Wicked Bad Boy - Holly Clarkson - E-Book

Wicked Bad Boy E-Book

Holly Clarkson

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Beschreibung

Die Bild-Bestseller Reihe geht weiter und ist endlich überall im Handel erhältlich!

Liam Henrikson, Womanizer, Stripper und Callboy der Extraklasse, hat alles, was das Herz eines Mannes mit Mitte zwanzig begehrt. Seit kurzem leitet er das Lady’s Paradise – Nevadas sündigsten Club für einsame Frauen –, und seine Verführungskünste sind legendär. Bis ihm eines Tages eine wütende Blondine sprichwörtlich den Arsch aufreißt. Einige Jahre älter als er und dennoch das heißeste Geschöpf, das Liam je über den Weg gelaufen ist. Bedauerlicherweise ist die Lady genauso sexy wie immun gegen seinen Charme, und plötzlich schreibt das Schicksal die Regeln neu: Zum ersten Mal in seinem Leben beißt er bei einer Frau auf Granit. Hat der Bad Boy etwa sein Mojo verloren?

Alle Bücher dieser Reihe sind abgeschlossene Romane und können unabhängig voneinander gelesen werden. Jedes Buch handelt von anderen Paaren!

Leserstimmen:

Auch dieser Teil der Reihe ist wieder bombastisch geschrieben. Alles was man zum abschalten braucht und das Kopfkino in Gang setzt. Witzig, prickelnd, emotional und natürlich total sexy.

ich lese seit ich 20 bin diese art von bücher also bereits 10 jahre vor diesem hype und ich muss sagen diese buch gehört zu den besten, die ich gelesen habe. ich finde es klasse, dass hier auch mal eine starke frau, die bereits in ihrem leben einiges erreicht hat sich das vergnügen gönnt ;-)
Ich hab jetzt alle 4 Wicked Bücher gelesen. Und bin total begeistert! Die Autorin bringt einen oft zum schmunzeln und mit ihren tollen Protagonisten. Die Sexszenen sind heiß und super geschrieben. Hoffe die Autorin überrascht uns noch mit mehr Romanen! Ich kann die Romane , nur weiterempfehlen. Und war sehr vertieft in den Büchern am lesen. Sie lenken einen echt ab. Mach bitte weiter soo. Vielen Dank!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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WICKED BAD BOY

HOLLY CLARKSON

Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2019

Copyright © 2019, Holly Clarkson

c/o Barbara’s Autorenservice

Tüttendorfer Weg 3

24214 Gettorf

Email: [email protected]

Cover: Booklover Coverdesign

all rights reserved

Sämtliche Charaktere, Handlungen und Gegenstände dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

ÜBER DIE AUTORIN

Holly Clarkson ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin, die unter ihrem richtigen Namen schon zahlreiche Liebesromane veröffentlicht hat. Als Holly sind ihre Geschichten ein paar Grade heißer und sündiger. Mit ihrem ersten Roman Wicked Gentleman Lover schaffte sie es auf Anhieb bis auf Rang 3 der Amazon Charts und stand auf Platz 11 der Bild Bestseller Liste. Eigentlich ist Holly eine hoffnungslose Romantikerin und das spiegelt sich auch in all ihren Büchern wider. Sie glaubt an die Macht der Liebe, an das Universum und daran, dass nichts so sexy ist, wie ein Mann, der einem morgens Kaffee ans Bett bringt.

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Leseprobe

1

2

1

Liam

Mein Smartphone vibrierte in der Tasche meines Jacketts. Ich kramte es heraus, während ich gleichzeitig Sean hinter der Bar einen Wink gab und auf mein leeres Whiskyglas deutete, das vor mir auf dem blankpolierten Tresen stand. Er verstand sofort und goss mir großzügig nach.

»Danke«, rief ich durch den Lärm hindurch, der im Club herrschte. Wie immer samstagabends war die Hölle los. An die zweihundert Frauen feierten mit unseren Animateuren eine wilde Party. Unser Barkeeper Sean gehörte schon seit der ersten Stunde des Lady’s Paradise zum Stammpersonal und zählte mittlerweile zu meinen engsten Freunden.

Ich warf einen Blick aufs Display und spürte mein Herz dumpf in meinem Brustkorb pochen. Die eingegangene Nachricht kam von Nigel O’Toole, einem alten Kumpel vom College, den ich losgeschickt hatte, um Zara aufzutreiben. Er war erst kürzlich von einer zweijährigen Backpack-Tour quer durch Lateinamerika zurückgekehrt und völlig mittellos. In seiner Not nahm er jeden Job an, selbst den, eine Frau zu finden, die nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.

Hatte er Zara endlich aufgespürt? Ich musste dringend mit ihr reden, obwohl ich eine heikle Mission in Gang gesetzt hatte. Die Anwälte ihres Verlobten hatten sämtlichen Angestellten des Lady’s Paradise eine Kontaktsperre zu Zara auferlegt. Die Gute hatte sich in Luft aufgelöst, nachdem wir ein paar gemeinsame heiße Wochen in unserem Paradies für einsame Frauen verbracht hatten. Trug ich etwa die Schuld daran, dass dieser Stümper seine Frau nicht anständig befriedigte? Sodass sie sich mir wochenlang an den Hals geworfen hatte. Hier im Lady’s Paradise. Einem Nachtclub, der explizit auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten war, mit einer beträchtlichen Anzahl attraktiver Kerle, die nur existierten, um unseren weiblichen Gästen jeden noch so verruchten Wunsch von den Augen abzulesen – den sie im Anschluss mit Hingabe erfüllten. Wir machten sie alle happy. Jede einzelne.

Seit dem Ausscheiden meines Freundes Holden leitete nun ich, Liam Henrikson, ein gestandener Kerl von fünfundzwanzig Jahren, seit zwei Monaten diesen exquisiten Club und ich liebte meinen Job von ganzem Herzen. Aidan O’Conners, der Besitzer, hatte mir sein Haus anvertraut und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Hätte mir vor einem Jahr jemand erzählt, ich würde mal einen Frauenpuff leiten, ich wäre vor Lachen zusammengebrochen. Aber unter uns: Es gab keinen besseren Job auf der Welt. Wann wurde man als Mann schon mal für versauten Sex in jeder nur erdenklichen Form fürstlich entlohnt? Richtig – Nie. Mittlerweile fühlte ich mich, als hätte ich den Jackpot geknackt, und zwar einen, der mich direkt in die Höschen hunderter Frauen und somit schnurstracks zu ihren – quasi - Goldtöpfen führte. Verbunden mit ein paar fast nicht erwähnenswerten Berufsrisiken, das gab ich zu. Zaras Verlobter James H. Buckingfort III fand es beispielsweise nicht sonderlich amüsant, dass ich mich um seine Zukünftige gekümmert hatte, während er das Geld für unsere Spielchen verdiente. Aus gutem Grund bezahlte die Damenwelt für meine Dienste saftige Preise. Ich war jeden einzelnen Cent wert. Auch Zara kam mir immer äußerst zufriedengestellt vor, wenn sie nach meiner getanen Arbeit den Heimweg antrat und sich zu ihrem Verlobten ins heimische Doppelbett kuschelte. Der Dritte sollte mir dankbar sein, dass ich die Süße bei Laune gehalten hatte. Laut Zaras Erzählungen war er schwer beschäftigt in seinem Job und dauernd unterwegs. Ich hatte ihm lediglich einen Teil seiner Pflichten abgenommen. Aber was machte der undankbare Kerl stattdessen? Er rächte sich an Aidan und dem Club für ein bisschen ungezwungenen Spaß zwischen mir und der hübschen Zara. Dieser nachtragende Bastard hatte allen Ernstes vor, den Kaufvertrag für das Land, auf dem das Lady’s Paradise stand, anzufechten. Er wollte das Grundstück kaufen, nur um diesen Sündentempel im Anschluss abreißen zu lassen. Aus reiner Rachsucht. Es war nicht zu fassen. Aber auch wir gaben nicht kampflos auf.

Seit Tagen versuchte ich nun schon Zara zu erreichen. Ich wollte ein bisschen nachhaken, was sie über die Pläne ihres Verlobten wusste, und ob sie einen Weg sah, wie wir uns aus dieser unangenehmen Angelegenheit herauswinden konnten. Immerhin war die Süße aus freien Stücken Nacht für Nacht im Club aufgetaucht, um sich von mir ordentlich durchvögeln zu lassen. Es war ja nicht so gewesen, als hätte ich ihr einen Sack über den Kopf gestülpt und sie entführt. Exakt aus diesem Grund vermutete ich stark, dass Zara überhaupt nichts von der linken Tour ihres Arschlochs von Verlobten ahnte. Mittlerweile kannte ich die Süße gut genug, um zu wissen, dass sie niemals absichtlich dem Lady’s Paradise schaden würde. Sie hatte viel zu viel Spaß mit uns gehabt. Vielleicht konnte sie diesen Idioten endlich zur Vernunft bringen. Tausend dringlichere Themen warteten auf dieser Erde, für die ein reicher Schnösel Anwälte beschäftigen konnte. Stattdessen wollte er diesen einzigartigen Club dem Erdboden gleich machen.

Ich las Nigels Nachricht.

Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten. Welche zuerst?

Ich wich mit dem Kopf zurück. Wollte der Kerl mich verarschen? Scheiße, von Anfang an hatte ich geahnt, dass es eine Schnapsidee war, diesen Chaoten mit einer derart heiklen Aufgabe zu betrauen. Aber er hatte mich fast schon auf Knien um diesen Job angebettelt, bis ich schließlich nachgegeben hatte.

