Lost & Dark Places Wien - Sophie Reyer - E-Book
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Lost & Dark Places Wien E-Book

Sophie Reyer

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Beschreibung

Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten ... Mit Sicherheit hat Wolfgang Ambros Wiens Aushängeschild an Dark Places besungen. Doch die österreichische Hauptstadt hat noch weitaus mehr Morbidität auf Lager: zum Beispiel in ihren Katakomben tief unter der Hofburg, im Esterházykeller, in der Blutgasse oder in der Fischerstiege. Und wer Glück hat – oder besonderes Pech?, der trifft sogar den Teufel höchstpersönlich am Stephansdom!

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Seitenzahl: 182

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Die Spukvilla im Dehnepark ist ein spannendes Areal (Kapitel 20).

Sophie Reyer · Stefan Schweigert

Lost & Dark PlacesWIEN

33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte

Vom Geist im Alten Rathaus ist heute nicht mehr viel übrig (Kapitel 14).

Gemütliche Kaffeehäuser befinden sich am Lugeck (Kapitel 1).

Der Friedhof der Namenlosen heißt nicht von ungefähr so (Kapitel 17).

INHALT

Einleitung

Verhaltensregeln für Lost Places

33 LOST & DARK PLACES

1Der etwas andere Teddy

Das ehemalige Bärenhaus in Wien

2Das Monster mit dem tödlichen Blick

Das Basiliskenhaus in der Schönlaterngasse

3Wo das Blut sprudelt

Die Blutgasse im 1. Wiener Bezirk

4Von den Wirren des Zweiten Weltkriegs

Die Bombenruine bei der Fischerstiege

5Gotteshaus mit besonderem historischen Background

Die Katholische Kirche Maria Rotunda

6Die Unterwelten Wiens einmal ganz anders

Die Schutzräume unter der Hofburg

7Erfolgsstory eines etwas anderen Bauherrn

Wie der Teufel den Stephansdom unterstützte

8Wien treibt uns noch in den Urin!

Die Jugendstiltoilette am Graben

9Eine unterirdische Schädelstätte

Die Katakomben der Domkirche St. Stephan zu Wien

10Ein unterirdisches Spektakel

Das Kellertheater im Annahof

11Wo die Natur ihren Abdruck hinterließ

In der Unterwelt des Naturhistorischen Museums

12Wien im Regen

Das Schirmfachgeschäft Brigitte

13In Wien ist veritas

Der Esterházykeller

14Ein gruseliges Gesicht

Das Alte Rathaus

15Wo Untote ohne Kopf wüten

Das alte Zeughaus in Wien

16Wo die Nazis Getreide speicherten

Alberner Hafen

17Von verlorenen Seelen ohne Namen

Der Friedhof der Namenlosen

18Wo junge Kunst zu Wort kommen darf

Die Bujatti-Villa

19Wo die Wiener Zombies wohnen

Der Zentralfriedhof

20Der Charme des Verfalls

Die Villa im Dehnepark

21Von Bomben der etwas anderen Art

Die alte Schwedenbombenfabrik in Wien

22Wo die reichen Kerle liegen

Der Nobelfriedhof in Wien Währing

23An der Quelle

Das Wasserschloss am Hackenberg

24Ruhe über den Gipfeln Wiens

Die Kunsteisbahn Engelmann

25Wo die Fehlgebildeten wohnen

Das Anatomiemuseum im Narrenturm

26Der Arzt und der Teufel

Das Paracelsus-Denkmal am Donauturm

27Wenn auf Wiesen Feen hausen

Das Agnesbründl und seine magischen Bewohner

28Von teuflischen Nonnen und bösen Drachen

Der Hermannskogel in Wien

29Wo der Lindwurm wohnt

Der Kahlenberg

30Ein fettes Marterl der etwas anderen Art

Das Wamperte Kreuz

31Eine etwas andere Dreifaltigkeit

Die Wotrubakirche

32Ausflug in ein Geisterschloss

Das Schloss Pottendorf

33Residenz der Kranken

Das Sanatorium Feichtenbach

Register

Impressum

Die Innenansicht des Wasserschlosses strahlt Magie aus (Kapitel 23).

