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Sie hat zwei Regeln:
Vermische nie Spaß und Job.
Auch dann nicht, wenn dir der tollste Mann der Welt über den Weg läuft.
Ich hatte mit einigen Komplikationen gerechnet, als ich mich auf diese Gala schmuggelte, aber nicht mit diesem attraktiven Kerl, der noch eine kleine Rechnung mit mir offen hat. Er war verführerisch wie der Teufel und heißer als die Hölle. Reich, mächtig – und fällig.
Er verkörperte alles, wovor Mütter ihre Töchter warnen. Zum Glück bin ich nicht wohlerzogen, denn seine Berührungen ließen mich atemlos zurück. Im Morgengrauen zog ich mich an und verließ ihn genauso schnell, wie alles begonnen hat. Vorher machte ich ihm noch die Taschen leer.
Aber jetzt will er zurück, was ich ihm gestohlen habe. Wie kann man nur so nachtragend sein? Soll er mich doch suchen. Er muss mich erst mal finden – bis ich unverhofft in dieselben stahlblauen Augen blicke, die mich schon einmal um den Verstand gebracht haben …
Vorsicht! Holly Clarksons Romane sind ein paar Grade heißer und sündiger ...
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Holly Clarkson ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin, die unter ihrem richtigen Namen schon zahlreiche Liebesromane veröffentlicht hat. Als Holly sind ihre Geschichten ein paar Grade heißer und sündiger. Mit ihrem ersten Roman Wicked Gentleman Lover schaffte sie es auf Anhieb bis auf Rang 3 der Amazon Charts und stand auf Platz 11 der Bild Bestseller Liste. Eigentlich ist Holly eine hoffnungslose Romantikerin und das spiegelt sich auch in all ihren Büchern wider. Sie glaubt an die Macht der Liebe, an das Universum und daran, dass nichts so sexy ist, wie ein Mann, der einem morgens Kaffee ans Bett bringt.
Deutsche Erstveröffentlichung April 2023
Copyright © 2023, Holly Clarkson
c/o Barbara’s Autorenservice
Tüttendorfer Weg 3
24214 Gettorf
Email: [email protected]
Lektorat: Anja Schwesiger
Cover: Owndesign unter Verwendung von Bildern von Depositphotos
all rights reserved
Sämtliche Charaktere, Handlungen und Gegenstände dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Epilog
Leseprobe
1
2
3
»Darf ich bitte mal durch?« Ich drängelte mich an den vielen Leuten vorbei, die vorbildlich in der Schlange anstanden, und warteten, bis sie endlich an die Reihe kamen. Wahrscheinlich schon seit Stunden.
Ein attraktiver Mann im Smoking musterte mich mit schmalen Augen, und rührte sich kein bisschen.
»Darf ich bitte vorbei?«, sagte ich mit mehr Nachdruck, sowie falschem britischen Akzent und reckte das Kinn. Wollte man in diesen Kreisen nicht auffallen, musste man sich ein selbstbewusstes Auftreten zulegen. »Ich bin Countess Angelina of Windsor«, fügte ich in einem Tonfall hinzu, der deutlich machte, dass dieser Name keiner weiteren Erklärung bedurfte, obwohl ich innerlich zitterte.
»Oh«, sagte er und trat einen Schritt beiseite. »Selbstverständlich.« Er machte eine galante Handbewegung, und ich schritt hoheitsvoll an ihm vorüber.
Ein paar Drängeleien später schaffte ich es ganz nach vorn zum Eingang, der jedoch von einem muskelbepackten Bodybuilder-Typen mit Vollglatze blockiert wurde, dessen Armumfang fast die Ärmel seines schwarzen T-Shirts sprengte. Er hielt ein Tablet in der Hand, und hakte mit dem Zeigefinger die Namen der Leute auf einer Liste ab, ehe er sie hindurchließ.
Mist. Und jetzt?
Ich ging einen Schritt beiseite, tat, als würde ich in meiner Handtasche nach der Einladung kramen, ohne die ich höchstwahrscheinlich nicht eingelassen wurde. Die kühle Abendluft ließ mich in meinem schwarzen enganliegenden Cocktailkleid frösteln. Anfang Mai war es um diese Uhrzeit in Chicago ganz schön frisch. Um beschäftigt zu tun, tastete ich auch noch meine Hochsteckfrisur ab. Vielleicht könnte ich mich im Windschatten irgendwelcher Leute hineinmogeln. Hoffnungsfroh schenkte ich dem Pärchen neben mir ein freundliches Lächeln, welches die Blondine mit einem Blick quittierte, der mir deutlich machte, ich sollte ihrem Kerl besser nicht zu nahekommen. Hastig wandte ich mich ab.
Eine ältere Frau in einem dunkelblauen knielangen Abendkleid passierte mich und zog die Aufmerksamkeit der Wartenden auf sich. Sie grüßte den Türsteher mit einem überheblichen Kopfnicken. Prompt wurden seine Augen schmal, er machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen.
»Clementine Waterbaur-Stefenelli«, ließ sie ihn wissen. »Von Stefenelli-Enterprises, um Ihnen ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Schlimm genug, dass Sie mich nicht erkennen. Ich stehe auf der VIP-Liste.«
Der Kerl wischte auf seinem Tablet herum. »Finde niemanden mit diesem Namen.«
Sie schnaubte. »Wirklich nicht? Wie kann man nur so unfähig sein? Sie haben heute Abend einen einzigen Auftrag zu erledigen, nämlich die Namen der Gäste abzuhaken und nicht einmal das kriegen Sie hin? Wie kommt jemand, der so inkompetent ist, auf diesen verantwortungsvollen Posten?« Sie machte eine energische Handbewegung. »Schauen Sie noch einmal nach. Dieses Mal gefälligst gründlicher. Sofern Sie des Lesens überhaupt mächtig sind. Ich stehe auf der VIP-Liste! Die dürfte ja wohl nicht allzu lang sein.«
Der Kiefer des Zwei-Meter-Manns verspannte, er knirschte mit den Zähnen. Nie im Leben hätte ich es gewagt, ihn dermaßen zu reizen. Der Kerl sah aus wie einer, der ziemlich viel Zeit wegen ein paar ganz finsterer Dinge im Knast verbracht haben könnte. Aber er überprüfte brav erneut die Liste.
Hinter mir murmelten genervte Leute. Es ging kein Stück voran, was mir wiederum Zeit zum Nachdenken verschaffte. Wie könnte ich wohl an diesem Typen vorbeikommen? Wenn Clementine schon scheiterte, minimalisierten sich meine Chancen ohne Einladung gen null. Mist.
Der Türsteher schüttelte den Kopf. »Sie stehen nicht auf der Liste.«
Empört schnappte die Gute nach Luft, dass die grauen Löckchen wackelten, die ihr faltiges Gesicht einrahmten. »Zeigen Sie her!« Sie fasste nach dem Tablet, aber er entriss es ihr sofort wieder.
»Niemand fasst mein Tablet an, Lady. Kapiert?« Es hätte mich nicht gewundert, wenn er sie an der Kehle schnappen und auf Augenhöhe heben würde.
»Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben!« Ihre sowieso schon dünnen Lippen, verzogen sich zu einem schmalen Strich. »Wer hat Sie eingestellt?«
»Sie stehen nicht auf der Liste, Ma’am«, sagte er noch einmal mit Nachdruck.
An Clementines Stelle wäre ich schon längst mit eingezogenem Schwanz von dannen geschlichen, aber sie hielt ihm ihre Einladung so dicht vor die Nase, dass er mit dem Kopf zurückweichen musste.
