platz 11 der Bild Bestseller Liste. Eigentlich ist Holly eine hoffnungslose Romantikerin und das spiegelt sich auch in all ihren Büchern wider. Sie glaubt an die Macht der Liebe, an das Universum und daran, dass nichts so sexy ist, wie ein Mann, der einem morgens Kaffee ans Bett bringt.
November 2021
Copyright © 2021, Holly Clarkson
c/o Barabara’s Autorenservice
Tüttendorfer Weg 3
24214 Gettorf
Email: [email protected]
Cover: VercoDesign, Unna
all rights reserved
Die Charaktere, Handlungen und Gegenstände dieser Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentlichen Zugänglichmachung
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Epilog
Leseprobe
1. Kapitel
2. Kapitel
Liebe/r Leser*in,
welcome & well cum bei der ‚K!nky Dreams Travel Agency‘, der heißesten Reiseagentur der Welt! In der Buchreihe von Holly Clarkson und Bobbie Kitt dreht sich alles um sinnliche Ferien. Jeder Band behandelt ein neues Heldenpaar, in jeder Story entführen wir dich an einen anderen sinnlichen Ort. Die Bücher sind in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar, haben aber eins gemeinsam: die Extradosis Sexappeal!
»Die Strawberry Suite.« Ich knallte dem verdutzten Mann am Empfang des Caribbean Dreams Come True-Resorts meine Reiseunterlagen auf den Tresen und verzog keine Miene. Sollte er sich den Voucher doch selbst herauspicken. Mir war nach der Fahrt mit der Fähre das Urlaubsfeeling schon wieder vergangen. An Deck hatten mich die unverschämten Typen der Schiffscrew angebaggert und durchschimmern lassen, dass sie mit mir in ihren Kabinen verschwinden wollten. Nur weil eine Frau Urlaub in einem Hotel wie diesem buchte, hieß das ja wohl noch lange nicht, dass sie für jeden dahergelaufenen Kerl die Beine breitmachte. Ich bereute meine Hotelwahl zutiefst, selbst der breitschultrige Typ mit den hellbraunen Haaren vor mir, hob meine Laune kein bisschen. Obwohl er auf den ersten Blick wirklich attraktiv war, das musste man ihm lassen. Aber ich hatte ebenfalls nicht vor, mit dem Rezeptionisten anzubändeln.
»So wie Sie mich ansehen, frage ich mich, ob Sie nicht eher die Lemon Suite gebucht haben.« Er grinste mich breit an, seine smaragdgrünen Augen funkelten belustigt. Als ich nicht reagierte, seufzte er, nahm meine Unterlagen und fächerte sie durch. »Sie können auch bequem mit dem Handy einchecken, das wissen Sie?« Er hob eine Augenbraue, als käme ich aus irgendeinem unterentwickelten Schwellenland. »Miss Ellie Burns«, las er von einem Blatt Papier ab. »Zu Ihrer Haarfarbe passt die Suite doch«, spielte er auf meine rotblonden Haare an.
»Meine Assistentin hat mir alles Nötige ausgedruckt. Sie wollte auf Nummer sicher gehen, dass ich alle Urlaubsunterlagen beim Einchecken parat habe, falls es in dieser Einöde kein W-Lan gibt«, erklärte ich, und fand Rebeccas Bedenken gar nicht so abwegig. Immerhin war ich im Niemandsland gestrandet. Die Insel bestand nur aus dem Resort und unbebauter Naturfläche. Es gab keine Einheimischen.
Eine exotisch gefüllte Obstschale am Rand des Tresens erhaschte meine Aufmerksamkeit, denn sie verströmte einen betörenden Duft, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Seit Stunden hatte ich schon nichts mehr gegessen und ignorierte mein Magenknurren, das meine sowieso schon schlechte Laune immens steigerte. Ich wollte einfach nur noch in mein Zimmer gehen und mich ein wenig ausruhen. War das zu viel verlangt? Im Augenwinkel bemerkte ich zwei Hotelangestellte, die mein Gepäck vom Eingang in den Fahrstuhl verfrachteten. Sie hatten Mühe, die vielen Koffer und Taschen unterzubekommen.
»Es gibt W-Lan«, beruhigte der Rezeptionist mich und zerrte den Voucher hervor, ehe er etwas in den Computer tippte. »Einmal die Strawberry Suite«, murmelte er vor sich hin, bevor er den Blick hob. »Mit Sahne oder ohne?«, fragte er und grinste mich frech an. Ich zeigte keine Reaktion.
»Was sind die Gäste in diesem Hotel eigentlich für euch? Freche Früchtchen?«, schnauzte ich und strich einen Fussel vom Ärmel meiner hellroten Kostümjacke. Dieser Urlaub war eine Schnapsidee. Hätte ich bloß nicht auf Rebecca gehört, die mir dieses Resort als Geheimtipp angepriesen hatte, weil ihre Tante bei ihrem Aufenthalt so begeistert gewesen war. Ich hatte Rebecca voll vertraut. Da ich so tief in meiner Arbeit steckte, hatte ich ihr sogar die gesamte Urlaubsbuchung überlassen, nachdem sie mir ein paar atemberaubend schöne Hochglanzfotos im Reiseprospekt präsentiert hatte. Weißer Sandstrand, eine tolle Hotelanlage, und knackige Jungs. Hätte ich vorab bloß ein bisschen mehr recherchiert. Im Prinzip wusste ich überhaupt nicht so richtig, was mich hier erwartete. Nur, dass man sich in diesem Hotel ganz zwanglos hin und wieder einen Callboy buchen konnte. Normalerweise ließ ich mich nicht zu Spontanaktionen hinreißen, aber ich war so gestresst in meinem Job, dass ich mich von Rebeccas Begeisterung hatte mitreißen lassen. Last Minute war ich nun angereist, um die Annehmlichkeiten eines Luxusurlaubs mit ein wenig frivolem Spaß zu kombinieren. So langsam fragte ich mich allerdings, was mich innerhalb dieser Mauern wohl so alles erwartete. Nachher musste ich unbedingt die Website des Hotels genauer unter die Lupe nehmen, die für jedermann offen einsehbar, recht allgemein gehalten war. Weshalb ich mir wohl erst mit dem Login in den Gästebereich mehr Infos verschaffen würde.
»Wer denkt sich so bescheuerte Namen für seine Hotelzimmer aus?« Normalerweise war ich nicht so pampig. Aber die Anreise von New York in die Karibik hatte acht Stunden gedauert, und die Fähre war langsamer als eine Meeresschildkröte gewesen. Sie besaß keine Klimaanlage, hatte aber auf der Fahrt hierher jede noch so kleine Insel abgeklappert, und erst ganz zuletzt an meinem Ziel gehalten. Jetzt war ich fix und fertig und wollte mich erst einmal ausruhen, bevor ich das spezielle Programm des Resorts genauer ins Visier nahm. Der fünfstellige Betrag, den ich für meinen Urlaub hinblättern musste, hatte meine Erwartungshaltung immens gesteigert.
Der Rezeptionist reichte mir die Schlüsselkarte und einen Plan, auf dem das Hotel und das weitläufige Gelände aufgezeichnet waren. Ich sollte mich damit gut zurechtfinden.
»Amüsierbereich«, las ich laut und tippte auf eine aufgemalte Fläche, die ziemlich viel Platz auf dem Plan in Anspruch nahm. »Was genau darf ich darunter verstehen?«
Im Reisekatalog war zwar die Rede von einem abwechslungsreichen sexy Abendprogramm gewesen, einen Amüsierbereich, der fast die Fläche der halben Insel einnahm, hatte ich allerdings nicht erwartet.
Der Kerl verkniff sich nur halbherzig ein Seufzen, was ich ziemlich unprofessionell fand.
»Sie sind zum ersten Mal Gast in unserem Haus, richtig?« Er machte eine ausladende Handbewegung in Richtung der mondänen marmorgefliesten Eingangshalle. Ein riesiger Kronleuchter hing über uns an der Decke, hohe Fensterfronten ließen viel Licht herein, sodass alles glänzte und sich spiegelte.
»Und wahrscheinlich auch das letzte Mal«, ließ ich ihn wissen, denn ich fand ihn ziemlich überheblich.