War es so schwierig, den Aufenthaltsort einer Hotelkettenerbin herauszufinden? Selbst ein abgedrehter Neu-Hippie wie Nigel müsste zu diesem Klacks in der Lage sein. Sollte man zumindest meinen.

Ich seufzte schwer und tief, bevor ich eine knappe Antwort tippte.

Die gute Nachricht.

Stellte seine Antwort mich zufrieden, wollte ich die schlechte Neuigkeit gar nicht erst wissen. Ich hypnotisierte mein Smartphone, bis endlich die Message eintrudelte.

Ich weiß, wo Zara Evergreen wohnt!!!

Ein Schwall Erleichterung flutete mich. Mehr wollte ich doch gar nicht von ihm. Ein simpler Auftrag und er hatte ihn prompt erledigt.

Dann gib mir endlich die Adresse.

Musste ich dem Kerl jede Kleinigkeit aus der Nase ziehen? Eine blonde Frau rempelte mich im Gedränge an, worauf ich fast mein Smartphone fallen lassen hätte. In letzter Sekunde grabschte ich es in der Luft und warf Braxton einen verärgerten Blick zu, der eine Hand um die Taille der Blondine gelegt hatte. Entschuldigend zuckte er mit den Achseln, während sich seine neue Gespielin an ihn schmiegte, und vor lauter Braxton nichts mitbekommen hatte. Der Kerl spielte seinen Hawaiian-Surfer-Appeal voll aus, mit seinen hellblonden Haaren und der gebräunten Haut. Die Mädels waren verrückt nach ihm, was unserer Kasse ausnehmend guttat.

Nigels nächste Antwort lenkte mich ab.

Zuerst muss ich dir noch die schlechte Nachricht erzählen.

Ich rollte mit den Augen. Bitteschön. Wenn es ihn glücklich machte. Was konnte jetzt noch Schlimmes kommen? Er hatte Zara ausfindig gemacht. Gleich morgen würde ich zu ihr fahren, sie vor ihrem Haus abpassen und heimlich ein paar Takte mit ihr quatschen. Kurz zog ich in Erwägung, Nigel anzurufen, doch der Lärmpegel im Club war für ein Telefonat zu hoch. Housebeats dröhnten aus den Lautsprechern. Um mich herum quasselten und lachten die Gäste durch den ohrenbetäubenden Krach hindurch. Also schrieb ich zurück.

Spuck’s schon aus.

Eine Sekunde später flatterte bereits die Antwort herein. Als hätte er sich im Vorfeld jedes Wort zurechtgelegt.

Es könnte sein, dass man mich beim Spionieren ertappt hat. Genauer gesagt, ich bin in Zaras Hochzeitsfeier geplatzt und habe versehentlich erzählt, dass du mich geschickt hast. Aber nur, weil die Security mich bei meiner Festnahme mit körperlicher Gewalt bedrohte, ich schwöre. Sie wissen jetzt, dass du Zara suchst. Sorry.

Ich sprang vom Barhocker und starrte ungläubig auf mein Smartphone. Dieser Vollidiot hatte was getan? Uns komplett auffliegen lassen? Unsere letzte Chance vermasselt, irgendwas über die Pläne des Dritten zu erfahren? Von jetzt an war der Kerl vorgewarnt. Und mit Sicherheit stinksauer. Bevor ich Nigel anrufen konnte, vibrierte mein Handy und eine weitere Nachricht trudelte ein.

Ach, ja. Zaras frisch Vermählter ist leicht angepisst. Er meinte, er würde nicht eher ruhen, bis er dich und den Club so fertiggemacht hat, dass du dich wie ein Tausend Teile Puzzle fühlst. (Ein noch nicht zusammengesetztes.) Brauchst du ihre Adresse noch?

Ich sackte zurück auf den Barhocker und nahm mein Whiskyglas. In einem großen Schluck stürzte ich die Hälfte des Inhalts in mich hinein und hielt den Atem an, als mir die hochprozentige Flüssigkeit die Kehle hinunterrann. Scheiße. Was für ein Supergau. Schlimmer hätte die Sache nicht mehr ablaufen können. Was jetzt?

Mit trägen Bewegungen warf ich einen Blick auf mein Smartphone. Seit mittlerweile zwei Stunden hatte ich mich kaum auf meinem Barhocker bewegt. Und wenn, dann lediglich, um wegen Nachschubs auf mein leeres Glas zu deuten. Der Schock saß tief. Wie hatte ich nur so dumm sein können, Nigel eine dermaßen wichtige Mission anzuvertrauen? Ich kannte den Penner doch besser. Weshalb hatte ich keinen Privatdetektiv engagiert? Ich war selbst schuld. Ich Riesen-Idiot.

Als mir eine Hand den Rücken entlangstrich, zuckte ich zusammen. Eine brünette Frau Anfang dreißig, lächelte mich lasziv an.

»Wie wäre es mit uns beiden, mein Süßer?«, gurrte sie mit halb geschlossenen Lidern, die auf Anhieb deutlich machten: Sie war bereit für einen Fick.

Normalerweise war ich einer Buchung niemals abgeneigt, obwohl ich als Chef des Hauses andere Aufgaben zu erledigen hatte. Aber mal ehrlich. Wer konnte schon einem netten Fick hin und wieder widerstehen? In diesem Moment jedoch regte sich nichts in meiner Hose, ich stand so dermaßen unter Schock, dass ich unter Garantie keinen hochbekam.

»Tut mir leid, Süße«, ich räusperte mich. »Heute stehe ich dir leider nicht zur Verfügung.«

»Oh«, sie runzelte die Stirn. »Gefalle ich dir nicht?«

»Das Aussehen unserer Gäste spielt für uns keine Rolle«, erwiderte ich ungewohnt taktlos, obwohl sie nicht mal hässlich war. Da hatte ich schon weitaus Schlimmere für Geld gevögelt.

»Wie bitte?« Ihre beiden Augenbrauen hoben sich gleichzeitig.

»Es spielt für mich keine Rolle, wie du aussiehst, Honey«, legte ich unüberlegt nach. Heute sprudelten die Beleidigungen nur so über meine Lippen. Aber sie sollte wissen, dass wir jede einsame Lady happy machten. Wir teilten nicht in attraktiv oder unansehnlich ein. Allesamt waren sie unsere Königinnen. Die Frau, die uns buchte, kriegte, was sie sich wünschte. Wir waren Profis.

»Wie bitte?«, fragte sie noch einmal um einiges schärfer.

»Es findet sich ein anderer Animateur, der sich um deine Bedürfnisse kümmert, keine Sorge.« Ich rutschte von meinem Barhocker und verstaute mein Smartphone in der Tasche meines Jacketts. Die Wände des Clubs schienen mich zu erdrücken, sie rückten näher, sperrten mich ein. Ich musste dringend raus an die frische Luft und durchatmen.

Was für eine verdammte Scheiße!

Ich wollte nicht derjenige sein, unter dessen Leitung das Lady’s Paradise dichtgemacht wurde. Aber wie es aussah, trug ich eine große Mitschuld am verfrühten Ableben unseres Clubs.

»Wie redest du mit mir?« Die Brünette stemmte beide Hände in die Hüften, sie presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

»Sorry, ist heute nicht mein Tag.« Wie zur Entschuldigung zuckte ich mit den Achseln und kippte den Rest meines Whiskys in mich hinein. Normalerweise versprühte ich meinen Charme wie ein Rasensprenger über unseren Gästen. Doch noch immer verweigerte mein Gehirn die Arbeit. Wir waren geliefert. Ich sah die Abrissbirne bereits auf das Lady’s Paradise schwingen.

»Arschloch.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und stöckelte zum Ausgang. Wie es aussah, hatten wir soeben eine Kundin auf immer und ewig verloren. Die war aber auch empfindlich. Scheiße. Ich musste mich echt zusammenreißen.

»Was ist denn heute mit dir los?« Sean schnappte mein leeres Glas und deutete der beleidigten Frau hinterher.

Ich schluckte. Auf keinen Fall, konnte ich ihm erzählen, dass er durch meine Schuld wahrscheinlich demnächst seinen Job verlor. Fuck!

»Ist was Privates.« Noch ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte ich mich bereits in Bewegung gesetzt und zwängte mich durch die Gäste. Nichts wie raus. Ich brauchte dringend frische Luft, die hoffentlich meinen Kopf lüftete. Mein Brustkorb zog sich zusammen und hinderte mich am freien Atmen. Vorne im Lounge-Bereich, durch den man zum Ausgang gelangte, war es glücklicherweise ruhiger, denn die Musik dröhnte hier nicht mehr in voller Lautstärke. Knutschend und fummelnd saßen Pärchen verstreut auf den roten Ledersofas, die wie kleine Inseln angeordnet waren.

Eine blonde Frau kam direkt auf mich zu. Ich schätzte sie auf Anfang vierzig, sie war verdammt attraktiv für ihr Alter, schlank und bildschön. Aufrechter Gang. Ein knöchellanges schwarzes Abendkleid setzte ihre zierliche Figur perfekt in Szene. Ihr helles Haar trug sie in einer kunstvollen Frisur aufgedreht. Sie sah aus, als käme sie direkt von der Oscar Verleihung und wirkte in diesen Räumlichkeiten grotesk fehl am Platz. Aber hey, ich verurteilte garantiert keine Lady, die sich extra wegen uns herausputzte – ganz sicher nicht. Zwar trugen unsere Animateure, wie ich selbst, ausnahmslos Smoking, doch unsere weiblichen Gäste bevorzugten es bei ihrer Klamottenwahl meist eng und kurz. Trotz meiner beschissenen Laune beneidete ich denjenigen meiner Kollegen, der diese heiße Lady heute Nacht zum Schreien bringen durfte.