»Können Sie lesen? Hier steht mein Name.« Hektisch tippte sie auf das dünne Stück Pappe in ihrer Hand. »Clementine Waterbaur-Stefenelli. Falls Sie des Lesens tatsächlich nicht mächtig sind, dann vergleichen Sie einfach die Buchstabenreihenfolge mit denen auf Ihrer Liste.«
»Wann geht es denn endlich weiter?«, maulte jemand von weiter hinten, zustimmendes Gemurmel kam zur Antwort.
»Ich muss Sie bitten, zu gehen.« Der Türsteher blieb erstaunlich höflich, nur sein Kiefer mahlte unaufhörlich.
»Mit Sicherheit nicht!« Clementine stemmte beide Hände in die Hüften.
Zu meiner Überraschung ging er noch einmal penibel genau seine dämliche Liste durch. Um ehrlich zu sein, hätte ich ja eher darauf getippt, dass der Kerl die Lady gleich am Kragen schnappen würde. Aber er hatte sich erstaunlich gut unter Kontrolle. Ich sah meine Chancen, zu dieser Gala eingelassen zu werden, dahinschwinden wie ein Flugzeug am Horizont. Mist.
»Hier steht eine Margarine Waterflower-Raffinelli.« Er hob eine Augenbraue.
»Wollen Sie mich verarschen?« fuhr sie ihn nicht halb so vornehm an, wie sie aussah. »Das ist nicht mal ein richtiger Name, sondern totaler Quatsch. Welcher Mensch heißt schon so? Es ist doch überdeutlich, dass hier lediglich Buchstaben vertauscht wurden, und ich gemeint bin. Wie dumm sind Sie denn?«
Sein Kehlkopf bewegte sich beim Schlucken, er massierte seinen massigen Nacken und ich könnte schwören, er stellte sich gerade vor, es wäre Clementines Gurgel.
»Dann haben wir den Fehler ja nun gefunden. Mein Name wurde lediglich falsch buchstabiert, und jetzt lassen Sie mich endlich rein, Sie unfähiger Nichtsnutz. Ich werde erwartet.« Sie wollte sich an ihm vorbeischieben.
»Ich bin Margarine Waterflower-Raffinelli«, blubberte es aus mir heraus, bevor ich mein Gehirn einschalten konnte, und hob die Hand.
Abrupt blieb Clementine stehen.
Beide drehten sich synchron zu mir um.
»Irgendwo habe ich diese verflixte Einladung.« Ich kramte in meiner Handtasche, während ich dem Türsteher ein verführerisches Lächeln schenkte. In seine Augen stahl sich ein rachsüchtiger Glanz. Er straffte den Rücken, stellte sich aufrecht hin und machte einen Haken auf seiner Liste.
Dann löste er den Karabiner am Seil, das den Eingang versperrte. »Ich wünsche Ihnen einen amüsanten Abend, Miss Waterflower-Raffinelli«, sagte er nach innen deutend, und ich setzte mich in Bewegungen.
»Ich danke Ihnen«, erwiderte ich mit rauchiger Stimme.
»Darf ich mal?« Ich schob die verdutzte Clementine an der Schulter beiseite und schritt an den beiden vorbei, als gehörte ich tatsächlich zum englischen Königshaus.
»Ihr VIP-Ticket«, hörte ich ihn sagen und drehte mich um. Er reichte mir eine goldene Plastikkarte. »Alle Getränke gehen heute für Sie aufs Haus.«
»Oh, ich bin sprachlos.« Ich strahlte ihn an.
»Aber … aber … aber.« Clementine japste nach Luft, als der Typ das Seil hinter mir wieder befestigte, und ich machte, dass ich davonkam.
»Sorry, aber Sie stehen nicht auf der Liste. Also machen Sie endlich Platz«, hörte ich ihn noch sagen, bevor ich das luxuriöse Hotelgebäude betrat, in dessen Saal die spektakulärste Wohltätigkeits-Gala des Jahres stattfand.
* * *
Ich schlenderte zwischen den vielen Menschen in Abendgarderobe hindurch, die sich in dem weitläufigen Saal verstreut hatten. Der Boden war mit weißem Marmor getäfelt und der Stuck an der hohen Decke gab der Räumlichkeit den Hauch eines edlen Schloss-Ambientes. Die Band spielte einen Mix aus modernen und älteren Popsongs. Um mich herum wurde getanzt, geredet und gelacht - während ich Ausschau nach einem passenden Opfer hielt. Ein Kellner kam mit einem Tablett voll Fingerfood an mir vorbei. Ich stibitzte mir drei panierte Shrimps, die ich genüsslich vertilgte. Wow. Echt köstlich. Was man gut betuchten Leuten auf einer Wohltätigkeitsgala für hungernde Kinder in der dritten Welt nicht alles servierte. Während ich kaute, sah ich mich um. Das Durchschnittsalter der Gäste lag geschätzt bei fünfzig aufwärts, was für mich bedeutete: Mein Spaß bei der Arbeit würde sich wohl in Grenzen halten. Immerhin war ich erst vierundzwanzig.
Seufzend schlenderte ich weiter, erinnerte mich an die VIP Karte, die der Türsteher mir zugesteckt hatte, und machte mich auf die Suche nach diesem Bereich.
Ein Stück weit vor mir unterhielt sich ein grauhaariger Mann mit Stirnglatze angeregt mit einer hübschen schwarzen Frau, die nicht mal halb so alt war wie er. Er hatte nur Augen für sie. Im Vorbeigehen ließ ich eine Hand in die Tasche seines Saccos gleiten, und zog sie mit einer fließenden Bewegung wieder heraus. Der Typ hatte nicht bemerkt, dass ich ihm das Portemonnaie geklaut hatte, und auch sonst keiner im Raum. Unauffällig ließ ich es in meiner Handtasche verschwinden. Mein Dad, der seit zwei Jahren wegen eines Kunstraubs im Gefängnis schmorte, hatte mir schon von klein auf alle wichtigen Handgriffe beigebracht.
Mit einem flüchtigen Blick scannte ich zwei Männer um die dreißig, die an der Bar herumstanden. Beide trugen maßgeschneiderte Anzüge, nippten an ihren Drinks, und schauten jeder hübschen Frau hinterher, die an ihnen vorbeikam. Der Dunkelhaarige prostete mir zu und ich schenkte ihm ein Lächeln. Sein blonder Freund unterzog mich von oben bis unten einer Musterung, verkniff anerkennend die Lippen. Als die beiden miteinander tuschelten, wandte ich mich ab, tat schüchtern. Einzeln würden sie genau in mein Beuteschema passen, aber zwei auf einmal auszunehmen, war erfahrungsgemäß hochriskant. Vor allem, wenn man wie ich solo auf Tour war. Um eben jenes Risiko zu minimieren, wollte ich lieber noch etwas abwarten.
Ich schlenderte weiter, bemerkte die goldfarbene Tür an der hinteren Wand, neben der ein ebenso durchtrainierter Mann stand, wie draußen vor dem Eingang. Das musste der VIP Bereich sein, die richtig dicken Fische ließen sich bestimmt dort angeln. Mit schwingenden Hüften ging ich darauf zu, strich mir eine rote Locke aus der Stirn, die sich aus meiner Hochsteckfrisur gelöst hatte.
Nachdem ich dem Typen meine goldene Karte gezeigt hatte, ließ er mich anstandslos passieren und öffnete die Tür für mich.
»Amüsieren Sie sich, Miss«, sagte er in höflichem Tonfall.