Eine besondere Kommode im Schloss Pottendorf (Kapitel 32)

KAPITELÜBERBLICK

1Das Bärenhaus

2Das Basiliskenhaus in der Schönlaterngasse

3Die Blutgasse im 1. Wiener Bezirk

4Die Bombenruine bei der Fischerstiege

5Die Kirche Maria Rotunda

6Die Schutzräume unter der Hofburg

7Der Teufel am Stephansdom

8Die Jugendstil-Toilette am Graben

9Die Katakomben der Domkirche St. Stephan

10Das Kellertheater im Annahof

11Die Unterwelt des Naturhistorischen Museums

12Das Schirmfachgeschäft Brigitte

13Der Esterházykeller

14Das alte Rathaus

15Das alte Zeughaus

16Der Alberner Hafen

17Der Friedhof der Namenlosen

18Die Bujatti Villa

19Der Zentralfriedhof

20Die Villa im Dehnerpark

21Die ehemalige Schwedenbombenfabrik

22Der Nobelfriedhof in Wien Währing

23Das Wasserschloss am Hackenberg

24Die Kunsteisbahn Engelmann

25Das Anatomiemuseum im Narrenturm

26Das Paracelsus-Denkmal am Donauturm

27Das Agnesbründl und seine magischen Bewohner

28Der Hermannskogel

29Der Kahlenberg und sein Lindwurm

30Das wamperte Kreuz

31Die Wotrubakirche

32Schloss Pottendorf

33Das Sanatorium Feichtenbach

Viele alte Gräber sind im Zentralfriedhof zu finden (Kapitel 19).

EINLEITUNG

»Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten«, sang schon Wolfgang Ambros, der berühmt-berüchtigte Wiener Popsänger in den 1980er-Jahren. Und zugegeben: Er hat auch aus heutiger Sicht Recht! Wien ist voller morbider Orte mit schauerlichen historischen Hintergründen und von der Gesamtbevölkerung verdrängten kleinen Geschichten. Doch damit nicht genug: Die Orte, an denen diese Geschichten geschahen, existieren noch und sind, wenn man neugierig ist, in der Weltmetropole zu finden. Die einen – wie die alte aufgelassene Schwedenbombenfabrik oder das gute alte Schirmfachgeschäft Brigitte – sind nur wenigen bekannt und besondere Tipps unter den Insidern, andere wiederum wie die Jugendstil-Toilette von Otto Wagner begegnen uns ganz nebenbei auf der Durchreise im urbanen Raum. Wieder andere Orte haben spannende und oft recht gruselige Hintergrundgeschichten und/ oder tradierte Sagen, wie das Agnesbründl, der Hermannskogl, auf dem angeblich viele Jahrhunderte lang ein Drache sein Unwesen trieb, oder auch das Relief in der Schönlaterngasse, das noch heute vom bösen Basilisken erzählt.

Je nachdem, ob man sich eher für den verdrängten Hintergrund des Nationalsozialismus, für das mittelalterliche Wien und die Verfolgung der Templer oder für aufgelassene Irrenhäuser wie den Narrenturm interessiert, oder ob man einfach nur ein schönes Museum wie das Naturhistorische Museum von einer anderen Seite kennenlernen will, wird Sie der eine Ort mehr, der andere weniger interessieren. Eines haben die 33 Lost Places in Wien gemeinsam: Sie liefern ein vielseitiges und abwechslungsreiches Profil der Stadt, jenseits des normalen Tourismus. Damit es nicht zu geheimnisvoll wird, ist jeder dieser Orte durch konkrete Anfahrtsbeschreibungen und Öffnungszeiten ergänzt, sodass der Besuch ohne größere Probleme unternommen werden kann. Manche der Orte sind längst von der Natur überwuchert, andere wie der Stephansdom wiederum gut erhalten und zentral gelegen. Viele, wie das verlassene Kellertheater oder auch die Katakomben unter dem Stephansdom, sind im Zentrum der Stadt, befinden sich jedoch unter der Erde, sodass wir über ihnen wandeln, ohne es zu wissen. Andere wieder – man denke an die Schwedenbombenfabrik oder an die Hermesvilla – sind bereits an der Peripherie und wieder andere präsentieren idyllische Wälder und bieten die Möglichkeit für lange Spaziergänge, wie der Hermannskogl mit seinem Agnesbründl. Während sich einige Orte in einer Art Dornröschenschlaf befinden, erfreuen sich andere reger Besucherzahlen. Je nach Lust und Laune kann man so sein Reiseziel wählen – und erhält dazu Hintergrundinformation zu den unterschiedlichen Plätzen.