»Sie werden sich bei uns wohlfühlen«, prophezeite er so selbstsicher, dass ich das Kinn reckte. »Im Amüsierbereich finden die Ladys alles, was ihr Herz begehrt. Wir veranstalten sinnliche Shows, haben diverse Playrooms, einen textilfreien Spa, eine Cocktailbar und noch vieles mehr. Lassen Sie sich einfach von unserem Programm überraschen. Ich verspreche Ihnen, Sie werden jede Minute in unserem Resort genießen.«
»Na, wenn Sie das sagen«, gab ich kühl zurück. Als Kleinstadtmädchen hatte ich mich an der Wallstreet hochgearbeitet, war mit meinen 27 Jahren zu einer erfolgreichen Brokerin aufgestiegen. Ich machte 500.000 Dollar im Jahr und schuftete Tag und Nacht, oft sogar am Wochenende. Mein Job war mein Leben, darin gab es keinen Platz für einen Mann, Familie oder etwas wie Freizeit. Ich war genauso gut wie meine männlichen Kollegen, musste aber doppelt so hart arbeiten, um ernst genommen zu werden. Nun wollte ich mich zum ersten Mal seit Jahren eine Woche lang entspannen und mir ein bisschen die Zeit mit attraktiven Männern vertreiben, bevor es wieder zurück nach New York und in meinen streng durchgetakteten Alltag ging. Nervös tippte ich mit den Fingerspitzen auf den Marmortresen, der Rezeptionist war mir viel zu relaxed.
Er strich sich durch sein kurzes braunes Haar. »Sie sind im Urlaub, Lady.«
»Gibt es so eine Art Übersicht Ihrer …« Ich suchte nach den richtigen Worten. Wie nannten diese Jungs sich noch mal? »Toy Boys?«, probierte ich es auf gut Glück, woraufhin er nun keine Miene verzog.
»Dreamboys«, verbesserte er mich.
War das wesentlich anders?
»Und nein, wir haben keine Übersicht. Sie werden die Gentlemen persönlich kennenlernen und können die Herren Ihrer Begierde dann buchen.« Er deutete auf Logindaten, die in der oberen Ecke des Plans standen. »Wenn Sie sich einloggen, sehen Sie zu welchen Zeiten welcher Herr verfügbar ist und können den gewünschten dann online reservieren. Den Plan und alles andere finden Sie selbstverständlich ebenfalls im Gästebereich auf unserer Website, aber ich dachte, da sie oldschool eingecheckt haben, wäre Ihnen Papier in der Hand lieber.«
Oldschool. Ich kam aus New York, und der Kerl tat so, als hätte ich zum ersten Mal in meinem Leben irgendein Kaff in Missouri verlassen.
»Und wenn mir spontan nach … Zerstreuung zumute ist?«, hakte ich nach, einfach nur, weil ich mich nicht nach einem Stundenplan richten wollte. Egal, ob in Papierform oder digital.
»Es wird immer ein Dreamboy Zeit für Sie haben«, beruhigte er mich. »Falls es mal ganz dringend ist, kommen Sie einfach zu mir, und ich helfe gern aus.« Er zwinkerte mir zu, es war echt unglaublich. Okay, er sah heiß aus mit seinem Sixpack, das sich unter seinem weißen Hemd abzeichnete, dem markanten Kinn und diesen auffälligen grünen Augen, aber seine Arroganz stank mir gewaltig.
»Vorher werfe ich dann doch lieber einen Blick in den Dreamboy-Katalog.« Ich schnitt ihm eine Grimasse.
»Es gibt keinen Katalog.«
»Sie sollten sich einen zulegen, dann muss man die Typen nicht alle der Reihe nach abklappern.«
»Die meisten Ladys lieben genau dieses Abklappern.« Er zwinkerte mir zu.
Ich wollte die Jungs, die nicht meinem Geschmack entsprachen, lieber vorab aussortieren, um keine unnötige Zeit zu verlieren. Wenn ich eins an der Börse gelernt hatte, dann dass Organisation alles war. Der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein, war essentiell. Immerhin war ich nicht die Einzige, die hier ihre Ferien verbrachte, und wollte mich nicht mit Restexemplaren begnügen müssen, weil die besten Kerle schon im Morgengrauen reserviert waren, wie die Sonnenliegen an europäischen Stränden.
Ich öffnete meine Handtasche und kramte einen handgeschriebenen Zettel hervor, den ich ihm hinhielt. Ich hatte die Zeit im Flugzeug genutzt und rasch noch eine Liste meiner Vorlieben erstellt, an die sich die Dreamboys gefälligst zu halten hatten.
Nur zögerlich nahm er den Zettel und las so laut vor, dass ich rote Ohren bekam. Hastig sah ich mich um, ob uns jemand belauschte, aber zum Glück war keiner in der Nähe.
»Sexuelle Aktivitäten sind nur in drei Stellungen erwünscht«, sagte er, und ich nickte. »Doggy-Style«, zitierte er so überrascht, als stünde dort eine halsbrecherische Verrenkung, und ich wusste sofort, dass er sich über mich lustig machte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Er ließ das Papier sinken. »Bevor ich weiterlese, lassen Sie mich raten. Da steht außerdem noch: Sie oben und er unten. Sie unten und er oben.«
Ich stutzte, denn ich hatte es in leicht abgewandelter Form haargenau so vermerkt. Andere Stellungen hatte ich noch nie im Leben ausprobiert und wollte das auch gar nicht. Mir würde sowieso nichts anderes gefallen, in der Hinsicht war ich in der Tat oldschool.
»Bingo«, rief er leise lachend, als ich nicht antwortete.
»Na und?«, fauchte ich. Mein Sexualleben ging diesen Typen einen feuchten Dreck an. »Sind die Dreamboys nicht dazu da, uns Frauen unsere Wünsche zu erfüllen?«
Er beugte sich ein wenig über den Tresen, als wollte er mir etwas im Vertrauen zuflüstern, in seinen grünen Augen blitzte es gefährlich auf. Ich stutzte kurz.
»Die Dreamboys können so viel mehr«, ließ er mich leise wissen, und ich schluckte. »Ihnen entgeht eine Menge, wenn Sie sich stur an Ihre Liste halten.«
»Mir reicht ein wenig Zerstreuung völlig aus«, gab ich verhalten zurück, weil mich irgendwas in seinem Blick ganz nervös machte. Als hätte ich ein Feuer in diesem Mann entzündet, aber vielleicht bildete ich mir das dank des Jetlags nur ein.
Eine Frau mittleren Alters schlenderte in einiger Entfernung durch die Eingangshalle, sie trug ein luftiges Sommerkleid und hielt Händchen mit einem hübschen gebräunten Kerl, der mindestens zwanzig Jahre jünger war als sie.
»Missionarsstellung niemals direkt nach den Mahlzeiten«, las der Rezeptionist weiter, und ich widmete ihm hastig wieder meine Aufmerksamkeit.
»Mit vollem Bauch wird mir schnell übel, wenn das Körpergewicht eines Mannes auf mir lastet«, erläuterte ich, weil es tatsächlich einen guten Grund gab und ich mich nicht bloß wichtig machen wollte.
Der Kerl hob eine Augenbraue.
»Aufgeschlossen für eine Tantra-Massage, in Klammern: habe ich noch nie ausprobiert, Punkt.« Las er den Satz mit sämtlichen Satzzeichen vor, als wollte er mir verdeutlichen, wie lächerlich er diese Liste fand.
»Sie sprühen ja geradezu über vor Abenteuerlust, Lady«, legte er nach. Der Arsch amüsierte sich königlich, das sah ich ihm an.
»Zufälligerweise bin ich eine erfolgreiche Geschäftsfrau aus New York, Mister Rezeptionist«, sagte ich, da ich seinen Namen nicht kannte und um deutlich zu machen, wer von uns auf welcher Seite des Tresens stand.
»Nennen Sie mich doch einfach Parker.«
»Also gut. Parker. Geben Sie mir meine Liste wieder.« Ich schnappte nach dem Papier, aber er war schneller und hielt den Zettel außer Reichweite. »Diverse Toys, allerdings nicht für hinten«, las er ungerührt weiter, bevor er stutzte und mich durchdringend musterte. »Für hinten?«
»Sie wissen, was ich meine«, fuhr ich ihn an und kam mir wie eine verklemmte Vollidiotin vor.
»Anal?«, hakte er ohne Scheu nach.
»Genau, und jetzt geben Sie mir endlich den Zettel zurück.« Ich hievte mich bäuchlings auf den Tresen, streckte mich und erwischte den Wisch, bevor er weiterlesen konnte, wobei sowieso nicht mehr viel draufstand. Aber ich hatte genug! Dieser Parker hatte kein Recht, sich über mich und meine Wünsche lustig zu machen. Immerhin hatte ich ein Hotel gebucht, das einem laut Reiseveranstalter jeden kinky Dream erfüllte.
»Wissen Sie was?«, fauchte ich ihn an. »Ich werde mich bei der Geschäftsleitung über Sie beschweren. Sie sind unverschämt, arrogant und schamlos. Ich lasse Sie feuern, und zwar heute noch!«
»Der Geschäftsführer ist nicht in seinem Büro«, ließ er mich unbeeindruckt wissen und zuckte die Achseln.