»Danke.« Ich lief an ihm vorbei die Treppe nach oben und stand direkt in einer Art Lounge mit gemütlichen runden Sofagruppen, die meisten davon waren schon mit Gästen besetzt. Auf der linken Seite erstreckte sich eine verspiegelte Bar. Die Tanzfläche ganz hinten war um einiges kleiner als die unten im Saal, doch hier wurde bessere Musik gespielt. Nach einem raschen Blick in die Runde steuerte ich die Bar an, um mir bei einem Gratisdrink einen besseren Überblick zu verschaffen. Als Studentin musste ich jeden Cent dreimal umdrehen, und da kam mir mein überraschender VIP Status gerade recht. Ich setzte mich auf einen freien Hocker und machte den süßen dunkelhaarigen Barkeeper mit einem Handzeichen auf mich aufmerksam.
»Ein Glas vom besten Champagner, bitte«, bestellte ich, als er zu mir kam. Wenn schon, denn schon. Er nahm meine Karte und scannte sie mit seinem Lesegerät.
»Kommt sofort, Miss Waterbaur-Stefenelli«, sagte er und machte sich daran, ein Glas zu füllen. Wie es aussah, hatte wohl tatsächlich lediglich jemand Clementines Namen falsch in die Liste eingetragen, denn auf der VIP-Karte stimmte er. Egal. War nicht mein Problem, dass die Gute nun wieder nach Hause gehen musste.
Ich nahm das langstielige Glas, welches der Barkeeper vor mich stellte und trank erst mal einen großen Schluck zur Beruhigung. Kohlensäurebläschen kitzelten mich bis hoch in die Nase, das feine Pochen in meinem Brustkorb ebbte kaum ab.
So unauffällig wie möglich begutachtete ich die Leute, die an mir vorbeikamen, auf Opferpotenzial. Erspähte sogar das ein oder andere mir aus den Medien bekannte Gesicht und bekam jedes Mal Schnappatmung. Ich leerte mein Glas, während sich ein Mann im Smoking neben mich setzte. Als ich den Kopf wandte, blickte ich in die strahlendblausten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Mir blieb tatsächlich kurz die Luft weg. Er war unglaublich attraktiv mit markanten Gesichtszügen. Sein kurzes braunes Haar trug er modern gestylt. Ich schätzte ihn auf Ende zwanzig, höchstens Anfang dreißig.
»Miss.« Er nickte mir zu, wirkte jedoch nicht sonderlich interessiert. Schon im nächsten Moment widmete er seine Aufmerksamkeit dem Barkeeper, der gerade einen Cocktail mixte.
»Guten Abend«, grüßte ich zurück und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, als er sich mir nochmals zuwandte. Mein Puls ging leicht nach oben, ich hatte selten in meinem Leben einen so gutaussehenden Kerl getroffen. Als er dem Barkeeper ein Handzeichen gab, rutschte sein Ärmel etwas zurück und gab den Blick auf eine goldene Rolex im Vintage-Stil frei. Die Uhr war mit Sicherheit ein Vermögen wert. Hastig riss ich den Blick davon los, als er mein Lächeln auf eine so hinreißende Weise erwiderte, dass ich dahinschmolz.
Holy Shit.
»Einen Scotch mit Eis«, bestellte er, nachdem der Barkeeper angetrabt war.
»Kommt sofort«, sagte der Mann und wandte sich dann an mich. »Darf es noch ein Glas Champagner sein, Miss Waterbaur-Stefenelli?«
»Ja, ich nehme gern noch eins«, sagte ich und schob ihm mein leeres Glas hin.
Der schönste Mann der Welt neben mir hob eine Augenbraue. »Waterbaur-Stefenelli«, wiederholte er. »Ganz schön langer Name.«
»Nennen Sie mich einfach Clementine«, bot ich ihm an und schenkte ihm einen lasziven Augenaufschlag. Mein Blick huschte über seinen Smoking. Maßgeschneidert und wahrscheinlich irgendein ein sündhaft teurer Designer. Der Stoff schimmerte edel.
»Nur wenn Sie mich Sean nennen.« Er zwinkerte mir zu.
»Ich denke, das lässt sich machen.« Ich hielt seinem intensiven Augenkontakt stand, während alles in mir zu kribbeln begann.
Der Barkeeper kam mit unseren Getränken zurück und wir prosteten uns zu.
»Auf dich, Clementine«, sagte er, seine dunkle Stimme lief mir wie flüssiges Karamell den Rücken hinunter. »Cheers.«
»Cheers, Sean.«
Wir klirrten unsere Gläser sachte aneinander, der Hauch eines guten Rasierwassers lag in der Luft.
»Und Sie sind heute Abend ganz allein unterwegs?« hakte er nach und nippte an seinem Drink.
»Ja, ich bin schon ein großes Mädchen«, sagte ich rauchig, und stellte mein Glas zurück auf den Tresen, um die Hände freizuhaben. Es war so schade um Sean, aber mit dem Gegenwert der Uhr könnte ich mit Sicherheit ein ganzes Jahr lang die Internatskosten meiner kleinen Schwester decken und hätte mit Glück sogar noch etwas für meine Miete übrig. Wenn ich nicht bald die ausstehenden Rechnungen bezahlte, flog Chrissy demnächst von der Schule – und ich aus meiner Wohnung.
»Das habe ich keine Sekunde bezweifelt. Ich frage mich nur, wie Sie es auf die Gala geschafft haben.« Sean nahm noch einen Schluck, während er mich nicht aus den Augen ließ.
Ich stutzte. »Was deuten Sie da an?«
Er räusperte sich. »Verzeihen Sie, dass ich so unhöflich war und mich noch gar nicht richtig vorgestellt habe. Mein voller Name lautet Sean Stefenelli, und Sie sehen, ehrlich gesagt, viel zu jung aus, um als meine Mutter durchzugehen.«
Ich schnappte nach Luft. Scheiße. Ein übertriebenes Lachen sprudelte mir über die Lippen.
Verdammt. Verdammt. Verdammt.
Was sollte ich jetzt machen? Ich war aufgeflogen.
Sean sah mich abwartend an. Seine Miene verriet weder was in ihm vorging, noch was er als nächstes zu tun gedachte. Wie konnte ein so schöner Mann nur dermaßen hinterlistig sein? Er saß da und musterte mich mit einer Spur von Belustigung, die in seinen Iriden aufblitzte.
Ich setzte mich aufrecht hin, wickelte die störrische rote Locke in meiner Stirn um den Zeigefinger, widmete ihm dann ein erneutes nervöses Auflachen, bevor ich nach meinem Glas griff und es zur Hälfte austrank.
»Wissen Sie, Sean« fing ich an und legte eine Hand auf seine, die locker auf dem Tresen ruhte. »Eigentlich bin ich inkognito hier«, flüsterte ich.
»Sind Sie das?«, fragte er mit ebenso gedämpfter Stimme und einem breiten Grinsen. »Wieso denn, wenn man fragen darf?«
Er entzog sich mir.
»Na, gut.« Ich seufzte. »Wenn Sie es genau wissen wollen. Ich bin ein Spross aus dem englischen Königshaus. Jetzt ist es raus. In Wahrheit bin ich Countess Angelina of Windsor. Meinen Namen kennen Sie mit Sicherheit aus der Presse.«
»Noch nicht ein einziges Mal gehört.« Er exte seinen Scotch. »Sie sind also die Gräfin von Windsor?«, hakte er nach und ich wand mich innerlich.
»Nun, ja«, druckste ich herum. »Selbstverständlich erst nachdem mein Vater gestorben ist.«
»Der Graf von Windsor.« Ein feines Schmunzeln umspielte seine Lippen.