Ich wollte ihr dezent aus dem Weg gehen und an mir vorüberlassen, doch sie blieb direkt vor mir stehen. Funkelte mich an. Okay. Mein aufkeimender Neid verdorrte binnen Nanosekunden. Mit der war offensichtlich nicht zu spaßen. Dennoch zwang ich mich zu einem professionellen Auftreten und schenkte ihr mein schönstes Lächeln, bevor ich sie in formvollendeter Weise mit einer eleganten Handbewegung nach innen verwies. Sollte ihr einer der Jungs die schlechte Laune aus dem Leib vögeln. Eine vergraulte Kundin, die auf meine Kosten ging, reichte mir für heute.

Sie reagierte nicht auf meine freundliche Geste, stattdessen schoss sie mir mit Blicken wütende Blitze entgegen. Ihr Atem ging so hektisch, dass ihr Brustkorb bebte, was ihre üppigen Brüste in dem tief ausgeschnittenen Dekolleté erzittern ließ. Nett anzusehen, übrigens.

»Guten Abend.« Galant deutete ich erneut zur Bar. »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.«

»Ich bin ganz sicher nicht hier, um mich zu amüsieren«, fauchte sie mich an, wie eine in Rage geratene Katze.

»Also sparen Sie sich Ihr Geschleime.«

Ich stutzte. Wie es aussah, war mir das Glück bei den Ladys heute nicht hold. Ich sollte dringend nach Hause gehen und diesen beschissenen Abend vor dem Fernseher ausklingen lassen.

»Es tut mir leid, falls jemand aus unserer Crew Sie verärgert haben sollte«, versuchte ich die Wogen zu glätten. Wer von unseren Jungs hatte diese ausnehmend attraktive Lady derart angepisst?

»Verärgert ist gar kein Ausdruck. Ihr Scheißkerle seid das Letzte. Das Allerletzte!«

Ein heißer Schwall Wut strömte mir bis hoch in den Brustkorb und ließ mein Herz heftig klopfen. Lady, du hast dir den absolut falschen Tag ausgesucht, um dich an mir abzureagieren.

»Wenn Ihnen der Club nicht zusagt, da vorne geht es nach draußen«, erwiderte ich ruppig und auf die massive Eingangstür deutend. Scheiß auf Höflichkeit, auf einen vergraulten Gast mehr oder weniger kam es auch nicht mehr an. Arrogante Ziege!

»Nicht bevor ich diesem Mistkerl Liam Henrikson den Arsch aufgerissen habe«, fuhr sie mich an und riss ihre blauen Augen auf. »Wo finde ich dieses Arschloch?«, schimpfte sie weiter. Ihre vulgäre Ausdrucksweise passte kein bisschen zu ihrem edlen Aussehen. Ein Brillanten-Collier funkelte um ihren Hals, das bestimmt ein Vermögen gekostet hatte und hervorragend zu den goldenen Ringen an ihren Fingern und dem glitzernden Armband passte.

Aber Moment Mal!

Sie wollte mich höchstpersönlich sprechen? Ich hatte diese Frau noch nie zuvor in meinem Leben getroffen, ansonsten wäre sie mir mit diesem Hammerbody und ihrem absolut schönen Gesicht mit Sicherheit im Gedächtnis geblieben. Die konnte ich nie und nimmer mit irgendwas angepisst haben. Höchste Zeit, dieser arroganten Lady ein paar Manieren beizubringen. In mir brodelte es hoch, mein Frust suchte sich ein Ventil. Ich wurde selten wütend und schon gar nicht auf Frauen. Diese entzückenden Geschöpfe. Normalerweise setzte ich eine gezielte Prise Charme ein und wickelte die Süßen mit Leichtigkeit um den Finger. Bisher hatte ich noch jede Frau gezähmt. Warum sollte es bei dieser Wildkatze anders verlaufen?

»Ich stehe in voller Pracht vor Ihnen«, erwiderte ich sarkastisch und breitete die Arme aus. »Honey, was auch immer für Gerüchte du von mir auch gehört hast. Ich bin noch besser.« Ich setzte mein überheblichstes Grinsen auf, nur um sie zu reizen.

Statt einer Antwort klatschte ihre Hand mit voller Wucht auf meine linke Wange. Baff hielt ich mir die getroffene Stelle und starrte die blonde Furie vor mir an.

What the fuck?

»Lady, es ist besser, Sie verschwinden auf der Stelle aus diesem Club und lassen sich hier auch nie wieder blicken. Ansonsten befördere ich Sie eigenhändig vor die Tür.« Meine Stimme nahm mit jedem Wort an Schärfe zu.

»Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, du Scheißkerl. Mein Name ist Florence Evergreen. Ich bin Zaras Mutter, und solltest du versuchen, noch ein einziges Mal Kontakt zu meiner Tochter aufzunehmen, reiße ich dir höchstpersönlich die Eier raus. Und glaub mir«, sie tippte gegen meinen Brustkorb. »Das ist keine leere Drohung.«

Nun ja, ich nahm es trotzdem als eine auf. Die Lady brachte geschätzte fünfzig Kilo auf die Waage und war einen ganzen Kopf kleiner als ich. Mein Schiss vor dieser Furie hielt sich in absoluten Grenzen.

Aber hey! Stopp!

Wer stand da so erbost vor mir? Es hatte tatsächlich ein paar Sekunden gedauert, bis der Inhalt ihrer Ansprache in mein Gehirn gesickert war.

Fuck. Zaras aufgebrachte Mutter hatte mir gerade noch gefehlt. Danke. Nigel. Du Nulpe.

Ich räusperte mich. Deeskalation war angesagt, hatte sogar Top Priorität. Obwohl ich der Lady liebend gern mit dem Flogger ein paar Manieren beibringen würde …

»Lady, ich kann Ihnen versichern, dass ich lediglich geschäftlich mit Ihrer Tochter reden wollte …«, fing ich mit beruhigender Stimme an und sah, wie sie nach Luft schnappte. Okay, meine heutige Wortwahl hatte definitiv Entwicklungspotenzial. »So habe ich das nicht gemeint.« Beschwichtigend hob ich beide Hände vor den Brustkorb.

»Hören Sie auf, meine Tochter zu belästigen«, warf sie mir an den Kopf. »Zara ist in diesem miesen Spiel das Opfer Ihrer hinterhältigen Machenschaften und Sie werden für Ihre Taten bezahlen – und zwar allesamt!« Sie machte eine weit ausholende Armbewegung, um mir zu verdeutlichen, dass sie jeden Stein und jeden Angestellten meinte, was sich allein aus ihrem Wortlaut schon erschlossen hatte. Wegen mir musste die Lady nicht theatralisch werden.

»Zara kam aus freien Stücken ins Lady’s Paradise und hat unsere Dienstleistungen immer eifrig gebucht. Mehr nicht. Ihre Tochter ist ein erwachsener Mensch. Eine Frau mit Bedürfnissen, die ihr Schlappschwanz von Verlobter nicht befriedigen konnte. So simpel ist das. In diesem Club läuft alles auf rein körperlicher Basis ab, es gab zu keiner Zeit privaten Kontakt zwischen mir und Zara. Kommen Sie mal wieder runter, Lady. Kein Grund, gleich den ganzen Laden dichtmachen zu wollen.«

»Meine Tochter ist keine Frau, die es nötig hat, sich einen …« Sie knirschte mit den Zähnen. Ihr abfälliger Blick wanderte an mir entlang. »Callboy zu buchen. Sie haben irgendwas mit ihr angestellt, mein Mädchen manipuliert, ihr eine Gehirnwäsche verpasst oder sonst irgendwas Perverses gedreht …«

»Oder ich bringe es einfach im Bett«, fiel ich ihr spöttisch ins Wort, weil diese Diskussion absurder nicht verlaufen konnte. Zara war dreiundzwanzig Jahre alt und garantiert keine Jungfrau mehr gewesen, als sie das erste Mal im Lady’s Paradise auftauchte.

»Euch beide trennen Welten. Freiwillig würde sich Zara doch niemals mit einem Kerl wie Ihnen einlassen«, spuckte sie mir beinahe vor die Füße. Hass sprang mir aus jedem ihrer Worte entgegen.

»Was hat Zara Ihnen erzählt?«, fragte ich scharf nach. Das durfte doch nicht wahr sein. Die zuckersüße Zara hatte sich zu einer treibenden Kraft in diesem miesen Spiel gedreht? Nach all den göttlichen Orgasmen, die ich dieser untervögelten Frau beschert hatte? Wie konnte ein Mensch nur dermaßen undankbar sein?

»Das werde ich Ihnen garantiert nicht auf die Nase binden. Ich rate Ihnen nur eines: Halten Sie sich von meiner Tochter fern. Das ist meine letzte Warnung.«

Diese Frau war komplett verrückt geworden. Eine Irre, mit der ich mich nun herumplagen musste, statt mich um wichtige Geschäfte zu kümmern.

