Leben, auf Papier beschrieben - António Lobo Antunes - E-Book

Leben, auf Papier beschrieben E-Book

António Lobo Antunes

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Beschreibung

»Das Buch der Liebe unserer Eltern.« Maria José und Joana Lobo Antunes

Fast täglich hat António Lobo Antunes seiner Frau geschrieben, als er in den siebziger Jahren in Angola stationiert war. Mit der Veröffentlichung dieser Briefe erfüllen Lobo Antunes’ Töchter den letzten Willen ihrer Mutter und machen damit ein einzigartiges, sehr persönliches Zeitdokument zugänglich. Lobo Antunes’ Nachrichten aus dem Kolonialkrieg, illustriert mit Faksimiles, Fotos aus Angola und von der Familie, sind zugleich Tagebuch, Literatur, Kriegsbericht und Geschichte einer Liebe.

Der portugiesische Kolonialkrieg in Angola, den Lobo Antunes gut zwei Jahre lang hautnah miterlebte, war, wie für viele andere, auch für ihn eine traumatische Erfahrung. Sein Leben lang hat er sich damit auseinandergesetzt, seine Werke sind davon geprägt. In diesen Briefen hören wir jedoch zum ersten Mal seine persönliche Stimme aus jener Zeit, unverstellt, unzensiert, ganz privat.

Von Januar 1971 bis März 1973 war Lobo Antunes als Militärarzt in Angola, und bis auf drei längere Unterbrechungen, in denen er mit seiner Familie zusammen war, hat er fast täglich an seine damalige Frau geschrieben, die er 1966 kennenlernte und 1970 heiratete. 28 Jahre war er alt, isoliert von seiner Heimat, seiner Liebe, seinen Freunden, und er schrieb, ohne jemals daran zu denken, dass diese Briefe einmal jemand anders lesen sollte als sie. Er schmiedet Zukunftspläne, spricht über familiäre Ereignisse, erklärt berückend und wortreich seine Liebe oder schickt Wunschlisten für Tabak, Essen und Bücher. Er zitiert aus der Literatur, schickt Gedichte, diskutiert Theaterstücke. Und er erzählt von der Bevölkerung in Angola, von seiner Arbeit als Arzt, vom täglichen Horror des Krieges.

Lobo Antunes’ Töchter Maria José und Joana haben mit diesem Buch den Wunsch ihrer Mutter erfüllt, nach ihrem Tod die Briefe ihres Mannes an sie zu veröffentlichen. Sie nennen es »Das Buch der Liebe unserer Eltern« und stellen jedem anheim, es für sich selbst anders zu deuten. Eins ist gewiss: Es ist ein einzigartiges Dokument aus dem Leben eines grandiosen Schriftstellers.

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Seitenzahl: 631

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António Lobo Antunes

Leben,auf Papier beschrieben

Briefe aus dem Krieg

Herausgegeben vonMaria José und Joana Lobo Antunes

Aus dem Portugiesischen vonMaralde Meyer-Minnemann

Luchterhand

Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel D’este viver aqui neste papel descriptobei Publicações Dom Quixote, Lissabon.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © der Originalausgabe 2005 Maria Jose und Joana Lobo Antunes und Publicações Dom Quixote Die Fotografien und Briefe stammen aus dem Privatarchiv der Herausgeberinnen

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007 Luchterhand Literaturverlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenSatz: Greiner & Reichel, Köln

ISBN: 978-3-641-23353-2V002

www.luchterhand-literaturverlag.de

www.randomhouse.de

Vorwort

Die Briefe in diesem Buch schrieb ein achtundzwanzigjähriger Mann während der zwei Jahre, die er, von allen und allem isoliert, im Kolonialkrieg in Angola verbrachte, an seine Frau. Damals dachte er nicht, daß sie eines Tages jemand anderes lesen würde. Wir werden diese Briefe nicht interpretieren. Jeder wird sie anders lesen, gewiß anders als wir. Aber wie auch immer man sie bezeichnen will, als Literatur, als Kriegsdokument oder als Liebesgeschichte, sie sind in jeder Hinsicht außergewöhnlich.

Nicht wir haben entschieden, sie zu veröffentlichen. Es war der ausdrückliche Wunsch unserer Mutter, die sie empfangen und bis vor kurzem verwahrt hat. Sie hat uns immer gesagt, wir sollten sie nach ihrem Tode lesen und veröffentlichen, und dieser Augenblick ist jetzt gekommen.

Unsere Eltern lernten sich im Sommer 1966 am Strand Praia das Maçãs kennen und freundeten sich an. 1969 schloß unser Vater das Medizinstudium ab und wurde zum Militärdienst eingezogen, den er zum größten Teil im Kolonialkrieg in Angola absolvierte. Am 8. August 1970 heirateten sie, und unsere Mutter wurde einen Monat später schwanger. Unser Vater brach am 6. Januar 1971 nach Angola auf.

Es gibt drei Perioden, in denen die fast täglich geschriebenen Briefe ausblieben: während des Urlaubs unseres Vaters in Lissabon (35 Tage im September 1971); zwischen April und Juli 1972, als die Familie in Marimba ankam, bis zu dem Zeitpunkt, an dem unsere an Hepatitis erkrankte Mutter ins Krankenhaus in Luanda eingewiesen wurde; und zwischen August 1972 und Januar 1973, als die Familie nach Marimba zurückkehrte. Der letzte Brief ist vom 30. Januar 1973. Danach blieben Frau und Tochter bis zum Ende des Wehrdienstes unseres Vaters im März 1973 in Marimba.

Leben, auf dem Papier beschrieben war der Titel, den unser Vater für seinen ersten Roman ausgewählt hatte. Der Verlag lehnte ihn damals ab, und das Buch wurde später unter dem Titel Elefantengedächtnis veröffentlicht. Es handelt sich um ein Zitat aus einem Brief des Dichters Ângelo de Lima (1872–1921) an Professor Miguel Bombarda. Dieser Dichter hat mehrere Jahre im Krankenhaus Conde de Ferreira in Porto und im Krankenhaus Rilhafoles in Lissabon verbracht, wo ihn Bombarda behandelte und wo er verstarb. Seine Gesammelten Gedichte wurden erst 1971 veröffentlicht. Unser Vater hat ihn als Autor sehr geschätzt und zudem eine Fallstudie über ihn angefertigt. 1974 gewann er mit der Arbeit »Wahnsinn und künstlerisches Schaffen: Ângelo de Lima, Orpheus’ Dichter«, die er der Portugiesischen Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie vorgelegt hatte, den Prémio Sandoz für Psychiatrie.

Die hier veröffentlichten Briefe sind vollständige Transkriptionen der Originale. Es wurden nur Druckfehler berichtigt und die Orthographie auf den heutigen Stand gebracht. Um zu vermeiden, daß bestimmte Personen oder ihre Familien sich verletzt fühlen könnten, haben wir allerdings beschlossen, einige Namen durch Buchstaben zu ersetzen, die aber nicht den Initialen der betreffenden Personen entsprechen.

Mit unseren Anmerkungen erklären wir den damaligen Kontext und in den Briefen gemachte Anspielungen sowie mythologische Figuren, Personen und Zitate. Sie hätten noch viel umfangreicher ausfallen können. Das aber haben wir verworfen. Wir glauben, daß die in den Briefen vorkommenden Zitate, Gedichte, Bücher und Autoren nicht im Vordergrund des Interesses stehen, und überlassen es daher dem Leser, sie zu entdecken und zu identifizieren.

Das von uns erarbeitete Glossar enthält Einträge zur Sprache in Afrika, zum Krieg und zu Umgangssprachlichem in den Briefen.

Briefe aus dem Krieg

7.1.71

 

Meine Liebe,

während eines kurzen Zwischenstops auf der Insel Madeira schreibe ich Dir bereits voller Sehnsucht. Ich habe ein wenig geschlafen und bin nicht seekrank geworden. Das Essen ist ausgezeichnet, ein Orchester spielt, die amerikanischen Zigaretten kosten genausoviel wie unsere Sagres. Die Reise war zum Glück gut, und dem Ohr geht es besser1 … Wir sollen ohne einen weiteren Zwischenstop am 15. in Luanda ankommen und dann mit dem Zug (4 Tage lang) nach Luso fahren und von dort nach Gago Coutinho. Ich hoffe, wieder zu schreiben, wenn ich in Luanda angekommen bin. Mut und Geduld, wie Du sie bislang hattest. Tausend Küsse für Dich und unser Kind. Vergiß nicht zu studieren und Mut und Geduld zu haben. Denk an mich.

 

António

 

PS. Es gibt Gerüchte, die besagen, daß ich in die CCS komme, was nicht schlecht wäre. Dem 2. Kommandeur zufolge möchte der Kommandeur, daß ich dorthin komme. Mal sehen …

Küsse und Küsse und Küsse. (Ich habe auch an Margarida und an meine Eltern geschrieben.) Den nächsten Brief schicke ich gleich an die Adresse meiner Großmutter.