»Dann wird das gleich morgen früh mein erster Gang. Genießen Sie Ihren letzten Tag an der Rezeption, Parker.« Ich krallte mich noch immer am Tresen fest und rutschte nun langsam wieder zurück auf die Füße.
»Kann ich unseren schlechten Start irgendwie wieder gutmachen?« Plötzlich klang er ganz reuig. Tja, zu spät. Morgen bekam sein Chef was von mir zu hören. »Wie wäre es mit einem Cocktail aufs Haus und einer anschließenden Tour durch den Vergnügungsbereich?«, machte er weiter. »Ich zeige Ihnen sehr gern, was wir den Ladys zu bieten haben. Sie werden staunen, wie viel davon nicht auf Ihrer Liste steht.«
Der Mistkerl konnte es einfach nicht lassen. Ich umfasste den Riemen meiner Handtasche und schloss die Finger fest darum. »Den Cocktail nehme ich, zu Ihrem zweiten Angebot; nein danke! Ich finde mich schon zurecht.«
»Jemand wird Sie zu Ihrem Zimmer führen«, bot er an.
Ich wedelte mit dem Plan. »Ich finde die Strawberry Suite schon, nur keine Sorge.«
»Sie sind ein großes Mädchen«, gab er sich beeindruckt, und ich überlegte, ob man den Kerl wohl vermissen würde, wenn ich ihm jetzt den Hals umdrehte und seine Leiche im Meer entsorgte.
Eine hübsche Asiatin kam durch die Tür hinter dem Empfang. Sie trug eine schwarze Hose, dazu eine schlichte weiße Bluse.
»Danke, Parker, dass du kurz die Stellung für mich gehalten hast«, sagte sie.
»Wenn du deiner Sucht unbedingt frönen musst«, antwortete er seufzend.
Sie entdeckte mich und lächelte. »Willkommen im Caribbean Dreams, mein Name ist Sarah«, stellte sie sich vor. »Haben Sie schon eingecheckt?«
»Ihr Kollege war so freundlich.« Ich spuckte das letzte Wort beinahe aus und hielt die Zimmerkarte in die Höhe.
Sie warf diesem Parker einen konsternierten Blick zu.
»Oh, das ist nicht mein Kollege«, setzte sie an, wurde aber von ihm unterbrochen.
»Ich bin nur der Hausmeister«, erklärte er, bevor er sich umdrehte und durch die Tür verschwand.
Baff starrte ich ihm nach. Der Rüpel war hier der Hauswart und hatte sich aufgespielt, als wüsste er bestens über die Dreamboys Bescheid? Dabei reinigte er in Wahrheit den Pool und wechselte Glühbirnen aus?
»Haben Sie noch einen Wunsch?« Die Frau strahlte mich an, sie verströmte eine Wolke aus frischem Zigarettengeruch.
Für heute hatte ich genug mitgemacht. Ich wollte mich nur noch ins Bett legen und vor dem Abendessen ein kleines Schläfchen machen, ehe ich das Resort genauer unter die Lupe nahm.
»Alles bestens.« Ich nickte ihr zu und wollte mich schon abwenden.
»Falls ich irgendwas für Sie tun kann, um Ihren Aufenthalt noch angenehmer zu machen, kommen Sie einfach auf mich zu. Egal, um welchen Wunsch es sich handelt. Ich bin immer für Sie da.«
So behandelte man einen Gast und nicht wie der unverschämte Hausmeister. Ich beschloss den Kerl zu vergessen, denn ich wollte endlich in Urlaubsstimmung kommen. Immerhin hatte ich nur eine Woche gebucht und die wenigen Tage mussten ausgenutzt werden.
»Danke.« Ich ging zum Fahrstuhl, der mich in den dritten Stock hochbrachte, wo laut Plan meine Suite lag. Oben angekommen lief ich den Gang entlang. Links und rechts reihten sich hellbraune Türen aneinander, meine Schritte wurden von einem dicken dunkelroten Läufer gedämpft. Moderne Bilder hingen an den Wänden, das ganze Hotel sah unglaublich stylish aus. Der Besitzer hatte wirklich Geschmack, das musste man ihm lassen. Als ich eine Erdbeere auf einem Schild an der Wand entdeckte, blieb ich stehen und öffnete mit der Schlüsselkarte die Tür. Im selben Moment kam jemand aus dem Zimmer gegenüber, und ich drehte mich um.
»Hi.« Eine hübsche schwarze Frau lächelte mich an. Sie trug ihr schwarzes Haar geglättet bis zu den Schultern und hatte ein türkisfarbenes Sommerkleid an, das ihre kurvige Figur betonte.
»Hallo«, grüßte ich zurück. »Ich bewohne die Strawberry Suite, bin eben erst angereist. Mein Name ist Ellie«, stellte ich mich vor.
»Mona. Ich bin die Mango«, sagte sie lachend und deutete auf ihr Schild.
»Wieso sind alle Zimmer nach Obst benannt?«
»Nur die Suiten, die Zimmer sind ganz normal nummeriert. Sagen wir mal so«, sie zwinkerte mir zu und senkte die Stimme, »die Früchtchen haben Anspruch auf so einige nette Sonderbehandlungen.«
Ich stützte mich am Türrahmen ab und wurde hellhörig. Früchtchen. Ich mochte diese Bezeichnung zwar immer noch nicht, aber am Ende hatte ich den Typen wegen des Namens der Suite zu früh angepflaumt und war als Erdbeere nun einer der VIP-Gäste. »Welche wären das?«
»Das findest du schon sehr bald heraus.« Sie gluckste. »Ich will dir den Spaß nicht vorwegnehmen.«
»Wie lange machst du hier schon Ferien?«
»Ich muss gleich zur Massage.« Mona zog ihre Zimmertür zu. »Seit vier Tagen, und ich genieße jede einzelne Minute. So viel Spaß wie hier hatte ich noch nie in meinem Leben. Mein Mann hat mich vor zwei Wochen verlassen und ist mit seiner Sekretärin auf Europareise gegangen, dieser elende betrügerische Mistkerl. Aber was er kann, kann ich auch. Sobald er im Flieger saß, habe ich seinen Bentley verkauft, und nun verprasse ich das ganze Geld mit scharfen Typen und schicke ihm jeden Tag Bilder.« Ihre Lippen verspannten sich. »Er weiß nicht, dass ich über Kinky Dreams einen erotischen Urlaub gebucht habe, und denkt, ich würde jeden Tag einen Wahnsinnstypen in freier Wildbahn aufreißen. Buford ist tierisch eifersüchtig, weil er glaubt, ich könnte jeden haben, während er seine langweilige Sekretärin vögelt.« Sie prustete. »Und was treibt dich in dieses Resort?«
»Urlaub.«
Mona stutzte. »Keine Vorgeschichte? Nichts?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach nur überarbeitet und komme in New York kaum dazu, mal auszugehen oder jemanden kennenzulernen. Und das will ich nun unkompliziert nachholen. Ich habe keine Lust, in ein normales Hotel einzuchecken, um dann abends allein an der Bar herumzusitzen und verzweifelt zu wirken. Mich von Typen anbaggern lassen zu müssen, die überhaupt nicht mein Fall sind und die man dann kaum mehr loswird. Das ist nichts für mich. Da buche ich lieber einen Lover und bezahle hinterher meine Rechnung.«
»Wie einen Burger bei Wendys«, ergänzte Mona.
»Fastfood-Sex.« Ich nickte. Mehr erwartete ich gar nicht von meinem Aufenthalt. »Danach sollen die Jungs mich in Ruhe lassen, damit ich mich in der Sonne aalen und entspannen kann.«
Mona warf einen Blick auf ihre schmale goldene Armbanduhr. »Huch, so spät schon. Alejandro wartet auf mich.« Ein feines Grinsen umspielte ihre Lippen.
»Kannst du Alejandro empfehlen?«
»Oh, definitiv. Er hat unglaublich flinke Finger.«
Die ältere Frau aus der Halle kam den Gang entlang, ihren jungen Typen zog sie wie einen eingefangenen Hengst an der Hand hinter sich her und wackelte mit ihren runden Hüften. Als sie an uns vorbei war, kam Mona einen Schritt näher.
»Sei froh, dass du die Erdbeere bist. Sie ist die Cantaloupe-Melone.«
Wir prusteten gleichzeitig los.