Verhaltensregeln in Lost Places

Dieses Buch ist als ein praxiserprobter Leitfaden gedacht, der sich mit morbiden und verlassenen Orten in Wien und Umgebung befasst. Der Auseinandersetzung mit dieser Thematik liegt vor allem die Erfahrung zugrunde, dass eine herkömmliche Stadttour relativ schnell langweilen kann. Gleichzeitig stellt es sich, wenn man keine persönlichen Bekanntschaften im Umkreis hat, als relativ schwierig heraus, jenseits des Mainstream-Tourismus Plätze zu finden, die einem ein anderes, vielleicht verborgenes Gesicht einer Stadt zeigen.

Ob es wohl spukt in der Villa im Dehnepark? (Kapitel 20)

VERHALTENSREGELN FÜR LOST PLACES

1. Behandeln Sie die Orte mit Respekt

Jedes Bauwerk und jedes Gebäude erzählen eine Geschichte aus vergangenen Tagen. Dies gilt es zu schützen. Und auch wenn es teilweise nicht so aussieht, aber jeder dieser Lost Places hat einen Eigentümer. Das sollte respektiert werden. Das beinhaltet vor allen Dingen, dass nichts zerstört oder gewaltsam geöffnet wird. Sind Fenster oder Türen verschlossen, sollte das auch so bleiben. Gehen Sie respektvoll mit dem Ort um.

2. Nehmen Sie nichts mit, lassen Sie nichts da

Wenn Sie etwas von einem Lost Place mitnehmen, und sei es noch so klein, ist es Diebstahl. Wie bereits in Punkt 1 gesagt, alle diese Orte haben einen Eigentümer. Daher gilt die Regel: Alles bleibt, wie es ist. Belassen Sie es bei den schönen Einblicken und Fotos, die Sie an dem Ort machen. Gleiches gilt auch umgekehrt: Lassen Sie nichts liegen. Keine Essensreste, keine Kaugummis, keine Kippenstummel.

3. Rauchen verboten

Das bringt uns zum nächsten Punkt: Rauchen verboten. Zollen Sie dem ehrwürdigen Ort Respekt und verzichten Sie für die Zeit, die Sie da sind, auf das Rauchen. Kippenstummel brauchen nicht nur 15 Jahre zum Verrotten (sie sollten übrigens nirgends achtlos weggeworfen werden), sondern können schnell ein Feuer verursachen.

4. Keine Graffiti

Dass Sie nichts hinterlassen sollen, gilt auch für Kunstwerke an den Wänden. Man sprüht einfach nicht auf fremdes Eigentum, sei es noch so schön. Lassen Sie die Wände wie sie sind, sodass auch noch Menschen nach Ihnen den Ort so erleben können, wie er früher einmal war.

5. Seien Sie vorsichtig

Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das gilt vor allem bei Lost Places. Marodes Holz, verrostete Geländer, einsturzgefährdete Decken, lockere Böden (teilweise befinden sich noch Kellergeschosse darunter), eingeschlagene Fenster – die Liste der Gefahren solcher Orte ist lang. Seien Sie daher immer wachsam. Begeben Sie sich niemals in Gefahr für das eine Foto. Das ist es nicht wert. Treppen und obere Etagen sind eine gängige Gefahrenquelle. Schauen Sie sich den Zustand der Treppe und der Decke genau an. Nehmen Sie auch eine Taschenlampe für dunkle Räume und Keller mit.

6. Gehen Sie nicht allein

Es ist ratsam, immer mindestens zu zweit, besser noch zu dritt, einen Lost Place zu besuchen. Da gilt die alte Regel: Ist eine Person verletzt, bleibt die zweite vor Ort und die dritte holt Hilfe. Zudem weiß man nie, wen man vor Ort trifft. Plünderer, Spinner und betrunkene Jugendliche sind auch oft in Lost Places anzutreffen. Da ist es beruhigender, nicht allein unterwegs zu sein.

