Lass ein das Du das Ich mach weit das Wir sucht seine Menschlichkeit - Ralph Melas Große - E-Book

Lass ein das Du das Ich mach weit das Wir sucht seine Menschlichkeit E-Book

Ralph Melas Große

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Beschreibung

Lyrische und mantrische Bemühungen um eine zeitgenössische Geisteshaltung, die den sogenannten "gesunden Menschenverstand" zu vereinen suchen mit einer spirituell vertieften Durchdringung des Lebens und der Entwicklung der Individualität.

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mit denen wir

Geistverwandte

des Wortes

guten Gewissens

unsere sonnengesandte

Mondblume

aus dem Grabe herauf rufen können

vom

Ralph Melas Große

aus 2 Jahrtausenden

Inhaltsverzeichnis

Des Hallelujas schweigsame Geburt

Kleines liebstes Lieblingslied

Die rechte Feigheit vor dem Freund

Der fast beschämte Jesus und der brave Flaschensammler

Ehernes Sein

Doch wehe!

Eine, zugegebenermaßen, märchenhafte, erfindungsverdächtige und dennoch im Wahrheitskern absolut glaubhafte Dokumentation

Das angestammte Kind

Der rechte Hunger

Der Schatten vom Marterpfahl

Kleine Wahrheiten

Wenn das Vögelchen stirbt...

Jeder

Mikroblick und Makroblick

Der Mensch und seine Seelenkräfte

Blitzen

Anteilig

...als wäre seine Haut bedeckt von einer Wiese...

Ich lebe nicht

Loblied auf des Menschen Leichnam

Meschugge

Sokratische Weisheit

Steigen und senkenretten und schenken

Frei, lieb und tot

Die Mäander

Was wesentlich ist, bleibet leben

Es brennt...

Na, jetzt!

...was sonst bliebe uns übrig?

Eine Charakterfrage

Sog ins Nichts

El Finito 3PunktNull

Ein freier Werdender

Aktiva

Warum nur...

Kann ich mein ICH verlieren?

Denk Dir, Ich habe den Christus gesehen!

Moderne Zeiten

Volksgeistvertreter

Ein letztes und erstes Gespräch

Es kommt die Stunde

Die Erde

Der Schatte

Seid getrost!

Noch sind´s wenig!

Gespräch mit dem Geist der Wahrheit

Die grüne Weide der Entscheidungen

Das Geheimnis der unzerstörbaren Substanz

Pilsacher Geschwister

MANIS TESTAMENT

Einfaches Ende

INVAIN

In terra homine

Gesichte

Überraschung

Fortschritt

Die rechte Macht

Altersweisheit baldiger Jugend

Das Band

Spätnovember

Mantrische Ansprache für die Kommunikation mit den verstorbenen Freunden

Botschaft

Das letzte Wort

...und geschieht nur Dir!

Andres sei uns nicht!

Das logoische Rätsel

Die Mythe

Frage nur...!

Neuzeitliche Fragen

Zuweilen kniet mein Ich.......

Gestuftes Erwachen

Dem Volk auf´s Maul geschaut...

Gespräch zwischen Engel und Mensch und zwischen Mensch und Engel, was ja eines herrlichen Atems ist

Bleiben zu müssen

Tapsen

...von dem, der ich wirklich bin

Am Ur-Erden-Ende

Das tönende Wort

Lied an die Sonne

Lied vom Wundermann

Jugendlied

Kleine Wahrheiten

Urkampf

Die wahre Kunst

Die Banker Gottes

Stark und still…

Der Arme Gor

Weg und Ziel

Der einmalige Anruf

Dann gib mir genau diesen Segen!

Mirjam

Einkriegezeck

Veränderung

Déja vus

Der Geister Räume

...und muss noch heftig weinen

Nimm diese Stunde noch...

Einsam nicht

Der große Bohei

Der "Geist des gesunden Menschenverstandes"

Reise

Der Apokalypt

Nachmeditative Gedanken

Nicht viel mehr

Einst und Zukünftig

Erden-Gedanken

Tanz

Gold und Silber

Auf dass der Engel tanzt…

Und bleibe im Ich unbewegt…

Sonnentreu

Du, Erde bist auf Schmerz erbaut…

Wenn einer kommt...