»Sie haben es erfasst.« Ich kratzte mit dem Daumennagel am langen Stiel meines Sektglases herum.
»Wo liegt denn die Grafschaft Windsor genau?«, wollte er wissen und ich ächzte innerlich.
»Wie?«
»Wenn Sie die Gräfin von Windsor sind, muss ja irgendwo die dazugehörige Grafschaft liegen.«
»Ach«, ich winkte ab. »Die ist so klein und Groß Britannien so groß. Ihnen würden genaue Geodaten mit Sicherheit nicht weiterhelfen. Reden wir doch ein bisschen über Sie.« Mit einer Hand strich ich meinen Hals entlang, machte ihn auf mein tief ausgeschnittenes Dekolleté aufmerksam. Immerhin schweifte sein Blick kurz an besagte Stelle meines Körpers.
»Sie wissen also nicht, dass es keine Grafschaft namens Windsor gibt? Windsor lautet der Nachname der amtierenden Königsfamilie«, ließ er nicht locker.
Wow, war der Kerl kleinlich. Überhaupt! Seit wann kannten Amerikaner sich so gut mit den britischen Royals und den dortigen Ländereien aus?
»Ich habe zwei Semester in London studiert«, löste er das Rätsel auf, bevor ich nachfragen konnte.
»Ist das denn alles so wichtig … Sean?«, hauchte ich, und schenkte ihm einen Augenaufschlag, bei dem er kurz den Atem anhielt.
»Nachdem Sie meine Mutter um den Eintritt zu dieser Gala geprellt haben, schon irgendwie«, gab er zu bedenken.
»Okay.« Als wollte ich mich ergeben, hob ich die Hände. »Erwischt. Ich habe draußen auf der Straße eine Gelegenheit genutzt und mich in diese Veranstaltung geschmuggelt. Aber wissen Sie was, Sean? Der Aufwand war es überhaupt nicht wert, denn erstens ist diese Gala sterbenslangweilig und zweitens ist die Gesellschaft, in der ich mich gerade befinde, kein bisschen unterhaltsam. Ich fühle mich wie beim Polizeiverhör.« Ich schnippte die VIP-Karte vor ihn auf den Tresen. Wollte ein kleines bisschen Reue demonstrieren, denn ich musste so rasch wie möglich den Rückzug antreten. Sollte er nur im Entferntesten Clementines Gemüt geerbt haben, war ich geliefert.
»Mit den besten Grüßen an Ihre Mutter«, sagte ich und rutschte vom Barhocker. Als er mir mit einem Fingerzeig bedeutete stehenzubleiben, stockte ich. In meinen Schläfen pulsierte es sachte.
Dieser unsagbar schöne Mann ließ etwas Zeit verstreichen, die ich nutzte, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Mein Blick blieb an der sexy Vertiefung an seinem Kinn hängen, auf dem winzige Bartstoppeln sprossen. Es juckte mich in den Fingern, über diese Stelle zu gleiten. Verrückt, ausgerechnet in meiner Situation. Seine hellblauen Augen bohrten sich wie Laserstrahler in mich hinein und schürten meine innere Unruhe immer weiter.
»So einfach kommen Sie mir nicht davon, Miss.«
Mir ging es durch und durch, als hätte ich einen Stromschlag abbekommen.
Ich schluckte, als in seinen Iriden etwas Dunkles hervorblitzte.
»Doch so nachtragend?«, gab ich mich gelassen, obwohl sich alles in mir anspannte. Mir fiel die geklaute Brieftasche ein, die in meiner Handtasche steckte. Sollte er Security holen und die mich durchsuchen, war ich geliefert.
»Nicht, ohne mir Ihren richtigen Namen zu verraten.« Das charmante Lächeln kam wieder zum Vorschein und verfehlte seine Wirkung auf mich nicht. In meinen Venen kribbelte es, ob vor Erleichterung oder wegen ihm? Ich hatte keine Ahnung.
»Sie sind ein ganz hinterhältiger Kerl.«
»Und Sie sind immer so schreckhaft?« Ich sah es Sean an, wie viel Spaß ihm seine kleine Gemeinheit gemacht hatte. »Sie haben doch nichts zu verbergen, oder? Darf ich nun Ihren Namen erfahren?«
»Liza«, log ich ihn als kleine Retourkutsche an.
»Nun, Liza«, der Name kam ihm wie Sahnecreme über die Lippen, dass ich fast bedauerte, nicht wirklich so zu heißen. »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« Er hielt die VIP-Karte seiner Mutter zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe.
Ich legte den Kopf schräg. »Ich sollte lieber gehen. Wenn der Abend schon so anfängt, sollte man sein Glück besser nicht überstrapazieren.«
»Nicht doch«, sagte er spöttisch. »Nur weil Sie aufgeflogen sind? Auf den ersten Blick wirkten sie taffer.« Ich kam auch noch in den Genuss eines selbstgefälligen Schmunzelns. »Sie sind wegen der Gratisdrinks hier, geben Sie es zu.«
»Und wegen dem Fingerfood.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Besser, er glaubte, ich wäre lediglich eine Schnorrerin.
»So hungrig sehen Sie gar nicht aus.«
Ich seufzte. »Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, auf dieser Gala eventuell ein paar Anwälte der großen Kanzleien dieser Stadt kennenzulernen.«
Er beugte sich zu mir. »Benötigen Sie denn so dringend rechtlichen Beistand?«
»Sollte Ihre Mutter mich verklagen wollen, mit Sicherheit.«
»Ich werde zu Ihren Gunsten aussagen«, versprach er, und sah mir tief in die Augen. »Um ehrlich zu sein, ist mir Ihre Gesellschaft um einiges lieber, als die meiner Mutter.«
»Ihre Mutter ist ganz schön temperamentvoll«, hob ich Clementines versnobte Art positiv hervor. Immerhin stand ihr Sohn vor mir.
»Haben Sie mit ihr um die VIP Karte gewrestelt?«
»Nein, ich kam zufällig daran. Aber Ihre Mutter hat sich draußen am Eingang keine neuen Freunde gemacht.« Ich nutzte die Gelegenheit und legte ihm eine Hand auf den muskulösen Brustkorb, es war wie ein Zwang, ich konnte nichts dagegen machen. Wow. Der Kerl war definitiv kein Stubenhocker. »Sie werden wohl neben mir auf der Anklagebank Platz nehmen müssen, sollten Sie sich tatsächlich auf meine Seite schlagen.« Ich spürte sein Herz kräftig und einen Takt schneller schlagen. »Immerhin sind Sie nun so etwas wie mein Komplize, Mr Stefenelli.« Gespielt erschrocken legte ich die andere Hand vor den Mund. »Was wird die wehrte Frau Mama bloß dazu sagen, dass ihr Sohn in die Fänge einer Kriminellen geraten ist?«
»Bitte, nennen Sie mich Sean. Da wir nun quasi unter einer Decke stecken, können wir den förmlichen Teil dieser Unterhaltung wohl getrost überspringen. Außerdem ist mir noch keine so hübsche Ganovin begegnet.« Er legte eine Hand auf meine und nahm sie von seiner Brust, währenddessen verschlang er mich mit Blicken, die mir bis ins Höschen vibrierten.
Gott, dieser Mann war so verboten sexy, dass er eigentlich in Sicherungsverwahrung gehörte, um die arme Frauenwelt davor zu bewahren, ihn permanent anschmachten zu müssen.