»Zara kam freiwillig jede Nacht in den Club. Kein Mensch hat sie gezwungen, Sie verdrehen die Tatsachen, Lady. Die Wahrheit ist, dass Zara deshalb so gern das Lady’s Paradise besucht hat, weil ich der einzige Mann in ihrem Leben war, der sie anständig befriedigt hat. Auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen.«

Sie holte erneut aus, aber dieses Mal bekam ich ihren Unterarm zu packen, bevor ihre Hand auf meine Wange klatschte. Ich hielt sie fest, wir duellierten uns mit Blicken. Ihre Schönheit verblasste mit jeder Sekunde, die verging. Übrig blieb nur tiefe Verachtung und Wut auf diese überhebliche Schnepfe.

»Wenn Sie mich nicht sofort loslassen, rufe ich die Polizei«, drohte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.

»Lady, Sie haben mich tätlich angegriffen«, erinnerte ich sie kopfschüttelnd und ließ ihren Arm los. Ich musste dringend hier raus, und vorher noch diese Verrückte loswerden, die alles verdrehte, und keine Ahnung hatte, wovon sie redete. Zara hatte mich vergöttert, mich mit jeder Faser ihres Körpers angeschmachtet. Sie hatte sich mit Haut und Haaren in mich verknallt.

»Sie sind absolut unter Zaras Niveau, keine anständige Frau lässt sich freiwillig mit einem Kerl wie Ihnen ein. Es ist in der Tat an der Zeit, dieses zwielichtige Etablissement zu schließen, bevor anderen Frauen dasselbe passiert.« Sie atmete hektisch. »Ich kann Ihnen versichern, unsere Familie und die von James, wird nicht eher ruhen, bis hier kein Stein mehr auf dem anderen steht.«

»Raus!« Ich deutete zur Tür.

»Genießen Sie die Zeit, die Ihnen in dieser primitiven Absteige noch bleibt. Demnächst stehen Sie auf der Straße.«

»Das werden wir noch sehen«, prophezeite ich ihr nachdrücklicher, als mir zumute war. Wir hatten uns mit zwei der einflussreichsten und vermögendsten Familien von Las Vegas angelegt. Unsere Chancen da heil herauszukommen, standen mehr als schlecht und das wusste diese Frau nur zu genau.

Ihr abfälliges Grinsen, das sie mir zum Schluss noch vergönnte, glich einem bösen Omen. Abrupt drehte sie sich um und rauschte wie ein eisiger Racheengel von dannen, während ich den Tag verfluchte, an dem ich Zara kennengelernt hatte.

2

Liam

Ich war mehr als erleichtert, als sich die Tür des Clubs hinter dem letzten weiblichen Gast schloss und nur noch der harte Kern der Jungs und ich übrig blieben. Wir sechs Animateure blieben jede Nacht noch auf einen Drink, während die anderen Angestellten meist ziemlich rasch nach Hause gingen. Die Deckenbeleuchtung sprang an und erhellte die weitläufige Räumlichkeit. Wie üblich versammelten wir uns auf einen letzten Absacker an der Bar und ließen uns von Sean Gin mit Tonic Water mischen. Zaras Mutter ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich wusste tief in meinem Inneren, dass ich mit meiner bescheuerten Idee, Zara ausfindig machen zu wollen, einen Turbo in dem Streit zwischen dem Club und ihrer Familie in Gang gesetzt hatte. Scheiße. Irgendwie musste sich dieses Desaster wieder geradebiegen lassen. Ich musste mit Zara reden, es blieb mir gar keine andere Wahl. Zumindest sollte mir die hübsche Rothaarige von Angesicht zu Angesicht ihren Verrat beichten. Nur, wie sollte ich das jetzt noch anstellen, nachdem Nigel alles vermasselt hatte?

Wade klopfte mir auf die Schulter, er wirkte äußerst gut gelaunt, richtig aufgekratzt. Wahrscheinlich hatte er heute Nacht – im Gegensatz zu mir – einige Frauen glücklich gemacht und blendend verdient.

»Wie lief es mit Nigels Mission?«, fragte er gedämpft und nahe an meinem Ohr. Ihn hatte ich als einzigen in meine Schnapsidee eingeweiht.

»Katastrophal.« Ich atmete hörbar aus, es fiel mir schwer, über dieses leidige Thema zu reden. »Er hat es total vermasselt. Wir sind geliefert.«

Wades Augen weiteten sich, bevor er sein länger geschnittenes dunkelblondes Deckhaar in die Stirn fallen ließ, nur um es mit einer fließenden Handbewegung wieder aus dem Gesicht zu streichen. Verdammter Poser.

»Du hast es vermasselt.« Er saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. »Aber Kopf hoch.« Wade prostete mir zu. »Wie sagte meine Großmutter früher immer: in allem was passiert, steckt ein guter Kern. Du musst ihn dir nur rauspicken.«

Ich hatte heute keinen Nerv für bescheuerte Ratschläge aus der Mottenkiste. Meine Laune näherte sich dem absoluten Tiefpunkt. An diesem Schlamassel gab es nichts Positives. Nicht ein Körnchen. Wir waren geliefert.

»Hoffen wir das Beste«, erwiderte ich matt und schwang mich von meinem Barhocker. Um uns herum redete und lachte das Team in voller Lautstärke. Normalerweise mischte ich mit, unsere Truppe war ein verdammt cooler Haufen, aber heute fiel mir nichts ein, was ich zu der Unterhaltung beisteuern könnte. Braxton und Trevor prosteten sich zu, ehe sie ihre Gläser exten. Wie ich aus ihren Gesprächsfetzen entnehmen konnte, hatten beide heute ebenfalls super verdient. Allesamt waren sie fleischgewordene Frauenträume, für jeden Geschmack hatten wir den passenden Kerl parat. Die Mädels hatten die Qual der Wahl. Allein wegen diesen talentierten Jungs wäre es eine Schande, den Laden endgültig dichtzumachen.

Boulder gesellte sich zu ihnen, der mit seinem akkurat geschnittenen braunen Haar und im gut sitzenden Smoking jedem Banker an der Wallstreet alle Ehre gemacht hätte, und der einen erfrischenden Kontrast zu unserem legeren Surfer-Typ Braxton bildete. Trevor hingegen sah aus wie ein Abbild dieses berühmten Male-Models, das vor Jahren mit seinem Verbrecherbild in der Frauenwelt für Furore gesorgt hatte. Auch heute noch verschaffte ihm dieser halbe Promi Status und das damit einhergehende gefährliche Street Gang Image einige positive Punkte bei unseren Kundinnen. Um genügend Buchungen musste der Kerl sich nie sorgen.

»Hey, Liam«, rief Trevor und nickte mir zu. »Wer war denn die Blondine, die dir vorhin den Arsch versohlt hat?«

Allgemeines Gelächter erfolgte, wie konnte es auch anders sein. War ja klar, dass irgendeiner von ihnen den überschäumenden Auftritt von Florence Evergreen beobachtet hatte. Bei meinem heutigen Glück wahrscheinlich sogar der halbe Laden. Verdammte Bitch. Im Nachhinein würde ich mir dieses Biest am liebsten schnappen und übers Knie legen, um ihren blanken Arsch so lange mit meiner Handfläche zu bearbeiten, bis sie mich auf Knien für ihre ungerechtfertigten Anschuldigungen um Verzeihung bat.

»Eine Wildkatze, die ein paar Manieren nötig hat«, erwiderte ich lahm. Meine sonstige Schlagfertigkeit ließ mich schmählich im Stich.

»Sag bloß, unser Frauenheld ist an seine Grenzen gestoßen«, feixte Braxton, bevor er einen tiefen Schluck aus seinem Glas nahm. »Du bist aus der Übung bei den Ladys, seit du hier den Boss spielst«, legte er lachend nach.

»Liam hat sein Mojo verloren«, gab Trevor ihm grinsend recht. »Die Süße hat ihm so dermaßen eine verpasst, dass Liam jetzt noch die Ohren klingeln müssten.«

»Warst du ein böser Junge, Liam?« feixte Sean hinter der Bar. Sie alle amüsierten sich köstlich auf meine Kosten. Würde ich an ihrer Stelle auch nicht anders machen.

»Hat die hübsche Milf dir Time-Out gegeben?«, mischte sich Braxton übertrieben mitleidig ein. »Hat sie dich in die Ecke gestellt und dir das Taschengeld gestrichen, weil du deine Pflichten nicht ordentlich erfüllt hast?« Lachend klatschten die Idioten sich ab.

Haha, zum Totlachen komisch.

»Kriegst du jetzt Nachhilfe in den Grundkenntnissen der weiblichen Anatomie von ihr?«, machte auch noch Wade mit und grinste breit.

»Das war Zaras Mutter, ihr Blödmänner. Also Leute, ein bisschen mehr Respekt.« Ich stützte mich mit beiden Unterarmen am Tresen ab.

»Du wolltest auch noch Zaras Mutter vögeln?«, fragte Braxton und klopfte mir auf den Rücken. »Alle Achtung. Wusste gar nicht, dass du so ein Familienmensch bist.«

»Sie ist noch extrem heiß für ihr Alter«, sagte Trevor. »Ich schätze sie auf Anfang vierzig, aber sie hat einen Body, als wäre sie ein Klon von Heidi Klum.«

»Sie ist ein Miststück.« Ich knirschte mit den Zähnen, während ich mir das zugegeben ausnehmend attraktive Gesicht dieser verbitterten Frau ins Gedächtnis rief.