Seelenlogik

Zum Geleit

Die tiefen Denker…

Am Ur-Erden-Ende

Im Lande Nichts

Die Bedeutungshoheit eines selbstlosen Gebetes

Cartesianischer Irrtum

13 Nächte

Gemeinsame Arbeit

SOZIALTHERAPEUTISCHE KOMMUNION - Teil I

SOZIALTHERAPEUTISCHE KOMMUNION - Teil II

„Jede Trennung zwischen liebenden Menschen ist eine Illusion“

Drei Meditationen

Ein Fall für´s Museum

Morgenlied

Sieghaft

Unbedingt behandlungsbedürftig

Ein Dritter

Einst wird das Wort sein

...die ihn heilen

Halle der alten Zeit

Majamata

Freude

Modernes Remake eines Liebesliedes aus dem Jahre 5637 vor Christus in hochindividueller Adaption

Mit keinem andern

...so handle!

Ein Ökologisches Bauerlied

Unsere Ewig Verliebte

Vielleicht...

14 Stufen

Vorwort

Mariä Verkündigung

Ein in Zweien Jishoa Geburt

Der zwölfjährige Jishoa

Der Weg zum Täufer

Christus-Jishoa bei den Zwangsgewalten

Einzug in Jerusalem

Die rechte Speise

Verhaftung

Gethsemane

Geißelung

Kreuz-Tragung

Sonnen-Geburt

Der Auferstandene

Worte auf der Himmelfahrt

NACHWORT

Des Hallelujas schweigsame Geburt

Zwar siehst Du die Blüten entsteigen

bunt aus vergrünendem Hain,

doch hier will ihr Requiem zeigen:

Uns eignet ein uraltes Sein!

Die lichtlauten Farben erzählen

von dem nicht, was ist, sondern war.

Mein Sinn soll sich ihnen vermählen

mit Wehmut von Vieltausendjahr.

Und will ich und soll ich wohl werden,

die Zukunft entwerfen aus mir:

Auch ich muss mein Leuchten beerden

und alle grell strahlende Gier.

Schwärze in keimender Stille,

erwartende Spannung in Kraft,

nimmt mich der Weltenall-Wille

durch seinen Winter in Haft.

So lausche der Neubeginn- Kunde

die schweigsam ihr Wort noch verhält.

Bis dann in ersiegelter Stunde

erschallt aus verschwiegenem Munde

ihr „Halleluja!“ als Welt.

R.M.G./24.5.19/in Titisee

Kleines liebstes Lieblingslied

Zu meiner Liebsten

führen keine Stufen.

Ich bin schon da,

kaum hat sie mich gerufen.

Und zu mir selbst?

Der Weg will gar nicht enden.

Und schwer bin ich und lahm und müd.

"Ach, meine Liebste,

trag mich doch auf Deinen zarten Händen 1

Ich sing Dir auch

Dein liebstes Lieblingslied!"

"Mein Liebster,

gern mag ich Dich zu Dir tragen,

denn Du bist keine Last für mich.

Weißt Du´s denn nicht? Dann will ich es Dir sagen:

Dich trug ich schon seit Urbeginnes Tagen

als liebstes Lieblingslied zum Ziel in meinem Ich."

R.M.G./27/5/19

Die rechte Feigheit vor dem Freund

Gleich hinter dem Gasthof

zum "Grünenden Blatt"

speist Gott im Container

und wird davon satt.

Am Bahnhofsvorplatz

im Herzen der Stadt

ein übender Buddha,

der keine Bleibe hat.

Ein Hütchenspieler

mit goldener Hand

wird von den Schergen

der Blinden verbannt.

Ich ziehe den Kragen

im Auge ganz dicht

und träume nach Hause

und lösche mein Licht.

Ich finde den Schlaf nicht

Doch wenn Ihr vermeint

dass Wachen kein Schlaf,

dann habt Ihr noch nie

mit der Wahrheit vereint

und neben Sophie

in der Hölle geweint

als der Menschheit Schaf

im verschlafenenTal

auf die hellwachen Wölfe traf.

R.M.G./28./5/19

Der fast beschämte Jesus und der brave Flaschensammler

Auf einem seiner regelmäßigen Kontrollgänge trifft Jesus einen Flaschensammler.

"Lieber Mensch, warum sammelst Du leere Flaschen?

Willst Du sie mit dem rechten Wasser füllen?

Das kann ich Dir geben. Du musst nur danach fragen."

"Du scheinst nicht von hier zu sein", antwortete der Sammler. "Sonst wüsstest Du von unserer täglichen Not. Um nicht am Wegesrand elendig zu betteln, löse ich die Flaschen gegen Rück-pfand ein. Das hilft ein wenig zum Überleben. Ich bin wegen eines Leidens früh berentet und komme damit kaum über die Runden."