 

14.1.71Ninda

 

Mein lieber Schatz,

ich schreibe Dir noch von Bord der Vera Cruz am Vorabend der Ankunft in Luanda, um diesen Brief einzuwerfen, sobald ich in Afrika angekommen bin. Die Sehnsucht ist schon nach neun Tagen an Bord unbeschreiblich und die Einsamkeit riesig, trotz des Luxus, in dem man hier lebt (natürlich nur die Offiziere), hinsichtlich der Kabinen, Säle und des Essens. Zum Abend- und Mittagessen spielt eine alte Wasserstoffblonde mit Doppelkinn und Pantoffeln mit den Schwierigkeiten einer Kurzsichtigen Klavier, und zum Nachmittagsimbiß (Tee und Kuchen), der von einer Wolke von Bediensteten serviert wird, schrammelt das Orchester »Vera Cruz«, jeder Musiker ein Lissabonner Zuhältertyp, mager, brillantineglänzend, mit Gaunerblick, Nuttennachtclubmusik. Abends gibt es Kino im Salon, Filme in der Art von Santa Margarida (Ein Zimmer für zwei, Mädchen und Rekruten usw.), und manchmal habe ich im Dunkeln das entsetzliche Gefühl, daß ich mich, wenn ich aufstehe und rausgehe, in den Wagen setzen und zu Dir nach Hause fahren kann. Vergiß nie, daß ich Dich mit all meiner Kraft liebe und immer und in allen Augenblicken bei Dir bin. Es ist gräßlich, das Orchester für einen Saal voller Typen in Uniform spielen zu sehen, die von heilloser Melancholie erfüllt auf den Stühlen hängen: ich bereue so sehr, daß wir nicht häufiger tanzen gegangen sind, ich hätte so gern mit Dir getanzt, bereue all die Momente so sehr, in denen wir gestritten haben, und ich möchte Dich um Verzeihung bitten, mit Tränen in den Augen, das schwöre ich, und Dir sagen, daß ich Dich und alles an Dir immer mag.

Ich habe noch drei Postkarten auf der Insel Madeira schreiben können, die unter einem Himmel aus Blei und Hitze von einer außerordentlichen Schönheit ist. Funchal ist anders als alle Städte, die wir kennen, es wirkt merkwürdig englisch: wenn ich zurückkommen sollte, werden wir irgendwann auf Hochzeitsreise dorthin fahren, ohne unser Kind, wir beide allein wie im Algarve.

Ich schicke Dir die SPM-Nummer noch nicht, weil ich sie nicht kenne: es herrscht ein heilloses Durcheinander. Im Prinzip werden wir sechs oder sieben Tage in Luanda (in Grafanil) bleiben und dann eine schreckliche, 2000 km lange Reise im Lastwagen nach Nova Lisboa und von dort mit dem Zug nach Luso machen, bereits bewaffnet und mit Eskorte weiter im Lastwagen nach Gago Coutinho: 6 Tage immer in Bewegung, mit allem, was dazugehört, und den entsprechenden Gefahren, also kommen wir etwa Ende des Monats an, um dort vierzehn oder fünfzehn Monate zu bleiben, bevor wir uns in eine angenehmere Zone zurückziehen. Der Kommandeur wird vielleicht morgen oder übermorgen die Ärzte auf die Kompanien verteilen. Einer wird in Gago Coutinho bleiben, wo 2 Kompanien und eine Abteilung von Mörserschützen, eine weitere in 90 km und eine weitere in 120 km Entfernung mit den abkommandierten Kompanien stationiert sind. Natürlich wäre es theoretisch besser, in G. Coutinho zu bleiben, wo es eine kleine Landepiste für Flugzeuge und einen Hubschrauber gibt, doch die Entfernung von Luanda ist riesig. Die Mission des Bataillons wird die Überwachung der Grenze zu Sambia sein, um zu verhindern, daß Leute von der MPLA versuchen, dort einen Korridor nach Norden einzurichten. Das Hauptproblem sind die Minen, aber ich werde alles Erdenkliche tun, um zu sehen, wohin ich meine Füße setze.

Anders als erwartet, bin ich nicht seekrank geworden. Das einzige Problem ist das Ohr, das mir keine Ruhe läßt … Die Hitze ist immens und dick: ich habe das Gefühl, das Stroh einer Matratze einzuatmen.

Meine Liebe, ich bete Dich an und denke voller Sehnsucht, mit viel Zärtlichkeit immer an Dich. Es tut mir sehr leid, das Wachsen unseres Kindes nicht mitzuerleben. Wie geht es dem Bauch? Ich habe ein Foto, das heißt, die anderen haben ein Foto von mir auf dem Schiff gemacht, das ich Dir zu schicken versuchen werde, obwohl es nicht besonders gut ist, damit Du Dich besser an mich erinnern kannst. An den Tag des Abschieds erinnere ich mich, als wäre es etwas, das während einer Narkose passiert ist; die Erschöpfung, die Müdigkeit, die Sehnsucht, die Aufregung durchdrangen mich und verließen mich wieder mit gasförmiger Leichtigkeit. Ich erinnere mich schon nicht mehr genau daran, wer aus der Familie da war und wer nicht. Aber vom Schiff aus habe ich Dich gesucht, ohne Dich zu finden: eine winzige Tante Luísa sagte mir mit Gesten, daß Du gegangen seist, und erst da war ich mir selber sicher, daß ich wegfuhr. Ich ging in meine Kabine und setzte mich auf das Bett und hörte das Rufen und das Weinen, ohne an etwas zu denken, und ich habe nicht geweint, weil ein Mann nicht weint. Doch all dies ist unwichtig, denn wir haben einander bis ans Ende der Welt. Auf dem Schiff kamen ständig Telegramme an, zwei bekam ich von Deiner Familie, aber keines von Dir. Ich bin noch mehrfach zum Zahlmeister gegangen, aber es war nichts weiter für mich da.

Morgen um zwei Uhr mittags werden wir ankommen. Also fehlen nur noch 103 Wochen, die alle kurz sind. Außer etwa den 10 Urlaubswochen. So schlecht ist das ja nun auch wieder nicht.

Ich werde mich jetzt verabschieden:

Viele Küsse und Sehnsucht und noch einmal viele Küsse von António

 

Liebe mich immer. Ich stelle mir die Kälte vor, die bei euch herrscht, unsere Wohnung, an die ich mich immer erinnern werde, obwohl wir nie wieder dorthin zurückkehren werden, an den Hauswart, die Straße, die Möbel, die Küche, das Bett mit der halb zurückgeschlagenen Überdecke, und sehe, wie glücklich ich dort mit Dir war, wie ich immer glücklich mit Dir war, wie gern ich zurückkäme, schnell zurückkäme, um Dich zu sehen, Dich zu berühren, mit Dir zu sprechen, meinen Schlüssel in das Schüsselloch Deines Körpers zu stecken, meine Zunge in Deinen Mund, um Deine Brust mit den Händen zu drücken, in Deinen Hals zu beißen, fliegen zu können, ich erinnere mich an lächerliche Einzelheiten, den Leberfleck auf dem Spann Deines Fußes, an Deinen Goldzahn, an die Furche in Deinem Nacken, und ich mag alles auf absurde Weise: gnädige Frau, ich liebe Sie. Würde ich Sie nicht schon kennen, würde ich Sie auf den Straßen mit abstoßenden, ungestümen Angeboten verfolgen. Ich erinnere mich daran, wie ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, an Ihr Botticelliprofil, ich erinnere mich an das nächste Jahr am Strand, an Ihr im Nacken zusammengebundenes Haar und Ihren Mittelscheitel, daran, daß Sie wie ein Bild von Ingres aussahen, ich erinnere mich an Ihr abgeschnittenes Haar, mit dem Sie wie eine Midinette aussahen, ich liebe all Ihre Verkörperungen mit vollkommener Hingabe, könnte nicht zwischen ihnen wählen. Ich liebe Ihre Schwangerschaft, Ihre Gesten, Ihr Lächeln und Ihre Wutanfälle. Ich liebe Ihren Zorn und die schweigende, ehrwürdige Feierlichkeit Ihres Schmollens. Ich liebe Ihr Schelten und Ihre Küsse. Ich liebe Ihr Kind, das Kind der hochverehrten Gnädigsten, meine Liebste.

 

16.1.71

 

Mein kostbarer Schatz,

da bin ich nun in Luanda, bei glühender Hitze: das Pipi ist wie Tee, die Mücken bilden dichte Wolken, und wenn ich dusche, schmeckt mein Körper nach Salz. Bei der Ankunft erwarteten mich Onkel João, Major, selbstverständlich in Uniform, seine Ehefrau Teresinha und mein Cousin Fêfê, alle frisch und gut aufgelegt, während ich inmitten einer Menge von vor Hitze klitschnasser Soldaten ölige Klebrigkeit ausdünstete.

Hinsichtlich des Krieges sind meine Aussichten nicht gerade erhebend, denn ich muß ständig zwischen zwei Kompanien hin und her fahren, und das schließt mögliche Widrigkeiten auf dem Weg mit ein. Meine hier lebenden Angehörigen waren sehr freundlich, sie scheinen großes Interesse daran zu haben, mich zu sehen, tatsächlich aber hätte ich es am liebsten, wenn sie mich in Frieden auf einer Bank an der Marginal sitzen (eine kleinere Ausgabe unserer), auf die Bucht schauen oder das Kreuz des Südens an einem riesigen Himmel suchen ließen.