Im Schloss Pottendorf finden sich spannende Orte (Kapitel 32).

Die Katakomben Wiens weisen eine lange Geschichte auf (Kapitel 9).

7. Erregen Sie kein Aufsehen

Da viele Lost Places in Privatbesitz sind, gilt hier »Betreten verboten«. Auch, wenn das Tor angelweit aufsteht oder ein riesiges Loch im Zaun ist. An Orten, an denen das Zugangsrecht nicht ganz klar ist, ist es ratsam, sein Auto nicht direkt vor dem Gelände zu parken. Schauen Sie beim Betreten des Geländes auch immer, dass Sie niemand sieht. So vermeiden Sie unerwünschte Begegnungen und mögliche Konfrontationen mit der Polizei.

Ausrüstung

Wir empfehlen Folgendes:

•Festes Schuhwerk, hohe Socken (Schutz vor Zecken)

•Reißfeste Kleidung, ggf. leichte Regenjacke

•Kamera inkl. Zusatzakku, Speicherkarten, Stativ

•Proviant und Getränke (nehmen Sie aber alles wieder mit)

•Kopf- oder Stirnlampe für freie Hände

•Taschenlampe mit weitem Winkel für Keller und dunkle Räume

•Taschenmesser

•Aufgeladenes Handy (ggf. Powerbank)

•Notizblock und Stift

•Pflaster und Taschentücher für Verletzungen

•Mücken- und Zeckenspray

Der Dehnepark hat besondere versteckte Stellen (Kapitel 20).

Die Region um das Schloss Pottendorf ist inspirierend (Kapitel 32).

1

DER ETWAS ANDERE TEDDY

Das ehemalige Bärenhaus in Wien

Das alte Bärenhaus am Lugeck soll einst einen Knecht beheimatet haben, der einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war. Doch damit nicht genug: Schenkt man den Quellen Glauben, so hat er auch seine Schwägerin auf dem Gewissen. Bis heute erinnert ein Relief am Lugeck an diese schauerliche Geschichte.

Wien, Innere Stadt Ort Lugeck, 1010 Wien GPS 48.209848, 16.374841 Anfahrt Bus 2A, Haltestelle Rotenturmstraße

Im ehemaligen Bärenhaus kann man heute Teddys kaufen.

Eine inspirierende Vitrine des Bärenhauses

DIE GESCHICHTE Einst lebte der Überlieferung nach in der Nähe des Lugeck ein gar besonderer Knecht. Ja, man munkelte sogar, er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Wie der arme Knabe diesem in die Hände gefallen war? Nun, angeblich hat er ihn bei der Schlacht bei Varna im Jahr 1444 vor dem Tod bewahrt – jedoch nicht ohne seinen Lohn zu fordern. So verlangte der Teufel vom Knecht, dass er die nächsten Jahre mit nichts als einem Bärenfell bekleidet in den Wäldern hausen und sich dort von wilden Beeren ernähren und in einer Höhle schlafen sollte. Das ging einige Jahre gut: Er wurde in der Gegend bald schon als der Bärenhäuter bekannt und hätte wohl immer so weiterleben können. Doch da begegnete der Knecht dem Eigentümer eines Hauses in der Nähe des Lugeck im 1. Wiener Gemeindebezirk. Und dieser wurde von so einem tiefen Mitleid mit dessen verwahrlosten Gestalt ergriffen, dass er beschloss, den Jüngling bei sich aufzunehmen. Damit nicht genug: Er gab ihm sogar seine jüngste Tochter zur Frau. Aber wie staunten da alle, als dieser sich nach einer vollständigen Rasur auch als eigentlich recht ansehnlicher Kerl entpuppte! Sofort beschloss also auch die andere Tochter, den Mann zu heiraten. Ganz zum Leidwesen ihrer beiden Schwestern, die ebenfalls Gefallen an dem Bärenmann gefunden hatten. Diese begannen auch sofort zu toben und zu klagen. So kam es schließlich zum Streit der Mädchen, und während die eine den Tod durch Erhängen fand, ertränkte sich die andere im Hausbrunnen. Das aber hielt den Bärenmann nicht davon ab, weiterhin in dem besagten Haus zu leben. Und zum Andenken an seine Vergangenheit ließ er ein Relief an der Fassade des in seinen Besitz übergegangenen Hauses montieren, das einen steinernen Bären zeigte und an seine schwierigen Tage im Wald erinnern sollte, als er noch in der Hand des Teufels gewesen war.