"Du bettelst also indirekt um Dein Leben? weißt Du nicht was geschrieben steht: <Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren, wer es aber hasst, der wird dafür ein Höheres auf ewig gewinnen>.

"Da magst Du recht haben, wenn es nur um das Meinige ginge", erwiderte der Sammler, der ein gläubiger Mensch war." Doch ich habe 5 Kinder und eine arbeitslose Frau, eine sieche Oma und einen Hund zu ernähren. Habe ich denn ein Recht, jene für mich selbst durchaus gültige Wahrheit auch auf diese Wesen anzuwenden, für die das Schicksal mir die Verantwortung auferlegt hat?

Jesus, war tief berührt von den Worten des Flaschensammlers und sprach: "Fast Hättest Du mich beschämt, lieber Mensch, denn wahrer und gerechter kann ein Kind Gottes auf Erden nicht sprechen. Lass mich Dir helfen beim Sammeln der Flaschen."

Und so geschah es, und beide sammelten an diesem Tage wundersamer Weise 4 x 144 Tausend leere Flaschen und bargen sie in einem geheimen Zwischenlager in der Oberstadt, welches Jesus gehörte und nun dem Sammler zur weiteren freien Verfügung überantwortet wurde. Vom dem Erlös.....

...aber das ist ja Privatsache...oder genauer gesagt, bleibt ein Geheimnis, das bis weit nach ihrem Tode der Flaschensammler und seine Familie allein mit dem in allen Welten gegenwärtigen Jesus teilen will.

R.M.G./30.5.19

Ehernes Sein

Nicht gehen zu dürfen,

doch gehen wohin?

Und bleiben zu müssen,

doch bleiben wofür?

Während Du fragst,

zeigt es Dir einer.

Der trägt im Antlitz die Zeit.

Der trägt im Herzen die Schuld.

Der trägt auf Händen das Kind.

Der trägt mit Füssen die Erde.

Mit ihren zertretenen Pfaden,

Ihren vergifteten Wassern,

Ihrer zersprochenen Luft,

Ihrem zerkälteten Feuerwind,

Mit Deines fragenden Lebens

Stirb-und-Werde

zeigt er wofür und wohin:

Deines ist es!

Alles bleibt Dein!

So Du auch gingest,

so Du auch bliebest:

Ehernes Sein!

Leuchtender Sinn!

R.M.G./vor dem Millennium

Doch wehe!

Zuweilen scheint

ein zäher Zauber

patinadicht

auf allem Sein zu kleben.

So sehr man schrubbt,

und ginge es ums Leben,

klebt er als zweite Haut.

Darunter pocht,

das nackte Blut noch eben.

Doch wehe:

wenn sie wirklich aufgerauht,

dann springt das große Tier heraus

und frisst

New York,

den Mond

... und sogar Theben!

R.M.G./vor dem Millennium

Eine, zugegebenermaßen, märchenhafte, erfindungsverdächtige und dennoch im Wahrheitskern absolut glaubhafte Dokumentation

Fairerweise möchte ich als Kurzerzähler der folgenden Begebnisse erwähnen, dass ich durch eine glückliche Fügung einiges mehr, - wenn auch im Verhältnis zur Außerordentlichkeit des Geschehens auch nur weniges mehr - über die Hintergründe erfahren durfte, als es der an exklusiven und sensationellen Neuigkeiten gewöhnten Zeitgenossenschaft bisher vergönnt sein durfte. Nun soll, so gut ich es vermag, der kurze Bericht erzählt werden:

Auf einer lange geplanten Urlaubsreise zu sich selbst, ist einem eher braven und bisher unauffälligen Menschen der unmittelbaren Gegenwart ein Malheur passiert, das die meisten von uns sicherlich an den Rand unserer bürgerlichen Daseinssicherheit und zum Zusammenbrechen unseres Welt- und Selbst-bewusstseins geführt hätte... ...oder sogar darüber hinaus.

Dieser, - im ersten Anhub der Betrachtung -, bemitleidenswerte Mensch hat nämlich - vielleicht durch ruchlosen Diebstahl, vielleicht aber durch eigene Schusseligkeit - (wo, wie und wann konnte bisher nicht eruiert werden) alles, was er als Nachweis seiner Identität bis zu diesem unbekannten Zeitpunkt sein Eigen genannt haben musste, verloren. Die europäische Kleinstadt, in der dies geschah, will ich aus meinem Bericht heraushalten, denn der Ort könnte überall sein, so wie es ja auch jedem anderen hätte passieren können, und so etwas tut für die Unerhörtheit, dass es überhaupt in dieser Totalität auftrat, nichts zur Sache.