Luanda ist bei weitem keine Stadt, in der man leben könnte: es ist, alles in allem, eine Art Provinz-Areeiro mit demselben prätentiösen Vorortgeschmack, und die hiesigen Weißen sehen irgendwie alle aus wie Lissabonner Autoverkäufer, sind sozial schlecht einzuordnen, tragen Koteletten und durchsichtige Hemden, und die Frauen vom Typ Radiosprecherin sind zu gut gekleidet, als daß sie ganz und gar ehrbar sein könnten. Die Musseques sind eine Art größerer Bairro da Boavista, in dem die Einwohner alle Spieler des Benfica sind. Nur die Erde ist rot wie der Sand in den Stadien, und die in Schweißschwüle getauchten Nächte sind erfüllt vom Geraune von Insekten und Blättern.

Bei meiner Ankunft erhielt ich zwei Briefe, einen von Dir, den anderen von meiner Mutter, in dem sie, die Arme, alles Erdenkliche getan hat, um das Papier zu füllen, ohne recht zu wissen, was sie sagen sollte: kleine Begebenheiten in der Familie, die mich vollkommen kaltgelassen haben.

Wir sollen am 22. dieses Eden verlassen und auf einer siebentägigen Reise mit Kampfrationen bis zum Zielort fahren, wo wir für viele, viele Monate vor Anker gehen werden. Grafanil ist Santa Margarida hoch drei, was die Unbequemlichkeit und das restliche Übel betrifft. Fürs Kacken beschränkt sich die Bequemlichkeit auf ein kleines Loch zwischen zwei Schuhsohlen aus Sanitärporzellan, und die Schlafsäle sind genau wie die in Mafra: die gleichen Doppelbetten, die gleichen grün angestrichenen Spinde zum Verwahren der Kleidung. Wegen Platzmangels lebe ich umringt von meinen drei Beuteltiertaschen: der weiße Koffer, der blaue Sack und der braune Sack, in denen schon jetzt Durcheinander und Unordnung herrschen und Deine klärende Orientierung fehlt. Ansonsten fehlst Du mir bei allem, ein ständiges, entsetzliches Fehlen, das den Alltag als Leere im Magen, als Vakuum im Raum herausstreicht, ein ehrliches Schwindelgefühl mitten im Kopf: ich liebe Dich.

Denk immer an mich und daran, daß ich alles an Dir mag. Ich hoffe inständig, daß die Zeit vergeht und das Jahr 73 schnell heraufzieht. Wie alt wird unser Kind dann sein? Die Sehnsucht ist unendlich, die Einsamkeit riesig.

Millionen Küsse von António

 

PS. Ich schreibe der Familie erst, wenn ich mich in G. Coutinho eingerichtet habe, oder wo auch immer meine Knochen landen werden, denn ich habe zu nichts Zeit: von 9 Uhr morgens bis 6 Uhr nachmittags bin ich im SS (Serviço de Saúde – Gesundheitsdienst) und höre mir Ärger, aufgeregte Kümmernisse, Durcheinander an. Hitze Hitze Hitze.

Meine schöne Blume, mein Vögelchen, mein Seestern, ich liebe Dich bis zum Ende der Welt. Mache Dir keine Sorgen, mache Dir meinetwegen nie Sorgen. Ich liebe alles an Dir immer

António

 

17.1.71

 

Mein lieber Schatz,

ich schreibe Dir an einem unerträglich heißen Sonntag in einem Straßencafé an der Bucht, während die Fischerboote in tropischer Gelassenheit langsam von einer Seite zur anderen gleiten und ein paar seltsame, große, möwenähnliche Vögel, ohne die Flügel zu bewegen, in der reglosen grauen Luft auf- und absteigen.

Was für eine grauenhafte Stadt. Es ist so, als würde man einen Sonntag im Straßencafé Estrela Brilhante verbringen, dessen Boden von Tremoços und Müll übersät ist. Ein paar verletzte Schwarze schleppen sich herum, ohne zu betteln, andere bieten Holzaschenbecher, geschnitzte Gegenstände an, Zeitungen, Lumpen und Elend. Ich hatte nie gedacht, hier soviel Armut, soviel Müll, soviel Hitze vorzufinden. Ein paar schmierige Typen mit Aktentasche wechseln Escudos in Angolares mit 12 % Aufschlag. Aber alles ist teuer, glühend heiß und häßlich. Onkel João hat mich, als ich ihm das verdammte Paket von Deiner Mutter gebracht habe, von der Hitze aufgeweicht, in Pantoffeln, Unterhemd und kurzen Hosen, empfangen. Die unangerührten Pralinen waren verdorben. Die Neger schauen uns mit der Neugier von Verschwörern an. Die Mücken lassen mich nachts nicht schlafen. Und alle sagen, wir hätten mit der Zone, in die wir gehen werden, riesiges Pech gehabt.

Gestern hat uns ein Freund dieses anderen Arztes, den ich doch kenne, eingeladen, die Insel zu besuchen, eine Art Landzunge mit Stränden auf beiden Seiten, Häusern, einem Golfclub. Eine Art Rhodesien, wie es sich ein Baumeister aus Tomar vorstellt. Der Himmel ist nie blau, sondern massiv, kompakt, dicht, traurig. Und die Gesellschaft der Offiziere wird immer unerträglicher, weil keiner lacht. Unter diesen Umständen habe ich verständlicherweise nicht die innere Gelassenheit, etwas anderes zu schreiben als Briefe. Heute habe ich auch an meine Eltern geschrieben, aber ich werde mich bei meiner Familie, weil ich keine Zeit und keine Lust habe, erst wieder melden, wenn ich am Ende der Welt angelangt bin.

Heute soll ich bei Deinen Verwandten zu Abend essen, und die Vorstellung ist schrecklich: ich bin nicht in der rechten Verfassung, Gespräche in Gesellschaft zu führen, und mit wem auch immer mehr als fünf Minuten zu reden oder jemandem zuzuhören wird absolut unerträglich sein. Das Beste ist noch die Straße, in der sie wohnen, mit lauter gleichen Häusern wie in den Büchern von Simenon, die in Afrika spielen und in denen die Hitze die stärksten Gefühle zum Schmelzen bringt.

Meine Sehnsucht nach Dir ist maßlos, und Du stehst in meinem Kopf an erster Stelle, noch vor meiner Empörung darüber, hier zu sein, und über den ganzen Rest: ein Gefühl unersetzlichen Verlustes. Ich beginne zu glauben, der Preis, den man bezahlt, um eines Tages wieder zurückzukehren und dort leben zu können, ist wirklich zu hoch. Stünde ich noch einmal vor dieser Entscheidung, wüßte ich ehrlich nicht, wie ich mich entscheiden würde.

Sag mir, ob Du meine Briefe regelmäßig bekommst und wie lange sie brauchen, und wenn Du mir einen Stapel Aerogramme schicken könntest – sie sind hier sehr schwer zu bekommen und dort selbstverständlich viel billiger. Die, die ich bis jetzt benutzt habe, habe ich hier und da von den anderen erbeten, aber das kann ich nicht ständig machen.

Meine Liebe, ich mag alles alles alles an Dir und immer. Ich hoffe, daß es weiterhin keine Probleme mit dem Kind gibt: ich bin sicher, daß alles gut laufen wird. Die größten Sehnsüchte der Welt habe ich nach Dir. Weißt Du, ich fände es schön, wenn Du Fotos von Dir machen ließest und sie mir schicktest, als hätten wir uns brieflich kennengelernt, ja? Tu so, als wäre ich ein Afrikaner mit den besten Absichten. Und schreib. Seit ich hier angekommen bin, habe ich nur den Brief bekommen, den mir Onkel João bei meiner Ankunft gegeben hat – und sonst nichts, was wirklich wenig ist. Ich weiß nicht, was passiert ist, was das erklären könnte.

Millionen und Abermillionen Küsse für Dich und unser Kind

António

 

PS. Bevor ich es vergesse: ich liebe Dich bis zum Ende der Welt.

 

20.1.71

 

Mein liebster Schatz,

anders als ich es erhofft hatte, habe ich immer noch keine Nachrichten von Dir erhalten, was mich natürlich besorgt macht und ärgert. Sonst hat mir übrigens auch niemand geschrieben: jeden Tag suche ich in der Post nach Briefen, die nicht kommen, und ich fange wirklich an, verzweifelt zu befürchten, daß ich nie mehr welche bekomme. Als Strafe für Dich eine höchst unangenehme Nachricht: ich habe unsere Hochzeitsfotos verloren. Ich hatte vollkommen vergessen, daß Du sie in die Tüte mit den Pralinen gesteckt hattest, und da diese liebevollen Geschenke weich wurden und sich auflösten, sich im Beutel in eine undefinierbare Masse verwandelten, was mich dazu zwang, sie in den Tiefen eines Papierkorbs zu versenken, wanderten die Fotos unbemerkt gleich mit. Als ich gestern bei Onkel João zum Abendessen war, fragte mich seine Frau nach den Abzügen: erst da erinnerte ich mich daran, daß Du etwas über den Transport der Hochzeitsdaguerrotypien gesagt hattest. Ich bekam Angst vor Deiner rachsüchtigen Reaktion und schreibe Dir mit vom Karmin der Scham und Angst gerötetem Gesicht meine Sünde. Vergib mir, o Göttin.

