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Dies hier sind kurzweilige Adventsgeschichten die uns die Adventszeit versüßen. Einige regen zum Nachdenken an, wie "Weihnachten im Krankenhaus", Andere sollen einfach aufheitern und vieleicht auch Mut machen, wie "der Weihnachtsmann beim Arbeitsamt" oder "Der Weihnachtsmann geht zum Friseur". Alle Kurzgeschichten sind für Kinder geeignet, für Erwachsene sind die Geschichten vor allem kurzweilig.
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Seitenzahl: 95
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Claudia Trapka
Kurzgeschichten im Advent
eine Weihnachtsanthologie
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Adventsmärchen
Der Weihnachtsmann beim Arbeitsamt
Weihnachten
Der Weihnachtsmann geht zum Friseur
Weihnachten im Krankenhaus
Die Gurke (oder eine skandinavische Tradition)
Ein ganz besonderes Weihnachtsfest
Lisa wünscht sich einen Teddy
Weihnachten bei Familie Eichhörnchen
Der Weihnachtsmann trifft den Osterhasen
Danksagung
Impressum neobooks
1)
Engelchen Iris machte sich auf den Weg zur Arbeit. Sie hatte heute Dienst im Café. Die Engel hatten sich ein wunderschönes kleines Café im Stil der Wiener Caféhäuser gebaut. Sie machten alle Ihre Arbeit und der Oberengel hatte nichts dagegen gehabt, dass sie sich eine Freizeiteinrichtung aufgebaut haben. Wenn sie also nicht gerade dran waren, einen Menschen zu beschützen oder auf den Rechten Weg zu bringen, trafen sie sich in dem Café. Manchmal wurde es erst voll, wenn die Menschen bereits schliefen. Sie erzählten sich dann, was an diesem Tag passiert war, tranken gemeinsam etwas und spielten auch Spiele, die sie von den Menschen kannten.
In diesem Café also hatte Iris heute Dienst. Sie sollte heute dafür sorgen, dass genügend Getränke und Snacks vorhanden waren. Sie war gern im Café, denn sie fühlte sich manchmal recht allein in ihrem Wolkenheim. Und in diesem Café waren die Engel eine große Familie, so wie die Menschen es immer glaubten.
Heute wollte dort Elvis ein Konzert geben und sie freute sich auf ihren Dienst. Denn Elvis machte schon zu Lebzeiten tolle Musik.
Es war bereits sehr voll als sie ankam, aber ihr Platz war ja heute hinter dem Tresen, also einer der besten Plätze. Mit viel Spaß bediente sie ihre Freunde und hopste, wenn sie nichts zu tun hatte, im Takt zur Musik. Als der Morgen schon graute, schloss sie die Tür ab und ging Heim um noch etwas zu schlafen.
2)
Am selben Abend befand sich auch Engelchen Jürgen im Café. Er war Gast und wollte ursprünglich nur die Elvis-Show sehen. Doch er wurde von Iris etwas abgelenkt.
Diese hatte ihn zwar liebevoll bedient, ihn aber sonst offensichtlich nicht wahrgenommen. Er versuchte sich auf das Konzert zu konzentrieren, doch das niedliche Gehopse hinter dem Tresen verfolgte er aus seinen Augenwinkeln, was ihn völlig wuschig machte. Sie war so ein hübsches Wesen und nahm ihn einfach nicht wahr. Dabei war er auch sehr nett anzuschauen. Er musste sich aber eingestehen, dass irgendwie alle Engel gut aussahen. Wie sollte er da auf sich aufmerksam machen? Nach dem Konzert waren die meisten Engel rasch aus dem Café verschwunden. Schließlich mussten alle ja morgen wieder arbeiten. Er war extra länger geblieben. Aber auch als es leerer wurde, hatte Iris ihn nicht bemerkt.
Traurig war er vondannen geschlichen und versuchte sich auf seine Aufgabe am nächsten Tag vorzubereiten.
Er sollte eine junge Frau dazu bringen, ihren Zukünftigen zu sehen. Na toll, das war genau die richtige Aufgabe für ihn, wo er ja selbst nicht mal gesehen wurde. Er seufzte, legte sich etwas missmutig ins Bett und grübelte.
Doch wie wir wissen, kommt immer alles anders als man denkt.
Jürgen machte sich also am Morgen frohen Mutes auf den Weg zu der jungen Frau.
3)
Während Iris eine ganz ähnliche Aufgabe bei einem jungen Mann hatte.
Sie bemühte sich redlich, ihm klar zu machen, dass er an seinem Glück vorbei liefe, denn sie begegneten sich jeden Morgen an der Bushaltestelle. Doch er verstand sie nicht. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als an diesem Abend Überstunden zu machen und sich vor ihm sehen zu lassen.