»Also, Sean«, ich setzte mich zurück auf den Barhocker, tat, als hätte ich nicht bemerkt, dass er schon wieder unseren Körperkontakt unterbrochen hatte. »Mit wie vielen Kriminellen hattest du denn in der Vergangenheit schon zu tun?« Wenn der Ärmste wüsste, wie nahe er an der Wahrheit dran war …
»Normalerweise halte ich mich von Verbrechern fern, aber bei dir mache ich eine Ausnahme.« Er zwinkerte mir zu.
Ich lachte. »Du bist bestimmt Berufskomiker.«
»Falsch. Stellvertretender CEO von Stefenelli Enterprises.«
Wow! Ich schnappte nach Luft. Mein sich leise regendes schlechtes Gewissen löste sich in Rauch auf. Selbst wenn ich ihn wie eine Weihnachtsgans ausnehmen würde, wären das trotzdem nur Peanuts für diesen Multimillionär. Wahrscheinlich würde er es nicht mal bemerken, wenn ihm die Rolex fehlte.
Mit einem Fingerzeig machte Sean den Barkeeper auf uns aufmerksam. Er hatte schöne maskuline Hände mit langen Fingern. Ich erwischte mich bei der Vorstellung, wie er meine Brüste streichelte und knetete, dabei meine Brustwarzen lustvoll zwirbelte, und erschauerte ein kleines bisschen.
»Noch mal dasselbe?«, fragte er. »Vielleicht noch ein paar Erdnüsse für die Handtasche?« Mit dem Kinn deutete er zu der Schale mit gesalzenen Nüssen, die vor uns stand.
»Sehr witzig.« Ich schnitt ihm eine Grimasse. »Du hast wirklich deinen Beruf verfehlt.«
»Welchen hast du?«, konterte er.
»Ich bin Jurastudentin.«
Sein sexy Schmunzeln ließ mich dahinschmelzen. »Du wirst tatsächlich Anwältin? Ich dachte, das wäre eine Ausrede.«
»Ich bin im letzten Semester.« Das war nicht gelogen und würde wahrscheinlich die einzige ehrliche Antwort bleiben, die er heute von mir zu hören bekam.
»Um ehrlich zu sein, gefiel mir die Vorstellung, es mit einer zweiten Catwoman zu tun zu haben, um einiges besser«, spielte er auf die Superhelden-Diebin an. Sein Blick blieb an meinem Dekolleté hängen.
»Ich trage generell keine Latexanzüge, in dieser Hinsicht muss ich dich zumindest enttäuschen.« Ich zuckte die Achseln.
»Du siehst in diesem Kleid atemberaubend genug aus«, sagte er so rau und sexy, dass es mir bis in die Klit summte.
Ich schüttelte den Anflug von Erregung ab, der in meinem Höschen kribbelte. Immerhin war ich nicht zu meinem Vergnügen hier. »Man sollte eben nicht nach dem ersten Eindruck gehen.«
»Aber du machst einen großartigen ersten Eindruck«, ließ er mich wissen. »Ganz im Ernst. Was verschlägt dich tatsächlich auf diese stinklangweilige Gala?« Er machte eine ausschweifende Armbewegung. »Ich selbst bin nur anwesend, weil unser Unternehmen eines der Schirmherren ist. Freiwillig würde ich mir dieses Affentheater niemals antun.«
Der Barkeeper stellte unsere Getränke auf den Tresen.
»Ich möchte versuchen, mit ein paar der richtig tollen Anwälte großer Kanzleien ins Gespräch zu kommen. Eine bessere Gelegenheit, als auf dieser Luxusgala, bekomme ich so schnell nicht mehr.« Ich deutete auf die vielen stinkreichen Gäste. »Ich habe mir eine Chance erhofft, das ist alles. Ein tolles Praktikum würde mir viele Türen öffnen. Aber dann kamst du dazwischen«, sagte ich zuckersüß und zwinkerte ihm zu. »Und jetzt sitze ich mit dir fest.«
»Networking ist nie verkehrt.« Er nahm einen Schluck von seinem Drink, reagierte nicht so richtig auf meine Flirtversuche. »Aber du solltest vorsichtig sein. Fremde Leute auf einer Abendveranstaltung wegen eines Jobs anzuquatschen, könnte dir schnell als Belästigung ausgelegt werden.«
»Glaub mir«, ich nippte an meinem Glas. »Von mir hat sich noch kein Mann belästigt gefühlt.«
»Das glaube ich dir sogar aufs Wort.« Er kam mit dem Gesicht näher. »Aber erstens sind nicht alle Anwälte Männer und zweitens sind Geschäftsmänner heutzutage ausgesprochen vorsichtig, wenn es darum geht, hübschen jungen Frauen Jobchancen zu verschaffen. Ich, zum Beispiel, erkenne Frauen, die sich wegen irgendwelchen erhofften Vorteilen an mich ranschmeißen, auf den ersten Blick.«
Ich verbiss mir ein Schmunzeln. Ach, der gute Sean durchschaute meine wahren Hintergedanken kein bisschen. Da konnte er noch so überlegen tun. Für den Bruchteil einer Sekunde schweifte mein Blick zu seinem Handgelenk. Die Rolex blitzte verführerisch unter dem schneeweißen Hemdsärmel hervor, der mit goldenen Manschettenknöpften zusammengehalten wurde. Die könnte ich ihm gleich mitmopsen, aber dafür sollte er am besten das Hemd ausziehen …
»Nicht jeder kommt als Firmensprössling zur Welt.« Einer wie er konnte leicht große Sprüche klopfen.
Er zuckte die Achseln. »Ist mit Sicherheit nicht mein Traumberuf.«
»Oh, du Ärmster«, ich legte den Kopf schräg. »Wurdest du gezwungen, ein Multi-Millionen-Dollar-Imperium zu übernehmen und in einem Penthouse Büro zu logieren?«
»Lach du nur«, sagte er von einem leisen Grummeln begleitet. »Aber glaub mir, man kann sich nicht alles mit Geld kaufen.«
»Mir würde es schon genügen, wenn ich mir keine Sorgen um meine monatliche Miete machen müsste. Aber so hat wohl jeder seine Probleme.«
»Du bist ziemlich sarkastisch.« Er ließ mich nicht aus den Augen. »Hat dir das Schicksal so übel mitgespielt?«
Ich biss mir auf die Unterlippe, seine Frage traf mich überraschend heftig. »Was wärst du denn gern geworden?«, lenkte ich das Gespräch zurück auf ihn.
Er wiegte den Kopf, während mein Blick immer wieder über seinen Oberkörper schweifte, es war wie ein Zwang. Verdammt, hatte der Kerl breite Schultern.
»Archäologe«, sagte er schließlich ohne eine Miene zu verziehen.
»Du stehst also auf alte Knochen?«, fragte ich grinsend.
»Die Archäologie hat so viel mehr zu bieten. Meinen Hausdrachen hast du ja heute schon kennengelernt«, konterte er und brachte mich zum Lachen.
»Du nennst deine Mutter also ein Fossil?«, fragte ich gespielt empört.
»Nein«, er schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich nicht, eher einen kleinen Feuerspeier.«
»So schlimm ist sie gar nicht«, sagte ich seine Schulter tätschelnd. »Sie hat sich draußen vor der Tür bloß mit einem zwei Meter Türsteher in die Haare gekriegt, der aussah, als würde er jeden, der aufmuckt, unter die Erde bringen. Das war alles.«
»Ja, das klingt nach ihr.« Er verzog nickend die Lippen. »Aber reden wir nicht mehr von meiner Mutter, erzähl mir von dir.«
Das würde ich mit Sicherheit nicht tun.
Die Musik wechselte glücklicherweise zu einem langsamen Song.