DIE ENTSTEHUNG DES ORTES Das Haus am Lugeck existierte bereits seit dem Mittelalter und trug lange Zeit den Beinamen an den Lugeck bey deb Fleischpenthen. Der älteste bekannte Besitzer wird im Jahr 1367 urkundlich erwähnt. Laut Quellen hielt es ihn jedoch nicht lange an diesem spukhaften Ort; wegen einer finanziellen Notlage – dieser schuldete einem Herren Johann von Tirna eine gehörige Geldsumme – musste er das Haus an den Mann abtreten. Aber auch diesem war das Gebäude offenbar nicht ganz geheuer, denn er verkaufte es schon am 29. Juli desselben Jahres für 600 Pfund Wiener Pfennige weiter. Nun lebte einige Zeit der Sohn des Wiener Bürgermeisters Heinrich Lang, genannt Jacob Lang, darin, bis es schließlich fast ein Jahrhundert später in den Besitz von Erasmus Ponhaimer überging. Dieser wiederum vererbte es 1452 an seinen Sohn und dessen Schwager Georg Tallhaimer – und genau da kommt unser wackerer Bärenhäuter ins Spiel. Dieser nämlich ehelichte laut Moritz Beckmann die Tochter Georg Tallhaimers, der kurz davor auf dem Grundstück zwei neue Häuser mit den späteren Konskriptionsnummern 734 und 735 hatte errichten lassen. Und da die beiden recht wohlhabend waren, ließen sie gleich mehrere Stockwerke erbauen. Die Zeit des Bärenhäuters war eine recht glückliche, denn sein Schwiegervater zeichnete sich durch Reichtum und Wohlstand aus. Und so florierte das Bärenhaus, bekam mehr und mehr Zubauten und einen eigenen Brunnen im Hof, bis schließlich sogar, wie bereits erwähnt, das berühmte Relief mit dem Bären aus Stein hinzugefügt wurde: ein kleiner Scherz, den der ehemalige Bärenhäuter sich leisten wollte. Danach ging das Haus durch verschiedene Hände, wurde 1567 völlig umgebaut und mit einem dritten Stockwerk versehen. Im Jahr 1664 erwarb es schließlich der Apotheker Johann Paul Sauer. Dieser hatte zuvor seine Residenz auf dem Stephansplatz Nummer 9 gehabt, fand jedoch, dass es an der Zeit war, umzuziehen. Und der gute Johann Paul hatte offenbar Humor! So nannte er seine Residenz bald schon nach dem Schildnamen des Hauses – und fortan hieß die Apotheke in aller Munde Zum schwarzen Bären. Der gute Meister Petz war tatsächlich auch viele Jahre an diesem Ort angebracht – und das gleich an beiden Fronten des Hauses, in schwarz bemalter Form. Genau da, wo die Hauskanten zusammenstießen, konnte man die beiden Bärenköpfe sehen. Leider verschwanden sie aufgrund einer Restaurierung im Jahr 1852 – und auch die sich daneben befindliche Sonnenuhr wurde abmontiert. Wer heute noch die Bärenapotheke sehen will, der muss ein bisschen weitergehen – denn diese übersiedelte an den Graben Nummer 7, da das Gebäude vom Wiener Stadterweiterungsfonds aufgekauft wurde. Einige Jahre diente das ehemalige Bärenhaus dann als Residenz für den Wiener Bauverein, doch 1876 wurde es abgebrochen. Es blieben nur die zwei schönen Höfe mit dem Brunnen, in dem sich angeblich die eine der Schwestern ertränkt haben soll.

In der Galerie Ambiente kann man moderne Kunst bewundern.

