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Seit einigen Jahren läuft die Autorin regelmäßig und nimmt an Laufveranstaltungen und -wettbewerben teil. Das Training spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Motivation und Ziele sind erforderlich, um am Ball zu bleiben, doch muss auch der Sport in den Alltag integriert werden. Das ist nicht leicht, vor allem dann, wenn Beruf und Familienarbeit kaum Zeit für ein aufwändiges Hobby lassen. Wie sie es dennoch schafft, ein monatelanges Marathontraining zu absolvieren, schildert Kerstin Lingemann in diesem Tagebuch, das sie während eines Laufjahres geführt hat.
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Seitenzahl: 177
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Für Oliver, Sophie und Julius
Interview mit mir selbst
Sonntag, 28. Oktober 2012 – Frankfurt Marathon
Samstag, 27. April 2013 - HM Wiesbaden
Sonntag, 12. Mai 2013 – HM Kassel
Donnerstag, 22. Juni 2013 – Marathon-Plan
Woche 1: Grundlagen 1
Woche 2: Grundlagen 2
Woche 3: Geschwindigkeit
Woche 4: Regeneration
Woche 5: Kilometerumfang erhöhen
Woche 6: Level halten
Woche 7: 10-km-Testlauf
Woche 8: Training im Alltag
Woche 9: Halbmarathon-Test
Woche 10: Der letzte lange Lauf
Woche 11: Zwangspause
Woche 12: Marathonwoche
Sonntag, 29. September 2013 – Berlin Marathon
Name
Kerstin Lingemann
Jahrgang
1980
Haarfarbe
braun
Augenfarbe
braun
Lieblingsfarbe
blau
Familie
verheiratet, zwei Kinder
Beruf
Kommunikationselektronikerin, bis 2014 tätig als Sachbearbeiterin, jetzt Texterin und Autorin
Hobbys
Laufen und Schreiben
Wie ich zum Laufen kam?
Durch zwei Arbeitskolleginnen, zwischen denen ich in einem Dreierbüro saß. Die beiden Frauen haben sich über meinen Kopf hinweg über das Laufen unterhalten, das hat mich neugierig gemacht. Wenige Tage später habe ich es selbst ausprobiert.
Wann war das?
Anfang 2011, kurz nachdem ich aus dem Erziehungsurlaub in den Job zurückgekehrt war.
Wann war mein erster Wettbewerb?
Das war bereits in meinem ersten Laufjahr. Ich habe am Berglauf „Auf die Platte – fertig – los!!!“ in Wiesbaden teilgenommen. Damals wurde ich Vorletzte in meiner Altersgruppe.
Warum nehme ich an Wettbewerben teil?
Weil es schön ist, Schwarz auf Weiß zu sehen, was ich kann. Es ist die Anerkennung meiner Leistung, die mich dazu motiviert.
Wie lässt sich das Laufen mit der Familie vereinbaren?
Wunderbar. Ich bin frei. Wenn ich Zeit habe, dann laufe ich. Ich bin nicht an Termine gebunden und kann sofort beginnen, sobald ich das Haus verlassen habe.
Lebensmotto
Geh deinen eigenen Weg!
Ich suche den großen weißen Ballon mit der „Mövenpick“-Aufschrift. Dort ist mein Startblock. Ich bin früh dran, es ist zehn Minuten vor zehn.