»Aber jetzt muss ich echt los. Sehen wir uns beim Abendessen? Teilen wir uns einen Tisch?«
»Sehr gern.« Mona und ich waren auf einer Wellenlänge, und bestimmt konnte sie mir noch einige interessante Insidertipps geben. »Bis später und viel Spaß mit Alejandro.«
Ich betrat meine Suite und konnte es inzwischen kaum erwarten, mir endlich meinen ersten Dreamboy zu angeln. Aber wow! Ich stand mitten in einem riesigen Raum mit bodentiefen Fenstern und blank gewienertem Parkettboden. Eine großzügige weiße Sofalandschaft verströmte ein gemütliches Wohnzimmerfeeling. An der Wand hing ein überdimensionaler Flachbildfernseher. Eine gläserne Minibar war reich bestückt mit allerhand Drinks und Snacks. Ein Obstkorb stand auf dem Sideboard, gefüllt mit exotischen Früchten, von denen ich einige noch nie probiert hatte. Ich nahm mir eine Banane, schälte sie und biss ein großes Stück ab. Sie schmeckte viel besser als zu Hause, und beruhigte das Grummeln in meinem Magen ein wenig. Meine Koffer türmten sich neben der Tür, wenigstens die Hotelpagen waren auf Zack. Aber ich hatte überhaupt keine Lust zum Auspacken. Stattdessen öffnete ich eine breite Schiebetür und betrat das angrenzende Schlafzimmer, das luxuriös eingerichtet war. Ein XXL-Himmelbett stand in der Mitte. Ich ging ans Fenster und warf einen Blick nach draußen, während ich die Banane aß. Die umwerfende Aussicht haute mich fast um. Das Meer glitzerte türkisfarben in der Sonne und der breite Sandstrand war schneeweiß. Auf einigen Liegestühlen rekelten sich Frauen unter Sonnenschirmen, die von Kellnern Erfrischungen gebracht bekamen. In der sanften Brise wiegten sich turmhohe Palmen, und die Gartenanlage direkt unter meinem Fenster war ein Traum. Alles um mich herum wuchs sattgrün, Blumen und bunt blühende Sträucher zierten den Rasen, der von Fußwegen geteilt wurde. Ich war im Paradies gelandet.
Ich nahm eine Flasche eiskaltes Mineralwasser aus einem Kühlschrank im Schlafzimmer, warf die Bananenschale in den Mülleimer, und setzte mich aufs Bett. Himmel, war das bequem. Mich auf dieser Matratze vernaschen zu lassen, würde sich bestimmt anfühlen, als läge ich auf einer Wolke. Zwischen meinen Schenkeln kribbelte es allein von der Vorstellung. Seit anderthalb Jahren hatte ich keinen Sex mehr gehabt und fühlte mich total auf Entzug. Damals hatte sich auf der Hochzeit einer Collegefreundin zufällig ein One-Night-Stand ergeben. Es war mein erstes freies Wochenende seit langem gewesen, und ich hatte mir den sexy Trauzeugen geangelt. Wir hatten eine stürmische Nacht miteinander verbracht und danach nicht mal Telefonnummern ausgetauscht. So ähnlich erwartete ich das hier auch. Ich war nun mal kein Beziehungsmensch, sondern ein Workaholic.
Nachdem ich den Deckel der Flasche abgeschraubt hatte, nahm ich ein paar Schlucke, das kühle Wasser rann mir angenehm erfrischend durch die Kehle. Dann ließ ich mich zurücksinken und betrachtete den Deckenventilator, der nicht eingeschaltet war, doch der kühle Hauch einer Klimaanlage wehte über meine Haut.
Im Liegen kramte ich mein Handy aus der Handtasche und suchte Rebeccas Nummer, um zu erfahren, ob ohne mich im Büro alles okay lief. Sie war nicht nur meine Assistentin, sondern inzwischen auch gute Freundin, da uns altersmäßig nur zwei Jahre trennten.
»Hey«, sagte ich, als sie ranging.
»Gut im Resort deiner feuchten Träume angekommen?«, hörte ich sie gut gelaunt fragen.
»Bislang sehne ich mich nur nach Schlaf.« Ich gähnte laut. »Die Reise war echt anstrengend. Ich denke nicht, dass ich heute noch einen Toy Boy in mein Höschen lasse.«
»Meine Tante meinte damals, die Jungs bringen einen ziemlich schnell wieder auf Trab.« Ich konnte ihr Grinsen durchs Telefon hören.
»Ich bin echt gespannt, ob der Geheimtipp deiner Tante wirklich so aufregend ist, wie die Gute mit ihren fünfzig Jahren behauptet.«
»Ich habe meine Tante Lucy niemals entspannter erlebt, als nach diesem Urlaub. Du musst mir alles haarklein erzählen, bitte, bitte«, bettelte sie. »Ich sterbe vor Neugier. Durchschnittsverdiener wie ich können sich solche Reisen leider nicht leisten. Ich muss die Typen noch ganz altmodisch in einem Nachtclub aufreißen.«
»Oh, du Ärmste«, tat ich mitleidig, denn sie musste nie einen Typen aufreißen. Rebecca wurde aufgerissen. Sie sah wie ein Victoria’s Secret Model aus. Nein, Rebecca musste keine zweieinhalbtausend Kilometer für ein bisschen Spaß zurücklegen.
»Steve Goldman hat heute angerufen und wollte dich sprechen«, wechselte sie das Thema, und ich setzte mich hastig auf.
»Was wollte der Arsch?« Steve und ich hatten gleichzeitig als Broker angefangen. Nach einem taktisch geschickten Trading-Manöver hatte unser Chef mich kürzlich befördert, woran Steve und sein überdimensionales Ego zu knabbern hatten. Ich wusste, er war scharf auf meinen Job und behauptete hinter meinem Rücken, ich wäre nur aufgrund meines Geschlechts bevorzugt worden. Bullshit. Genau das Gegenteil war der Fall! Ich war exzellent in meinem Beruf, und mein Boss hatte das endlich erkannt.
»Er wollte wissen, wo du steckst, und ich sagte ihm, du wärst im Urlaub. Steve meinte, er hätte gehört, ein Jobhunter wollte dich abwerben. Ist da was dran? Du hast mir gar nichts davon gesagt.«
Unwillkürlich pochte mein Puls im Hals spürbar los. »Das ist absoluter Blödsinn. Wahrscheinlich streut Steve nur Gerüchte, um mich vor dem Boss als undankbar dastehen zu lassen.«
»Er behauptet, du hättest dich mit diesem Agenten schon getroffen.«
»Nein.« Ich hörte dieses Märchen zum ersten Mal und hatte auch keinen Stellenwechsel vor.
»Ach, lass den Spinner doch reden«, meinte Rebecca.
»Was soll ich jetzt machen? Soll ich Mister Petersen anrufen und ihm sagen, dass ich garantiert nicht vorhabe, zu kündigen?« In meinem Büro hätte ich Steves feige Offensive mit einer klaren Ansage abgeschmettert, aber ich war so weit weg von der Wallstreet und hatte keine Ahnung, ob Steve etwas im Schilde führte. Am besten, ich kehrte schnellstmöglich wieder zurück.
»Nein, du tust einfach gar nichts. Steve will doch nur eine Reaktion provozieren, um dich dumm dastehen zu lassen.«
»Vielleicht sollte ich meinen Urlaub abbrechen und den nächsten Flug nach New York nehmen«, überlegte ich laut.
»Mach das bloß nicht«, beschwor mich Rebecca eindringlich. »Mit Steve werde ich schon fertig. Du hast dir diese paar Tage echt verdient, lass sie dir von dem Arsch und seinen Lügen nicht vermiesen. Der blufft doch nur.«
»Du hast recht«, sagte ich, obwohl mir überhaupt nicht wohl zumute war. »Ich bleibe. Aber du informierst mich sofort, falls es Probleme gibt. Hörst du?«
»Ich verspreche es, und jetzt denk nicht mehr ans Büro. Hätte ich bloß nichts gesagt.«
»Okay, die Arbeit ist schon vergessen.« Heute ging eh keine Fähre mehr, und mir steckte die lange Reise in allen Knochen. »Ich mache jetzt erst mal ein Nickerchen.«
»Tu das, bis die Tage. Schalte mal ein bisschen ab, okay?«
»Mach ich. Bye.« Ich legte auf und kuschelte mich in das weiche duftende Kissen. Doch dann wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. Sollte ich tatsächlich bleiben, obwohl ich nicht wusste, was Steve hinter meinem Rücken im Büro trieb? Wie sollte ich unter diesen Voraussetzungen einen unbeschwerten Urlaub genießen? Andererseits hatte ich schon so lange keine Ferien mehr gemacht, und ein bisschen Erholung bitter nötig. Steve war schon immer ein Bluffer gewesen, ein Großmaul, der gern einen Haufen Wirbel um Nichts machte. Meine vorzeitige Rückkehr würde er garantiert als Unsicherheit auslegen und mir vorhalten, ich wäre meinem Job nicht gewachsen. Am besten, ich ignorierte ihn einfach und startete nächste Woche frisch erholt im Büro wieder durch. Auf diese Weise würde ich den Mistkerl am Ehesten zum Schweigen bringen. Oder sollte ich doch lieber morgen schon abreisen? Ich beschloss, die Entscheidung auf später zu verschieben, denn meine Augen wurden immer schwerer. Immerhin war ich seit fünf Uhr morgens auf den Beinen.