»Lass uns tanzen.« Mit dem Kopf deutete ich zur Tanzfläche. Auf diese Weise könnte ich ihn unauffällig nach weiteren Wertgegenständen absuchen – gleichzeitig seinen perfekten Body ein bisschen erkunden. Der Abend fing an, mir Spaß zu machen.
Er nahm meine Hand, streichelte sie mit dem Daumen.
»Darf ich bitten?«, fragte er und deutete mir den Vortritt. Ich stand total auf Männer mit guten Manieren.
»Mit dem größten Vergnügen.« Ich ließ mich von ihm durch die vielen Leute geleiten.
Als er mir auf der Tanzfläche eine Hand auf den unteren Rücken legte, schmiegte ich mich an ihn, und überließ Sean nur zu gern die Führung. Er war ein großartiger Tänzer, und ich genoss jeden Augenblick in seinen muskulösen Armen, während wir uns zum Takt des langsamen Liedes wiegten. Hoffentlich hasste er mich morgen nicht zu sehr.
»Du bist die schönste Frau auf dieser Gala«, murmelte er mir ins Ohr.
»Weil alle anderen Ü50 sind?« Zugegeben, ich tat mich schwer mit Komplimenten. Als Kind wurde ich wegen meiner auffälligen roten Haare oft gehänselt, und mochte sie bis heute nicht wirklich leiden.
»Weil du atemberaubend bist.« Sein warmer Atem streifte meine Wange und ließ meine Haut kribbeln. »Bildschön, ausgesprochen clever und du kannst einem Mann mit Sicherheit gefährlich werden.«
»Dann sollte ich dir zu deinem Mut wohl gratulieren.« Wie zufällig glitt ich mit einer Hand über seinen Brustkorb, und ertastete das Smartphone in der Innentasche seines Jacketts. Nichts für mich, er konnte es mit Sicherheit leicht orten. Trug er kein Geld bei sich? In Filmen hatten Multimillionäre doch andauernd Bündel mit zusammengerollten Hundertdollar-Scheinen in der Hosentasche. Ich würde schon noch herausfinden, ob es sich lediglich um ein Klischee handelte.
»Ich spiele gern mit dem Feuer, vor allem bei einer Frau wie dir«, raunte er.
»Das sind zu viele Komplimente für einen Mann ohne Hintergedanken.«
»Ich hab sogar eine ganze Menge Hintergedanken.«
Als ich den Kopf hob, streiften meine Lippen wie zufällig seinen Hals und er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.
»Und was erhoffst du dir, Sean?«
»Vielleicht das?« Seine Stimme klang rau, unterschwellig erregt. Er zog mich noch dichter an sich, sein Mund fand den meinen. Wir versanken auf der Stelle in einem Wahnsinns-Zungenkuss. Mitten auf der Tanzfläche und vor diesen ganzen wichtigen VIP-Menschen. Als ich mich an ihm rieb, spürte ich etwas, das unter Garantie zu hart für ein paar Geldscheine war.
Einige Stunden und ein paar Drinks später saßen Sean und ich wieder an der Bar, und ich verknallte mich in das strahlende Blau seiner Augen, die mir fast noch mehr den Kopf verdrehten als der Alkohol, den ich inzwischen intus hatte. Dieser Mann war so witzig und unterhaltsam, dass ich jede Minute mit ihm genoss.
»Ich würde dich gern wiedersehen«, sagte er nach einer kurzen Gesprächspause, in der ich über etwas Lustiges von ihm gekichert hatte. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und wich einer überraschenden Ernsthaftigkeit.
Seans Statement kam so überraschend, dass ich im ersten Moment gar nicht reagierte, sondern ihn bloß anstarrte. Seine Worte kitzelten mich im Bauch. Leider hatte ich Pläne mit ihm, die ein erneutes Wiedersehen unmöglich machten. Um uns herum hatte sich die Party zunehmend gelichtet, viele Gäste waren bereits gegangen, denn die Gala neigte sich ihrem Ende. Nicht zu fassen, wie schnell die Zeit vergangen war. Wir würden uns nie mehr wiedersehen, und ich wollte Sean noch nicht Lebwohl sagen.
Er legte eine Hand auf meine Wange, streichelte mich so zärtlich, dass er mein Herz zum Stolpern brachte. Für einen Sekundenbruchteil war ich drauf und dran, mein Vorhaben abzublasen, ihn nicht zu bestehlen, sondern mich stattdessen auf ein weiteres Treffen mit ihm einzulassen. Ich würde ihn so gern wiedersehen. Aber er war so stinkreich, und ich für ihn höchstwahrscheinlich nichts weiter, als eine nette Abwechslung für zwischendurch. Trotz allem Herzklopfen musste ich realistisch bleiben. An meine kleine Schwester und meinen Schuldenberg denken. Ich fühlte mich hin- und hergerissen.
Ich legte beide Hände auf Seans Brustkorb, schmiegte mich an ihn. »Warum gehen wir nicht irgendwohin, wo es ruhiger ist?« Hatte ich das tatsächlich laut gesagt? Nicht nur gedacht? Mir rieselte es warm den Rücken hinunter. Himmel, ich wollte diesen Mann wenigstens ein einziges Mal zwischen meinen Schenkeln haben. Es kam nicht oft vor, dass mir die bloße Anwesenheit eines Kerls ein feuchtes Höschen bescherte, aber wenn es passierte, war ich Feuer und Flamme. Wenigstens einmal wollte ich den Kerl nackt sehen, bevor ich klammheimlich verschwinden, und er mich wahrscheinlich von der Polizei suchen lassen würde.
»Wir könnten uns hier im Hotel ein Zimmer nehmen«, raunte er, seine Stimme klang verboten sexy. Wie mochte sie sich erst anhören, wenn er mir schmutzige, unanständige Dinge ins Ohr flüsterte?
Wie in Zeitlupe sah ich zu ihm hoch. Trotz meiner hohen Absätze war ich einen ganzen Kopf kleiner als er. »Lass uns keine Zeit verschwenden.«
Sean nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich auf die Lippen, überraschend stürmisch und leidenschaftlich. So verdammt sinnlich, dass ich weiche Knie bekam. Unsere Zungen verfingen sich in einem wilden Spiel, mein ganzes System richtete sich auf diesen Mann aus. Ich wollte ihn so sehr.
Als ich schon drauf und dran war, ihn zu bespringen, wich Sean mit dem Kopf zurück. Er nahm meine Hand, verwob seine Finger mit meinen, während ich atemlos nach Luft schnappte. Scheiße, wenn mir schon sein Kuss so durch und durch ging, wie würde es erst mit ihm laufen, wenn wir richtig bei der Sache waren? Es blieb nur ein Weg, das herauszufinden.
»Gehen wir.« Mit dem Kopf deutete er zum Ausgang und wir setzten uns in Bewegung, durchschritten nebeneinander den Raum wie ein waschechtes Liebespärchen. Und ein klein wenig wünschte ich mir, wir wären eins.
* * *
Sean schob die Tür des Hotelzimmers mit dem Fuß hinter uns zu, unsere Münder waren miteinander verschmolzen. Dieser Kuss steigerte sich zum heißesten Lippenspiel, das ich jemals mit einem Mann erlebt hatte. Er zerrte an der Fliege um seinen Hals und löste sie, während ich die Gelegenheit nutzte und meine Hände über seinem muskulösen Oberkörper auf Wanderschaft schickte. Eng umschlungen taumelten wir in Richtung Bett. Ein Keuchen entwich mir, als Sean meine linke Brust umfasste und durch den Stoff des Kleides meine Brustwarze zwirbelte.