Deine Verwandten haben das ganze Abendessen über von Dir gesprochen, was meine Sehnsucht noch vergrößerte. Optimismus ist zur Zeit nicht angesagt, denn die Befehlshaber sind sehr entmutigt und pessimistisch, und unser Leben wird ihnen zufolge in den nächsten Monaten nicht angenehm sein. Der 2. Kommandeur sagt jedem, der es hören will, immer wieder, daß wir sicher nichts weiter tun können, als zu überleben zu versuchen – was nicht gerade erfreulich ist. Zudem werden auf dem letzten Teil des Weges Angriffe erwartet: je nach Zusammenstellung der Kolonne des Bataillons werde ich im letzten Drittel der Fahrzeuge sein, was auf den ersten Blick das geringere Übel zu sein scheint. Außerdem haben sie mich, um meine Freude noch zu steigern, mit einem Automatikgewehr und einer Pistole bis an die Zähne bewaffnet. Wir werden am 22., das heißt übermorgen, um vier Uhr morgens zu dieser schrecklichen, mehr als 1500 km langen Reise aufbrechen. Wir werden sehen. Allerdings werde ich, weil die Reise ohne Unterbrechungen verlaufen wird, nur morgen und dann erst nach unserer Ankunft wieder schreiben können. Mach Dir also keine Sorgen, denn alles wird ganz bestimmt gutgehen.

Die Urlaubspläne sind hier noch nicht gemacht worden. Wenn Du einverstanden bist, würde ich gern im September/Oktober kommen, und, um den Aufenthalt hier etwa zu dritteln, dann wieder im Juni. Sag mir, was Du davon hältst. Wenn es nicht im September/Oktober ist, gibt es vielleicht nur eine Möglichkeit im nächsten April oder Mai, was zeitlich zu nah ist. Also ist September/Oktober im Prinzip festgemacht. Was den nächsten Urlaub betrifft, muß das wegen Deiner Prüfungen genau überlegt werden. Ich hoffe übrigens, daß Du mit großem Vergnügen studierst, damit Du das Studium abgeschlossen hast, wenn ich zurückkomme.

Meine Liebe, ich verabschiede mich mit einer Wolke aus Küssen von Dir. Paß auf Dich auf, schone Dich, so gut es geht, und mach Dir meinetwegen keine Sorgen. Es wird alles gut werden, es muß alles gutgehen. Gib unserem Kind viele, viele Küsse. Ich wäre so gern bei Dir, auch nur für einen Augenblick! Millionen- und abermillionenfache leidenschaftliche Sehnsucht, Küsse, Streicheleinheiten, Liebkosungen und Umarmungen von António.

Grüße an meine Eltern und an Margarida: ich warte noch immer auf ein Foto von ihr und von Deinen Eltern, ich hatte Dich darum gebeten.

ICH LIEBE ALLES AN DIR

Ich werde Kimbundo lernen, um mit Dir in mehr als einer Sprache über Liebe zu sprechen. Ich lege meinen Penis auf die Gabel Deines Körpers.

António

 

21.1.71

 

Mein lieber Schatz,

wenn Du diesen Brief erhältst, bin ich schon auf dem Weg nach G. Coutinho. Wir sind um vier Uhr morgens nach Nova Lisboa aufgebrochen: 11 Stunden im Lastwagen über wer weiß was für Straßen … Jedenfalls wird es, wie es aussieht, auf dem ersten Teil unserer Strecke außer der Länge der Reise und der Unbequemlichkeit keine zusätzlichen Probleme geben: wir reisen in Lastwagen wie Zement oder Sand …

Ich habe gestern mit D., mit U. und Q. zu Abend gegessen, alle sehr sympathisch, aber U. hat eine grauenhafte Art zu reden, er spricht alle Buchstaben aus, unterstreicht alles mit Gesten, die nicht zu den Worten passen, was in demjenigen, der ihm zuhört, ein schmerzhaftes Gefühl von Beklommenheit und Ohnmacht aufkommen läßt, weil man ihm nicht helfen kann. Q. redet wie ein Artikel aus der rechten Tempo e o Modo.2 Und ihr Kind ist eine kleine Nisse mit heraushängender Zunge. Ich mußte eine riesige Sammlung Dias von ihm ertragen, von denen einige allerdings wirklich witzig waren. Das Lissabonner Essen hat mir hingegen ungeheuer gutgetan, und ich, der ich Mürbeteiggebäck hasse, habe es verschlungen, als handelte es sich um Trouxas de Ovos. Alle haben voller Begeisterung und Zärtlichkeit von Dir gesprochen, und Q. hat irgendwann erklärt, daß, wenn Du ins Zimmer kommst, alle Lichter ausgehen, was stimmt.

Ich habe endlich einen Brief von Dir bekommen, einen in zwei Teilen, was mich sehr glücklich gemacht und getröstet hat. Seine schwimmerischen Aktivitäten hat unser Kind ganz sicher von mir geerbt, denn ich habe immer eine große Neigung zu Flüssigkeiten an den Tag gelegt. Vielleicht kann es, wenn Du es badest, unter besseren Voraussetzungen trainieren. Tante Isa (ein Monument des enthusiastischen schlechten Geschmacks) hat zugesagt, Dir das Foto zu schicken, das auf dem Schiff von mir gemacht wurde (ein übrigens nicht sehr gelungenes), um das mit den Abzügen von der Hochzeit wiedergutzumachen. Bei den Leuten, die da auf dem Papier zu sehen sind, handelt es sich um die zwei anderen Ärzte des Bataillons, und der hintere ist der, den Du am Tag der Einschiffung kennengelernt hast.

Was die Erwartung meiner Großmutter betrifft, demnächst einen Brief von mir zu bekommen, so sag ihr, daß sie ihre Ungeduld zügeln soll: erst nachdem wir an diesem verdammten, finsteren Ort angekommen sind, wo wir kaserniert werden, werde ich vielleicht, hoffentlich Zeit haben, ihr zu schreiben. Bis dahin erzähl Du dem Familienvolk, dem ich wahrscheinlich piepegal bin, daß es mir, danke der Nachfrage, gutgeht, und ich hoffe, daß sie hin und wieder an den armen António denken, einen kleinen melancholischen Augenblick lang in einer der Pausen allgemeiner Hochgestimmtheit. Ich bin vielleicht ungerecht, aber die Wahrheit ist, daß ich wie ein Hund leide und niemanden habe, dem ich das sagen kann, denn die, mit denen ich zusammen bin, leiden genauso wie ich. Nun ja. Und dann bin ich wieder davon überzeugt, daß mich die Lobos und die Limas3 wirklich lieben … Und Interesse an mir haben … und sich meinetwegen Sorgen machen … Und Dich mit der mitleidigen Zärtlichkeit behandeln, die man für eine sterbende Kranke aufbringt. Ich habe in der Zeitung gelesen, daß es in Lissabon geschneit hat, daß es noch immer kalt und neblig ist. Ich allerdings zerfließe vor Schmerzen unter den Tressen. Welche Sehnsucht nach allem. Aber ich habe mich gut gehalten, nur in der Silvesternacht nicht, da bin ich dumm zusammengebrochen. Mein kostbares Schätzchen, ich liebe Dich ganz und gar. Keine andere Frau interessiert mich, nur die Mutter meines lieben Kindes. Ich bete Dich an, immer, das ganze Leben lang, bis zum Ende der Welt. Habe Mut, habe Geduld und denk hin und wieder an mich.

António

 

PS. Alles geht gut, ich halte mich wacker, hoffentlich bis zum Ende dieses Fegefeuers. Wenn Du sehen könntest, wie ich schlafe! Was mir am meisten Sorgen bereitet, ist, daß ich wenig und zu den unmöglichsten Tageszeiten esse. Aber ich glaube, ich habe nicht abgenommen. Und das Ohr scheint endlich in Ordnung zu sein. Auf dem Schiff hat es jeden Tag einen Eitersee auf dem Kopfkissen hinterlassen. Und Dein van Gogh betet Dich an, meine geliebte Gazelle, mein liebster Diamant, meine Perle und mein Stern. Denk an mich.

António

 

27.1.1971

 