Um sieben Uhr betrat ich das Restaurant und hielt nach Mona Ausschau. Das kleine Nickerchen hatte echt gutgetan. Ich fühlte mich ausgeruht und entspannt, kein Vergleich mehr zu der knatschigen Ellie von heute Nachmittag. Um mich ein bisschen in Urlaubsstimmung zu bringen, trug ich ein luftiges hellgrünes Sommerkleid mit tiefem Ausschnitt, das an meinen Knien endete.
Als mir Mona von einem Tisch in der Mitte zuwinkte, ging ich zu ihr. Das Restaurant war genauso edel wie der Rest des Hotels. Zum Garten hin war es verglast, durch eine geöffnete Schiebetür gelangte man auf eine Terrasse mit Poolblick, wo ebenfalls gegessen wurde. Die weiblichen Gäste saßen zusammen, nur wenige waren allein, einige hatten Gesellschaft von attraktiven Männern. Auf den ersten Blick musste ich tatsächlich zugeben, hier wurde jedem Geschmack etwas geboten.
»Hi.« Ich setzte mich zu Mona an den Tisch, der mit demselben Porzellanservice gedeckt war, das ich mir kürzlich erst bei Tiffanys geleistet hatte.
»Du siehst um einiges frischer aus als heute Nachmittag.« Mona nahm eine Flasche Weißwein aus dem Weinkühler. »Auch ein Glas?«
»Sehr gern.« Ich nahm die roséfarbene Stoffserviette vom Tisch und breitete sie auf meinem Schoß aus. »Nach einem Mittagschläfchen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus«, ließ ich sie wissen und nahm die Speisekarte zur Hand. »Ich habe vorhin noch einen kleinen Rundgang über das Hotelgelände gemacht und bin schwer beindruckt. Wir sind im Paradies gelandet.« Allerdings hatte ich feige Nuss den Amüsierbereich auf meiner Besichtigungstour ausgespart.
Mona goss mir Wein ein. »Warst du auch im Amüsierbereich?«
»Den hebe ich mir als Highlight für nach dem Abendessen auf«, erwiderte ich hastig und spürte, wie meine Wangen warm wurden. Ich hob mein Glas. »Cheers.« Ich hoffte, mich nach dem Essen vielleicht Mona anschließen zu können. Dann könnte ich mir von ihr abgucken, wie das mit den Dreamboys genau funktionierte.
Ein Kellner brachte Mona einen gemischten Vorspeisensalat, in dem ich exotische Früchte, Shrimps und sogar essbare Blüten ausmachte. So hübsch angerichtet, dass die Kreation fast zu schade zum Essen war. Dann wandte sich der Mann im schwarzen Anzug an mich. Er war ein großgewachsener Kerl und etwa Anfang zwanzig. Im ganzen Resort hatte ich ungelogen noch keinen einzigen Durchschnittstypen gesichtet. Selbst der Hausmeister heute Nachmittag war eine Augenweide gewesen – sofern man von seinem Charakter absah.
»Haben Sie schon etwas gewählt?«, fragte er mich.
Ich klappte die Karte zu. »Ich nehme denselben Salat. Als Hauptgang dann den gegrillten Fisch auf Weinschaum, mit grünem Spargel und den Dauphine-Kartoffeln. Danach die Mousse au Chocolat.«
Mona spießte ein Salatblatt auf ihre Gabel. »Das Essen hier ist ein Traum«, schwärmte sie. »Zum Glück gibt es so viele Gelegenheiten, die Kalorien wieder abzutrainieren, sonst müsste man mich am Ende meiner Ferien zur Fähre rollen.« Sie kicherte.
»Du hast eine beneidenswerte Figur.« Neben Monas beeindruckender Oberweite kam ich mir mit meinem B-Körbchen, bei manchen BH-Marken glücklicherweise ein C-Körbchen, fast schon flach vor. Ich nahm einen Schluck Weißwein, der wirklich ausgezeichnet schmeckte. Nicht zu trocken, genau wie ich es mochte. »Der Wein ist auch sehr gut«, stellte ich anerkennend fest.
»Aus einem kleinen Weingut in der Provence«, sagte sie und fischte ein Stückchen Melone aus ihrem Salat. Mir knurrte schon so der Magen, dass ich am liebsten meine Gabel genommen und ihr einen Bissen geklaut hätte.
»Wie war deine Massage?«
Der Kellner kam zurück an unseren Tisch und brachte mir meine Vorspeise. Aus einem Krug goss er unsere Wassergläser voll, bevor er sich wieder zurückzog.
»Oh, sie war ganz ausgezeichnet«, ließ Mona mich wissen und nahm einen Schluck Wasser, während ich mir eine Gabel voll Salat in den Mund steckte und einen genießerischen Laut von mir gab.
»Wow, schmeckt das gut«, sagte ich kauend. »Alejandro hat also deine Ansprüche voll und ganz erfüllt?«
»Alejandro ist ausgebildeter Masseur für Tantramassagen. Ich glaube, er hat das in Indien gelernt. Leider nimmt er seinen Job ziemlich ernst. Was bedeutet, er verschafft dir gern mit den Händen Entspannung und wenn gewünscht, auch einen Höhepunkt, aber er selbst steigt niemals mit in den Ring, wenn du verstehst, was ich meine. Einmal habe ich ihn gefragt, ob er in Indien auch das Kamasutra studiert hat, da fühlte er sich wohl in seiner Tantra-Ehre beleidigt. Angeblich verstehe ich den Unterschied nicht.« Sie zuckte die Achseln. »Ein guter Rat: Solltest du einen Termin bei ihm buchen, genieße und schweige einfach«, plapperte Mona, während mir allein beim Gedanken an Alejandros Fingerfertigkeiten ganz warm wurde.
»Ich werde daran denken.« Mit Tantra würde ich wohl noch ein paar Tage warten. Es war eine Sache, in der eigenen Fantasie den männermordenden Vamp zu spielen, oder tatsächlich in einem Resort zu sitzen, in dem waschechte Dreamboys nur einem Zweck dienten: Den Frauen feuchte Höschen zu bescheren. Daran musste ich mich erst mal langsam rantasten.
Möglichst unauffällig sah ich mich um. Der eine oder andere Mann nickte mir zu oder lächelte mich an, als sich unsere Blicke kreuzten. An der Bar auf der Terrasse saß eine ganze Reihe weiterer Männer dafür nur wenige Frauen. Dann entdeckte ich ihn inmitten der Dreamboys am Tresen, als würde er dazugehören. Parker. Er trug ein weißes Hemd zu schwarzer Stoffhose und genehmigte sich etwas, das aussah wie ein Whisky. Die vergangenen Stunden hatte ich diesen impertinenten Kerl rigoros aus meinem Gehirn gestrichen, aber ich musste wohl hinnehmen, dass selbst ein Hausmeister irgendwann mal frei hatte und sich dann wohl auch einen Drink gönnen durfte. Wo sollte er auf dieser einsamen Insel sonst hingehen? Trotzdem hätte ich auf seinen Anblick beim Essen lieber verzichtet.
»Ist was?«, hörte ich Mona fragen und glättete die tiefen Falten auf meiner Stirn. Dann nahm ich einen großen Schluck Wein.
»Ach«, ich winkte ab. »Ich musste mich bei meiner Ankunft nur mit einem frechen Kerl herumschlagen, diesem Hausmeister. Und den habe ich gerade entdeckt. Gleich morgen früh gehe ich zu seinem Chef und beschwere mich. Er ist wirklich sehr unverschämt zu den Gästen.«
»Welcher Hausmeister war es denn?«, fragte Mona.