Das besondere Erlebnis

Unterhalb des ersten Stockwerks des heute abgerissenen Hauses am Lugeck, genau an der Ecke der Rotenturmstraße, konnte man viele Jahre einen steinernen Bären betrachten, und das in einer Art Doppelform an beiden Seiten der Ecke. Nomen est omen – wurde dieses Gebäude bald schon Zum schwarzen Bären genannt, wobei man es im Volksmund nur kurz das Bärenhaus nannte. Von dem Relief sprach viele Jahre lang so mancher, denn das Lugeck, ein Platz, der bereits 1435 zum Zentrum regen Treibens wurde, war seit dem Hochmittelalter ein wichtiges Wiener Handelszentrum. Doch damit nicht genug: Über einige Jahrhunderte war er auch ein wichtiger Ort für kaiserliche und königliche Festivitäten – und zeichnete sich durch sein multinationales Treiben aus! So widmete der Literat Wolfgang Schmeltzl dem Lugeck auch jenes besondere Zitat: »Ans Lugeck kam ich von ungefähr, / Da gingen Kaufleut‘ hin und her …«

Leider ist von damals nicht viel mehr als die besondere Sage übrig, die von dem Pakt eines Knechts mit dem Teufel erzählt. Vielleicht hat das Lugeck Nummer 1 deshalb so eine besondere und irgendwie gespenstische Atmosphäre. Wer jedenfalls vorbeifahren möchte, dem sei als Tipp auch das Johannes-Gutenberg-Monument empfohlen. Es ist vom Lugeck aus gut sichtbar. Dieses ist jedoch viel jünger als unser leider zerstörtes Relief des Bärenhäuters. Es wurde erst 1890 zu Ehren des Erfinders des Buchdrucks errichtet. Wer gern spazieren geht, der kann vom Lugeck aus gemütlich zu Fuß zum Hohen Markt gehen.

Auch in Wien ist Gutenberg als Statue vertreten.

2

DAS MONSTER MIT DEM TÖDLICHEN BLICK

Das Basiliskenhaus in der Schönlaterngasse

Angeblich hauste einst in der Schönlaterngasse ein furchtbares Wesen, der Basilisk. Ein Relief an der Häuserwand erinnert bis heute an die Spukgestalt, die laut Sage dadurch vernichtet werden konnte, dass man ihr einen Spiegel vors Gesicht hielt.

Wien, Innere Stadt Ort Basiliskenhaus, Schönlaterngasse 7, 1010 Wien GPS 48.209647, 16.377512 Anfahrt U3, Haltestelle Stephansplatz

Im 1. Bezirk lassen sich einige Antiquariate finden.

DIE GESCHICHTE Sie dachte sich wohl nichts dabei, als sie zum Brunnen ging, um Wasser zu holen, diese Wiener Magd, die 1212 in der Schönlaterngasse in Wien im 1. Bezirk diente. Wie erschrak sie, als sie da, tief unten am Grund des Brunnens, etwas funkeln sah. In diesem Moment begann es auch noch, erbärmlich zu stinken! So lief das Mädchen sofort zurück und erzählte der Familie, für die sie arbeitete, von dem seltsamen Ereignis. Die Helden ließen auch nicht lange auf sich warten, und so erklärte sich prompt ein Bäckergeselle, der sehr tapfer schien und außerdem ein Auge auf die Magd geworfen hatte, bereit nachzusehen, was für ein Spuk da im Brunnen wütete. Mit einem Seil ließ man ihn in den Schacht hinab – und hörte ihn, der eben noch so mutig getan hatte, bereits einen Moment später verzweifelt schreien. Sofort holte man den vermeintlichen Helden wieder heraus und lauschte seinem Bericht. Er erzählte, dass dort unten im Brunnen ein schreckliches Monster hause, das ihn mit glühenden Augen angefunkelt habe. Als man wissen wollte, wie genau es aussehe, erklärte er, es habe den Oberkörper eines riesigen Hahns und den Unterleib einer Schlange gehabt. Außerdem habe es an einen Drachen erinnert. Und auf dem Kopf trug das Untier angeblich eine funkelnde Krone. Die Bewohner der Schönlaterngasse strömten bald schon zusammen, lauschten der Erzählung – und wussten nicht so recht, was sie davon halten sollten.