Punkt zehn Uhr fällt der Startschuss für die Eliteläufer; zehn Minuten später startet die zweite Welle. Ich friere, ziehe mein Schlauchtuch über Gesicht und Ohren. Um mich herum stehen zwar viele andere Läufer, aber nicht genug, damit mir warm wird. Die anderen frieren auch; manche haben sich Decken umgehängt oder alte Pullover, einige tragen blaue, zurechtgeschnittene Müllsäcke, um sich vor der Kälte zu schützen. Der mühsam aufgewärmte Körper muss vor dem Auskühlen bewahrt werden, damit die Muskeln beim bevorstehenden Lauf besser vor Verletzungen geschützt sind. Ich habe mich nicht aufgewärmt. Ich habe mich von meiner Familie verabschiedet und bin zur Startaufstellung gegangen. Und da stehe ich jetzt. Meine Nervosität, die ich am frühen Morgen noch hatte, ist verflogen. Gespannt warte ich auf den Startschuss des Frankfurt-Marathons. Ich will endlich loslaufen, damit mir warm wird. 1° C: Die Kälte trifft mich, ich bin zu dünn angezogen. Doch noch ehe meine Fingerspitzen rot werden, fällt auch für die zweite Welle von Läufern der Startschuss. Die Menge setzt sich in Bewegung. Ich trabe im Fluss der Läufer mit bis zur Startlinie, überlaufe die Matten für die Zeitnehmung und aktiviere meine Stoppuhr: Los geht‘s! Ich laufe. Endlich. Mir ist heiß vor Aufregung. Ich bin langsam, laufe gleichmäßig und rhythmisch; wenn das so bleibt, kann ich mit einer guten Zeit rechnen. Mein Ziel: unter vier Stunden. Das ist ehrgeizig, aber machbar. Jetzt bloß nichts verkehrt machen, vor allem auf den ersten Kilometern nicht zu schnell werden, damit am Ende die Kraft reicht. Meine Beine fühlen sich stark an, ich spüre, dass ich nur auf Sparflamme laufe. Da geht noch was! Trotzdem zwinge ich mich, mein langsames Tempo beizubehalten: 10,4 km/h. Ganz schön schnell, denke ich. Aber ich habe das Gefühl, es geht noch schneller. Mach langsam, hämmere ich mir ein. Aber das ist nicht leicht. Die Massen geben mehr oder weniger das Tempo vor und ich schwimme im Strom mit. Nur bei den Bergaufpassagen lasse ich mich bereitwillig überholen. Nicht umsonst habe ich im hügeligen Gelände, in den Feldern vor Niederursel trainiert. Jetzt zahlt es sich aus. Ich fühle mich kraftvoll und überlegen. Ich vergesse die Zeit, merke nur wenig von dem, was um mich herum geschieht; ich laufe, da ist nichts als Zufriedenheit.
Die Musik an der Strecke hebt meine Stimmung, die Leute sind gut drauf. Ich halte Ausschau nach Oliver und den Kindern, nach meiner Mutter, aber seit dem Start habe ich niemanden mehr gesehen. Inzwischen bin ich bei Kilometer acht. Wow, denke ich, schon bei Kilometer acht, und es war kein bisschen anstrengend bisher. Das kenne ich auch anders. Acht Kilometer können verdammt lang sein. Heute nicht. Bis jetzt war es ein Spaziergang. Bei Kilometer 14 erinnert mich die Musik der Toten Hosen daran, dass ich ‚an Tagen wie diesen noch ewig Zeit habe‘. Das passt, denke ich und genieße den Moment. Wenn du dir Zeit lässt, bist du am Ende schneller. Jeder, der schon einmal an einem Laufwettbewerb teilgenommen hat, weiß, was ich meine. Es kommt auf die richtige Krafteinteilung an, sonst erwischt dich der Mann mit dem Hammer. Aber davon ist nichts zu spüren. Ich erhöhe leicht das Tempo und nehme mir vor, bis zur Marke des Halbmarathons nicht schneller als 5:38 min/km zu laufen. Das klappt auch, aber nach dem Überschreiten der Halbmarathon-Marke gibt es kein Halten mehr. Ich bin motiviert und optimistisch, dass ich es unter vier Stunden schaffen kann. Ich erhöhe das Tempo, laufe jetzt 5:20 min/km und es fühlt sich gut an. Ich fühle mich verdammt schnell. Ich renne, was das Zeug hält, lasse mich von den Menschen am Straßenrand vorwärtstragen, da ist nichts als Glück. Und es hält an, lange, sehr lange.