»Da drüben sitzt er.« Ich deutete zur Bar draußen. »Der mit den kurzen braunen Haaren und dem Whiskyglas in der Hand. Parker heißt er, glaube ich.«
Mona lachte auf. »Du meinst Parker O’Neill? Schätzchen, dieser Hottie ist garantiert kein Hausmeister. Ihm gehört das Hotel samt Insel.«
»Was?« Mir rutschte fast das Weinglas aus der Hand. »Er ist der Besitzer?«
Sie nickte, ihr Blick verklärte sich. »Leider kann man ihn nicht buchen, Parker kümmert sich ausschließlich um die Geschäftsleitung. Manchmal sitzt er für einen Drink an der Bar, aber soweit ich gehört habe, sind die Gäste für ihn tabu. Er bändelt wohl nie mit einer an, mehr als Smalltalk ist mit Parker leider nicht drin.« Mona seufzte. »Dabei ist er so heiß.«
»Findest du?«
»Na sag mal, bist du etwa blind? Nicht nur ich finde das. Jede hier würde ihn gern mal ins Bett entführen.«
»Nicht jede. Eher schlafe ich mit der Crew der Fähre«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. Auch wenn ich damit übertrieb, hatte ich in der Tat kein Interesse an diesem Fiesling. Ich lehnte mich zurück und betrachtete Parker O’Neill genauer. Zugegeben, sein Körper war wirklich ansehnlich. Er war groß, breitschultrig, und sein Rücken verjüngte sich nach unten hin zu einer schmalen Taille. Nach einem kurzen Wortwechsel mit der Barkeeperin, goss sie ihm nach, bevor er sich mit einem sexy Lächeln auf den Lippen in Richtung Innenbereich drehte und gepflogen über mich hinwegsah. Ja, okay. Der Mistkerl war unglaublich attraktiv. Na und? Das machte seine unverschämte Art nicht erträglicher. Und da er der Boss war, konnte ich mich nicht mal über ihn beschweren. Ich beschloss, Parker keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken, und wandte mich wieder Mona zu. »Wie läuft das eigentlich genau mit den Buchungen?«
Mona legte ihre Gabel in die leere Salatschüssel, die sofort abgeräumt wurde. »Wenn du schon weißt, wen du unbedingt möchtest, kannst du den Herrn online buchen. Aber es laufen auch genügend Exemplare frei herum, die du dir spontan gönnen kannst. Ob zum Essen, für den Strand, einen Ausflug, Sex. Egal wofür, du findest immer nette Begleitung.«
»Das sind nicht nur reine Callboys?«, hakte ich nach.
»Callboys. Escorts. Nenn sie wie du willst. Die Jungs machen einfach eine Menge Spaß.« Mona nahm einen großen Schluck Wein. »Aber du kannst sie buchen, wofür du möchtest, nicht nur für einen Orgasmus.«
Der Kellner räumte auch meine leere Salatschüssel ab und lächelte mich freundlich an. »Sie sind heute erst angereist, oder?«
»Ja«, bestätigte ich und lächelte ganz begeistert zurück. Er war höchstens Anfang zwanzig, eine Mischung aus niedlich und heiß, hatte wuschelige Haare und breite Schultern. Viel zu jung für mich. Aber auf jeden Fall etwas fürs Auge.
»Dann wünsche ich Ihnen einen aufregenden Aufenthalt.«
Als er gegangen war, wandte ich mich an Mona. »Darf man auch die Kellner vernaschen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, zumindest nicht offiziell. Für unseren Spaß sind die Dreamboys da. Es gibt genügend, die dich um den Schlaf bringen werden, glaub mir. Warte nur ab, was dich im Freche Früchtchen Club erwartet.«
Diesen dämlichen Namen hat sich mit Sicherheit Parker O’Neill ausgedacht, grollte ich in Gedanken. Ich konnte es nicht fassen, dass er mich an der Rezeption so verarscht hatte. »Den habe ich auf dem Plan noch gar nicht entdeckt.«
Mona lehnte sich zurück, sie machte den Eindruck als würde sie in außerordentlich vergnüglichen Erinnerungen schwelgen. »Das ist ein ganz besonderer Club. Für die Gäste der Suiten gibt es eine Art VIP Bereich im Obergeschoss mit ganz besonderen Attraktionen. Außerdem sind die Männer dort die allerheißesten, tabulosesten, und die Shows eine Klasse für sich. Dort wird dir jede noch so schmutzige Fantasie erfüllt. Ich hoffe, dein Deodorant ist stark genug. Du wirst ins Schwitzen kommen, Ellie.« Sie kicherte schon wieder.
»Oh.« Mehr bekam ich nicht heraus. Ich war schon mit dem regulären Angebot tendenziell überfordert und es gab noch mehr als die Jungs um mich herum?
Unser Hauptgang wurde gebracht. Mona hatte sich ebenfalls für den Fisch entschieden, der einem fast auf der Zunge zerging. Währenddessen unterhielten wir uns über andere Dinge, und ich mochte Mona immer mehr. Ich genoss jeden einzelnen Bissen meines wundervollen Gerichts und sah mich im Geiste schon mit dem Schließen meiner Hosenknöpfe kämpfen.
Schließlich kamen wir zum Dessert. Ich war zwar schon satt, kämpfte aber trotzdem mit der Mousse au Chocolat. Ich konnte nicht aufhören zu essen.
»Na, heute wohl keine Missionarsstellung mehr für Sie«, vernahm ich eine bekannte unverschämte Stimme und hob den Blick. Parker O’Neill stand neben mir und deutete auf meinen halb aufgegessenen Nachtisch.
Haha. Wie witzig. Ich verspannte mich. »Haben Sie nichts zu tun? Den Pool reinigen oder so?«
»Guten Abend, Mona«, begrüßte er erst noch meine Tischnachbarin um einiges charmanter, bevor er sich wieder an mich wandte. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. »Sie wissen inzwischen bestimmt, dass ich nicht der Hausmeister bin.«
»Setzen Sie sich doch ein wenig zu uns, Parker«, lud Mona ihn zu meinem Pech ein, und was tat der rotzfreche Kerl? Er setzte sich, stellte sein Whiskeyglas auf den Tisch, und lehnte sich zurück, als wollte er es sich bei uns gemütlich machen.
»Sie sind so ein Scherzkeks.« Ich schnitt eine Grimasse und löffelte meine Mousse weiter.
»Wollten Sie sich nicht morgen bei mir über mich beschweren?« Er grinste mich breit an.
»Vielleicht gibt es ja eine gesalzene Bewertung bei Google. Warten Sie es ab.« Unfassbar, dass dieser Mann es in Nullkommanichts schaffte, mich in Rage zu bringen.
»Ellie«, setzte er an. »Ich darf Sie doch beim Vornamen nennen?«
»Von mir aus.« Ich kratzte den leckeren Früchtespiegel vom Teller, samt dem kleinen Sahnehäubchen.
»Mir liegt es wirklich sehr am Herzen, dass du dich in meinem Resort wohlfühlst und einen angenehmen Urlaub verbringst.«
Kein Wunder bei den Preisen, die er verlangte.
»Leider reise ich morgen schon wieder ab«, ließ ich ihn wissen und legte zufrieden meinen Löffel beiseite. Ich war pappsatt. Nach reiflichem Überlegen war ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich doch besser im Büro nach dem Rechten sehen sollte. Steve Goldmans feige Attacke ließ mir einfach keine Ruhe, obwohl seine Anschuldigung total an den Haaren herbeigezogen war und sich in Nullkommanichts aufklären ließ. Aber dafür musste ich eben in New York sein. Allerdings würde Rebecca mich killen, sollte ich meinen Urlaub vorzeitig abbrechen und eigentlich wollte ich auch nicht gehen.
Seine Augen wurden groß. »Das liegt hoffentlich nicht an mir und unserer kleinen Kabbelei am Empfang?« Er hob beide Hände, als würde er sich ergeben. »Ich wollte dir wirklich nicht zu nahetreten. Von mir aus kannst du gern deine Liste abarbeiten, wenn dir so viel daran liegt.«
»Du reist ab?«, fragte Mona ganz entgeistert.
Ich wandte mich ihr zu. »Ich habe vorhin mit meiner Assistentin in New York telefoniert, es gibt ein paar Probleme im Büro, um die nur ich mich kümmern kann.«
»Aber kann das nicht ein paar Tage warten?« Sie schob die Unterlippe vor. »Ich habe mich schon gefreut, eine Freundin gefunden zu haben, mit der ich an den Pool oder den Strand gehen kann.«
»Es tut mir leid, Mona. Aber das ist echt wichtig.« Dieser dämliche Steve Goldman machte mir echt alles kaputt. Ich hatte diesen Urlaub bitter nötig und das Resort samt Insel war einfach traumhaft. Was sollte ich machen? Gerade tendierte ich zur verfrühten Abreise. Oder sollte ich doch noch einen Tag verstreichen lassen, und vorher noch einmal mit Rebecca telefonieren? Diese innere Unruhe ließ einfach nicht nach, sobald ich ans Büro dachte.
»Zwischendurch mal relaxen und Urlaub machen, ist auch wichtig.« Parker hob eine Augenbraue. »Du hast noch nichts von unserem Angebot in Anspruch genommen«, redete er weiter. »Hast du überhaupt eine Ahnung, was du dir alles entgehen lässt? Du siehst ziemlich verspannt aus.«
Ich seufzte. Ging das schon wieder los? »Auch in New York gibt es Abhilfe gegen ... Verspannungen«, äffte ich ihn nach.