Meine liebste Braut,

da bin ich endlich in Gago Coutinho angekommen, nach einer apokalyptischen Reise, einer, von der ich nicht angenommen hatte, daß ich sie je in meinem Leben würde machen müssen: wir sind am 22. um 3 Uhr morgens in Bussen vom Typ Claras4 von Luanda nach Nova Lisboa aufgebrochen, durch eine wunderbare Szenerie, die mich aber nach der 23. Stunde langweilte. Wir sind im Morgengrauen in Nova Lisboa angekommen, haben in den Bussen geschlafen, und um 3 Uhr nachmittags des 29. (oder 23.?) haben sie uns nach 600 km Busreise in den Zug nach Luso gesetzt: eine 2 Tage lange Reise in Waggons der 4. Klasse – dieser wunderbaren Erfindung der Engländer für die Bewohner der 3. Welt, die die Eisenbahngesellschaft von Benguela ganz englisch übernommen hat – als große Bündel aus Beinen und Armen, Waffen und Köpfen. Diese Waggons haben nur 3 lange Bänke: zwei an den Fenstern entlang, eine doppelte in der Mitte wie einen Mittelscheitel. Da es zu wenig Waggons waren, vollzog sich ein unbeschreibliches Schauspiel: von überall tauchten Glieder auf, die zu keinem Körper zu gehören schienen. Ich habe sogar meinen Kopf mit einer fremden Hand gekratzt. Dort schlief ich oder tat so, als schliefe ich, und aß aus Dosen, die den Fußboden mit Sauce bekleckerten und mir die Eingeweide vollkommen verdorben haben. Deportierte Juden auf dem Weg in ein Konzentrationslager der Nazis. Und dann kam die Hölle oder die größere Hölle, die siebte Hölle, die als Umkehrung des siebten Himmels von Mohammed gesehen werden könnte: sie steckten uns für die restlichen verminten 500 km zwischen Luso und Gago Coutinho in Lastwagen: zwei Minenräumfahrzeuge voran (zwei Berliets voller Sandsäcke) und dann eine lange Reihe Fahrzeuge, in denen wir mit angelegter Waffe unter der Anspannung eines drohenden Angriffs folgten. Zum Glück gab es weder Minen noch Hinterhalte, aber es ist uns etwas Entsetzliches passiert: die Lenkung des Lastwagens, in dem ich fuhr, der letzte (nach Auslosung), ging bei relativ hoher Geschwindigkeit kaputt, und er stürzte in einen Straßengraben. Wir waren 21: drei gebrochene Arme, 2 Beine, mehrere andere vermischte Verletzungen, und ich mit 6 Stichen an der Lippe und 3 an der Zunge: ich fühle sie noch immer nicht. Wir sind alle übereinandergefallen, und ich dachte erst, mir wäre mehr passiert als das, denn mein Körper fühlte sich an, als wäre er mehrfach aufgerissen. Aber es ist alles vorbei, ich halte mich weiter wacker, und ich liebe Dich.

Das ist das Ende der Welt: Sümpfe und Sand. Das schlimmste Kampfgebiet in Angola: 126 Ausfälle im Bataillon, das wir ablösen, allerdings mit nur zwei Toten, aber mehrere Amputationen. Überall Minen. Sambia fast in Sichtweite. Ein Klima mit Temperaturunterschieden von über 30 Grad. Und mein Leben wird sich mit riskanten Abenteuern füllen: im Prinzip werde ich 4 Monate hier bleiben und wöchentlich nach Cessa und Mussuma fliegen, wohin 2 Abteilungen abkommandiert wurden. In den 4 Monaten darauf werde ich nach Ninda oder Chiúme gehen, wo sich die operativen Kompanien befinden, und werde mit einem Fahrzeug auf dem Buschpfad hin- und herfahren. Und im November kehre ich nach G. Coutinho zurück und warte dort, bis ich wieder an der Reihe bin hinunterzufahren. So sieht das im Prinzip aus, denn alles kann selbstverständlich geändert werden. Instabilität und Improvisation charakterisieren diesen Krieg.

Ich bin erschöpft und zerschlissen, aber gut aufgelegt und voller Mut. Ich werde zu Dir und unserem Kind zurückkommen und standhalten. Das Elend der Schwarzen ist erschreckend. Die Sanzalas sind überschwemmt von unterernährten Skeletten, ein Gegensatz zur Majestät der Landschaft, die von schrecklicher Schönheit ist.

Meine Liebe, ich bete Dich an. Dein Telegramm, das mir einen Schrecken eingejagt hat, als ich es in Empfang nahm (ich hatte Angst vor einer unangenehmen Nachricht), war eine ungeheure Überraschung für mich. Wir werden sehen, ob ich es jetzt, wo ich anfangen muß, die Erschöpfung, die Müdigkeit und den Hunger ein wenig abzulegen, schaffe, an die Verwandten zu schreiben. Millionen Küsse, Zärtlichkeiten und Umarmungen. Schick mir Fotos von Dir, ja? Und habe Geduld. Und Mut. Und höre nie auf, mich zu lieben.

Meine Liebe meine Liebe meine Liebe ich mag alles an Dir. Und ich habe sehr viel sehr viel Sehnsucht nach Dir. Denk an mich. Grüße von mir an unser Kind. Ich bete euch beide an.

Antonio

 

Erzähl mir, wie es Dir geht, wo Du ist, ob Du studiert hast, was passiert ist, die Entwicklung des Kindes, alles. Erzähl mir alles. Und erzähl den anderen von mir, denn ich bin nicht in Stimmung zum Schreiben. Sag ihnen das auch. Mal sehen, ob ich mich aufraffen kann, ihnen Nachrichten zukommen zu lassen.

Ich mag Dich so sehr so sehr!

Millionen Küsse.

 

28.1.71

 

Mein angebeteter Schatz,

da bin ich in der Hölle und esse Würstchen und andere Nahrungsmittel aus der Dose, denn das Versorgungsflugzeug ist nicht gekommen: es regnet und donnert so intensiv und so nah an meinem Zimmer (Zimmer ist ein Witz, eine Baracke mit mehreren Betten, eine Öltonne, die als Wasserreservoir für die Dusche dient), daß ich anfangs dachte, das Lager würde angegriffen: aber als ich die Tür öffnete, sah ich, daß es aus allen Quellen des Himmels unvorstellbar heftig schüttete. Die Sehnsucht wurde deshalb oder wegen irgend etwas anderem (der Regen hat meine Melancholie stets verschlimmert) immer größer und tat mir überall weh: wie gern würde ich von hier abhauen und mich in ein Flugzeug setzen, bis ich an Deiner, an Eurer Seite bin! Ich mag alles an Dir, und dieses Fernsein ist grauenhaft. Ich mag weder essen noch schlafen: ich gehe in der Kaserne umher, durch Straßen mit Holzschildern, die meine Stimmung widerspiegeln (Ich-will-weg-von-hier-Straße, Holt-mich-hier-raus-Platz, Ich-habe-es-satt-Avenida usw., die von den Soldaten mit Stadverwaltungslettern beschrieben wurden), ich setze mich in den schlecht angestrichenen Kubus des Raums für die Offiziere, unterhalte mich mit den Sanitätern, esse und schlafe. Heute nachmittag werde ich meine erste Flugreise machen, und von Dienstag an werde ich damit anfangen, in der kleinen Stadt zu arbeiten, um etwas Geld zu verdienen. In diesen 4 Monaten, die ich hier verbringen werde, könnte ich außerhalb der Militärtätigkeit etwa 25 Contos zusammenbekommen, was schon einiges ist … Wenn ich in Chiúme bin, werde ich nichts verdienen, im Oktober im Urlaub auch nichts, aber wenn ich zurückkomme, ab November, geht der Zyklus wieder weiter. Und dieses Geld wird uns gehörig helfen, um unsere Wohnung einzurichten.

Nun ein heftiger Protest: seit Deinem Telegramm habe ich nichts mehr von Dir gehört – weder von Dir noch von sonst jemandem. Ich werde Kimbundo lernen, um Dich in einer Sprache voller Vokale zu beschimpfen, und Du wirst das schreckliche Gewicht meiner Rache zu spüren bekommen.

Wie geht es meinem Kind? Ich warte immer noch auf Fotos von Dir, um es, wie es sich gehört, zu würdigen. Und wo ich gerade davon spreche: Sag João und Ana, daß ein Foto von Margarida mir große Freude machen würde. Wie geht es ihr? Ich lebe hier so weit weg von allen, daß mir diese kleinen Dinge unheimlich viel helfen. Sag Deinen Alten, daß ich ihnen Grüße schicke. Und wie verstehst Du Dich mit meiner Großmutter?5 Studierst du? Und arbeitest Du? Und liebst Du mich? Meine liebe Liebste bis zum Ende der Welt, denk an mich, hab Sehnsucht nach mir und liebe Deinen verbannten Ehemann ein klein wenig. Tausend Küsse

António

 

Im Februar wird bei Deinen Eltern (ich glaube, ich habe ihre Adresse angegeben) die erste Gehaltsquittung (oder was auch immer) ankommen. Wir werden reich, schön, intelligent und berühmt werden. Irgendwann fange ich wieder an zu schreiben. Und bis dahin bete ich Dich an. So Gott will, werde ich all das hier überstehen. Meine schöne Braut, vergiß mich nie. Ich küsse Deinen Mund, Deine Augen, Deinen Hals, Deine Ohren, Deine Brust, Deine Kehle und noch einmal Deinen Mund und lege die Hand auf Dein Geschlecht. (Ich werde die Rua Filipa de Vilhena 14, 6. Stock rechts vermissen, eine Wohnung, die in die natürliche Geschichte unserer Liebe eingegangen ist.) Wir haben so viele gemeinsame Erlebnisse, und die lege ich wie ein Kopfkissen unter meinen Kopf, um schlafen zu können.

António

 

29.1.71

 

Mein lieber Schatz,

obwohl mein Horoskop, das ich in einer hiesigen Zeitung gelesen habe, mir Unfälle und Gefahren bei Reisen in der Luft ankündigt, mußte ich mehrfach fliegen und auf winzigen, schlechten Pisten in den Außenstellen des Bataillons abheben und landen: wenn wir abhoben, schlugen die Gräser und Blätter am Ende der Piste schon auf das Cockpit des winzigen Flugzeugs. Fügt man dem noch die Kunststücke, die die Piloten machen, um Neulinge zu erschrecken, hinzu, bei denen die Erde wogte und sich plötzlich näherte und wieder entfernte, und die sehr viel ernstere Tatsache, daß wir auf dem Weg mitten durch Regen und Nebel mußten, durch ein Unwetter, in dem man nichts sah, und das Wasser durch die Risse im Flugzeugrumpf auf uns herunterrann, dann hast Du ein vollständiges Bild meines Leidens, das sich, solange ich hier bin, jede Woche mittwochs und donnerstags wiederholen wird. Manchmal hatte ich das Gefühl, daß mein Magen in die Füße rutschte, manchmal stieg er bis in meinen Mund auf, dann wieder verschwand er hinter mir, durchbohrte meinen Rücken wie eine Feuerkugel. Wir werden sehen, ob ich auch diese Prüfung überlebe, sicher aber ist, daß das Unglück in Kübeln über mir ausgeschüttet wird und ich mich weiterhin unsicher auf meinem Hoffnungsseil halte.