»Eine reife Lady lässt sich eben nicht so leicht ihr Höschen klauen, wie das bei den jungen Dingern der Fall ist, die du sonst beglückst«, feixte Trevor. »Um eine Milf zu befriedigen, braucht es einiges an Raffinesse. Frauen um die vierzig sind extrem anspruchsvoll.«

»Ich hatte mal eine, die zehn Jahre lang keinen Orgasmus bei einem Mann mehr hatte«, erzählte Boulder und sofort widmeten wir ihm unsere volle Aufmerksamkeit. »Sie kam nur, wenn sie es sich selbst machte. Die Süße hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, jemals wieder bei einem Kerl auf ihre Kosten zu kommen, bis sie …«

»Lass mich raten«, fiel ich ihm ins Wort. »Bis sie dir begegnete und du sie in Nullkommanichts zum Stöhnen gebracht hast«, formulierte ich überzogen.

Er nickte mit einem melancholischen Ausdruck im Gesicht. »Sie ist so heftig gekommen, die Gute.«

»Und zum Dank schickt sie dir heute noch jedes Jahr eine Postkarte zu Weihnachten und zum Geburtstag.« Sean lachte.

»Nein.« Boulder schüttelte den Kopf, »aber sie sah so sexy hinterher aus, so vollkommen zufrieden und mit sich selbst im Reinen. Diese Lady hat sich nach unserer heißen Nummer nicht geschämt oder ist sich ausgenutzt vorgekommen.« Er nippte an seinem Drink. »Ihr kennt das ja manchmal, diese unangenehme Atmosphäre, die sich nach einem Fick mit einer Fremden aufbaut. Wenn du ihr in die Augen siehst, und darin erkennst, wie es in ihrem Kopf rotiert. Der ganze Quatsch arbeitet in ihr: Ob du sie nun als eine Schlampe wahrnimmst, sie nicht mehr respektierst und lauter solche bescheuerten Sachen eben. Diese ganzen überflüssigen Vorwürfe, mit denen sich junge Frauen oft selbst das Leben schwer machen, anstatt einfach mal ihren Körper zu genießen. Und dem Kerl dankbar für einen exorbitanten Orgasmus zu sein.« Er wischte sich über den Mund. »Bei Frauen um die vierzig kommen solche Selbstgeißelungen nicht mehr vor. Die müssen keinem Mann mehr irgendwas beweisen, die nehmen sich, was sie wollen und genau das liebe ich so unglaublich an den Milfs. Nichts macht mehr Spaß, als Sex mit einer selbstbewussten Frau.«

In gewisser Weise gab ich ihm recht. Ich wusste ebenfalls die Bettqualitäten erfahrener Ladys ganz außerordentlich zu schätzen. Seit ich hier im Club arbeitete, bevorzugte ich allerdings junge Frauen als Kundinnen. Was nicht heißen sollte, ich hätte eine mir selbst auferlegte Altersbeschränkung bei meinen Sex-Gespielinnen, das war nicht mal der Grund für meine jugendliche Präferenz. Ganz im Gegenteil, tief in meinem Inneren hegte ich ein ausgesprochenes Faible für reifere Frauen. Optisch sogar genau solche wie Florence Evergreen – wäre sie nicht eine dermaßen arrogante Bitch.

Nach einem katastrophalen Ausflug in diese Alterskategorie vor sechs Jahren, ließ ich allerdings vorsorglich lieber ganz die Finger von ihnen. Den Milfs. Den Mothers I‘d like to fuck.

Ich stieß mich vom Tresen ab.

»Bis morgen, macht’s gut. Schließt du ab, Wade?«

Nachdem mein Stellvertreter nickte, setzte ich mich in Bewegung. Dieser verfluchte Abend steckte mir mittlerweile in sämtlichen Gliedern. Nach zwei Schritten blieb ich stehen, denn die Tür öffnete sich und herein kam – ich traute meinen Augen kaum – Nigel! Der Kerl hatte Nerven.

Zu meiner Überraschung war er nicht allein. Sheila, eine unserer devotesten Gäste, lief neben ihm, die mir seit ihrem ersten Besuch im Lady’s Paradise rettungslos verfallen war. Wie immer hielt sie den Blick zu Boden gesenkt, sodass ein Vorhang aus dunkelbraunen Haaren ihr hübsches Gesicht halb verdeckte. Was zum Teufel? Es war vier Uhr morgens, der Club bereits seit einer Stunde dicht. Regungslos beobachtete ich, wie die beiden näher kamen und durchschaute Nigels hinterlistiges Ablenkungsmanöver mit jeder Sekunde, die verging. Vor Sheila konnte ich ihm den Arsch nicht so weit aufreißen, wie ich das tun wollte. Hoffte er zumindest. Wenn er sich da mal nicht täuschte. Nach Florence Evergreens unangekündigtem Besuch, war ich geladener denn je.

»Hey, Liam. Ich habe diese hübsche Lady draußen auf dem Parkplatz aufgegabelt. Sie möchte zu dir«, sagte Nigel übertrieben gut gelaunt, als würden wir uns auf einer Party über den Weg laufen. Beide Hände hatte er in den Taschen seiner Jeans vergraben, er wippte auf den Fußballen auf und ab. Nicht der Hauch eines schlechten Gewissens zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Unglaublich, dass dieser Kerl im College mein bester Freund gewesen war.

»Na, du hast Eier, dich nochmal bei mir blicken zu lassen.« Ich taxierte ihn kopfschüttelnd, bevor ich mich an seine blutjunge Begleitung wandte.

»Hi, Sheila. Der Club hat leider schon geschlossen, aber morgen begrüßen wir dich gern zu den üblichen Öffnungszeiten bei uns.« Ich schenkte ihr ein Lächeln, das mir nicht leicht fiel. In mir brodelte es hoch, ich wollte mich endlich wieder diesem Versager widmen, meine schlechte Laune aber auch nicht an der hübschen Sheila auslassen, die nichts für den Schlamassel konnte, in dem wir jetzt dank Nigel steckten. Die Süße machte keine Anstalten die Lokalität zu verlassen, sie stand einfach nur da, auf ihre verflucht sexy gefügige Art und Weise. In mir juckte es, sie zu einer kleinen Privatsession in einen der Playrooms zu entführen. Aber noch war ich nicht mit Nigel fertig. Einen Job hatte ich dem Kerl nach langem Betteln aufgetragen, einen einzigen Auftrag, den er für mich erledigen sollte und er hatte alles vergeigt.

»Es tut mir echt leid, Mann.« Nigel blies sich die hellbraunen Haare aus den Augen, die ihm fransig in die Stirn fielen. Seit einer Ewigkeit hatte der Kerl mit Sicherheit keinen Friseur mehr gesehen. Dazu trug er andauernd diese lächerlichen Batik Shirts, die ich von Flohmärkten kannte.

»Warum, zum Teufel, bist du in Zaras Hochzeit geplatzt? Was hast du dir dabei gedacht?« Meine Stimme schwoll mit jedem Wort an. »Ist das deine Auffassung von verdeckter Ermittlung? Was verstehst du an dem Wort unauffällig nicht?«

»Sie haben mich reingelegt.« Nigel nickte, als wollte er jedes Wort unterstreichen.

Mein Blick fiel auf Sheila, die mich immer wieder schüchtern anlinste. Scheiße. Ich musste echt aufpassen, was ich vor ihr ausplauderte.

»Wir reden morgen Vormittag weiter«, sagte ich und sah Nigel scharf an. »Um elf in meinem Büro.«

Ein Stückweit hinter uns hörte ich die Jungs lachen und reden, sie schienen uns glücklicherweise nicht zu beachten.

Nigel räusperte sich, wirkte aber wie erwartet erleichtert. Er hatte die Sheila bedingte Schonzeit unter Garantie einkalkuliert und hoffte wahrscheinlich nun, dass mein Zorn bis morgen wieder verraucht war. Aber da hatte er sich geschnitten.

»Marla hat mich rausgeworfen, sie hat sich einen neuen Typen aufgerissen und will nicht, dass er denkt, wir hätten was miteinander, nur weil ich bei ihr wohne.« Er seufzte laut und gequält. »Jetzt habe ich keine Ahnung, wo ich pennen soll.« Mit schräg gelegtem Kopf sah er mich an.

War das sein Ernst? Ich fasste es nicht. Was ging mich das an? Seine uralte Freundin aus Kindertagen hatte mit Sicherheit ihre Gründe, weshalb sie den Penner so plötzlich vor die Tür setzte.

»War das Arrangement mit Marla nicht sowieso nur eine kurzzeitige Notlösung, bis du eine Bude gefunden hast?«

»Ich bin ja auf der Suche nach einem Apartment, aber wer vermietet schon an einen Typen ohne Job und festen Wohnsitz? Wie konnte ich ahnen, dass diese Bitch mich gnadenlos rausschmeißt?«

»Hattet ihr nicht ursprünglich ein paar Tage ausgemacht? Mittlerweile wohnst du schon seit zwei Wochen bei Marla.«

Undankbarer Bastard!

Nigel kratzte sich am Hals. »Wie die Zeit vergeht.«

»Irgendwas wird sich schon finden«, beendete ich das Thema. Immer wieder blieb mein Blick an der hübschen jungen Sheila hängen. Je länger ich ihre schlanke Figur mit den festen Brüsten betrachtete, die sich vorwitzig unter ihrem dunkelblauen Kleid abzeichneten, desto mächtiger wuchs der Wunsch in mir, meine Hände auf ihren Körper zu legen und sie vor mich auf die Knie zu zwingen. Sheila verkörperte all das, was ich gerade brauchte, um wieder runterzukommen.

Ich fing Nigels Blick auf, er beobachtete mich mit unübersehbarem Interesse und einer Prise Genugtuung im Blick. Sein Plan war aufgegangen, zumindest in Bezug auf die süße Sub, die neben ihm stand. Ich wollte sie besitzen, mir ihren Körper aneignen und mir die schlechte Laune und den Frust der letzten Stunden aus dem Gehirn ficken.