»Aber keine wie die, die wir dir bieten«, prophezeite er und lehnte sich zurück. Er saß breitbeinig, selbstsicher und viel zu sexy auf seinem Stuhl »Was du in meinem Hotel geboten bekommst ist einmalig. Es beleidigt mich fast persönlich, dass du gleich wieder abreisen willst. Du bist die Erste, der es hier nicht gefällt.«
»So toll finde ich es eben nicht, dass ich unbedingt bleiben müsste«, flunkerte ich, nur weil er so von sich und diesem Resort überzeugt war, als hätte er höchstpersönlich den Sexurlaub erfunden. Ich schnaubte. »Woher willst du außerdem wissen, was ich verpasse? Wie ich gehört habe, igelst du dich den ganzen Tag in deinem Büro ein und machst bei den Frauen auf Unnahbar. Oder scheust du am Ende nur den Vergleich mit deinen Angestellten, du Großmaul?« Dieser Kerl war so von sich selbst überzeugt, es war echt nicht zu fassen.
»Forderst du mich heraus, Ellie?« Seine Augen funkelten, einen Moment ließ er mich tief in sein Inneres blicken. Etwas Dunkles, Gefährliches blitzte auf, das er bisher ziemlich gut verborgen hatte. Ich schluckte.
»Wieso sollte ich?« Ich nahm mein leeres Weinglas und saugte den letzten Tropfen heraus. Mir war heiß, viel zu heiß. Parker nahm die Weinflasche aus dem Kühler und goss mir nach.
»Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte er und stellte die Flasche zurück. Mir schwante nichts Gutes. Hatte ich zu dick aufgetragen? »Du gibst dem Resort eine Chance und bleibst. Du hast doch sowieso nur für ein paar Tage gebucht, solange wirst du im Büro bestimmt abkömmlich sein. Im Gegenzug kümmere ich mich höchstpersönlich um alle deine Bedürfnisse und Wünsche. Ich werde dafür sorgen, dass auf deiner kleinen Liste bald ganz andere Sachen stehen. Solltest du am Ende deines Aufenthaltes nicht vollumfänglich zufrieden mit meiner Dienstleistung gewesen sein, dann bekommst du dein Geld komplett zurückerstattet. Was sagst du?«
»Mmhh.« Ich rieb mir mit dem Handrücken über das Kinn. »Verstehe ich das richtig? Dann müsste ich mich ja die ganze Zeit über nur mit dir begnügen«, sagte ich, um dem überheblichen Kerl eins auszuwischen. »Für das bisschen Zerstreuung habe ich doch keine zehntausend Dollar hingeblättert«, legte ich nach, weil sich Parkers Kieferpartie verspannte. Strike! Selbstverständlich würde ich sein lächerliches Angebot niemals in Betracht ziehen. Ich wollte ihm nur seine Spöttereien über meine Liste heimzahlen.
Leider ließ er sich nicht aus der Reserve locken. »Du kannst selbstverständlich dazubuchen, wen immer du willst, sollte ich dir nicht reichen«, bot er mir generös an. »Aber ich bin ausschließlich nur für dich zuständig. Tag und Nacht. Wann immer dir nach mir beliebt, bin ich zur Stelle. Und wer weiß«, er zwinkerte mir zu, »vielleicht willst du dann gar keinen anderen mehr.«
»Du nimmst den Mund ganz schön voll, Parker.« Ich schlug ein Bein über das andere, wahrte eisern eine coole Miene, obwohl alles in mir vor Panik hellauf schrie. Ausgerechnet dieser Mistkerl wollte sich um meine persönlichen Bedürfnisse kümmern? Andererseits müsste ich am Ende keinen Penny für den ganzen Luxus berappen. Und die Jungs kosteten extra. Eine schnelle Nummer war so gut wie die andere. Und rein optisch war Parker O’Neill genau mein Fall – solange er nicht den Mund aufmachte. Dieses Großmaul würde mich niemals vollumfänglich zufriedenstellen, dafür würde ich schon sorgen.
»Alle meine Drinks gehen aufs Haus«, feilschte ich, und er nickte so gelangweilt, als hätte ich ihm einen Kaugummi abgeschwatzt.
»Ich übernehme alles, jeden Dollar, den du im Caribbean Dreams ausgibst. Selbstverständlich aber nur, wenn du am Ende deines Aufenthaltes tatsächlich nicht zufriedengestellt abreist.«
»Wie willst du das denn überprüfen?«, hakte ich nach, und seine Mundwinkel hoben sich zu einem breiten Grinsen.
»Ich erkenne, wie wohl du dich in meinen Armen fühlst, nur keine Sorge.«
Meine Wangen heizten sich auf, als ich die Anspielung kapierte.
»Wow«, kam es von Mona. »Das nenne ich mal ein Angebot. Schlag ein, Ellie, sonst tu ich’s.«
»Nicht so schnell.« Beschwichtigend hob ich eine Hand. Ich war nicht umsonst ein Verhandlungs-Ass an der Wallstreet. »Du bist die ganze Woche abrufbereit und zur Stelle, wann immer mir der Sinn nach Zerstreuung steht. Zwischendurch teste ich auch andere Dreamboys. Danach erhältst du ein Feedback von mir, auf welcher Stufe du im Vergleich zu deiner Crew stehst.« Ich stützte einen Ellenbogen auf und legte mein Kinn in die Handfläche, tat so, als würde ich ausführlich nachdenken. So einfach würde ich es diesem Kerl nicht machen. »Du wirst doch keinen direkten Vergleich scheuen, Parker O’Neill?« Ich hauchte seinen Namen in übertrieben lasziver Weise.
Er nippte an seinem Whisky und behielt ihn ein Weilchen im Mund, bevor er schluckte. »Du kannst dir so viele Vergleiche holen wie du willst. Am Ende wirst du immer wieder zu mir ins Bett zurückkriechen, weil es dir kein anderer so gut besorgen wird wie ich.«
Mein Herz pochte dumpf, als er das sagte. Ich hob das Kinn. »Ich bin eine Frau mit Ansprüchen«, entgegnete ich so überheblich wie möglich.
»Ich weiß. Ich habe deine Liste gelesen«, gab er spöttisch zurück.
Verdammt!
»Dann stelle ich jetzt auch mal ein paar Regeln auf, Ellie.« Er richtete sich auf und legte die Unterarme auf den Tisch. Kam so dicht vor mein Gesicht, dass ich ein paar braune Sprenkel in seinen leuchtenden grünen Augen entdeckte. »Du vergisst deine kleine Liste und lässt dich auf mich ein. Ich werde keine Grenzen überschreiten und keine Dinge tun, bei denen du dich unwohl fühlst. Das verspreche ich. Du allein bestimmst, wie weit wir gehen. Aber du zeigst dich neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen, das ist alles, was ich von dir verlange.«
»Ich bin die Aufgeschlossenheit in Person«, behauptete ich und presste die Schenkel zusammen.
Er legte den Kopf schräg. »Ach ja? Wenn das so ist, gibt es noch eine zweite Regel für dich. Während deines ganzen Aufenthaltes im Caribbean Dreams wirst du keinen Slip mehr tragen. Und wir fangen gleich damit an.« Auffordernd hielt er die Hand auf. »Zieh deinen Slip aus und gib ihn mir.«
»Was?« Ich schnappte nach Luft.
»Du hast mich schon richtig verstanden.«
»Bei dir piept’s wohl?« Ich tippte gegen meine Schläfe.
»Bist du nicht die Aufgeschlossenheit in Person?«, stichelte er. »Los, zieh dein Höschen aus.« Sein Tonfall war unnachgiebig.
Ich rührte mich nicht.
»Ihr solltet auch eine Regel für den Fall aufstellen, dass Ellie dir gar keine Chance gibt, sie zufriedenzustellen«, fiel mir Mona in den Rücken, und ich warf ihr einen mahnenden Blick zu.
»Ein hervorragender Einwand, Mona.« Parker hob anerkennend den Daumen. »Sollte Ellie vorab schon kneifen, zahlt sie jedes Mal tausend Dollar. Das kann teuer für dich werden, Süße. Ob du nicht am Ende ein Verlustgeschäft machst?«
Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ist das dein Ernst?«
»Ich sage nicht, du musst alles durchziehen, was ich vorschlage. Du sollst dich nur auf mich einlassen und aufgeschlossen sein. Ich werde nichts tun, das dich überfordert. Haben wir einen Deal?« Er hielt mir die Hand hin.
Mist. Und jetzt? Ich musste dringend zurück ins Büro. Andererseits tat es so gut, mal Urlaub zu machen, und mich verwöhnen zu lassen. Ich wollte noch nicht nach Hause, die Insel war ein Traum. Außerdem hätte ich dann 10.000 Dollar für Nichts ausgegeben. Solange Rebecca keinen Alarm schlug, könnte ich doch tatsächlich noch ein bisschen bleiben und mich erholen. Abreisen konnte ich jederzeit, wenn es brenzlig wurde.