Ich habe gestern also mit meiner langen Reise durch die Familie begonnen und Großmutter Eva geschrieben, und ich werde weitermachen und, obwohl ich, ehrlich gesagt, überhaupt keine Lust dazu habe, dem Rest der Familie Nachrichten schicken … Nur Dir schreibe ich gern, und jedesmal liebe ich Dich mehr und vermisse Dich mehr. Ich mag alles an Dir. Ich weiß nur nicht, ob Du lebst oder tot bist, da ich seit dem Telegramm immer noch nichts von Dir gehört habe, was mich mit Sorge erfüllt, mich erzürnt und ärgert. Bitte schreibe mir, denn ich brauche Deine Briefe so sehr, und schick mir unbedingt einen Stapel Fotos von Dir: wenn es keine andere Möglichkeit gibt, klappere alle Fotoautomaten von Lissabon ab und schick mir Verbrecherkarteifotos. Ich bin wegen Deines Schweigens, das ich mir nicht erklären kann, sehr böse auf Dich. Im übrigen hat niemand mir geschrieben. Das ist, was die anderen betrifft, nicht einmal schlecht, denn so muß ich ihnen nicht antworten. Und bitte meine Mutter noch einmal, mir ein Kilo Aerogramme zu schicken, damit ich wenigstens mir selber schreiben kann. Es gibt eine ganze Reihe nicht enden wollender Tage, in denen ich nichts von Dir weiß, was nicht in Ordnung ist. Würde ich nicht versuchen, den Grund dafür in den Verspätungen der Post zu sehen, könnte ich anfangen, ganz gräßliche Dinge zu denken, und ernstlich böse werden. Zum Teufel: ich bin hier mutterseelenallein, und meine Frau läßt nichts von sich hören! Ich schreibe Dir nicht, oder, besser gesagt, ich sollte Dir nicht schreiben, solange nicht siebenundfünfzig Briefe und zwei Postkarten mit annehmbaren Erklärungen und beglaubigter Unterschrift kommen. Das sollte ich machen, aber ich bin ein unverbesserlicher Schwächling, der Dich immer mehr liebt und Sehnsucht nach Dir hat. Millionen Küsse für Euch beide vom verbannten und verschmähten António.

SCHREIB! Falls Du Lust hast.

Noch einmal viele Küsse, obwohl ich nur wütend sein sollte. Was für ein Schlappschwanz ich doch bin!

 

31.1.71

 

Mein lieber Schatz,

der Krieg hat ernsthaft für uns angefangen. Eine der Kompanien, die in Ninda stationiert war, wurde von Mörsern und Maschinengewehren angegriffen, aber die für uns relativ bedeutungslosen Folgen (eine Mörsergranate ist auf die Flugpiste gefallen und zwei auf den Kasernenhof) geben einiges zu denken. Die zwei kleinen Flugzeuge der Luftwaffe flogen hustend über uns hinweg und machten sich daran, mögliche feindliche Lager zu bombardieren. Einstweilen wurden hier allerlei Papiere gefunden, die Angriffe für den 3., 4. und 5. ankündigen, an denen der Jahrestag der MPLA gefeiert wird. Für mich besteht das Hauptproblem in den Flugreisen, die ich am Dienstag und am Mittwoch machen werde, denn es sind zudem noch ungeheure Regenmassen gefallen: in fünf Minuten war alles voller Wasserlachen und riesigen Pfützen, als hätte es stundenlang geregnet. Und phantastisch intensiver Donner ist in apokalyptischem Rhythmus über uns losgebrochen. Und dennoch sind erst 15 Tage vergangen, was mich dazu bringt zu denken, daß ich einen hohen Preis für die Möglichkeit zahle, eines Tages wieder zurück zu sein – was mir ständig ferner vorkommt.

Ich habe immer noch keine Nachrichten, aber es hat auch, das ist allerdings wahr, kein Flugzeug gegeben. Und außerdem nimmt mir der Gedanke, an die Familie schreiben zu müssen, die Lust darauf, überhaupt zu schreiben. Vielleicht fange ich morgen, Montag – heute ist ein trauriger, regnerischer und hoffnungsloser Sonntag – wieder an, an das Buch zu denken, obwohl ich von ungeheurer Mattigkeit erfüllt bin. Ich möchte mich nur hinsetzen und darauf warten, daß die Zeit vergeht. Wie sehr wünsche ich mir, von hier wegzugehen! Das Kommando hat den Urlaub so verteilt, daß ich erst im Oktober gehen kann, was meine Traurigkeit noch vertieft. Seltsamerweise ist gestern ein Gedicht in mir geboren worden, aber ich konnte es, ohne es zu niederzuschreiben, in meinem Kopf ertränken, und heute habe ich es schon vergessen. (Das bereue ich übrigens irgendwie.)

Meine Liebste, ich sehne mich sehr nach Dir und nach allem, was mich mit Dir verbindet. Ich fühle mich so allein und gleichzeitig so untergetaucht, daß ich fast die Gewißheit habe, Dich nicht wiederzusehen. Alles fehlt mir hier in dieser dummen Wüste, und ich denke, warum weiß ich nicht, die ganze Zeit an unsere Wohnung im Arco do Cego, an die Möbel, die Gerüche, an die Gegenstände. Ich weiß schon nicht mehr, was es heißt, etwas anderes zu tragen als Uniform und noch mal Uniform. Die Schützen werden ausrücken, und ich hoffe nur, daß sie mich nicht zum Hubschrauber für die Evakuierungen rufen werden: da ich mit diesen Typen zusammenlebe, fällt es mir etwas schwer, mir einzugestehen, daß ihnen etwas zustoßen könnte …

Entschuldige mich für diesen so mutlosen und entmutigenden Brief, aber das graue Wetter hilft mir nicht gerade: laß uns auf bessere Zeiten hoffen. Eines allerdings, was Jorge in einem Brief gesagt hat, beginne ich jetzt zu begreifen: ich werde nie wieder der Mensch sein, der ich einmal war, nie wieder.

Millionen und Abermillionen Küsse

António

PS. Ich seufze nach Deinen Fotos. Mach sie irgendwo, mindestens hundert, und schicke sie mir, es ist dringend. Ich bete Dich an, nie habe ich mir vorgestellt, jemanden so lieben zu können.

Grüße an Toino, auch er fehlt mir.

 

1.2.71

 

Mein lieber Schatz,

ich liebe alles alles alles an Dir. Ich hoffe, am Mittwoch endlich Post zu bekommen, denn dann kommt das Flugzeug – ein dikkes namens Nord Atlas – nach Gê Coutinho (das hier heißt so, weil er diese Grenze gezogen hat) mit frischen Nahrungsmitteln und mit Briefen. Normalerweise bringen und holen andere Flugzeuge, die einem Privatunternehmen gehören, das eine Straße bis nach Luso zu bauen versucht, die Briefe, aber diese Woche sind sie, warum auch immer, nicht hierhergekommen. Das Leben ist in dieser Gegend so abgeschieden und traurig (die Zeitungen kommen mit wochenlanger Verspätung), daß die Briefe für uns das Wichtigste auf der Welt sind.

Im Augenblick sind hier südafrikanische Piloten, die im Krieg helfen, als Mannschaft silberner Flugzeuge ohne Kennzeichen. Um internationale Komplikationen zu vermeiden, haben unsere auch keine, was das Problem etwas vereinfacht.

Ich jedenfalls halte allem, so gut es geht, stand, aber die Sehnsucht ist so stark, daß sie den Worten den Sinn nimmt. Meine Liebste, ich liebe alles, wirklich alles an Dir und bitte Dich, auf mich zu warten. Wie glücklich wäre ich, dort zu sein, und was würde ich nicht dafür geben, dort zu sein! Die Straßen, Autos, und, Ehrenwort, die Krawatten zu sehen. Ich habe die Farbe Grün satt: grüne Uniformen, grüne Fahrzeuge, grüne Landschaften, grüne Flugzeuge, grüne Kampfanzüge, alles grün. Das Wasser der Wasserspülung algengrün. Der Urin und der Rotz grünlich. Sogar der Wein ist grün. Die Kasernen sind auch grün. Und die Türen und Fenster. Und die Wände von innen!

Meine Liebe meine Liebste ich liebe Dich ganz und gar und sehr. Denk an mich, daran, wie gern ich bei Dir wäre. Und die Straßenbahnen sehen würde! Was ist wohl aus unserer Wohnung geworden? Was hast Du wegen unserer zukünftigen Wohnung beschlossen? Heute war ein wahnsinnig heißer Tag, und die ersten Malariafälle sind aufgetaucht. Wie geht es unserem Sohn, unserer Tochter? Sehnsüchtige Grüße auch an unser Kind, viele. Und viele Küsse für beide. Bitte schreibe mir lange Liebesbriefe. Ich brauche sie so sehr! Ich hätte so gern, daß Du mir Fotos von Dir schickst. Ich gehe Dir auf die Nerven, nicht wahr?