»Du hast viel zu viel an«, japste er.
»Du auch.« Ich zerrte ihm das Jackett von den Schultern, glitt über seine steinharten Bizepse. Oh, Gott, dieser Kerl war so durchtrainiert und fühlte sich himmlisch an.
Sean schnappte mich unter den Kniekehlen, und hob mich auf seine Arme, trug mich zum Bett und ließ mich auf die Matratze sinken. Ich lag auf dem Rücken und sah zu ihm auf. Das Abbild eines Sexgottes stand über mir, groß, breitschultrig, superheiß, sodass ich mir voll Vorfreude die Lippen leckte.
»Komm endlich zu mir.« Ich streckte einen Arm aus, schnappte ihn in Bauchhöhe am Hemd und zog ihn zu mir herunter.
»Nichts lieber als das«, knurrte er und schob mir die Träger meines Kleides über die Schultern. »Du bist so verflucht sexy.«
Wir versanken im nächsten Wahnsinnskuss, der mich ganz schwindlig machte. Ich bekam einfach nicht genug von seinen talentierten Lippen. Er rutschte tiefer, verzierte meinen Hals mit kleinen Küssen, und zog mit der Zungenspitze eine feuchte Spur bis zum Ansatz meiner Brüste, während er den seitlichen Reißverschluss meines Kleides öffnete. Ich schob den störenden Stoff bis zum Bauch und stahl mir gleichzeitig noch mehr heiße Küsse von seinen Lippen. Mein Innerstes brannte lichterloh, alles in mir lechzte nach seinen Berührungen, seinem Mund, seinem Penis. Als er die Lippen um meinen steinharten Nippel legte, genüsslich daran saugte und knabberte, ging ich unweigerlich ins Hohlkreuz, und stöhnte leise. Gut. So gut.
Hektisch zerrte ich das Hemd aus seinem Hosenbund, riss die Knopfleiste auseinander, sodass die Knöpfe nach allen Seiten durchs Zimmer sprangen. Ich wollte endlich sehen, was ich bisher nur ertastet hatte.
»Du bist ganz schön ungeduldig.« Er zog es aus und präsentierte mir seinen perfekten Oberkörper. Wow! Sean war ein wahres Kunstwerk, wie in Marmor gemeißelt. Als hätte jemand mit Photoshop nachgeholfen, aber nein – zu meinem Glück war alles an dem Kerl verdammt real.
In kreisenden Bewegungen streichelte ich seinen Bauch, öffnete Gürtel und Knopf seiner schwarzen Stoffhose.
»Du machst mich wahnsinnig, Süße«, sagte er heiser und von einem leichten Knurren begleitet. »Ich muss dich auf der Stelle vögeln.«
»Worauf wartest du dann noch?«, wisperte ich ihm ins Ohr und blies meinen warmen Atem hinein.
Sean legte sich zwischen meine geöffneten Beine, rieb sich an mir, was meine empfindlichste Stelle zum Ausflippen brachte, während wir wild miteinander knutschten. Ich spürte sein steifes Glied durch die Hose an meinen Schamlippen und wurde klitschnass.
Mit einer Hand zerrte Sean das Kleid über meine Hüften. Ich hob den Hintern und half ihm dabei, es mir endlich abzustreifen, strampelte es von den Füßen und lag schließlich nur noch mit einem schwarzen Spitzenslip sowie halterlosen Strümpfen in derselben Farbe unter ihm.
Seine Finger glitten zwischen meine Schenkel, schoben sich in mein Höschen, wo er meinen nassen Spalt entlangstrich. Ich japste nach Luft, spreizte meine Beine noch etwas, um ihm besseren Zugang zu gewähren, während das Pulsieren in meiner Mitte schier unerträglich wurde. Als er mit zwei Fingern mühelos in mich eindrang, entglitt mir ein wohliger Laut. Gleichzeitig stimulierte er mit dem Daumen meine Klit. Himmel, der Kerl wusste genau was er tat, war ein absoluter Vollprofi. Während ich mich unter ihm wand und stöhnte, öffnete ich Seans Hose, nahm seinen steinharten Schaft in die Hand und massierte ihn in Auf- und Abwärtsbewegungen. Sean legte den Kopf in den Nacken, sein Gesicht verzerrte sich auf eine wunderschöne Weise. Tja, ich hatte auch ein paar Tricks drauf. Aber um Gottes Willen, war der Kerl gut bestückt.
»Heilige Scheiße«, keuchte Sean, bevor er die Zähne zusammenbiss, die Sehnen in seinem Hals spannten sich an.
Wir stöhnten gleichzeitig, als Sean diesen sensiblen Punkt in meinen Tiefen erwischte, was mich fast um den Verstand brachte.
Er wusste genau was er tat, war so gut. Exzellent. Unnachahmlich. Einfach göttlich.
Ich kam ihm mit dem Becken entgegen, rieb mich schamlos an seinen Fingern.
»Hast du was zum Verhüten dabei?«, flüsterte ich an seinem Hals und leckte mit der Zungenspitze über seine Haut, die leicht salzig schmeckte.
»Ja, hab ich.« Er erschauerte, seine Atmung ging hektisch und stand meiner in nichts nach. Ich wollte ihn endlich in mir spüren.
Ein Gefühl der Enttäuschung stieg in mir hoch, als er seine Finger aus mir nahm, wurde aber rasch von meiner kribbelnden Vorfreude abgelöst.
Sean setzte sich auf die Knie und kramte seine Geldbörse aus der Hosentasche, nahm ein Kondom heraus und warf das Portemonnaie dann achtlos auf den Nachttisch. Ich stützte mich auf die Ellenbogen und sah ihm zu, wie er sich Hose und Boxershorts auszog und dann den Gummi über seinem brettharten Schwanz abrollte, der kerzengerade zwischen uns aufragte.
»Das ist ganz schön viel Sean für ein Mädchen«, konnte ich mir beim Anblick seiner imposanten Größe nicht verkneifen.
»Keine Sorge, ich kann damit umgehen.« Er zwinkerte mir zu.
»Na, dann mal los, Cowboy.« Ich kicherte, sank zurück in die Kissen, während Sean meine nackten Brüste streichelte.
»Gott, bist du schön«, sagte er heiser und rau.
»Fick mich, Sean.« Ich schloss die Augen, meine Stimme bebte.
»Babe«, hörte ich ihn sagen und hob die Lider. »Doch nicht in der langweiligsten Stellung der Welt.« Er fasste mich unter dem Nacken, und half mir hoch, ehe er mich umdrehte, sodass ich schließlich auf allen Vieren vor ihm kniete und aufreizend mit dem Hintern wackelte.
»Besser so?«, fragte ich kichernd.
»Deine Rückenansicht ist genauso exquisit wie der Rest von dir.« Er packte mich bei den Hüften, so wundervoll männlich und fest.
»Du musst dich auch nicht verstecken.« Ich wandte den Kopf, und genoss Seans nackten Anblick hinter mir. Sein Waschbrettbauch war ein formvollendetes Wellenspiel, die Muskeln an seinen Oberarmen hoben sich sichtbar unter der gebräunten Haut ab. In seinen blauen Laserstrahlaugen schwang unübersehbar pure Erregung mit, die auf mich übersprang, sodass es nicht mehr erwarten konnte, endlich von ihm genommen zu werden.