»Vielleicht könnte ich ein paar Tage bei dir unterkommen?«, hörte ich Nigel allen Ernstes fragen, und schrak aus meinen Gedanken.

»Du hast sie nicht mehr alle beisammen.« Ich lachte überrascht auf.

»Jetzt hab dich nicht so. Ich dachte, wir sind Freunde. Und guten Freunden hilft man in einer Notsituation.«

»Was willst du von mir? Wir haben uns sechs Jahre nicht mehr gesehen. Ich habe dir heute eine Chance gegeben, und du hast sie vermasselt …«

»Ich habe mein Bestes getan und wäre fast im Arrest gelandet, nur wegen dir«, warf er mir allen Ernstes vor. »Du hast ja keine Ahnung, was dort los war. … Mit wem ihr euch angelegt habt«, fügte er noch kryptisch hinzu.

»Nicht jetzt«, maßregelte ich ihn scharf und deutete leicht mit dem Kopf auf Sheila, die ihre Zehenspitzen betrachtete.

»Wir besprechen das morgen.«

»Und wo soll ich heute Nacht pennen?«

»Geh ins Hotel.« Ich zuckte mit den Achseln. Von mir aus konnte er auch in der Wüste campen.

»Liam«, erwiderte er leise, aber mit nachdrücklichem Tonfall. »Du weißt, dass ich noch nie in meinem Leben eine Gegenleistung für … damals verlangt habe. Ich habe dich nie um einen Gefallen gebeten, dir nie vorgehalten, du wärst mir etwas schuldig. Obwohl du tief in meiner Schuld stehst und das weißt du genau. Ich habe dir damals geholfen, weil ich dachte, wir wären Freunde. Ist es zu viel verlangt, dass du dich ein einziges Mal revanchierst?«

Seine Worte fühlten sich an, als hätte ein Lastwagen eine Ladung Geröll über mir ausgekippt. Nicht nur seiner miesen Erpressung wegen, sondern die Anspielung an sich traf mich knallhart. Sie setzte eine Erinnerungslawine in mir in Gang, die auf mich niederprasselte und mich zu ersticken drohte. Ich griff mir an den Hemdkragen und lockerte meine umgebundene Fliege, mit dem Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Jahrelang hatte ich vergessen und verdrängt, mich abgelenkt und mein Leben wieder halbwegs in den Griff bekommen. Binnen Millisekunden stand die Vergangenheit plötzlich wieder übermächtig und in düsteren Farben vor mir. Ich in einem anderen Leben. Als Spross einer Magnatenfamilie, der in Stanford studierte, mit einer Zukunft, die seit meiner Kindheit bis ins Detail für mich durchgeplant gewesen war. Ein Leben im Luxus hatte auf mich gewartet, das ich gegen das Lady’s Paradise eingetauscht hatte. Ursprünglich mehr eine Flucht, heute jedoch war es mein Lifestyle.

Nigel und ich duellierten uns mit Blicken, ich suchte den Freund in seinen Pupillen und betrachtete doch nur einen Fremden. Trotz allem musste ich ihm recht geben. Ich stand noch immer in seiner Schuld.

Ich hob den Zeigefinger. »Ich schulde dir einen einzigen Gefallen und das war’s. Komm danach nie wieder bei mir angekrochen, wenn du in Schwierigkeiten steckst.«

»Ich finde dich zwar ganz schön undankbar«, erwiderte Nigel spöttisch und strich sich mit dem Handrücken die Stirnfranzen zur Seite. »Aber einverstanden.« Sein breites Grinsen hätte nicht überheblicher ausfallen können.

»Du hast eine Woche Zeit, dich nach einer neuen Bleibe umzusehen. Ich helfe dir bei der Wohnungssuche und du kannst solange bei mir schlafen. Doch danach …« Ich machte eine theatralische Pause, um die Wirkung meiner Aussage zu unterstreichen. »Will ich nie wieder einen Ton von dir hören oder dich sehen müssen.«

»Geht klar. Ich danke dir, Liam.« Während er redete, legte er eine Hand auf Sheilas Schulterblatt und schob sie so dicht vor mich, dass ihre Brüste beinahe mein Jackett berührten. Als würde er mir ein Geschenk überreichen.

Sie hob so langsam und sinnlich die Lider, dass es mir durch und durch ging. Ihre Lippen öffneten sich einen Spalt, gleichzeitig sank ihr Kopf in den Nacken. Obwohl sie kein Wort sprach, wusste ich haargenau, was in ihr vorging und was sie von mir wollte. Ein Schwall Hitze strömte mir in die Eingeweide und vibrierte bis in meine Eier, die sich beinahe schmerzhaft zusammenzogen.

»Ich warte an der Bar, bis du fertig bist.« Im Vorbeigehen klopfte Nigel mir auf die Schulter, während ich wie unter Zwang Sheilas Hand nahm.

»Gehen wir«, sagte ich zu ihr und nickte in Richtung der Playrooms.

Sheila kniete nackt vor mir, den Kopf hielt sie wie befohlen, demütig gesenkt, ihre Hände ruhten auf ihren Oberschenkeln, die Handflächen zeigten nach oben, während ich vollständig angezogen vor ihr stand.

»Öffne deine Schenkel«, wies ich sie an, während ich gemächlich mein Smoking-Jackett auszog.

Sie kam meinem Befehl umgehend nach, ihr Gehorsam war fast schon beispielhaft. Ihre Knie rutschten auseinander, sodass sie mir einen exzellenten Einblick auf ihre entzückenden Schamlippen gewährte, die vor Erregung ganz geschwollen und tiefrot waren. Nichts blieb mir in dieser Position verborgen.

Mein Schwanz pochte bei ihrem durch und durch devoten Anblick, sodass ich Sheilas Wange streichelte, um sie nicht auf der Stelle knallhart zu ficken. Sie erwartete ein langes und heftiges Foreplay von mir und ich würde ihren Wunsch nur zu gern erfüllen. Sofort schmiegte sie ihr Gesicht in meine Hand, war beinahe schon süchtig nach einer Berührung von mir. Meine Hand rutschte nach unten, einen Tick zu grob umfasste ich ihr Kinn und hob es an. Ich legte ihr einen Finger auf die Lippen, gebot ihr mit dieser Geste zu schweigen und sie verstand sofort. Ihre Lider flatterten nach unten, bevor sie mir wieder in die Augen sah, ihre Iris war getränkt vor Begierde.

»Wie gehorsam du bist, nur um an deine Belohnung zu kommen, Sheila.«

»Ich …«, fing sie mit zittriger Stimme an und sofort packte ich sie im Nacken. Ihr entwich ein unterdrückter Schrei, Angst und Erregung duellierten sich in ihren Augen. Ein betörender Anblick. Sheila wollte spielen, kleine böse Spielchen spielen und normalerweise erregte mich ihre widersprüchliche Art immer ganz enorm. Doch heute war ich nicht ganz bei der Sache. Florence Evergreen lenkte mich ab und schürte in Schüben eine Wut in mir, die ich nicht an der hübschen Sheila auslassen durfte.

»Letzte Warnung, kleine Sub. Du sprichst kein Wort, solange ich es nicht gestatte.«

Sheila presste ihre hübschen Lippen fest aufeinander. Ich ließ von ihr ab und ging zu den Spielzeugen, die an einem Stahlseil an der Wand hingen. Wir beide hatten bereits unzählige Sessions miteinander geteilt, sodass ich in- und auswendig wusste, was Sheila ganz besonders mochte.

Nach einigem Überlegen entschied ich mich für einen schwarzen Flogger mit einem kurzen schweren Griff, bevor ich zu ihr zurückging und sie mit langsamen Schritten umrundete. Hinter ihr blieb ich stehen, ihre hübschen Brüste bebten. Als ich eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie zusammen, bevor sie ihren Kopf in den Nacken legte. Ich umfasste ihre Kehle, überstreckte ihren Hals, bis sie mir in die Augen sehen musste. Kaum merklich zitterten ihre Hände, die immer noch auf ihren Schenkeln ruhten und ihr Anblick erregte mich immer mehr. Einen Moment später ließ ich wieder von ihr ab, öffnete die Knöpfe an meinen Hemdärmeln und rollte sie bis zu den Ellenbogen hoch. Ich ließ mir Zeit, erhöhte die intensive Spannung, die sich zwischen uns aufbaute und trieb ihre genüssliche Furcht vor mir in die Höhe. Sheila wusste, ich würde sie nicht schonen, und genau deswegen war sie heute zu mir gekommen.

»Du hättest so spät nicht herkommen dürfen, Sheila.«

»Verzeih mir, Master Liam.«

Die vielen Striemen des Floggers bissen sich mit einem lauten Klatschen in Sheilas linken Oberschenkel. Scharf sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein, rührte sich jedoch nicht. Ich hatte fest zugeschlagen, aber nicht stark genug, um ihre alabasterweiße Haut zu verletzen. Lediglich ein paar blassrosa Striemen blieben zurück.

»Habe ich dir erlaubt, zu sprechen?«

Hastig schüttelte sie den Kopf und zur Belohnung ließ ich die vielen Lederschnüre in einer sanften Bewegung über ihre Brüste gleiten. Ihre Nippel waren bereits hart und standen wie Kieselsteinchen nach vorn ab. Ich umfasste ihre linke Brust, knetete sie und zwirbelte ihre Brustwarze abwechselnd fest und dann wieder sanfter, bis Sheila aufkeuchte. Die kleine Sub war erregt und so willig. Genau die Mischung, die ich gerade brauchte. Ich würde mir Zeit mit der Süßen lassen. Mehr noch. Mir alle Zeit der Welt nehmen und sie so lange an ihre Grenzen bringen, bis sie mich anflehte, endlich von mir gefickt zu werden.