Bis Kilometer 28 – da bekomme ich plötzlich Schmerzen im rechten Knie. Es fühlt sich an, als hätte mich jemand mit einer Steinschleuder getroffen, mit voller Wucht. Ich schaue nach unten. Scheiße, fluche ich. Unverzüglich drossele ich mein Tempo, gehe ein paar Meter. Nachdem ich mich wieder gefangen habe, laufe ich langsam weiter, überlege, was ich machen soll. Ans Aufhören will ich nicht denken. So weit ist es noch nicht. Also verabschiede ich mich von der Vier-Stunden-Mauer und nehme mir vor, einfach bis zum Ziel weiterzulaufen. Wenn nur die Mainzer Landstraße nicht wäre. Hier ist es ziemlich öde: kaum Zuschauer, wenig Stimmung, das Läuferfeld zieht sich auseinander. Fast zehn Kilometer geht das so. Vielen sieht man die Strapazen an, jede Menge Läufer gehen, manche humpeln, einige dehnen ihre angestrengten Muskeln. Auch ich gehe immer wieder kurze Strecken. Hier sieht mich keiner, hier feuert mich keiner an, niemand merkt, wie sehr mich das Brennen im Knie einschränkt. Aber ich kann nicht ewig gehen, es ist noch zu weit. Und mir wird kalt. Winzige Schneeflocken fallen vom Himmel und kühlen mich aus. Also laufe ich weiter. Ich habe nach wie vor den Ehrgeiz, das Tempo hochzuhalten. Trotzdem dauert es ein paar Kilometer, bis ich wieder genug Motivation zum Durchhalten gesammelt habe. Ich laufe und gehe abwechselnd. Bei Kilometer 35 trötet mir meine Tochter zu. Da steigen mir die Tränen in die Augen. Sie hat mich gesehen, wie ich nur noch gehe. Ich schlucke meine Tränen der Schmerzen und der Rührung hinunter und nehme wieder einen Laufschritt auf, den ich bis zum Ziel durchhalten kann. Ich strecke meine Hand aus nach meinen Kindern; meine Tochter trötet mit aller Kraft, mein Sohn pustet aus voller Kehle in seine Trillerpfeife und sogar meine Mutter ruft so laut sie kann meinen Namen. Ich klatsche sie nacheinander ab und laufe weiter. Jetzt geht es wieder. Und durch die Stadt werde ich von der Menge getragen. Ich habe immer noch Kraft für Tempo. Ich laufe 5:00 min/km, es geht voran. Aber ich quäle mich mit meinem Knie. Doch ich halte durch. Ich freue mich auf den Cola-Stand; zwei Becher trinke ich, das muss reichen für die letzten Kilometer. Und obwohl ich den Kraftschub durch die Zuckerlösung spüre, werde ich langsamer. Ich habe es gerade geschafft, nicht mehr an mein rechtes Knie zu denken, als der linke Fuß Probleme macht. An Aufhören ist nun nicht mehr zu denken; von hier aus kann ich zur Not durchs Ziel humpeln. Ich mobilisiere alle mentale Kraft, die ich noch habe, und laufe mit meinem schmerzenden Fußgelenk weiter. Bis zum Ziel – über den roten Teppich in die Festhalle – ich bin ein Held. Jetzt kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich will zu meiner Familie, suche Oliver, meinen Mann, aber die Helferin lotst mich aus der Halle. Ich muss Platz machen für all die anderen Helden, die nach mir kommen. Ich humpele die Treppe hinunter und stelle mich in der Schlange an. Jetzt darf ich mir meine Medaille holen. Mein Ziel, die Strecke unter 4 Stunden zu schaffen, habe ich zwar verfehlt, aber ich bin an-ge-kom-men.
Persönliche Bestleistung: 4:08:24 h!