Verschwunden waren der wahrscheinlich in seiner Körpernähe mitgeführte Besitz, aus dem ja ersichtlich geworden wäre sein Name, seine Anschrift, seine Kontakt- und Bankdaten, oder sonstige auf seine Vergangenheit hinweisenden Dokumente, und vor allem war verschwunden : seine Erinnerung an sich selber.

Da er wohl auf zufällig in der Fussgängerzone patrouillierende Kontakt-bereichsbeamte einen leicht verwirrten und irgendwie fremdartigen Eindruck machte, wurde er zu einer Routinekontrolle seiner Papiere aufgefordert, was aber verständlicherweise erfolglos war. Also verbrachte man ihn auf die nächste Gendarmerie. Man wollte einen Abgleich seiner Fingerabdrücke vornehmen, doch die eingeschwärzten Finger drückten sich auf der genormten Unterlage in keinem verwertbaren Bilde ab. Augenscheinlich hatte er keine Fingerabdrücke. Das war wohl hochgradig verdächtig und die Beamten prüften, ob vielleicht etwa selbst vorgenommene, eine mögliche Straftat vereiteln sollende Verätzungen an den Fingerkuppen festzustellen wären. Aber es gab keine.

Die einfachen Beamten waren jetzt ratlos. Einer kam auf die Idee, den Aufgegriffenen einem Amtsarzt zuzuführen. Nun, um die weiteren für diesen armen Menschen sicher sehr peinhaften Vorgänge, die dann folgten, von vielen unschönen humilierenden Einzelheiten der Beschreibung zu befreien, will ich nur noch diese Tatsachen kurz schildern: er wurde einer ausgedehnten psychologischen Befragung unterzogen, konnte jedoch nichts Verwertbares beitragen. Die wenigen, direkten Angaben machte er mühelos in der dortigen Landessprache, und sie wirkten auf die Fachpersonen so, dass jeder der fragte, eine überzeugende Antwort bekam, die allerdings jedes mal beim Befrager den Eindruck hinterließ, über sich selber mehr zu erfahren als über den Befragten. Das fachärtztliche Gutachten, inhaltlich mit der Diagnose "ausgedehntes Amnestisches Syndrom" konstatiert, konnte formal jedoch nicht erhoben werden, da man das schlecht in völliger personaler Datenlosigkeit erfassen und in die digitale Registratur einfügen konnte. Also entließ man ihn, denn er hatte ja nichts verbrochen und er bat auch nicht, ihn vorerst irgendwo unterzubringen.

Irgendwie bekam eine große Zeitung Wind von der Sache. Der Herausgeber, bekannt für überregionale Beiträge seltsamer und menschlich außergewöhnlicher Sujets, fing schon am Ausgang der Gendarmerie, unmittelbar nach seiner Entlassung aus der amtsärztlichen Befragung, den dort ruhig Stehenden ab und überredete ihn, sich bei einem renommierten Institut einer genetischen Herkunftsanalyse zu unterziehen, deren nicht unerhebliche Kosten von der Zeitung getragen würden. Und so geschah auch dieses und man könnte meinen, ohne jeglichen Widerstand oder zweifelnden Unwillen des Betroffenen.

Der aufmerksame Leser der bisherigen Schilderung wird nun auch folgende Tatsache hinnehmen, ohne noch groß überrascht zu sein: dieser einzigartige Mensch, der nach den modernsten Methoden heutiger Genanalyse untersucht wurde, - dieser Mensch hatte keine DNA. Das war ja wissenschaftlich eine mehr als epochale Sensation, wenn sie, wie man annehmen muss, auf unumstößlichem Tatsachenbefund basiert. Aber so etwas wird nach den Usancen heutiger weltanschaulicher Gebundenheit (sklavisch angelehnt an das Humoristen-Motto; "was nicht sein kann, das nicht sein darf!" erst einmal in den Katakomben des Instituts archiviert und auf den Index gesetzt. So erfuhr weder die mediale, noch die wissenschaftsrelevante Öffentlichkeit von dieser Sache, und somit auch der brennend interessierte Herausgeber nichts von dem wahren Ergebnis, das er ja selber in Auftrag gegeben hatte. Ich will aber doch hier deutlich bemerken, dass es gerade ihn in zweifelnde aber machtlose Unruhe versetzte, außer ein paar fadenscheinige Erklärungen wegen angeblicher Messfahler, nichts, ja wirklich rein gar nichts geliefert bekommen zu haben. Und nebenbei erwähnt: es kostete ihn, bzw seinem Verlag, eine stattliche Summe an Gebühren.