Zunächst erschreckte sich der junge Mann etwas vor ihr, beruhigte sich jedoch schnell und hörte ihr aufmerksam zu. Schließlich hatte Iris es geschafft. Er versprach ihr, sich am nächsten Morgen die junge Frau anzuschauen und sie anzusprechen.
Auch Jürgen versuchte verzweifelt der ihm zugeteilten Dame, ohne sich zu zeigen, klar zu machen, dass es einen Mann in ihrer Nähe gab, den sie bisher nicht wahrgenommen hatte. Und auch er scheiterte auf seine Art und musste sich am Abend, als sie bereits beim Einschlafen war, vor ihr zeigen. Mühsam erklärte er ihr, dass sie bereits jeden Tag mit ihrem ganz großen Glück zusammentraf, er sich aber nicht traute sie anzusprechen, weil sie immer so kühl wirkte.
Bei sich dachte er: „Wie meine liebe Kollegin, die mich auch nie sieht. Aber ich Blödmann, trau mich ja auch nicht.“ Sie versprach etwas aufgeschlossener auf ihre Mitmenschen zuzugehen. Natürlich würde ihr das nicht leicht fallen, aber sie wollte sich bemühen. Merkwürdigerweise hatte Jürgen das Gefühl, sie versprach es aus Mitleid zu ihm.
4)
Als Iris am nächsten Tag den jungen Mann beobachtete, fiel ihr auf, dass sie Gesellschaft hatte. „Nanu, bist du nicht der Engel, der neulich im Café solange am Tresen gesessen hat, bis ich mit meinen Aufräumarbeiten fertig war?“ Wollte Iris wissen. Jürgen wurde rot, sie hatte ihn ja doch bemerkt. „Ähm, ja, was machst du hier?“ Iris musste lächeln, „ich glaube, dasselbe wie du. Schau, der gute Mann dort soll diese junge Frau ansprechen und wenn ich das richtig gesehen habe, bist du mit ihr gekommen.“ Wenn Jürgen gewusst hätte, wie einfach es ist mit Iris zu sprechen, hätte er sicher vorher schon den Mut gehabt sie anzusprechen. Aber er traute sich immer noch nicht so richtig. Also nickte er nur. Gemeinsam beobachteten sie, wie der junge Mann sich vorsichtig neben die junge Frau stellte und nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Doch statt etwas zu sagen, blieb er stumm. Und die junge Dame traute sich ganz offensichtlich auch nicht. Aber immerhin, sie standen bereits einmal nebeneinander. Soweit hatten sie es bisher noch nicht gebracht. Iris zuckte mit den Schultern. „Ich fürchte, wir müssen hier noch eine ganze Weile eingreifen, bis das ein Selbstläufer wird.“ Seufzte sie und hängte sich an den jungen Mann heran. Während Jürgen sich neben die junge Frau setzte. Beide versuchten sie unerkannt zu bewirken, dass sich die beiden Menschen anschauten. Dabei mussten sie sich selbst immer wieder anlächeln. Als die junge Frau ausstieg, winkte Iris Jürgen nach. Er versuchte nicht daran zu denken.
5)
Während Jürgen die junge Dame begleitete, kreisten seine Gedanken immer wieder um die schöne Iris. Er musste den Mut finden und sie zu einem Tee einladen. Vielleicht mochte Iris ja lieber eine heiße Schokolade? Aber solange diese junge Frau nicht mit dem jungen Mann von Iris zusammen war, brachten diese Überlegungen gar nichts.
Mühsam versuchte er deshalb ihre Gedanken auf diesen jungen Mann zu lenken. Iris war eindeutig im Vorteil, sie hatte sofort durchschaut, dass sie beide gemeinsam an diesem „Fall“ arbeiten mussten, um wieder in Ruhe im Café sitzen zu dürfen. Er hatte das erst erkannt, als sie es erklärte. Wie peinlich.
Seine Mühen waren jedoch bis zum Abend vergebens. Wieder erschien er der jungen Frau vor dem Einschlafen. Diesmal versuchte er es anders. „Hör zu, ich habe mich in den Engel verliebt, der gerade deinen zukünftigen Partner dahin bearbeitet, dass ihr zwei glücklich werdet. Aber solange wir euch Zwei nicht vereint haben, darf ich nicht mal daran denken, sie ausführen zu wollen. Und ich gebe zu, ich trau mich genauso wenig, wie der nette Mann, der heute früh am Bus neben dir stand.“ Verdattert und etwas verängstigt antwortete die junge Frau: „Warum darfst du dich nicht mit deiner Engelfreundin treffen?“ „Weil wir eben erst unsere Aufgaben erfüllen müssen. Genauso wie ihr Menschen eure Aufgaben erfüllen müsst, bevor ihr weiter kommt. Dieser Mann ist dir geschickt worden um dich wirklich glücklich zu machen.“
6)
Diese doch sehr unkonventionelle Art, der jungen Frau beizubringen, dass sie selbst auch was tun kann, war nicht so ganz der Wunsch der obersten Leitung, aber er wirkte.