Ich leide immer noch an den Nachwirkungen des Marathons. Meine rechte Hüfte schmerzt, ich kann mein rechtes Knie nur leicht anwinkeln, komme schlecht die Treppe runter und spüre bei jedem Schritt meine Fußgelenke. 42,195 km in durchschnittlich 10,2 km/h haben ihre Spuren hinterlassen. Es mag verrückt klingen, aber ich bin froh darüber. Ja, ich bin froh, meinen Körper derart zu spüren. Ich bin erstaunt, wie viel Lob und Anerkennung ich mir selbst schenken kann, ganz nach dem Prinzip der Selbstwirksamkeit: Ich habe etwas erreicht; ich kann ALLES schaffen.
Auch ist es schön, darauf angesprochen zu werden. Ich glaube, mir haben mehr Menschen nette Worte zu meiner Laufleistung gesagt als an meinem Geburtstag. Das ist erstaunlich. Ich freue mich so. Hoffentlich hält dieses Glücksgefühl noch lange an. Ich will noch ein paar Tage und Wochen davon profitieren, denn ans Lauftraining ist momentan nicht zu denken. Ich muss mich erst von den Strapazen erholen. Das monatelange Training und der Wettbewerb haben mich ganz schön mitgenommen. Jetzt heißt es, Kraft zu sammeln, damit ich bald wieder mit dem Training beginnen kann. Ich will mir neue Ziele setzen, mir fallen alle möglichen ein:
einen Halbmarathon unter 1:45 h laufen
das Marathontraining ohne Verletzungen überstehen
einen Marathon unter vier Stunden schaffen, dabei aber ganz locker und entspannt laufen
mehr Körpergefühl entwickeln
einen Feld-, Wald- und Wiesenlauf gewinnen
Das ist für den Anfang genug. Dadurch werde ich sicher die eine oder andere Motivation für den Wiedereinstieg finden.
21.00 Uhr
Meine Beine sind heiß. Ich fühle, wie mein Körper die Schäden repariert, die ich ihm zugefügt habe, damit hoffentlich nie mehr etwas kaputtgeht. Ich ruhe mich aus und sonne mich in diesem Gefühl, damit es mir möglichst lange in Erinnerung bleibt.
Das war ein langer, anstrengender Tag: Arbeit, Eiskunstlauf mit Sophie, Julius aus dem Kindergarten holen, eine Kleinigkeit für die Verabschiedung einer Erzieherin vorbereiten, mit beiden Kindern zur Abschiedsfeier gehen, Abendessen machen und die Kinder ins Bett bringen – keine Mittagspause und Oliver arbeitet immer noch.
Doch obwohl der Tag so turbulent und stressig war, bin ich ausgeglichen und komme schnell zur Ruhe. Auch die Belastung durch die Arbeit haut mich heute nicht um. Ich bin erholt. Erst jetzt wird mir bewusst, wie anstrengend die letzten Wochen der Marathonvorbereitung waren. Die vielen langen Läufe, die anstrengenden Trainingsstunden und der psychische Druck haben mich unbemerkt einige Kraft gekostet. Aber ich will es wieder tun, denn dass ich es schaffen kann, weiß ich. Nur nicht jetzt. Jetzt will ich mich erholen und nicht ans Laufen denken. Ich will mich anderen Dingen widmen und wieder öfter intensiv Zeit mit meiner Familie verbringen. Oliver und die Kinder sind nämlich oft zu kurz gekommen. Sie haben mich unterstützt und jetzt ist es an der Zeit, ihnen etwas zurückzugeben. Sie werden mir sicher auch helfen, neue Motivation zu finden.
Ans Laufen kann ich momentan nicht denken. Ich muss mich noch erholen. Außerdem ist mein rechtes Knie angeschlagen. Es schmerzt nicht stark, aber ich spüre hin und wieder einen leichten Schmerz. Das soll in Ruhe heilen.