So wurde der Mensch fürs Erste nicht weiter behelligt und man fand es sowohl mit Rücksicht auf die leicht bei solchen Dingen irre werdende Öffentlichkeit, als auch innerhalb der Wissenschaftskreise und deren politischen Kontrollgremien "bis in alle Ewigkeit " für geboten, einfach den Mantel des Stillschweigens zu breiten. Und man beschloss, den Menschen in das Nichts der Welt zu entlassen.

Da unser - nennen wir ihn jetzt - Freund in keine Himmelsrichtung gezogen wurde und scheinbar auch nicht wusste wohin er von sich aus gehen sollte, geschweige denn, wen er hätte aufsuchen sollen, setzte er sich mitten auf eine Wiese im nahegelegenen Stadtpark und blieb dort sitzen. An seiner Stelle täten wir jetzt auf ein Wunder hoffen. Und in der Tat: das was nun im Weiteren geschah, könnte man so bezeichnen, obwohl er selbst am weitesten von allen Menschen entfernt war, darum zu bitten:

Unser Freund tat aus sich heraus nichts, als nur stumm auf dem Grase in der frühen Nachmittagssonne zu sitzen. Aus Bequemlichkeit, oder weil er das ganz tief verinnerlicht aus seiner Vergangenheit gewohnheitsgemäss so eingeprägt hatte, nahm er die Sitzstellung eines buddhistischen Mönches ein. Die kennen wir natürlich auch von unseren Pfadfindern vor ihrem Lagerfeuer, wenn die Klampfe geschlagen wird. Nach und nach geschah es nun, dass alle möglichen Leute, alte und junge, aber auch streunende Hunde, angeflogene und dort auf Futtersuche trippelnde Tauben, ja sogar fliegende und krabbelnde Insekten - sich zu ihm gesellten und ihn in ihrer eigenen spezifischen Ausdrucksart und Absicht ansprachen, als hätten sie auf diesen Menschen, einem uralten, nun jedoch glücklich und unverhofft wieder getroffenen Bekannten, wer weiß wie lange, schon gewartet, um etwas sehr Wichtiges für ihr Dasein und Werden zu erfahren. Und, wenn es nicht gar zu verrückt klingen würde - schienen auch die um unseren Freund herum wachsenden Baum- Strauch- und Blumengewächse, ihre Blätter und Blüten auf den Sitzenden auszurichten. Einen neutralen Zuhörer und Beobachter hätte das sehr skurril angemutet, denn unser Freund blickte zwar freundlich und irgendwie gleichzeitig auf jeden der munter Daherredenden, ohne selber erkennbar irgend etwas dazu zu erwidern. Und alle, die da zu ihm kamen, ob Mensch, oder Tier gingen nach einer Weile wieder ihrer Wege und die Blätter und Blüten entspannten sich in ihre wind-und lichtabhänge hingebensvolle Lage zurück. Doch es war etwas geschehen. Es muss etwas geschehen sein mit ihnen allen. Ja, die Luft, das Licht, die Farbigkeit aller Gegenstände, sogar der natürlich toten sowie der von der Technik geschaffenen, hatte plötzlich eine duftende und singende Nuancierung bekommen. Die Wahrnehmungsqualitäten durchmischten und steigerten sich zu gänzlichen neuen Offenbarungen.

Die Menschen bewegten sich jetzt wesentlich ruhiger und waren mit einem wissenden, klaren, Weltblick ausgestattet, der ihrem Antlitz einen gleichermaßen ernsten und heiteren Ausdruck verlieh. Vieles, was den selbstbeschränkten Rahmen meiner Schilderungen sprengen würde und was vielleicht, so Gott will, einmal an anderer Stelle und in gänzlich anderer Ausführlichkeit und Schärfentiefe offenbart werden könnte, ist dann noch im Verlaufe von Tagen, Wochen und Monaten geschehen und hatte das gesamte Gefüge der gesellschaftlichen Verhältnisse, ja auch der Kulturgewohnheiten, der Künste und Wissenschaften radikal in die Richtung spiritueller Erhöhung und Erweiterung verändert. Aber, wie gesagt, davon wohl ein anderes mal!