Die Nacht war jung und wir hatten unendlich viel Zeit …

3

Liam

Tropfnass stieg ich aus der Dusche und schnappte mir ein Handtuch vom Halter. Es war nicht zu fassen. Drei Tage waren seit meinem Aufeinandertreffen mit Florence Evergreen bereits vergangen und noch immer züngelte dieselbe Wut auf diese Frau in mir hoch, wie bei unserem Aufeinandertreffen. Immer wieder blitzte sie vollkommen unvorbereitet in meinen Gedanken auf und senkte meine Laune schlagartig in Richtung Nullpunkt.

Ich rubbelte mich trocken und warf das nasse Handtuch auf den Boden. Zu allem Überfluss war gestern auch noch ein Schreiben einer renommierten Anwaltskanzlei auf meinen Schreibtisch geflattert, das eine einstweilige Verfügung enthielt. Weder mir – oder besser gesagt vor allem nicht mir – noch irgendeinem anderen Teammitglied des Lady’s Paradise war es gestattet, in irgendeiner Form Kontakt zu Zara aufzunehmen, oder ihr näher als auf hundert Yards zu kommen. Sie hatten uns mit einem Handstreich kaltgestellt.

Ich stieg in meine schwarzen Boxershorts und öffnete die Badezimmertür, die in mein Schlafzimmer führte. Was jetzt? Bisher hatte ich meinem Boss Aidan O’Connors noch gar nichts von dem unglückseligen Verlauf meiner geheimen Mission gebeichtet. Er war mit Sicherheit not amused über meine Einmischung, die unsere Lage nun dezent verkompliziert hatte. Aber ich konnte einfach nicht untätig herumsitzen, Zara war meine persönliche Stammkundin gewesen. Sie hatte immer nur mich gebucht. Von Anfang an hatte sie ein Auge auf mich geworfen. Würde ich nicht hier arbeiten, sie wäre unter Garantie nicht andauernd im Club aufgekreuzt. Somit hatte ich höchstpersönlich Aidan diesen Ärger eingebrockt. In gewisser Weise fühlte ich mich mitschuldig an dem Desaster, in dem mein Chef jetzt steckte.

Ich schlüpfte in meine Smoking-Hose und nahm das dazu passende weiße Hemd vom Bügel. Nachher traf ich mich mit Wade. Die Geschäftsleitung eines neuen Casinos mit Showbühne in Las Vegas, hatte uns zur Eröffnungsparty eingeladen, denn sie wollten unsere Male-Stripper für ein paar Auftritte im Monat buchen. Für uns eine glänzende Möglichkeit, unseren Club in der City bekannter zu machen, Werbung, für die wir auch noch bezahlt wurden. Wir hatten nichts dagegen. Und diese Party sorgte hoffentlich ein wenig für Ablenkung bei mir, die ich bitter nötig hatte.

Nachdem ich die Knöpfe an meinem Hemd geschlossen hatte, band ich mir die Fliege um und schlüpfte in mein nachtschwarzes Smoking-Jackett. Verscheuchte die unentwegt aufploppenden Gedanken an Florence Evergreen vehement und krallte mir stattdessen mein Smartphone vom Nachttisch. Ich las die eingegangene Nachricht. Wade erwartete mich bereits draußen bei meinem Wagen. Einem silbernen Porsche Boxter, den ich abgöttisch liebte. Hastig machte ich mich auf den Weg, wir waren spät dran.

Als ich die Wohnungstür öffnen wollte, kam Nigel aus dem Wohnzimmer. In meinem Bademantel! In der Hand hielt er eine Kaffeetasse, mit der er mir zuprostete.

»Viel Spaß heute Abend.«

Ich hielt inne. »Wie läuft die Wohnungssuche?«

Es machte mich wahnsinnig, den Penner die ganze Zeit um mich zu haben. In Gedanken schrieb ich eine Memo an mich selbst, bei nächstbester Gelegenheit den Bademantel zu verbrennen.

»Morgen Nachmittag habe ich einen Besichtigungstermin für eine Wohnung in Downtown.«

»Downtown Las Vegas?«, hakte ich nach. Wie konnte sich der Kerl eine Wohnung in dieser Gegend leisten? Soweit ich wusste, hatte er noch immer keinen Job.

Er nickte breit grinsend. »Drei Zimmer, Küche und Bad für 250 Dollar im Monat. Komplett neu renoviert, hat mir die Maklerin erzählt.«

Ich prustete. »Nie im Leben. Nicht für diesen Preis. Du musst dich verhört haben. Setz noch eine eins vorne an die Summe dran, dann stimmt der Mietpreis schon eher für diese Gegend.«

Nigel trank einen großen Schluck aus seiner Tasse. »Das mit der Miete ist schon richtig so. Aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«

Das war ja klar. Ich versteckte mein Augenrollen nicht. Der Kerl war wie eine Zecke, die sich immer weiter unter die Haut bohrte und sich an einem festsaugte, sobald sie sich irgendwo angedockt hatte.

»Was ist es dieses Mal?«

»Würdest du mit mir zu der Besichtigung gehen und ein gutes Wort für mich einlegen? Du könntest denen erzählen, dass ich einen Job bei euch im Club habe und absolut vertrauenswürdig bin. Bestimmt ist der Run auf diese Wohnung riesig und ich möchte einen guten Eindruck hinterlassen.«

»Ich soll für dich lügen?«

Er legte den Kopf schräg. Wie ich diese Geste an ihm hasste. Gleich würde er wieder rumbetteln.

»Ich könnte doch tatsächlich ein wenig im Club aushelfen, dann müssten wir denen keine Storys erzählen.«

Ich presste beide Handballen auf die Augen und schüttelte den Kopf. Wann würde ich endlich aus diesem Albtraum erwachen? Wie in Zeitlupe ließ ich die Arme sinken, es kostete mich einen Kraftakt an Überwindung, Nigel überhaupt anzusehen. Seine braunen Haare standen ihm wuschelig und ungepflegt vom Kopf ab, wie üblich war er unrasiert und wirkte in dem Bademantel über seiner Straßenkleidung einfach nur grotesk. Ich hegte massive Zweifel, dass der Kerl auch nur einen Penny von unseren Kundinnen abstauben würde. Kerle wie Nigel kamen selbst gratis im realen Leben dieser Frauen nicht zum Stich, da half nicht mal Alkohol.

»Tut mir leid«, ich schüttelte den Kopf, »aber derzeit ist keine Stelle im Club vakant.«

»Ich könnte Drinks mixen«, ließ er nicht locker. »In Tijuana habe ich zwei Monate lang in einer Bar ausgeholfen.« Er wackelte mit den Hüften, während er sich im Kreis drehte. »Mit Margaritas und Salsa kenne ich mich aus.«

»Höchstens mit dem Dip«, murmelte ich, bevor ich den Kopf schüttelte. »Sorry, Mann.«

»Es wird schwierig ohne Job an eine Wohnung zu kommen«, erinnerte er mich und trank seine Tasse leer. »Was soll ich der Maklerin erzählen, wenn sie einen Nachweis meines Arbeitgebers sehen möchte? Ich möchte dir nicht zu lange auf der Pelle sitzen.«

»Warum suchst du dir nicht einen Job?« Nebenher tippte ich eine Nachricht an Wade, der bereits ungeduldig wurde.

»Die wissen alle meine Qualitäten nicht zu schätzen.«

Was wohl so viel hieß wie: Keiner wollte den Versager einstellen. Was ich den Leuten nicht mal verübeln konnte. Jeder Mensch mit einem funktionierenden Gehirn sah Nigel zwei Meilen gegen den Wind an, dass er nichts taugte.

»Ich überlege es mir«, würgte ich die Unterhaltung ab. In erster Linie wollte ich, dass der Kerl endlich aus meiner Wohnung verschwand und in der Tat würde es schwierig werden, ohne Job an einen Mietvertrag zu gelangen. Wie es aussah, stand ich vor einer beschissenen Entscheidung. Nigel in meiner Bude oder im Club. Verfluchte Scheiße.

»Kommst du nun mit zu dem Besichtigungstermin morgen?«, rief er mir nach, während ich die Tür hinter mir bereits zuzog.

»Von mir aus«, rief ich durch den Spalt, ehe ich sie vollends zudonnerte. Ich würde alles tun, um diese Kakerlake aus meinen vier Wänden zu entfernen. Und wegen des Jobs würde mir bis morgen sicherlich noch etwas einfallen.

»Nicht schlecht«, sagte Wade neben mir, während er durch das Seitenfenster meines Wagens die Fassade des brandneuen Safari Casinos betrachtete, in dem die Party stattfand. Ein Haufen Leute tummelte sich davor.

Ich stellte den Motor ab und öffnete die Autotür. »Jetzt brauche ich erstmal einen Drink – einen Doppelten.«

Der Kerl vom Parkservice kam zu uns her. Schweren Herzens drückte ich ihm meine Schlüssel und zwanzig Dollar in die Hand.

»Ich will nachher keinen Kratzer im Lack finden«, ermahnte ich ihn. Höchst ungern ließ ich andere Leute mein Baby steuern und schon gar keine Fremden. Nicht mal um die Ecke auf den Parkplatz.