Es ist noch nicht sechs, als ich zum ersten Mal auf die Uhr sehe. Kurz nach halb sieben trinke ich schon meine zweite Tasse Kaffee. Die Kinder konnte ich überreden, sich noch mal ins Bett zu kuscheln, bis es hell wird. Jetzt habe ich vielleicht noch eine halbe Stunde für mich. Ich fühle mich erholt und komme mit weniger Schlaf aus als vor dem Wettkampf. Meine Beine tun mir aber immer noch weh. Nur langsam normalisiert sich alles wieder. Meine innere Ruhe kehrt zurück und mein Energielevel steigt.
In der nächsten Saison muss ich mehr auf meinen Körper hören. Ich darf nicht zu viel wollen. Was habe ich davon, wenn ich den Marathon unter vier Stunden laufe, dafür aber fix und fertig bin, wochenlang? Mein Hauptziel nächstes Jahr soll sein: Locker und entspannt bleiben.
Sturmfrei! Oliver ist mit den Kindern zu Oma und Opa gefahren: Zeit zum Relaxen. Später bin ich mit Freundinnen zum Essen verabredet. Nichts kochen zu müssen, tut mir besonders gut; genauso wie das Privileg, ausschließlich für mich selbst sorgen zu dürfen. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich auf dem Sofa herumlungere. Die Ruhe fühlt sich extrem an: Mein Ruhepuls sinkt, nachdem ich ausgiebig getrunken habe, zeitweise bis auf 43 Schläge pro Minute. Das ist für mich ein eindeutiges Indiz dafür, dass ich mir in den letzten Trainingswochen zu viel zugemutet habe. (Zum Vergleich: mein Ruhepuls lag immer um die 60, fiel selten unter 55, nie unter 50 Schläge.) Nächste Laufsaison achte ich mehr auf meinen Körper, um nicht in die Gefahr des Übertrainings zu geraten, auch wenn ich den Marathon dann eben langsamer laufen muss. Mein Körper ist keine Maschine und ich wünsche mir, noch lange Spaß an dem Sport zu haben.
Langsam möchte ich wieder laufen, aber so richtig fit fühle ich mich noch nicht. Mir brummt der Kopf und ich habe Schnupfen, daher warte ich lieber noch eine Weile. Aber ich könnte mir meinen Wintertrainingsplan zusammenstellen, denke ich. Wenn ich noch eine Woche warte, bis meine Erkältung richtig auskuriert ist, dann habe ich insgesamt drei Wochen keinen Schritt gemacht. Danach rechne ich mit drei bis vier Wochen, ehe ich wieder auf meinen alten Trainingsstand komme. Aber mir reichen vorerst drei Trainingseinheiten pro Woche, schließlich will ich mich im Winter erholen. Ich lege meinen Fokus auf entspannte Läufe, die einfach gut für die Seele sind und den Grundlagenbereich trainieren. Es reicht, wenn ich gegen Ende des Winters wieder mehr Tempo mache, und auf Wettkämpfe konzentriere ich mich erst wieder im Frühling.