Ich würde Dich so gern wiedersehen! Du wirst ganz gewiß immer schöner werden. Und dicker. Und bauchiger. Ich möchte mich so gern auf Dich legen und in Dich eindringen.

António

 

Vergiß mich nie. Ich denke in jedem Augenblick an Dich, immer.

 

2.2.71

 

Mein angebeteter Schatz,

es regnet weiter unerbittlich, und zu meiner großen Verblüffung ist es kalt. In ein paar Monaten, wurde mir gesagt, in der Cacimbo genannten Jahreszeit, werde die Temperatur bis unter Null fallen: ich fange an zu bedauern, daß ich den dicken Pyjama und die langen Unterhosen und ein Unterhemd auf der Vera Cruz gelassen habe.

Gestern ist das andere Bataillon abgezogen, und wir sind in dieser Schlechtwetterwüste allein zurückgeblieben. Ich beginne den Sackleinengeruch der Schwarzen zu spüren. Ungezählte Meuten von Hunden, die von den aufeinanderfolgenden Bataillonen, die hiergewesen sind, mitgebracht wurden, streunen frei in der Kaserne umher. Die meisten sind von Pusteln übersät, viele hinken. Auf meinen Vorschlag hin werden sie mit einem Bündel Hundeleinen zusammengetrieben und von irgendeiner Kampfgruppe so weit wie möglich von hier freigelassen werden, um Krankheiten und Bisse von nicht geimpften Tieren zu verhindern. Das Gedicht von neulich verfolgt den Henker der Hunde weiterhin, es macht sich breit in meinem Kopf, nervt mich und läßt nicht locker, und es hat sogar schon einen Titel für sich gefunden: Es heißt HELDERBERG COLLEGE, was der Name ist, der auf einem Pappkarton steht, der oben auf dem Schrank in meinem Zimmer vergammelt, und es beginnt folgendermaßen:

Und da fühlte ich eine große Angst zu sterben.

Aber ich, na klar (Du kennst mich ja), tue so, als hätte ich von Tuten und Blasen keine Ahnung (ich finde den Ausdruck witzig) und beachte es nicht.

Ich bin inzwischen schon ein paar Stunden in diesen unsicheren Vögeln geflogen, mal um Verwundete zu evakuieren, mal zu Besuchen in Außenposten. Heute war ich in Ninda und habe dort eine Eingeborenensprechstunde abgehalten, als ich einen gedämpften Knall hörte und dann Rauch aufsteigen sah. Eine Mine war unter unserem Fahrzeug explodiert, es gab sechs zum Glück nur Leichtverletzte. Der Mörserangriff hatte dank eines unglaublichen Zufalls zu guter Letzt wenig Folgen. Es gab überall Splitter. Einer ist in das Zimmer eines Offiziers geflogen und hat das Kabel der Lampe einen halben Meter über seinem Kopf durchgeschnitten. Radio Sambia, das wir jede Nacht hörten, erklärte, sie hätten 3 Tote und 16 Verletzte gemacht, und kündigte für den 4., den Jahrestag der MPLA, unsere vollständige Vernichtung an. Inzwischen habe ich ein ganzes Bündel Briefe bekommen, die alle auf einmal kamen: viele von Dir, drei von meiner Alten, einer von Manuel, ein weiterer von Tante Gógó. Ich würde das Buch von Cortazar wirklich gern lesen, obwohl mir die Zeit und die Stimmung dazu fehlen. Vielleicht beginne ich ja bis zum Wochenende, wenn die Bedingungen sich verbessern, damit, an andere Dinge zu denken außer an die Kranken und mein eigenes Überleben.

Deine Briefe waren eine große Freude für mich. Meine Sehnsucht ist groß, meine Liebe zu Dir groß, riesig, und ich hoffe nur, lebend hier herauszukommen, um es Dir direkt zu sagen. Heute bin ich ruhiger und habe mehr Mut, obwohl ich seit 7 Uhr morgens fast 5 Stunden manchmal durch unglaubliche Unwetter geflogen bin. (Alles in mir zitterte in dieser Scheiße.) Ich möchte, daß Du weißt, daß ich Dich sehr sehr liebe. Alles.

António

Liebe meines Lebens, ich liebe alles an Dir, ich liebe Dich und bete Dich an. Vergiß mich nicht. Es wird alles gutgehen. Wie gut, daß das Kind größer wird und mit den Füßen tritt. Viele Grüße an das Kind und für Dich Millionen von Küssen von Deinem Mann Alves

GTS GTS GTS GTS

 

4.2.71

 

Mein geliebter Schatz,

ich habe geträumt, daß wir ein Mädchen bekommen haben. Und wenn es so sein wird und bevor ich es vergesse, hätte ich gern, daß sie Maria José heißt, zu Ehren ihrer Mutter, der einzigen Frau in meinem Leben, die mir fehlt, als sei ich fern von mir selber, und deren Abwesenheit mir ein wichtiges Glied amputiert (jetzt kann ich mit Dir so reden, denn Du machst schon Autopsien, bist in Anatomie versiert).

Ich habe endlich durch einen gewissen Herrn Domingos, von dem ich nicht genau weiß, wer das ist, ein paar Nachrichten und einen Zeitungsausschnitt bekommen und die Neuigkeit, daß die Fotos wiederbeschafft werden konnten. Aber verdirb ihn nicht mit Geld, denn ich habe es im Überfluß an alle Muschiken an Bord verteilt.

Die Zeit tropft weiter langsam wie aus einer Pipette, und heute, am Jahrestag der MPLA, leben wir in einer energischen und irgendwie ängstlichen Verteidigungsbereitschaft. Ich selber bin etwas angeschlagen von meinen üblichen Eingeweideproblemen, die mich stören und fertigmachen und mich vergrätzt und allem gegenüber gleichgültig werden lassen.

Was die Wohnung betrifft, mache, was Du für richtig hältst. Was ist eigentlich mit der Sache vor Gericht? Wenn sich alles entscheiden würde, wäre das die ideale Lösung, und ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß Senhor Saraiva vom Dachboden springt.6

Meine liebe liebste Liebe, ich bete Dich an und liebe Dich über alles, und Du fehlst mir wahnsinnig. Denk an mich. Unsere Zézinha wächst weiter und bewegt sich weiter, und allein das macht mich froh. Auch für sie viele Küsse und sehnsüchtige Gedanken. Ich mag alles alles alles an Dir, immer. Jetzt ist es dunkel, und überall sind bewaffnete Männer, Scheinwerfer und Feuer, so etwas wie ein afrikanischer, kriegerischer St. Johannistag. Ich denke immer an Dich, habe Dich in jedem Augenblick bei mir, wie ein Licht in mir. Meine Liebe, ich mag alles an Dir, immer, und ich kann diese Worte ständig wiederholen, mehr kann ich nicht: ich mag alles an Dir, ich mag alles an Dir, ich mag alles an Dir, ich mag alles an Dir. Millionen und Abermillionen von leidenschaftlichen Küssen von Deinem Mann

António

Ich bete Dich an und denke immer an Dich. Vergiß mich keinen Augenblick und sehne Dich nach mir so, wie ich mich nach Dir sehne.

Millionen Küsse.

 

5.2.71

 

Mein erboster Schatz,

ich bin gerade eben angekommen und da nennst Du mich bereits einen ausgemachten Lügner! Ich weiß überhaupt nicht, was das für eine Geschichte mit der Zigarettenspitze ist, von der Du erzählst (ebenso »andere«, die Du kennst und ich nicht), aber ich denke, es ist etwas Ernstes! Ganz sicher ist, daß ich mich an keine Zigarettenspitze erinnern kann. Was die Fotos betrifft, so hatte ich ehrlich geglaubt, sie weggeworfen zu haben: offensichtlich ist der Wurf nicht über den Papierkorb hinausgegangen, und mich trifft auch da keine Schuld; einer der Ärzte hat mir gesagt, daß bei der Hitze, die herrschte, die Pralinen ganz sicher verdorben seien. Ich habe darauf gesagt, wenn sie verdorben sind, wirf sie weg, und habe mich nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert! Bis Du böse auf mich geworden bist! Dabei hätte ich ein Recht, böse zu sein, denn Deine Fotos sind hier nie angekommen, und Du sagst in keiner Deiner Zeilen, daß Du mich liebst. Ein weiteres Problem: bis ich die Aerogramme bekomme, schreibe ich nur an Dich. Sag den anderen weiter, daß es mir gutgeht, daß ich sie vermisse usw. – was im übrigen stimmt. Weißt Du, an alle zu schreiben nimmt meine ganze Freizeit in Anspruch und läßt mir keinen Raum für etwas anderes, was entmutigend ist. Erst gestern habe ich fast eine Seite vom Fotoroman gemacht. Mir fehlen Zeit, Ruhe und Anregung. Vielleicht würde mir der Cortazar wirklich guttun. Aber vor allem fehlst Du mir.