Unser Freund jedoch, und das ist doch wesentlicher Teil des Wunders, blieb tatsächlich von allen Mächten dieser Welt völlig unangetastet und unbeeindruckt volle 40 Tage an seiner einmal eingenommenen Rasenstelle sitzen. Er aß und trank nichts und man sah auch nicht, dass er zur Verrichtung irgendeiner Notdurft sich in die Büsche schlagen musste. Wie viele Erdengeschöpfe in dieser Zeit zu ihm kamen, mit ihm ihre intimen Angelegenheiten besprachen, konnte niemand feststellen. Sie müssen Legion gewesen sein. Am 41.Tag, die Sonne schickte sich grade an, ihr erstes frühmorgendliches Rosarot aufglänzen zu lassen, war unser Freund verschwunden. Merkwürdigerweise wurde er aber auch von keinem der Menschen, Tiere, Pflanzen und sonstigen Besuchern, die ihn, manchmal mehr als einmal, belagert hatten, vermisst.

Bald schon ging das Gerücht um, dass, wenn immer zwei dieser Besucher sich begegneten, sie sich als zutiefst miteinander befreundet, ja verwandt erkannten, obwohl sie doch sonst aus ihrem bisherigen Leben nichts miteinander zu tun hatten. Auch, dass sie dieser Freundschaft oder Verwandtschaft einen, unangreifbaren, weit über ihren nächsten Tod hinaus währenden Bestand zuerkannten.

An dieser Berichtsstelle will ich nun innehalten, auch aus der leise im Herzen pochenden Sorge heraus, bereits jetzt schon zuviel mitgeteilt zu haben und schließen mag ich mit dem Ausdruck der persönlichen Dankbarkeit. Denn ich durfte einer der Besucher dieses Freundes sein. Doch nicht etwa ich, getrieben, wie man meinen könnte, von meiner durchaus vorhandenen Anlage zur Geschwätzigkeit, habe den Anlass zu den Mitteilungen mir gegeben, sondern der Freund war und ist es, welcher in mir zentral lebendig geblieben ist seitdem. Aus seiner Absicht heraus ist aufgeschrieben, was ich bei ihm vernehme. Und habe entschieden, dieser Absicht als meiner eigentlich eigenen, liebend gerne zu folgen.

R.M.G./Vorpfingszeit/2019

Das angestammte Kind

Durch Siege nicht

und nicht im Siegestaumeln

wirst Du ein Selbst,

entwächst Du Volk und Stamm.

Es ist das Ur-Erlebnis einsamer Eisigkeit

über des Abgrunds hohem Nichts zu baumeln.

Es rauscht die Flut heran.

Jetzt bricht der Damm!

Das Ich wird schmerzgeboren. Es erhebt

erst kraft erkannter Schuld

sein ängstlich-wundes Haupt.

Und blut- und sinngewaltig spricht

aus dorngeritzten Poren:

Mensch, der ich bin, ich bin noch lange nicht!

Nicht hat mich Volk, nicht hat mich Stamm :

ICH hat sich selbst beraubt!

Das treibt des wahren Wissens späte Wehe,

die ich zum Du als Schuldgefühl mit Hüterauge sehe.

Vom Du zum Wir, vom Wir zu schrecklich allen

bebender Zeuge in des Nachtods Seelenhallen,

wo Schreie echo-überscharf bekunden

die Jahre, Tage, nichtig abgewandter, rasch verwehter

Stunden

und auch geschwisterlich versäumter Caritaten

die einen Herzschlag lang gleich Zwei im Herz

verwunden:

Unter ihr Fallbeilhieb ist mancher Freund

gleich seinem Feind geraten.

Auch hieben Worte scharf, um die sie traulich baten.

Die hätten sicher Judas Lob gefunden.

Ach, dass doch nur nach dem erstrebten zehrenden Entflammen,

wenn alles Nicht-Ich ausgebrannt im Gnadenwind,

das wahre Welten-Selbst fügt,

wer ich wirklich bin, zusammen

mit jener Wir-Gestalt,

aus der wir urbildhaft entstammen,

Und sie in mir und ich in ihr, wir sind

das füreinander ewig zweisame,

geliebte,

angestammte Kind.

R.M.G.(Vorpfingsten2019)

Der rechte Hunger

Der Hunger ist unser