Das Gute ist: Meine Trainingstage sind aufgrund der Termine in der Familie fix. Ich habe Mittwoch, Freitag und einen Tag am Wochenende, meist Sonntag, zur Verfügung. Also plane ich die Wochen wie folgt:
Woche 1: täglich mit dem Rad zur Arbeit
Montag
2 x 30 min
Dienstag
2 x 30 min
Mittwoch
2 x 30 min
Donnerstag
2 x 30 min
Freitag
2 x 30 min
Samstag
-
Sonntag
60 min, inkl. Test HFmax*
* HFmax: maximale Herzfrequenz
Woche 2: Rad zur Arbeit + 2 Laufeinheiten
Montag
2 x 30 min Rad
Dienstag
2 x 30 min Rad
Mittwoch
2 x 30 min Rad + Laufen 40 min (75% HFmax)
Donnerstag
2 x 30 min Rad
Freitag
2 x 30 min Rad
Samstag
-
Sonntag
80 min (70% HFmax)
Woche 3: täglich 2 x 30 min Rad zur Arbeit + 3 Laufeinheiten
Montag
Dienstag
Mittwoch
40 min (75% HFmax)
Donnerstag
Freitag
60 min (75% HFmax)
Samstag
-
Sonntag
100 min(70% HFmax)
Woche 4: täglich 2 x 30 min Rad zur Arbeit + 4 x Laufen
Montag
30 min (70% HFmax)
Dienstag
Mittwoch
60 min (75% HFmax)
Donnerstag
Freitag
40 min (80–85%)
Samstag
-
Sonntag
120 min (70% HFmax)
Woche 5: wie Woche 4
Woche 6: Pause (Weihnachten und Neujahr)
Es ist bereits hell, als ich aufwache. Die Kinder schlafen bis acht Uhr, das ist traumhaft, wenn ich bedenke, dass sie an manchen Tagen schon um halb sieben aufstehen wollen. Ich fühle mich ausgeruht und entspannt. Aber der Schnupfen ist noch da. Also heute kein Lauftraining.
Es war nicht mehr als ein Spaziergang, aber es war der Wiedereinstieg ins Laufen. Ein erster Gehversuch in der neuen Saison. Das war wie Balsam. Ich bin nicht schneller als 6 km/h gewesen, aber ich war 40 Minuten am Stück unterwegs, trotz Kälte habe ich geschwitzt und den ganzen Tag von dem bisschen Bewegung profitiert. Jetzt fühle ich mich gerüstet, nach drei Wochen absoluter Abstinenz mit dem Wintertraining zu beginnen. Drei Wochen keinen Schritt zu machen und nicht auf dem Rad zu sitzen, das klingt verdammt lange, aber es hat mir gutgetan.
Ich bin maximal erholt und gut motiviert.
Mein Hauptziel dieses Jahr ist es, die richtige Balance zwischen Arbeit, Familie und Laufen zu finden. Letztes Jahr sind Oliver und die Kinder so manches Mal zu kurz gekommen. Vor allem direkt vor dem Marathon habe ich oft gereizt reagiert, was ich auf die eine oder andere Stunde zu vielen Laufens zurückführe. Ich lege viel Wert auf Ausgeglichenheit und innere Ruhe. Ich will verstärkt darauf achten, meine innere Mitte nicht zu verlieren, auch wenn das bedeuten sollte, eine viertel Stunde langsamer im Marathon zu sein. Falscher Ehrgeiz ist fehl am Platz und geht zu Lasten meiner Familie. Außerdem strapaziert zu viel Tempo meinen gesamten Organismus und ich brauche länger, um mich zu erholen. Deshalb stelle ich mein Training bis zum nächsten Marathon unter dieses Motto:
Innere Ruhe vor falschem Ehrgeiz – wer schnell sein will, muss langsam laufen.
Zeit:
00:41:50:29 h
Tempo:
10:10 min/km
Distanz:
4,11 km
Puls:
117 bpm -> ca. 63% HFmax
Subjektives Empfinden:
sehr leichte Anstrengung, positiv, gute Laune + Motivation, Lust auf mehr.
Morgen wird bekannt gegeben, ob es noch freie Startplätze für den Berlin-Marathon gibt. Ich war ganz schön enttäuscht, als am 25.10.2012, dem Tag des Anmeldestarts, alle Plätze nach dreieinhalb Stunden schon vergeben waren, ich hatte Pech und konnte mich nicht vorregistrieren.
Es ist spannend: 2500 Startplätze für den Berlin-Marathon sind noch frei. Startschuss für die erneute Vorregistrierung ist heute um 18 Uhr.