Als er mit einem festen Stoß in mich eindrang und bei den Hüften hielt, stockte mir der Atem. Sean dehnte mich gnadenlos, verharrte jedoch glücklicherweise einen Moment, sodass ich mich an seine Größe gewöhnen konnte. Dann glitt er halb aus mir heraus, nur um sich erneut kraftvoll in mich zu schieben. Mein Blutdruck preschte steil in die Höhe, unbändige Lust nahm mich voll und ganz in Beschlag. Ich genoss jeden wilden Stoß, mit dem dieser Kerl mich nahm. Er schonte mich nicht, und genauso brauchte ich es. Hemmungslos und leidenschaftlich, ein wilder Ritt.
»Du fühlst dich großartig an«, sagte Sean atemlos, während er immer schneller in mich eindrang.
»Scheiße, bist du phänomenal.« Superlative reichten für diesen Mann nicht aus. Mein leises Jauchzen schien ihn anzuspornen. Sein Becken klatschte rhythmisch auf meinen Hintern.
»Oh, Gott«, rief ich, als mein Unterleib um sein Glied krampfte. »Sean!« Alles um mich herum begann sich zu drehen, mein Orgasmus erfasste mich mit Wucht, traf jeden einzelnen Nerv in meinem Körper und ließ mich erzittern. Meine Arme trugen mich nicht mehr, ich sank mit dem Kopf aufs Kissen, reckte mein Hinterteil in die Höhe. Sean stieß immer noch in mich. Seine Ausdauer war unbeschreiblich.
Mein Höhepunkt erfasste mich wie ein Orkan und wirbelte mich im Kreis, ich krampfte heftig um seinen Schaft, und schrie seinen Namen, bis auch Sean mit einem lauten Stöhnen kam. Wie in Zeitlupe sank er auf mich, drückte mich mit seinem ganzen Gewicht in die Matratze. Wir schnappten beide hektisch nach Luft. Ich fühlte mich so wundervoll entspannt und durchgenommen.
»Holy Shit, war das heiß mit dir«, flüsterte er mir ins Ohr und küsste die empfindliche Stelle darunter.
»Und wie es das war«, gab ich ihm recht, und genoss es, unter seinem warmen muskulösen Körper begraben zu sein.
Langsam glitt er aus mir heraus, rollte sich von mir herunter und streifte sich das Kondom ab, das er verknotete. Er warf es auf den Boden und nahm mich in die Arme. Noch immer trommelte mein Herz wild in der Brust, jeder Nerv in meinem Körper war unglaublich gereizt, beruhigte sich kaum. Als wir uns tief in die Augen blickten, schlug mein Herz spürbar einen Takt zu dumpf.
Sean strich mir ein paar wirre Strähnen aus dem Gesicht, zog lose Haarspangen aus dem Gewirr auf meinem Kopf, sodass sich meine rote Lockenpracht über die Schultern ergoss.
»Du hast wunderschöne Haare«. Er ließ eine gelockte Strähne durch seine Finger gleiten. »Eins kann ich dir versichern, dich vergisst man nicht so schnell.«
Obwohl ich wusste, dass Sean seine Worte als Kompliment meinte, klangen sie in meinen Ohren fast wie eine Drohung.
»Als Kind habe ich meine Haare gehasst, wegen der Farbe wurde ich in der Schule immer geärgert.« Ich strich mit dem Daumen über die Vertiefung an seinem Kinn, das wollte ich schon den ganzen Abend lang tun.
Sean streichelte über meine Hüfte und Taille bis hoch zur Schulter, und wieder zurück. Er war so zärtlich und es fühlte sich so gut an, in seinen Armen zu liegen.
»Ich bin mir sicher, jeder Junge, der dich damals geärgert hat, bereut es heute.« Er küsste mich auf die Lippen, spielerisch und zärtlich.
Mit Hingabe erwiderte ich seinen Kuss, und erwischte mich für den Bruchteil einer Sekunde sogar bei der Vorstellung, wir beide könnten ein Paar werden, und jede Nacht genauso zusammenliegen. Ich küsste Sean echt verdammt gern, aber der Kerl war ein One-Night-Stand, rief ich mich zur Ordnung. Immerhin lag ich nicht zum reinen Vergnügen hier. Er war ein Multimillionär, der mit Sicherheit jede haben konnte. Ein Mann seines Kalibers gab sich nicht ernsthaft mit einer unbedeutenden, mittellosen Studentin ab. Genau aus diesem Grund durfte ich den Fokus nicht verlieren oder in seinen Armen dahinschmelzen. Verknall dich bloß nicht Hals über Kopf in diesen Mann. Denk an Chrissys Internatskosten. Für Sean Stefenelli bist du nur ein kleiner Zeitvertreib und hast dir eine Gegenleistung verdient.
Ich streichelte über Seans Wange, spürte die winzigen Bartstoppeln, während wir uns tief in die Augen sahen. Wir lagen so dicht beieinander, dass meine Brüste seinen Oberkörper berührten, mein Bauch den seinen und unsere Genitalien bei jeder noch so kleinsten Bewegung leicht aneinander rieben. Oh, Scheiße. Ich könnte schon wieder …
»Sehe ich dich wieder?«, fragte er plötzlich durch die Stille.
»Du meinst das tatsächlich ernst?« Ich sah ihn durchdringend an. Wieso? Oder gab er nur die üblichen Floskeln von sich, um nicht wie ein Mistkerl dazustehen? Am Ende würde er sich sowieso nicht melden.
»Selbstverständlich.« Er nickte. »Ich finde dich sehr faszinierend.«
Mein Herz tat ein klein wenig weh.
»Du bist ein wirklich charmanter Mann. Aber ich muss mich in nächster Zeit auf meine Karriere konzentrieren.« Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und schmiegte mich ganz dicht an seinen warmen Körper. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich in den Armen eines Mannes so geborgen gefühlt.
»Wow, das ist die abgedroschenste Abfuhr, die ich je zu hören bekommen habe.«
»Du Ärmster«, sagte ich übertrieben mitleidig und tätschelte seine Wange. Er schnappte meine Hand und hielt sie an sein Gesicht gepresst.
»Okay, anderer Vorschlag. Da ich dich den ganzen Abend lang in Beschlag genommen habe, hattest du gar keine Gelegenheit, irgendwelche tollen Anwälte kennenzulernen. Lass mich dir helfen.«
»Ach, halb so wild.« Ich hauchte einen Kuss auf sein Kinn. »Es ergibt sich bestimmt bald wieder eine Gelegenheit.«
»Also schmuggelst du dich in die nächste Veranstaltung? In welche? Ich werde da sein.« Er vergönnte mir schon wieder dieses sexy Schmunzeln.
»Du bist ganz schön hartnäckig.« Ich sog seinen Anblick in mich auf. »Vielleicht versuche ich es auch einfach mal mit der guten alten Bewerbung.«
»Ich könnte mit der Anwaltskanzlei reden, die unser Unternehmen vertritt«, bot er mir an. Oh, nein. Warum war der Kerl nicht nur gutaussehend, sondern auch noch so unglaublich nett?
»Das würdest du für mich tun?«
Er streichelte mir mit den Fingerknöcheln über die Wange. »Klar, wenn du im Gegenzug mit mir ausgehst.«
»Das klingt schwer nach Erpressung.« Und war keine gute Idee, obwohl sich sein Angebot verlockend anhörte.
Er schüttelte den Kopf. »Mein Angebot steht. Mit oder ohne Date. Es kostet mich nur einen Anruf.« Sein Lächeln war warm und fühlte sich wie Samt auf meiner Haut an. »Ich unterstütze gern junge Talente.«
»Ich schaff das auch allein.« In der Vergangenheit hatte ich viel zu viele Blender kennengelernt, die mir die großartigsten Sachen versprochen hatten, um sich danach nie mehr zu melden.