Ich habe Dir viel geschrieben und verstehe wirklich nicht, warum Du meine Briefe nicht erhältst. Wenn Du diesen erhalten solltest, sei gewiß, daß ich alles an Dir mag – immer und mein ganzes Leben lang. Diese entsetzliche Trennung ist schwer zu ertragen, aber sie dient mir wenigstens dazu, zu sehen, wie sehr ich Dich liebe, wie sehr ich Dich brauche, wie viel Du mir bedeutest und wie schmerzhaft und leidvoll diese Trennung für mich ist.

Der Krieg geht monoton weiter. Noch 3 Minen, zum Glück ohne Folgen – das sandige Terrain verteilt die Kraft der Explosion ein wenig –, eine Art unschuldige Nadelstichtaktik mit leichten Waffen hier in Gago Coutinho, und vor allem viele auf dem Buschpfad zurückgelassene schriftliche Drohungen. Entlang der Grenze auf der sambischen Seite entstehen immer mehr Lager. Eines allerdings ist bedeutsam: von den 60 000 Bewohnern von Gago Coutinho leben nur noch 5000 hier. Die anderen sind alle im Busch oder in Sambia und unterstützen die MPLA, und das sind die offiziellen, bekannten Angaben. In Cessa gab es beispielsweise 10 000 Einwohner. Heute gibt es dort nur etwa 30 alte Leute. In Chiúme, dem einzigen Ort, den ich bislang noch nicht kenne, ist das Ungleichgewicht noch augenfälliger. Aber: die Typen sind bereits besser bewaffnet als wir, haben Kanonen ohne Rückstoß und Mörser 82, die wir nicht haben. Unsere Soldaten haben allerdings ungeheuren Mut und einen Opfergeist, der mich verblüfft. Ich, der ich Freundschaft mit ihnen geschlossen habe und jeden einzelnen kenne (wir sind nicht so viele), sitze immer auf Kohlen aus Furcht, 2 oder 3 könnten auf der Bahre wieder zurückkommen.

Meine Liebe, ich denke jeden Augenblick an Dich, so wie man an die heilige Muttergottes denkt. Ich schwöre Dir, daß ich alles an Dir mag und dies mit aller Kraft in meinem Fleisch fühle. Wenn ich lebend aus dieser Hölle herauskomme, werde ich sehr glücklich mit Dir sein. Denke voller Freude an mich, empfange viele leidenschaftliche Küsse von António.

 

Laß Dich von Deiner Sehnsucht weder entmutigen noch unterkriegen und habe Mut. Dies alles wird in ein paar Jahren nur noch ein ärgerlicher Alptraum sein. Die Minuten dauern nur so lange … Ich lieb Dich, meine Liebste.

 

6.2.71

 

Mein lieber Schatz,

heute ist ein Monat vergangen, seit wir uns verabschiedet haben, und ich trage das Bild der letzten auf dem Kai verbrachten Augenblicke noch immer mit schmerzlicher Deutlichkeit in mir – als die Augenblicke in meinem Leben, die mir am schwersten gefallen sind. Daher hat mich ein Satz in einem Deiner letzten Briefe sehr verletzt, in dem Du von der Taufe der Tochter der Soutos sprichst und wie schwer es Dir gefallen ist, allein inmitten all der glücklichen Paare zu sein. Dieser Satz von Dir war für mich die Quelle tieftrauriger Gedanken. Ich habe viel über ihn nachgedacht, und je mehr ich über ihn nachdenke, um so mehr deprimiert er mich – und er regt mich etwas auf. Ich hatte gedacht, daß unser Kind und unsere Liebe, tant bien que mal, meine Abwesenheit ausgleichen könnten, weil sie inmitten all der Traurigkeit eine Quelle der Freude sein sollten. Aber ich sehe jetzt, daß ich mich geirrt habe. Leider kann ich nicht dort sein, und Du kannst Dir vorstellen, wie schwer mir diese Trennung fällt. Allein zu leben, nur von meinen Briefen getröstet – und die Worte sind nur wenig, und die Zeit meiner Abwesenheit wird lang sein, zu lang –, ist tatsächlich kein angenehmes Leben für jemanden in Deinem Alter, und ich möchte Dich ehrlich um Verzeihung dafür bitten, daß ich nach hierher aufgebrochen bin. Die Entfernung löscht vieles aus, und in ein paar Monaten wirst Du vielleicht sogar den Klang meiner Stimme vergessen haben. Was ich damit sagen wollte, ist Folgendes: betrachte Dich, wenn Du es nicht willst, nicht durch irgendein Band an mich gefesselt. Nichts hindert Dich daran, zu tun, was Du möchtest, wenn Du es tun möchtest. Wenn man 23 oder 24 Jahre alt ist, gibt es vieles, was wir gern täten, was wir gern erfahren, erleben würden. Du bist vollkommen frei, und ich würde nie wollen, daß Du Dich an einen Toten bindest, falls ich sterbe, oder an einen Lebenden, wenn ich aufhören sollte, Dich zu interessieren. Verzeih. Aber ich hätte Dich so gern meine Abwesenheit mit Stolz ertragen sehen, und daher verstehe ich Deine Traurigkeit nicht, und ich weigere mich auch, sie zu verstehen. Mein Leben hier ist weder angenehm noch leicht und enthält, selbst wenn man keinen heldenhaften Unsinn treibt, eine gewisse Gefahr, die ich nur schwer ertrage, vor allem weil es dazu kommen könnte, daß ich Dich und unser Kind wegen eines unglücklichen Zufalles oder Schicksalsschlages möglicherweise nicht wiedersehe. Du mußt mir Mut und Kraft geben und mir helfen, diesem allen hier standzuhalten, und Du, meine Liebste, hast Dich mir gegenüber bewundernswert verhalten. Schau, ich hatte überhaupt kein Recht, etwas über diesen Satz zu sagen, denn Du wolltest damit nur sagen, daß Du Sehnsucht nach mir hast. Ich mag Dich so sehr, meine Liebste! Ich habe das nur gesagt, damit Du weißt, daß ich Dich immer anbete, immer an Deiner Seite leben will. Sei mir nicht böse und mißverstehe mich nicht. Ich mag alles an Dir immer.

Hier passiert nichts Bedeutendes. Noch drei Minen ohne Folgen, und ein paar gefangene Frauen und Kinder. Und sonst nur die übliche Anspannung, das Warten auf einen Angriff, der zum Glück bislang nicht erfolgt ist, obwohl sie im Radio drohen, Gago Coutinho dem Erdboden gleichzumachen. Beim kleinsten Knall fahren wir alle zusammen, und es wird sicher schwer sein, 2 Jahre lang Angst zu haben, denn der Brigadier dieser Zone hat uns bereits gesagt, daß das vorherige Bataillon aus Versehen ausgetauscht wurde, wir aber nicht ausgetauscht werden. Die Tage sind entsetzlich einförmig, und ich muß sonntags auf den Kalender schauen, um zu sehen, daß wirklich Sonntag ist. Ich habe schon Sehnsucht danach, ein heißes Bad zu nehmen, was wahrscheinlich erst im Oktober wieder passieren wird.

Meine liebste Liebe, empfange viele Küsse und Zärtlichkeiten von Deinem Mann

António

 

Im Oktober werden wir uns wegen dieser langen Abwesenheit rächen … Und uns zehnmal am Tag lieben, ja?

Ich küsse Deine Augen und Deinen Mund, leidenschaftlich.

Denke voller Freude an mich, so wie ich immer an Dich denke.

 

7.2.71

 

Mein schöner, liebster Schatz,

es ist wieder Sonntag, und es regnet seit gestern nachmittag ununterbrochen: der Kasernenhof sieht wie ein Swimmingpool aus, und wenn das so weitergeht, wirst Du die Witwe eines Ertrunkenen sein, obwohl Gê Coutinho auf einer in gut tausend Meter Höhe gelegenen Hochebene liegt. Ich komme allmählich zur Ruhe. Daher habe ich angefangen, eine neue Sintflut zu schreiben7 anstelle der anderen Geschichte, die in Erwartung besserer Tage ruht, einen grauen, tragischen Roman, der von einer der 3 kleinen Geschichten und anderen ausgeht, die Du dort behalten hast. Vielleicht wird es etwas, das man veröffentlichen kann, und ich komme schnell und leicht voran. Ich wollte eine erdrückende, einem die Luft nehmende Atmosphäre schaffen wie diese Einstellung aus dem Film Der Prozeß, wo eine humpelnde Frau einen Koffer durch die Nacht hinter sich herzieht und hohe, seltsame Gebäude sie umgeben. Sobald ich fertig bin, schicke ich ihn Dir, und Du entscheidest, was damit am besten zu tun ist. (Der Regen ist jetzt wahnsinnig stark geworden, und ich weiß nicht, wie ich am Mittwoch fliegen soll.) Die Zeit vergeht immer noch genauso langsam. Ich habe die Bücher angefangen, die Du mir gegeben hast, und habe in einem eine dieser Nachrichten gefunden, die Du an den am wenigsten zu erwartenden Orten hinterlegst und die mich so sehr rühren und mir helfen. Schau, seit ich von dort weg bin, habe ich diese alten, spitzen Schuhe nicht mehr ausgezogen, die sich jetzt in einem gloriosen afrikanischen Tod auflösen. Demnächst werden sie ihre ruhmreiche Karriere in irgendeinem Mülleimer beenden. The way of all flesh.8