Schließlich befragte man einen weisen Mann, der sofort Bescheid wusste: Das Wesen stellte sich als Basilisk heraus! Bei einem Basilisken handelt es sich um ein entsetzliches Monster, dessen Blick tödlich ist. Wer ihm nämlich in die Augen sieht, der wird sofort zu Stein. Zum Glück jedoch hatte der Alte eine rettende Idee. Man müsste dem Ungetüm nur einen Spiegel vorhalten, dann würde es vor lauter Schock über den Anblick der eigenen Gestalt einfach sterben. Gesagt, getan: Unser Bäckergeselle wagte sich noch einmal schlotternd in den Brunnen – und besiegte dank des Spiegels, den er mitgebracht hatte, den scheußlichen Basilisken.

DIE ENTSTEHUNG DER INSCHRIFT Der Basilisk ist eine Sage, die – bis in die Gegenwart – jedes Volksschulkind lernt. Wen wundert es da, dass derzeit stolze vier verschiedene gültige österreichische Freimarken und Silbermünzen, seit 2009 sogar der 10-Euro-Schein, den Basilisken als Motiv haben? Aber das ist noch nicht alles: Bis heute befindet sich das Basiliskenhaus in der Schönlaterngasse 7 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Das Hausschild trägt den klingenden Titel Zum Basilisken, während sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Wohnhaus befindet, dessen Name nicht weniger poetisch ist: Zur schönen Laterne nennt sich die Nummer 7 dieser berühmt-berüchtigten Gasse, und auch dieser Name versetzt uns sofort in ein mystisches Flair. Wer Kellermauern liebt, der sollte außerdem wissen, dass jene in der Schönlaterngasse aus dem 13. Jahrhundert stammen. Ursprünglich wollte man es Zum roten Kreuz nennen, wie manche Quellen behaupten; beweisen kann man das allerdings nicht. Am 26. Oktober des Jahres 1212 begegnete, so bezeugen alte Dokumente, dem Bäckergesellen Martin Garhiebel dort ein gar schauerliches Untier, das man als Basilisken identifizierte, also als eine Kreuzung zwischen Hahn und Kröte, die nicht nur giftigen Atem ausströmt, sondern auch noch jeden, der ihm in die Augen blickt, zu Stein werden ließ. Um an die Geschichte mit dem Lindwurm zu erinnern, ließ der spätere Eigentümer des Hauses in der Schönlaterngasse 1932 ein Relief mit einem Basilisken an der Frontseite errichten, das man heute noch bewundern kann. Der Erste, der diese Sage niedergeschrieben hat, war Wolfgang Lazius, der Verfasser der Vienna Austriae – und das erst rund dreihundert Jahre später, nämlich 1546. Schenkt man dem Geologen Eduard Suess Glauben, so waren es in Wahrheit giftige Erdgase, die sich da im Brunnen gebildet hatten. Wie auch immer: Die Sage hat sämtliche Hausbesitzer über die Jahrhunderte hinweg derart fasziniert, dass immer wieder darüber gesprochen und darauf Bezug genommen wurde. So brachte ein besonders engagierter Hausbesitzer, der Buchhändler Hans Spannring, anlässlich einer Renovierung des Hauses im Jahr 1577 eine Gedenktafel an. Leider fiel diese einem Hausumbau 1740 zum Opfer, doch das hinderte die Nachfolger nicht daran, sich weiter an die schauerliche Geschichte zu erinnern. Und rund zweihundert Jahre später, 1933, wurde ein Relief an der Frontseite der Schönlaterngasse 7 angebracht, das den stattlichen Lindwurm in seiner ganzen Pracht zeigte. Zwar ist die Fassade des Hauses schon etwas verwittert – und auch die Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs haben ihr zugesetzt –, aber das Monster erkennt man immer noch. Es hat tatsächlich das Gesicht eines Hahns und den Unterkörper einer Schlange. Der Brunnen, in dem das Ungetüm angeblich gewütet hatte, wurde leider zugeschüttet. Doch das macht nichts, denn es lohnt sich allein für das Relief, diesen leicht verwitterten Ort aufzusuchen.

Das Basilisken-Relief hat sich bis heute erhalten.