»Deal«, wiederholte ich, nur um vor Parker nicht wie eine Memme dazustehen. Obwohl ich ahnte, dass ich einen monumentalen Riesenfehler beging, schlug ich ein. Zu gegebener Zeit würde ich mir schon überlegen, wie ich aus der Sache ungeschoren wieder herauskam. Aber vor Parker O’Neill gab ich mir mit Sicherheit keine Blöße.
Mona tätschelte meinen Unterarm. Meine Finger waren ganz verkrampft, als ich seine Hand wieder losließ. »Ellie, das ist ein Spiel. Ein heißes Spiel sogar. Lass Parker doch den Spaß. Soll er dir doch zeigen, was er draufhat.«
»Sie traut sich nicht. Es scheitert schon am Höschen. Wie es aussieht, ist der Deal bereits geplatzt.« Parker warf mir einen so auffordernden Blick zu, dass ich aufstand, um den Tisch zu verlassen.
»Wo willst du hin?«, fragte er, und ich hielt inne.
»Auf die Toilette, meinen Slip für dich ausziehen.«
»Oh nein.« Er schüttelte den Kopf. »Du tust das hier und jetzt.«
»Hier?«, fragte ich entsetzt und sah mich um. Das Restaurant war immer noch voller Leute.
»Meine Gäste sehen das locker.« Er machte eine auffordernde Handbewegung.
In meinem Unterleib begann es zu kribbeln. Irgendwas an seinem unnachgiebigen Tonfall törnte mich insgeheim an. Himmel, ich war total verrückt geworden. Ich stand vor ihm und war zu keiner Regung fähig, bis er mich an meinem Rock schnappte und an sich zog. Mein Atem ging hörbar. Er legte beide Hände auf meine Hüften, und ich ließ ihn gewähren. Auch dann noch, als seine Finger an meinen Schenkeln bis zum Saum meines Rocks glitten – so herrlich männlich und fest. Was er in aller Öffentlichkeit mit mir machte, war echt heiß und gleichzeitig so anstößig.
»Du bist sehr sexy in diesem Kleid«, raunte er dunkel und heiser, während seine Hände unter meinem Rock verschwanden. Ich spürte jeden einzelnen Finger auf meiner Haut und wurde feucht. Unwillkürlich zuckte ich zurück, aber er hielt mich fest, als hätte er meine Reaktion bereits erwartet.
»Alles okay?«, fragte er.
Statt ihm eine Antwort zu geben, verließ ein leises Keuchen meine Lippen. Meine empfindlichste Stelle pulsierte so heftig, dass ich die Beine zusammenpressen musste, sonst hätte ich die wachsende Anspannung nicht länger ertragen. Er registrierte meine Erregung, behielt einen spöttischen Kommentar aber zum Glück für sich. Ich hatte meinen hektischen Atem kaum unter Kontrolle. Als ich die neugierigen Blicke der anderen Gäste wahrnahm, schämte ich mich halb zu Tode. Aber dieses süße Kribbeln in mir überwog, ich konnte Parker nicht stoppen. Als er meinen weißen Spitzenstring erreichte und die Finger unter den Bund hakte, knickten mir beinahe die Knie weg, sodass ich mich mit einer Hand an seiner Schulter festhalten musste. Er sah zu mir hoch, seine Augen wurden ganz dunkel vor unterdrückter Begierde. Oh Gott. Ich war diesem Mann nicht gewachsen. Wo hatte ich mich da nur hineinmanövriert?
Bedächtig zog er meinen Slip nach unten, streifte mit den Fingerspitzen meinen glattrasierten Venushügel, sodass mir die Luft wegblieb. Sein Mittelfinger glitt zwischen meinen Schamlippen entlang, und ich erschauerte in seinen Händen. Parker hob einen Mundwinkel, strich sanft und zärtlich über meinen Schlitz, bevor er mein Höschen bis zu den Knien zog und es zu Boden fallen ließ.
»Gib es mir«, sagte er, und obwohl ich es sonst hasste, wenn Männer mir Befehle erteilten, glühte seine Aufforderung in mir.
Ich hörte die Menschen raunen, als ich langsam vor Parker in die Hocke ging und ihm einen Augenaufschlag schenkte, der ihn zusammenzucken ließ. Schließlich stieg ich aus dem Slip, hob den sündhaften Fetzen auf und drückte ihn Parker in die Hand. Das luftige Gefühl unter meinem Rock war ungewohnt, aber ziemlich sexy.
Als ich Parkers Schmunzeln bemerkte, wich ich einen Schritt zurück. Hastig setzte ich mich auf meinen Stuhl und trank einen Schluck Wein. Jetzt hatte ich eine Abkühlung bitter nötig. Bei allen Heiligen, ich war total verrückt geworden.
»Wow, das war heiß«, sagte Mona. »Ellie, ich habe das Gefühl, ihr beide werdet noch eine Menge Spaß miteinander haben.«
»Täusch dich da mal nicht.« Mit etwas Abstand wurde ich wieder klarer im Kopf und konnte nicht mehr nachvollziehen, wie es Parker gelungen war, mich zu diesem Schritt zu bewegen.
»Möchtest du eine Tour durch den Amüsierbereich?«, fragte er und steckte meinen String in die Hosentasche. Mit ihm allein zu sein, war mir definitiv zu gefährlich.
»Mona zeigt mir schon alles«, entgegnete ich und warf ihr einen bittenden Blick zu.
»Ich habe gleich eine Verabredung, Ellie. Sorry«, sagte sie, und ich ächzte auf.
»Mit wem denn?«, fragte ich hoffnungsvoll. Vielleicht konnte ich mich anschließen und entkam so fürs erste Parkers gefährlicher Nähe. Ich hätte mich nie auf diesen bescheuerten Deal einlassen dürfen. Wieso hatte ich Idiotin meinen Mund so weit aufgerissen und ihn mit meinem Gerede gereizt? Was hatte ich mir bloß dabei gedacht? Der Kerl führte einen besseren Puff für Frauen.
»Da kommt der Lieutenant schon.« Mit einem Strahlen im Gesicht deutete Mona auf einen Kerl, der in der schwarzen Ausgehuniform des Militärs steckte. Orden blinkten an seiner breit gebauten Brust. Holla die Waldfee. Mir blieb der Mund offen stehen, als er vor Mona strammstand und salutierte. »Melde mich zur Stelle.«
»Du stehst auch auf Rollenspiele?«, raunte mir Parker ins Ohr, den ich ausgeblendet hatte.
Ich zuckte mit den Schultern. »Geht so«, sagte ich so unbeeindruckt wie möglich, während ich den Army-Typen mit Blicken verschlang. Offensichtlich stand ich sehr wohl auf Rollenspiele, auch wenn ich bisher nichts von dieser Leidenschaft geahnt hatte. Ich war ganz verschossen in seine Uniform. Mona hatte mir einiges voraus. In einer ruhigen Minute musste ich mir dringend ein paar Tipps von ihr holen, sonst verpasste ich noch die Hälfte des Angebots. Ich steckte ja jetzt mit Parker fest.
Mona stand auf und hakte sich bei ihrem Lieutenant unter.
»Bis morgen«, sagte sie zu mir. »Amüsier dich.« Es klang wie ein Befehl, bevor die beiden entschwanden.
Ich lehnte mich zurück. »Gibt es noch mehr von seiner Sorte?«, fragte ich so sachlich wie möglich. Neugierig sah ich Parker an. Was wurde einem hier wohl noch alles geboten? Rück schon raus mit der Sprache. Das hatte man jetzt davon, wenn man sich überhastet von seiner Sekretärin einen Last Minute Urlaub buchen ließ. Bis gestern spätabends hatte ich noch gearbeitet und einfach keine Zeit gefunden, mich eingehender mit den Angeboten dieses Hotels zu beschäftigen. Im Prinzip wusste ich nur das bisschen, was Rebecca mir erzählt hatte. Also, dass man sich von heißen Jungs vernaschen lassen konnte, wann immer man wollte. Mehr interessierte mich im Prinzip sowieso nicht. Bis jetzt!
»Du hast dich noch nicht im Gästebereich unserer Webseite eingeloggt, oder?« Er hob eine Augenbraue.
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Nach der langen Reise habe ich ein kleines Schläfchen gemacht.«
»Du kannst dir von den Dreamboys wünschen, was immer du willst. Du musst nur bei deiner Buchung angeben, ob du gern einen Feuerwehrmann, Biker, Cop, GI oder Marine hättest. Wir haben alles, was dein kleines verdorbenes Frauenherz begehrt.«
»Diese Marines in weißer Uniform auch?«, hakte ich nach und hoffte, ich klang unbeteiligt genug. In New York liefen die Typen manchmal rum, wenn eins ihrer Militärschiffe im Hafen anlegte. Ein Haufen Frauen in der Stadt waren ganz verrückt nach ihnen. Mich eingeschlossen.
»Die gefallen dir also?