»Selbstverständlich nicht, Sir. Ich passe auf«, versicherte mir der blonde Typ, der in einer lächerlichen Fantasieuniform steckte und garantiert nicht mehr als achtzehn Jahre auf dem Buckel hatte. Schwungvoll warf er sich auf den Fahrersitz, zog die Tür zu und startete meinen heißgeliebten Porsche mit so viel Gefühl, als wäre mein Baby ein Pick-Up. Ein tiefer Brummton erklang, bevor er gemächlich anfuhr und dann mit quietschenden Reifen um die Ecke bog. Verdammter Bastard, wenn ich nachher auch nur eine Schramme entdeckte, würde ich den Kerl umlegen.

»Lass uns reingehen«, sagte Wade ungerührt, während ich mit klopfendem Herzen auf einen Knall wartete, der jedoch Gott sei Dank nicht kam. Mein Stellvertreter deutete mit dem Kopf zum Eingang, worauf wir uns in Bewegung setzten.

Innen quoll das Casino über vor Gästen, die gut gelaunt herumstanden, an den Automaten zockten oder die Spieltische bevölkerten. Wir quetschten uns durch die lachenden und redenden Leute hindurch und steuerten die Bar im hinteren Bereich an.

Ich orderte einen Whisky on the Rocks und Wade einen Scotch mit Soda.

»Hast du Homer Landon schon irgendwo entdeckt?« Wade sah sich nach dem Besitzer des Casinos um, das im Stil einer afrikanischen Landschaft nachempfunden war, lebensgroße exotische Tiere aus Plastik standen überall herum, umrahmt von Palmen und einer Wüstenlandschaft in einer Ecke, mit echtem Sandboden. Als hätte man sich in die Serengeti verlaufen.

Ich nahm meinen Drink, den der Barkeeper vor mich hinstellte und genehmigte mir erstmal einen großen Schluck. Ein guter Tropfen, stellte ich anerkennend fest, der mir mit einer samtigen Karamellnote die Kehle hinunterrann.

»In dem Getümmel wird es schwierig werden, irgendjemanden zu finden.« Ich sah mich um, aber mehr nach den Ladys als nach Homer Landon.

Eine dunkelhäutige Frau lächelte mich im Vorbeigehen an, ihr krauses schwarzes Haar stand wild von ihrem Kopf ab. Geschätzte Anfang zwanzig und genau meine Kragenweite. Ich nickte ihr zu, sie gefiel mir auf Anhieb. Während sie sich beim Gehen in diesem hautengen beigen Kleid schlängelte, weckte sie umgehend einen Haufen schmutziger Fantasien in mir, die ich allesamt mit der Schönheit in die Tat umsetzen wollte.

»Über das Geschäft können wir auch morgen noch mit Landon reden. Amüsieren wir uns«, sagte ich zu Wade und stieß mich von der Bar ab. Mein Glas mit dem guten Tropfen nahm ich mit. Es wäre eine Schande, eine derart attraktive Lady unbeachtet zu lassen.

»Ganz allein hier?«, raunte ich, als ich sie erreicht hatte. Sie wandte sich um und schenkte mir die Art von Lächeln, bei der ein Mann von Anfang an wusste, dass er bereits gesiegt hatte. Fordernd und frivol. Eine Spielerin durch und durch.

»Mutterseelenallein. Mein Name ist Veronica«, hauchte sie mehr, als dass sie sprach.

Ein Anflug von Langeweile streifte mich für den Bruchteil einer Sekunde, aber doch kräftig genug, um ihn erstaunt wahrzunehmen. Dennoch hob ich mein Glas und stieß galant mit ihr an. Wie nicht anders erwartet, trank sie Champagner.

»Liam«, stellte ich mich ebenfalls vor und nickte ihr zu. »Wenn ich dir ein Kompliment machen darf, Veronica. In diesem Kleid siehst du atemberaubend aus.«

»Noch besser sehe ich ohne aus.« Sie zwinkerte mir zu und sorgte für einen Hitzeschub in meinem Bauch. Unser erstes Kennenlernen verlief ja erfreulich easy.

»Also davon müsste ich mich schon persönlich überzeugen«, sagte ich grinsend. Der Verlauf der Unterhaltung gefiel mir, es gab keine unangenehmen schweigsamen Momente, kein krampfhaftes Fischen nach unverfänglichen Gesprächsthemen. Nein, die hübsche Veronica kam ohne Umschweife zur Sache und diese Eigenschaft schätzte ich enorm an einer Frau.

Wir tranken beide einen Schluck, ihre braunen Augen funkelten vor unübersehbarer Abenteuerlust.

»Wie kommt es, dass eine attraktive Frau wie du ohne Begleitung auf dieser Party aufkreuzt?«

»Allein lernt man am besten neue Leute kennen, oder etwa nicht?« Sie trank den Rest ihres Champagners aus.

»Wie recht du hast.« Ich nahm ihr das Glas aus der Hand. »Noch einen?«

»Sehr gern.« Sie schenkte mir einen Augenaufschlag, der mir bis in die Eier vibrierte. Genau mit diesem Blick sollte sie mich nachher ansehen - wenn sie nackt auf mir saß und mich ritt.

Ich tauschte ihr leeres Glas gegen ein volles vom Tablett eines Kellners, der an uns vorbeikam und reichte es ihr. Die hübsche Veronica kam so nahe, dass ihr heißer Atem über meine linke Halsseite wehte, als sie mir ins Ohr hauchte: »Ich habe nicht vor, lange auf dieser Party zu bleiben. Wie steht es bei dir?« Lasziv wanderten ihre Fingerspitzen an meinem Hemd entlang nach unten bis zu meinem Hosenbund.

Base Eins.

Rekordgeschwindigkeit.

Ich keuchte auf. Wow, die Lady ließ nichts anbrennen. Ein Hoch auf die Gleichberechtigung, ich liebte Frauen, die auch in Sachen Sex die Dinge in die Hand nahmen. Vor allem meine Dinge …

Mit gemächlichen Bewegungen legte ich eine Hand auf ihren Rücken und strich ihre Wirbelsäule nach oben bis zu ihrem Nacken. Ihre Lippen öffneten sich einen Spalt, und ihre Lider schlossen sich halb. Ich konnte ihre wachsende Erregung nicht nur minutiös mitansehen, nein, ihr feiner feuchter Duft stieg mir so betörend in die Nase, dass sich meine Eier vor Verlangen zusammenzogen. Mein Schwanz meldete sich zu Wort, drückte gegen meinen Reißverschluss. Scheiße. Ich hatte mitten unter diesen vielen Leuten eine Erektion bekommen. Und was für einen Ständer!

»Es wäre mir ein Vergnügen dich zu … begleiten.« Beinahe wäre ich vor Geilheit aus meiner Gentleman Rolle gefallen und hätte vögeln gesagt.

»Warum verschwinden wir dann nicht?« Wie versehentlich strich das Biest mit der Hand über meinen Schritt, worauf ich mich keuchend krümmte, was sie mit einem hinterhältigen Grinsen quittierte. Die Kleine liebte es zu spielen, wurde mir auf der Stelle klar. Ich kannte Frauen ihrer Sorte zur Genüge aus dem Lady’s Paradise. Tagsüber mimten sie die karrierebewusste Businessfrau oder die überzeugte Emanze, die keinen Mann in ihrem Leben brauchte. Eine, die stark und selbstbewusst jeden Bereich ihres Lebens im Griff hatte, und ihre moderne Einstellung wie eine Leuchtreklame zur Schau stellte. Nicht, dass ich diesen Lifestyle verurteilte, ganz bestimmt nicht. Ich war ein absoluter Verfechter der Gleichberechtigung – im Bett und auch sonst. Dennoch war es just dieser Schlag Frau, der für gewöhnlich allein und einsam bei uns im Club aufkreuzte und eine starke Schulter zum Anlehnen suchte. Einen richtigen Kerl, bei dem sie die Kontrolle abgeben und sich fallenlassen konnten. Einen, der die Führung übernahm, sie beschützte und sie wie eine Prinzessin behandelte, ihnen jeden Wunsch von den Augen ablas. Ja, genau davon träumten Frauen insgeheim. Frauen, die am Wochenende von uns auf die romantischste Art verführt werden wollten, bevor sie am Montag wieder im Büro aufschlugen und genauso knallhart Anweisungen an ihre Angestellten blafften, wie ihr männliches Pendant.

»Was machst du beruflich?«, fragte ich und ließ mir den letzten Schluck dieses großartigen Whiskys auf der Zunge zergehen.

»Ich leite eine Abteilung für Import und Export. Wir produzieren Zubehör für Antriebswellen für den Schienenverkehr weltweit.«

»Wow.« Ich war beeindruckt – und wieder hatte sich mein erster Eindruck bestätigt. »Eine bemerkenswert steile Karriere. Wie alt bist du? Zwanzig?«

»Wäre sie auch bemerkenswert, wenn ich ein Mann wäre?« Sie zwinkerte mir zu, überging meine ungeschickte Bemerkung mit einem charmanten Lächeln.

»Selbstverständlich. Die wenigsten Leute haben so früh in ihrem Leben schon eine leitende Position inne.«

»Ich bin sechsundzwanzig und habe einen Master in Business Administration von der Penn State«, flüsterte sie mir ins Ohr, als verrate sie mir ein Geheimnis. Und ja, Bildung war sexy. Äußerst sexy sogar, wenn ich mir Veronica so ansah. Sie wich mit dem Kopf zurück und blickte mir tief in die Augen, nur ein paar Inches trennten unsere Lippen voneinander.