Bereits eine halbe Stunde vorher sitze ich am Computer. Ab 17:55 Uhr drücke ich alle paar Sekunden F5 für ‚Aktualisieren‘. Als der Link dann endlich freigeschaltet wird, beginnt das Chaos. Ich gelange zur Anmeldeseite, klicke „Registrierung starten“, aber das ist dann auch schon das Ende vom Lied. Der Server ist überlastet, die „Unavailable“-Meldung schockiert mich. Keine Chance, denke ich enttäuscht, es sind einfach zu viele Marathonis, die sich gleichzeitig anmelden wollen. Jetzt bloß nicht aufgeben, motiviere ich mich, noch ist die Anmeldung freigeschaltet. Ich klicke weiter fleißig weiter F5, Oliver unterstützt mich tatkräftig online in Saarbrücken, wo er die Bundesvertreterversammlung des NABU besucht. Einige SMS und unendlich lang erscheinende Augenblicke später erscheint die Eingabemaske auf dem Monitor. Ich kann es nicht fassen; jetzt schnell Name, Vorname und Geburtsdatum eintippen; die Mail-Adresse, die ich zweimal eintragen muss, habe ich mir glücklicherweise schon im Vorfeld in den Zwischenspeicher kopiert, so komme ich schneller voran. Und tatsächlich: Aaahhhh – ich schaffe es bis „Senden“ und erhalte wenige Sekunden später die Bestätigungsmail:
„Von: [email protected]
Betreff: BMW-BERLIN-MARATHON 2013 Bestätigung Kategorie 2
Date: Sat., 17. Nov. 2012 18:08:19 + 0100 (CET)
Hallo Kerstin Lingemann,
Sie haben sich erfolgreich für den 40. BMW BERLINMARATHON vorregistriert.
In der Kalenderwoche 47 (19.–23.11.) erhalten Sie eine weitere EMail mit einem persönlichen Code, um die Anmeldung abzuschließen.
In dieser E-Mail informieren wir Sie auch, bis wann Sie sich angemeldet haben müssen, damit Ihre Vorregistrierung nicht verfällt.
Mit freundlichen Grüßen,
Berlin-Marathon
SCC Events GmbH“
Das kann doch nicht wahr sein!!
Der erste Tag nach der Trainingspause, an dem ich mit dem Rad zur Arbeit gefahren bin, war anstrengender, als ich dachte. Aber es hat gutgetan.
Distanz:
15,9 km
Tempo:
11,6 km/h
Puls:
123 bpm
Zeit:
1:23:29 h
Energie:
458 cal
Ein erhöhter Puls ist oft ein Alarmzeichen. Vielleicht sollte ich heute lieber mit dem Auto zur Arbeit fahren. Aber dazu habe ich keine Lust. Gehen wäre die Alternative. Das würde mir auch gut tun, wäre aber weniger anstrengend. Ein ausgiebiger Spaziergang nach der Arbeit wirkt wie eine Massage. Das ist was für die Seele.
Ich gehe zur Arbeit. Ich versuche mich in normaler Geschwindigkeit zu bewegen, aber der Blick auf die Uhr spielt immer eine gewisse Rolle. Ich lasse mich verleiten, schneller zu gehen und zwischendurch zu joggen. Mein Puls erhöht sich teilweise bis auf 150 Schläge pro Minute, obwohl ich nur langsam spazieren wollte. Daran merke ich bereits, dass ich es nicht ganz leicht haben werde, mich an meine Vorgaben zu halten. Aber ich will mich auf keinen Fall überlasten. Schließlich habe ich nicht nur Verantwortung für mich selbst zu tragen, sondern gegenüber meiner Familie.
Insgesamt bleibe ich langsam. Daran ist auch eine kleine Verletzung schuld: Mein linkes Fußgelenk beginnt zu schmerzen, immer vor dem Abrollen und nur wenn ich über die Ferse laufe. Wenn ich die Vorfußtechnik anwende, verschwinden die Schmerzen. Etwa auf