Denn schon am nächsten morgen stand sie mit einem hübschen Kostüm und einem fröhlichen Lächeln an der Bushaltestelle. „Wie hast du das gemacht?“ Wollte Iris wissen. Jürgen errötete leicht und meinte: „Ich habe ihr einfach gesagt, dass der junge Mann hier für sie ist.“ Entsetzt fuhr Iris ihn an: „Das dürfen wir nicht!“ Trotzig gab Jürgen zurück: „Der Zweck heiligt die Mittel, schau.“ Gemeinsam sahen sie voller Freude, wie die junge Frau all ihren Mut zusammen nahm und den jungen Mann ansprach. Etwas schüchtern, aber hocherfreut lächelte er und nickte. „Wir müssen näher ran, um zu wissen, ob sie sich pfiffig genug anstellen.“ Meinte Jürgen. „Nein, wir müssen nur noch wissen, ob sie wirklich ihre Telefonnummern austauschen. Dann können wir Heim. Ich habe heute Abend Dienst im Café. Ich hoffe, ich kann ihn machen. Sonst muss ein anderer Engel einspringen.“ Doch alle Sorgen waren unbegründet. Die jungen Leute tauschten die Nummern aus und lächelten sich an als die Frau ausstieg.
Jürgen und Iris atmeten tief durch, wenn es ihnen jetzt in den nächsten Tagen nicht in den Ohren klingelte, dann hatten sie es geschafft. Iris hielt die Hand hoch zum Abschlag. „Gib mir fünf, du bist Klasse.“ Jürgen lächelte, und schlug ab.
7)
Noch am selben Abend stand er mit zitternden Knien im Café. Fröhlich begrüßte ihn Iris: „Hallo, mein neuer Held. Meine Ohren haben nicht geklingelt und deine?“ Das nahm ihm glatt seine Nervosität. „Nö. Ich denke die Zwei sind jetzt miteinander beschäftigt.“ Er setzte sich an den Tresen. „Hast du schon eine neue Aufgabe?“ Wollte er dann schüchtern wissen. „Nein, aber ich bin ganz froh darüber. Ich habe bei der Arbeit mit dem jungen Mann mitbekommen, dass ein toller Film im Kino läuft. Den möchte ich mir gern anschauen. Wenn du magst, kannst du mitkommen.“ Jürgen errötete erneut. „Wenn ich darf.“ (Man stelle sich vor zwei Engel im Kino. Die Beiden müssen ganz hinten sitzen, sonst stören die Flügel.) „Es ist aber ein romantischer Film. Guckst du so etwas überhaupt?“ Heldenhaft meinte Jürgen: „Ja klar.“ In Gedanken überlegte er, ob es ein Fehler gewesen war, mitgehen zu wollen. Aber nun gab es kein zurück mehr.
Nach Café-Schluss, spazierten Iris und Jürgen noch eine Weile durch den Wolkengarten, bevor sie sich voneinander verabschiedeten und für den folgenden Abend im Himmelspark verabredeten. Glücklich tänzelte Jürgen nach Hause. Seine Flügel vibrierten vor Aufregung, wenn er an den folgenden Abend dachte.
Iris hingegen dachte sich nichts bei der Verabredung. Sie freute sich einfach darüber, endlich wieder jemanden unter den Engeln zu haben, der mit ihr zusammen etwas unternahm.
8)
Fröhlich ging Iris am nächsten Tag ihrer Arbeit nach, bis sie am Abend dann im Park auf Jürgen traf. Gemeinsam flogen sie hinunter auf die Erde zum Kino. Dort schmuggelten sie sich für die Menschen unsichtbar ins Kino in die letzte Reihe. Zumindest konnte so niemand versehentlich durch ihre Flügel gestört werden. Genüsslich knabberten sie eine Tüte geklautes Popcorn.
Während Iris bei dem Film einige Male leise in Tränen ausbrach, war Jürgen doch leicht genervt von diesem Film. Es war eindeutig ein Frauenfilm. Der Hauptdarsteller wollte sich umbringen, weil er glaubte seine große Liebe hätte sich ihrerseits umgebracht. Nur um am Schluss, von ihr doch noch gerettet zu werden. Sehr schnulzig. Aber er lächelte und ließ den Film über sich ergehen, denn er durfte ihn ja mit der schönen Iris schauen. Und statt den Film zu betrachten, beobachtete er eigentlich nur sie von der Seite.